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Beschaffung aktuell 7-8.2022

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» MANAGEMENT Bild: Destatis Bild: Statista Dynamische Entwicklung des Außenhandels Deutschland – China Entwicklung des Einkaufsmanagerindex für China unmittelbar und gravierend treffen. Bei den für Windräder benötigten Seltenen Erden oder Silizium für Solarzellen dominiert China den Weltmarkt. Der Bedarf an begehrten Mineralien und Metallen wird drastisch steigen. Ob Windrad, Photovoltaikanlage oder E-Auto-Batterie – ohne Rohstoffe wie Kobalt, Kupfer, Lithium und Seltene Erden geht es nicht. Und Deutschland ist nicht der einzige Abnehmer. EU- Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat das Problem kürzlich so auf den Punkt gebracht: „Wir importieren Lithium für Elektroautos, Platin für die Wasserstoffproduktion, Silizium für Solarmodule. 98 Prozent der Seltenen Erden, die wir brauchen, kommen von einem einzigen Zulieferer – China. Und das ist nicht nachhaltig.“ Man muss konstatieren, dass die bisherige deutsche Rohstoffpolitik für eine Welt konzipiert wurde, in der die geltenden internationalen Handelsregeln durch alle Staaten weitgehend respektiert werden. Deutsche Unternehmen entwickelten auf dieser Basis ihre Global-Sourcing-Strategien und organisierten auf Effizienz, aber nicht auf Resilienz getrimmte internationale Lieferketten. Indessen ist der Glaube an eine regelbasierte Handelspolitik nicht erst durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine erschüttert worden. Exportzölle und Handelsbeschränkungen haben in den vergangenen Jahren stetig auch im Westen zugenommen. Einkäufer sorgen sich um China-Sourcing Die anhaltende Zero-Covid-Politik Chinas führt bei deutschen Unternehmen mit China-Geschäft zunehmend zu Unmut. Dies zeigte eine im Mai 2022 durchgeführte Blitzumfrage des BME-Experten - kreises China (BME weekly vom 25. Mai 2022). Die China- Einkäufer beklagen eine signifikant gefallene Termintreue und werden zusätzlich belastet durch die hohen, in jüngster Zeit allerdings wieder etwas fallenden Logistikkosten. Die dramatisch gesunkenen Frachtkapazitäten aus China nach Deutschland und die Staus vor den Häfen beeinträchtigen die Warenverfügbarkeit. Mehr als die Hälfte der Unternehmen gab an, sich durch die aktuellen Reiserestriktionen nach China in ihren Geschäftsabläufen beeinträchtigt zu fühlen. Auditierungen von Lieferanten oder die Inbetriebnahmen von Maschinen und Anlagen wären ohne Beteiligung deutscher Fachkräfte nicht umsetzbar. Neuprojekte müssten daher verschoben oder abgesagt werden. Ebenfalls beklagen die Unternehmen, dass unter den Covid-Restriktionen der Aufbau von neuen Lieferantenstrukturen in China aktuell fast nicht möglich sei. Die mangelnde Planbarkeit der Materialversorgung aus China stellt die Unternehmen vor finanzielle Heraus forderungen. Um den Risiken von Produktionsausfällen entgegenzuwirken, wurden für Warengruppen aus China in den vergangenen zwei Jahren die Lagerbestände deutlich erhöht – je nach Warengruppe zwischen 30 und 70 Prozent. Raus aus der China-Abhängigkeit – aber wie? China-Sourcing steht abgesehen von der Rohstoffbeschaffung, bei der es keine Alternativen gibt, auf dem Prüfstand. Eine anhaltende Zero-Covid-Strategie der chinesischen Regierung würde zwangsweise dazu führen, dass alternative Beschaffungsmärkte außerhalb Chinas erschlossen werden müssten. Beschaffungsvolumen werden bereits heute innerhalb Asiens verlagert, ein Weg zurück würde nur sehr langsam umzusetzen sein. Darüber hinaus werden auch Produktions standorte in China und mehr noch Neuinvestitionen kritisch überdacht. Es spricht viel 20 Beschaffung aktuell » 7-8 | 2022

dafür, dass ein neues Zeitalter der systemischen Rivalität mit China begonnen hat. Die deutsche Volkswirtschaft war einer der großen Gewinner der Globalisierung der vergangenen drei Jahrzehnte und hat insbesondere vom chinesischen Aufstieg massiv profitiert, sich dabei aber auch gefährlich abhängig gemacht. Dies zu ändern, ist eine große Herausforderung, die ein enges Zusammenwirken von Politik und Wirtschaft verlangt. Was ist zu tun? Die internationalen Lieferketten müssen neu aufgestellt und dabei stärker diversifiziert werden. Wo es Alternativen gibt, muss die Abhängigkeit von China reduziert werden. Gleichwohl geht es nicht um die völlige Entkopplung von China. Auf zwei Dinge kommt es: Erstens wird es für die Produktion in China mehr Local-for-Local-Wertschöpfungsketten geben müssen und zweitens müssen die neu formierten internationalen Lieferketten viel stärker auf Resilienz statt auf Effizienz getrimmt werden. Dies wird teuer und wird dauern. Temporäre Versorgungsstörungen dürften zur neuen Realität werden und erfordern ein gut entwickeltes Risiko management. Die Notwendigkeit einer Reduzierung der Importe von Vorprodukten aus China ergibt sich für euro päische Unternehmen formal schon aus der Anwendung des Liefer ketten sorg falts pflich ten - gesetzes (LkSG) aber in zunehmendem Maße auch aus Kostenüberlegungen, denn China ist schon heute kein Billiglohnland mehr. Indessen ist eine Abnabelung von China bei den Seltenen Erden – ein Feld, in dem China die Abhängigkeit in den bilateralen Handelsbeziehungen für seine geopolitischen Ziele instrumentalisieren könnte – kaum möglich. Hier Alternativen zu chinesischen Lieferanten zu finden, ist äußerst heraus fordernd. Nur die Poli- SEW-EURODRIVE—Driving the world tik kann in diesem kritischen Feld neue tragfähige Vereinbarungen aushandeln. Eine neue China-Politik wird von der Bundesregierung zurzeit entwickelt. Man darf darauf gespannt sein. Nachhaltige Sourcing-Strategien erfordern eine Diversifizierung der Lieferquellen. Global Sourcing ist nicht zu Ende, muss aber neu austariert werden. China bleibt auch in Zukunft wichtig für unsere Unternehmen , doch die Bedeutung des Landes wird nicht mehr ganz so groß sein wie in den vergangenen Jahren. CDM ® – Complete Drive Management Das Wohlfühlpaket für Sie und Ihre Antriebstechnik Mit CDM ® – Complete Drive Management schaffen Sie eine vollumfängliche Transparenz bezüglich Ihrer installierten und auf Lager befindlichen Antriebstechnikkomponenten und profitieren gleichzeitig von einer reduzierten Lagerhaltung. Zusätzlich erhalten Sie mit CDM ® im Bedarfsfall schnelle Unterstützung, inklusive Handlungsempfehlungen oder die Lieferung von Ersatzkomponenten im Stundenbereich. Somit sichern Sie Ihre Anlagenverfügbarkeit und minimieren Stillstandszeiten. Life Cycle Services Nutzung CDM ® – Complete Drive Management ist Teil unseres Serviceangebots entlang des kompletten Anlagenlebenszyklus. www.sew-eurodrive.de/cdm Gerne beraten wir Sie auch persönlich. edg.marktmanagement@sew-eurodrive.de Beschaffung aktuell » 7-8 | 2022 21

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