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Industrieanzeiger 01.2020

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technik & wissen 5G

technik & wissen 5G führt zu 4.0. Bild: metamorworks/ stock.adobe.com Sicherheitsfragen rund um 5G-Netze im Industrie 4.0-Umfeld Ein angegriffenes Nervensystem Digitale Sicherheit | Weltweit warten nicht nur 2 Mrd. Smartphones auf den neuen ultraschnellen 5G-Funkstandard, sondern im Internet of Things auch 50 Mrd. Maschinen, Geräte, Fahrzeuge und Sensoren. Mit der Cloud wachsen die Sicherheitsrisiken. Exportweltmeister Deutschland parkt auf der Weltrangliste der schnellsten Internetverbindungen derzeit auf Platz 25 – abgeschlagen beispielsweise hinter Rumänien und Bulgarien. Nach 497 Bieterrunden wurden Mitte des Jahres immerhin die schnelleren 5G-Frequenzen verteilt. Das hat die vier beteiligten Telefongesellschaften insgesamt 6,6 Mrd. Euro gekostet. Ein Schnäppchen im Vergleich zur UMTS-Versteigerung im Jahr 2000, die dem Staat Einnahmen in Höhe von 50 Mrd. Euro ein - gebracht haben. Geld, das in den Folgejahren allerdings für den Ausbau der Infrastruktur fehlte – so die Begründung der Telekommunikationsunternehmen für den Status quo. Dazu kommt, dass jeder Anbieter hierzu - lande sein eigenes Süppchen kocht, sprich eigene Masten baut. Ganz anders in den USA und in China: Dort haben die großen Mobilfunkunternehmen erkannt, dass der Besitz von Antennen kein wirkliches Verkaufsargument ist. Sie nutzen die Infrastruktur vor Ort gemeinsam. In China sogar mit staatlicher Unterstützung, dort wird 5G als strategischer Vorteil für die Wirtschaft eingeschätzt und subventioniert. „China wird das weltweit größte kommerziell betriebene 5G-Netz in Betrieb setzen und die Größe des Netzes und der Preis der 5G-Dienste werden einen entscheidenden Einfluss auf die gesamte Lieferkette haben“, prognostizierte Ende Oktober 2019 eine Analyse von BernsteinResearch. Denn 5G macht nicht nur Handys schneller, sondern beschleunigt vor allem auch professionelle Anwendungen. Ist China ein Partner oder Gegner? Allerdings bestehen auch und gerade im 5G-Netz Sicherheitsrisiken. Derzeit wird der Ausbau der 5G- Infrastruktur geplant – unter anderem mit Huawei als Zulieferer. Mitte Oktober 2019 hat die Bundesregierung das chinesische Unternehmen für den Ausbau des deutschen 5G-Netzes zugelassen. Das gefällt nicht jedem Marktbeobachter: Bruno Kahl, Chef des Bundesnachrichtendienstes, warnt: „Huawei muss auf die schwarze Liste. Dieser Staatskonzern ist in großer Abhängigkeit von der Kommunistischen Partei und dem 34 Industrieanzeiger 01.20

Skeptiker vermuten bei Huawei-Hardware eine Backdoor Richtung China. Bild: xiaoliangge/ stock.adobe.com ” Wenn wir kein 5G-Netz haben, können wir die Vision Industrie 4.0 nicht realisieren. Das ist das Nervensystem.“ Marc Wucherer, Vorstand Bosch Rexroth Sicherheitsapparat des Landes.“ Ins gleiche Horn stößt Mikko Huotari vom Mercator Institute for China Studies: „Es gibt kein Unternehmen in China, das es sich leisten kann, nicht patriotisch zu sein. Die Möglichkeiten der Einflussnahme sind groß.“ Folgerichtig hat es in den USA schon erste strafrechtliche Ermittlungen inklusive diplomatischer Verwicklungen in der Causa Huawei gegeben. Allerdings kann der chinesische Anbieter gar nicht per Dekret oder Urteil ausgeschlossen werden, selbst wenn Politik und Wirtschaft dies wollten – denn die Chinesen sind längst da. Netzwerktechnisch betrachtet basiert der neue Mobilfunk auf der bestehenden 4G-Infrastruktur. Die existierende Hard- und Software wird lediglich durch neue Komponenten und Standards erweitert. In der vorhandenen Struktur sind aber bereits reichlich Huawei-Komponenten verbaut. Die Hälfte der Radio Access Network-Antennen von Vodafone wurde beispielsweise von Huawei geliefert, die andere Hälfte kam aus Schweden von Ericsson. Ein komplettes Verbot von Huawei und der damit verbundene Austausch aller bestehenden Komponenten würde das Netz temporär lahmlegen sowie den weiteren Ausbau deutlich verlangsamen und verteuern. Die Definition der Sicherheit 5G unterstützt aufwendige Authentisierungs- und Verschlüsselungsverfahren, um die Benutzerebene, die Steuerungsebene und den Datenverkehr abzusichern. Dazu zählen zum Beispiel die gegenseitige Authentisierung von Endgeräten sowie die Verschlüsselung der Nutzerdaten. Vor diesem Hintergrund hat das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) die Sicherheitsanforderungen überarbeitet. BSI-Präsident Arne Schönbohm erklärte Mitte Oktober 2019: „Mit dem aktualisierten Sicherheits katalog stellen wir durch technische Anforderungen sicher, dass Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit der Kommunikation auf einem hohen Niveau gewährleistet werden. Um eine valide Sicherheitsaussage im 5G-Umfeld treffen zu können, sind daher mehrere Elemente im Rahmen von Zertifizierungen abzudecken. Hierzu gehören Produkt-, Prozessund Systemzertifizierungen, ein Monitoring der 5G-Infrastruktur sowie zusätzliche Anforderungen wie beispielsweise die Sicherheit von Lieferketten. Die technische Entwicklung der Mobilfunknetze wird nur erfolgreich sein, wenn wir von Anfang an für ein angemessenes Risikomanagement sorgen, etwa durch den Einsatz geeigneter Verschlüsselungsverfahren“. Die erweiterten Sicherheitsanforderungen gelten nicht nur für Huawei, sondern für alle Netzausrüster; namentlich Ericsson, Nokia und das amerikanische Unternehmen Cisco. Deren deutsche Kunden Telekom, Vodafone und 1&1 Drillisch setzen bisher auf eine Multi Vendor-Strategie für die verwendeten Netzwerkelemente und wollen das auch fortführen. Die entscheidenden Vorteile des 5G-Standards sind dessen hohe Zuverlässigkeit, die extrem kurzen Latenzzeiten von unter einer Millisekunde sowie die massive IoT-Konnektivität. Serie Industrie 4.0 Wir begleiten Sie mit unserer Serie auf dem Weg zur Digitalisierung. In dieser Ausgabe beleuchten wir den neuen Mobilfunk - standard 5G. Alle Beiträge finden Sie auch online auf www.industrieanzeiger.de. Industrieanzeiger 01.20 35

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