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Beschaffung aktuell 7-8.2023

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» MANAGEMENT Sarah Carpenter, Director of Corporate Responsibility bei Assent „Der Einkauf spielt beim Schutz der Menschenrechte eine zentrale Rolle“ Zwangs- und Kinderarbeit sowie arbeitsbedingte Todesfälle sind Menschenrechtsverletzungen, die unter anderem mit dem Abbau von Konfliktmaterialien verbunden sind. Sarah Carpenter, Director of Corporate Responsibility bei Assent, zeigt im Gespräch mit Beschaffung aktuell auf, wie der Einkauf die Einhaltung von Standards gewährleisten kann und welche Mittel hierzu eingesetzt werden. Beschaffung aktuell: Frau Carpenter, wie kann der Einkauf die Einhaltung von Menschenrechtsstandards in seinen Lieferketten überprüfen und sicherstellen? Sarah Carpenter: Der Einkauf spielt beim Schutz der Menschenrechte in der gesamten Lieferkette eine zentrale Rolle. Glücklicherweise gibt es dafür international anerkannte Due Diligence Standards, die dabei helfen, die Menschenrechte zu achten. Der Due-Diligence-Prozess versetzt den Einkauf in die Lage, Menschenrechtsrisiken und -verletzungen zu erkennen, um sie in Folge abmildern, verhindern oder beheben zu können. Dies geht weit über einen reinen Verhaltenskodex oder einen prüfungsintensiven Ansatz hinaus und soll auf diese Weise sicherstellen, dass Teams Risiken verstehen und effektive Gegenmaßnahmen ergreifen können. Außerdem stellt dieser Prozess sicher, dass Beschaffungsteams verstehen, wie ihre eigenen Praktiken – wie etwa ungenaue Prognosen, Änderungen in letzter Minute oder aggressive Preisverhandlungen – die Bemühungen ihres Unternehmens um mehr verantwortungsvolles Handeln untergraben können. Das Bewusstsein dafür ist von zentraler Bedeutung, um sicherzustellen, dass der Einkauf seinen Beitrag zu verantwortungsvollen und nachhaltigen Geschäftspraktiken leisten kann. Als Expertin für Menschenrechte und ESG berät Sarah Carpenter Unternehmen in Fragen der menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht und ESG-Strategien mit Schwerpunkt auf den Auswirkungen auf die Lieferkette. Bild: Assent Mit welchen Mitteln können Unternehmen das Bewusstsein für ESG-Themen bei ihren Lieferanten erhöhen? Eine kürzlich von Assent durchgeführte Studie zeigt, dass 80 Prozent der Hersteller in gewissem bis sehr starkem Maße von ihren Lieferanten abhängig sind, wenn es darum geht, ihre Nachhaltigkeits- und ESG-Ziele in der Lieferkette zu erreichen. Aber nur 25 Prozent geben an, dass sie großes Vertrauen in die Fähigkeit ihrer Lieferanten haben, dies in ausreichendem Maße zu tun. Daran sehen wir, dass Unternehmen sicherstellen müssen, dass ihre ESG-Programme proaktiv und effektiv zum Aufbau von ESG-Kompetenzen ihrer Lieferanten beitragen. Das kann beispielsweise durch den Zugang zu Online-Ressourcen und -Schulungen geschehen. Außerdem sollte sichergestellt werden, dass bei Fragen der Zulieferer kompetente Experten als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Unternehmen soll- 28 Beschaffung aktuell » 7/8 | 2023

ten auch dafür sorgen, dass die Lieferanten nach Abschluss einer Bewertung zugeschnittene Anleitungen und empfohlene nächste Schritte erhalten, damit sie eine klare Roadmap für die Verbesserung ihrer ESG-Praktiken haben. Wie kann Technologie den Einkauf dabei unterstützen, ESG-Pflichten in der Lieferkette umzusetzen? Das Sammeln von Daten ist einer der größten Kostenfaktoren für Unternehmen, wenn es um die Umsetzung eines ESG-Programms geht. Technologie kann dazu beitragen, diese Kosten erheblich zu senken. Viele Unternehmen verlassen sich jedoch immer noch auf manuelle Methoden. Für komplexe Lieferketten bedeutet dies Hunderte, wenn nicht Tausende von Arbeitsstunden, die für Aktivitäten verwendet werden könnten, die größeren Mehrwert für das Unternehmen schaffen. Ohne Zweifel können innovative Technologien, insbesondere KI, dazu beitragen, das Sammeln und Analysieren von ESG-Daten zu vereinheitlichen, zu strukturieren und zu standardisieren. Dabei dürfen wir aber nicht die bereits bestehenden Technologien übersehen, die zwar nachweislich einen Mehrwert für das Unternehmen bringen, aber noch nicht ausreichend genutzt werden. Welche Herausforderungen gibt es bei der Umsetzung von ESG-Pflichten in den Wertschöpfungsketten? Die erste Hürde besteht häufig darin, dass die Unternehmen verstehen müssen, wie sich ihre ESG-Risiken und -Verpflichtungen verändert haben und wie dies eine Weiterentwicklung ihrer derzeitigen Praktiken erfordert, um den neuen rechtlichen Verpflichtungen und Markterwartungen zu entsprechen. Für viele Unternehmen bedeutet das eine Transformation, da sie neben Standard-Einkaufskriterien zum ersten Mal auch ESG-Kriterien in ihre Lieferantenauswahl- und Managementprozesse einbeziehen. An diesem Punkt gibt es oft Schwierigkeiten, die jeweiligen ESG-Entscheidungen auch auf qualitativ hochwertige und genaue Daten aus der Lieferkette zu stützen. Außerdem wissen Unternehmen oft nicht, wie sie eine gesetzliche Verpflichtung in ein effizientes und effektives Programm umsetzen können, das den Bedürfnissen ihrer Stakeholder gerecht wird. Welche Konfliktmaterialien sind für die deutsche Industrie relevant und welche Menschenrechtsrisiken sind mit deren Förderung verbunden? Die deutsche Industrie verwendet zahlreiche Mineralien, die in Konflikt- und Hochrisikogebieten abgebaut werden. Dazu gehören die 3 TGs – Zinn, Tantal, Wolfram und Gold -, die aufgrund der damit verbundenen gesetzlichen Verpflichtungen seit langem in den Geltungsbereich von Corporate-Compliance-Programmen fallen. Aber auch andere risikoreiche Mineralien wie Kobalt, Kupfer und Nickel sind weit verbreitet. Zu den systematischen Menschenrechtsverletzungen, die mit ihrem Abbau verbunden sind, gehören Zwangsarbeit, Kinderarbeit und eine hohe Zahl von arbeitsbedingten Todesfällen und Verletzungen. Darüber hinaus werden durch den Abbau dieser Rohstoffe häufig bewaffnete Gruppen in Konfliktgebieten finanziert. Wie können Unternehmen die Menschenrechte und Umwelt in den Rohstoffabbauländern schützen? Auch hier heißt das Hauptwerkzeug Due Diligence. Die tatsächliche Praxis kann dann je nach Mineral und Position des Unternehmens in der Lieferkette unterschiedlich aussehen. Sie umfasst jedoch immer die Identifizierung und Bewertung von Risiken in der Lieferkette sowie die Entwicklung und Umsetzung einer Strategie zur Reaktion auf das Risiko. Wie kann der Einkauf von den Erfahrungen und Best Practices anderer Organisationen lernen? Als Anlaufstellen gibt es hier beispielsweise Initiativen wie die „Responsible Minerals Initiative“ oder die „Social Responsibility Alliance“. Auch spezialisierte Dienstleister wie Assent können eine wertvolle Quelle für Informationen darstellen. Das Interview führte Yannick Schwab, Beschaffung aktuell KOSTENFREIES PRODUKTMUSTER ANFORDERN Han-Modular ® Domino Module Erfahren Sie, wie Sie kinderleicht 50 % mehr Platzersparnis erreichen. Der erste modulare Steckverbinder mit einer hybriden Modulkonfiguration ■ Kleinere & leichtere Steckverbindungen ermöglichen bis zu 50 % Platzersparnis ■ Maximale Flexibilität, passend skalierbar auf den jeweiligen Bedarf ■ Nachhaltigkeit durch konsequente Modularisierung ■ Reduktion der Installationszeiten durch Zusammenführung mehrerer Einzelsteckverbindungen One Range. No Limits: www.HARTING.com/domino Beschaffung aktuell » 7/8 | 2023 29

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