36 WIRTSCHAFT Zeit für innovative, nachhaltige Baustoffe Am 20. Mai 2022 hielt der Bayerische Industrieverband Baustoffe, Steine und Erden, BIV, seine erste Mitgliederversammlung nach den Coronajahren ab. 100 Mitgliedsunternehmen und Gäste folgten der Einladung nach Augsburg. Die Bau- und Rohstoffunternehmen stehen vor einem tiefgreifenden Wandel. Viele dieser Umbrüche wurden jedoch schon weit in der Vergangenheit angestoßen. Schlanke, temperaturregulierende Bauteile sind bspw. keine Erfindungen der unmittelbaren Gegenwart. Präsident Georg Fetzer richtete deshalb und aus weiteren Gründen einen einerseits hoffnungsvollen, aber auch kritischen Blick in die Zukunft. TREFFEN IN AUGSBURG: Kritische Zeiten voraus. Die BIV-Mitglieder und ihr Vorsitzender verdeutlichten im Rahmen ihrer Versammlung, an welchen Stellen der Schuh drückt. gungspraxis bei der Installation von schwimmenden PV-Anlagen auf ausgekiesten Baggerseen. Hier gibt es enormes Potenzial, das nach Untersuchungen bis zu 20 GWp (GigaWattPeak) Leistung aus Photovoltaik ermöglichen würde. Geplante Beschränkungen im Entwurf des Wasserhaushaltsgesetzes würden diese auf rund 1 GWp Leistung schmälern. Weiteres Beispiel: Viele der im BIV organisierten Unternehmen bieten vorgefertigte Lösungen an, um die hohe Nachfrage im Wohnungsbau zu bedienen. Dabei werden ausgeklügelte technische Ideen umgesetzt. Diese sind häufig materialsparender, effizienter und damit kostengünstiger umsetzbar, aber leider nicht durch bestehende Normen abgedeckt. Aufwendige bauaufsichtliche Zulassungen durch das Deutsche Institut für Bautechnik sind erforderlich. Auch das dauert häufig Jahre und bremst zukunftsweisende Innovationen aus. Gemeinsames Positionspapier zum Baustoffrecycling In einem mit dem BRB (Baustoffrecycling Bayern) verfassten Positionspapier bekennt sich der BIV zur Bedeutung und Förderung von Recyclingbaustoffen als einen wesentlichen Baustein für eine langfristige Versorgung mit mineralischen Baustoffen. Auf der anderen Seite wird von der Recyclingsparte selbst klargestellt, dass ein kompletter Ersatz von Primärbaustoffen durch die Aufbereitung mineralischer Abfälle nicht möglich ist und die Sicherung von Rohstoffgewinnungsflächen auch weiterhin eine wesentliche volkswirtschaftliche Aufgabe bleiben muss. Das Klima für private wie öffentliche Bauinvestitionen hat sich in den letzten Monaten rapide verschlechtert. Bauund Rohstoffe werden teurer oder sind gar nicht mehr verfügbar, Bauvorhaben werden gestoppt, Bauunternehmen berichten von Stornierungen beim Einfamilienhausbau. Bereits im letzten Jahr sind die Preise für europäisch gehandelte CO 2 -Zertifikate stark angestiegen, was zu einer Verteuerung des wichtigsten Ausgangsstoff, für Beton, nämlich des Zements, führte. Die Preise für Gesteinskörnungen steigen aufgrund zurückgehender Verfügbarkeiten an Grund und Boden und aufwendiger Genehmigungen bereits seit vielen Jahren überproportional. Auch die in letzter Zeit stark gestiegenen Kraftstoffpreise tragen dazu bei. Umso mehr ein Aufruf, Transportwege kurz zu halten, eine regionale Rohund damit Baustoffversorgung zu verfolgen. Im Sinne des Umweltgedankens und der Unabhängigkeit von Importen. Wir brauchen Bürokratieabbau und eine schnelle Wende in der Energiepolitik. Wirklich Ernst machen muss der Staat jetzt beim Abbau von bürokratischen Hürden. Jede kleinste innovative Maßnahme wird im Dickicht von Bedenken und genehmigungsrechtlichen Vorschriften erstickt. Aktuelles Beispiel ist die Genehmi- Wahlgang wie am Schnürchen Satzungsgemäß war in diesem Jahr zudem eine Vorstandswahl vorzunehmen. Dabei wurde die Arbeit des bisherigen Vorstandes gewürdigt und das Dreierteam bestätigt: Präsident Georg Fetzer von der Dachser J. GmbH & Co. KG Fertigbeton-Kieswerke und die Vizepräsidenten Andreas Moßandl, Karl Mossandl GmbH & Co., sowie Andreas Veitinger von der HeidelbergCement AG repräsentieren nach einstimmigem Votum weiter die Verbandsspitze. Ein Zeichen der Beständigkeit in unruhigen Zeiten. www.biv.bayern WIEDERGEWÄHLT: Vizepräsident Andreas Moßandl, Georg Fetzer und Andreas Veitinger (v.l.) repräsentieren weiterhin den BIV-Vorstand. Fotos: BIV GESTEINS Perspektiven 5 | 2022
BAUEN, BAUEN, BAUEN – aber womit, wenn Genehmigungen ausbleiben und der Baurohstoffnachschub fehlt? Ministerin Razavi wird an ihren Worten zu messen sein. Peter Röhm (l.) und Thomas Beißwenger machten ihre Erwartungen an die Landespolitik deutlich. Preisexplosionen, Genehmigungshürden und Wohnraumbedarf sind größte Sorgen „Stehen wir vor dem perfekten Sturm oder erleben wir nur ein vorübergehendes Gewitter?“ Thomas Beißwenger, Hauptgeschäftsführer des Industrieverbands Steine und Erden Baden-Württemberg, ISTE, brachte die Sorgen der Branche bei der diesjährigen Jahreshauptversammlung im Juni in Stuttgart auf den Punkt. Inflation, Baupreisexplosion, Zinserhöhungen, Fachkräftemangel und Lieferengpässe seien Faktoren, welche für Unternehmen zu finanziellen Schwierigkeiten führen könnten, so der ISTE-HGF. Die baden-württembergische Bauministerin Nicole Razavi MdL betonte in ihrer Rede die Bedeutung regionaler mineralischer Rohstoffe; diese seien für jegliche Zukunftsprojekte unverzichtbar. Der Landesregierung seien die aktuellen Herausforderungen der Rohstoffbranche bewusst. Sie strebe deshalb eine Beschleunigung von Genehmigungsverfahren an, ohne den Interessensausgleich aller Beteiligten aus den Augen zu verlieren. Trotz großen Zeitdrucks verfolgte Ministerin Razavi den anschließenden Bericht von Walter Nelles über die MIRO- Arbeit und quittierte viele Ausführungen mit Zustimmung. Der im Entwurf des Wind-an- Land-Gesetzes eingeräumte „Vorrang“ des Windkraftausbaus, mit dem bereits feststehende Ziele der Raumordnung in Flächennutzungsplänen (und damit auch Rohstoffbelange!) wieder revidiert werden können, löste bei ihr ein Kopfschütteln aus. Der Wohnungsbau bereitete Sorgen, beklagte Beißwenger. Jährlich fehlten in Deutschland 400.000 Wohnungen. Mit großen Anstrengungen sei es möglich, 300.000 zu bauen. Vor dem aktuellen wirtschaftlichen Hintergrund und der unkalkulierbaren Preisentwicklung sei es jedoch unwahrscheinlich, dass dieser enorme Bedarf an Wohnraum befriedigt werden kann. Beißwenger: „Dies ist nicht nur wirtschaftlich eine fatale Situation, sondern auch eine mit großem sozialen Sprengstoff.“ Schwarze Wolken sieht der ISTE-Hauptgeschäftsführer auch am Horizont, wenn es um die Energiewende, um Infrastrukturmaßnahmen und um Gebäudesanierungen geht. „Dies alles ist ohne mineralische Rohstoffe nicht möglich. Wenn die Preise für Energie weiter so dramatisch steigen, könnte es in diesen Bereichen zu schmerzhaften Einbrüchen kommen.“ Bestenfalls sieht Beißwenger für die kommenden Jahre eine wirtschaftliche Seitwärtsbewegung der Steine- und Erden-Branche. ISTE-Präsident Peter Röhm beklagte zudem die vielfach sich über viele Jahre erstreckenden Verfahrensdauern, wenn es um Erweiterungen oder Neuaufschlüsse von Gewinnungsstätten geht: „Wir müssen schneller mehr Wohnraum bauen. Deshalb müssen die zuständigen Behörden auch beschleunigte Verfahren gewährleisten.“ Die Ministerin, im Stuttgarter Kabinett zuständig für Landesentwicklung und Wohnen, zeigte für diese Sorgen großes Verständnis. Man habe aus diesen Gründen eine regionale Planungsoffensive auf den Weg gebracht, in der die zwölf Regionalverbände Baden-Württembergs mitarbeiteten. Außerdem arbeite man in der Regierung ressortübergreifend zusammen. Razavi: „Rohstoffversorgung muss sicher und bedarfsnah stattfinden. Es ist wichtig, einen Interessensausgleich zwischen allen Beteiligten zu finden. Rohstoffe zu verlangen, aber eine Gewinnung zu verhindern, ist allerdings pharisäerhaft.“ Die CDU- Politikerin betonte, dass mangelnder bezahlbarer Wohnraum nicht nur den sozialen Frieden bedrohe, sondern auch zur Standortfrage werde. Wenn Fachkräfte keinen Wohnraum für sich und ihre Familie fänden, habe dies direkte Auswirkungen auf die Unternehmen und die Wirtschaft. Razavi: „Wir müssen bauen, bauen, bauen!“ Dabei sollte man bei mineralischen Rohstoffen nicht auf andere angewiesen sein, sagte sie mit Blick auf den Ost-West-Konflikt. Gleichzeitig sei es wichtig, auch die Bedürfnisse und Möglichkeiten künftiger Generationen im Auge zu behalten. „Transformation braucht Platz und Fläche“, so die Ministerin, die auch die Bedeutung von Natur- und Artenschutz und in diesem Zusammenhang außerdem die Funktion von Gewinnungsstätten als Biotope würdigte. www.iste.de BEGLEITEND: Bei den jeweils anschließenden Fachgruppenversammlungen unterstrichen Benedikt Fahrland (Vors. Naturstein, l.) und Oliver Mohr (stellv. Vors. Sand und Kies) die Forderungen und gingen auf die Situation ihrer Teilbranche ein. Fotos: ISTE 5 | 2022 GESTEINS Perspektiven
BADETAG FÜR DEN HITACHI ZX130 mit
ENTWICKELT FÜR ZERO WASTE Seit 30
AUSGEFEILTES KONZEPT: Der Seilbagge
NASSGEWINNUNG UND AUFBEREITUNG 93 b
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RUNDE SACHE: Die Referenten Bert Vu
(Lippen-)Bekenntnisse zum Bürokrat
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EINKAUFSFÜHRER - WER BIETET WAS? 1
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INFO 113 INSERENTENVERZEICHNIS GP 5
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