Aufrufe
vor 8 Jahren

OCEAN7 2013-02

  • Text
  • Fahrtensegler
  • Jugend
  • Italien
  • Kampanien
  • Cup
  • Saphire
  • Hausboot
  • Hoorn
  • Schiff
  • Motoryacht
  • Charter
  • Bord
  • Segeln
  • Weltumsegler
  • Atlantik
  • Kanaren
  • Nikobaren
  • Andamanen
  • Umweltschutz
  • Kroatien
Das ist schon so eine Sache: Wie chartere ich ein Boot für meinen Urlaub, damit alles wirklich passt? In welchem Revier? Kat oder Mono? Bei welcher Charterfirma oder Agentur? Wie sichere ich mich rechtlich gut ab, damit es ein gelungener Törn mit Familie oder Freunden wird? Auf all diese Fragen gibt das Team von OCEAN7 in dieser Ausgabe ausführliche Antworten.

OCEAN7People In einer Zeit, in der viele angeberisch auf Medienprominenz schielen, noch bevor die Leistung erbracht ist, startet ein Pensionist still und leise mit kleinstem Budget eine abenteurliche Reise um die Welt. Lesen Sie hier die unglaubliche Geschichte des Mühlviertlers Volkmar Baurecker. Text und Fotos: Volkmar Baurecker Ein echter Abenteurer Per Anhalter über die Ozeane St – M 22 OCEAN7 02-2013 | März/April 2013

Volkmar Baurecker Vom Mittelmeer zu den Kanaren. Ich bin Senior in einer Gesellschaft, in der es einen Generationenvertrag gibt. Das stellt mich frei von der Erwerbsarbeit. Ich bin frei von familiären Pflichten und kann mir die Zeit frei einteilen. Wer langsam reist, reist länger. Ich reise langsam. Die Seele hat Zeit zum Nachkommen. Ich kann es mir leisten, wenig zu fliegen und meinen ökologischen Fußabdruck klein zu halten. In Linz beginnt’s mit dem Zug nach Barcelona. Während ich auf die Fähre nach Mallorca warte und dem Tagebuch die schönen süßen Stunden des Abschieds anvertraue, klaut mir jemand den Laptop aus der Reisetasche. „Pass auf deine Sachen auf!“ verstehe ich die Botschaft. Wir segeln zu dritt von Mallorca nach Gran Canaria. Heinz aus Schwaben ist der Eigner. Mein Freund Erwin ist wie ich erfahrener Segler. Nun begleitet er mich auf der ersten Etappe. Erstmals segle ich außerhalb des Mittelmeeres. Der Atlantik zeigt sich ruhig. Kaum Wind. Sanfte Dünung. Alle Ufer bleiben hinter uns. Ich krame Gallensteine hervor. 14 Jahre habe ich sie in meinem Bauch getragen. Vor einem halben Jahr habe ich mich für einschneidende Maßnahmen entschieden. Strukturen der Vergangenheit, sie haben mich gepeinigt, haben lebenswichtigen Fluss der Säfte blockiert – ich werfe sie über Bord. Das große Wasser wird lösen, was an Zorn, Wut und Kränkungen hart geworden war in meiner kleinen Gallenblase. Den Guanchen, den Ureinwohnern der Kanarischen Inseln, ist am Berg ein Museum gewidmet. Von der langen Segelfahrt noch im Ungleichgewicht, erschüttert mich nun das Schicksal dieser Menschen. Die spanischen Eroberer hatten die Ureinwohner innerhalb weniger Jahrzehnte abgeschlachtet. Niemand pinkelt den Spaniern deshalb heute noch ans Bein. Niemand fordert Schadenersatz. Zugegeben, das war vor 500 Jahren – die Zeiten haben sich gottlob geändert. Oder nicht? Weihnachten feiere ich in der Kneipe – mit Claus, dem Nachbarn. Er sei eigentlich Segler, sagt er. Doch das Boot fährt nicht mehr, der Mast ist gebrochen. Er baut jetzt an einem Katamaran. Mit Gelegenheitsarbeit verdient er sich das Nötigste. Frau habe er auch mal gehabt. Es wird eine lange Lebensbeichte. Ich habe ihm lange und gerne zugehört. Atlantik. Den Atlantik überqueren wir zu zweit. Eigner und Kapitän ist Arnd aus Bremen. Ich bin sein erster und einziger Maat. 21 Nächte am Stück auf See – das ist neu für mich. Es hat gar nicht wehgetan. Es sind lange wache Nächte gewesen. Manchmal sternenklar, manchmal bewölkt, manchmal bläst ein Wal. Alle sechs Stunden lösen wir uns ab am Ruder. Wind haben wir wenig. Der Passat ist ganz und gar nicht das, was der Arnd darüber gelesen und sich vorgestellt hat. Daher ist er recht unglücklich. Ich lese wenig und habe mir nichts vorgestellt. Mir geht es gut. Worum es geht . Gotthard im Mühlkreis (Österreich) – Mallorca Zuerst weht es den – gebürtigen Kanarische Puchenauer in Inseln den Atlantik. – Kapverd Auf Gran Canaria, in der Karibik und auf Fidschi pflanzt er artinique – St. Lucia – Grenadinen – Trinidad und Tobago – Venezuela – Kolum Auf Gran Canaria finde ich dank Internet Nuria und ihren Bio- Garten. Für täglich ein paar Stunden Arbeit bekomme ich hier vier Monate lang Unterkunft und Verpflegung. Während kältescheue Europäer sich in den Sanddünen von Maspalomas den Hintern wärmen, repariere ich das Dach, verlege Steinplatten, errichte Steinmauern und installiere Wasserleitungen. 1 Sonnenaufgang (hinter) Gibraltar 2 Vanuatu, am Start zum Wettschwimmen 3 Auf Tobago, aktiv in der Rhythmusgruppe 1 2 3 Salat, repariert Dächer, Fenster, Treppen und Terrassen, baut Möbel aus Bambus und schwimmt mit Eingeborenen um die Wette. In einer Kokosnuss-Ölmühle im pazifischen Inselstaat Vanuatu macht er den Betriebselektriker. In Südostasien, in Thailand erlernt er Thaimassage und hält Einkehr in buddhistischen Klöstern. Er fährt schließlich mit der Transsibirischen Eisenbahn heim nach Europa. Nach fast vier Jahren findet er hier seine Freunde wieder, die vertrauten Menschen, die vertraute Natur, die Jahreszeiten, die Kälte des Winters, das verschneite Mühlviertel – und ein wenig, wie er meint, auch sich selbst. Herz und Seele sind voll. März/April 2013 | OCEAN7 02-2013 23

Ocean7 Magazin

Blog

© 2017 by Ocean 7, Satz- und Druck-Team GmbH - Impressum und Privacy