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Titelthema: Dachschildkröten

Natur- und

Natur- und ArtenschutzFeldnotizenFehlamplexus zwischenKreuz- und ErdkröteFehl- oder Mischpaarungen zwischenden drei einheimischen Krötenartentreten immer wieder auf und sind ausder Natur in den verschiedensten Konstellationendokumentiert. Besondershäufig sind Fehlpaarungen von Wechsel-und Kreuzkröte, die aufgrundähnlicher Präferenzen in der Laichplatzwahlund Phänologie wahrscheinlichersind als eine Verpaarung einerder beiden Arten mit der Erdkröte, diedurchschnittlich größere, permanentwasserführende Gewässer bevorzugt,die sie tendenziell auch schon früherim Jahr bei geringeren Lufttemperaturenaufsucht. Die gattungsübergreifendenFehlpaarungen der drei ArtenBufo bufo, Bufotes viridis und Epidaleacalamita führen zur Ablage von Eiernbzw. Laichschnüren, aus denen sich inder Regel gar keine oder deformierteEmbryonen entwickeln und nur selten(vor allem bei Verpaarungen zwischenWechsel- und Kreuzkröte) lebensfähigeMischlinge entstehen. Hemmer hatschon 1973 über solche unter LaboratoriumsbedingungendurchgeführteBastardierungsexperimente und überlangjährige Beobachtungen an Wechsel-und Kreuzkröten im Freiland inder DGHT-Zeitschrift Salamandra zusammenfassendberichtet.Fehlpaarungen zwischen Bufotes viridisund Epidalea calamita – sowohlKombinationen von Wechselkrötenmännchenmit Kreuzkrötenweibchenals auch umgekehrt – sind auch in derneueren Literatur regelmäßig belegt,z B. fotografisch bei Grosse (2022), derselbst drei im Terrarium aufgezogeneHybridkröten 16, 17 und 20 Jahre langgehalten hat. Deutlich seltener aufgrundder genannten ökologischen Unterschiedescheinen in der Natur Fehlpaarungenaufzutreten, an denen dieErdkröte als typisch frühlaichende Artbeteiligt ist. Ein solcher Fehlamplexuszwischen einem Erdkrötenmännchenund einem Wechselkrötenweibchen istebenfalls bei Grosse (2022) abgebildet.Am 09.05.2023 gelang uns bei einernächtlichen Exkursion im SteinbruchEllweiler (Landkreis Birkenfeld) inRheinland-Pfalz um 01:45 Uhr diefotografische Dokumentation einerweiteren interessanten Krötenkombination:Ein Kreuzkrötenmännchenhatte ein offensichtlich verspätet imselben Lebensraum anwanderndes,aufgrund seiner Körperfülle sichernoch laichvolles Erdkrötenweibchenumklammert und ließ sich von ihmin bekannter Krötenmanier huckepacktragen. Das ungleiche Krötenpärchensaß am Wegesrand in der Nähemehrerer Pfützen, in denen sich auchKreuzkrötenlaich und -larven sowieFadenmolche befanden. Wohin dasPaar anschließend wanderte und obes in einem der nahegelegenen großenGewässer im Steinbruch möglicherweisezum Ablegen der Eier kam, wurdenicht weiterverfolgt.Axel Kwet & Sascha SchleichLiteraturGrosse, W.-R. (2022): DieWechselkröte wechselt ihreVerwandtschaft. – Jschr. Feldherpetol.u. Ichthyofaunistik Sachsen23: 59–70.Hemmer, H. (1973): Die Bastardierungvon Kreuzkröte (Bufo calamita)und Wechselkröte (Bufoviridis). – Salamandra 9(3–4):118–136.Ungleiches Krötenpaar: Männchen von Epidalea calamita im Amplexus miteinem Weibchen von Bufo bufo Foto: A. KwetFehlpaarung zwischen Teichfroschund juvenilem OchsenfroschEine Fehlpaarung der etwas anderenArt konnte am 06.05.2023 im LandkreisGermersheim in Rheinland-Pfalz beobachtetwerden. Ein Teichfroschmännchen(Pelophylax esculentus) klammertehier einen juvenilen Nordamerikani-64

Natur- und ArtenschutzFehlamplexus zwischen Teichfroschmännchen und jungemOchsenfrosch Foto: S. SchleichDie bleiche Salamanderlarve vom Steigerwald Foto: J. Kroißschen Ochsenfrosch (Lithobates catesbeianus). Dass bei solcheiner Fehlpaarung keine Reproduktion erfolgen kann,versteht sich von selbst. Trotz mehrfachen Umherspringensdes jungen Ochsenfroschs mit den typisch quietschendenLauten ließ der Teichfrosch nicht freiwillig los – solange, bisbeide Lurche gefangen und manuell getrennt wurden. DerOchsenfrosch wurde anschließend der Natur entnommen,der Teichfrosch wieder am Gewässer ausgesetzt.Der Nordamerikanische Ochsenfrosch tritt, nachdem erschon lange in Baden-Württemberg aus dem Raum Karlsruhebekannt ist, seit wenigen Jahren auch in Rheinland-Pfalzim Landkreis Germersheim auf. Es wird durch diverse Maßnahmenversucht, diese invasiven Neozoen zu bekämpfenund sie der Natur zu entnehmen, da sie eine große Gefahrfür die dort vorkommenden heimischen Amphibienartendarstellen, u. a. durch direkte Prädation und durch wachstumshemmendeAusscheidungen der Larven.Sascha SchleichFund einer weißen FeuersalamanderlarveBestes Amphibienwetter ermunterte uns am Nachmittagdes 06.08.2023 zu einer Exkursion an den Rand desSteigerwalds. Unsere Hoffnung, auch im Sommer undbei schwindendem Tageslicht adulte Feuersalamander(Salamandra salamandra) zu finden, wurde zwar leider nichterfüllt, doch wurden wir durch einen anderen – aus unsererSicht recht spektakulären – Fund mehr als entschädigt.Im Oberlauf eines kleinen Baches fanden wir entsprechendder Jahreszeit Dutzende Salamanderlarven unterschiedlicherGrößen und Entwicklungsstadien. Während mancheLarven noch deutliche Kiemenbüschel aufwiesen, warenandere bereits am Ende der Metamorphose und kurz vordem Landgang.Höhepunkt unserer Exkursion war sicherlich der Fundeiner weißen Salamanderlarve auf dem feinen Keupersedimenteiner Bachgumpe. Der Körper der Larve war fastkomplett weiß mit geringfügiger dunkler Pigmentierungim Schwanzbereich. Die Kiemenbüschel waren hellorange,die Augen dunkel. Wir konnten den „Bleichen vomSteigerwald“ gerade noch fotografieren, bevor er durchunsere Stirnlampe gestört unter altem Laub am Grundeder Gumpe verschwand.In der Literatur sind Berichte über Farbanomalien bzw.Farb morphen beim Feuersalamander und anderenSchwanzlurchen sowie deren Larven bekannt (z. B. Freytag1982; Vlad et al. 2020). Schwierigkeiten bereiten allerdingsdie Klassifizierung und Benennung der entsprechendenVarianten, die noch dadurch erschwert werden, dassLarven und Adulte nicht zwingend das gleiche Erscheinungsbildgeben (Seidel et al. 2012; Pastors & Greven2016). Die beobachtete Larve kann nach der Einteilung vonSeidel et al. (2012) als „amelanistisch“ bzw. auch „leuzistisch“klassifiziert werden. Unbekannt ist in diesem Fall,ob die Larve die Metamorphose überhaupt erfolgreichabschließen konnte und wie sich die spätere Färbung desAdulttieres gestaltete. Unabhängig von der Terminologie:Die Begegnung mit dem „Bleichen vom Steigerwald“ warein beeindruckendes Erlebnis.Sebastian & Johannes KroißLiteraturFreytag, G. (1982): Eine albinotische Larve des Feuersalamanders(Salamandra salamandra) aus dem Harzund andere Feuersalamander-Weißlinge (Amphibia:Caudata: Salamandridae). – Salamandra 18: 89–92.Pastors, J. H. Greven (2016): Die schwierige Klassifizierungvon Farbabweichungen bei einheimischenAmphibien. – Feldherpetologisches Magazin 5: 8–15.Seidel, U., E. Hartmann & A. Hein (2012): Farb- undZeich nungsanomalien beim Feuersalamander (Salamandrasalamandra). – Amphibia 11: 4–19.Vlad, A., D. Cogǎlniceanu, R. Bǎncilǎ & F. Stǎnescu(2020): A case of color aberration in a fire salamander(Salamandra salamandra) larva. – Herpetozoa 33:213–215.65

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