KOLUMBIEN AKTUELL
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29<br />
kämpft weiter. Wer das Aufstehmännchen<br />
Joachim Koerpel<br />
kennt, weiß nur zu gut, welche<br />
Willenskraft in ihm steckt. Er<br />
hatte die riesige Enttäuschung<br />
zwar noch nicht ganz überwunden,<br />
aber voller Tatendrang<br />
stürzte er sich wieder in seine<br />
nächste Arbeit. Der Erfolg des<br />
Fleißigen ließ bei ihm nicht lange<br />
auf sich warten. Neben dem<br />
Geschäft in Bogotá betrieb<br />
Joachim auch eine Filiale auf<br />
1.300 Meter Meereshöhe, die er<br />
in der angenehmen Wärme von<br />
Mesitas del Colegio mit frischem<br />
Enthusiasmus eröffnet hatte.<br />
Obwohl die guten geschäftlichen<br />
Ergebnisse nicht ausblieben, zog<br />
es Joachim 1951 zurück nach<br />
Deutschland. Ein Jahr später<br />
heiratete er in Berlin seine große<br />
Liebe: Christel Köpke. Nach 25<br />
gemeinsamen Jahren wollte das<br />
E h e p a a r S i l b e r h o c h z e i t i n<br />
Kolumbien feiern. Christel sollte<br />
endlich etwas von dem Land<br />
sehen, das Familie Koerpel eine<br />
zweite Heimat geworden war und<br />
zu dem Joachim so lange keine<br />
Kontakte mehr unterhielt. Die<br />
ersten Ehejahre waren ja dem<br />
Aufbau der Familie, des eigenen<br />
Heims und mehrerer Geschäfte<br />
für Herren- und Damenoberbekleidung<br />
in Berlin gewidmet. Die<br />
Durchführung der Reise zur<br />
Silberhochzeit klappte allerdings<br />
nicht auf Anhieb sondern über<br />
Umwegen erst mehrere Jahre<br />
später.<br />
Anlässlich einer Ausstellung in<br />
der jüdischen Gemeinde lernte<br />
Joachim den damaligen kolumbianischen<br />
Botschafter im Jahre<br />
1982 in Ostberlin kennen. Nach<br />
dieser ersten Begegnung mit<br />
einem Kolumbianer in gut dreißig<br />
Jahren folgten weitere Kontakte.<br />
Über Friendship Force entstand<br />
die Beziehung zum<br />
Zahnarzt César Ardila,<br />
d e s s e n f r e u n d l i c h e u n d<br />
erfrischende Art das Interesse für<br />
die südamerika-nische Heimat in<br />
Joachim wieder aufkeimen ließ.<br />
1985 wurde nun die ersehnte<br />
Reise nach Kolumbien nachgeholt.<br />
Seitdem fliegt Joachim<br />
fast jedes Jahr dorthin. Sehr<br />
selten reist er allein, denn<br />
meistens begleitet er Gruppen<br />
von deutschen Freun-den und<br />
Bekannten, die er auf dieses<br />
Land neugierig gemacht hat.<br />
Nach dem Fall der Berliner Mauer<br />
im Jahre 1989 ergingen weitere<br />
K o n takte ü b e r d e n e r s ten<br />
kolumbianischen Generalkonsul<br />
in Berlin, Herrn Casas. Daraus<br />
entsprang die Idee, einen Club in<br />
Berlin mit ähnlich gesinnten<br />
Kolumbianern und Deutschen zu<br />
gründen. Joachim Koerpel nahm<br />
die Organisation in die Hand,<br />
motivierte viele Interessente,<br />
koordinierte deren Arbeit und<br />
führte vielfältige Veranstaltungen<br />
in Zusammenarbeit mit der<br />
Kolumbianischen Botschaft<br />
durch. Spätere Gespräche mit<br />
anderen Freunden Kolumbiens<br />
aus Hamburg, Stuttgart und<br />
München auf der ITB, der<br />
Internationalen Tourismusbörse in<br />
Berlin, führten zum Beitritt der<br />
Berliner Gruppe in den Deutsch-<br />
Kolumbianischen Freundeskreises<br />
e.V. Unter der Leitung von<br />
Joachim Koerpel wurde dann die<br />
DKF-Niederlassung Berlin im<br />
Jahre 1996 geboren.<br />
Dank ausgezeichneter Land- und<br />
Sprachkenntnisse sowie aufgrund<br />
der hervorragenden persönlichen<br />
Beziehungen in Kolumbien,<br />
gelingt es Joachim stets, große<br />
Begeisterung bei seinen Mitreisenden<br />
zu wecken. Oft werden<br />
die deutschen Reiseteilnehmer in<br />
Aus dem Leben der MItglieder<br />
kolumbianischen Familien untergebracht.<br />
Im Gegenzug nehmen<br />
deutsche Gastfamilien auch<br />
Kolumbianer in Berlin auf. Neben<br />
den landeskundlichen Besichtigungen<br />
steht auf dem Besuchsprogramm<br />
in Kolumbien immer<br />
eine soziale Einrichtung, deren<br />
Arbeit mit Spenden des DKF-<br />
Berlins gefördert wird. Am letzten<br />
Sonntag im Monat wird auf dem<br />
Berliner Stammtisch für diesen<br />
Zweck gesammelt. Diese kleine<br />
Hilfe wird dann vor Ort an die<br />
geförderte soziale Einrichtung<br />
persönlich überreicht.<br />
Für sein soziales Engagement im<br />
Dienste von Kolumbien ist<br />
Joachim Koerpel vom kolumbianischen<br />
Staat bereits zweimal<br />
ausgezeichnet worden. Am 3.<br />
November 1999 wurde ihm durch<br />
das Abgeordnetenhaus Kolumbiens<br />
den<br />
Orden de la Democracia en el<br />
grado !Cruz de Caballero!<br />
verliehen. Am 22. Februar 2002<br />
zeichnete das Kolumbianische<br />
Außenministerium Joachim<br />
Koerpel mit dem Orden Nacional<br />
del Mérito aus.<br />
Durch seine Einstellung zu<br />
Deutschland und zu Kolumbien<br />
zeigt uns Joachim Koerpel, dass<br />
eine doppelte Identität eine<br />
Bereicherung darstellen kann,<br />
wenn man es versteht, die<br />
kulturellen und regionalen<br />
Besonderheiten von beiden<br />
Seiten gleichermaßen zu achten.<br />
Ihm geht es nicht um ein<br />
Entweder und ein Oder, sondern<br />
um die gegenseitige Akzeptanz.<br />
Dies wünschen wir uns auch für<br />
möglichst viele von den DKF-<br />
Mitgliedern, den Menschen, die in<br />
zwei Welten leben.<br />
Kolumbien Aktuell - Ausgabe 78 und 79 - Dezember 2008