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BOLD THE MAGAZINE No.04

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KREATIVITÄT IDEEN ENTSTEHEN IM KOPF | SCHÖPFUNG UND VERÄNDERUNG | DESIGNER HANNS LOHRER | FOTOGRAF TODD MCLELLAN | BERKLEE COLLEGE OF MUSIC | THE GASLIGHT ANTHEM | BLOC PARTY

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66 | BOLD THE MAGAZINE Kunst & Kultur | Im Gespräch Im Gespräch Das wahre Selbst entfachen Bloc Party Autor: F. Reip | Illu: N. Römer Eine der wichtigsten Bands der Gegenwart meldet sich mit einem neuen Album zurück: Bloc Party klingen auf „Four“ deutlich rauer und strittiger, zugleich aber auch entschlossener und eingeschworener als in der Vergangenheit. Darüber will man reden. Die Band hat zwei Tage zuvor einen Gig in Japan gespielt und auf dem Weg nach Berlin noch kurz in London Halt gemacht, wo sich Sänger Kele Okereke um die Einrichtung seiner neuen Wohnung kümmern musste – entsprechend müde wirkt der Mann, der sich während unseres Gesprächs immer wieder stark konzentrieren muss. Gut, dass auch Bassist Gordon Moakes und Drummer Matt Tong (Gitarrist Russell Lissack ist zu Hause geblieben) nicht auf den Mund gefallen sind. Ein Gespräch über persönliche Grenzen und Reibung als Quelle von Kreativität ... Herr Okereke, Sie haben kürzlich betont, dass Sie die neuen Songs nicht erklären, sondern für sich selbst stehen lassen möchten – wie fühlt es sich an, dieser Tage Interviews zu „Four“ zu geben? Kele Okereke: Nun ja, ich rede gern über meine Person. (lacht) Ich habe auch kein Problem damit, mit Menschen zu sprechen, die unsere Arbeit ernst nehmen. Mir ist aber klar geworden, dass man nicht vornweg alles erklären sollte, dass das auch die Art und Weise beschädigen kann, wie die Musik aufgenommen wird. Und natürlich ist es auch ganz schön, sich im Mysteriösen zu verstecken ... Das trifft sich gut, denn wir wollen vor allem über Kreativität im Allgemeinen sprechen ... Okereke: Fantastisch! Wie definieren Sie für sich Kreativität? Gordon Moakes: Kreativität ist mein Leben, ich suche stets nach Möglichkeiten, meine Ideen umzusetzen. Schon als Kind wollte ich in meiner Freizeit immer zeichnen, vor allem Raubkatzen. Auf der anderen Seite ist Kreativität natürlich auch Teil unseres Jobs, wir leben von ihr. Matt Tong: Ich denke, Kreativität sollte eine Herausforderung sein, über sich selbst nachzudenken – auch insofern, als dass man sich als Mensch nicht allein über das definieren sollte, was man beruflich macht. Kreativ kann ich auch sein, wenn ich am Flughafen sitze und etwas schreibe oder zeichne oder auch nur an etwas denke, das gar nichts mit Musik zu tun hat. Okereke: Kreativität ist die Flamme ... (überlegt lang und setzt mehrfach an) Kreativität ist die Flamme, mit der das wahre Selbst brennt ... Ich weiß nicht, ob das Sinn ergibt. Kreativität... (überlegt nochmals) ... ist das Leuchten, das das wahre Selbst entfacht. Sie ist essenziell, glanzvoll, schillernd ... Dennoch haben Sie sich Anfang letzten Jahres von der Musik zurückgezogen ... Okereke: 2009 hatte ich mit einer Reihe von Kurzgeschichten begonnen, an denen ich immer mal wieder weiterschrieb und die ich endlich abschließen wollte. Ich war also stets kreativ, dachte immer noch ans Produzieren – ich wollte nur nicht, dass es dabei um Musik geht. Inwiefern unterscheiden sich die kreativen Prozesse von Autor und Musiker? Okereke: Die Kurzgeschichten habe ich ganz allein verfasst, es ging nur um meine Vision und darum, wie ich sie zum Ausdruck

Kunst & Kultur | Im Gespräch BOLD THE MAGAZINE | 67 bringen konnte. Manchmal war das befreiend, manchmal frustrierend, aber es hat mir dennoch viel Freude bereitet. In der Musik hingegen arbeite ich in der Regel mit anderen zusammen – den anderen Mitgliedern der Band, dem Produzenten ... Die Ideen werden dann durch andere Menschen gefiltert. Die Musik von Bloc Party ist also immer auch ein Kompromiss? „Four“ wirkt trotz seiner stilistischen Vielfalt sehr entschlossen ... Okereke: Wir sind vier sehr unterschiedliche Menschen mit ganz verschiedenen musikalischen Vorlieben und Hintergründen, auch wenn es natürlich Überschneidungen gibt. Wenn wir also gemeinsam Musik machen, müssen unsere Perspektiven in der Balance gehalten werden. Nach rund zehn Jahren im Geschäft haben wir aber ein Verständnis dafür entwickelt, wie das am besten funktioniert. Es ist kein komplett demokratischer Prozess, und wir geraten schon auch mal aneinander – aber gerade deshalb sind wir eine gute Band. Tong: Es stecken eine Menge Überlegungen und gesunde Diskussionen in diesem Album, und ich denke, das merkt man ihm auch an. Reibung als Quelle von Kreativität? Okereke: Ich weiß nicht, ob das so stimmt, aber Reibung tut unserem kreativen Prozess gut. Man betrachtet die Dinge aus anderen Perspektiven, wird gezwungen, seine Arbeit ganz neu anzusehen. Das ist nicht leicht, wenn einem etwas sehr am Herzen liegt, aber wir wissen, dass die Meinung von uns allen zählt. Gerade, wenn einem von uns etwas nicht gefällt. Herr Okereke, in Ihrem Blog haben Sie geschrieben, dass Bloc Party sich als Band an ihre Limits bringen mussten. Wie hat sich das bei der Arbeit am neuen Album konkret angefühlt? Okereke: Als ich an meinem Soloalbum arbeitete, da waren das nur ich und ein Produzent gemeinsam am Computer. Obwohl es aufregend war, nur durch die eigene Vorstellungskraft eingeschränkt zu sein – man kann jeden Sound schaffen, einen Song auf jede beliebige Weise arrangieren, denn digital stehen einem ja alle Mittel dafür zur Verfügung – vermisste ich die Arbeit in der Band. Hier ist man durch das limitiert, was man tatsächlich als Musiker handwerklich beherrscht: Man muss seine Songs ja zunächst einmal selbst spielen können, ehe man sie verfremden lassen kann! Zudem entstehen bei uns als Band einige der besten Momente ganz zufällig, wenn wir herum probieren. Moakes: Oft setzt man sich seine Grenzen ja selbst, zunächst einmal ganz einfach über die Frage: Welche Instrumente spielen wir? Aber das sind keine kreativen Grenzen, sondern technische – innerhalb derer man dann tun kann, was man möchte. ... solange es für alle gemeinsam als Band Sinn ergibt ... Tong: Natürlich. Ich glaube tatsächlich, diese Platte ist besser geworden, als wir alle es uns hätten vorstellen können. Wir hatten schon gute Songs als wir ins Studio gingen, aber ehrlich gesagt ist das jetzt das erste Mal, dass ich vom Ergebnis nicht irgendwie doch ein bisschen enttäuscht bin. Ich habe immer noch nicht genug von der Musik – wie es einem ja oft geht, wenn man ewig an etwas gearbeitet hat. Einige der neuen Songs klingen ganz anders, als man uns kennt, wir spielen in einem anderen Groove, einem anderen Tempo. Das ist eine Herausforderung, und es macht Spaß. Moakes: Für uns war es eine Erleichterung, dass wir als Einheit funktionierten. Wir haben richtiggehend genossen, was wir gemeinsam ausprobieren und auch vollbringen können. An welche Grenzen wir auch immer gestoßen sein mögen – ich denke, wir haben nicht über sie nachgedacht. Aber wir haben gemerkt, dass wir noch eine Menge in uns haben, das wir finden und kreativ umsetzen möchten. Diese Platte gehört uns allen. Link zum Thema: www.blocparty.com

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