Aufrufe
vor 6 Jahren

ocean7 1/2018

  • Text
  • Sportschifffahrt
  • Kroatien
  • Delphia
  • Fahrtensegeln
  • Gangway
  • Bavaria
  • Lachs
  • Aal
  • Riggcheck
  • Chuuk
  • Truk
  • Yacht
  • Salomonen
  • Cortez
  • Mexiko
  • Boatyard
  • Award
  • Crowhurst
  • Motorboot
  • Segeln
Funkstille in Mexiko: Kein Handynetz, kein Internet, keine Zivilisation. Wer die Einsamkeit in der Wildnis sucht, wird sie in der Sea of Cortez finden. Volvo Ocean Boatyard: Auf einem ehemaligen Fischmarkt in Lissabon macht Neil Cox die Volvo Ocean 65-Boliden erst renntauglich. Brillen für die Salomonen: Das Langfahrtseglerpaar Tudor-Stack öffnet Bedürftigen in abgelegenen Regionen die Augen – mit tausenden Spendenbrillen an Bord. Bavaria C57: Flaggschiff unter Segel – probegefahren in Split. Delphia BluEscape 1200: an Bord der Best of Boats-Gewinnerin 2017 in der Kategorie „Best for Travel“. Boot Düsseldorf: Vorschau auf die bedeutendste Fachmesse der Welt – 2018 vom 20. bis 28. Jänner. Und viele andere spannende Geschichten von Kanonen im Truk-Atoll bis zum Bio-Sonar der Buckelwale – im neuen ocean7!

Volvo Ocean Race

Volvo Ocean Race Boatyard Wenn man sich auf einen Trip vorbereitet, der acht Monate lang über 46.000 Seemeilen sowie vier Ozeane und sechs Kontinente führt – dann braucht man ein Boot, auf das man sich verlassen kann. Die Teilnehmer des Volvo Ocean Race vertrauen auf die Kombination aus Erfahrung und Fachkompetenz. Boat yard zugewiesen. Am Tag der Anlieferung wird das Boot aus dem Wasser gezogen, auf einen niedrigen Schlitten gesetzt und in den ersten Schuppen gerollt. Sobald das Boot dort ankommt, beginnt für das Team im Boatyard ein intensiver 15-wöchiger Arbeitszyklus. Zu den 30 Kernmitgliedern des Boatyard-Teams gehören Bootsbauer, Segelmacher, Elektriker, Ingenieure, Kommunikationsexperten und viele weitere Fachleute. Die Teammitglieder kommen aus der ganzen Welt und sind allesamt Experten auf ihrem Gebiet mit Erfahrung beim Volvo Ocean Race. Das Team hat für jedes Boot nur 15 Wochen Zeit, um es zu reparieren und exakt nach seinen ursprünglichen Standards und Spezifikationen instandzusetzen. NICHTS BESONDERES Das ist – vorsichtig formuliert – eine ziemliche Herausforderung. Aber das Team im Boatyard muss nicht nur ein Boot fertigstellen. Es muss acht Boote fertigstellen, die alle pünktlich fertig werden und in jeder Hinsicht identisch sein müssen. In der intensivsten Phase der Instandsetzung arbeitet das Team an fünf verschiedenen Booten gleichzeitig, die sich alle in unterschiedlichen Phasen der Instandsetzung befinden. Das mag entmutigend klingen, aber für das Boatyard-Team ist es nichts Besonderes. Eine Person, die die Herausforderungen, die dem Team bei der Instandsetzung begegnen können, genau kennt, ist Refit Manager Neil Cox. „Manchmal kann es überwältigend sein – genau wie das Rennen selbst“, sagt er. „Aber wir lassen uns davon nicht einschüchtern. Das Team fängt sich schnell und wir sind wieder auf Kurs.“ VERTRAUEN GEBEN Neil Cox stammt ursprünglich aus Sydney. Als gelernter Bootsbauer hat er viele Jahre gleichzeitig für den America’s Cup und das 30 1/2018

Whitbread – den Vorgänger des Volvo Ocean Race – gearbeitet. Seine Leidenschaft für das Hochseesegeln hat ihn schließlich dazu bewogen, sich ganz auf das Volvo Ocean Race zu konzentrieren, für das er seit 18 Jahren tätig ist. Die Rolle des Boatyards und des dort tätigen Fachpersonals ist nach Ansicht von Neil Cox gar nicht hoch genug einzuschätzen: „Wir geben den Seglern Vertrauen in ihr Boot. Schließlich sind sie mehr als nur ein paar Ruderschläge vom Ufer entfernt. Sie segeln um die Wette. Deshalb müssen wir es schaffen, ihnen das Vertrauen zu geben, dass sie ihr Boot bis an seine äußersten Grenzen treiben können.“ Aber wie gelingt es dem Boatyard-Team, in so kurzer Zeit eine Flotte von identischen Booten bereitzustellen, die ihren Crews Vertrauen geben – und hoffentlich den Sieg bringen? MIT LEIDENSCHAFT Die Instandsetzung folgt einem sehr engen Zeitplan mit einer Reihe von Meilensteinen, die erreicht werden müssen, um sie termingerecht abzuschließen. Aber der Boatyard wird nicht reglementiert. Vielmehr funktioniert er so gut, weil das Team diszipliniert, verantwortungsbewusst und stolz ist. „Dass das Team die Frist bisher immer eingehalten hat, ist Beleg für sein Engagement für das Projekt“, sagt Neil Cox. „Es kennt die Herausforderungen im Vorhinein und ist mehr als bereit, es mit ihnen aufzunehmen.“ Bei einer Instandsetzungszeit von wenigen Monaten pro Boot muss jeder Schritt akribisch geplant werden. Um die wenige Zeit optimal zu nutzen, werden die 15-wöchigen Zyklen in fünf verschiedene Phasen von jeweils drei Wochen unterteilt. Für jede Phase ist ein anderes Team zuständig. „Alle arbeiten in Teams. Aber sie müssen nicht bis ins Einzelne angeleitet werden. Sie haben die Erfah- rung, sie kennen ihre Verantwortlichkeiten und sie wissen, dass alle drei Wochen bestimmte Arbeiten abgeschlossen sein müssen, damit die Boote bereit für die nächste Phase sind – Nacharbeiten ist keine Option“, erklärt Neil Cox. ALLE TEILE ENTFERNEN Die erste Phase der Instandsetzung befasst sich mit der Erfassung und Diagnose von Schäden und der Durchführung von Reparaturen. Die Boote kommen mit einer detaillierten Liste von Reparaturen in den Boatyard, die zusätzlich zu den normalen Wartungsarbeiten ausgeführt werden müssen. Bei der Übergabe haben die Crews auch die Gelegenheit, die Experten kennenzulernen, die die Arbeiten an ihrem Boot ausführen werden, und die Instandsetzung mit ihnen persönlich zu besprechen. Anschließend wird eine Ultraschallauf nahme vom Boot gemacht, um sicherzustellen, dass sich keine unerkannten Schäden unter der Oberfläche verbergen. Sobald die Diagnose abgeschlossen ist, wird alles vom Boot entfernt, bis nur noch die Carbonschale übrigbleibt. „Die Hydraulik wird ausgebaut, die Deckausrüstung wird ausgebaut, die gesamte Elektrik wird ausgebaut, die Rohrleitungen werden ausgebaut – es bleibt praktisch nichts übrig“, sagt Neil Cox. „Alle entfernten Teile werden sorgfältig beschriftet und eingelagert. Dann können die Reparaturarbeiten beginnen.“ Der überwiegende Teil der Reparaturen wird vor Ort ausgeführt, aber einige Bau - teile werden auch an die Hersteller geschickt – auch wenn das Team über genügend Fachwissen verfügt, um gegebenenfalls jedes einzelne Bauteil selbst zu reparieren. ANSTRICH Nach Abschluss der Reparaturphase erreicht das Boot Phase zwei – die Spritzkabine für die einheitliche Lackierung. Normalerweise kommt der Anstrich zum Schluss, um einem Projekt den letzten Schliff zu geben. Hier ist das anders. Ein Teil der Lackierung muss ausgeführt werden, bevor die weiteren Instandsetzungsarbeiten beginnen können. Zum Beispiel muss der Rumpf mit einem orangefarbenen Sicherheitsanstrich versehen werden und in allen Bereichen, an denen Deckausrüstung montiert wird, müssen mehrere Schichten Einheitslackierung aufgetragen werden. In Phase drei beginnt sich dann alles wieder zusammenzufügen. „Die Instandsetzungshalle ist der Ort, an dem die Boote wieder zu Volvo Ocean 65-Booten werden“, sagt Neil Cox. „Bis zu diesem Zeitpunkt sind alle Teile, die in der ersten Phase sechs Wochen zuvor ausgebaut wurden, vom Hersteller oder von uns gewartet, wieder zusammengebaut und getestet worden und können wieder montiert werden. Am Ende von Woche neun haben wir also, abgesehen von Rudern, Mast und Kiel, wieder ein komplettes Boot.“ DIE LETZTE ETAPPE Die nächsten drei Wochen spielen sich in der Branding-Halle ab, in der die Boote erst gewogen werden. Dieses Gewicht wird zugrunde gelegt, wenn die Boote vor dem Start mit Ballast beladen werden. Nachdem das Boot gewogen wurde, beginnt das Branding. Das Branding des Bootes mit den Teamfarben und Logos ist ein komplizierter Prozess, bei dem die Planung mehr als einen Monat und die Fertigstellung drei Wochen in Anspruch nimmt. Nachdem das Boot vollständig gebrandet wurde, erreicht es die letzte Etappe der Instandsetzung – die Indienststellungsphase. Für die Indienststellungsphase holt das Team das Boot aus dem Schuppen und beginnt mit der Montage von Kommunikationsausrüstung wie den Antennenmasten. Das Boot wird dann mit einem Kran angehoben und am Kiel befestigt. In der 1/2018 31

Ocean7 Magazin

Blog

© 2017 by Ocean 7, Satz- und Druck-Team GmbH - Impressum und Privacy