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NK 03_2024

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16 SATIRE WERDE KOLLEGE

16 SATIRE WERDE KOLLEGE IM DIREKTVERTRIEB: „ICH BIN DEIN SUPPORTER UND WERDE DICH COACHEN!“ © Philipp Griesemer Photography Im Grunde mag ich viele Produkte aus dem Direktvertrieb. Es gibt tolle Kosmetika, die meiner Haut gut tun, es gibt wertvolle Nahrungsmittelergänzungen, von denen ich überzeugt bin, dass sie mein Immunsystem stärken (der Glaube daran ist ja so oder so schon die halbe Miete), es gibt Säfte, deren Geschmack ich einfach mag, es gibt Eiscrème zum Selbermachen, das ist ein schöner Sommerzeitvertreib und gar der Lavendelduft, der das Badezimmer einlullt, nachdem ich meine sieben Chakren damit aktiviert habe, gibt der Stadtwohnung auch olfaktorisch etwas Naturnahes. So weit so gut. Ich bin Kunde – oder wie meine Kollegin sagt: „Du bist noch ganz unten in der Line.“ „Ganz unten“ gefällt mir natürlich nicht und da liegt das Argument auf der Hand, dass mich meine Kollegin dann irgendwann auch darauf anspricht, dass „unten“ nur ein Anfang des Weges sein kann. Es gibt „oben“ und natürlich auch „die da ganz oben“, das sind die mit schicken Autos, Haus in Miami und die nur noch das Leben genießen. Klar, einmal nach dem opulenten Frühstück mal den Bankkontostand abfragen und dann noch alle Lines darüber informieren, in den Social- Media-Gruppen posten – das ist dann die Arbeit. Ist doch das Ziel eines Jeden, nicht mehr für Geld arbeiten zu müssen, sondern nur noch das zu tun, was man möchte und das Geld für sich arbeiten zu lassen? Nicht arbeiten, sondern arbeiten lassen, ein Schema aus dem altindustriellen Zeitalter. Dumm nur, dass ich meine Arbeit wirklich liebe, sie mir auch fehlen würde und ich phasenweise tatsächlich auch mal mit Widrigkeiten dort umgehen möchte. Aber da ist meine Kollegin wohl schon Meilen weiter. Selbst wenn wir als „alte Freunde“ miteinander über Ferien, Familie und/oder Job reden, kann ich Ihnen versichern: Nach gefühlten drei Minuten sind wir beim Thema. Immer: „Passiveinkommen“, „Unsere Produkte sind genial“, „Da musst du einsteigen!“, „Wir sind eine derart tolle Community“ usw. usf. Ich habe mich letzthin ertappt, das Multi-Level-Marketing-Bullshit-Bingo zu spielen. Bevor ich besagte Kollegin anrufe, schreibe ich für mich auf, wie lange „es“ heute dauert, bis „sie“ wieder bei „dem Thema“ ist. „Möchtest du nicht auch reich sein, wie ..?“ fragt sie und zeigt dann die Bilder von „demjenigen da ganz oben“, sich braungebrannt auf der Yacht räkelnd, oder „Möchtest du nicht auch 10.000 Euro am Tag verdienen?“ oder „Denk mal darüber nach, innerhalb einer Woche zu einem Porsche zu kommen!“ Nun, ich mag Porsche nicht so, ich steh auf Aston-Martin. Der James- Bond Touch macht aus mir einen Helden. Und was will ich mit 10.000 Euro, wenn ich jetzt schon 40.000 pro Tag verdiene? Mit solchen Antworten bediene ich mich weniger der harten Realität (zur Beruhigung, ich habe weder die 40.000 noch den Aston Martin), sondern dem klassischen Gesprächskiller, aber manchmal geht’s nicht anders. „Komm doch mal mit deiner Frau vorbei!“ Dabei weiß ich, dass sie es nicht möchte. „Bei unseren Events ist eine wirklich großartige, freundschaftliche, herzliche Stimmung. Alle sind immer so gut drauf!“ Klar, das ist wohl so. Gleichwohl, als ich letzthin Referent an einer solchen war, habe ich dann draußen auf dem Parkdeck durchaus den üblichen Lästerern zugehorcht. „Die spielt sich aber auch wieder so etwas von auf!“ usw. Aber drinnen sind wir wieder Freunde … Vor einiger Zeit kam eine weitere Person aus meinem Bekanntenkreis auf die Idee, „Unternehmer“ zu werden. Auf meine Frage, was er denn beruflich so mache, elaborierte er ein selbstbewusstes „Ich bin Führungskraft, Unternehmer in der aufstrebenden Gesundheitsbranche. DEM MARKT von morgen“. Ok, auf ein diskretes Nachfragen nach dem „Was genau und wo“ hin, erzählte er mir auch die Geschichte von „Lines“ und „unten“ und „oben“ und ich solle doch auch mal mitmachen. Er wäre dann mein Supporter und würde mich coachen. Aktuell würde er aber noch selbst gecoacht werden. Von seinem eigenen Supporter. Der rufe jeden Morgen an und fragt, was er denn heute so für Aktivitäten geplant habe und ob er noch Material brauche oder ob er mal vorbeikommen könne oder ob er die Präsentation gleich selbst halten solle oder er wieder einmal neues Anschauungsmaterial vorbeibringen soll. Gut mache sich immer auch, wenn man immer wieder das Video von „dem da ganz oben“ zeige, wie er im Porsche und feinen Tuch gewandet durch die Steppen der Süd-USA cruist. Ok, das war dann mein Part, ihm über wahres Coaching etwas zu erzählen. Während dreieinhalb Jahren habe ich das Fach studiert, abgeschlossen und freue mich über jedes Naturtalent, schaue aber auch hin, wenn sich Menschen nach zwei Wochenend-Events mit nochmals je 500 Personen dann Coachs nennen. Er hörte mir aufmerksam zu und meinte dann, genau solche Leute wie mich bräuchte die Community, sie seien alle Freunde und die Stimmung sei immer sehr herzlich und gäbe eine enorme Energie. Irgendwie kam mir das dann bekannt vor. Aber ich spürte, dass er noch ein Anfänger war, da wir dann tatsächlich nach fünf weiteren Minuten wieder Stefan Häseli bei unserem Ursprungsdiskussionsthema unseres Termins waren, er mich nicht gerade direkt zu einem Event eingeladen hat, mir nicht die Basis-Produktepalette mal zu Ausprobieren mitgab, er mir nicht erklärte, dass ich, wenn ich es richtig mache, in zwölf Monaten so ziemlich steinreich sein konnte. Noch kann man mit ihm auch über Fußball, schnelle Autos und Politik reden. Vielleicht ist es gerade das, was ich an ihm hoffentlich noch lange sympathisch finde und ich mir sogar vorstellen kann, eines Tages bei ihm das Autopflegemittel zu bestellen. Nein, nicht für den Aston, aber bei einem VW Polo fällt Hochglanz so oder so viel mehr auf. … Der Schweizer Business-Kabarettist Stefan Häseli ist ausgebildeter Schauspieler, gefragter Entertainer und Comedian mit jahrelanger Bühnenerfahrung, der sämtliche Programme selbst schreibt. Dazu kommen regelmäßige Engagements in Kino-Produktionen, TV-Serien, Werbespots und Schulungsfilmen. Als Kommunikationsberater begleitete er während mehrerer Jahre zahlreiche Unternehmen bis in die höchsten Vorstände von multinationalen Konzernen und dozierte an Universitäten und Fachhochschulen im Themenfeld Kommunikation. Er gehört zu den Business Comedians der ersten Stunde, begeistert sein Publikum mit feinsinnigem Humor und schreibt Bücher, Fachartikel und Kolumnen. Sein aktuelles Buch „Best Practice Leadershit – Absurde Wahrheiten aus den Chefetagen“ beleuchtet so manche Absurdität aus den Chefetagen auf satirische Weise. www.business-comedy.ch 03.2024

TITEL STORY 17 © Adobe Stock | Maris RABATTE BEI E-AUTOS: FALLEN JETZT DIE PREISE? In China ist bereits zu beobachten, dass Elektroautos immer günstiger werden. Denn im Reich der Mitte ist ein Preiskampf ausgebrochen, den vor allem Tesla angezettelt hat. Auch hierzulande spüren die Hersteller nach dem Wegfall der Umweltprämie den Druck. Wir werfen einen Blick auf die aktuelle Marktsituation, die Preise und wie sich diese in naher Zukunft verändern könnten. Aufgrund der Umweltprämie gewährten Hersteller bislang nur wenig Rabatte auf Elektroautos. Während die Auswahl an Stromer-Modellen kontinuierlich steigt, verharren die Preise auf einem hohen Niveau. Hinzu kommt, dass gebrauchte Elektroautos häufig Mangelware sind. Nach dem Wegfall der Umweltprämie und dem damit verbundenen Einbruch der Nachfrage hat sich die Marktsituation für Elektroautos verändert. Wie reagieren die Hersteller? In China sind die Preise für E-Autos bis zu 40 Prozent niedriger In Deutschland sind Elektroautos in der Regel recht teuer. In vielen anderen Ländern sieht das anders aus. Vor allem in China, dem wichtigsten Automarkt der Welt, werden zum Teil deutlich niedrigere Preise für Stromer gefordert. Zum Teil werden Fahrzeuge in China bis zu 40 Prozent billiger angeboten als bei uns. Nur ein Beispiel: Der Mercedes EQS kostet in der Volksrepublik 30.000 Euro weniger als in Deutschland. Die enormen Differenzen lassen sich nur zum Teil damit begründen, dass die Stromer in der Volksrepublik weniger gut ausgestattet sind. Deutlich stärkeren Einfluss haben die hohen staatlichen Subventionen, die chinesische Dominanz bei der Batterieherstellung, aber auch günstigere Produktionskosten in Fernost und Skaleneffekte infolge hoher Stückzahlen, die viele chinesische Hersteller bereits erreichen. Zudem treten in der Volksrepublik viele neue Marken an und bieten Fahrzeuge zum Teil nicht kostendeckend an – um Marktanteile zu sichern, wird bewusst Geld verbrannt. Ein weiterer Faktor: Seit einiger Zeit ist in China ein dramatischer Preiskampf zu beobachten, der von Tesla angezettelt wurde. Als Reaktion auf die schwache Nachfrage senkte der US-Autobauer erstmals im Oktober 2022 und auch später die Preise für seine Modelle. Das setzte vor allem die chinesischen Hersteller unter Druck. Aber auch Hersteller wie Ford, Mercedes und VW waren gezwungen, die Preise für ihre E-Autos zu reduzieren, obwohl ihre Absatzzahlen auf dem chinesischen Markt eher überschaubar sind. Zuletzt übte der chinesische Staat Druck auf Hersteller wie BYD, NIO, Tesla und andere aus, um den Preiskrieg zu beenden. Immer mehr Händler reagieren auf schwächelnde Nachfrage nach E-Autos Sind auch bei uns in naher Zukunft sinkende Preise für E-Autos in Sicht? Blickt man auf die aktuelle Marktlage, zeigt sich ein differenziertes Bild. So setzen die Hersteller hierzulande vorwiegend auf sehr hochwertig ausgestattete und damit teure SUVs ab dem Mittelklasse-Segment. Die Anzahl an günstigen E-Autos, vor allem im Kleinwagen- und unteren Kompaktwagen- Bereich, ist dagegen noch recht überschaubar. Ein Grund dafür sind auch teure Batterien, die zu den größten Kostentreibern gehören und bei kleineren Fahrzeugen viel stärker ins Gewicht fallen als bei einem großen Stromer. Angesichts schwieriger Rahmenbedingungen wie negativer Konjunkturaussichten, steigender Kreditzinsen und hoher Inflation verwundert es nicht, dass die Nachfrage nach E-Autos momentan schwächelt. Dazu kommt, dass der staatliche Kaufzuschuss für Stromer, der Umweltbonus, zum 1. Dezember 2023 gestrichen wurde. Konkret bedeutet das, dass seitdem keine neuen Anträge beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gestellt werden können. Diese E-Auto-Rabatte gibt es bei BYD, Dacia, Fiat und Kia Eine entsprechende Entwicklung hat sich bereits Anfang 2024 gezeigt. So gewährt zum Beispiel der chinesische Hersteller BYD – übrigens offizieller Partner für E-Mobilität bei der Fußball- EM 2024 – einen Preisnachlass von bis zu 7.000 Euro auf mehrere E-Auto- Modelle, wie den Atto 3. Dabei profitieren nicht nur private, sondern auch gewerbliche Käufer von der Senkung des Preises. Eine Frist für die Preissenkungen hat BYD nicht genannt. Anders sieht es beim rumänischen Hersteller Dacia aus. Dieser bietet einen Rabatt von 10.000 Euro auf den Dacia Spring an. Das Angebot ist zeitlich begrenzt und gilt für Fahrzeuge, die bis zum 31. März 2024 zugelassen werden. Auch Fiat hat für seinen 500 Elektro einen zeitlich begrenzten Rabatt eingeräumt. Dieser beträgt bei teilnehmenden Händlern 5.000 Euro und läuft ebenfalls bis 31. März 2024. Damit ist der Kleinwagen vorübergehend ab knapp 25.000 Euro zu haben. Mercedes, Renault, Toyota und Lexus senken ebenfalls die Preise Auch Mercedes Benz verlängerte die Förderung und übernahm für kurze Zeit den staatlichen Anteil. Wer sich bis zum 31. Januar 2024 für einen vollelektrischen EQA oder EQB entschieden hatte, erhielt insgesamt 4.500 Euro Rabatt. Voraussetzung war, dass das Auto bis zu diesem Datum bestellt und zugelassen wurde. Für die Modelle Kangoo E-Tech, Megane E-Tech oder Twingo E-Tech gewährt Renault einen Preisnachlass von 3.000 Euro. Der Megane E-Tech des französischen Herstellers wird sogar dauerhaft um 6.700 Euro reduziert. „Dienstwageneffekt“ auf dem Gebrauchtwagenmarkt auch bei E-Autos? Eine weitere Möglichkeit, zu einem Teil der Mobilitätswende zu werden, ohne viel Geld investieren zu müssen, stellen gebrauchte Elektroautos dar. Die Politik setzt auf den „Dienstwageneffekt“: Vor allem ausrangierte Firmenwagen sollen den Markt für bezahlbare Stromer beleben. Vom Ansatz her ist das sinnvoll: Viele neue Autos werden als Dienstwagen zugelassen, das gilt für Verbrenner wie Stromer. Zudem handelt es sich bei Firmenwagen selten um Luxusautos. Kompakt- und Mittelklasse-Fahrzeuge dominieren. Obwohl der Markt für gebrauchte Elektroautos langsam aber stetig wächst, ist das Angebot nach wie vor sehr begrenzt. Zum einen sind nur sechs Prozent aller Firmenwagen momentan reine E-Autos, zum anderen machen Stromer am Gebrauchtwagenmarkt gerade einmal 1,25 Prozent aus. Ob der Dienstwageneffekt in Zukunft eine durchschlagende Wirkung entfaltet und es zu mehr gebrauchten Elektroautos kommt, ist daher sehr ungewiss. Dafür hat die Politik auch selbst gesorgt: Die staatliche Förderung für gewerblich genutzte Elektroautos ist zum 1. September 2023 ausgelaufen. Einzig die Steuervergünstigung für Elektroautos und Elektro- Dienstwagen bleibt bis 2030 bestehen. Fazit: Preise für E-Autos könnten sich normalisieren Die nächsten Monate werden für potenzielle Käufer*innen von Elektroautos spannend. So wird das Angebot an verfügbaren Modellen weiter wachsen. Für 2024 sind bereits neue, günstige Kleinwagen wie der Elektro-Panda von Fiat, der elektrische Renault R5 oder der Citroën ë-C3 angekündigt. Zudem könnten Kunden von hohen Nachlässen profitieren, mit denen die Hersteller das steigende Angebot und die sinkende Nachfrage ausgleichen wollen. Allein die Tatsache, dass viele Hersteller auf den Wegfall des Umweltbonus reagieren und aus eigener Tasche für eine Fortsetzung der Förderung sorgen, ist ein gutes Zeichen für alle E-Auto-Interessierten. Quelle: ENBW.COM © Adobe Stock | fotohansel

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