Aufrufe
vor 4 Jahren

Bayreuth Aktuell Juli 2019

  • Text
  • Bayreuth
  • Zentrum
  • Juli
  • Bayreuther
  • August
  • Wagner
  • Schloss
  • Eremitage
  • Opernhaus
  • Brahms
  • Www.inbayreuth.de

PiontEck Dr. Frank

PiontEck Dr. Frank Piontek Zack, zack, zack! Und zack, zack, zack wird demnächst wieder das Festspiel auf dem Grünen Hügel vonstatten gehen, auf dass die Adabeis und die Gschaftlhuber neben den Wagner-Freunden und -aficionados sich in der ibizahaften Sonne des lichtüberfluteten Hügels vor ihresgleichen sehen lassen können, getreu dem Motto: Das Leben ist wie eine Vernissage (oder ein Festspiel): Man steht immer mit dem Rücken zum Wesentlichen. Anstich wird also wieder sein: diesmal mit dem hoffentlich unkrätzigen „Tannhäuser“. Er sei, sagte Wagner aufgrund der vielen Fassungen dieser Oper, der Welt noch den „Tannhäuser“ schuldig. Auch wenn der Hügel bisweilen in einigen Fällen der Kunstwelt manch Wagner-Werk schuldig blieb (doch gewiss: alles ist, trotz heftigstem Parteienstreit, nur Ansichtssache, weil's eben Kunst und nicht Kommerz ist), hofft der Wagnerianer unverdrossen, dass der „Tannhäuser“ nicht mit einem der Konzeptionitis zu verdankenden Handschlag – zack! - erledigt, sondern ernst genommen wird. Es muss ja – der Kolumnist denkt an die Bierdosen in Castorfs „Ring“-Parodie und seine Dönerdämmerung – nicht immer auf eine bsoffene Gschicht hinauslaufen. Und also freuen wir uns ehrlich auf die Neuproduktion wie auf die Wiederaufnahmen von Wagners Wunderwerken, die, trotz Wilhelmine & Cie., immer noch den internationalen Ruf Bayreuths ausmachen: im Hohen Haus mit seinen fantastischen Sängern, der betörenden Parsifal-Akustik und seinen gelegentlich stilbildenden Inszenierungen, von denen noch die Nachkommen schwärmen könnten, wenn man sie alle auf bewegten Bildträgern veröffentlichen würde. Ob „Tannhäuser“ einmal zu den Klassikern gezählt werden wird? Diese Frage ist weniger wichtig Festspielhaus am Grünen Hügel als jene, in welcher Fassung das Werk denn diesmal das Bühnenlicht erblicken wird: in der sog. Dresdner? In der Wiener? (!) Oder der sog. Pariser, wenn auch hier wieder einmal nur in deutscher Sprache? Keine Ahnung, was die russischen Oligarchennichten, die den Hügel besuchen, dazu sagen werden – dem wahren Wagnerianer bleibt die Spannung und die Vermutung, dass diesmal eine weltbekannte russische Sängerin zwei Aufführungen… aber lassen wir uns überraschen. Wenn's nix wird, kann man immer noch absurderweise davon träumen, besagte Oligarchennichten davon zu überzeugen, das Festspielhaus zu kaufen, um hier jene Partys steigen zu lassen, die im russischen Silvesterfernsehen stets für eine Stimmung sorgen, die in bislang keinem Venusberg zu erleben war. Im Übrigen wird es ab Ende Juli bis Ende August bekanntlich auch sonst schwer herumwagnern. Ich gesteh's: ich freue mich, trotz Monokultur, auf die Ausstellungen, Konzerte, Buchvorstellungen, die sich um Wagner konzentrieren und, wenn's glückt, den Blick auf Aspekte öffnen, die bislang vielleicht eher unterbelichtet waren. Über Wagner ist schon alles gesagt? Werch ein Illtum, wie der Wiener Dichter Ernst Jandl einst so schön schrieb. Und wenn man ihn partout dicke hat? Sobald das der Fall ist, müssen wir ganz offen reden, da müssen wir uns zusammenhocken, wie einmal ein großer österreichischer Staatsmann sagte. Und sei es in einem Biergarten zuseiten des Hügels – die meisten Gasthäuser und Wirtschaften, die Wagner und seine Familie nachweislich besuchten, kann man ja, da abgerissen oder geschlossen, leider nicht mehr betreten: bis auf die „Eule“, in der er wohl - allerdings ohne Nichte - mindestens einmal sein Bier trank. Übrigens steigen im Juli nicht nur die Bayreuther Festspiele 2019. Nur eine Woche vor dem Anstich werden die nun schon zum 14. Mal über die Bühne des „Zentrums“ gehenden Schultheatertage stattfinden: auch dies eine Art Festspiel, eine Präsentation ganz ohne Konkurrenzcharakter, ein Blick auf die letztjährige Theaterarbeit der Bayreuther Schulen. Wer 1. an Theater ernsthaft interessiert ist und 2. wissen möchte, auf welchen Niveaus die Bayreuther Schülerinnen und Schüler wie ihre Dozentinnen und Dozenten sich die Stücke der Klassiker – in diesem Fall Frank Wedekinds „Frühlings Erwachen“ – oder Jugendbücher aneignen, wie sie Eigenproduktionen kreieren und kleine Musicals produzieren, könnte es vom 16. bis 18. Juli erfahren. Schultheater? Ist das nicht nur was für Kinder? Auch das ist ein Illtum, denn es werden, bisweilen auf hohem schauspielerischem Niveau (auch wenn, das ist wichtig, die öffentliche Präsentation nicht der Grund des Schultheaters ist), wesentliche Themen auf die Bühne gebracht. Da geht’s um Sex und Liebe, Kunst und Krieg, Tiere und Zauberschwestern. Also fast wie im „Tannhäuser“. Denn was wäre diese Oper ohne die Frage nach dem Künstlertum und der Definition von Liebe, ohne Venus und ohne Jagdhunde? Nicht einmal eine bsoffne Gschicht. Der Kolumnist Dr. Frank Piontek 4

Festspiele Einführungsvorträge Seit nunmehr 40 Jahren steht der Besuch der Bayreuther Festspiele für mich im Zentrum meiner Jahresplanung. Als Student noch mit einem „Suche Karte-Schild“ bewaffnet, habe ich die Veränderungen er Bühnenästhetik und die Veränderungen der klanglichen Vorstellungen der jeweiligen Dirigenten hautnah miterlebt. Durch die regelmäßige und lange Aufenthaltsdauer in den Sommermonaten ist mir Bayreuth zu einer zweiten Heimat geworden. Um die Festspielidee zu unterstützen, bin ich Mitglied des Richard-Wagner-Verbandes Bayreuth und seit 1985 Förderer der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth. Nach meiner festen Überzeugung werden die Bayreuther Festspiele wegen ihrer besonderen szenischen Auseinandersetzung mit dem Werk Richard Wagners, wegen der einmaligen Akustik im Festspielhaus, sowie der hohen Qualität ihres Orchesters und ihres Chors, Zentrum der Wagner-Pflege bleiben! Deswegen werde halte ich seit der Festspielsaison 2015 Einführungsvorträge im Evangelischen Gemeindehaus Bayreuth, Richard-Wagner-Str. 24. Sie finden täglich von 10.30h bis 12.00h statt und haben die am jeweiligen Aufführungstag gespielte Oper zum Inhalt. Für die freundliche Unterstützung des Richard-Wagner-Verbandes Bayreuth bedanke ich mich besonders herzlich. Opern-Einführungen sollten den Zuhörer für den Gehalt, den Stil und die Komposition des entsprechenden Stücks sensibilisieren. Da die meisten wichtigen Musiktheaterwerke Spiegel der gesellschaftlichen Verhältnisse ihrer Zeit sind, erleichtern Hinweise zur Inszenierung das Verständnis dafür, wie ein Regisseur dieses Umfeld in die Gegenwart „übersetzt“. Dabei spielen die persönlichen Lebensverhältnisse und die künstlerische Entwicklung des Komponisten eine wichtige Rolle. Ziel meiner Opern-Einführungen ist es, einen Teil meiner Begeisterung für das jeweilige Werk auf das Publikum überspringen zu lassen. Dabei darf die Vermittlung des Wissens nie trocken oder anstrengend sein und auch der Humor nicht zu kurz kommen. Die Vorträge sollten nicht nur „Opernneulingen“ den Zugang zum Werk erleichtern, sondern auch erfahrene Opernbesucher durch neue Aspekte und interessante Querverweise auf Geschichte und Literatur begeistern. Dabei bilden die Werke von Wagner, Verdi, Strauss und Mozart den Schwerpunkt meiner Vortragstätigkeit. Je besser die Vorbereitung, umso grösser ist der Genuss! Probieren Sie es aus! Ich würde mich freuen, Sie bei einem meiner nächsten Vorträge als Zuhörer begrüßen zu dürfen! Richard-Wagner-Verband Bayreuth präsentiert: Antworten auf Wagner Einführungsvorträge von Jürgen Ern Hintergründe Handlung und Symbolik Musikbeispiele Inszenierung täglich von 10:30 bis 12:00 Uhr im evangelischen Gemeindehaus Bayreuth, Richard-Wagner-Straße 24, zur jeweiligen Oper des Aufführungstages www.antworten-auf-wagner.de 5

Bayreuther Sonntagszeitung

Bayreuth aktuell

Creußen Journal

Eckersdorf Mitteilungsblatt

Bindlacher Nachrichten

© 2020 |Impressum|Datenschutz| made with ♥ by Yumpu.com