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Taxi Times München - November / Dezember 2019

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ELEKTRO-TAXIS EIN E-TAXI

ELEKTRO-TAXIS EIN E-TAXI ALS BOTSCHAFTER-AUTO 20 Cent Förderung pro Besetztkilometer bis maximal 40 Prozent vom Bruttoanschaffungspreis des E-Taxis: Auf dem Papier liest sich die städtische E-Taxi-Förderung sehr gut. Wir haben mit einem Unternehmer gesprochen, der sich für die Elektromobilität entschieden hat. INKLUSION TAXI FÜR ALLE Unser Geschäftsmodell schließt die Beförderung von Menschen im Rollstuhl mit ein. Wir erweitern unseren Betrieb und benötigen deshalb ab 1/2020 eine/n sozial kompetente/n, höfliche/n und zuverlässige/n Tag- oder Nachtfahrer/in (m/w/d) – Isarfunk / Taxi e.G. – Zusammenarbeit mit Fahrdiensten – Schichtbeginn tags 6.00 h, nachts 16.00 h (Festfahrten) Fuhrpark: Ford Tourneo Connect, Toyota Proace Bus, beide mit Automatik, Leder und Panoramadach Standort Untersendling (U-Bahn Implerstraße) Horst Wiegand/Max Jung-Grundmann GbR horstwiegand@gmx.de Tel.0177/ 7173644 Die E-Mobilität hat Manfred Reiter schon längere Zeit gereizt, richtig konkret wurden die Pläne aber erst, als er auf dem von Taxi Times in Kooperation mit dem ADAC Südbayern veranstalteten E-Taxi-Tag das erste Tesla Model S in Hellelfenbein gesehen hatte. Änderungen im Eichgesetz hatten nämlich zuvor für rund zwei Jahre eine Taxizulassung für den Wagen aus Kalifornien unmöglich gemacht. Für Reiter bot der Wagen das richtige Gesamtpaket. Durch den hohen Preis des Tesla Model S 100D von ca. 100.000 Euro netto schien die Kalkulation dank der städtischen Förderung durchführbar. „Heute, so ärgert sich Reiter, wird das gleiche Auto deutlich günstiger angeboten.“ Der Unternehmer, der seit 1993 im Taxi sitzt und sich 2009 selbstständig machte, besitzt zwei Taxikonzessionen und drei Taxis. Grund dafür ist eine Option, welche das Referat für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt München (RGU) in den Förderrichtlinien verankert hat. Für den Fall, dass dem E-Taxi „der Strom ausgeht“, darf alternativ das klassische Verbrennertaxi wieder zurück auf die Straße. SCHICHTWECHSEL OHNE AUTOSCHLÜSSEL Reiter hat sich diese Option offengelassen, aber genutzt hat er sie kaum, und dass, obwohl sein Tesla im Zweischicht-Betrieb eingesetzt wird. Der ist, so Reiter, in der Realität auch ohne Supercharger oder eigene Ladesäule mit kleineren Einschränkungen umsetzbar. Die Einsatzzeiten laufen immer nach dem gleichen Muster ab. Die Tagschicht beginnt um 7 Uhr mit einem teilgeladenen Auto und geht bis 16 Uhr. Dann wird der Wagen bis 18 Uhr wieder geladen. Die Übergabe läuft in der Regel an einer der städtischen Ladesäulen ab. Dank moderner Konnektivität geht das zur Not auch ohne Autoschlüssel. Für dieses Lademodell eignet sich der Tesla ganz besonders, denn seine integrierte Elektronik erlaubt relativ schnelles Laden mit 16,5 Kilowatt an den städtischen Wechselstrom-Ladesäulen, die maximal 22 Kilowatt pro Ladepunkt abgeben können. Zum Vergleich: Ein Jaguar I-PACE lädt, wenn Wechselstrom anliegt, mit maximal sieben Kilowatt pro Stunde. Ob dieser Weg auch der kostengünstigste ist, ist schwer zu sagen. Allerdings: Als Reiter sein E-Taxi bekam, wurde an den städtischen Ladesäulen nur über eine sogenannte Session Fee abgerechnet. Das Auto konnte mit diesem Zeittarif über einen konkreten Zeitraum hinweg geladen werden. Dabei war es egal, wie viel Strom aufgenommen wurde. Mittlerweile ist das Eichgesetz auch bei den Ladesäulen angekommen. Und das schreibt vor, dass das Laden über die verbrauch- FOTOS: Adobe Stock / electriceye, Taxi Times, SWM 24 NOVEMBER / DEZEMBER / 2019 TAXI

ELEKTRO-TAXIS Ohne eigene Ladeinfrastruktur ist Reiters Wagen häufiger Gast an den städtischen Ladesäulen. Manfred Reiter fährt eins der städtisch geförderten Münchner E-Taxis. te Kilowattstunde Strom abgerechnet werden muss. Für Reiter haben sich so über Nacht die Kosten für einen Ladevorgang mindestens verdreifacht. Unverständnis zeigt er auch über den Strompreis, der an den SWM-Ladesäulen verlangt wird. Die Stadtwerke München verlangen beim Laden mit ihrer Ladekarte an den rund 500 Ladesäulen pro Kilowattstunde 0,38 Euro. Das sind rund 10 Cent mehr, als der durchschnittliche Stromtarif der Stadtwerke für den normalen Hausstrom verlangt. Infolgedessen jongliert Reiter mit unterschiedlichen Ladekarten verschiedener Stromanbieter. „Dass mit den Ladekarten ist eine Wissenschaft für sich. Ich besitze mittlerweile vier Stück. Je nach Anwendungsfall muss dann die richtige Karte gewählt werden.“ Umständlich, aber grundsätzlich kein Grund für eine Absage an die E-Mobilität. VERZÖGERTE FÖRDERUNG Schwierig war nur der Zeitraum zwischen der Förderzusage und der Auslieferung des fertig umgerüsteten Taxis. Bei Reiter waren es zwei Monate, in denen natürlich die Finanzierungsraten des Fahrzeugs bezahlt werden mussten, obwohl de facto damit kein Geld verdient werden konnte. Wer die Fördersumme als festen Bestandteil in seine Kalkulation aufgenommen hat, muss auch beachten, dass man frühestens nach drei Monaten überhaupt die ersten Daten an das zuständige Referat für Gesundheit und Umwelt RGU übermitteln kann. Die Landeshauptstadt München hat nämlich für den Nachweis der Besetztkilometer eine ganz spezielle Vorgehensweise vorgeschrieben. Um diese manipulationssicher zu ermitteln, ist der Einsatz eines Fiskaltaxameters vorgeschrieben. Dessen Daten müssen quartalsweise in ein spezielles Portal als Zip-Datei übermittelt werden. Da beim RGU nicht nur die E-Taxi-Förderung liegt, sondern beispielsweise auch die Förderanträge für Pedelecs und E-Roller, können unschöne Wartezeiten entstehen. Der Redaktion ist ein Münchner Unternehmer bekannt, der über ein halbes Jahr lang auf die Zugangsdaten für die elektronische Datenübermittlung warten musste. Mittlerweile konnte der Unternehmer die Daten aber auf den Weg schicken. Im Fahrbetrieb ist der Tesla in jedem Fall auch bei den Fahrgästen immer ein Gesprächsthema: „Die steigen ein und reden über das Auto und vergessen erst mal zu sagen, wohin sie überhaupt wollen.“ Der Fahrer wird dann automatisch zum Botschafter der E-Mobilität und sieht sich dem gesamten Spektrum von E-Mobilität-Fans und E-Mobilitäts-Gegnern ausgesetzt. Für den Fahrer ist es also empfehlenswert, sich vorab mit der Thematik auseinanderzusetzen. Weitere Besonderheiten der Elektromobilität sind die Wartungskosten. Weil es keine Ölwechselintervalle mehr gibt und auch der Bremsenverschleiß minimal ist, muss für eine Inspektion in der Regel deutlich weniger Geld kalkuliert werden. Unklar ist natürlich trotzdem, wie hoch die Rechnungen ausfallen, wenn außerplanmäßig etwas ersetzt werden muss. Als Fazit sieht Manfred Reiter, der übrigens nicht mit dem Münchner Oberbürgermeister verwandt ist, dass es wichtig ist, dass jeder in seinem Rahmen etwas für die Umwelt tut. Den Umstieg auf sein E-Taxi, welches er selbst in den Nachtschichten fährt, hat er bislang nicht bereut. Ob es sich unter dem Strich betriebswirtschaftlich rechnen wird, kann Reiter erst nach Ablauf der drei Jahre Förderlaufzeit sagen. Eine Erkenntnis ist aber: Je teurer das Auto ist, desto mehr Besetztkilometer muss der Wagen abspulen, denn sonst kann der Fall eintreten, dass die maximal mögliche Förderung nicht abgerufen werden kann. Manfred Reiter geht es aber nicht ausschließlich um Geld: „Natürlich bin ich auch irgendwie ein Pionier. Kauft man sich heute den neuesten Fernseher, dann kostet der jetzt 5.000 Euro und in zwei Jahren nur noch die Hälfte.“ sg Verkehrsmedizinisches Untersuchungszentrum Medex Plus GmbH – Betriebsärztlicher Dienst Dr. med G. Kirchhoff Alle Untersuchungen zum Ersterwerb oder zur Verlängerung von Führerscheinen für Fahrgast- und Personenbeförderung (Taxi/Mietwagen), Lastwagen (Klasse C) und Omnibusse (Klasse D) Unsere Untersuchungszeiten: Montag, Mittwoch und Donnerstag 8:00 Uhr bis 13:00 Uhr Bitte telefonisch voranmelden! Ridlerstr. 8 (Erdgeschoss) 80339 München Tel: 089 / 509 144 Fax. 089 / 506 094 E-Mail: info@zemba.de medico_advertisement.indd 1 21.07.14 13:22 TAXI NOVEMBER / DEZEMBER / 2019 25

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