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Beschaffung aktuell 05.2022

» KARRIERE noch

» KARRIERE noch verbesserungsfähig. In keiner Simulation kam es zu einem Konflikt auf der Beziehungsebene, dies wurde dem Abteilungsleiter auch in der täglichen Zusammenarbeit von seinem Team bestätigt. Mit diesen Erfahrungen, in Kombination mit den transparent gewordenen Ressourcen Wertschätzung und Empathie, erhielt der Abteilungsleiter mehr Sicherheit, Konflikte stringenter und gelassener auszutragen. Seinen persönlichen Konfliktstil hat er von vermeidend und nachgebend in einen nachhaltigen Win-win-Stil gewandelt. Bild: Performance Consulting International Coaching ist jedoch kein Selbstläufer, sondern ein erfolgreiches Coaching ist an folgende Voraussetzungen geknüpft: • Freiwilligkeit: Der Coachee sollte sich freiwillig für ein Coaching entscheiden, sodass eine intrinsische Einsicht in die Sinnhaftigkeit des Prozesses vorliegt und eine Teilnahme nicht „diktiert“ wird. • Diskretion: Vertraulichkeit über das Coaching ist eine weitere Voraussetzung für einen erfolgreichen Prozess. Ohne Diskretion wird sich ein Coachee nicht wirklich öffnen und wesentliche Ansätze für Veränderungen werden nicht zugänglich. • Gegenseitige Akzeptanz: Akzeptanz zwischen Coach und Coachee ist eine weitere Erfolgsvoraussetzung. Die Akzeptanz sollte nicht nur auf der fachlichen Ebene vorhanden sein, sondern genauso wichtig ist es, im zwischenmenschlichen Bereich zueinander zu finden. • Selbstmanagementfähigkeiten: Der Coachee sollte in der Lage sein, Verhalten zu reflektieren, blinde Flecken mit Unterstützung des Coachs zu erkennen, Lösungen für Verhaltensänderungen zu entwickeln und diese nachhaltig umzusetzen. Ist die Selbstmanagementfähigkeit nicht gegeben, führt ein Coaching nicht zum gewünschten Erfolg. • Offenheit und Transparenz: Ohne Offenheit und Transparenz ist es nicht möglich, an herausfordernden Anliegen des Coachees zu arbeiten. In Kombination mit Diskretion helfen Offenheit und Transparenz dem Coachee, sich wirklich zu öffnen und über Erfahrungen zu reden, über die er nicht gewohnt ist zu sprechen. • Veränderungsbereitschaft: Wahrscheinlich die anspruchsvollste Voraussetzung, die ein Coachee mitbringen sollte. Jahrelange Verhaltensmuster zu ändern, die dem Coachee eine subjektive Sicherheit vermitteln, ist die „Kür“ im Coaching-Prozess und bedarf i. d. R. intensiver Unterstützung durch den Coach. Welche wesentlichen Benefits kann man aus dem Coaching des Abteilungsleiters ableiten? • Jeder Coachee lernt sich, seine Persönlichkeit und seine Ressourcen besser kennen und kann so seine/ ihre Leistung nachhaltig steigern. • Coaching agiert sehr stark auf der Haltungsebene (Mindset), als Fundament zum Ausbau der individuellen Veränderungsfähigkeit. • Coaching stärkt die Fähigkeit zur Selbstreflektion und fördert so Flexibilität und Anpassungsfähigkeit • Coaching als (neuer) Bestandteil des (zukünftigen) Führungsverständnisses fördert die Entwicklung der eigenen MitarbeiterInnen und erhöht nachhaltig die Teamperformance. Coaching bezieht sich nicht nur auf einzelne Personen, sondern kann auch die Transformation von Teams und die Agilisierung ganzer Bereiche wirksam unterstützen. Bild: Weber Jürgen Weber Zertifizierter Business Coach (DBVC, IOBC) und Inhaber „Jürgen Weber Coaching empowers People“ 64 Beschaffung aktuell » 05 | 2022

BÜCHER « Wie zukunftsfähig sind unsere Mittelständler? Unsere Hidden Champions müssen zu Weltbürgern werden Die mittelständische Industrie gilt als das Herzstück der deutschen Wirtschaft. Es sind unsere Hidden Champions, die in den letzten Jahrzehnten von der Globalisierung und den offenen Märkten profitiert haben. Doch nun gerät die Weltordnung in Bewegung und es stellt sich die bange Frage, wie es weitergehen wird mit dem exportstarken deutschen Mittelstand. Bild: Campus Hidden Champions – Die neuen Spielregeln im chinesischen Jahrhundert . Campus Verlag, Frankfurt/M, – New York 2021, 280 Seiten , 39,95 Euro, ISBN: 9783593514840 Den Begriff Hidden Champions prägte Hermann Simon vor mehr als 30 Jahren. Er tat damit einen Glücksgriff. Seine zu diesem Thema seit 1996 erschienenen Schriften haben weltweit große Beachtung gefunden. Hidden Champions erfüllen – so Simons Abgrenzung – drei Kriterien: Erstens gehören sie in ihrem »Das neue Mantra lautet Glokalisierung.« matet. Sie sind geprägt durch die Gründerpersönlichkeiten. Ihr genetischer Code ist der der kreativen TüftlerInnen. Die vorliegende, angenehm zu lesende Schrift legt den beeindruckenden Aufstieg der Hidden Champions in den goldenen Jahren der Globalisierung 1990 bis 2010 dar. Doch inzwischen haben sich die Zeiten grundlegend geändert. Von freiem Handel sowie Wandel durch Handel kann man leider immer weniger sprechen. Simon postuliert die These, dass das chinesische Jahrhundert mit völlig neuen Spielregeln eingeläutet sei. Man mag das so sehen oder auch nicht. Nicht zu bestreiten ist jedenfalls, dass die Globalisierung nicht zuletzt wegen des Aufstiegs Chinas von der Werkbank des Westens zum sehr ernst zu nehmenden Wettbewerber in eine neue Ära eingetreten ist. Immer deutlicher wird, dass sich in der neuen Weltordnung mit den USA, China und Europa drei auf strategische Autonomie, ja sogar Autarkie bedachte Wirtschaftsblöcke herausbilden. Für deutsche Exporteure ist dies nicht ungefährlich. Sie leiden schon jetzt unter der seit Jahren zunehmenden Zahl der Handelshemmnisse. Dies hat zur Folge, dass das überkommene, auf den Export setzende Geschäftsmodell der deutschen Mittelständler an seine Grenzen stößt. Die Hidden Champions müssen sich einer tiefgreifenden Transformation unterziehen in puncto Digitalisierung, aber mehr noch in puncto internationale Aufstel- Marktsegment zu den Top 3 in der Welt oder sind die Nummer eins auf ihrem Kontinent. Zweitens ist ihr Umsatz kleiner als 5 Mrd. Euro (reichlich hoch gegriffen!), und drittens ist ihre Bekanntheit in der breiten Öffentlichkeit eher gering. Simon hat herausgefunden, dass es Ende 2020 in Deutschland 1573 Hidden Champions (weltweit 3406) gab. Diese waren im Mittel 71 Jahre alt und der Median ihres Umsatzes lag bei 150 Mio. Euro. Die üblicherweise im B2B-Geschäft tätigen Hidden Champions kommen vor allem aus dem deutschsprachigen Raum und sind nicht selten in der tiefsten Provinz beheilung. Hidden Champions müssen mit eigenen Produktionsstätten und lokalem Personal in den drei entscheidenden großen Blöcken vertreten sein. Das neue Mantra lautet Glokalisierung. Neue Chance nutzen Simon lässt zu Recht Zweifel anklingen, ob unsere Mittelständler in der Lage sind, die erforderlichen Investitionen zu finanzieren und die Herausforderungen organisatorisch und personell zu stemmen. Ob aus den deutschen Tüftlern schnell echte Weltbürger werden, ist nicht ausgemacht. Insofern muss man sich durchaus einige Sorgen machen um den deutschen Mittelstand. Die Lektüre des vorliegenden Buches stimmt nachdenklich. Dennoch, Hermann Simon wäre nicht Hermann Simon, wenn er nicht auch auf die neuen Chancen etwa der Dekarbonisierung und der Verbesserung der Energieeffizienz für technisch spezialisierte, findige Mittelständler hinweisen würde. Prof. Dr. Robert Fieten Wissenschaftlicher Berater der Beschaffung aktuell, Köln Beschaffung aktuell » 05 | 2022 65

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