STÄDTEREISEN EUROPA Opatija verströmt den Charme eines historischen Mittelmeer-Seebades (links). Wanderin auf dem 12 Kilometer langen »Lungomare Franza Josefa I« OPATIJA KROATIEN Seebad von Kaisers Gnaden Das älteste Seebad Kroatiens, mit mildem Klima gesegnet, strotzt mit extravaganten Traditionsherbergen und Villen, die im Grün von Palmen, Akazien und Magnolien versinken. Den touristischen Grundstein legte 1844 eine Kaufmannsfamilie aus Rijeka, die in ihrer Ferienvilla Namhaften aus dem kaiserlichen Wien Gratisurlaube und rauschende Feste gewährte. Ende des 19 Jh. entstanden die ersten großen Luxusherbergen, in denen auch Kronprinz Rudolf und Gemahlin logierten. Der Kurtourismus wurde 1889 per Dekret höchstpersönlich von Kaiser Franz Joseph I. veranlasst – Thalassotherapien mit angesagten Medizinern waren »in«. Zur Unterhaltung gab es rauschende Bälle, auch die Kaffeehauskultur wurde in den pompösen Prachtsälen zelebriert. Abbazia – wie Opatija damals hieß – war angesagt und ein Bauboom setzte ein. Das Flair dieser Zeiten lässt sich am Lungomare Franza Josefa I genießen: 12 Kilometer schlängelt sich diese schattige Meerespromenade unterhalb der Prachtbauten bis Lovran. Unterwegs Badestopps einlegen und einen Kaffee in einem der historischen Kaffeehäuser wie dem »Imperial« genießen (www.liburnia.hr)! Nach langjährigem Dornröschenschlaf und Busgesellschaften, die das Städtchen eher mit Masse statt Klasse überrannten, setzt man wieder auf kulturfreudige Genießer, die sich in den Wellnesstempeln von Luxusherbergen verwöhnen lassen. Sportliche zieht es hinauf ins Ucka-Gebirge (1.400 m), wo ein schönes Wandernetz und Mountainbike-Strecken warten, zudem ein gigantischer Weitblick über die gesamte Riviera. Der besondere Tipp Ausstellungen und Events zur Habsburger Monarchie finden ganzjährig v. a. in der Villa Angiolina, Villa Amalia und im »Hotel Miramar« statt. Die »Kaisernacht« (jährlich 3. Juliwochende), verspricht rauschende Ballnächte auf der Hotelterrasse Milenij und am Strand Slatina. Tagsüber wird in historischen prachtvollen Kostümen promeniert, abends getanzt. Hinkommen Der nahe Flughafen Rijeka (44 km) wird u. a. von Germanwings und Condor angeflogen (ab € 130). Vom Airport fährt ein Flughafenbus nach Opatija (knapp € 7), ein Taxi kostet um € 60. Nett gebettet EINFACH Ein hübsche Traditionsherberge mit Hallenbad ist das »Hotel Opatija« (Tel. 00385- 51-271388, www.hotel-opatija.hr; EZ/DZ mit Meerblick ab € 38–64/52–97 inkl. Frühstück). MITTEL Charmante Zimmer, Strandbad und Spa hat das »Hotel Miramar« (Tel. 00385-51-280000, www.hotel-miramar.info; EZ/DZ € 125–290/ 170–340 inkl. HP). GEHOBEN Nostalgisch-luxuriös ist das »Hotel Milenij« (Tel. 00385-51-202000, www.milenij hoteli.hr; EZ/DZ mit Meerblick ab € 96–122/153–196 inkl. Frühstück). Was der Urlaub kostet Es gibt nette, preiswerte Privatzimmer/Apartments schon ab € 40, außerhalb sogar noch billiger. Nudelgerichte kosten ab € 6, Gulasch ab € 8, Fisch ist teurer (ab € 15). Einen halben Liter Wein gibt’s ab € 5. Von Autorin Lore Marr-Bieger: »Nordkroatien«, Michael Müller Verlag 2012, € 18,90 SAINT-JEAN-DE-LUZ FRANKREICH Biarritz’ schönere Schwester 9. Juni 1660: großer Pomp in Saint-Jean-de-Luz, einem nah der spanischen Grenze gelegenen Korsarennest – Ludwig der XIV. ehelicht in der Kirche Saint-Jean-Baptiste die spanische Infantin Maria Theresia. Rund 200 Jahre später taucht Napoleon III. im Baskenland auf, auch er mit spanischblütiger Begleitung. Die Kaiserin hat sich in das nahe Biarritz verliebt, und er baut ihr dort einen prächtigen Palast. Damit sie schneller in ihre Sommerresidenz gelangt, sorgt er auch gleich für eine Eisenbahnlinie. Biarritz entwickelt sich bald zum Treffpunkt des blauen Bluts und des Finanzadels, in dessen Schatten schließlich auch Saint-Jean-de-Luz zum Seebad wird. Gegen die tobenden Wellen werden drei Deiche errichtet. So ist nicht nur die Stadt geschützt, sondern es entsteht auch ein flacher, weißsandiger Strand, wie man ihn in Biarritz vergebens sucht. Seither hat sich das alte Seebad zu einem der beliebtesten Badeorte der Atlantikküste gemausert. Der Stadtstrand ist kinderfreundlich, das Wasser wird nur langsam tief. Wer sich vom Badetreiben fernhalten will, lässt sich am platanenbestandenen Place Louis XIV in einem Korbsessel nieder und nippt an einem Pastis. Oder unternimmt einen Streifzug durchs Städtchen mit seinen typisch baskischen Fachwerkhäusern und probiert im »Maison Adam« in der Rue de la République süßes Gebäck. Seit Zuckerbäcker Adam 1660 dem Sonnenkönig zur Hochzeit eine Makrone offerierte, wird hier das berühmte Gebäck in Familientradition produziert. Saint-Jean-de-Luz mit seinem geschützten Sandstrand Der besondere Tipp Ein beliebtes Ausflugsziel ist der nur 900 m hohe Berg La Rhune, von dessen Gipfel sich ein fantastischer Ausblick bietet. Hinauf geht es vom 86 REISE & PREISE 2/2012
Abends geht es in Cascais in einen der Pubs am Largo Lúis de Camões (ganz links). Kleiner Badestrand beim Leuchtturm von Cascais (links) CASCAIS PORTUGAL Lissabons Edelstrand Von oben sieht eben alles am schönsten aus: Die Wellen des Atlantiks funkeln in der Sonne, vor dem Strand treiben bunte Fischerboote und an der Promenade flaniert das gutbetuchte Volk auf und ab. Es verwundert beim Blick von der Zitadelle nicht, dass sich Portugals König den über dem Ufer thronenden Komplex 1870 zur Sommerresidenz umbauen ließ. Die bürgerliche Oberschicht folgte mit pompösen Stadthäusern und machte aus dem kleinen Fischerdorf bald ein mondänes Seebad. Als der Platz nicht mehr reichte, wurde auch das Nachbardorf Estoril adaptiert, das heute vor allem wegen Europas größtem Kasino bekannt ist, ansonsten jedoch einiges vom Charme der alten Zeit verloren hat. Cascais dagegen hat sein Flair behalten: In der kleinen Fußgängerzone, die mit Mosaiksteinen verziert und von edlen Boutiquen in pastellfarbenen Häuschen flankiert ist, lässt es sich ganz wunderbar bummeln. Auf den Terrassen der britisch geprägten Pubs am Platz Largo Lúis de Camões trifft man sich zum Plaudern Pass Saint-Ignace (10 km von Saint-Jean-de-Luz) mit einer museumsreifen Zahnradbahn (€ 14, Juli/Aug. € 17). Fahrkarten gleich am Bahnhof von Saint-Jean-de-Luz kaufen! und Feiern. Und mit den Restaurants und Cafés an der modernen Marina hat Cascais inzwischen noch eine weitere Ausgehmeile. Die Fischer lassen sich von alledem bis heute nicht beeindrucken. Sie gehen an der Promenade noch immer ihrer Arbeit nach, flicken am Strand ihre Netze und verkaufen ihren Fang direkt vom Boot. Der besondere Tipp Auf der ehemaligen Formel-1-Strecke bei Estoril finden noch immer Rennen statt (Tickets ab € 10). Wer selbst aktiv werden möchte, besucht einen der Golfplätze (z.B. Golf do Estoril, ab € 68). Nett gebettet MITTEL Perfekte Strandlage und eine tolle Rooftop-Bar bietet das »Hotel Baía«. Der Aufpreis für Balkon und Meerblick (€ 6–15) lohnt sich (Tel. 00351-21-4831033, www.hotelbaia.com; EZ/DZ ab € 84/106 inkl. Frühstück). Die Pension »Casa da Pérgola« ist in einem schönen Stadthaus mit Vorgarten untergebracht (Tel. und der baskischen Architektur ist einer der beliebtesten Badeorte an der französischen Atlantikküste Hinkommen Zum Flughafen Biarritz gibt es keine Direktflüge ab Deutschland. Über Paris mit Air France (ab € 259). Vom Flughafen fährt ein Bus zum 00351-21-4840040, www.wonderfulland.com/ pergola; EZ/DZ ab € 101 inkl. Frühstück). GEHOBEN Marmorboden, Polstermöbel, Kronleuchter: Luxuriös ist das mediterrane Villendorf »Grande Real Villa Itália«, das sich der italienische König Umberto II einst als Exilresidenz an die raue Felsküste bauen ließ (Tel. 00351-210966000, www.realhotelsgroup.com; EZ/DZ ab € 140/160, Frühstück € 26). Hinkommen Lufthansa fliegt täglich nach Lissabon (ab € 99), TAP Portugal hat ähnliche Einstiegskurse. Vom Flughafen geht’s entweder per Taxi nach Cascais (35 Min., € 53,40 mit Voucher) oder mit dem Airport-Shuttle bis Cais do Sodré (30 Min., € 3,50) und dann mit dem Zug ans Ziel (30 Min. € 1,95). Was der Urlaub kostet Für Portugal sind die Preise recht hoch. Eine Hauptspeise im Restaurant gibt es ab € 8,50, ein Menü für € 20 bzw. € 35, wenn es gehobener sein darf. Eine Flasche Wein kostet mindestens € 6, Softdrinks und Bier € 2–3. Johannes Beck: »Lissabon & Umgebung«, Michael Müller Verlag 2012, € 22,90 nahen Bahnhof, weiter geht es mit dem Zug nach Saint-Jean-de-Luz (12 Min., € 3,10). Nett gebettet EINFACH Eine Minute zum Stadtstrand, eine Minute ins Zentrum sind es vom »Hôtel Ohartzia« (Tel. 0033-5-59260006, www. hotel-ohart zia.com; EZ/DZ € 71–91). MITTEL Ein komfortables, zentrumsnahes und charmantes Strandhotel ist das »Hôtel de la Plage« (Tel. 0033-5- 59510344, www.hoteldelaplage.com; EZ/DZ € 89–169). Was der Urlaub kostet St.-Jean-de-Luz ist immer noch günstiger als das benachbarte Biarritz. Nicht ganz billig ist das Essen. Wegen der großen Konkurrenz gibt es insbesondere mittags aber günstige Menüangebote ab € 15. Vom Autor M. X. Schmid: »Südwestfrankreich«, Michael Müller Verlag 2011, € 19,90 Fotos: photonet.hr, Schapowalow/Heaton, Turismo de Estoril, Bildagentur Huber/Gräfenhain, Office de Tourisme Saint-Jean-de-Luz REISE & PREISE 2/2012 87
