INDIEN GUJARAT des Shatrunjaya, dem heiligen Berg der Jains, auf dem Hunderte Tempel thronen. Jeder Jain sollte diesen Berg einmal im Leben innerhalb von zwei Tagen siebenmal besteigen – ohne Essen und Trinken. Ausgemergelte Pilger, oft gestützt von Helfern, manche von Ärzten betreut, kämpfen darum. Viele der Gläubigen tragen einen Mundschutz, um nicht versehentlich eine Mücke oder anderes Getier einzuatmen, andere kehren mit einem Besen vor jedem Schritt über jede Stufe, damit kein Insekt zu Tode kommt. Wer den Aufstieg zum Gipfel allein nicht schafft (oder bequem ist) kann sich aber auch für 1.000 Rupies (€ 12,50) von vier Trägern rauf- und runtertragen lassen. Die Religion des Jainismus ist mit Buddhismus und Hinduismus verwandt, doch wesentlich strikter. Strengster Vegetarismus ist Grundsatz. Auch Pflanzen gelten als beseelt. Jain-Tempel sind i. d. R. auch für Fremde zugänglich, sofern diese kein Leder an sich tragen, z. B. einen Gürtel. Schuhe lässt man am Shatrunjaya eh unten stehen. In allen heiligen Stätten herrscht strengstes Fotografierverbot. Diu erinnert an die portugiesische Kolonialzeit In Diu ist alles anders. Fast ein bisschen wie in Goa – vor 40 Jahren. Die Stimmung ist ziemlich entspannt, man fühlt sich auf dem 12 x 3 Kilometer großen, über zwei Brücken mit dem Festland verbundenen Inselchen, als hätte man Indien hinter sich gelassen. Die ehemalige portugiesische Kolonie versprüht fast so etwas wie mediterranes Flair. Alkoholische Getränke sind günstig – für viele Inder der Hauptgrund, hierher zu kommen. Eine kleine Westler-Szene – meist älteren Semesters – trifft sich in der Kneipe »Dee-Dee« am Markt am Hafen. Die Altstadt und das alte Fort lassen sich wunderbar zu Fuß erkunden. Vom Markt wandere ich immer in Meeresnähe zum Fort, besuche St. Pauls, St. Thomas und die Assisi-Kirche, laufe über die Klippen hinunter zum Jallandhar Beach und durchs Zampa Gateway zurück in die Altstadt. Für eine Erkundungstour auf der Insel ist ein Motorroller ideal. An der Südküste entlang geht es zunächst zum Gangeshwar-Tempel (eine kleine Klippenhöhle beherbergt das Heiligtum) und zum Turm des Schweigens. Dann folgt Nagoa Beach, der Strand für die indischen Touristen mit vielen Hotels, Bars und Wassersport. Am Airport vorbei erreicht man den fünf Kilometer langen, völlig unerschlossenen Gomtimata Beach. Die Küste ist schön, mit Klippen und kleinen Stränden. Am Ende des Strandes liegt das Fischer- und Bootsbauerdorf Vanakbara. Zurück nach Diu Town geht es durchs ländliche Inselinnere. Das aufregende Junagadh & die heiligen Girnar Hills Das gut 300.000 Einwohner zählende Junagadh ist schier unglaublich. In der Altstadt drängen sich historische Paläste, Tempel und Moscheen dicht an dicht. Dazwischen heilige Kühe, hungrige Ziegen, Mopeds, Tuk-Tuks und Pferdekutschen. Touristen sind außer mir keine da. Absolut sehenswert sind das Uparkot-Fort mit der mächtigen Jama-Masjid-Moschee und den Buddha-Höhlen, außerdem das Mhabat-Maqbara-Mausoleum. Ein echter Geheimtipp: die Gräber der Babi Kings. Sie stehen in keinem Reiseführer, liegen eigentlich mitten in der Stadt und haben eine sehr schöne Atmosphäre. Eindeutige Hauptattraktion aber sind die heiligen Girnar Hills (3 km, Anfahrt mit dem Tuk- Tuk). 10.000 Stufen führen hinauf auf die üppig mit Jain- und Hindu-Tempeln übersäten Hügel. Der erste Gipfel ist nach 50 Minuten erreicht, die beiden anderen nach weiteren 1,5 Stunden. Hier gibt es wunderbare Steinmetzarbeiten, filigrane Tempelarchitektur und die religiösen Rituale der Gläubigen zu bestaunen. Auch die Blicke auf Junagadh bleiben unvergesslich. Für die Tour sollte man sechs bis acht Stunden einplanen und wegen der Hitze möglichst früh aufbrechen. ➔ einfach einfache Mittelklasse gehobene Mittelklasse anspruchsvoll So planen Sie eine Rundreise auf eigene Faust Wer sich traut, kann die knapp 1.000 Kilometer lange Tour leicht und vor allem spontan nachreisen. Alle beschriebenen Strecken sind gut mit den oft klapprigen öffentlichen Bussen machbar. Tickets lassen sich im Voraus buchen (z. B. über www.goibibo.com), aber auch wer spontan weiterreisen will (am besten vormittags), wartet selten länger als eine Stunde auf den nächsten Bus. Innerorts fahren Tuk-Tuks (€ 0,30/km). Für Tagesausflüge empfiehlt sich ein Moped (€ 4-6/Tag plus Benzin, 1 l ca. € 1). Wartende an der Busstation in Vadodara ETAPPE 1: Vadodara–Bhavnagar–Palitana Von der Busstation im Einkaufszentrum gegenüber dem Bahnhof fahren etwa alle anderthalb Stunden Busse nach Bhavnagar (4,5 Std., € 1,90–2,50). Von Bhavnagar nach Palitana fahren ständig Busse (1 Std., € 0,75). ETAPPE 2: Palitana–Diu Am besten mit dem Local Bus nach Talaja (1 Std., € 0,50), dort in einen der Busse aus Bhavnagar umsteigen (5 Std., € 2). ETAPPE 3: Diu–Junagadh Von der Busstation fahren um 6, 7, 8 und 13 Uhr Busse nach Verval (2,5 Std., € 1,50). Weiter nach Junagadh geht’s mit einem der Privatbusse gegenüber der Busstation (gut 2 Std., € 1,25). ETAPPE 4: Junagadh–Jamnagar Von der Busstation fahren ständig Busse (3 Std., € 1,90). ETAPPE 5: Jamnagar–Bhuj Um 9 Uhr startet ein Direktbus an der Busstation (7 Std., € 3). Fahrt am Vortag buchen und einen Sitzplatz vorn aussuchen. Anreise: InDiGofliegt von Bombay nach Vadodara (2x tägl., ab € 45, 1 Std.). Auf der rund 400 km langen Strecke fahren auch Expresszüge (4:30 Std., AC-Chair Car € 12, www.irctc. co.in). Rückreise: Von Bhuj nach Bombay fliegt Air India (2 Std., ab € 75). Alternative ist der Sleeper-Bus (19 Std., € 26) Bequemer ist die Tour mit dem Taxi (100 km inkl. Sprit € 30–50, gut verhandeln!). Taxi-Rundtour ab Bombay: www.renttempo traveller.com/taxi-service-in-gujarat.html. Auch Veranstalter bieten Rundreisen an. 36 REISE & PREISE 4-2019
ENTDECKE DEIN INDIEN Wer den Aufstieg zu den Hindu-Tempeln auf den Girnar Hills gemeistert hat, dem bieten sich schöne Ausblicke auf Junagadh 3% Frühbuchervorteil auf Fernreisen bei Buchung bis zum 31.10.2019 Der Nagoa Beach bei Diu ist bei indischen Touristen sehr beliebt Die Kirche St. Thomas ist eine Hinterlassenschaft der portugiesischen Kolonialzeit (links). Freundlicher Gruß eines Sadhu (rechts) LIEBLINGSORT INDIEN Du möchtest eine Reise voller Vielfalt erleben? Dann komm mit uns durch das alte Maharadscha-Reich und entdecke eine Welt der Kontraste. Tempel, Forts und Paläste – eingebettet zwischen sanften Hügeln: Rajasthan bietet ungeahnte Kulturschätze. Beginne deine Reise auf www.wikinger.de Gemüsemarkt in der maroden, aber dennoch sehenswerten Altstadt von Jamnagar REISE & PREISE 4-2019 37 Wikinger Reisen GmbH Kölner Str. 20, 58135 Hagen Tel.: 02331 – 904 746
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