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Titelthema: Dachschildkröten

TitelthemaPangshura im

TitelthemaPangshura im Vergleich: Das große Tier ist ein Männchen von P. sylhetensis, die beiden größeren Nachzuchttiere gehörenebenfalls zu dieser Art, die beiden kleineren Tiere sind P. tecta, mit dem grünlichen Carapax und dem typischgefärbten Plastron (zweigeteilte dunkle Flecke auf jedem Bauchpanzerschild).und Bangladesch, vonnöten. Allerdings bedürfte es für Aufklärungsbemühungender dortigen 1,5 Milliarden Menscheneines Vielfachen der zuvor genannten Bemühungen! Zudemwird jede Aufklärung ohne Ersatz für die proteinhaltigeNahrung in Form von Schildkröten wenig erfolgreich sein.Auch eine Schildkrötengattung darf nicht erwarten, dass ihreHeimat, selbst wenn sie so groß wie Indien ist, unbeschadetbleibt, wenn sie von über einer Milliarde Menschen besiedeltist; besonders wenn diese die vielsagenden Worte vonM. Gandhi vergessen haben: „Die Erde hat genug für die Bedürfnisse,nicht aber für die Gier aller Menschen“!Zusammenfassend kann man sagen, dass die Menschenim natürlichen Verbreitungsgebiet von Pangshura dieseSchildkröten vor allem als Nahrung sehen. Das mangelndeInteresse an den Tieren selbst habe ich auch bei meinenBesuchen in dortigen zoologischen Gärten feststellen müssen.Der Zoo in Delhi bietet für seinen Besucheransturm(3 Millionen im Jahr) gut ein Dutzend Eintrittskassen an.Das Aquarienhaus befand sich im Bau, zeigte jedoch keineeinzige Wasserschildkröte. Der Zoo in Dhaka hat ein eigenesAquarienhaus, aber alle fünf Aquarien waren leck, ineinem gesonderten Betonbottich, mit abgesperrter Gitterabdeckung,saßen lediglich zwei amerikanische Rotwangenschmuckschildkröten.Auch im Zoo in Kalkutta zeigte manim Aquarienhaus nur einige amerikanische Rotwangen.Nur in den Zoos von Kathmandu in Nepal und in Trivandrumin Kerala, Indien, entdeckten wir (jeweils vom Direktoroder Reptilienchef geführt) einheimische Schildkrötenmit je einer Melanochelys trijuga, sie wurden mit Reis gefüttert!In all diesen Zoos konnte ich keine einzige Pangshurasehen; ob das auf mangelndes Interesse oder Schwierigkeitenbei der Haltung zurückzuführen ist, habe ich leidernicht erfragt.Seltene Pfleglinge in unserenAquaterrarienVon allen Pangshura-Arten wird und wurde fast nur P. tectaöfter in den Aquaterrarien von Schildkrötenliebhabern gehalten.Ihre geringe Größe, die bizarre Gestalt, ihre Farbenprachtund die aktive Lebensweise machen sie zu begehrtenTerrarientieren. Umso verwunderlicher ist es, dass kaumBerichte über die Haltung von Pangshura-Arten zu findenwaren und für manche Arten bis heute fehlen. Weder inEuropa noch in den USA waren die Pfleger von Pangshurain der Lage, die Nachfrage seitens ihrer Terrarianerkollegendurch Nachzuchten zu stillen. „Während unser Wissenüber die Naturgeschichte der Flussschildkröten insgesamtgering ist, wissen wir wahrscheinlich über die Schlüpflingenoch weniger als über alle anderen Altersklassen. Beispielehierfür sind das Verhalten der Jungtiere direkt nach demSchlupf und kurz bevor sie aus der Nistgrube an die Oberflächekommen“ (Moll & Moll 2004).20

TitelthemaWir Terrarianer können kaum etwas bezüglich Lebensweise,Migration oder Geschlechterverteilung unsererPfleglinge in der Natur beitragen, aber unsere Beobachtungenbezüglich sexueller Werbungen, Paarungen, Eiablagen,Eientwicklung, Schlupf sowie zum angeborenen Verhaltenin Richtung ihrer Überlebensstrategien oder der Nahrungssuchekönnen zum Verstehen der Arten sehr wohl dienlichsein. Besonders durch längerfristige, artgerechte Haltungder Tiere sind wir in der Lage, bezüglich Veränderungenihrer Morphologie, ihres Verhaltens oder ihrer Lebensanforderungen,insbesondere in ihren ersten Lebensjahren, dieErkenntnisse eventueller Feldherpetologen einigermaßenzu ergänzen. Gerade derartige Kenntnisse sind für daserfolgreiche Betreiben eines Schutzprojektes, siehe oben,sehr dienlich. „Es gibt noch viel zu lernen über die Rolle,die Flussschildkröten in ihren Lebensräumen spielen“,und: „Bis heute gibt es nur für einen kleinen Prozentsatzder Flussschildkröten der Welt genaue Informationen überihr Fressverhalten“ (Moll & Moll 2004). Weiter schreibendieselben Autoren: „Interessanterweise sind die einzigenBataguriden, von denen bekannt ist, dass sie eher ledrigeals die typischen zerbrechlichen Eier des Typs II absetzen,die flussbewohnenden Gattungen Batagur, Callagur und Kachuga“,und: „Das Geschlechterverhältnis der Schlüpflingebei den Arten mit temperaturabhängiger Geschlechtsdeterminationwird bestimmt von einem komplizierten Mix ausFaktoren, die die Nesttemperatur beeinflussen, ebenso wiedurch die Größe der Weibchen, die resultierende Tiefe derNester, deren Beschattungsgrad und Ausrichtung.“Mir fällt seit Jahren auf, dass mehrere Sumpfschildkrötenartenaus den Subtropen Asiens, wie etwa Batagur, Hardella,Morenia und auch Pangshura, sehr selten in Europaund Nordamerika gehalten werden, und wenn doch, danngelten sie allgemein als hinfällig. Ich vermute, dass diewenigen Pfleger dieser Arten die Luft- und Wassertemperaturen,denen sich die Schildkröten in der Natur aktivaussetzen, allein auf Angaben im Klimaatlas gestützt, unterschätzen.Als wir einmal den ganzen Februar in Indienund Bangladesch verbrachten, erlebten wir dort wohl sehrkalte Nächte, aber an allen Tagen erwärmte die Sonne dieErd- und Wasseroberfläche derart stark, dass Schildkröten,auf Pflanzenpolstern unter der Wasseroberfläche sitzend,ihre Rückenpanzer über das Wasser herausragen ließenund der Sonne stundenlang darboten.Inzwischen schrumpfen die Naturbestände immer mehr,heute sind schon fast alle Schildkrötenarten Asiens in denCITES-Anhängen aufgelistet. Den Behörden der Herkunftsländerist es in den letzten 20 Jahren gelungen, den offenenHandel mit Schildkröten weitgehend zu unterbinden.Großhändler und Händler mussten in den Untergrund,Exporte in den Westen wurden unrentabel. Allerdings istChina näher und zahlt besser. In den Herkunftsländern istman auch noch heute bezüglich des Proteinbedarfs weitgehendauf Wildfänge, besonders von Schildkröten, angewiesen.Hunger geht vor Artenschutz; das wird offensichtlichdort auch amtlich akzeptiert.Literatur gesammelt am Ende des folgenden ArtikelsBücher für Ihr HobbyRotaugenlaubfröscheDr. Tobias Eisenberg & JörgKaesling192 Seiten, zahlr. FarbfotosFormat: 17,5 x 23,2 cmHardoverISBN 978-3-86659-199-839,80 eFrösche im brasilianischenAraukarienwaldAxel Kwet192 Seiten, zahlr. FarbfotosFormat: 17,5 x 23,2 cmHardoverISBN 17,5 x 23,2 cm48,00 eFeuersalamanderStefan Schorn & Axel Kwet144 Seiten, zahlr. FarbfotosFormat: 16,8 x 21,8 cmSoftoverISBN 978-3-86659-156-124,80 eNatur und Tier - Verlag GmbHAn der Kleimannbrücke 39/41 · 48157 MünsterTelefon: 0251-13339-0Fax: 0251-13339-33E-Mail: verlag@ms-verlag.de21www.ms-verlag.de

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