92 NASSGEWINNUNG UND AUFBEREITUNG Abgestimmter Aufwand DOPPELTER EINSATZ: Bei Baums in Coesfeld sind gleich zwei Saugschiffe an der Gewinnung beteiligt. Das Quarzwerk Baums wurde 1992 am Standort Coesfeld-Lette gegründet, feiert demnach in diesem Jahr 30-jähriges Jubiläum (Glückwunsch!) und gehört zu den leistungsstärksten und bemerkenswertesten der Branche auch dank seiner durchdachten Aufbereitungstechnik. Hochwertige Rohstoffe sowie eine aufwendige Produktveredelung sind Voraussetzungen für das Interesse anspruchsvoller Kunden in der Gießerei-, Glas-, Bau- und Baustoffbranche. Die unter der geologischen Bezeichnung „Halterner Sande“ zusammengefassten mächtigen Quarzsandvorkommen, die das Quarzwerk Baums im genehmigten Gewinnungsbereich nutzt, sind für Lockergesteine ungewöhnlich alt: Sie wurden bereits im Zeitalter des Santonium abgelagert. Diese Epoche wird der Oberkreide zugerechnet und liegt etwa 85 Millionen Jahre zurück. Heute steht eine Ablagerungsfläche von ca. 900 km² oberflächennah an, die sich nördlich des Ruhrgebiets erstreckt. Der Standort Lette liegt am westlichen Rand dieses Areals. Durch die Sortierung während der Sedimentationsentstehung wurde durchgehend eine Sandfraktion des Korngrößenspektrums von 0 bis 0,71 mm abgelagert. Damit war die Genese der Lagerstätte aber bei Weitem nicht abgeschlossen. Über viele nachfolgende Jahrmillionen INTELLIGENTE LÖSUNG: Der zweite Saugbagger arbeitet auf der angelegten Unterwasserhalde. konnte sich die Natur Zeit lassen, den Sandkörper durch saure Grundwässer fast vollständig zu demineralisieren. Heute liegen daher hochreine Sande mit einem Quarzgehalt < 99,5 % SiO 2 und einem Eisengehalt < 0,05 % Fe 2 O 3 vor. Der Habitus der einzelnen Sandkörner ist kantengerundet, die Oberfläche ist glatt. Augenfällig ist die leuchtend helle Eigenfarbe, die von Grau bis leicht Gelb changiert. Die hochwertigen Rohstoffe sind für ihre Qualität überregional bekannt. Zwei Schiffe für Gewinnung und „Haldenbewirtschaftung“ Das abbauwürdige Vorkommen in Lette wurde bis in eine Tiefe von 40 m erkundet, und auch die Nassgewinnung erstreckt sich bis zu dieser Tiefe. Für die Gewinnung wurde von der Firma Baums ein fast einmaliges System erdacht, das den besonderen Gegebenheiten der Lagerstätte perfekt Rechnung trägt und eine effiziente Auslastung der gesamten Aufbereitungskette einleitet: Die Gewinnung und Homogenisierung des Rohsandes stützt sich auf den Einsatz von gleich zwei Baggerschiffen, die 1994 und 1995 zu Wasser gelassen wurden – und somit ebenfalls zur Erstausstattung des Werks Lette gehören. Beide wurden von der Firma Döpke für den Einsatz individuell gefertigt. Das größere der beiden Schiffe verfügt über eine technische Gewinnungstiefe bis 40 m und übernimmt GESTEINS Perspektiven 5 | 2022
NASSGEWINNUNG UND AUFBEREITUNG 93 bis zum letzten Körnchen das eigentliche Lösen des Materials aus dem Untergrund. Dafür arbeitet die Anlage mit einer Kombination von Schneidrad plus Jet-Einrichtung. Nach derzeitiger Konstellation beträgt der Aktionsradius 300 bis 700 m. Obwohl das Schiff mannlos betrieben werden kann, wird in Ufernähe – also bis 200 m Entfernung – stets bemannt gearbeitet, um eine optimale Betriebsführung zu gewährleisten. Zusätzlich werden regelmäßige Abbaukontrollen mit einer Multibeam-Vermessung, ähnlich einer Sonarbootbefahrung, der TH Aachen durchgeführt. Wichtig für die Durchführung der nachfolgenden Nassaufbereitung ist eine möglichst homogene Zusammensetzung des zugeführten Rohsandes. Dies wird am Standort in mehreren Schritten sichergestellt und beginnt bereits mit der unmittelbaren Gewinnung: Um möglichst gleichbleibende Qualitäten zu fördern, wird horizontal sichelartig in vertikalen 5-m-Schritten abgebaut. Das integrierte Abbaukontrollsystem stellt die Abbaufolge sicher und sorgt für einen reibungslosen Gewinnungsbetrieb. Das Saugbaggerschiff pumpt das Material aber nicht direkt an Land in die Aufbereitung, sondern in ein Unterwasserspülfeld am werkseitig gelegenen Uferbereich. Hier entsteht auf diese Weise eine ständig aufgefüllte, bereits teilhomogenisierte Unterwasserhalde, platzsparend und sehr praktikabel. Denn hier ist das zweite Baggerschiff positioniert. Da dieses Döpke-Schiff die Aufgabe hat, aus der Unterwasserhalde Material in die Aufbereitungsanlage zu pumpen, reicht eine reine Jet-Anlage. Zudem kann das Saugschiff komplett mannlos gefahren werden. Das hört sich simpel an, doch ist auch hier eine genaue Kenntnis der Zusammensetzung der Unterwasserhalde über die Fließphysik des Materials erforderlich. Gröberes Material neigt beim Einspülen eher dazu, sich in der Mitte der Unterwasserhalde zu konzentrieren, während die feineren Bestandteile durch das Einspülen und beim Absedimentieren eher zu den Rändern wandern. Zudem muss die Halde etwa zu zwei Dritteln gefüllt sein, um optimal verarbeitet werden zu können. Branchentechnische Erfahrungen und individuelle Anforderungen Aus der Unterwasserhalde lässt sich die Aufbereitung, also die Klassierung, punktgenau und mit der erforderlichen KLASSISCHER AUFBEREITUNGSBEGINN: Über das große Vorsieb läuft das gesamte Material zuerst, wie Geschäftsführer Julius Jansen zeigt. AUFSTROMKLASSIERER bilden das Zentrum der Nassaufbereitung in der eindrucksvollen, komplett eingehausten Aufbereitung auf fünf Ebenen.
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