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Industrieanzeiger 11.2023

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MESSE EMO » Interview

MESSE EMO » Interview „Der offene Umgang zwischen unserem Verband und seinen Mitgliedern war die Basis vieler erfolgreicher Projekte“, sagt Dr. Wilfried Schäfer. Er führt die Geschäfte des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW) seit April 2008 und geht Ende 2023 in den Ruhestand. Bild: VDW Unterscheidet sich das Nachhaltigkeitsverständnis in verschiedenen Regionen? M.H.: Nachhaltigkeit ist definitiv ein globales Thema. Es gibt keine Region, in der das keine Relevanz hat. Trotzdem unterscheiden sich die Ausprägung und die Gewichtung der Prioritäten sehr wohl. In Europa und insbesondere in Deutschland haben aufgrund der Entwicklungen der letzten beiden Jahre die Energiekosten und die Versorgungssicherheit an Relevanz gewonnen. Was das für die Unternehmen in ihren einzelnen Märkten bedeutet, müssen sie individuell betrachten. Das lässt sich nicht zentral beantworten. W.S.: Wir haben in Europa schon definierte Rahmenbedingungen, die durch den Green Deal weiter detailliert werden. Diese Richtlinien betreffen nicht nur die europäischen Firmen, sondern auch alle Produkte, die nach Europa importiert werden sollen – auch wenn im Herkunftsland andere Vorgaben gelten. Digitalisierung ist verbunden mit steigenden Anforderungen an die Konnektivität. Was gibt´s Neues bei Umati? W.S.: Die Standardisierung in den verschiedenen Technologiebereichen im gesamten Maschinenbau hat sich weiterentwickelt. Mit Fokus auf unsere Produkt- palette trifft das beispielsweise auf die Lasertechnik, Additive Manufacturing oder die Umformtechnik zu. Auch die horizontale Ebene der technologieunabhängigen Themen, die sowohl für Werkzeugmaschinen als auch für Holz- oder Kunststoffmaschinen oder die Messtechnik gelten, entwickelt sich weiter. Dort stehen etwa das Energiemonitoring oder das Jobmanagement kurz vor dem Finalisieren. Nachdem wir uns jetzt wieder weltweit auf Messen präsentieren können, erreichen wir auch wieder eine breite, internationale Kommunikation von Umati. Wie ist der Stand hinsichtlich der Einführung in die betriebliche Praxis? W.S.: Dass die Ausrüster es können, wird eine große Live-Demonstration auf der EMO wieder belegen. Damit demonstrieren die Unternehmen, dass sie ihre Produkte über diese OPC UA-Schnittstellen an übergeordnete IT-Systeme anbinden können. Das Angebot ist also da. Solche Lösungen in eine neu aufzubauende Produktion zu implementieren, ist vom Aufwand her überschaubar. Herausfordernder ist es, das in eine bestehende Fertigung zu integrieren. Insofern ist die Frage, wie schnell der Markt das aufgreift. Wie werden die Besucher Umati auf der EMO erleben können? W.S.: In Halle 9 wird es einen großen Umati-Stand geben, an dem alle Fäden zusammenlaufen. Aber auch an den Ständen der beteiligten Firmen wird man sehen können, wie die Daten und Informationen fließen. Die Besucher können über eine App wieder live auf ihrem Handy sehen, welche Maschinen angebunden sind und wie die Daten fließen. Insofern wird das wieder ein spannendes Angebot sein. Welchen Herausforderungen müssen sich Fertigungstechniker derzeit stellen? W.S.: Bei einer der größten Herausforderungen können wir als Verband und als EMO-Organisator nur wenig helfen – beim Fachkräftemangel. Wenn man schaut, wie viele Stellen oder Ausbildungsplätze nicht besetzt werden können, dann wird uns das noch lange beschäftigen. Mit Blick auf das Thema Nachhaltigkeit ist es wichtig, dass sich die Unternehmen rechtzeitig auf die regulativen Vorgaben und Veränderungen einstellen. Auch im Bereich Digitalisierung gibt es sowohl für die Hersteller als auch für die Anwender noch viel zu tun, um mit der weiteren Entwicklung Schritt halten zu können. Für die beiden letzten Themen werden die Besucher auf der EMO viele Gesprächspartner finden, um ihren individuellen Weg zu diskutieren. Die Komplexität der Systeme nimmt stetig zu. Kann das so weitergehen? W.S.: Mit dem Moment, in dem ich Maschine, Werkzeug, Prozess und IT vernetze, ist Komplexität unausweichlich. Sicherlich müssen die unterschiedlichen Disziplinen ein gemeinsames Verständnis der Materie entwickeln, um gemeinsam zu beherrschbaren Lösungen zu kommen. Aufhalten lässt sich Komplexität aber nicht. Sie beherrschen zu können, ist eines der wichtigsten Zukunftsthemen. Herr Dr. Schäfer, Sie übergeben den Staffelstab beim VDW Ende 2023 an Dr. Heering. An welche Highlights Ihrer Amtszeit denken Sie gern zurück? W.S.: Unsere Branche ist unglaublich dynamisch und toll. Das hat mich in meiner Berufszeit am meisten begeistert. Auch der offene Umgang zwischen dem VDW Bild: VDW „Die Taktzeit massiver Veränderungen wird immer kürzer“, sagt Dr. Markus Heering, der seit Mai 2023 die Geschäfte des Branchenverbands VDW gemeinsam mit seinem Vorgänger Schäfer führt und das Amt ab 2024 komplett übernimmt. 38 Industrieanzeiger » 11 | 2023

und seinen Mitgliedern hat mich immer gefreut und motiviert. Das war auch die Basis, um unsere Unternehmen bestmöglich zu unterstützen und gestaltend tätig zu werden. Ein Thema wie Umati konnten wir uns nicht selbst ausdenken. Das ging nur im Dialog mit unseren Mitgliedern. Dass solche Prozesse möglich waren und nicht von einzelnen Marktführern blockiert wurden, freut mich sehr. » Wenn es uns nicht gelingt, Produktion in Deutschland zu halten, dann verlieren wir die soziale Klammer und unseren Wohlstand. « Dr. Markus Heering Und welche Herausforderungen haben Sie besonders intensiv beschäftigt? W.S.: Die größte Herausforderung kam zum Ende meines Berufslebens. Corona hätte ich definitiv nicht gebraucht. Zum einen war die Zusammenarbeit mit unseren Mitgliedern stark eingeschränkt, andererseits sind wir als VDW auch Messeveranstalter. Das zu managen war in den letzten Jahren mit massiven Herausforderungen verbunden. Gleich zu Beginn meiner Tätigkeit als VDW-Geschäftsführer hat mich die Finanzkrise erwischt, die aber zum Glück nicht die Tragweite hatte wie die Pandemie. Und was mich während meiner gesamten Amtszeit begleitet und teilweise auch genervt hat, waren die Richtlinien. Die Herausforderung besteht darin, rechtzeitig zu erkennen, was für unsere Branche relevant ist und die Themen so mitzugestalten, dass Konstruktion und Produktion noch möglich sind. Herr Dr. Heering, welche Ziele haben Sie sich für Ihre Amtszeit gesetzt? M.H.: Ich darf ja eine Organisation übernehmen, die sehr erfolgreich ist. Insofern ist mein erstes Ziel die Übernahme so zu gestalten, dass sich sowohl für unsere Mitglieder als auch für unsere Mitarbeiter eine Kontinuität ergibt. Leider wird die Taktzeit massiver Veränderungen in den letzten Jahren immer kürzer. Insofern weiß ich nicht, was in absehbarer Zeit auf uns zukommt. Eines meiner besonderen Anliegen: Wir müssen nach außen tragen, wie wichtig Produktion und produzierende Unternehmen für Deutschland sind. Und in dem Zusammenhang auch, dass Werkzeugmaschinen das Rückgrat jeder Produktion sind. Wenn es uns nicht gelingt, Produktion in Deutschland zu halten, dann verlieren wir die soziale Klammer und unseren Wohlstand. Für mich gehört auch dazu, gemeinsam mit der Politik daran zu arbeiten, Dinge, die zwar gut gemeint, aber schlecht gestaltet sind, künftig zu verbessern. Ein Stichwort ist hier der Bürokratieaufwand, der für große Teile der Industrie nicht mehr leistbar ist. Wo lauern dabei Herausforderungen? M.H.: Ich würde viel dafür geben, wenn klar wäre, wie sich die Rahmenbedingen weiterentwickeln. Insbesondere bei der Geopolitik wissen wir nicht, wo´s hingeht. Auch beim Thema Nachhaltigkeit müssen wir abwarten, wie sich alles weiterentwickelt. Hinzu kommen die Finanzsituation und die Inflation, die uns noch länger beschäftigen werden. Bei all dem müssen wir sehen, dass wir als VDW schnell die richtigen Entscheidungen treffen, sobald Veränderungen eintreten. Wichtig ist, der Politik immer wieder klarzumachen, woher das Geld kommt, das wir als Volkswirtschaft zur Verfügung haben. Wenn der Staat keine Gewerbesteuern mehr einnimmt, hat auch die Politik kein Geld mehr, um ihre Projekte umzusetzen. Der VDW übernimmt, zusammen mit der Messe Stuttgart, die Hamburger Messe Nortec. Was sind die Ziele dabei? M.H.: Gemeinsam mit unserem Partner haben wir beschlossen, eine Branchenmesse für den Nordwesten Deutschlands an den Start zu bringen. Große Veränderungen der Nortec 2024 sind aufgrund der Kürze der Zeit nicht mehr möglich. Welche Ideen wir 2026 umsetzen wollen, das werden wir im Dialog mit den Firmen festlegen. Ich denke, es ist im Sinn der Branche, dass wir Metav und Nortec zusammenführen. #smartautomation #madebygrob EFFIZIENT & EXZELLENT: AUTO- MATIONS- LÖSUNGEN VON GROB! SIE MÖCHTEN MEHR ERFAHREN? Kontaktieren Sie uns und besuchen Sie uns auf der EMO! HALLE 12 | B12 HANNOVER 18 – 23 / 09 / 2023 www.grobgroup.com Industrieanzeiger » 11 | 2023 39

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