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Quality Engineering 01.2021

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IM FOKUS » Künstliche

IM FOKUS » Künstliche Intelligenz Bild: WZL Peterek registriert, dass die Vorbehalte gegenüber dem Einsatz von KI in der Fertigung langsam schwinden WZL-Experte Dr. Martin Peterek im Interview „Die KI steht am Tipping Point“ Künstliche Intelligenz (KI) hält Einzug in der Fabrik – und verändert die Rolle von Qualitätsmanagement und -sicherung. Davon ist Martin Peterek überzeugt, Oberingenieur am WZL der RWTH Aachen. Er spricht über Chancen und Herausforderungen der Technologie. » Sabine Koll 18 Quality Engineering » 01|2021

Quality Engineering: Die Bundesregierung hat Ende 2018 die Strategie Künstliche Intelligenz veröffentlicht. Herr Dr. Peterek, was hat sich seitdem getan im Hinblick auf den Produktionsbereich? Martin Peterek: In erster Linie hat sich die Sichtbarkeit des Themas verändert. In vielen Unternehmen steht der Einsatz von KI mittlerweile weit oben auf der Agenda. Parallel dazu sieht man, dass KI im alltäglichen Leben längst angekommen ist. Insbesondere der Wunsch, Informationen dann auf einer aggregierten Stufe zur Verfügung zu haben, wenn ich sie brauche. Man denke beispielsweise an die Steuerung der Heizungs-, Licht- oder Sprinkleranlage im Smart-Home-Bereich oder eine Vielzahl von App-basierten Anwendungen mit Smartphones. Das hilft natürlich ebenfalls, um Hürden und Vorbehalte gegenüber dem Thema beziehungsweise den eingesetzten Tools abzubauen, sodass man KI in der Produktion zunehmend offener gegenübersteht. Quality Engineering: Die Forschung im Bereich KI hat von der Strategie der Bundesregierung sicher auch profitiert, oder? Peterek: Das geht Hand in Hand. Die Durchdringung des Themas in der Forschung ist natürlich schon weiter fortgeschritten als in den produzierenden Unternehmen. Insofern sind wir in der Forschung eher ein Gradmesser. Um mal einen Anhaltspunkt zu geben: An unserem Lehrstuhl am WZL haben mittlerweile vermutlich mehr als die Hälfte der laufenden Projekte einen Bezug zu KI. Und in mindestens zehn Projekten ist KI ganz klarer Fokus. Quality Engineering: Ist KI schon ein Thema für die Fabrik oder noch ein Forschungsthema? Peterek: Ich glaube, wir stehen jetzt genau am „Tipping-Point“. Der Übergang von der Forschung zur Praxis vollzieht sich derzeit. Das heißt, KI wird nun in immer mehr Produktionsbereichen Einzug halten. Allerdings sind die produzierenden Unternehmen in Deutschland dabei auf ganz unterschiedlichen Leveln unterwegs. Wir sehen in den Projekten außerdem immer wieder, dass vor dem Einsatz von KI-Lösungen zunächst noch Vorarbeiten notwendig sind. Insbesondere in den Bereichen Datenbanken, Datenbankstrukturen, oder Schnittstellendesign findet aktuell ein großer Transformationsprozess zu mehr Digitalisierung statt. Es wird an vielen Stellen deutlich, dass die Bereitschaft und auch der Wunsch vorhanden sind, mit KI die Produktionsprozesse zu verbessern. Quality Engineering: Wo stehen wir nach Ihrer Einschätzung aktuell beim Einsatz von KI für die Qualitätssicherung in der Fertigung? Peterek: Das ist gar nicht so einfach zu beantworten, weil sich die Rolle der Qualitätssicherung wandelt – und der Einsatz von KI beschleunigt diese Entwicklung: Von einer klassischen eher reaktiven Vorgehensweise, bei der eine Momentaufnahme bewertet wird – entwickeln wir uns hin zu einer datengetriebenen kontinuierlichen Prozessverbesserung. Durch die steigende Anzahl von Sensoren in den Prozessen liegt die Konzentration nicht mehr nur auf dem produzierten Bauteil oder Produkt, für das eine IO- oder NIO-Aussage getroffen werden soll. Vielmehr geht es um die Verbesserung der Qualität des Fertigungsprozesses durch die Aggregation der „Rohdaten“ hin zu einer Entscheidungsunterstützung für den Prozessverantwortlichen. Die ersten Lösungen für die Produktion auch aus unserem direkten Umfeld sind hier am Markt verfügbar, also aus dem Forschungsstadium heraus. »An unserem Lehrstuhl am WZL haben mittlerweile mehr als die Hälfte der laufenden Projekte einen Bezug zu KI.« Quality Engineering: Haben Sie Beispiele dafür? Peterek: Condition-Monitoring-Lösungen sind heute in der Lage, ein quasi Live-Abbild des Prozesses mit WEBINAR-TIPP KI ist auch Thema bei den beiden Webinaren, die QE gemeinsam mit dem WZL am 24. und 25.02.2021 veranstaltet. Mehr auf Seite 13 Zur Person Martin Peterek ist seit 2019 Geschäftsführender Oberingenieur am Werkzeugmaschinenlabor (WZL) der RWTH Aachen am Lehrstuhl für Fertigungsmesstechnik und Qualitätsmanagement bei Professor Robert Schmitt. Er hat in Aachen Wirtschaftsingenieurwesen mit der Fachrichtung Maschinenbau studiert und dort auch bei Professor Schmitt promoviert. Quality Engineering » 01|2021 19

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