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Taxi Times München - November / Dezember 2019

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SATIRE TRAGISCH: CHEF

SATIRE TRAGISCH: CHEF VON UBER MITTEN IN DER PAMPA AUSGESETZT Welch ein Schock für den Reinigungstrupp einer Kongresshalle: Plötzlich stand ein völlig erschöpfter und ausgehungerter Mann vor ihnen, der vorgab, Dara Khosrowshahi zu heißen. Was war passiert? Die Truppführerin gab an, man sei gerade damit beschäftigt gewesen, den Müll einer Digital-Konferenz wegzuräumen, die hier an diesem Tag stattgefunden habe, als der Mann den Konferenzsaal betreten habe. Er sei völlig erschöpft und ausgehungert gewesen und habe davon gesprochen, dass er bei dieser Konferenz zum Thema „digitale Wunder“ als Starredner hätte sprechen sollen. Wie sich nach intensiver Befragung durch einen eilends herbeigerufenen Blöd- Zeitungs-Exklusiv-Reporter herausstellte, hatte Dara, wie er von seinen Freunden genannt wird – wahrscheinlich allesamt Journalisten der Singerpresse, denen es zu anstrengend war, immer K-H-O-S-R-O-W- S- H-A-H-I zu schreiben –, an jenem Tag am Münchner Flughafen ein Uber gerufen und sich zum Kongressort bringen lassen wollen. Zu diesem Zeitpunkt war die Welt für den Uber-CEO noch in Ordnung, denn auf wundersame Weise war sofort ein Uber um die Ecke gebogen, obwohl im Bereich des Flughafens keiner der dortigen Partner seinen Betriebssitz angemeldet hat. Dann aber hatte das Drama begonnen, seinen Lauf zu nehmen, weil Dara während der Fahrt den Verlauf der Uber-Aktie verfolgt hatte und mit Entsetzen, aber kaum noch überrascht, feststellen musste, dass der Kurs abermals dramatisch gesunken war. Dara wusste: Nur mit Entlassungen kann man dieser Spirale entkommen. Also machte er gleich Nägel mit Köpfen und entließ seinen Uber-Fahrer fristlos – als Begründung hatte er dem Fahrer gegenüber von wirtschaftlicher Unrentabilität gesprochen und auf ein „völlig veraltetes Personenbeförderungsgesetz“ geschimpft (diese Ausrede hatte er sich heimlich bei CleverShuttle abgeschaut). Der Uber-Fahrer – weder des Englischen noch des Deutschen mächtig – verstand nur das Wort Personenbeförderungsgesetz und DIE REAL-SATIRE DER „BILD“-ZEITUNG Das Boulevard-Blatt mit den Großbuchstaben hat am 22. Oktober den fleißigsten Uber-Fahrer Deutschlands vorgestellt. Der Beitrag deckt, wenn man genau nachrechnet, einige Unstimmigkeiten auf, für die sich auch die Steuer- und Sozialversicherungsprüfer interessieren sollten. Dazu genügt es, die im Beitrag genannten Zahlen zu hinterfragen. 20.500 Fahrten hätte der angestellte G. bereits für Uber gemacht, schreibt die „Bild“. 60 Arbeitsstunden pro Woche würde er arbeiten und dafür bis zu 3.000 Euro pro Monat verdienen. Für Uber fährt er seit dreieinhalb Jahren, das sind abzüglich gesetzlicher Urlaubstage 168 Wochen. Pro Woche fährt G. bis zu 60 Stunden. Insgesamt hat er also schon 10.080 Arbeitsstunden hinter dem Lenkrad verbracht, in denen er 20.500 Fahrten ausgeführt hat. Das ergibt pro Stunde fast exakt zwei Fahrten in München. Der Einsatz scheint sich zu lohnen, denn mit rund 3.000 Euro verdient Herr G. „mehr als ein Taxifahrer“, wie er in der pro Woche. Ein Monat ist im Durchschnitt 4,3 Wochen lang. Herr G. fährt also pro Monat 258 Stunden und bekommt dafür insgesamt 3.000 Euro. Das ergibt einen Stundenlohn von 11,83 Euro und liegt immerhin fast 3 Euro über dem Mindestlohn. Als Angestellter müsste Herr G. auf der Basis einer seriösen Wirtschaftlichkeitsberechnung (wir orientieren uns hier an einer Taxikalkulation) pro Monat mindestens 8.500 Euro Umsatz einfahren. Wir erinnern uns: Herr G. fährt 258 Stunden pro Monat und hat dabei im Schnitt zwei Fahrten. Er kommt so pro Monat auf 516 Fahrten, mit denen er 8.500 Euro verdienen muss. Also muss jede Fahrt einen Umsatz von 16,47 Euro erwirtschaften, pro Stunde 33 Euro. Wer die Verkehrssituation in München kennt, weiß, wie unrealistisch das ist. Fragt sich nur, was die „Bild“-Zeitung bewegt, solch einen unsäglichen Bericht zu bringen. Vielleicht war es die Kompensation für die dicken Werbean- „Bild“-Zeitung prahlt. Rechnen wir auch das Dieser Beitrag erschien am zeigen, die man wenige Tage vorher in mal durch: Herr G. fährt bis zu 60 Stunden 22. Oktober in der „Bild“-Zeitung. Medien der Springerpresse finden konnte. jh FOTOS: Taxi Times, Pixabay / MartinaFotos 12 NOVEMBER / DEZEMBER / 2019 TAXI

SATIRE In dieser Einöde wurde der Uber-CEO ausgesetzt. Und obwohl sich hier Gerüchten zufolge gleich mehrere Betriebssitze von Uber- Partnerunternehmen befanden, war kein Uber weit und breit zu bestellen. ließ daraufhin Dara postwendend aussteigen, weil er dachte, es handle sich um eine behördliche Kontrollfahrt. Nun war der Uber-Fahrer aber zum Zeitpunkt des „Rauswurfs“ aufgrund einer Software-Fehlfunktion der Uber-Navigation bereits kilometerlang einen verlassenen Feldweg entlanggefahren, weshalb sich der CEO von Uber plötzlich mitten in der Pampa, im absoluten Niemandsland irgendwo zwischen Hintertupfing und Einödhausen befand. CHEF NIX SAGEN Das Kuriose: Dara hätte in dieser Gegend eigentlich leicht ein anderes Uber-Fahrzeug bestellen können, denn fast alle Uber-Partner hatten in dieser „Hier ist nix los“-Gegend ihren Betriebssitz angemeldet, sodass eigentlich etliche Fahrzeuge verfügbar hätten sein müssen. Just an diesem Tag aber hatten alle Uber-Partner das Gebot der Rückkehrpflicht vergessen und sich nur rund um den Flughafen aufgehalten. Einige von ihnen konnten bei nachträglichen Befragungen unserer Redaktion sogar glaubhaft machen, dass sie den Namen ihres eigentlichen Betriebssitzes noch nie gehört hätten. „Chef nix sagen von Hinterdüpfing“, lautete die einhellige Aussage. „Fahren nur dann, wenn Uber-App machen piep.“ Erschwerend kam hinzu, dass Dara auch gar keinen Fahrer mehr hätte erreichen können, denn in seiner Panik hatte er sämtliche Fahrer lebenslänglich sperren lassen. Immerhin hatte diese Maßnahme dafür gesorgt, dass sich der Aktienkurs kurzzeitig wieder erholt hatte. Dies habe ihm bei seinem langen und mühsamen Marsch durch Wälder und Wiesen neue Kraft gegeben, diktierte er dem Blöd-Reporter. Mit zunehmender Marschdauer seien aber nicht nur seine Kräfte geschwunden, sondern auch die Akkukapazität seines Smartphones, sodass er sich schweren Herzens dazu habe durchringen müssen, die letzten zwei Prozent seines Akkus zu nutzen, um über die taxi.eu-App ein Taxi zu rufen. Das sei dann auch innerhalb weniger Minuten eingetroffen und der Fahrer habe ihn sogar als Dara erkannt und trotzdem mitgenommen, indem er freundlich lächelnd etwas von Beförderungspflicht gesagt hatte. „Ich kenne diesen Begriff nicht, aber es muss irgendwas Positives sein“, zeigte sich Dara hinterher äußerst dankbar. Leichte Irritationen hatte es am Ende der Fahrt noch bei der Bezahlung gegeben. Dara war der Meinung gewesen, in Taxis könne man nur bar bezahlen. Da er aber kein Bargeld bei sich hatte, wollte er den Gegenwert des Fahrpreises in Form dreier Uber-Aktien kompensieren. Dies hatte der Fahrer jedoch lachend abgelehnt und stattdessen über Daras Kreditkarte abgerechnet. Bleibt nur noch das Mysterium aufzuklären, warum der Uber-CEO so ausgehungert gewesen ist – ist er doch selbst der Herr über den segensreichen Dienst UberEats und hätte demzufolge alle Möglichkeiten gehabt, sich wenigstens Essen bringen zu lassen. Leider war allerdings jene Ecke Deutschlands im Eats-System noch nicht erfasst gewesen. Der kalifornische Software-Programmierer, der dafür zuständig gewesen wäre, war wenige Tage vorher von Uber ebenfalls entlassen worden. hs Dr. J. Cichon Unfallschadenregulierung Fahrerlaubnisrecht Erbrecht M. Werther* Fachanwalt Verkehrsrecht Zivilrecht Dr. Cichon & Partner* S. v. Kummer* Fachanwalt Familienrecht Sozialrecht Rechtsanwaltskanzlei Tätigkeitsschwerpunkte J. Buchberger* Fachanwalt Strafrecht Bußgeldsachen UNTER STÜTZER DES TAXI GEWERBES N. Nöker Fachanwalt Arbeitsrecht Verwaltungsrecht A. Friedmann Fachgebiet Gewährleistungsrecht Reiserecht M. Wunderlich- Serban Fachanwalt Mietrecht Privatinsolvenzen Johann-von-Werth-Straße 1, 80639 München, Tel. 089-13 99 46-0, Fax 089-16 59 51 cichon2014.indd 1 04.12.14 09:37 TAXI NOVEMBER / DEZEMBER / 2019 13

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