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2020-2 REISE und PREISE

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BOTSWANA In Botswana

BOTSWANA In Botswana gibt die Natur die Wege vor. Spannende Safaris sind machbar im Boot und im Allradfahrzeug – besonders Mutige wagen sich auf einer begleiteten Pirsch zu Fuß durch die Wildnis. VON ANDREAS DROUVE Afrikas GARTEN EDEN Alarmstufe Rot! Das Herz schlägt bis zum Hals. Daniels Blick verrät Entsetzen. Bei unserer Morgensafari zu Fuß hat er den Einzelgänger fast zu spät gesehen. Keine vierzig Meter entfernt steht ein Kaffernbüffel im Busch- und Grasland des Okavangodeltas. Seine Schnaufer zersplittern die Stille. Blitzschnell drückt Naturguide Daniel Tathego sein Grüppchen hinter einen übermannshohen Dornbaum. »Büffel sind die gefährlichsten Tiere im Busch«, wird der 32-Jährige später sagen, »sie sind aggressiv und greifen ohne Vorwarnung an.« Ein massiger Körper und messerscharfe Hörner fungieren als Waffen, angestachelt von unkalkulierbarer Wut. Daniel peilt die Lage, wartet ab. Ein Gewehr für den Notfall hat er nicht dabei. Auch der Büffel regt sich zum Glück nicht. Durch Lücken im Astwerk haben wir ihn frontal im Blick, wagen es, lautlos auf die Kameraauslöser zu drücken. Erst später werden wir bei den Vergrößerungen im Display sehen, mit welch leblosen, eiskalten Augen er uns in diesem Moment gemustert hat. Für Daniel ist klar: Der Fluchtweg führt nur nach hinten. Zügig, aber nicht in Panik. Der Dornbaum gibt Sichtschutz beim Rückzug. Mit jedem Meter weiter weg entspannt sich die Lage, bis wir wissen: geschafft! Tourismus und Diamanten sind wichtigste Wirtschaftszweige Eine Pirsch wie diese gibt den besonderen Kick, doch motorisiert ist man in Botswanas Naturparks natürlich entspannter unterwegs. Im Nashornschutzgebiet Khama Rhino Sanctuary am Ostrand der Kalahari leben gegenwärtig 56 Breit- und sechs Spitzmaulnashörner. Die neuesten Zahlen kennt Ranger Lebopo, der bei der Safari am Steuer sitzt. Anfang der Neunzigerjahre wurde der nunmehr 8.535 Hektar große Park gegründet, um die letzten Rhinozerosse Botswanas vor dem Aussterben zu bewahren, erzählt Lebopo. Ein kurioser Bezug: Als der Park noch nicht existierte, ging er selbst, heute 42, als Junge in derselben Gegend auf Jagd auf Kleintiere. Sein Vater erlegte zur Versorgung der Familie mit Fleisch sogar Kuh- und Elenantilopen. In der Eine Elefantengruppe im Chobe N. P. genießt das kühlende Nass 58 REISE-PREISE.de 2-2020

Rot-blauer Farbtupfer: Das Blaustirn-Blatthühnchen gehört zur Art der Regenpfeifer Spielende Kinder vor Bündeln aus Reet. Das getrocknete Schilfrohr wird noch vielerorts zum Dachdecken verwendet (ganz links). Ein Löwenpaar im Chobe-Nationalpark (links). Einbaum-Tour in den Wasserläufen des Okavango-Deltas (oben). Schule hörte Lebopo erstmals, wie wichtig es sei, Tiere nicht zu jagen, sondern zu schützen. Er erlebte den Bewusstseins- und Wirtschaftswandel seines Heimatlands hautnah mit. Der auf Naturerlebnissen basierende Tourismus ist heute neben den Diamantenminen und der Viehzucht ein ökonomischer Stützpfeiler in einem der vormals ärmsten Länder Afrikas – und gibt ihm persönlich eine Arbeitsplatzgarantie. »Ich liebe es, mit Tieren zu sein«, sagt er. Zudem profitiert Lebopo davon, dass er nicht nur während der einjährigen Rangerausbildung, sondern bereits als Kind lernte, Fährten zu deuten: »Wenn du die kleinen lesen kannst, ist es einfacher mit den großen.« Und das kommt seinen Gästen zugute. Lebopo spürt Leoparden auf, Strauße, Steinböckchen, Oryxantilopen. Und natürlich Nashörner, darunter Mutter und Kind, die in Schutzmaskerade frisch aus dem Schlammbad kommen. »Damit halten sie sich kühl«, erläutert der Ranger. Den Jahresschnitt der Nashorngeburten im Park beziffert er auf fünf, was es möglich mache, Tiere in andere Naturreservate abzugeben. Ein erfolgreiches Regenerationsprojekt. Und man hat den Eindruck: Mag auch der Mensch hier nachgeholfen haben – das Gleichgewicht der Natur scheint in bester Ordnung. Fernab von Overtourism. Eine Wohltat. Maun ist die Drehscheibe für den Safari-Tourismus Buschflachland begleitet die Fahrt nordwestwärts nach Maun. Geier feiern eine Fressparty neben dem Asphalt. Ein Esel ist fast bis auf die Knochen abgenagt, bei jedem Schnabeleinschlag schlackert der Kopf hin und her. Das Städtchen Maun wird bestimmt von Alltagsszenen. Open-Air-Reifenwerkstätten warten auf Kundschaft. Brennholzstapel schichten sich am Straßenrand auf. Getränkeverkäufer harren mit Kühlboxen unter Sonnenschirmen aus. Und die Frisörin Keba schnippelt auf dem Gehsteig. Drinnen im Laden sei es ihr zu heiß, sagt sie. Und: Die Kunst, Haare zu schneiden, »die hat mir Gott gegeben«. Bescheidene Höhepunkte des Lebens sind zwei Einkaufszonen, die Old Mall und die New Mit diesem Vegetarier ist nicht zu spaßen: Ein Kaffernbüffel blickt aufmerksam auf Mall. In einer Wechselstube schnarrt das Uraltmodell eines Druckers. Die Ausdrucke haben noch Löcher an den Seiten. Dagegen sind Handyshops auf dem neuesten Stand. »Trinken in der Öffentlichkeit ist gesetzlich verboten«, besagt ein Schild. Einige angeheiterte Frauen halten sich nicht dran. Alkoholischen Nachschub gibt’s in Bottle Stores. Was im Stadtbild auffällt: Die Menschen sind durchweg gut gekleidet und unsäglich freundlich. Einer grüßt den Fremden, bevor er in einem Toilettenkabuff verschwindet, das separat auf dem Grundstück steht. Männer spielen Open-Air-Billard unter Bäumen, an der Straße wartet eine altersschwache Waschmaschine auf Käufer. Preis 1.200 Pula, ➔ Fotos: kavram/iStock.com, Lucian Coman/ Ondrej Prosicky (3)/Shutterstock 2-2020 REISE-PREISE.de 59

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