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Beschaffung aktuell 7-8.2023

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» MANAGEMENT Wege zur Dekarbonisierung der Wertschöpfungskette CO 2 -Emissionen in der Lieferkette reduzieren Der Einkauf spielt für die Dekarbonisierung eine zentrale Rolle. Erfahren Sie, wie sich die CO 2 -Emissionen in der Lieferkette ermitteln und reduzieren lassen. Anders als bei den selbst beeinflussbaren CO 2 -Emissionen (Scope 1, Scope 2), sind Unternehmen beim Scope 3 auf die Zusammenarbeit mit den Lieferanten angewiesen. Je nach Branche macht deren CO 2 -Eintrag bis zu 80 Prozent der Gesamtemissionen eines Unternehmens aus. Scope 3 umfasst alle Emissionen aus der Wertschöpfungskette (außer zugekaufter Energie, Kälte, Wärme, siehe Bildunterschrift). Sie zu reduzieren ist Aufgabe des Einkaufs. Dieser Text beschreibt, wie das CO 2 -Monitoring und Lieferantenmanagement gestaltet werden müssen, um die Klimaziele in der Lieferkette zu erreichen. Carbon-Management-Tools helfen bei der Ermittlung der Emissionen und der Dokumentation der Fort- schritte. Die Umsetzung der Ziele und Maßnahmen erfolgt über das Lieferantenmanagement. Genau hier muss der Prozess auch starten. Scope 3: Ziele ermitteln Fakt ist: Die allerwenigsten Unternehmen und Einkaufsabteilungen haben bereits konkrete Ziele für den Scope 3 formuliert. Um diese zu entwickeln, ist eine ehrliche Auseinandersetzung mit dem Status Quo notwendig. Im ersten Schritt geht es um den Reifegrad der Lieferantenbasis. Im zweiten um die Zuordnung der kalkulierten CO 2 -Emissionen zu den Aktivitäten der Lieferanten. Hierbei helfen spezielle Carbon-Management-Lösungen. Das Monitoring funktioniert aber auch mit Bordmitteln. Scope 1 umfasst die Treibhausgasemissionen aus Quellen, die sich im Besitz oder in Kontrolle des Unternehmens befinden. Scope 2 bezieht sich auf indirekte Emissionen, die durch den Kauf von Strom, Wärme oder Kälte entstehen. Scope 3 umfasst alle anderen indirekten Emissionen aus der Wertschöpfungskette, z. B. aus der Rohstoffproduktion, Logistik oder Abfallentsorgung. Um Scope -3-Emissionen geht es in diesem Beitrag. Bild: scharfsinn86/stock.adobe.com 24 Beschaffung aktuell » 7/8 | 2023

Diese CO 2 -Kalkulationsmethoden gibt es CO 2 -Emissionen aktivitätenbasiert ermitteln Vorteile: Der aktivitätenbasierte Ansatz erfasst die CO 2 -Emissionen aus verschiedenen Aktivitäten und Prozessen. Die Methodik identifiziert auch Emissionsquellen, die schwer zur quantifizieren sind und sie erkennt CO 2 -Emissionen, die sich durch Prozessverbesserungen verringern lassen. Nachteile: Die Ableitung der CO 2 -Emissionen aus Aktivitäten und Prozessen ist komplex. Die Methodik setzt voraus, dass beim Lieferanten detaillierte Daten und Informationen über alle Aktivitäten und Prozesse im Unternehmen vorliegen. Bei der korrekten Zuordnung von Emissionen zu bestimmten Produkten oder Dienstleistungen kann es Schwierigkeiten geben. CO 2 -Emissionen ausgaben - bezogen ermitteln Vorteile: Der ausgabenbasierte Ansatz funktioniert vergleichsweise schnell und einfach. Die CO 2 -Emissionen werden über eine Analyse der Ausgaben und Beschaffungs - daten ermittelt. Nachteile: Emissionen aus Aktivitäten und Prozessen, die nicht direkt mit Ausgaben verbunden sind, und solche, die durch interne Aktivitäten verursacht werden (etwa der Energieverbrauch im Unternehmen), werden vernachlässigt. In komplexen Lieferketten ist die Zuordnung von Emissionen zu bestimmten Produkten oder Dienstleistungen schwierig. Nicht alle Lieferanten sind gleich weit beim Klimaschutz. Manche sind Vorreiter und haben die Dekarbonisierung in ihre Geschäftsprozesse integriert, andere haben den Klimaschutz nach wie vor nicht auf der Agenda. Klimareife bewerten Um die richtigen Maßnahmen und Ziele für die Dekarbonisierung zu definieren, ist es wichtig, die Lieferantenbasis zunächst nach ihrem Reifegrad zu bewerten. Aus dieser Einstufung leiten sich dann die Maßnahmen für die Dekarbonisierung ab: 1. Keine Dekarbonisierungsstrategie: Lieferanten in diesem Reifegrad haben noch keine Strategie oder Maßnahmen zur Dekarbonisierung ihrer Lieferkette implementiert. 2. Sensibilisierung für Dekarbonisierung: Lieferanten in diesem Reifegrad sind sich bewusst, dass die Dekarbonisierung wichtig ist und haben bereits erste Schritte unternommen, um ihre Kohlenstoffemissionen zu reduzieren. Allerdings sind diese Schritte noch nicht systematisch und nicht integriert in ihre Geschäftsprozesse. 3. Implementierung erster Maßnahmen: Lieferanten in diesem Reifegrad haben bereits konkrete Maßnahmen zur Dekarbonisierung ihrer Lieferkette implementiert, wie beispielsweise den Einsatz erneuerbarer Energien, die Verbesserung der Energieeffizienz oder die Verwendung von emissionsarmen Transportmitteln. Diese Maßnahmen sind jedoch oft noch isoliert und nicht systematisch in die Geschäftsprozesse integriert. 4. Systematische Integration von Dekarbonisierungsmaßnahmen: Lieferanten in diesem Reifegrad haben eine systematische Strategie zur Dekarbonisierung entwickelt und umgesetzt. Die Maßnahmen sind in die Geschäftsprozesse integriert und Teil der Unternehmensstrategie. Es werden nachhaltige Materialien verwendet, die Produktionsprozesse wurden optimiert, Transporte sind möglichst klimafreundlich. 5. Führend in der Dekarbonisierung: Lieferanten in diesem Reifegrad haben nicht nur eine systematische Strategie zur Dekarbonisierung entwickelt und umgesetzt, sondern sind auch Vorreiter in der Branche. Sie setzen neue Standards und Technologien ein, um ihre Kohlenstoffemissionen zu reduzieren und haben beispielsweise schon lange auf erneuerbare Energien umgestellt. Lieferanten befragen Für die Lieferantenbewertung kommen standardisierte Befragungen in Frage. Generalistische Tool-Anbieter unterstützen diesen Prozess durch entsprechende Abfragen. Erfragt werden die Klimaziele, die Standards für die CO 2 -Messung, die Berichterstattung und die Überprüfung des Fortschritts. Die Rankings informieren über implementierte Managementsysteme und Zertifizierungen. Natürlich kann der Einkauf diese Informationen auch selbst bei seinen Lieferanten abfragen und eigene Bewertungen erstellen. CO 2 -Ziele etablieren Aus den Rankings leiten sich die Strategien und Maßnahmen für die Lieferantenentwicklung ab. Ziel ist, die Lieferantenstruktur so weiterzuentwickeln, dass sie auf die eigenen Klimaziele einzahlt und dem Unternehmen hilft, den CO 2 -Fußabdruck in der Lieferkette zu senken. Folgende Maßnahmen sind hierfür wichtig: Beschaffung aktuell » 7/8 | 2023 25

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