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KEM Konstruktion 11.2017

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Trendthemen: Digitalisierung, Vernetzungskonzepte für Industrie 4.0 und IoT, CAx/PDM/PLM und Systementwicklung; Messe SPS IPC Drives 2018; KEM Porträt: Dr. Sami Atiya, Mitglied der Konzernleitung, ABB; KEM Perspektiven: Zukunft der Simulation

WERKSTOFFE/VERFAHREN

WERKSTOFFE/VERFAHREN 3D-DRUCK/ADDITIVE VERFAHREN Mit Eos-Technologie von 248 Bauteilen auf eine einzige Komponente Vereinfacht dank additiver Fertigung In einem Raketentriebwerk wirken enorme Kräfte unter extremen Bedingungen. Dafür ist ein Höchstmaß an Zuverlässigkeit und Präzision bei geringer Baugröße gefragt. Der Einspritzkopf ist eines der zentralen Elemente des Triebwerks, da er das Treibstoffgemisch in den Brennraum einbringt. Der Einspritzkopf eines Raketentriebwerks des Ariane-6-Oberstufentriebwerks VINCI besteht konventionell hergestellt aus 248 Bauteilen. Mithilfe von Eos-Technologie hat die Ariane Group die Zahl auf eine Komponente reduziert – bei gleichem Funktionsumfang und verringertem Zeitaufwand. Martin Grebner, EOS GmbH Electro Optical Systems, Krailling Mithilfe von EOS-Technologie hat die ArianeGroup den Einspritzkopf des Ariane 6-Oberstufentriebwerks VINCI im All-in-One-Design (AiO) realisiert Mission Critical – eine Aussage, die in der Luft- und Raumfahrt auf Bauteile der Klasse 1 absolut zutrifft. Eine bis zu mehreren hundert Millionen teure Mission hängt von ihnen ab. Aus diesem Grund sind Ingenieure kontinuierlich bestrebt, Komponenten mit höchster Qualität, Funktionalität und Robustheit zu entwickeln und dabei sowohl die Fertigungskette zu vereinfachen als auch die Anzahl der Einzelbauteile zu reduzieren. Mithilfe von Eos-Technologie hat die Ariane Group, ehemals Airbus Safran Launchers, diese Maxime komplett neu definiert: Der Einspritzkopf eines Raketentriebwerks am Beispiel des Ariane-6-Oberstufentriebwerks VINCI zählt statt 248 Teile nur noch eines. Der Einspritzkopf wurde im wahrsten Sinne des Wortes „ver-ein-facht“ und wird als All-in-One- Design (AiO) bezeichnet. Herausforderung Kostenreduktion Die Europäische Weltraumorganisation ESA möchte mittels einer effizienten Trägerraketentechnik eine starke und unabhängige Position im Weltraumverkehr einnehmen. Um dies zu erreichen, wurde die Ariane Group, ein Gemeinschaftsunternehmen der Airbus Group und des französischen Konzerns Safran, mit dem Bau der Ariane 6 beauftragt. Ariane ist eine Serie von europäischen Trägerraketen, mit denen schwere Nutzlasten in die Erdumlaufbahn befördert werden können, so zum Beispiel Kommunikationssatelliten. Ab 2025 soll Ariane 6 die heutige Version 5 ablösen und Europa den Zugang zum All zu einem wettbewerbsfähigen Preis sichern. Die Kostenreduktion ist durch den Verzicht auf öffentliche Geldzuschüsse das gesetzte Ziel bei diesem Projekt. Der Fokus liegt auf dem Oberstufentriebwerk der Rakete, das den Antrieb nach Verlassen des Orbits übernimmt. In einem Raketentriebwerk wirken enorm hohe Kräfte unter extremen Bedingungen. Dafür ist ein Höchstmaß an Zuverlässigkeit und Präzision bei geringer Baugröße gefragt. Der Einspritzkopf ist eines der zentralen Elemente des Triebwerks, da er das Treibstoffgemisch in den Brennraum einbringt. Konventionell hergestellt besteht er aus 248 Bauteilen, die in verschiedenen Fertigungsschritten produziert und montiert werden. Ein Blick auf diese Zahl macht deutlich, dass aus Sicht des Risikomanagements ein funktionsintegriertes Bauteil, das alle Komponenten in sich vereint, das Ziel sein muss. Bild: ArianeGroup Lösung liegt in der additiven Fertigung Die Lösung für diese Herausforderung liefert die additive Fertigung, denn „die Herstellung des Einspritzkopfs aus einem Bauteil ist überhaupt nur mit Eos-Technologie realisierbar“, erklärt Dr.-Ing. Steffen Beyer, Leiter Produktionstechnologie – Werkstoffe & Prozesse bei der Ariane Group, den Entschluss für den industriellen 3D-Druck. „Allein die additive Fertigung kann Funktionsintegration, Leichtbau, Designvereinfachung und die Reduzierung der Durchlaufzeiten in einem einzigen Bauteil zusammenbringen.“ Als Material setzte das Projektteam weiterhin auf eine hitze- und korrosionsbeständige Ni- 154 K|E|M Konstruktion 11 2017

Bild: Eos Die additiv gefertigte Grundplatte des Einspritzkopfs eines Raketentriebwerks mit 122 integrierten Einspritzelementen wurde aus EOS Nickel Alloy IN718 gefertigt All-in-One-Design des Einspritzkopfs „Die Skalierung des Bauprozesses auf das System M 400-4 war ein wichtiger Schritt.“ Bild: Eos ckelbasislegierung (Eos NickelAlloy IN718). „Nach der erfolgreichen Entwicklung des Bauteils durch uns lag der Fokus auf der Wirtschaftlichkeit“, berichtet Dr.-Ing. Fabian Riß, Produktionstechnologie – Werkstoffe & Prozesse. Die Vorgabe seitens der Ariane Group war es, die Durchlaufzeiten und Stückkosten zu senken. In einem stufenweisen Prozess wurde die Fertigung zunächst auf der Eos M 290 durchgeführt. Nach erfolgreichen Piloten erfolgte die Skalierung auf das größere System Eos M 400-4. Mittels der 4-Laser-Technologie konnte das Triebwerksteil so in bis zu vierfacher Geschwindigkeit hergestellt werden. „Die Skalierung des Bauprozesses auf das hochproduktive System war für uns ein wichtiger Schritt, um die Industrialisierung und Wettbewerbsfähigkeit des Ariane-6-Projekts voranzutreiben“, ergänzt Dr. Beyer. Ergebnisse: aus 248 mach eins Die Ergebnisse des neuen, additiv gefertigten Einspritzkopfs überzeugen auf ganzer Linie: Statt aus 248 Bauteilen besteht er nun nur noch aus einem einzigen Teil – bei gleichem Funktionsumfang und reduziertem Zeitaufwand. Durch die deutlich höhere Produktivität des Multi-Laser-Systems im Vergleich zu Single-Laser-Systemen konnten, am Beispiel des AiO-Einspritzkopfs, die Bauzeit um den Faktor 3 reduziert und die Kosten um 50 Prozent reduziert werden. Das Projektteam konnte eine Reihe weiterer Erfolge für sich verbuchen. Durch die Vereinfachung des Designs und dank der verbesserten Werkstoffeigenschaften im Vergleich zur Gussqualität konnte mittels der additiven Technologie die Wandstärke deutlich verringert werden – und das bei gleichbleibender Robustheit. Hinzu kommt, dass die komplette Produktionskette direkt bei Ariane Group vor Ort ist. Kurz und gut: Mission erfüllt. jg www.eos.info Aliaxis Technical Ceramics RAPID PROTOTYPING Prototypen aus FRIALIT®-DEGUSSIT® Hochleistungskeramik in Serienqualität www.friatec.de Details zum Vier-Laser-3D-Druck System Eos M 400-4: http://hier.pro/rJ6yk K|E|M Konstruktion 11 2017 155

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