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Titelthema: Dachschildkröten

PanoramaReptilien in

PanoramaReptilien in denWappen ungarischerSiedlungenDie ersten Wappen sind in ungarischen Siedlungenum das 12. Jahrhundert herum aufgekommen.Ihr Vorteil bestand darin, dass in einer Zeit,als die meisten Menschen nicht lesen konnten,die Wappen und Wappenfiguren leicht zu erkennenwaren. Schon anfangs tauchten unter denSymbolen oft verschiedene imaginäre oder realexistierende Tiere auf – darunter auch Reptilien.von Tamás Tóth & Nikoletta KomlósWenn auf den frühen Wappen in ungarischen Siedlungenechte Tiere dargestellt wurden, dann anders alsin der Realität. Anfangs hatten nur die Könige, Gutsbesitzerund Ritter solche Wappen, aber später bekamen auch Siedlungendie Möglichkeit, solche Abzeichen zu verwenden.Die meisten der ungarischen Siedlungen haben auch heutzutagenoch ein Wappen. Es gibt in Ungarn heute 3.155Siedlungen. Davon haben 3.046 Orte ein Wappen. Auf Dutzendendavon können wir Schlangen sehen, aber manchmaltauchen auch Schildkröten und Echsen auf.Goldene Echsen und heilende SchlangenIm Wappen von Bakonszeg erkennt man z. B. eine solcheReptiliendarstellung: Eine goldene Schildkröte schwimmtam Fuß des stehenden Wappenschilds nach links. Im Wappendieser ostungarischen Siedlung ist das Auftauchen einerwasserbezogenen Wappenfigur nicht verwunderlich, dadas Dorf am Ufer eines großen Flusses, des Berettyó, liegt,wo u. a. die Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) vorkommt.Die Gemeinde Csaroda liegt in der Näher der ukrainisch-ungarischenGrenze. Man kann im blauen Feld des unterenTeils des Wappens eine goldene Eidechse erkennen. Derblaue Hintergrund bezieht sich auf die Wasser-, Moor- undSumpfgebiete, die sich in der Region des Bábtava befinden,die eigentlich ein Torfmoor ist. Eine der charakteristischstenTierarten dieser Gegend ist die Bergeidechse (Zootoca vivipara),die als Reliktart aus der Eiszeit in Ungarn überlebt hat(Vásárhelyi 1965; Dely 1983).Schlangen kommen am häufigsten in den Siedlungswappender Komitate (so heißen die Verwaltungsbezirke in Ungarn)Schildkrötendarstellung im Wappen von BakonszegQuelle: www.nemzetijelkepek.huBács-Kiskun, Somogy und Borsod-Abaúj-Zemplén vor. Inallen drei Komitaten leben auch Giftschlangen, die sonstin Ungarn als selten gelten. Unabhängig davon könnenSchlangen aus vielen anderen Gründen in den Wappen derSiedlungen erscheinen. So wurden die Schlangendarstellungenmanchmal aus dem Familienwappen der ehemaligenBesitzer der Gegend übertragen, wie Forráskút (Familie Dorozsma),Inke (verstorbener Ministerpräsident Graf IstvánBethlen), Bácsborsod (Familie Becsei-Töttös), Méra (FamilieMéray), Serényfalva (Familie Serényi) und Szigetbecse (FamilieBecse-Gergely). In einigen Fällen tauchen Schlangenunter den Darstellungen als Teil biblischer Motive auf. Sokann man im Wappen von Baja Adam und Eva mit demApfel und der Schlange sehen. Dies weist darauf hin, dassdie Siedlung am 24. Dezember 1696 zur Stadt erklärt wurde.56

PanoramaDie goldene Eidechse von CsarodaQuelle: www.nemzetijelkepek.huHomokmégy liegt in storchreichem MarschlandQuelle: www.nemzetijelkepek.huIn der römisch-katholischen wie evangelischen Kirche ist der24.12. nicht nur Heiligabend, sondern auch der Gedenktagan Adam und Eva.Besonders erwähnenswert sind Fälle, in denen in denWappen abgebildete Schlangen mit Quellen, Heilwasseroder Heilung in Verbindung stehen. So befindet sich beispielsweiseim unteren Feld des Wappens der GemeindeMoha ein Brunnen mit einer goldenen Schlange, die aufdie örtliche Quelle Ágnes Mohai und ihr Heilwasser hinweist.Auch im Wappen des berühmten Kurortes Parádkönnen Sie eine Schlange sehen, die aus dem Wasserauftaucht und das Gras des Lebens in ihrem Maul hält.Die Nachricht vom Heilwasser verbreitete der berühmteungarische Botaniker Pál Kitaibel, der auch im wissenschaftlichenName der Johannisechse, Ablepharus kitaibelii,geehrt wird. Ebenso ist im Zentrum des Wappens einesanderen bekannten Badeortes, Zalakaros, eine um einenBaum gewundene silberne Schlange zu sehen, die alsSymbol der Genesung und Heilung auf die heilendeWirkung des örtlichen Thermalbads hinweist. Erwähnenswertist auch die Stadt Tokaj, deren berühmter Wein vorallem aufgrund des Gehalts an den Vitaminen B und Csowie Penicillin seit langer Zeit als medizinisch angesehenwurde und daher bis Anfang des 20. Jahrhundertsin Apotheken zur Heilung von Blutarmut und anderenKrankheiten verkauft wurde. Deshalb findet sich im Wappendieser Siedlung auch eine „Eherne Schlange“, die sichum ein goldenes Kreuz windet, dem nach der biblischenGeschichte Heilwirkung zugeschrieben wird.Das Wappen von Szenta zeigt eine Bosnische Kreuzotterim Schnabel eines SchwarzstorchsQuelle: www.nemzetijelkepek.hu57

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