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Titelthema: Dachschildkröten

Natur- und

Natur- und Artenschutzder Realität nahe zu kommen, wärenaufwändige repräsentative Habitatanalysenin den verschiedenen Landschaftennotwendig.Grob, nach den Gebietskenntnissendes Autors gesehen, könnten Konkurrenzsituationenam ehesten inSiedlungs- und Gewerbegebieten sowiean Begleitflächen von Straßenund Bahnlinien und evtl. auch anAbbauflächen unter 600 m ü. NNauftreten. Dies gilt aber sicher nur,wenn beengte Habitatverhältnissevorhanden sind.In den Tälern der Flüsse Gaißa, Ilz undErlau sowie in kleineren Seitentälernder Donau gibt es mögliche Überlapundnahe den Inn-Hängen denkbar.Hierbei dürfte es sich dann nur umEinzeltiere handeln.Ein Beispiel für eine gewisse Alleinstellungder Mauereidechse in bestimmtenHabitaten sind die Mauern am PassauerInnkai. Diese können nur ihr eineLebensmöglichkeit bieten. Auch in anderenSiedlungsbereichen mit dichterBebauung sind keine Zauneidechsenvorhanden. Wald- und Smaragdeidechsescheiden im Siedlungsbereichvöllig aus.Mauereidechse an ihrem Quartier in einer hohen Mauer am Innkai in Passaupungen mit Vorkommen der Zauneidechse.In diesen Lebensräumen sindaber noch relativ gute und vielfältigeHabitatverhältnisse vorhanden. Daherrechnet der Autor hier nicht mit einerVerdrängung der Zauneidechse.In der weiten Feldflur gibt es kaumgeeignete Lebensmöglichkeiten fürdie Mauereidechse. Ein Wettbewerbmit der Zauneidechse scheidet hierweitgehend aus.Durch ihre Präferenz für feuchtereWaldlebensräume und Lagen über600 m ü. NN ist im Passauer Raumein Zusammentreffen von Waldeidechseund Mauereidechse nur imNeuburger Wald südlich von PassauEinheimische Reptilien und KlimawandelFür die Verbreitung der wechselwarmenReptilien ist im Wesentlichender Faktor Klima entscheidend. DerKlimawandel kann sich durch dieVeränderung in der Verbreitungvon Arten, durch Witterungsextremeund durch die Veränderungvon Lebensräumen bei Amphibienund Reptilien bemerkbar machen(Zahn 2019).Folgende, auch für Reptilien relevantePrognosen zum Klimawandel sindim Klima-Steckbrief Niederbayernenthalten (LfU 2022):• Zunahme der Jahresmitteltemperaturseit Mitte des 20. Jahrhundertsum 2,1 °C,• Niederschlagsmengen nehmen imSommer ab und im Winter zu,• es kommt verstärkt zu Hitze- undTrockenperioden,• die Verlängerung der Vegetationsperiode,• die Zunahme von Naturkatastrophenmit starken Wirkungen, z. B.Windwurf in Wäldern durch Unwetter,bei denen offene Bereicheentstehen und dadurch Licht undWärme in die Wälder kommt.Vereinfacht dargestellt sind bei Reptilienarten,die in kühleren und/oderfeuchteren Verbreitungsgebieten undLebensräumen vorkommen, negativeAuswirkungen zu erwarten. Hierzuzählen Kreuzotter und Waldeidechse.Auch auf die Zauneidechsekönnen sich Hitze und Trockenheitnegativ auswirken. Dagegen könntenÖstliche Smaragdeidechse, Äskulapnatterund Mauereidechse vom Klimawandelprofitieren (Zahn 2019).72

Natur- und ArtenschutzSchlingnatter erbeutet Mauereidechse im Gleisschotterder Bahnstrecke Passau–ObernzellPopulationsdynamik, Fitness und weitere Ausbreitungsmöglichkeitenvon MauereidechsenAls Art hat die Mauereidechse insgesamt vergleichsweisegünstige biologische Charakteristika:• Mehrfachgelege in einem Jahr (bis zu drei im Jahr),• kurze Generationszeiten,• schnelles Wachstum,• hohe Ausbreitungsdynamik,• aggressives Territorialverhalten,• lange Aktivitätszeiten im Jahr.Bei den gebietsfremden Individuen unterschiedlichergenetischer Linien innerhalb von Vorkommen könnendurch eine hohe genetische Diversität zusätzlich sehrflexible Anpassungen auch an suboptimale Standorteerfolgen. Hierzu gibt es bereits Beobachtungen. Währenddie gebietseigenen Vorkommen meist keine oder nur einegeringe Tendenz zur Expansion zeigen, breiten sich vorallem Hybrid-Populationen aus (Schulte 2022).Da es sich bei den in Passau ausgesetzten Eidechsenbereits um einen eingebrachten Hybrid handelt, ist diessicher zusätzlich förderlich bei seiner Ausbreitung gewesen.Nicht unbedeutend, vor allem im Siedlungsbereich,dürfte sein, dass Mauereidechsen flinker und kletterfähigerals unsere einheimischen Zauneidechsen sind. Diesehaben daher bei dem oft hohen Katzenbestand wenigeÜberlebenschancen. Mauereidechsen sind daher häufigdie einzigen Eidechsen in Siedlungsbereichen etwa inObernzell.Die Ausbreitungsmöglichkeiten von Mauereidechsen imLandkreis Passau sind durch Meereshöhe, klimatischeVerhältnisse und das Lebensraumangebot begrenzt. Diebisher bekannten Lebensräume liegen vorwiegend in südexponiertenHanglagen oder beherbergen stark besonnteElemente in einer Meereshöhe unter 700 m (Schulte 2022).Weitere Ausbreitungsmöglichkeiten bestehen daher vorwiegendin den Tälern von Gaißa, Ilz und Erlau und dortvor allem in den Ortschaften.In weiten Hügellandflächen mit landwirtschaftlicher Nutzungohne warme Sonderstrukturen sind potenzielle Habitatekaum oder nur gering vorhanden.Adulte, seltener im Raum Passau auftretende braune Mauereidechse (Schloss Neuburg am Inn)73

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