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Gruppe roupe Ausgabe Andermatt - Andermatt Biocontrol AG

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8<br />

Integration von Nützlingen und Pflanzenschutzmitteln<br />

Samuel Stüssi, ­<strong>Andermatt</strong>­­<strong>Biocontrol</strong><br />

Einige Wirkstoffgruppen können einen<br />

Nützlingseinsatz über Monate<br />

hinaus beeinträchtigen. Andere Produkte<br />

sind abhängig vom Einsatzzeitpunkt,<br />

der Applikationstechnik oder<br />

der Applikationshäufigkeit verträglich<br />

mit gewissen Nützlingen und<br />

können daher als unterstützende Behandlungen<br />

in eine Pflanzenschutzstrategie<br />

eingebaut werden.<br />

Nebenwirkungslisten<br />

Bereits seit Jahren werden die Daten<br />

aus Versuchen der Firmen oder von<br />

unabhängigen Forschungsstellen im<br />

Rahmen der IOBC (Internationale<br />

Organisation für Biologischen und<br />

Integrierten Pflanzenschutz) zusammengetragen.<br />

In Form umfangreicher<br />

Tabellen sind diese über das Internet<br />

(z.B. unter www.biobest.be) abrufbar.<br />

Vielfach handelt es sich dabei um Labordaten,<br />

welche nicht in jedem Fall<br />

mit den gemachten Erfahrungen im<br />

Feld vergleichbar sind.<br />

Generell sind die Nebenwirkungen<br />

auf Nützlinge mit der Wirkung auf<br />

die Schädlinge vergleichbar. Je breiter<br />

und andauernder ein Produkt wirkt,<br />

desto stärker sind auch die Nebenwirkungen.<br />

Durch selektive Behandlung<br />

von Befallsherden oder von Teilen der<br />

Pflanzen können jedoch Nischen geschaffen<br />

werden, wo die Nützlinge<br />

überleben können. Dieser Umstand<br />

kann, wie wir weiter unten sehen, gezielt<br />

genutzt werden.<br />

Beispiel Neonikotinoide<br />

Die Wirkstoffgruppe der Neonikotinoide<br />

versammelt mehrere Aktivsubstanzen,<br />

welche breite Anwendung als<br />

Spritzmittel, Giessmittel oder Saatgutbeize<br />

finden. Neonikotinoide (z.B.<br />

Confidor, Actara, Allanto, Gazelle)<br />

gehören zu den umsatzstärksten Insektiziden,<br />

welche momentan auf dem<br />

Pflanzenschutzmittelmarkt gehandelt<br />

werden. Das problematische an diesen<br />

Produkten ist die sehr lange Persistenz<br />

(Nachwirkung / Dauerwirkung).<br />

Einmalig behandelte Jungpflanzen<br />

oder Stecklinge werden teilweise über<br />

Wochen von Nützlingen gemieden.<br />

Bei verholzenden Pflanzen kann die-<br />

ser Effekt sogar Monate anhalten. Aus<br />

Grafik 1 ist ersichtlich, dass Weisse<br />

Fliegen auf einmal mit Confidor behandelten<br />

Jungpflanzen, während 15<br />

bzw. 19 Wochen nicht mehr von Encarsia<br />

parasitiert werden. Erschwerend<br />

kommt dazu, dass der Gärtner häufig<br />

gar nicht weiss, wie die zugekauften<br />

Jungpflanzen vorbehandelt wurden.<br />

Als Resultat setzt er Nützlinge ein,<br />

welche wegen den Pflanzenschutzmittelrückständen<br />

gar nicht wirksam<br />

sein können.<br />

Einbindung von kompatiblen Mitteln<br />

in die Pflanzenschutzstrategie<br />

Neben den absolut unverträglichen<br />

Produkten (z.B Pyrethroide) gibt es<br />

eine Reihe von Wirkstoffen, welche<br />

mehr oder weniger gut in die Pflanzenschutzstrategie<br />

eingebunden werden<br />

können. Im besten Fall sind auch<br />

bei mehrmaligem Einsatz gar keine<br />

Nebenwirkungen zu erwarten (z.B.<br />

Bacillus­thuringiensis ➜ DELFIN).<br />

Vorsicht ist jedoch geboten, wenn einige<br />

als «nützlingsschonend» geltende<br />

Produkte mehrere Male in Folge appliziert<br />

werden. So hat zum Beispiel<br />

Azadirachtin (NEEMAZAL-T/S), im<br />

Frühjahr drei Mal angewendet auf<br />

Parasitierungsrate [in %] /<br />

Taux de parasitisme [en %]<br />

100<br />

Woche/<br />

Semaine<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Imidacloprid gespritzt<br />

Imidacloprid pulvérisé<br />

Tomaten, einen negativen Einfluss<br />

auf die Populationsentwicklung der<br />

Macrolophus-Raubwanzen. Werden<br />

jedoch nur die Köpfe der Tomaten behandelt,<br />

entwickeln sich die Nützlinge<br />

viel besser. Eine andere Möglichkeit<br />

den Effekt der Applikationstechnik<br />

auszunutzen ist die Anwendung von<br />

Pflanzenschutzmitteln über das Bewässerungssystem.<br />

Wird zum Bespiel<br />

Spinosad (SPINTOR) anstelle einer<br />

Spritzung über die Wurzel appliziert,<br />

werden Macrolophus-Raubwanzen<br />

praktisch nicht geschädigt. In Einzelfällen<br />

können gar Produkte mit einer<br />

starken Nebenwirkung jedoch kurzer<br />

Persistenz angewendet werden. Dies<br />

jedoch nur, falls danach wieder Nützlinge<br />

freigelassen werden.<br />

Combinaison d’auxiliaires<br />

et de produits<br />

phytosanitaires<br />

Certains g<strong>roupe</strong>s de matières actives<br />

peuvent perturber l’activité des<br />

auxiliaires pendant plusieurs mois.<br />

D’autres produits sont compatibles<br />

avec l’emploi de certains auxiliaires,<br />

cela en fonction de leur période, de<br />

leur fréquence et de leur technique<br />

d’application. Ils peuvent ainsi être<br />

incorporés dans des stratégies de<br />

lutte antiparasitaire en soutien aux<br />

auxiliaires.<br />

Imidacloprid gegossen<br />

Imidacloprid arrosé<br />

Kontrolle<br />

Témoin non traité<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19<br />

Grafik 1: Persistenz / Nebenwirkung einer einmaligen Imidaclopridbehandlung auf wöchentlich freigelassene<br />

Encarsia-Erzwespen an Poinsettien (pers. Mitteilung Dr. Ellen Richter, JKI)<br />

Graphique 1: Influence d’un seul traitement d’imidaclopride sur les lâchers hebdomadaires<br />

d’Encarsia chargés de la prédation des mouches blanches dans une culture de poinsettia (communication<br />

personnelle Dr. Ellen Richter, JKI)<br />

Graph 1: Persistance/side effects of a single imidacloprid application on Encarsia chalcid wasps<br />

released on a weekly basis on poinsettia (personal communication Dr. Ellen Richter, JKI)<br />

ag-journal 2011

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