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Titelthema: Dachschildkröten

Titelthemawiederholt,

Titelthemawiederholt, pflegen sie in unsererSchildkrötensammlung und züchtensie mäßig, aber halbwegs regelmäßig.Pangshura sylhetensis verstecken sich gerne neben Steinen am FlussbodenPärchen von Pangshura tentoria aus dem Brahmaputra bei TezpurFoto: V. Inffeldlich an klar definierten, angestammtenNistplätzen, und sie legen ihre Gelegein Nistgruben ab, die sie selbst graben(...); Moll (1979) bezeichnete diesesMuster als Typ I und nahm an, dasses sich um ein ursprüngliches Fortpflanzungsmusterhandelt, das dieFlussschildkröten mit allen Wasserschildkrötengemäßigter Zonen undden Meeresschildkröten teilen“ (Moll& Moll 2004).Das Vorkommen aller Pangshura-Artenbeschränkt sich auf Pakistan, Indien,Nepal und Bangladesch. DerSchwerpunkt ihrer Vorkommen istdas erweiterte Flusssystem des Brahmaputra.Dieser riesige Fluss scheintdurch Größe, Wassermassen (nachdem Amazonas ist er der wasserreichste),saisonale Ausdehnung undrelativ dünne menschliche Besiedlungsdichtenoch nicht allzu sehrunter der Ausbeutung durch Menschenzu leiden. „Der Brahmaputra istwenig erforscht” (Moll & Moll 2004).Diesbezüglich haben wir, besondersmein Sohn Peter mit Rupali Gosh,ein wenig aufgeholt. Wir besuchtendie dortigen Habitate von P. smithii,P. sylhetensis, P. tecta und P. tentoriaGefährdung derPangshura-Arten in ihrenUrsprungsländern„Neben anderen Arten verdienenLand- und Wasserschildkröten besonderenSchutz. Vermutlich ist derwichtigste Grund für die weitverbreiteteIgnoranz gegenüber diesen ökologischbedeutsamen Arten der Mangelan leicht verfügbaren Informationenüber sie“ (Das 1995).Schon immer hat sich der Menschauf allen Kontinenten die Tiere zuNutze gemacht, soweit er konnte.Schildkröten wurden hauptsächlichwegen ihres Fleisches und/oder ihrerschmackhaften Eier verfolgt. Erst seitetwas mehr als 50–70 Jahren konntedieser Aderlass durch gesetzlicheVorschriften weltweit zunehmendgeregelt werden; eine diesbezüglicheffektive Wirkung ist bis heute aberfast nur in Europa und Nordamerikafestzustellen. Besonders in Asienstellt sich trotz aller geltenden Regelungendie Situation so dar, dass wiruns berechtigte Sorgen (nicht nur)um die Schildkröten machen sollten.Viele Menschen haben dort, oft sogarreligiös bestärkt, eine völlig andereEinstellung zu Tieren. Offensichtlichsprechen sie ihnen jede Form von Bewusstsein,Selbsterhaltungstrieb undSchmerzempfinden ab und sind sichtrotz rasantem Bevölkerungswachstumkeineswegs der absehbaren Endlichkeitderartig intensiver Nutzungbewusst (vgl. Santosh & Ashok 2019).Im Rahmen unserer zahlreichen Reisenvon 1991 bis 2015 haben wir trotzgeltender Fang- und Handelsverbotein Indien, Nepal und Bangladeschan vielen Orten Schildkröten aufMärkten, bei Großhändlern, an derStraße oder privat zum Kauf für denmenschlichen Genuss angeboten gesehen(Praschag 2022). Sie wurdenoft lebend, aufeinander geschichtet,an den Beinen gefesselt, auf dem Rückenliegend, ohne Wasser der Sonnepreisgegeben, angeboten. Bei Interesseeines Käufers wurden sie ohneNarkose bei lebendigem Leib wie16

TitelthemaSemmeln aufgeschnitten. Selten beobachteteich, dass ein Händler etwa einergroßen Weichschildkröte (meist auf CI-TES-Anhang I) vorher gnadenhalbermit seinem Schlachtmesser mehrmalsauf den Kopf schlug. Wir haben solcheSzenen, oft mit Erlaubnis, mit zusammengebissenenZähnen in Fotos undFilmen dokumentiert. Von Marktbesuchern,die glaubten, dass wirSchildkröten für unsere Küche kaufenwollten, wurde uns wiederholt zuunserem guten Geschmack gratuliert.Ohne vorherige Betäubung bissen dieTiere noch während des Aufschneidensgegen das Messer; derartigeSzenen berührten die Menschen aufdiesen Märkten in keinster Weise. Soist es auch zu erklären, dass jeglicheSchutzbestimmungen und Verbote,falls überhaupt bekannt, auf völligesUnverständnis stoßen und ignoriertwerden.Bei unseren Nachfragen nach Schildkröten,selbst in entlegenen Dörfern,wurden uns solche oft in drei verschiedenenFormen vorgelegt: frischgefangeneTiere, die auf ihre Zubereitungim Kochtopf warteten, leere Panzervon Schildkröten, die das schon hintersich hatten, oder Jungtiere, die denKindern als Spielzeug dienen sollten.Weitere Beschreibungen verschiedenartigstermenschlicher Schildkrötennutzungmöchte ich Moll &Moll (2004) überlassen, die in ihremKapitel über die Nutzung von Schildkrötenu. a. schreiben: „Mit der Zeithat sich eine Vielzahl ausgeklügelterMethoden entwickelt, Flussschildkrötenzu sammeln. Keine benötigt einenhöheren technischen Aufwand, aberviele erfordern ein großes Ausmaß anKönnen, Geduld und manchmal physischerStärke der Sammler, ebensowie ein detailliertes Wissen der Ökologieder nachgefragten Arten. (...)Selbst in ihren letzten Bastionen sinddie Bestände der Flussschildkrötenstark zurückgegangen (...), hauptsächlichals Folge des Absammelnsvon Eiern. Die Nistpopulationen hiersind in diesem Jahrhundert um über90 % eingebrochen und kollabierenvollständig (...). Trotz gesetzlichemSchutz ist diese Schildkröte immernoch eine der am häufigsten expor-tierten Schildkröten mit hartem Panzer(...). Wie bei den Flussschildkrötenwerden ihre Populationen hauptsächlichdurch die Übernutzung durch lizensierteEier-Sammler dezimiert. DieEier werden mehr geschätzt als dievon Meeresschildkröten und erzielenaufgrund ihrer Größe und ihres gutenGeschmacks den vier- bis fünffachenPreis von Hühnereiern (...). Altherr& Freyer (2000) summieren das Ausmaßdes kommerziellen Handels (regionalund Export nach China) beiDachschildkröten (Gattung Kachuga).Sie belegen einen ernsten Populationsrückgangaller sechs gehandeltenArten” usw.Wer meint, dass das ein auf Asienbeschränktes Problem sei, der irrtgewaltig. Schildkröten wurden vonMenschen in allen Kontinenten, besondersin den Entwicklungsländern,schon früh nicht nur als Nahrung,sondern auch als Handelsware undSchmuck geschätzt und verfolgt.Selbst in den USA waren noch im vorigenJahrhundert die Vertreter derSalzsumpfschildkröten der GattungIn Indien (Assam) ist Pangshura sylhetensis streng geschützt. Im Gegensatzdazu wird die international geschützte P. tecta (CITES-Anhang I) auf jedemFleischmarkt angeboten.17

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