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Industrieanzeiger 01.2020

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technik & wissen ” 5G

technik & wissen ” 5G ist nicht an jeder Milchkanne notwendig.“ Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU) Technisch bedingt benötigt 5G zehnmal so viele Mobilfunkmasten wie 4G. Bild: MyCreative/ stock.adobe.com So können auf einer begrenzten Fläche Hunderttausende Endgeräte gleichzeitig Daten empfangen und senden. Den Vorteilen stehen aber auch Nachteile gegenüber. Für die höheren Geschwindig keiten müssen mehr Funkmasten in geringen Abständen aufgestellt werden. Mit der Anzahl steigt aber das Ausfallrisiko; zumal bei einer neuen Technologie, die sich erst im Praxisalltag bewähren muss. Dazu kommt, dass 5G nicht eine homogene Technologie darstellt, sondern vielmehr auf dem Zusammenspiel zahlreicher Systeme basiert. Um die versprochenen minimalen Latenzzeiten einhalten zu können, wird beispielsweise Edge Computing eingesetzt. Dabei werden Teile des Datenstroms nicht zur Weiterverarbeitung an einen zentralen Server zurückgeschickt, sondern direkt vor Ort verarbeitet – am Rande (Edge) des Netzwerkes. Das optimiert die Übertragungszeiten und Antwortzeiten des Netzwerkes, erhöht aber nochmals die Komplexität des zu über wachenden Gesamtsystems. Bedingt abwehrbereit Zumindest zum jetzigen Zeitpunkt ist 5G system - bedingt angreifbar. Sicherheitsforscher der Purdue University und der University of Iowa haben gleich mehrere Schwachstellen in den Sicherheitsprotokollen gefunden. Die Experten beider Universitäten haben das Tool 5GReasoner entwickelt und eine 5G-Funkbasis aufgebaut. Bei fingierten Attacken konnten sie insgesamt elf Schwachstellen feststellen. Diese Lücken ermöglichen es zum Beispiel, den Standort eines Routers oder Endgerätes zu tracken, falsche Notfallsignale zu senden und damit eine flächendeckende Katastrophe vorzutäuschen oder aber 5G-Verbindungen einfach zu unterbrechen beziehungsweise zu verweigern. Als mögliche Ursache für die Schwachstellen nannten die Forscher ungenaue Vorgaben für die 5G-Sicherheitsprotokolle, für die unter anderem das 3GPP (3rd Generation Partnership Project) zuständig ist. Allerdings: Solche anfänglichen Schwachstellen haben bisher jede neue Mobilfunk-Generation begleitet. Selbst ist das Netz Zurzeit ist noch nicht absehbar, wie schnell die Mobilfunkanbieter ihre Netze nach dem neuen Standard ausbauen werden. Um diesen Migrationsprozess nicht abwarten zu müssen, setzen manche Unternehmen auf ein eigenes Campusnetz. BASF, Siemens, Bosch und die großen Autokonzerne wie Daimler, Volkswagen und BMW arbeiten daran. Aber nicht nur die Großen stehen in den Startlöchern: Laut der aktuellen Bitkom-Studie „5G in der Industrie“ halten mehr als 70 % aller deutschen Unternehmen 5G für eine der wichtigsten Zukunftstechnologien. Rund die Hälfte der insgesamt 505 Befragten will 5G für die vernetzte Produktion einsetzen, für Assistenzsysteme wie Augmented Reality sowie für die Echtzeit- Kommunikation zwischen Mensch und Maschine. 39 % planen 5G für autonome Fahrzeuge und Transportsysteme ein, 31 % für mobile Roboter. Allerdings: Mehr als zwei Drittel (69 %) setzen nach wie vor auf WLAN statt auf 5G. Viele Experten gehen zumindest mittelfristig von einer friedlichen Koexistenz beider Systeme aus. Zum Beispiel Jürgen Hahnrath, Head of IoE Solutions Germany bei Cisco: „5G wird das Firmen-WLAN nicht ersetzen, sondern ergänzen. WLAN 36 Industrieanzeiger 01.20

Der neue Mobilfunkstandard ist rund tausendmal schneller als LTE. Bild: Galina Sandalova/stock.adobe.com wird mit der Version 802.11ax viele aktuelle Innovationen der Funk technologie übernehmen, um eine zuverlässige und durchsatzstarke Konnektivität zu bieten.“ Die Bitkom fordert für den schnellen 5G-Ausbau in Deutschland möglichst viel privatwirtschaftliches Engagement. Das aber ist gar nicht so einfach: Wer ein 5G-Campus-Netz aufbauen will, muss zuerst Frequenzen bei der Regulierungsbehörde beantragen. Die Frequenzen werden jeweils für ein Grundstück vergeben, beispielsweise für ein Unternehmensgelände, einen Industriepark oder ein Messegelände. Es können die vollen 100 MHz Bandbreite oder Teile davon beantragt werden. Schutzbänder sind nicht vorgesehen, benachbarte Nutzer müssen sich partnerschaftlich einigen, um einen störungsfreien Betrieb der lokalen 5G-Netze zu gewährleisten. Denkbar ist aber auch eine gemeinsame Infrastruktur, in der getrennte virtuelle Netze (Network Slicing) realisiert werden. • Michael Grupp Freier Fachjournalist in Stuttgart Industrie Das Kompetenznetzwerk der Industrie Das neue Magazin für generative Fertigung Sichern Sie sich Ihren Informationsvorsprung und lesen Sie die additive kostenlos. Einfach online unter additive.industrie.de/gratislesen registrieren. Die additive gibt Fertigungsunternehmen Einblicke in die neuesten Technologieentwicklungen und berichtet fachkundig über praxisnahe Anwendungen. Die neuesten Entwicklungen aus der Welt des 3D-Drucks auch für unterwegs! Jetzt Code scannen & Webseite entdecken: additive.industrie.de Industrieanzeiger 01.20 37

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