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Titelthema: Dachschildkröten

HerpetoramaSchlange der

HerpetoramaSchlange der Superlative –die Kreuzotter ist Reptil desJahres 2024Die Kinderbroschüre zur KreuzotterVor 120 Jahren wurden noch Fangprämien ausgesetzt undzehntausende der damals recht häufigen Giftschlangenjährlich erschlagen, sogar ein Kreuzotter-Vertilgungsvereinwurde extra gegründet. Heute gilt Vipera berus in denDie Aktionsbroschüre der DGHT enthält viele wertvolleInformationen über die KreuzotterRoten Listen Deutschlands und der meisten Bundesländerals „stark gefährdet“, in einigen wie Hessen oder Nordrhein-Westfalensogar als „vom Aussterben bedroht“.Die bei uns heute als selten eingestufte einheimische Schlangebenötigt somit unseren besonderen Schutz, auch wenn sie ineinigen anderen Staaten noch in stabilen Beständen vorkommtund nach den globalen IUCN-Kriterien nicht als bedrohtgilt. Ähnlich wie 2006, als die DGHT zum Start ihrer Aktion„Reptil/Lurch des Jahres“ mit der Waldeidechse schon einmalein Reptil der Superlative in den Fokus gerückt hat – nämlichdie Reptilienart mit der weltweit größten Verbreitung –, istauch die einheimische Kreuzotter eine Rekordhalterin: Siebesitzt das größte Verbreitungsgebiet aller Schlangen derErde und besiedelt in aktuell fünf anerkannten Unterarten(V. b. berus, V. b. bosniensis, V. b. nikolskii, V. b. sachalinensissowie die erst kürzlich revalidierte Alpenkreuzotter, V. b.marasso, die auch an wenigen Stellen in Bayern vorkommt)ein riesiges Gesamtareal. Es reicht über weite Teile Europasund Asiens, von England bis zur russischen Insel Sachalin,und als einzige Schlange ist die Kreuzotter auch jenseits desPolarkreises noch anzutreffen.Ähnlich wie die Waldeidechse ist auch die Kreuzotter einelebendgebärende Art, die gut mit kalten Klimabedingungenzurechtkommt und daher als eine Verliererin des Klimawandelsgelten muss. In Deutschland zeigt sie im langfristigenBestandstrend einen sehr starken Rückgang und auch imkurzfristigen Bestandstrend eine starke Abnahme. Würdeman einer Gefährdungseinschätzung allein diese höchstbedenklichenBestandstrends zugrunde legen, würde bei derKreuzotter die Rote-Liste-Kategorie „vom Aussterben bedroht“resultieren. Da es jedoch derzeit noch einige größere,ausreichend gesicherte und relativ stabile Teilbestände derArt in der Norddeutschen Tiefebene, in den östlichen Mittelgebirgen,im Schwarzwald sowie im südlichen Alpenvorlandund Alpenraum gibt, fällt die Kreuzotter in der Roten ListeDeutschlands 2020 (noch) in die Kategorie „stark gefährdet“.6

Die Kreuzotter ist vor allem tagaktivund besiedelt strukturreiche Heide- undMoorgebiete, Waldränder und Lichtungen.In den Alpen erreicht die ArtHöhenlagen von über 2.500 m, derhöchst gelegene Fundort in der Schweizbefindet sich auf 3.164 m in den BündnerAlpen. Die Kreuzotter gilt zwar alsKulturflüchterin, besiedelt an günstigenStellen aber auch menschengemachteLebensräume wie Truppenübungsplätzeoder Kanalböschungen in kleinen,teilweise erstaunlich stabilen Populationen.Um ihre Bestände in Deutschland,Österreich und der Schweiz langfristigzu sichern, sind jedoch Schutzmaßnahmenwichtig, die in erster Linie aufdie Erhaltung und Optimierung dernoch vorhandenen, manchmal nur sehrkleinräumigen Lebensräume abzielen,z. B. durch die Anlage von Steinriegelnals Unterschlüpfe und Winterquartierefür die Vipern oder durch die Neuanlagevon Laichgewässern für Gras- undMoorfrösche als wichtige Nahrungsgrundlagejunger Kreuzottern. Aberauch die intensivere Bejagung vonWildschweinen als Hauptprädatoren,Aufklärungsarbeit, die Vernetzung vonLebensräumen und Bestandsstützungendurch Neu- oder Wiederansiedlung vonin Zoos und Freilandterrarien gezüchtetenTieren zählen zu den wichtigenSchutzmaßnahmen.Neben der vom Aussterben bedrohtenAspisviper im Südschwarzwald ist dieKreuzotter die einzige GiftschlangeDeutschlands. Bissunfälle kommenbei uns nur selten vor, und sie geschehenauch nur dann, wenn die Vipersich angegriffen fühlt. Die Bisse könnenschmerzhaft sein und zu lokalenSymptomen wie Schwellungen führen,sind für gesunde Menschen abermeist nicht gefährlich oder gar tödlich.Dennoch ist es wichtig, den Biss einerKreuzotter ernst zu nehmen, die Ruhezu bewahren und gegebenenfalls ärztlicheHilfe in Anspruch zu nehmen,denn im Einzelfall können durchausauch mal heftigere Reaktionen auftreten.In Deutschland liegt der letzteTodesfall fast 20 Jahre zurück, 2004war eine 81-jährige Frau auf Rügennach einem Biss gestorben, vermutlichaufgrund eines Herzversagensdurch Schock. Die vor 100 Jahren inHerausgeber des Posters:Deutsche Gesellschaft für Herpetologieund Terrarienkunde e.V. (DGHT)Verantwortlich: Dr. AXEL KWET, FellbachKontakt: DGHT-Geschäftsstelle,Vogelsang 27, D-31020 Salzhemmendorf;Tel.: 05153-80 38 676;E-Mail: gs@dght.de;Web: www.dght.deSteckbrief: Länge 60-80 cm; Oberseite in verschiedensten Brauntönen mitdunkelbraunem, leicht verwaschenem (Weibchen) bzw. schwarzem, kontrastreichemZickzackband (Männchen), gelegentlich ganz schwarz; Schuppen gekielt;Pupille senkrecht schlitzförmig (Giftschlange!), Iris kupferfarben; Lippenschilderweiß, v-förmige Kopfzeichnung.Lebensraum: halboffene Habitate mit wechselnder, deckungsreicher Vegetationund einem Mosaik aus Versteck- und Sonnenplätzen in lichten Wäldernmit ihren Freiflächen und Rändern, Heiden, Mooren, Feuchtwiesen, auf Truppenübungsplätzenund entlang von Fließgewässern und Kanalufern, imalpinen Raum auch auf Blockschutthalden.Lebensweise: Winterruhe von Mitte Oktober bis Anfang/Mitte März;ausgeprägtes Frühjahrssonnen; Paarungszeit von Ende April bis MitteMai; Mitte August bis Mitte September Geburt von 4-18 fertig entwickeltenJungtieren. Nahrung: überwiegend Mäuse, Eidechsen, Blindschleichenund Frösche.Gefährdung: Rote Listen Deutschland und Schweiz „stark gefährdet“,Österreich und Liechtenstein „gefährdet“. Rückgangsursachen: Lebensraumverschlechterungund -verlust, Rodentizide (Vergiftung Mäuse),Sukzession infolge von Stickstoffeintrag, Bebauung, Fahrzeugverkehr,hoher Wildschweinbestand, Klimawandel.Schutzmaßnahmen: Erhaltung und Pflege besonnter Freiflächen undWegsäume in Wäldern und an deren Rändern; Offenhalten von Heidenund Moorrändern; Erhaltung und Anlage von Wurzeltellern,Reisig- und Steinhaufen; keine Mahd in Kreuzotterhabitatenin der Aktivitätszeit, intensive Wildschweinbejagung,Neuanlage von Kleingewässern.Weitere Informationen finden sich im Faltblattbzw. in der Broschüre zum Reptil des Jahres.Bezug oder Download: DGHT (Anschrift unten),Internet (www.dght.de).DGHT-ArbeitsgruppeFeldherpetologie und ArtenschutzWeb: www.feldherpetologie.deText: RICHARD PODLOUCKY, ISERNHAGENBildnachweis:BENNY TRAPP (2),MICHAEL WAITZMANN (1).Gestaltung:ANGELIKA TROIDL & SIEGFRIED TROIDL, Fürth© DGHT 2023Dank an die Sponsoren für die UnterstützungDas Poster kann gegen Erstattung derPortokosten über die DGHT-Geschäftsstellebezogen werden.Das Poster zum Reptil das Jahres 2024der einschlägigen Literatur noch angezeigtenGegenmittel bei Bissunfällen,wie die Einnahme von Kognak bis zurBesinnungslosigkeit, das Abschnürenbetroffener Gliedmaßen oder das Ausbrennender Wunde mit „Höllenstein,Schwefelsäure und glühendem Stift“,sind heute glücklicherweise passé.Die Kreuzotter ist eine wunderschöne,sehr variabel gezeichnete Viper. Diein Einzelfällen bis zu 90 cm langenWeibchen (meist nur bis 70 cm) sindin den unterschiedlichsten Brauntönengefärbt, von hellbraun über beige oderorange- bis olivbraun, während die mitVerbreitung: Nominatform (dunkelgrün), weitere Unterarten (dunkelbraun).60 cm meist etwas kleineren Männchenvor allem zur Paarungszeit im Frühjahrhell- bis silbergrau sind. Auch kupferroteTiere oder Schwärzlinge, sogenannte„Höllenottern“, treten regelmäßigauf. Charakteristisch für die Artsind das unterschiedlich ausgeprägte,meist scharf von der Körperfärbungabgegrenzte Zickzackband auf demRücken und die senkrecht stehendenPupillen, die bei unseren ungiftigenNattern stets rund sind – auch beider harmlosen Schlingnatter, die nochimmer mit der Kreuzotter verwechseltwird. Um Verwechslungen speziell7

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