40 WIRTSCHAFT Abschied vom Gestein heißt auch Abschied Die Mitglieder des Verbandes der Bau- und Rohstoffindustrie, vero, trafen sich am 10. Juni zu ihrer diesjährigen Mitgliederversammlung in Hamburg. Zu behandelnden „Stoff“ gab es reichlich, denn die Herausforderungen im großen Verbandsgebiet werden nicht kleiner, ebenso wächst die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit in der Politik. Eine Situation, die Zweifel an der Lauterkeit grundsätzlicher Aussagen maßgeblicher politischer Akteure nährt. für Politik und Kommunikation die parlamentarisch-politischen Spielregeln und setzt sie zum Nutzen der gesamten Verbandsfamilie ein. Im Würgegriff der zugespitzten Situation WAS WILL DIE POLITIK WIRKLICH? Christian Strunk warf Fragen auf, zu denen entsprechende Antworten ausstehen. Fotos: gsz Rückgänge beim Wohnungsbau statt geplanter Aufstockung, längst erkannte Probleme bei Brückenbauwerken, die ausgesessen statt angegangen werden, überbordende Bürokratie, die allen der Wertschöpfung verpflichteten Menschen maßlos auf den Senkel geht – so stellt sich die Situation bei klarem Blick dar. Hinzu kommen die bekannten Probleme bei Genehmigungsverfahren, die trotz erkannter Knappheiten ignoriert werden, sowie eine ganze Reihe andere Tabus und sinnbefreite Entscheidungen, die vero-Vorsitzender Christian Strunk zur Eröffnung als momentanen Status quo aufzählte. Fragen wie: „Will niemand, dass die Behebung der erkannten Mängel schneller vorangeht?“, oder: „Steht sich der Behördenstaat selbst im Weg?“ drängen sich auf. Wie ernst sind Bekenntnisse zur Klimaneutralität sowie zur (erneuerbaren) Energieautarkie zu nehmen, wenn doch die bedarfsnahe Nutzung heimischer mineralischer Rohstoffe ein Schlüssel zu Ersterem wäre und die Photovoltaik auf Baggerseen ohne unsinnige Restriktionen im sog. „Osterpaket“ im zweiten Fall einen wesentlichen Beitrag leisten könnte? Da die Blase des „Nicht-erkennen- Wollens“ offenbar schützt, sorgen bekannt gewordene Kontaktverbote zwischen wichtigen politischen Entscheidern sowie Kommissionsmitgliedern mit Verbandsvertretern für die gewünschte Ruhe. Das wiederum führt zu Unruhe bei jenen, die der Überzeugung sind, dass sich Erfolge nur aus Zusammenarbeit und guten Gesprächen ergeben. Hoffnungen richten sich nun auf Bundesbauministerin Geywitz, die sich in einem Gespräch mit MIRO als höchst sachkundig erwiesen hat und bis zum nächsten Jahr eine Änderung des Baugesetzbuches ankündigt. In diesem Zusammenhang lobt Christian Strunk, gleichfalls Präsident des Bundesverbandes, die produktive Arbeit zwischen den Landesverbänden und MIRO, im konkreten Fall meinte er die politische Arbeit gemeinsam mit Susanne Funk. Sie beherrscht als MIRO-Geschäftsführerin Wie alle Wirtschaftsbereiche kämpft natürlich auch die mineralische Roh- und Baustoffindustrie mit misslichen Entwicklungen bei Energie und weiteren Krisenerscheinungen. Hier besteht die reale Gefahr, dass die gesamte Bauwirtschaft in dieser rotierenden Spirale Schaden nimmt. So sieht es auch Ingo Lothmann, der zur Entwicklung der Fachgruppe Transportbeton/Betonförderer berichtete. Immerhin attestiert er Politik und Verwaltungen zumindest einen langsamen Aufwachprozess, welcher an den ermöglichen Vertragsanpassungen und Preisgleitklauseln festzumachen sei. Als weitere Themen kamen die Primärrohstoffsteuer, in NRW soll diese nun per grün-schwarzem Koalitionsvertrag über einen sogenannten „Kieseuro“ lanciert werden, und der nicht abreißende Recy- SERVUS MIT VORLAUF: Rita Höwner wird noch vor der JMV im nächsten Juni aus dem aktiven Dienst für vero aussteigen. GESTEINS Perspektiven 5 | 2022
WIRTSCHAFT 41 NACH HAMBURG lud vero seine Mitglieder zur Jahreshauptversammlung ein. Auf dem Podium: Franz-Bernd Köster (stellv. Vors.), Raimo Benger und Christian Strunk. vom Beton und vom Windradfundament cling- bzw. Upcycling-Hype zur Sprache. Übersehen werde dabei, dass Kies, Sand und Natursteinkörnungen nicht verbraucht, sondern „umgelagert“ würden. Später erhalten sie in Recyclingprozessen ein zweites oder drittes Leben. Womit wir beim jetzigen Recycling gelandet sind: Fakt ist, dass beinahe alle Transportbetonwerke ohnehin anteilig RC-Körnungen in Beton verarbeiten können, wenn er denn so bestellt wird – was wiederum gerade bei öffentlichen Ausschreibungen nicht stattfindet. Bleibt als Ergebnis, dass gerade diejenigen, die theoretisch RC fordern, in der Praxis davon dann doch lieber Abstand nehmen. Verbindendes beim Vorankommen nutzen Hauptgeschäftsführer Raimo Benger verwies in seinem Bericht auf die Aktivitäten, Ereignisse und Erfolge im vergangenen Geschäftsjahr. So war es vero, der den Anstoß zur rechtlichen Klärung der Vertragsgestaltung im Hinblick auf die derzeit nicht absehbare Marktentwicklung inklusive aufklärender Videokonferenz mit mehr als 900 Teilnehmern aus Unternehmen der Gesteinsindustrie gab. Regional hat die Gesteinsindustrie in keinem der Bundesländer des vero-Betreuungsgebietes einen leichten Stand. Die Aufklärungsarbeit fruchtet, bisweilen zusätzlich gebremst durch Personalwechsel in den Behörden, selten im gewünschten Tempo, was jedoch nicht bedeutet, dass nichts geht. Vorankommen heißt in diesen Zeiten, dass etwa die Landesregierung in Schleswig-Holstein den gesetzwidrigen Zustand der nicht fortgeschriebenen Regionalplanungen erkennt und die betreffenden Ministerien so nach fünf bis sieben Jahren anhaltender Gespräche realisieren, dass sie aktiv werden und Rohstoffgewinnungsvorhaben erleichtern müssen. In NRW wurden über die neue Wasserschutzgebietsverordnung (siehe auch Artikel auf S. 28) wieder Einzelfallprüfungen pro Gewinnung in WS-Zonen III erreicht. Ein echter Coup jedoch konnte in Niedersachsen gelandet werden: Wurde zur MV schon die hier bestehende Koalition der Branchenvertretung mit Umweltverbänden sowie der Gewerkschaft IG Bau als Erfolgsmodell vorgestellt, folgte am 12. Juli ein publizistisch vielbeachteter Paukenschlag (siehe S. 34). Ja, Gemeinsamkeit in jeglicher Form macht stark. Im Miteinander gelang es zuvor, eine Änderung des Landesraumordnungsprogramms – nach der einige für die Rohstoffgewinnung ausgewiesene Flächen gestrichen werden sollten – zu verhindern. Glück für Niedersachsen! Nicht nur die entsprechenden Unternehmen dürfen aufatmen, auch Wirtschaft, Verwaltung und Behörden sollten das machen – selbst dann, wenn sie noch gar nicht wissen, welchen Gefallen sie sich damit eigentlich getan haben. Besondere Menschen sieht man nicht gerne gehen VORBEREITUNG ZUM ABSCHLUSSVORTRAG: Nach zehn Jahren war erneut Hans Kammerlander (M.) zu Gast und zog die Runde unmittelbar in den Bann seiner Bergabenteuer. … und doch sei es ihnen gegönnt. Rita Höwner, jetzt mehr als 17 Jahre bei der Duisburger Verbändegemeinschaft und Assistentin des Hauptgeschäftsführers, gilt längst als entscheidender Dreh- und Angelpunkt aller internen Führungsaufgaben für die diversen 16 vertretenen Baustoffverbände aller Größenordnungen. Im Frühjahr des nächsten Jahres wird sie in den (etwas vorgezogenen) Ruhestand wechseln. Das bedeutet, sie absolvierte in Hamburg 2022 ihre letzte, aktiv selbst organisierte vero-Mitgliederversammlung … routiniert wie immer bis zur letzten Sekunde. Das heißt – nicht ganz: Kurz vor Schluss wurde nämlich ihre großartige Arbeit offiziell gewürdigt. Flugs brach die Routine unter vielen guten Emotionen zusammen, angefacht noch von den unterhaltsamen Laudationes des Vorsitzenden und des Hauptgeschäftsführers sowie dem Beifall der Anwesenden. Benger & Höwner galten (und gelten noch) als arbeitstechnisches „Traumpaar“ unserer Verbandsszene. Und wie das bei Paaren so ist, wurde auch hier im Sinne der bestmöglichen Sache regelmäßig gefochten, gekämpft, geglättet und sich am Ende gemeinsam über das Ergebnis gefreut. Ein dickes Lob für die gemeinsame Zeit gibt’s auch von GP & gsz: Hätte Verlässlichkeit einen Namen, wäre dieser „Rita“! (gsz) www.vero-baustoffe.de 5 | 2022 GESTEINS Perspektiven
AUSGEFEILTES KONZEPT: Der Seilbagge
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RUNDE SACHE: Die Referenten Bert Vu
(Lippen-)Bekenntnisse zum Bürokrat
TREFFPUNKT 105 ANTRIEB DER ZUKUNFT
LIGHT TREFFPUNKT 107 Volltreffer in
EINKAUFSFÜHRER - WER BIETET WAS? 1
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INFO 113 INSERENTENVERZEICHNIS GP 5
© OpenStreetMap KLEINANZEIGEN 115
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