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Rapport de gestion 2019 (sans Finances et Annexes)

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Text — Mario Wittenwiler / Bild — Alfonso Smith<br />

Saillon — Das En<strong>de</strong> war schrecklich: Mit<br />

eingeschlagenem Schä<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r leblose<br />

Körper von Joseph-Samuel Farin<strong>et</strong> aus <strong>de</strong>r<br />

Schlucht <strong>de</strong>r Salentze bei Saillon g<strong>et</strong>ragen. Ums Leben<br />

kam <strong>de</strong>r Geldfälscher, nach<strong>de</strong>m ihn ein Dutzend<br />

Gendarmen tagelang in seinem unzugänglichen Versteck<br />

belagert hatten. Die genauen Umstän<strong>de</strong> sollten<br />

nie ganz aufgeklärt wer<strong>de</strong>n – was seinen Mythos nur<br />

noch verstärkte. Der allgemeinen Meinung nach hatte<br />

ihn die Polizei, wenn nicht selbst g<strong>et</strong>öt<strong>et</strong>, zumin<strong>de</strong>st in<br />

<strong>de</strong>n Tod g<strong>et</strong>rieben. Einem <strong>de</strong>r Beamten wur<strong>de</strong> seine<br />

B<strong>et</strong>eiligung an <strong>de</strong>r nach Meinung <strong>de</strong>r Dorfbevölkerung<br />

verräterischen Aktion <strong>de</strong>rart nachg<strong>et</strong>ragen, dass er sich<br />

nur durch Auswan<strong>de</strong>rung in die USA von <strong>de</strong>r leidigen<br />

Geschichte befreien konnte.<br />

Wer war dieser Farin<strong>et</strong>? Nun, zumin<strong>de</strong>st war er kein<br />

gebürtiger Schweizer: Auf die Welt kommt er im Jahr<br />

1845 im Dorf Saint-Rhémy am Fusse <strong>de</strong>s grossen Sankt<br />

Bernhard im Aostatal. In seiner Heimat wird er schon<br />

als junger Mann als Schmuggler überführt. Von <strong>de</strong>r<br />

Polizei gesucht, flücht<strong>et</strong> er über die mächtige Passhöhe<br />

ins Unterwallis. Hier führt er sein unst<strong>et</strong>es Leben als<br />

Schmuggler und Schürzenjäger fort. Später<br />

verlegt er sich auf das Geldfälschen.<br />

Und bringt seine falschen 20-Rappen-<br />

Münzen gerne in <strong>de</strong>n Weinstuben unter<br />

die Leute. Gut ausgesehen soll er haben<br />

und mit seinem Charme wird er mehr<br />

als nur eine <strong>de</strong>r hiesigen jungen Frauen<br />

b<strong>et</strong>ört haben. Oft spielt er bei Festen auf<br />

<strong>de</strong>r Geige. Zu <strong>de</strong>n Serviertöchtern hat er<br />

einen speziell guten Draht.<br />

20 Rappen sind auch vor 150 Jahren<br />

kein Vermögen. Man konnte damit aber<br />

einen Nachmittag lang Wein trinken –<br />

o<strong>de</strong>r fünf Kilogramm Kartoffeln kaufen. Zu<strong>de</strong>m sind<br />

sie leichter zu fälschen als Münzen von grösserem Wert<br />

o<strong>de</strong>r sogar Noten.<br />

Seinem Fälschergeschäft konnte Farin<strong>et</strong> nur <strong>de</strong>swegen<br />

nachgehen, weil er ein grosses N<strong>et</strong>z von Komplizen<br />

um sich scharte. Wie abgebrüht einzelne von diesen<br />

G<strong>et</strong>reuen waren, zeigt die verbürgte Anekdote, dass<br />

einer tatsächlich seine Steuerrechnung mit <strong>de</strong>n selbst<br />

Zoltan gefälschten Darvas vid Geldstücken berappen wollte. Später zeigte<br />

Sankt er sogar Bernhardspass<strong>et</strong>.<br />

noch mehr Chuzpe, als er die Busse, die ihm das<br />

Gericht darauf verhängte, ebenfalls mit falschen 20ern<br />

beglich. Farin<strong>et</strong> selbst wird als äusserst begabter und<br />

fleissiger Fälscher, sowie grosszügig im persönlichen<br />

Umgang, in <strong>de</strong>r Gegend rund um Martigny schon zu<br />

Lebzeiten verklärt. Am Fasnachtsumzug in Saxon ehrt<br />

man ihn sogar mit einem ihm gewidm<strong>et</strong>en Wagen. Den<br />

freiheitslieben<strong>de</strong>n Unterwallisern gefällt, wie <strong>de</strong>r spendable<br />

Outlaw <strong>de</strong>n Ges<strong>et</strong>zeshütern immer wie<strong>de</strong>r eine<br />

lange Nase zieht. Egal wo man ihn einsperrt – in <strong>de</strong>r<br />

Schweiz in Sitten, in Italien in Turin und in Frankreich<br />

in Annecy und Chamonix – aus je<strong>de</strong>m Gefängnis büxt<br />

er aus und widm<strong>et</strong> sich wie<strong>de</strong>r seinen falschen 20ern.<br />

ROBIN HOOD<br />

TRANSHELVETICA #55 KRIMI<br />

Und falls man ihn nach langer Jagd endlich erwischt,<br />

fehlen oftmals die Beweise: Die von ihm benutzten Prägemaschinen<br />

verschwin<strong>de</strong>n wie von Geisterhand. Seine<br />

Komplizen und er nehmen die über 100 Kilogramm<br />

schweren Kolosse mehr als einmal kompl<strong>et</strong>t auseinan<strong>de</strong>r<br />

und bringen sie in Nacht- und Nebelaktionen an<br />

einen neuen, temporär sicheren Unterschlupf.<br />

GEDECKT & VERSTECKT<br />

Zum besseren Verständnis <strong>de</strong>r Ortssituation ein kurzer<br />

historischer Exkurs: Der Kanton Wallis wird erst 1815<br />

zusammen mit Genf und Neuenburg Teil <strong>de</strong>r Eidgenossenschaft.<br />

Im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt ein noch junges, fragiles<br />

Gebil<strong>de</strong>. Die französischsprechen<strong>de</strong>n Unterwalliser<br />

fühlen sich gleich doppelt unterjocht: Als sprachliche<br />

Min<strong>de</strong>rheit in <strong>de</strong>r Eidgenossenschaft gegängelt von<br />

Bern – aber auch im eigenen Kanton, wo sie hun<strong>de</strong>rte<br />

Jahre lang Untertanen <strong>de</strong>r vornehmen Herren aus <strong>de</strong>m<br />

<strong>de</strong>utschsprachigen Oberwallis waren. Hinzu kommen<br />

wirtschaftliche Probleme: Das Rhon<strong>et</strong>al ist ein malariaverseuchtes<br />

Sumpfgebi<strong>et</strong>, die Bevölkerung besteht vorwiegend<br />

aus armen Bauern. Die Walliser Kantonalbank<br />

bricht bereits kurz nach ihrer Gründung<br />

zusammen. So wird <strong>de</strong>m Geld <strong>de</strong>s Fälschers<br />

genauso viel Vertrauen entgegengebracht<br />

wie <strong>de</strong>r offiziellen Währung.<br />

Als Verfolgter <strong>de</strong>r Polizei wird Joseph-<br />

Samuel von <strong>de</strong>r lokalen Bevölkerung<br />

ge<strong>de</strong>ckt und versteckt. Für sie ist er eine<br />

Art Robin Hood <strong>de</strong>r Alpen – und ist es bis<br />

heute geblieben. Ganz speziell in Saillon.<br />

Das wun<strong>de</strong>rhübsche Städtchen lieferte<br />

in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

aus seinem Marmor-Steinbruch<br />

Baumaterial für das Bun<strong>de</strong>shaus in Bern<br />

o<strong>de</strong>r die Oper in Paris. Die spezielle Ambiance <strong>de</strong>s<br />

mittelalterlich geprägten Stadtbilds bi<strong>et</strong><strong>et</strong> heute noch<br />

alle vier Jahre <strong>de</strong>n Rahmen für ein Mittelalterfestival.<br />

Vor fast 150 Jahren hatten die Walliser Polizeibeamten<br />

auf <strong>de</strong>r Jagd nach Farin<strong>et</strong> hier einen beson<strong>de</strong>rs<br />

schweren Stand: Sie wur<strong>de</strong>n verspott<strong>et</strong>, beschimpft<br />

o<strong>de</strong>r sogar tätlich angegangen. Der Kult um die legendäre<br />

Figur hat sich bis heute gehalten. Und bekam seit<br />

<strong>de</strong>n 1970er-Jahren Unterstützung vom einheimischen<br />

Journalisten und Schriftsteller Pascal Thurre. Selbst<br />

ein Unterwalliser Original mit feinem Humor, nahm er<br />

sich <strong>de</strong>r Verbreitung <strong>de</strong>s Mythos gerne an – er grün<strong>de</strong>te<br />

beispielsweise die Gemeinschaft <strong>de</strong>r «Amis <strong>de</strong> Farin<strong>et</strong>»<br />

und pflanzte einen nach <strong>de</strong>m Fälscher benannten Weinberg.<br />

Noch heute besuchen Prominente auf Einladung<br />

diesen «kleinsten Weinberg <strong>de</strong>r Welt», um ihn zu pflegen.<br />

Leicht oberhalb von Saillon gelegen, bi<strong>et</strong><strong>et</strong> er einen<br />

wun<strong>de</strong>rbaren Blick auf die Weinberge und die Weiten<br />

<strong>de</strong>r Rhoneebene. Von Zinedine Zidane über Claudia<br />

Cardinale, Jane Birkin und Caroline <strong>de</strong> Monaco: alle<br />

waren sie schon hier. Offizieller Besitzer ist seit 1999<br />

<strong>de</strong>r Dalai Lama. Seit einigen Jahren wird <strong>de</strong>r Rebberg<br />

INSPIRATION «KRIMI»<br />

bc0619_Valais.indd 42 <strong>2019</strong>-07-29 23:36<br />

← Die Salentze-Schlucht oberhalb von Saillon im Unterwallis.<br />

59<br />

By George Koch<br />

Photos by Martin So<strong>de</strong>rqvist<br />

Sven Brunso enjoying crystal immersion beneath the massive Mont Collon<br />

ascentbackcountry.com<br />

51<br />

Travail médias.<br />

Médias<br />

Le travail médiatique constitue un élément important <strong>de</strong> la communication<br />

d’entreprise <strong>de</strong> VWP. En <strong>2019</strong>, plus <strong>de</strong> 200<br />

<strong>de</strong>man<strong>de</strong>s <strong>de</strong> médias suisses <strong>et</strong> internationaux ont permis d’informer<br />

sur les suj<strong>et</strong>s relatifs au canton, à VWP <strong>et</strong> à ses produits.<br />

35<br />

communiqués <strong>de</strong> presse <strong>et</strong> Visages du<br />

Valais envoyés, <strong>et</strong> conférences <strong>de</strong><br />

presse organisées en Suisse<br />

139<br />

<strong>de</strong>man<strong>de</strong>s médias<br />

en Suisse<br />

70<br />

<strong>de</strong>man<strong>de</strong>s médias à l’étranger<br />

124<br />

voyages <strong>de</strong> presse organisés en Valais<br />

350<br />

journalistes en voyage <strong>de</strong> presse<br />

multi<strong>de</strong>stinations en Valais<br />

2941<br />

reportages sur le Valais<br />

Le Val d’Hérens sur TF1<br />

Avec un total <strong>de</strong> près <strong>de</strong> 30 millions <strong>de</strong> téléspectateurs, le<br />

journal <strong>de</strong> 13h sur TF1 a diffusé quatre épiso<strong>de</strong>s sur le Val d’Hérens<br />

en juill<strong>et</strong>. Ces reportages ont été possibles grâce à la collaboration<br />

entre Suisse Tourisme, VWP <strong>et</strong> le Val d’Hérens.<br />

Reportage TF1<br />

Robin Hood<br />

Joseph-Samuel Farin<strong>et</strong> (1845—1880) war im Unterwallis ein legendärer<br />

Geldfälscher. Seit kurzem kann man an verschie<strong>de</strong>nen Orten in <strong>de</strong>r Region<br />

mit Farin<strong>et</strong>-Noten bezahlen – ganz legal.<br />

42 BICYCLING 06/<strong>2019</strong><br />

TVÅ EUROPEISKA LANDSVÄGSGULDKORN<br />

MELLAN<br />

REGN, SOL<br />

OCH KYLA<br />

«Es geht<br />

um <strong>de</strong>n<br />

guten Bergler<br />

mit reiner<br />

Seele.»<br />

Dédé’s Dancers<br />

26

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