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BOLD THE MAGAZINE No.40

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NEW ELEGANCE SPECIAL TOPIC: FASHION | IM INTERVIEW: BEN MENDELSOHN | FOTOGRAF PETER ODEFEY | AUTOR HANK GREEN | AUF KUNSTTOUR IN JAPAN | 48 STUNDEN HONG KONG | LONDON | NEW SEAT TARRACO | NEW WATCHES: TIMELESS ELEGANCE

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40 // BOLD THE MAGAZINE TRAVEL / JAPAN das Haus mit Energie. Trinkwasser wird über eine Filteranlage, die auf Pflanzenbasis funktioniert, gewonnen. Der Museumsbau reflektiert damit – ganz im Sinne des Architekten – die Erfordernisse und Grundsätze einer Wiederverwertungsgesellschaft. Das Haus bildet eine Einheit mit der Umwelt und der sich auf sechs Räume und Hallen erstreckenden Installation von Yukinori Yanagi, die das modernisierungskritische Werk des Schriftstellers Yukio Mishima reflektiert. Das Dorf nebenan, mit alten Wohnhäusern und Gärten, hat sich zum Inujima „Art House Project“ entwickelt. Fünf japanische Künstler haben Skulpturen und Installationen auf Freiflächen und am Wegesrand hinterlassen. In drei Galerien werden Wechselausstellungen gezeigt. Wir übernachten im Royal Park Hotel in der angenehmen Hafenstadt Takamatsu, die an ihren Ausläufern von Bergen und Hügeln eingegrenzt ist. Abends gehen wir in einem kleinen Restaurant essen, in dem wir wieder in ein Separee geführt werden, wo uns die Wirtin als Aperitif einen hervorragenden Sake einschenkt. Es gibt Sashimi, Meeralgen und fast rohes Rindfleisch. Am nächsten Morgen setzen wir unsere Kunstexpedition auf der Insel Naoshima fort, wo die Etablierung zeitgenössischer Kunst auf den Inseln des Seto Binnenmeeres ihren Anfang nahm. Die Fahrt mit einem Schnellboot dauert eine halbe Stunde vom Hafen in Takamatsu. Welchen Stellenwert die Kunst auf Naoshima hat, wird uns schon bei der Einfahrt in den Hafen klar. Auf der Kaimauer steht ein begehbarer Kürbis aus Eisen, knallrot mit schwarzen Punkten unterschiedlicher Größe, es könnte auch ein überdimensionaler Maikäfer sein, und an der Uferpromenade eine – an ein Raumfahrzeug erinnernde – Skulptur aus weißen, filigranen Metallgittern. An einer anderen Anlegestelle für kleine Boote in der Nähe des Museums Benesse House steht ein weiterer Kürbis mit schwarzen Punkten auf gelbem Grund. Viele solcher bizarrer Skulpturen entdeckt der Besucher auf der nur acht Quadratkilometer großen Insel, wo 3.400 Einwohner leben. Naoshima ereilte ein Schicksal wie das so vieler bewohnter Inseln in der Seto Inlandsee. Die Bevölkerung verdiente ihr Einkommen neben der Fischerei vor allem im verarbeitenden Gewerbe, das Mitte der 80er Jahre auf der Insel bedeutungslos wurde. Auf Initiative des damaligen Bürgermeisters, welcher den wirtschaftlichen Niedergang der Insel stoppen wollte, und des auf Bildung spezialisierten Verlags Benesse, wurde zunächst 1989 eine Feriensiedlung für Kinder eröffnet. Mit dem Projekt beauftragte Soichiro Fukutake, der die Vision seines Vaters Tetsuhiko umsetzte, nicht irgendjemanden, sondern Tadao Andō, inzwischen Japans erfolgreichster und international gefeierter zeitgenössischer Architekt. Der Meister errichtete kleine, weiße Jurten, deren filigrane Verzierungen mit der Natur der Insel zu verschmelzen scheinen. Gleichzeitig wurde die erste Skulptur auf der Insel aufgestellt: Der Frosch und die Katze von Karel Appel. Mit diesen Projekten begann eine wohl weltweit einzigartige Belebung einer fast verlassenen Insel durch die Präsentation zeitgenössischer Kunst unter freiem Himmel und in neuen Museen. Die Kunst interagiert mit der Umwelt, bezieht die Bevölkerung mit ein und strahlt auf andere Inseln im Seto Binnenmeer aus, wo Kunstveranstaltungen durchgeführt werden, sich Museen und Galerien mit internationaler Ausstrahlung etablieren. Denn der Milliardärssohn Fukutake war fasziniert von der Vision seines Vaters und setzte das Projekt fort. Andō baute 1992, in einem Hang über dem Meer, ein Museum mit einem kleinen Luxus-Hotel hinein und fügte drei Jahre später den Oval Room hinzu, in dem sich Architektur, Erde, Wasser und Himmel vereinen. Das war die Geburtsstunde des Benesse House, Zentrum für eine große Sammlung zeitgenössischer Kunst mit Werken von Meistern wie Richard Long, Bruce Naumann und Jasper Johns. An den Wänden der Terrasse hängt eine Fotoserie von Hiroshi Sugimoto. Die einzelnen Fotos scheinen auf den ersten Blick Abzüge ein und derselben Aufnahme von einem Meer zu sein, wobei aber jedes Foto ein anderes Meer zeigt. Das Binnenmeer, auf das man von der Terrasse blickt, erscheint wie eine

TRAVEL / JAPAN BOLD THE MAGAZINE // 41 Verlängerung der Fotoserie. Vom lichtdurchfluteten Museumsrestaurant aus schaut der Gast seitlich auf die Terrasse und frontal aufs Meer. In diesem hellen Raum wird die hohe japanische Kochkunst zelebriert: Feine Speisen wie Meeresfrüchte, kunstvoll arrangiert in den Schubläden eines kleinen Lackkästchen, serviert ein Kellner auf einem lackierten Tablett. Im Jahr 2004 eröffnete auf der Insel ein weiteres herausragendes Museum von Andō, das nur drei Künstlern gewidmet ist – Claude Monet, James Turell und Walter de Maria. Der Besucher passiert eine Schranke und erhält von einem Angestellten einen transparenten Plastikbeutel für seinen Fotoapparat. Fotografieren streng verboten. Leicht aufwärts führt eine Straße durch einen Garten, der den Gärten Monets nachempfunden ist. Am Eingang des Chichu-Museums angelangt, bekommt man nur niedrige Fassaden aus Sichtbeton zu sehen. Der große Teil des Museumskomplexes ist unterirdisch in eine Felsformation am Meer errichtet worden, so dass die natürliche Umgebung erhalten geblieben ist. Chichu bedeutet „Im Grund“. Das Zentrum des Bauwerks ist Monet gewidmet. Fünf berühmte Wasserlilien-Gemälde, davon ein großformatiges, hängen in einem großen, von Tageslicht erhelltem Raum an Betonwänden, die so glatt sind, dass sie das Licht sanft reflektieren. Es soll das Licht widerspiegeln, in dem Monet unter freiem Himmel seine Wasserli- lien auf die Leinwand gebannt hat. Die Licht-Installationen von Turrell und de Marias Granit- und Holzinstallation, zeitgenössische Kunst, korrespondieren durch ihre Naturreflektion mit dem impressionistischen Werk von Monet und Andōs Museumsbau, mit dem es ihm einmal mehr gelungen ist, „Geist und Schönheit der Natur durch Architektur“ erlebbar zu machen. Gänzlich aus der Zeit gefallen erscheint uns die kleine Insel Awashima. Von den 200 Einwohnern sehen wir nur sechs. Einer davon ist der ehemalige Leiter einer Post. Katsuhisa Nakata, 84, hat für uns noch einmal seine alte Uniform angelegt und öffnet auch anderen Besuchern diese besondere Post. Von außen sieht das kleine, alleinstehende Gebäude wie eine gewöhnliche Post aus. Doch der erste Eindruck täuscht, denn der Künstler Saya Kubota hat die Post, in der Nakata 45 Jahre gearbeitet hat, anlässlich der Setouchi Triennale 2016 in ein Kunstwerk verwandelt: das „Missing Post Office“. Hier wird ausschließlich anonyme Post, größtenteils Postkarten, aufbewahrt und ausgestellt. Jeder kann vor Ort eine Postkarte oder einen Brief schreiben und im Briefkasten hinterlassen und erweitert so das Kunstwerk. Auch an die Postadresse kann Post geschickt werden, und sie wird aufbewahrt unter der Voraussetzung, dass Adressat und Adressant anonym bleiben. Die Postadresse lautet Missing Post Office (Hyoryu Yubinkyoku) 769-1108, Hyoryu Yubinkyoku Dome, 1317-2 Takumachō Awashima, Mitoyo-shi, Kagawa-ken, Japan. Die Post darf nicht etwa an Nakata oder an irgendeinen anderen persönlichen Empfänger gerichtet sein. Die Besucher können die anonyme Post lesen. Wir fahren mit dem Fahrrad über die Insel und sehen an vielen Stellen Hinterlassenschaften der Setouchi Triennale 2016, wie lustige Skulpturen und Figuren in Vorgärten. Awashima, Teshima, Naoshima und Inujima sind auch Austragungsorte der Setouchi Triennale 2019. WEITERE INFORMATIONEN: www.setouchitrip.com EINREISE: Ein Visum für 90 Tage wird kostenlos am Flughafen erteilt. Der Reisepass muss mindestens noch sechs Monate gültig sein. BESTE REISEZEIT: April bis November EMPFEHLUNG HOTELS: Hotel Granvia Okayama www.granvia-oka.co.jp Royal Park Hotel Takamatsu www.ryl.anabuki-enter.jp BESTE FLUGVERBINDUNGEN: www.lufthansa.com

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