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Titelthema: Dachschildkröten

Natur- und

Natur- und ArtenschutzSie lebt zwar schwerpunktmäßig inwarmen Siedlungsbereichen und hiervor allem an spaltenreichen Mauernund anderen Flächen mit Steinen (z. B.Gartenterrassen). Aber auch in sonstigenvom Menschen geschaffenengut besonnten Lebensräumen wieBahndämmen und Versteinungenvon Fluss ufern wird sie häufig angetroffen.Inzwischen werden jedochauch naturnahe und primäre Habitatebesiedelt, so besonnte, südexponierteFelsbereiche (Felswände, Blockhalden)im Donau- und Inn-Engtal, im unterenIlztal und geröllreichen Abschnittender unteren Erlau (Franzen & Schulte2019; Assmann unveröffentlicht).Neuerdings besiedelt sie auch durchWindwurf und Borkenkäferkalamitätenin den letzten Jahren geöffneteHangwälder (Assmann unveröffentlicht).Die Integration der Mauereidechsenin verschiedene heimischeLebensgemeinschaften ist ihr damitgut gelungen.Die Felsbereiche in der Schlögener Schlinge im benachbarten Oberösterreichsind ein perfekter natürlicher Lebensraum der MauereidechseVielfalt, Convention on Biological Diversity,CBD) festgelegt wurde. DieserKonvention ist Deutschland beigetreten.Daher wären nach Schulte (2022)Hybridisierungen gebietseigener Linienmit gebietsfremden negativ zu sehen.Eine eher dynamische, zukunftsorientierteBetrachtung sieht aber einenmöglichen Gewinn auf der Art-Ebenedurch eine größere Vitalität von Hybriden(vgl. Thiesmeier 2022).Lebensräume der gebietsfremdenMauereidechsen im LandkreisPassauVor allem in ihrem südlichen Arealkommt die Mauereidechse in sehr unterschiedlichenLebensräumen vor. Imnördlichen Verbreitungsgebiet ist dieArt dagegen eher auf trocken-warme,oftmals steinige, vegetationsarme undsüdexponierte Standorte beschränkt(Schulte 2022).Vergesellschaftung mit anderenReptilienartenEin gut bekanntes Beispiel für die Vergesellschaftungvon Reptilien ist dasDonauengtal mit dem Naturschutzgebiet(NSG) „Donauleiten von Passaubis Jochenstein“. Seit etwa 100 Jahrenkommt hier die Mauereidechse gemeinsammit Zaun- und Smaragdeidechse,Blindschleiche, Äskulapnatter,Schling- und Ringelnatter vor.Vor allem am Bahndamm zwischenPassau und Obernzell leben Mauereidechsenseit dieser Zeit syntopmit der Smaragdeidechse (Mertens& Schnurre 1949; Frör 1986; Waitzmann& Sandmeier 1990). Im Detailgibt es hier sowohl Überlappung alsauch Differenzierung in der Habitatnutzung.So werden glatte Felswändevon der Smaragdeidechse nicht zurFuttersuche oder zum Sonnen aufgesucht.Im Gleisbereich mit Schotterflächenund spaltenreichen Stützmauernkommt es jedoch zu Überlappungender Habitate beider Arten. Dies hatbisher aber zu keinen erkennbarenAuswirkungen auf die Smaragdeidechsegeführt. So schätzte Frör(1986) auf Basis von Untersuchungenvon 1979 und 1984 den Bestand der70

Natur- und ArtenschutzSmaragdeidechsen an den Donauleiten auf 380 bis 480Tiere. Bayerl geht nach Untersuchungen von 2003 bis2007 von ca. 550 Individuen aus (Assmann & Bayerl 2019).Unsere weit verbreitete Zauneidechse bevorzugt eherkurzrasige oder lückenhafte Vegetationsbestände. Dabeikönnen auch Steine eine gewisse Rolle als Sonnplatz,Unterschlupf und Quartier spielen. Sie kann nicht so gutklettern wie die Mauereidechse. Dies gilt auch weitgehendfür die Smaragdeidechse. Deren Habitatpräferenzen steheneher der von Zauneidechsen nahe, eine Konkurrenzsituationergibt sich primär zwischen diesen beiden Arten.Mauereidechsen haben bisher auch keinen erkennbarenEinfluss auf seltene Insektenarten im NSG gehabt.Dagegen konnte im NSG „Donauleiten von Passau bisJochenstein“ eine Smaragdeidechse dabei beobachtetwerden, wie sie etliche Raupen von dem extrem seltenenNachtfalter Hofdame (Arctia aulica) verzehrte (Assmann2016). Dieser Falter ist wie die Östliche Smaragdeidechsein Deutschland „vom Aussterben bedroht“. Soll mandaher die Schutzmaßnahmen für die Smaragdeidechseeinschränken?In einem Seitental der Donau werden seit ca. 20 JahrenSmaragd-, Zaun- und Mauereidechsen gemeinsam beobachtet.Vor allem durch den Bau eines Sedimentbeckens sindoffene Rohbodenflächen im oberen Talbereich entstanden.Auf denen entwickelte sich in den letzten Jahren eine guteZaun eidechsenpopulation. Die Habitatsituation zeigt eineZonierung von offenen kiesig-sandigen Rohbodenflächenüber Trittpflanzen-Gesellschaften und einer schmalen Saumvegetationenbis zu einem Gehölzmantel am Waldrand.Durch dazu noch unterschiedliche Feuchteverhältnisseentstand ein ideales Zauneidechsenhabitat (Hansbauer& Zahn 2019). Es wurde aber nicht von Mauereidechsenbesiedelt. Mauereidechsen gibt es im Talraum nur in Einzelexemplarenund fast nur im unteren Talbereich. Hierkann man zeitweise auch Zaun-, Smaragd- und Mauereidechsengemeinsam an Habitatstrukturen beobachten. Einemit der Zauneidechse vergleichbare Population konnte dieMauereidechse jedoch nicht aufbauen.Es ist schwierig, mögliche Konkurrenzsituationen vonMauereidechse und Zauneidechse im Landkreis Passauumfassend und einigermaßen sicher vorauszusagen. UmSmaragdeidechse und Mauereidechse sonnen sich gemeinsam auf einem Stein an den Donauleiten71

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