WolfgangvRSbgerVolkskultur
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Der Deckel der ehemaligen<br />
Tumba des hl. Wolfgang<br />
aus dem 14. Jahrhundert im<br />
südlichen Seitenschiff der<br />
Basilika St. Emmeram in<br />
Regensburg (© Wikimedia<br />
Commons, Schmeissnerro).<br />
Salzburg eine Arrondierung des Mondseer Streubesitzes<br />
in der Ostmark zu verhandeln und geschlossene<br />
Güterkomplexe zu schaffen. Auf dem Weg wurde<br />
er schwer krank. Er ließ sich in Pupping, heute<br />
im Bezirk Eferding, an Land bringen und verstarb<br />
am 31. Oktober 994 in der dortigen Otmarkapelle.<br />
Diese war vielleicht eine Stiftung der Regensburger<br />
Kaufmannschaft.<br />
Der Verstorbene wurde zurück nach Regensburg<br />
gebracht und in St. Emmeram, wo er sein Reformwerk<br />
begonnen hatte, beigesetzt. 1052 wurde<br />
er heiliggesprochen und in der neu errichteten<br />
Wolfgang-Krypta beigesetzt, in deren Altar sich<br />
der Wolfgang-Schrein befindet. Er ist Patron von<br />
Regensburg und Bayern.<br />
… und die vielfältige Legende<br />
Schon bald nach dem Tode des hl. Wolfgang<br />
erschien eine beachtliche Reihe von Lebensbeschreibungen.<br />
Sie enthalten wie viele Heiligenleben<br />
des Mittelalters Historisches und Legendäres bunt<br />
nebeneinander. Das älteste erhaltene Dokument<br />
stammt von Arnold, Prior von St. Emmeram, der<br />
es um 1037 schrieb. Sein Mitbruder Othloh – seine<br />
Vita St. Wolfgangi entstand um 1045 – ist ebenfalls<br />
fast ein zeitgenössischer Berichterstatter. Beide<br />
heben den historischen Aufenthalt Wolfgangs in<br />
Mondsee 976/977 nicht eigens hervor. Es ist nicht<br />
von der Hand zu weisen, dass Wolfgang sich in diesem<br />
Mondseer Jahr auch um den Besitz am Abersee<br />
kümmerte. Darauf beziehen sich die „Landshuter<br />
Wolfgangsdrucke“: „leben und legend des himelfürsten<br />
und heyligen peichtigers San Wolfgangs, was der<br />
almechtig got durch inn gewürckt, von kintheit auff piß<br />
ann sein endt […]“ steht auf dem Titelblatt der Landshuter<br />
Wolfgangsdrucke. („Beichtiger“ bedeutet „Bekenner“.)<br />
Das Buch wurde im Benediktinerkloster<br />
Mondsee zusammengetragen und erschien 1515<br />
in Landshut, verlegt durch Johann Weyssenburger.<br />
1516 und 1522 gab es inhaltsgleiche Neuauflagen,<br />
1516 auch eine in Latein. In den Texten und den<br />
50 großteils vorzüglichen Holzschnitten des Buchs<br />
geht es um legendäre Züge und um wirklichkeitsnahe<br />
Begebenheiten. Wir kennen weder den Autor bzw.<br />
die Autoren noch die Namen des Künstlers oder der<br />
Künstler. Sicher ist, dass vorangehende Beschreibungen<br />
der Vita des Heiligen bekannt waren. Unverkennbar<br />
ist auch eine stilistische Verwandtschaft<br />
der Holzschnitte mit Meistern der Donauschule,<br />
mit Albrecht Altdorfer und Wolf Huber. Beide hatten<br />
Verbindungen zum Kloster Mondsee. Dessen<br />
Mönche waren auch die Betreuer der Wallfahrt nach<br />
St. Wolfgang am Abersee. Im Kloster Mondsee wurde<br />
sein Andenken durch die Jahrhunderte bis zur Aufhebung<br />
1791 in Ehren gehalten.<br />
Die Legenden in den Wolfgangsdrucken (folgende<br />
Zitate nach Bleibrunner) berichten vom Aufenthalt<br />
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