11.06.2013 Aufrufe

Jahresbericht 2009/2010 - vzbv

Jahresbericht 2009/2010 - vzbv

Jahresbericht 2009/2010 - vzbv

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Die Stimme der Verbraucher<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2009</strong> /<strong>2010</strong>


Aktion<br />

Bildungsinformation e.V.<br />

Arbeiterwohlfahrt<br />

Bundesverband e.V.<br />

Bundesarbeits-<br />

gemeinschaft der<br />

Senioren-Organisationen e.V.<br />

Verbraucherzentrale<br />

Hamburg e.V.<br />

Deutscher<br />

Familienverband e.V.<br />

Verbraucherzentrale<br />

Baden-Württemberg e.V.<br />

Bauherren-<br />

Schutzbund e.V.<br />

Verbraucherzentrale<br />

Brandenburg e.V.<br />

Deutsche Gesellschaft<br />

für Hauswirtschaft e.V.<br />

Deutscher<br />

Frauenring e.V.<br />

Verbraucherzentrale<br />

Hessen e.V.<br />

Allgemeiner Deutscher<br />

Fahrradclub e.V.<br />

Verbraucherzentrale<br />

Berlin e.V.<br />

Bundesverband der<br />

Meisterinnen und Meister<br />

der Hauswirtschaft e.V.<br />

Deutscher<br />

Caritasverband e.V.<br />

Deutscher Hausfrauen-<br />

Bund - Berufsverband der<br />

Haushaltsführenden e.V.<br />

Verbraucherzentrale<br />

Bayern e.V.<br />

Bund der<br />

Energieverbraucher e.V.<br />

Verbraucherzentrale<br />

Bremen e.V.<br />

Deutscher Evangelischer<br />

Frauenbund e.V.<br />

Verbraucherzentrale<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern e.V.


Deutscher LandFrauen<br />

verband e.V.<br />

Familienbund der<br />

Katholiken e.V.<br />

Verbraucherzentrale<br />

Sachsen e.V.<br />

Schutzgemeinschaft der<br />

Kapitalanleger e.V.<br />

VerbraucherService<br />

im Katholischen Deutschen<br />

Frauenbund e.V.<br />

Verbraucherzentrale<br />

Niedersachsen e.V.<br />

Verbraucherzentrale<br />

Rheinland-Pfalz e.V.<br />

Institut für angewandte<br />

Verbraucherforschung e.V.<br />

Verbraucherzentrale<br />

Sachsen-Anhalt e.V.<br />

Verkehrsclub<br />

Deutschland e.V.<br />

Deutscher<br />

Mieterbund e.V.<br />

Verbraucherzentrale<br />

Nordrhein-Westfalen e.V.<br />

Gemeinschaft Hausfrauen - Berufsgemeinschaft<br />

in der Katholischen Frauengemeinschaft<br />

Deutschlands Bundesverband e.V.<br />

Katholische Arbeitnehmer-<br />

Bewegung Deutschlands e.V.<br />

Verband<br />

Wohneigentum e.V.<br />

Verbraucherzentrale<br />

Thüringen e.V.<br />

Diakonisches Werk der<br />

Evangelischen Kirche<br />

in Deutschland e.V.<br />

Verbraucherzentrale<br />

Saarland e.V.<br />

PRO BAHN e.V.<br />

Verbraucherzentrale<br />

Schleswig-Holstein e.V.<br />

Zentralverband deutscher<br />

Konsumgenossenschaften e.V.


Vorwort<br />

Editorial<br />

Eine soziale Marktwirtschaft braucht starke Verbraucher<br />

Deutscher Verbrauchertag <strong>2009</strong> – Mehr Familie in die Verbraucherpolitik<br />

Verbraucherpolitische Lobbyarbeit<br />

Finanzen<br />

Energie und Klima<br />

Wirtschaft<br />

Gesundheit<br />

Europäische und internationale Verbraucherpolitik<br />

Recht durchsetzen<br />

Für unsere Mitglieder<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Organisation und Haushalt<br />

Gremien und Mitgliedschaften<br />

Impressum<br />

4<br />

5<br />

7<br />

14<br />

17<br />

19<br />

35<br />

53<br />

71<br />

83<br />

89<br />

95<br />

105<br />

113<br />

120<br />

127<br />

Inhalt<br />

3


Vorwort<br />

Klaus Müller,<br />

Vorsitzender des<br />

Verwaltungsrates des<br />

Verbraucherzentrale<br />

Bundesverbandes<br />

4<br />

Verbraucherpolitik ins Zentrum<br />

politischer Verantwortung<br />

„Ich glaube, dass die Verbraucherpolitik<br />

in das Zentrum politischer Verantwortung<br />

gelangt ist – und das zu Recht. Sie ist alles<br />

andere als eine politische Randerscheinung,<br />

sondern ein Teil unserer Gesellschaftspolitik<br />

und damit von erheblicher Bedeutung. (...) In<br />

dieser Wirtschaftsordnung, die Freiheit und<br />

Verantwortung, Leistung und Gerechtigkeit<br />

miteinander verbindet, hat eben auch der<br />

Schutz des Verbrauchers seinen festen und<br />

unabdingbaren Platz.“<br />

Mit diesen Worten hat Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel auf dem 2. Deutschen Verbrauchertag<br />

im Mai <strong>2009</strong> in Berlin nicht nur eine<br />

wichtige Standortbestimmung vorgenommen,<br />

sondern auch den Wunsch vieler Bürgerinnen<br />

und Bürger aufgegriffen. Denn nach einer<br />

repräsentativen Umfrage des Verbraucherzentrale<br />

Bundesverbandes haben im Sommer<br />

letzten Jahres zwei Drittel der Befragten das<br />

Thema Verbraucherschutz als wichtig oder<br />

sogar sehr wichtig für ihre persönliche Wahlentscheidung<br />

eingestuft. Vier von fünf sahen<br />

zudem Handlungsbedarf für einen besseren<br />

Verbraucherschutz in Deutschland.<br />

Doch erwächst aus einer richtigen Erkenntnis<br />

auch politisches Handeln? An Herausforderungen<br />

jedenfalls mangelt es nicht: Die<br />

Energiepreise steigen weiter, der Gesundheitsmarkt<br />

steht vor einer neuen Jahrhundertreform<br />

und Banken verkaufen wieder<br />

spekulative Papiere an ahnungslose Kunden.<br />

Der Verbraucherzentrale Bundesverband und<br />

seine Mitglieder haben <strong>2009</strong> eine ganze Reihe<br />

von Missständen aufgedeckt: So wurden zum<br />

Beispiel Lebensmittelimitate angeprangert,<br />

überhöhte Gebühren bei Riesterverträgen<br />

moniert, oder irreführende Werbung rund um<br />

die Abwrackprämie wurde abgemahnt.<br />

Wie Verbraucherpolitik wichtiger Teil von<br />

Gesellschaftspolitik wird, dazu gibt es<br />

konstruktive Vorschläge: So schlägt Verbraucherschutzministerin<br />

Ilse Aigner zum Beispiel<br />

vor, Unrechtsgewinne von Unternehmen in die<br />

Deutsche Stiftung Verbraucherschutz zu überführen<br />

und damit indirekt Verbrauchern zurückzugeben.<br />

Das Konzept „400+ Verbraucherzentrale<br />

der Zukunft“ beschreibt detailliert,<br />

wie ein flächendeckendes Netz an Beratungsangeboten<br />

geschaffen werden könnte, um<br />

Verbraucherinnen und Verbraucher bürgernah<br />

zu beraten und zu informieren. Jetzt ist die<br />

Politik gefordert: Sie darf nicht nur reden,<br />

sondern muss handeln. Die Entscheidung, das<br />

Kapital der Stiftung Warentest um 50 Millionen<br />

Euro aufzustocken, zeigt, dass es geht!<br />

Mein Dank gilt allen Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern des Verbraucherzentrale Bundesverbandes,<br />

meinen Kolleginnen und Kollegen<br />

im Verwaltungsrat und den Verbraucherzentralen<br />

und -verbänden für ihren kreativen und<br />

unermüdlichen Einsatz. Ich freue mich, dass<br />

wir mit dem Bauherren-Schutzbund <strong>2009</strong> ein<br />

weiteres Mitglied in unseren Reihen begrüßen<br />

durften. Insbesondere möchte ich dem Vorstand<br />

Gerd Billen danken, der Verbraucheranliegen<br />

in der Öffentlichkeit eine deutliche<br />

Stimme verleiht und innerverbandlich wichtige<br />

Prozesse, zum Beispiel rund um die eigene<br />

Qualitätssicherung und eine moderne Internetpräsenz,<br />

vorantreibt.<br />

Der Verbraucherzentrale Bundesverband und<br />

seine Mitglieder sind ein starkes Bündnis.<br />

Es ist nun Aufgabe der Politik, in Bund und<br />

Ländern dafür zu sorgen, dass dieses auch in<br />

Zeiten knapper Kassen nicht wie eine „Randerscheinung“,<br />

sondern als wichtiger Teil von<br />

Gesellschaftspolitik betrachtet wird.<br />

Klaus Müller


Verbraucherpolitik schafft Vertrauen<br />

und Sicherheit<br />

Haben Sie sich im zurückliegenden Jahr einmal<br />

über die Bahn, ihren Telefondienstleister,<br />

ihre Krankenversicherung oder ihren Energieversorger<br />

geärgert? Sind Sie vielleicht sogar<br />

in eine Abofalle im Internet getappt oder<br />

waren Opfer eines Finanzberaters, der Ihnen<br />

riskante Produkte des grauen Kapitalmarktes<br />

verkauft hat?<br />

Wer im Einzelfall enttäuscht wird, verliert<br />

schnell das Vertrauen in ganze Wirtschaftsbranchen.<br />

Die Finanzkrise hat gezeigt, wie<br />

schnell das hohe Gut des Vertrauens ins<br />

Wanken geraten kann. Betrachtet man die<br />

Wurzeln der Krise, nahm sie in den Vereinigten<br />

Staaten durch Missachtung verbraucherpolitischer<br />

Grundsätze ihren Lauf: Man<br />

nehme überbewertete Immobilien, wertlose<br />

Hypotheken, zahlungsschwache Verbraucher<br />

und verantwortungslose Investmentbanker,<br />

die faule Kredite in noch faulere Papiere verpacken<br />

und an Gutgläubige weiterverkaufen.<br />

Aber nicht nur das Vertrauen in einzelne<br />

Wirtschaftsbranchen hat gelitten – auch die<br />

Politik muss stets neu um das Vertrauen der<br />

Verbraucher werben. Alle Entscheidungen,<br />

so hat es die Bundesregierung beschlossen,<br />

sollen in Zukunft auf ihre Auswirkungen für<br />

die Verbraucher untersucht werden.<br />

Gemäß seiner griechischen Herkunft bedeutet<br />

Krise (κρίσις, krísis) Entscheidung<br />

oder entscheidende Wendung. Exakt diese<br />

benötigen wir in dieser Legislaturperiode, um<br />

die auf die Interessen der Anbieter fixierte<br />

Wirtschaftspolitik in Richtung einer nachfrageorientierten<br />

Politik zu entwickeln. Anlässlich<br />

der Europa- und der Bundestagswahlen<br />

hatten wir aufgezeigt, dass eine ambitionierte<br />

Verbraucherpolitik in der Lage ist, Antworten<br />

nicht auf alle, doch auf viele drängende<br />

Probleme zu geben.<br />

Doch dafür braucht die Verbraucherpolitik<br />

einen neuen strategischen Ansatz. Sie fokussiert<br />

sich derzeit auf den mündigen Verbraucher,<br />

der sich selbstbestimmt und zielsicher<br />

den Weg durch den Konsumdschungel<br />

bahnen soll. Die dafür nötige Unterstützung<br />

– sei es in Form verständlicher Information,<br />

unterstützender Institutionen oder klarer<br />

verbraucherrechtlicher Leitplanken – fehlt in<br />

vielen Bereichen. Das Beispiel des Finanzmarktes<br />

zeigt den Mangel. Es ist gut, dass<br />

es jetzt verständlichere Produktinformationen<br />

über Anlagen, Versicherungen oder Anleihen<br />

gibt. Und auch das Beratungsprotokoll wird<br />

für die Verbraucher eine Hilfe sein. Entscheidend<br />

ist aber, dass Verbraucherschutz zu<br />

einem zentralen Thema in der Finanzaufsicht<br />

wird. Denn ob eine Bank oder eine Versicherung<br />

vertrauenswürdig ist, sie die Spielregeln<br />

eines fairen Umgangs mit den Verbrauchern<br />

einhält oder nicht – das kann der Einzelne<br />

nicht oder nur schwer erkennen und erst<br />

recht nicht verändern.<br />

Eine bessere Politik für die Verbraucher wird<br />

es zudem nur geben, wenn das Verbraucherministerium<br />

mit den entscheidenden<br />

Kompetenzen ausgestattet ist. Dazu zählt,<br />

dass Themen wie das Mess- und Eichwesen,<br />

Informations- und Kennzeichnungspflichten<br />

für Produkte und Dienstleistungen aller Art<br />

ebenso im Verbraucherministerium gebündelt<br />

werden wie auch der Ausbau von Verbraucherforschung<br />

und Verbrauchermonitoring.<br />

Die soziale Marktwirtschaft ist nur dann<br />

sozial, wenn die wichtigsten Akteure in ihr,<br />

die Verbraucher, durch die Entwicklung und<br />

Bereitstellung von Information, sei es durch<br />

eine bessere Ausstattung der Verbraucherorganisationen<br />

mit Rechtsinstrumenten und<br />

Geld, in ihrem Konsumalltag tatkräftig unterstützt<br />

werden.<br />

Verehrte Leser – Sie halten unseren Jahresrückblick<br />

in Händen. Dieser dokumentiert,<br />

wie wir uns im zurückliegenden Jahr für die<br />

Editorial<br />

Gerd Billen, Vorstand<br />

des Verbraucherzentrale<br />

Bundesverbandes<br />

5


Editorial<br />

6<br />

Rechte der Verbraucher ins Zeug gelegt haben.<br />

Gewissermaßen als stille Rendite hatten<br />

wir dabei auch immer die Interessen der redlichen<br />

und zukunftsfähigen Anbieter im Blick.<br />

Der Klimawandel stellt uns ebenso vor große<br />

Herausforderungen, wie die Bewältigung<br />

der gegenwärtigen Krisensituation oder die<br />

Zukunftsfähigkeit unseres Gesundheits- und<br />

Pflegesystems.<br />

Gemeinsam mit unseren Mitgliedsorganisationen<br />

haben wir zahlreiche unserer Forderungen<br />

durchsetzen können. Auch wenn wir<br />

uns etwa beim Datenschutz, im Kampf gegen<br />

unlautere Telefonwerbung und Abofallen oder<br />

für bessere Fahrgast- oder Patientenrechte<br />

weitergehende Maßnahmen gewünscht<br />

hätten, haben wir mit unserer Arbeit wesentlich<br />

dazu beigetragen, dass Verbraucher<br />

sich zufriedener, sicherer und vor allem<br />

vertrauensvoller in der Konsumwelt bewegen<br />

können. Für dieses – oft an die Grenze der<br />

Belastbarkeit gehende – Engagement, sage<br />

ich den Kolleginnen und Kollegen des <strong>vzbv</strong><br />

und unserer Mitgliedsorganisationen recht<br />

herzlichen Dank.<br />

Im Jahr 2008, also noch vor Ausbruch der Finanzkrise,<br />

waren 60 Prozent der Verbraucher<br />

der Ansicht, dass sich die Bundesregierung<br />

nicht wirkungsvoll für die Verbraucher engagiert,<br />

den Landesregierungen sprachen dies<br />

42 Prozent der Befragten ab, den Parteien<br />

gar 57 Prozent. In den kommenden Monaten<br />

und Jahren muss sich die Politik beweisen,<br />

um das Vertrauen der Verbraucher zurückzugewinnen.<br />

Wir als Stimme der Verbraucher<br />

werden weiterhin unseren aktiven Beitrag<br />

dazu leisten.<br />

Gerd Billen


Eine soziale Marktwirtschaft braucht starke Verbraucher<br />

Eine soziale Marktwirtschaft<br />

braucht<br />

starke Verbraucher<br />

Wirtschaft kann immer nur mit dem Verbraucher<br />

funktionieren und nicht gegen ihn. Den Kunden<br />

in den Mittelpunkt des wirtschaftlichen Strebens<br />

zu stellen, darf daher kein Lippenbekenntnis sein,<br />

sondern muss in der täglichen Praxis immer wieder<br />

aufs Neue bewiesen werden. Wert entsteht immer<br />

erst durch den Verbraucher.<br />

7


Eine soziale Marktwirtschaft braucht starke Verbraucher<br />

8<br />

> Zur Bundestagswahl:<br />

zehn Gebote der der Verbraucherpolitik<br />

Krisen bedeuten stets auch die Möglichkeit zum Wandel und<br />

zur Veränderung. Kurskorrekturen sind nötig, wenn einst<br />

eingeschlagene Wege nicht weiterführen. Im Krisenjahr <strong>2009</strong><br />

wurde aus der Finanzkrise eine Vertrauenskrise. Zur Bundestagswahl<br />

<strong>2009</strong> haben wir zehn Gebote formuliert, die den<br />

Verbraucher stärken und ihm neues Vertrauen in die Wirtschaft<br />

geben sollen.<br />

Wie wichtig die Verbraucherpolitik ist und welche Potentiale sie hat, um Krisen vorzubeugen<br />

und funktionierenden Wettbewerb zu sichern, haben nicht zuletzt die Finanzkrise und die<br />

fortwährenden Datenschutzskandale vor Augen geführt. Eine stärkere Ausrichtung der ökonomischen<br />

Rahmenbedingungen an den Bedürfnissen der Nachfrageseite hätte Krisen verhindern,<br />

zumindest aber deutlich abschwächen können.<br />

Eine moderne Verbraucherpolitik kann einen wesentlichen Beitrag zur Lösung der Finanz- und<br />

Wirtschaftskrise liefern. Immer noch überwiegt im politischen Prozess die passive, erst auf<br />

Krisen reagierende Rolle der Verbraucherpolitik. Doch ein Sinneswandel ist notwendig, um von<br />

einer reagierenden in eine vorsorgende Politik zu steuern. Nur eine Verbraucherpolitik, die nicht<br />

repariert, sondern gestaltet, hat das Potential, zum Motor einer zukunftsfähigen Wirtschaft zu<br />

werden.<br />

Unsere verbraucherpolitische Lobbyarbeit im Wahljahr <strong>2009</strong><br />

<strong>2009</strong> war für den Verbraucher kein Jahr zum Jubeln: steigende Strompreise trotz sinkender Beschaffungskosten,<br />

steigende Bahnpreise trotz niedriger Energiekosten, steigende Krankenkassenbeiträge<br />

trotz anderslautender Zugeständnisse. Allein am Finanzdienstleistungsmarkt haben<br />

Kunden auch im Jahr Eins nach Ausbruch der Finanzkrise bis zu 30 Milliarden Euro verloren<br />

durch Produkte, die ihrem Bedarf und Risikoprofil nicht entsprachen, sondern provisionsgesteuert<br />

verkauft wurden. So das Ergebnis einer Studie des Bundesverbraucherministeriums. Die<br />

Folge: eine zunehmende Überforderung und Verunsicherung – verursacht durch ein komplexes<br />

Waren- und Dienstleistungsangebot, fehlende Markttransparenz, die Zunahme unseriöser und<br />

aggressiver Geschäftsmodelle sowie widersprüchliche Appelle seitens der Politik.<br />

„Der mündige, informierte Verbraucher fällt nicht vom Himmel“, bringt es Gerd Billen, Vorstand<br />

der Verbraucherzentrale Bundesverbandes auf den Punkt. Die Bedürfnisse der 80 Millionen<br />

Verbraucherinnen und Verbraucher müssten ins Zentrum der politischen Entscheidungen rücken.<br />

Auch in der neuen Legislaturperiode vermisst der <strong>vzbv</strong> eine Verbraucherpolitik aus einem Guss.


Eine soziale Marktwirtschaft braucht starke Verbraucher<br />

Wachstum und Vertrauen sind die Rendite einer ambitionierten Verbraucherpolitik. Nach wie<br />

vor gehören die Bewältigung der Finanzkrise und die Sicherung des Rechts auf informationelle<br />

Selbstbestimmung zu den verbraucherpolitischen Schwerpunkten. Zudem gilt es, den Energiemarkt<br />

und die Sozialsysteme zukunftsfähig zu gestalten.<br />

Kurz vor der Bundestagswahl belegte eine repräsentative, von Infratest dimap im August <strong>2009</strong><br />

im Auftrag des <strong>vzbv</strong> durchgeführte Umfrage: Verbraucherschutz ist für drei Viertel der Befragten<br />

ein wichtiges Thema für die persönliche Wahlentscheidung. Über ein Drittel bezeichnete es<br />

sogar als „sehr wichtig“. Doch: Fast 40 Prozent können keine Partei identifizieren, die sich in<br />

besonderer Weise um den Schutz der Verbraucher kümmert. Ein Jahr zuvor war in einer ebenfalls<br />

repräsentativen Verbraucherbefragung die Hälfte der Befragten der Meinung, die Bundesregierung<br />

engagiere sich nicht wirkungsvoll für die Verbraucher. Den Landesregierungen gaben<br />

diesbezüglich 42 Prozent der Befragten schlechte Noten, den Parteien sogar 57 Prozent.<br />

<strong>vzbv</strong>: die zehn Gebote<br />

der Verbraucherpolitik<br />

Nach der Europawahl im Mai <strong>2009</strong> und dem<br />

Deutschen Verbrauchertag <strong>2009</strong> stand im<br />

zurückliegenden Jahr die Bundestagswahl im<br />

Herbst im Zentrum der politischen Lobbyarbeit<br />

des <strong>vzbv</strong>. In einem Zehn-Punkte-Programm<br />

legte der Verbraucherzentrale Bundesverband<br />

einen verbraucherpolitisch orientierten Fahrplan<br />

vor, der auch ein halbes Jahr nach Beginn<br />

der neuen Legislaturperiode noch Bestand hat.<br />

Die Kernforderungen des <strong>vzbv</strong> lauten:<br />

1 Die Verbraucherpolitik<br />

stärken<br />

Das Verbraucherministerium muss schrittweise<br />

zu einem echten Querschnittressort ausgebaut<br />

werden, und es muss eine systematische<br />

Abschätzung der Folgen für die Verbraucher<br />

bei politischen Entscheidungen berücksichtigt<br />

werden.<br />

Die Politik muss wissen, wo die Märkte und<br />

die sich darin bewegenden Konsumenten<br />

stehen. Hierfür bedarf es eines Beobachtungssystems,<br />

das regelmäßig Daten und Wissen<br />

über die wesentlichen Verbrauchermärkte wie<br />

Energie oder Internetdienstleister generiert.<br />

Verbraucherpolitische<br />

Leitplanken für die<br />

Legislaturperiode.<br />

9


Eine soziale Marktwirtschaft braucht starke Verbraucher<br />

10<br />

Gleichzeitig müssen auch politische Entscheidungen<br />

einem Verbraucher-Check unterzogen<br />

werden.<br />

2<br />

Verbraucherfreundliche Regeln<br />

im Finanzmarkt schaffen<br />

Nach wie vor sind viele Verbraucher nicht<br />

optimal mit Finanzprodukten versorgt. Die<br />

Informationen für den Verbraucher zu den<br />

Produkten sind häufig zu komplex und nur<br />

schwer verständlich, der provisionsgesteuerte<br />

Vertrieb bedient sich oft unfairer Methoden.<br />

Dringend benötigt wird eine zentrale und<br />

effizient arbeitende Aufsichtsbehörde, damit<br />

kein Produkt und kein Anbieter von Finanzdienstleistungen<br />

mehr unbeaufsichtigt bleibt.<br />

Zudem müssen alle Vermittler gleichen Regeln<br />

der Qualifikation, Zulassung, Transparenz und<br />

Vermögensschadenabsicherung unterliegen.<br />

Einheitliche gesetzlich verbindliche Standards<br />

für Produktinformationen und Beratungsprotokolle<br />

müssen Schluss machen mit Intransparenz<br />

und der Risikoabwälzung auf die<br />

Kunden.<br />

3 Für gleiche Chancen und fairen Wettbewerb<br />

im Gesundheitswesen sorgen<br />

Die Zwei-Klassen-Medizin muss ein Ende haben:<br />

Die bevorzugte Behandlung von Privatpatienten,<br />

die Schwierigkeiten, einen zeitnahen<br />

Termin bei Fachärzten zu bekommen oder<br />

Zuzahlungen bleiben für viele Verbraucher ein<br />

Ärgernis. Neue Angebote und Tarife verunsichern<br />

die Krankenversicherten. Es fehlt an<br />

Transparenz, einheitlichen Qualitätsstandards<br />

und unabhängiger Information.<br />

Für alle Patienten müssen gleiche Versicherungsbedingungen<br />

mit vergleichbar guter medizinischer<br />

Versorgung gelten. Das System der<br />

Krankenversicherungen muss neu gestaltet<br />

werden, um Ungleichbehandlungen zu vermeiden.<br />

Das Reformkonzept für die Ausgestaltung<br />

eines solidarischen Gesundheitswesens, mit<br />

einer klaren Aufgabenteilung zwischen gesetzlicher<br />

und privater Krankenversicherung sowie<br />

der Ausschöpfung der enormen Einsparpotentiale<br />

auf der Ausgabenseite.<br />

4 Wettbewerb und Versorgungssicherheit<br />

in den Energiemärkten garantieren<br />

Die Krise hat den Trend nur aufhalten können.<br />

Doch die Energiekosten werden wieder<br />

merklich steigen, wie die Vorankündigungen<br />

zahlreicher Versorger belegen. Für eine<br />

durchschnittliche dreiköpfige Familie sind die<br />

Stromkosten in den vergangenen neun Jahren<br />

um 55 Prozent gestiegen. Mehr als zehn Prozent<br />

der gesamten Konsumausgaben wurden<br />

<strong>2009</strong> für Energie aufgebracht. Ein übergeordnetes<br />

Ziel muss eine günstige und zugleich<br />

umweltverträgliche Energieversorgung<br />

sein. Die Förderung sauberer Technologien<br />

schützt nicht nur vor Umweltzerstörung und<br />

steigenden Energiekosten, sondern senkt zugleich<br />

die Abhängigkeit von Energieimporten.<br />

Für den Energiemarkt gilt: Mehr Wettbewerb<br />

und mehr Effizienz werden für angemessene<br />

Energiepreise sorgen.


5 Nachhaltigen und klimafreundlichen<br />

Konsum erleichtern<br />

Derzeit verursacht ein Deutscher durchschnittlich<br />

elf Tonnen klimawirksame Kohlendioxidemissionen<br />

pro Jahr. Nachhaltig wären zwei<br />

Tonnen. Um dieses anspruchsvolle Ziel zu<br />

erreichen, muss die Politik in den Bereichen<br />

Gebäudeheizung, Verkehr und Elektrogeräte<br />

alle zugänglichen Effizienzpotentiale<br />

ausschöpfen. Dazu gehört zum Beispiel die<br />

europaweit geltende Festlegung von Effizienzund<br />

Mindeststandards. Produkte, die diese<br />

Standards nicht einhalten, dürfen nicht länger<br />

am Markt präsent sein.<br />

Eine weitere Schlüsselrolle bei der Reduktion<br />

der privaten Treibhausgasemissionen spielt<br />

die Mobilität; hier fallen etwa 15 Prozent der<br />

Konsumausgaben und etwa ein Viertel der<br />

privaten Treibhausgasemissionen an. Der Ausbau<br />

des Bahnverkehrs und des Öffentlichen<br />

Personen- und Nahverkehrs (ÖPNV) bietet ein<br />

großes Einsparungspotential. Die Entwicklung<br />

eines integrierten Verkehrskonzeptes, das die<br />

Effizienzpotentiale aller Verkehrsträger optimal<br />

ausnutzt, wird Rahmenbedingungen für<br />

einen individuellen, günstigen und ökologisch<br />

verträglichen Mobilitäts-Mix schaffen.<br />

6<br />

Die Rechte der Verbraucher<br />

in der digitalen Welt ausbauen<br />

Über zwei Drittel der Deutschen nutzten <strong>2009</strong><br />

das Internet. Für viele ist es aus dem Alltag<br />

nicht mehr wegzudenken. Doch im Internet<br />

gelten nach wie vor andere Regeln als in der<br />

Eine soziale Marktwirtschaft braucht starke Verbraucher<br />

analogen Welt: Der Datenschutz wird ausgehebelt,<br />

Rechte zu Lasten der Verbraucher<br />

definiert, Verbraucher sind Phishing-Attacken<br />

und anderen Abzocker-Methoden ausgeliefert.<br />

Mindeststandards müssen dringend den<br />

Verbraucher- und Datenschutz in der digitalen<br />

Welt sicherstellen. Wir brauchen passend zum<br />

Web 2.0 eine Soziale Marktwirtschaft 2.0.<br />

Vor allem im Datenschutz ist weiteres gesetzgeberisches<br />

Handeln gefordert. Wie das<br />

Bekanntwerden fortwährender Datenschutzverfehlungen<br />

offenbart, reichen die bisherigen<br />

Anpassungen im Datenschutzrecht nicht<br />

aus, um die Privatsphäre der Verbraucher<br />

in ausreichendem Maße zu schützen. Neue<br />

Techniken wie etwa die RFID-Technologie oder<br />

die Gesundheitskarte, aber auch ein Sicherungschip<br />

auf Zahlungskarten verlangen eine<br />

umfangreiche Risikoabwägung, bevor sie zum<br />

Einsatz kommen können.<br />

7 Durch Information und Bildung<br />

selbstbestimmte Verbraucher schaffen<br />

Der Verbraucher benötigt die für ihn relevanten<br />

Informationen, um eine individuell<br />

selbstbestimmte Kaufentscheidung treffen<br />

zu können. Dabei gewinnen auch die ökologischen<br />

und sozialen Bedingungen, unter denen<br />

die Produkte hergestellt wurden, zunehmend<br />

an Bedeutung. Information, Aufmachung<br />

und Kennzeichnung müssen die wesentlichen<br />

Produkteigenschaften leicht verständlich vermitteln.<br />

Dies gilt für Lebensmittel gleichermaßen<br />

wie für Autos oder Finanzprodukte.<br />

11


Eine soziale Marktwirtschaft braucht starke Verbraucher<br />

Broschüre, die das Ziel,<br />

400 Beratungsstellen zu<br />

schaffen, erläutert<br />

12<br />

Zudem müssen Kontrollbehörden sicherstellen,<br />

dass die gesetzlichen Standards sowohl in<br />

der Produktion als auch der Kennzeichnung<br />

eingehalten werden. Das Verbraucherinforma-<br />

tionsgesetz ist so auszuweiten und anzupassen,<br />

dass es auf alle Konsumbereiche ausgedehnt<br />

wird und Behörden die Öffentlichkeit<br />

von sich aus aktiv unter Nennung von Ross<br />

und Reiter unterrichten müssen, wenn ein Anbieter<br />

gegen Recht und Gesetz verstoßen hat.<br />

Konsum will gelernt sein, daher muss das<br />

Thema „Verbraucherbildung“ stärker in den<br />

Fokus der Politik gerückt werden. Notwendig<br />

ist eine koordinierte Bund-Länder-Initiative<br />

zur Stärkung der Konsumkompetenz speziell<br />

von Kindern, Jugendlichen und Senioren. Zu<br />

den Kernaufgaben dieser Initiative gehören<br />

die bundesländerübergreifende Koordination<br />

der Verbraucherbildung, die Formulierung<br />

bundesländerübergreifender Mindeststandards<br />

sowie die Sicherstellung der Einbindung<br />

von Verbraucherthemen in die Curricula aller<br />

Schulstufen und Schularten.<br />

8<br />

Marktwächter für wichtige<br />

Konsumbereiche schaffen<br />

Ein Vertrauensverlust beim Verbraucher<br />

schadet langfristig der Volkswirtschaft – doch<br />

komplizierte Tarifmodelle, intransparente<br />

Preisgestaltungen und fehlerhafte Beratung<br />

führen genau dazu. Um diesen Trend zu<br />

stoppen, gilt es, die Vertretung von Verbraucherinteressen<br />

im Marktgeschehen zu stärken.<br />

Unter dem Dach des Verbraucherzentrale Bun-<br />

desverbandes und der Verbraucherzentralen<br />

könnten zum Beispiel schlagkräftige Marktwächter<br />

in wichtigen Konsumfeldern installiert<br />

werden, die „schnüffeln, bellen, beißen“:<br />

Sie würden Anbieterverhalten kontrollieren,<br />

Marktversagen aufdecken, die Öffentlichkeit<br />

und Vollzugsbehörden warnen und die Interessen<br />

von Verbrauchern notfalls vor Gericht<br />

durchsetzen.<br />

Zur Finanzierung sollten dabei nicht nur<br />

öffentliche Mittel bereitgestellt werden. So<br />

könnte etwa eine Pflicht zur Mitfinanzierung<br />

durch die Wirtschaft gesetzlich verankert<br />

werden. Zur Verwaltung und Steuerung dieser<br />

Fördermittel plant der <strong>vzbv</strong> die Errichtung<br />

einer Stiftung.<br />

9 Die unabhängige Verbraucherberatung<br />

ausbauen<br />

Die Märkte wachsen, der Wettbewerb nimmt<br />

zu: Verbraucher müssen heute ständig vergleichen,<br />

auswählen, optimieren. Doch wer kann<br />

ihnen produkt- und anbieterunabhängige Beratung<br />

bieten, ihnen ein verlässlicher „Lotse<br />

im Markt“ sein?<br />

Ein verlässlicher Partner sind die Verbraucherzentralen<br />

und die unabhängigen Verbraucherverbände.<br />

Doch deren Kapazitäten reichen nicht<br />

aus, um die bestehende Nachfrage flächendeckend<br />

befriedigen zu können. Bundesweit<br />

existieren bislang rund 190 Beratungsstellen der<br />

Verbraucherzentralen, wovon rund 30 Prozent<br />

mit lediglich einer Beratungskraft besetzt sind.


Ziel sind 400 anbieter- und produktunabhängige<br />

Beratungsstellen mit insgesamt 2.000<br />

Verbraucherberatern, denn nur so kann gewährleistet<br />

werden, dass pro Jahr 20 Prozent<br />

aller Haushalte eine Beratung in Anspruch<br />

nehmen können. Um diese Qualität der Verbraucherarbeit<br />

zu erreichen, müssen nicht nur<br />

Bund und Länder zusätzliche finanzielle Mittel<br />

bereitstellen, sondern auch die Wirtschaft<br />

sollte sich durch zweckgebundene Abgabeverpflichtungen<br />

finanziell beteiligen.<br />

10<br />

Die kollektive Rechtsdurchsetzung<br />

stärken<br />

Verbraucherverbände haben die Befugnis,<br />

auf juristischem Wege die Rechte der Konsumenten<br />

durchzusetzen. Trotz zahlreicher<br />

Erfolge: Das vorhandene Instrumentarium<br />

reicht nicht aus, um Märkte zu bereinigen und<br />

entstandene Schäden zu kompensieren.<br />

Oftmals können berechtigte Ansprüche wegen<br />

einer niedrigen Anspruchshöhe oder eines<br />

zu hohen Prozesskostenrisikos nicht weiter<br />

verfolgt werden, was dazu führt, dass am<br />

Ende zu Unrecht erzielte Gewinne bei den<br />

Unternehmen verbleiben. Durch die Einführung<br />

einer Musterfeststellungsklage der<br />

Verbraucherverbände könnte eine Rechtsfrage<br />

verbindlich für alle Betroffenen geklärt<br />

werden. Der geltende Gewinnabschöpfungsanspruch<br />

ist effektiver auszugestalten und<br />

auf AGB-Verstöße sowie Verstöße gegen das<br />

Verbraucherrecht auszudehnen.<br />

Eine soziale Marktwirtschaft braucht starke Verbraucher<br />

Das Ziel: 400 Beratungs-<br />

stellen in ganz Deutschland<br />

13


Deutscher Verbrauchertag <strong>2009</strong><br />

14<br />

> Deutscher Verbrauchertag <strong>2009</strong>:<br />

Mehr Familie in die Verbraucherpolitik<br />

In der Fülle des globalen Waren- und Dienstleistungsangebots<br />

werden Konsumentscheidungen immer komplexer. Bei<br />

rund 2.600 Anbietern von Telekommunikationsdiensten,<br />

15.000 Stromtarifen oder 11.000 ambulanten Pflegediensten<br />

sind Verbraucher nicht nur gefordert, sondern zunehmend<br />

auch überfordert. Dies gilt in besonderem Maße für Familien.<br />

Der Deutsche Verbrauchertag hat sich bereits bei seiner zweiten Austragung zu der verbraucherpolitischen<br />

Veranstaltung in Deutschland etabliert. Nach Bundespräsident Hörst Köhler im Jahr<br />

2007 eröffnete am 12. Mai Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel in Berlin den Deutschen Verbrauchertag<br />

<strong>2009</strong>. Er stand unter dem Motto „Mehr Familie in die Verbraucherpolitik. Konsumalltag<br />

meistern, Wirtschaft gestalten“. Vertreter aus Politik und Gesellschaft diskutierten Möglichkeiten<br />

und Wege, wie überforderte Familien wieder selbstbewusst und selbstbestimmt werden<br />

können.<br />

Gerade die 24 Millionen Familien in Deutschland benötigen besonderen Schutz, Entlastung, Orientierung,<br />

gute Anreizprogramme und Unterstützung. Sie müssen sich tagtäglich mit Produkten,<br />

Dienstleistungen und Anbietern auseinandersetzen, Qualität und Preise vergleichen sowie<br />

Marktentwicklungen beobachten. Dadurch ist die Haushaltsführung immer anspruchsvoller<br />

geworden. „Verbraucher sein“ nimmt für Familien die Dimension eines Vollzeitjobs ein.<br />

Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel<br />

zum Deutschen Verbrauchertag, 12.05.<strong>2009</strong>:<br />

„Verbraucherpolitik ist nicht erst dann gefordert, wenn auf<br />

den Märkten etwas schief gelaufen ist. Verbraucherpolitik<br />

bedeutet mehr als akuter Verbraucherschutz. Verbraucherpolitik<br />

ist eine Politik, die hilft, das Wirtschaftsgeschehen,<br />

das gesellschaftliche Leben und Verbrauchsgewohnheiten<br />

mitzugestalten und, wo nötig, zu verändern.“


Stärker Rücksicht auf die Lebensrealitäten nehmen<br />

Sowohl der „Wirtschaftseinheit Familie“ als auch an dem „Sozialsystem Familie“ muss von der<br />

Verbraucherpolitik mehr Beachtung geschenkt werden, denn bislang nehmen Maßnahmen und<br />

Gesetze auf die Lebensrealitäten von Familien zu wenig Rücksicht. Die Politik ist gefordert, für<br />

die Regeln und Rahmenbedingungen zu sorgen, damit auch die Familien mündig und selbstbestimmt<br />

handeln können, immerhin machen private Haushalte mit ihrem Konsum mehr als 60<br />

Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus.<br />

Handlungs- und Verbesserungsbedarf sieht der Verbraucherzentrale Bundesverband vor allem:<br />

> beim Zugang zu einer bedarfsgerechten, bezahlbaren und sicheren Versorgung,<br />

> beim „Auskommen mit dem Einkommen“ in sicheren wie unsicheren Zeiten,<br />

> bei der Erhöhung der Sicherheit in der analogen wie der digitalen Welt,<br />

> bei der Stärkung des Selbsthilfepotentials,<br />

> bei der Förderung der Konsumkompetenzen von Kindern und Jugendlichen und<br />

> bei der Organisation eines selbstbestimmten Lebens im Alter.<br />

Deutscher Verbrauchertag <strong>2009</strong><br />

Bundeskanzlerin<br />

Dr. Angela Merkel<br />

eröffnet den 2. Deutschen<br />

Verbrauchertag<br />

am 12. Mai <strong>2009</strong>.<br />

Kritische Kinder konsumieren<br />

klug: Maybritt Illner<br />

interviewt Kinder, die bei<br />

einem Bildungsprojekt der<br />

Verbraucherzentrale Baden-<br />

Württemberg mitgemacht<br />

haben.<br />

15


Verbraucherpolitische Lobbyarbeit<br />

16


Verbraucherpolitische Lobbyarbeit<br />

Verbraucherpolitische<br />

Lobbyarbeit<br />

Um den Verbraucher zu stärken, bedarf es einer<br />

uneingeschränkten Wahrnehmung seiner Interessen.<br />

Der Verbraucherzentrale Bundesverband<br />

vertritt diese Anliegen in seiner Lobbyarbeit auf<br />

höchster Ebene. Denn auch der Politik muss klar<br />

werden, dass sie nicht nur mündige Bürger fordert,<br />

sondern die Verantwortung für sie trägt.<br />

17


Finanzen<br />

Finanzdienstleistungen<br />

19


Finanzdienstleistungen<br />

20<br />

> Entfesselte Märkte:<br />

mit effektiver Aufsicht aus der Krise<br />

Die Bankenkrise ist noch nicht vorbei, und es sieht so aus,<br />

als würden die Finanzmärkte ungehemmt so weitermachen<br />

wie vor der Krise. Selbst die Politik schaut dem Treiben hilflos<br />

zu – diesen Eindruck bekommt zumindest der Verbraucher.<br />

Es wird höchste Zeit, endlich eine Aufsicht einzusetzen,<br />

die Märkte kontrolliert und Schutz für die Kunden bietet.<br />

Ineffiziente Produkte, komplexe Verbraucherinformationen, mangelnder Wettbewerb, unfaire<br />

Vertriebsmethoden und provisionsgesteuerte Beratungen – all diese Faktoren führen dazu, dass<br />

viele Verbraucher nicht optimal mit Finanzprodukten versorgt sind. Nach wie vor besitzt die<br />

Finanzaufsicht keine ausreichenden Instrumente, um gegen missbräuchliches Marktverhalten<br />

effektiv vorzugehen.<br />

Die Lehren aus der Finanzkrise sind noch nicht gezogen. Das Hauptaugenmerk der Lobbyarbeit<br />

des Verbraucherzentrale Bundesverbandes lag im zurückliegenden Jahr auf einer verbraucherorientierten<br />

Reform der Finanzaufsicht, die den Anlegern jährlich insgesamt mindestens 20<br />

Milliarden Euro zusätzliche Rendite bescheren könnte. Wichtigster Bestandteil der Reform: Der<br />

Verbraucherschutz muss als Aufsichtsziel gesetzlich verankert werden, was von der EU-Finanzmarktrichtlinie<br />

MiFID ohnehin bereits vorgegeben wird. Dort werden Vorgaben zu Wohlverhaltenspflichten<br />

gegenüber dem einzelnen Verbraucher definiert, deren Einhaltung von der<br />

Finanzaufsicht zu kontrollieren ist. Eine im November <strong>2009</strong> im Auftrag des Verbraucherzentrale<br />

Bundesverbandes vorgelegte Studie mit dem Titel „Darstellung der Arbeitsweise von Finanzaufsichtsbehörden<br />

in ausgewählten Ländern und deren Verbraucherorientierung“ hat ergeben,<br />

dass im Vergleich mit den Behörden in Großbritannien, Italien und Schweden die deutsche<br />

Finanzaufsicht den Verbraucherschutz ausklammert und damit den Vorgaben der europäischen<br />

Gesetzgebung nicht nachkommt. Im Zuge der bevorstehenden Reform der europäischen Finanzaufsicht<br />

wird der Verbraucherschutz zum Aufsichtsziel erklärt, was die Lücke zwischen der<br />

hiesigen Aufsichtspraxis und den europäischen Vorgaben noch vergrößern würde, wenn der<br />

Gesetzgeber nicht handelt.<br />

Bessere Aufsicht, weniger Verluste, mehr aufs Konto<br />

Bislang hat es für Unternehmen wirtschaftlich kaum spürbare Folgen, wenn sie Gewinne<br />

machen, während ihre falsch beratenen Kunden Verluste einfahren, unterversichert sind oder<br />

einfach nur nicht das individuell beste Produkt erhalten haben. „Die Anbieter kalkulieren die<br />

mangelnde Aufsicht in ihre Gewinnerwartungen für riskante Produkte und Praktiken mit ein“,


so Manfred Westphal, Leiter des Fachbereichs Finanzdienstleistungen im <strong>vzbv</strong>. Griffen die<br />

zuständigen Behörden schneller und konsequenter durch, würde dies auch die Bereitschaft von<br />

Unternehmen fördern, ihre Geschäftspolitik verbraucherfreundlicher zu gestalten. Die Formel<br />

lautet: Bessere Aufsicht, weniger Verluste, mehr aufs Konto. Die Aufsichtsstruktur ist zurzeit<br />

jedoch stark zersplittert: Kreditinstitute, Wertpapierdienst-leistungsunternehmen und Versicherer<br />

unterliegen der Aufsicht durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).<br />

Die reine operative Bankenaufsicht obliegt der Bundesbank. Einige regionale Versicherungsunternehmen<br />

unterliegen der Aufsicht durch Landesbehörden. Produkte des sogenannten Grauen<br />

Kapitalmarktes – wie geschlossene Fonds, nicht in Wertpapieren verbriefte Namensschuldverschreibungen<br />

oder Genussscheine – entziehen sich fast vollständig der Aufsicht der BaFin. Die<br />

Überprüfung der Angaben zum effektiven Jahreszins obliegt den Preisbehörden der Länder.<br />

Damit eine Finanzaufsicht effektiv und verbraucherorientiert arbeiten kann, stellte der <strong>vzbv</strong><br />

folgende Forderungen:<br />

> Der Verbraucherschutz muss als Aufsichtsziel festgeschrieben werden.<br />

> Die Marktaufsicht, einschließlich des Verbraucherschutzes, muss neben dem Solvenzschutz<br />

als eigenständiger Aufsichtsbereich etabliert werden, um Interessenkonflikte zu vermeiden.<br />

> Wenn Verbraucherorganisationen Fehlentwicklungen feststellen, müssen sie die Finanz-<br />

aufsicht durch ein formal ausgestaltetes Beschwerdeverfahren informieren und in<br />

bestimmten Fällen zum Einschreiten zwingen können.<br />

> Die Erfahrungen der Verbraucherorganisationen müssen wirksamer in die Gremienarbeit<br />

eingebunden werden; etwa mit der Gründung eines Verbraucherausschusses nach<br />

britischem Vorbild.<br />

> Vor dem Marktzutritt neuer Produkte muss die Finanzaufsicht Vertriebsbeschränkungen<br />

erlassen oder bestimmte Geschäftsmodelle untersagen können.<br />

> Der gesamte Finanzmarkt ist der Aufsicht zu unterstellen, auch der sogenannte Graue<br />

Kapitalmarkt. Lücken sind außerdem im Vermittlungsbereich und bei der Überprüfung von<br />

Kreditwerbung zu schließen.<br />

Finanzdienstleistungen<br />

Vertrauen ist gut,<br />

Kontrolle ist besser<br />

Verbraucherschutz in die Finanzaufsicht<br />

Mit einer Muster-E-Mail<br />

sind die Verbraucher<br />

aufgerufen, sich für eine<br />

Reform der Finanzaufsicht<br />

beim Bundesfinanzminister<br />

einzusetzen.<br />

21


Finanzdienstleistungen<br />

Auf einer Pressekonferenz<br />

am 5. Februar <strong>2010</strong><br />

stellt Gerd Billen die<br />

Forderungen des <strong>vzbv</strong><br />

zur Finanzaufsicht – zusammengefasst<br />

in einer<br />

„Kontofüller-CD“ – vor.<br />

22<br />

Trotz Krise kein Umdenken in der Bankberatung<br />

Wie eine Stichprobe des Verbraucherzentrale Bundesverbandes in Zusammenarbeit mit der ZDF-<br />

Redaktion WISO ergab, lässt die Qualität der Bankberatung in Deutschland trotz der Finanzkrise<br />

nach wie vor zu wünschen übrig. Von 25 Beratern scheiterten 24 Berater schon im Ansatz,<br />

etwa bei der Erfassung der Vermögenswerte. So wurden bestehende Verbindlichkeiten kaum<br />

abgefragt. Wenn doch, so wurden hieraus nicht die notwendigen Schlüsse gezogen. Überdies<br />

wurden nach wie vor offene Immobilienfonds als uneingeschränkt sichere Geldanlage angeboten,<br />

unter anderem mit Sätzen wie: „Dieser Fonds macht niemals minus“. Betont wurden die<br />

Renditewerte der Vergangenheit oder vermeintliche Steuervorteile und selten die Möglichkeit<br />

einer zeitweisen Fondsschließung oder die Risiken bei der Wertentwicklung.<br />

Es wurden den Testern auch Produkte mit besonderen Risiken angeboten, wie geschlossene<br />

Immobilienfonds und Firmenbeteiligungen. Für den Verbraucherzentrale Bundesverband war<br />

das Ergebnis ein Alarmsignal: „Von einem Umdenken in der Bankenbranche ist nichts zu sehen.<br />

Es wird weiter am Bedarf vorbei verkauft. Die Risiken der empfohlenen Produkte werden<br />

verschwiegen“, so der Kommentar von Manfred Westphal. Auch ein Test der Stiftung Warentest<br />

vom November <strong>2009</strong> belegt: Die Beratungsleistung ist weit entfernt von einem „gut“.<br />

Die Probleme in der Finanzberatung sind bis heute ungelöst. Es fehlen klare Standards, auch<br />

für die seit 1. Januar <strong>2010</strong> geltende Dokumentationspflicht von Beratungsgesprächen. Ebenso<br />

mangelt es an klaren gesetzlichen Regeln für Beratungsgespräche und an einer konkreten<br />

Beaufsichtigung des Beratungsprozesses.<br />

Zusammengefasst fordert der <strong>vzbv</strong>:<br />

> klare, gesetzliche Regelung für die Finanzberatung<br />

> Aufsicht über die Beratungsqualität<br />

> verlängerte Verjährungsfristen bei Falschberatung auch für alle heute noch nicht<br />

verjährten Fälle<br />

> Beweislastumkehr bei Falschberatung zugunsten des Verbrauchers<br />

> Reform des Provisionssystems in der Finanzberatung<br />

Aber nicht nur die Beratungsqualität externer Berater stand im Fokus des <strong>vzbv</strong>, auch die Sicherung<br />

der eigenen Beratungsqualität in den Verbraucherzentralen. So wird es zukünftig eine


Mindestqualifikation bei den Finanzberatern in den Verbraucherzentralen geben. Die Beratungsgespräche<br />

werden künftig in aller Regel auch in den Verbraucherzentralen nach einem einheitlichen<br />

Schema dokumentiert.<br />

Der <strong>vzbv</strong> hat sich öffentlich und in politischen Gesprächen für eine Stärkung der anbieterunabhängigen<br />

Beratung eingesetzt, insbesondere durch klare Rahmenbedingungen für die Honorarberatung.<br />

Dazu gehört auch der konsequente Ausbau der unabhängigen Finanzberatung<br />

durch die Verbraucherzentralen und zwar sowohl hinsichtlich der Präsenz in der Fläche als auch<br />

hinsichtlich der notwendigen Intensität der Beratung.<br />

Ad-Hoc-Paket zum Anlegerschutz<br />

Während ein Großteil der Gläubiger und Kunden noch immer auf eine Entschädigung etwa<br />

in den Lehman-Fällen wartet, ist abgesehen von einem Ad-Hoc-Paket der Anlegerschutz nicht<br />

maßgeblich verbessert worden. Ein Jahr nach der Lehman-Pleite veröffentlichte der <strong>vzbv</strong> einen<br />

Leitfaden zur Unterstützung der Betroffenen bei der Anmeldung ihrer Forderungen. Sowohl der<br />

<strong>vzbv</strong> als auch die Verbraucherzentralen waren und sind wichtige Anlaufstellen und Berater für<br />

die Geschädigten.<br />

Am 3. Juli <strong>2009</strong> verabschiedete der Bundestag erste Anlegerschutz-Maßnahmen: Längere Verjährungsfristen<br />

bei Falschberatungen stellen eine wichtige Verbesserung für geschädigte Anleger<br />

dar. Außerdem wurde beschlossen, dass Banken Anlageberatungen künftig protokollieren und<br />

das Beratungsprotokoll zwingend dem Verbraucher aushändigen müssen. Mit diesen Maßnahmen<br />

wurde das häufige Problem der Falschberatungen angegangen. Das Beratungsprotokoll<br />

soll es Verbrauchern erleichtern, Falschberatungen vor Gericht nachweisen zu können.<br />

Die Neuregelungen, die am 1. Januar <strong>2010</strong> in Kraft getreten sind, sind auch ein Erfolg des Verbraucherzentrale<br />

Bundesverbandes und des intensiven Einsatzes für einen besseren Schutz der<br />

Verbraucher im Finanzmarkt. So wurde der Anlegerschutz insbesondere in der Telefonberatung<br />

ausgedehnt. Hier muss den Verbrauchern nach dem Telefonat ein Protokoll vorgelegt werden.<br />

Dann hat der Anleger eine Woche lang Zeit, vom Vertragsschluss zurückzutreten, wenn das<br />

Protokoll unrichtig oder unvollständig ist.<br />

Finanzdienstleistungen<br />

Gerd Billen schredderte<br />

zum Weltverbrauchertag<br />

toxischen Finanzschrott:<br />

schlechte Produktinformationen<br />

und ungenügende<br />

Beratungsprotokolle.<br />

Die Aktion fand auf dem<br />

Vorplatz des Paul-Löbe-<br />

Hauses statt, in Sichtweite<br />

des Kanzleramtes und des<br />

Bundestages. Denn Adressaten<br />

waren Regierung und<br />

Parlament.<br />

23


Finanzdienstleistungen<br />

Pressekonferenz zur<br />

Tagung „Vor Sorge ums<br />

Alter“ am 7.12.<strong>2009</strong><br />

24<br />

Vor Sorge<br />

ums Alter<br />

Was tun gegen die<br />

Rentenlücke?<br />

Tagung am 7.12.<strong>2009</strong><br />

Allerdings blieben einige wichtige Forderungen unberücksichtigt: Der <strong>vzbv</strong> hatte zum Beispiel<br />

eine Beweislastumkehr gefordert für den Fall, dass ein Beratungsgespräch nicht, nicht rechtzeitig<br />

oder nicht vollständig dokumentiert wurde. Weitere noch offene Punkte des Forderungskatalogs:<br />

> Einheitliche und strengere Regeln für Honorar- und Finanzvermittler in Bezug auf<br />

Qualifikation, Registrierung, Haftung, Aufsicht sowie Beratung und Dokumentation.<br />

> Reform der Anreiz- und Provisionssysteme von Finanzvermittlern.<br />

> Stärkung der anbieterunabhängigen Verbraucherberatung, insbesondere durch einen<br />

massiven Ausbau des Finanzberatungsangebots in den Verbraucherzentralen der Länder.<br />

> www.<strong>vzbv</strong>.de/mediapics/richtiges_verhalten_lehman_insolvenz_2008.pdf<br />

Einlagensicherung auf europäischer Ebene<br />

Für rund 30.000 Sparerinnen und Sparer in Deutschland, die Geld auf Tageskonten der isländischen<br />

Kaupthing Bank hatten, begann das Jahr <strong>2009</strong> mit großer Ungewissheit. Der<br />

Zusammenbruch gleich mehrerer Institute war für das System in Island zu viel. Nach langer<br />

Hängepartie wurden die Einlagen deutscher Kunden dann zum größten Teil zurückgezahlt. In<br />

Europa versuchte man, das Vertrauen in die Sicherungssysteme zu stärken, indem etwa die<br />

geschützten Einlagebeträge erhöht und die Auszahlungen künftig beschleunigt werden sollen;<br />

allerdings muss dieses Versprechen auch sowohl finanziell als auch organisatorisch weiter<br />

abgesichert werden. Es darf nicht noch einmal passieren, dass ein Land schon organisatorisch<br />

von hundertausenden Anfragen von Verbrauchern aus ganz Europa überfordert wird, wie dies in<br />

Island auch der Fall war und ein einzelner schwerer Vorfall wie beim Phoenix Kapitaldienst darf<br />

ein Anlegersicherungssystem wie bei uns, nicht mehr an seine Grenzen bringen.<br />

Private Altersvorsorge nimmt dramatisch ab<br />

Ein anderes Sorgenkind des Verbraucherzentrale Bundesverbandes ist die private Altersvorsorge.<br />

Eine private Rentenversicherung ist nach wie vor eher undurchsichtig und schwer verständlich<br />

für denjenigen, der Geld anlegen soll. So verwundert es auch nicht, dass das Vertrauen in<br />

die private Vorsorge abnimmt. Zudem fehlen vielen Haushalten einfach auch die finanziellen<br />

Möglichkeiten, um zusätzlich fürs Alter vorzusorgen.


Eine Studie der Postbank förderte zutage, dass das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger<br />

in ihre Privatvorsorge gesunken ist. Derzufolge hat im zurückliegenden Jahr rund jeder fünfte<br />

Berufstätige seine Verträge zur privaten Altersvorsorge gekürzt oder die Zahlung gleich ganz<br />

eingestellt. Jeder dritte Berufstätige gab an, im Alter über keinerlei Einnahmen aus einer privaten<br />

Vorsorge zu verfügen. Ebenfalls ein Drittel ist verunsichert und fragt sich, welche privaten<br />

Anlageformen überhaupt noch sinnvoll sind.<br />

Ein vom <strong>vzbv</strong> zur Tagung „Vor Sorge ums Alter“ im Dezember <strong>2009</strong> vorgelegtes Gutachten<br />

untermauert die Zweifel des Verbraucherzentrale Bundesverbandes an der Zukunftsfähigkeit des<br />

gegenwärtigen Altersvorsorgesystems. Ziel muss eine sichere Versorgung für alle im Alter sein.<br />

Diese muss auf solide Füße gestellt werden und darf nicht nach dem Prinzip Hoffnung verfolgt<br />

werden. Eine Absenkung der gesetzlichen Rente ist nur dann zielführend, wenn auf der anderen<br />

Seite Verbraucher auch tatsächlich über die erforderliche Finanzkraft für eine Zusatzvorsorge<br />

verfügen und auf effiziente Produkte am Markt stoßen.<br />

Die Effizienz der Produkte scheitert allerdings bereits am mangelnden Wettbewerb. So stellt das<br />

von Prof. Dr. Andreas Oehler von der Universität Bamberg verfasste Gutachten „Alles Riester?<br />

Die Umsetzung der Förderidee in der Praxis“ vielen „Riester“-Produkten vor allem hinsichtlich<br />

der Transparenz und der Kostenforderungen ein schlechtes Zeugnis aus. Demnach halten nur<br />

knapp die Hälfte aller Anbieter nutzbare Kosteninformationen bereit, fast 40 Prozent der Angebote<br />

weisen die Kosten nicht wie vorgeschrieben in Euro aus oder machen nur teilweise Angaben,<br />

ein Drittel der Angebote enthält keine Angaben zu den Kosten eines Vertragswechsels,<br />

fast ein Viertel keine hinreichenden Angaben zu den Abschluss- und Verwaltungskosten. Die<br />

Untersuchung zeigt zudem dramatische Unterschiede in den quantitativen Resultaten zwischen<br />

und innerhalb der Produktgruppen. Ein Ergebnis des Gutachtens überrascht daher nicht: „Eher<br />

dürfte ein Verbraucher mehr spielerisches Glück benötigen als er sich an Sachverstand sinnvoll<br />

aneignen kann, um einem unnötigen Kostenrisiko zu entgehen. Vor diesem Hintergrund sollte<br />

man nicht von Entscheidungen in einem wettbewerblichen Umfeld der sozialen Marktwirtschaft<br />

sprechen, sondern eher von einer Lotterie.“<br />

Dieser Mangel an Transparenz macht einen Produktvergleich und damit einen funktionierenden<br />

Preis- und Qualitätswettbewerb hin zu effizienten Produkten nahezu unmöglich. Gefordert ist<br />

eine Standardisierung der Produkt- und Kosteninformationen, die die wesentlichen Informationen<br />

verständlich ausweisen müssen. Insbesondere ist beispielsweise durch vergleichbare<br />

Kosten-Kennziffern auch eine produktgruppenübergreifende Vergleichsmöglichkeit zu schaffen.<br />

Finanzdienstleistungen<br />

Altersvorsorge zukunftsfähig<br />

gestalten. Dass dies<br />

nicht einfach ist, zeigt eine<br />

solche Rentenanpassungsformel.<br />

25


Finanzdienstleistungen<br />

Bunte Vielfalt bei<br />

Produktinformationen<br />

26<br />

Der <strong>vzbv</strong> setzt sich dafür ein, dass die Altersvorsorge insgesamt – Riester-Rente, betriebliche<br />

und auch ungeförderte Vorsorge – auf Grundlage einer validen Datenerfassung in ihrer Wirkung<br />

überprüft werden muss. Dabei bedarf es einer Bestandsaufnahme, inwieweit Verbraucher<br />

tatsächlich vorsorgen, ob sie dies im ausreichenden Maße tun, und schließlich, ob Verbraucher<br />

die erforderliche Vorsorge auch tatsächlich finanziell tragen können. Sollten die Ergebnisse<br />

negativ sein, ist entsprechend gegenzusteuern.<br />

> www.verbraucherfinanzwissen.de<br />

<strong>vzbv</strong> will einheitliche Produktinformation<br />

Die Bedürfnisse der Verbraucher nach Transparenz und Vergleichbarkeit von Finanzprodukten<br />

müssen sichergestellt werden. Dazu ist eine vom Gesetzgeber vorgegebene Strukturierung<br />

der Produkt- und Kosteninformationen erforderlich. Denn nur durch standardisierte und auch<br />

produktgruppenübergreifende Informationen können Verbraucher Angebote einfach vergleichen.<br />

Eine solche Standardisierung der Produkt- und Kosteninformationen muss die wesentlichen Daten<br />

umfassen, verständlich ausweisen und besonders wichtige Angaben wie alle tatsächlichen<br />

Kosten hervorheben.<br />

Bereits Mitte <strong>2009</strong> hatte die Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner die Einführung eines Produktinformationsblattes<br />

– den Beipackzettel für Finanzprodukte – gefordert. Die Forderung nach<br />

vereinfachten Produktinformationen, die die wesentlichen Informationen zu Kosten, Funktionsweise<br />

und Risiken enthalten, geht in die richtige Richtung. Bislang sind diese Informationen allerdings<br />

freiwillig. Erst als Frau Aigner Ende <strong>2009</strong> signalisierte, ein Produktinformationsblatt im<br />

Zweifel auch gesetzlich vorzuschreiben, kam die Branche Anfang <strong>2010</strong> in Bewegung. Allerdings<br />

kochen die Banken jeweils ihr eigenes Süppchen. Im Ergebnis erhalten Verbraucher bei einigen<br />

Banken nun mehr oder weniger gut verständliche vereinfachte Produktinformationen, die im<br />

Kern aber nicht vergleichbar sind.<br />

Gefordert sind allerdings gerade vergleichbare Produktinformationen, bei denen die einzelnen<br />

Angaben nach klaren und gleichen Maßgaben auszuweisen sind. Für den Verbraucher hat es<br />

keinen Wert, wenn beispielsweise die Risikoklassifizierung oder Kostenangaben bei jeder Bank<br />

unterschiedlich vorgenommen werden.


Weitere Themen:<br />

> Zahlungsverkehr und Kreditschutz<br />

> Neue Verbraucherkreditvorschriften<br />

> Neue Regelungen im Zahlungsverkehr<br />

> Unsichere Zahlungskarten<br />

> Datenlecks bei Kreditkartendaten<br />

> Systemlücken bei den Chips<br />

> Abzocke am Geldautomaten und auf dem Girokonto<br />

> P-Konto beschlossen<br />

> Schuldenreport <strong>2009</strong><br />

> Klage gegen Abzocke von Schuldnern<br />

Umsetzung per Gesetz: Zahlungsverkehr<br />

schneller, Kreditschutz höher<br />

Deutschland setzt zwei europäische Richtlinien<br />

um: Die Verbraucherkredit- und die<br />

Zahlungsdiensterichtlinie. Zusätzlich werden<br />

die Vorschriften über das Widerrufs- und<br />

Rückgaberecht neu geregelt.<br />

Die nationale Umsetzung bestehender EU-<br />

Vorgaben hatte auch vom <strong>vzbv</strong> einen erheblichen<br />

Lobby-Einsatz gefordert, der sich zum<br />

Teil auch ausgezahlt hat. Die wesentlichen<br />

Ergebnisse: Ab Juni <strong>2010</strong> sollen Verbraucher<br />

besser über Konditionen bei Kreditverträgen<br />

informiert werden, um verschiedene Angebote<br />

besser vergleichen zu können und nicht auf<br />

unseriöse Lockvogelangebote hereinzufallen.<br />

Dazu müssen Banken mit einem effektiven<br />

Jahreszins werben, dem mindestens zwei<br />

Drittel der auf Grund der Werbung zustande<br />

kommenden Verträge entsprechen.<br />

Seit dem 31. Oktober <strong>2009</strong> gilt ein völlig<br />

neues Recht zum Zahlungsverkehr, das als<br />

Rahmen für das von den Anbietern gestaltete<br />

neue, europäisch einheitliche Zahlungssystem<br />

SEPA (single euro payment area) dient. Damit<br />

können Überweisungen, Kartenzahlungen und<br />

auch Lastschriften in einem in allen Ländern<br />

gleichen Verfahren abgewickelt werden, wenn<br />

sie in Euro erfolgen. Verbunden mit diesen<br />

Änderungen sollen ab Ende 2011 europaweit<br />

Zahlungen von einem auf den anderen Tag<br />

abgewickelt werden können. Aber es gab<br />

auch eine Reihe von Abstrichen von bekannten<br />

Standards, die mit den Änderungen<br />

der Allgemeinen Geschäftsbedingungen der<br />

Institute für viel Unmut bei Verbrauchern<br />

sorgten.<br />

Der zugehörige Umsetzungsprozess von SEPA<br />

gestaltet sich nach wie vor schwierig. Zum<br />

einen, weil die Wünsche der Verbraucher<br />

auf nationaler wie europäischer Ebene kaum<br />

Gehör finden, zum anderen, weil die Anbieter<br />

ihre Produkte kaum vorstellen, aber in Brüssel<br />

bereits auf einen finalen Umstellungstermin<br />

gedrängt wird. Damit läuft SEPA Gefahr,<br />

bestehende Systeme abzulösen, noch ehe der<br />

Markt, also auch wir Verbraucher, Gelegenheit<br />

hatten, uns auf die neuen Systeme einzustellen<br />

und sie marktgetrieben fortzuentwickeln.<br />

Finanzdienstleistungen<br />

27


Finanzdienstleistungen<br />

28<br />

Neue Verbraucherkreditvorschriften<br />

Künftig wird der Verbraucher schon vor<br />

Abschluss eines Kreditvertrages über die<br />

wesentlichen Bestandteile des Kredits informiert:<br />

Dafür wird es für unterschiedliche<br />

Kreditverträge jeweils einheitliche Muster zur<br />

Unterrichtung der Verbraucher geben, wodurch<br />

sie Angebote besser als bisher miteinander<br />

vergleichen können und anhand derer<br />

die Kosten des Darlehens erkennbar sind.<br />

Anbieter, die für den Abschluss von Darlehensverträgen<br />

werben, dürfen nicht mehr<br />

nur eine einzige Zahl herausstellen (wie zum<br />

Beispiel einen besonders niedrigen Zinssatz),<br />

sondern müssen auch die weiteren Kosten<br />

des Vertrags angeben sowie diese Angaben<br />

mit einem realistischen Beispiel erläutern.<br />

Auch die Kündigungen werden neu geregelt:<br />

Kündigungen eines unbefristeten Vertrages<br />

durch den Darlehensgeber sind nur noch<br />

zulässig, wenn eine Kündigungsfrist von<br />

mindestens zwei Monaten vereinbart ist. Verbraucher<br />

können dagegen jederzeit kündigen.<br />

Vertraglich dürfen sie abweichend davon<br />

höchstens zu einer Kündigungsfrist von einem<br />

Monat verpflichtet werden. Bei befristeten<br />

Verträgen dürfen Verbraucher das Darlehen<br />

künftig jederzeit ganz oder teilweise zurückzahlen,<br />

solange der Vertrag nicht durch ein<br />

Grundpfandrecht wie eine Grundschuld oder<br />

Hypothek gesichert ist. Allerdings können die<br />

Darlehensgeber in einem solchen Fall eine<br />

Vorfälligkeitsentschädigung verlangen. Diese<br />

ist aber auf höchstens ein Prozent des vorzeitig<br />

zurückgezahlten Betrages beschränkt.<br />

Einen besseren Schutz gibt es nun auch beim<br />

Abschluss von Restschuldversicherungen, die<br />

die Rückzahlung eines Kredites bei Arbeitslosigkeit<br />

oder im Todesfall absichern sollen. Es<br />

gibt eine Beweislastumkehr beim Abschluss<br />

von Restschuldversicherungen: Sind die<br />

Kosten der Restschuldversicherung nicht im<br />

effektiven Jahreszins enthalten, müssen die<br />

Banken beweisen, dass der Abschluss des<br />

Kredits zu den konkret gewährten Konditionen<br />

auch ohne die Versicherung möglich<br />

war. Die Maßgabe „ohne Versicherung kein<br />

Kredit“ in Verbindung mit der Behauptung,<br />

der Kunde habe die Versicherung von sich<br />

aus gewünscht, ist jetzt nicht mehr möglich.<br />

Kostentransparenz weiterhin unzureichend<br />

Leider bringt die neue Richtlinie nicht nur<br />

positive Entwicklungen mit sich. So gibt es<br />

bei Kombinationsverträgen weiterhin keine<br />

Kostentransparenz. Ist der Darlehensvertrag<br />

mit einem Sparvertrag kombiniert, so müssen<br />

die Sparbeträge nicht in den Gesamtkosten<br />

ausgewiesen werden. Die Kombination aus<br />

einem Kredit- und einem Sparvertrag ist<br />

selten sinnvoll: Zum einen verbleibt bei dem<br />

Umweg über einen Sparvertrag grundsätzlich<br />

eine höhere Restschuld, zum anderen ist es<br />

grundsätzlich unwirtschaftlich, parallel zu<br />

einem Kredit zu sparen, denn in aller Regel<br />

ist der Kreditzins höher als der Sparzins.<br />

Besonders enttäuschend ist aus Sicht des Verbraucherzentrale<br />

Bundesverbandes der nach<br />

wie vor unzureichende Schutz vor unseriösen<br />

Kreditvermittlern. Obwohl es die EU-Verbraucherkreditrichtlinie<br />

den Mitgliedstaaten<br />

ausdrücklich ermöglicht, zusätzliche Pflichten<br />

für Kreditvermittler einzuführen, hat der<br />

deutsche Gesetzgeber davon keinen Gebrauch<br />

gemacht. Eine Studie im Auftrag der SCHUFA<br />

Holding AG aus dem Jahr 2007 schätzt, dass<br />

betrügerische Kreditvermittler pro Jahr mindestens<br />

150 Millionen Euro umsetzen und knapp<br />

400.000 Personen jährlich ansprechen.<br />

Neue Regelungen im Zahlungsverkehr<br />

Mit Wirkung zum 31. Oktober <strong>2009</strong> ist das<br />

neue Zahlungsverkehrsrecht in Kraft getreten.<br />

Erklärtes Ziel der EU war es, den Zahlungsverkehr<br />

als Rückgrat des Binnenmarktes


echtlich zu vereinheitlichen, während parallel<br />

die europäischen Banken und ihre Verbände<br />

die technischen und vertraglichen Grundlagen<br />

für ein gemeinsames Zahlungsverkehrssystem<br />

schaffen.<br />

Erstmals gibt es nun sowohl für rein inländische<br />

als auch für grenzüberschreitende<br />

Zahlungsverfahren einheitliche Regelungen,<br />

die bargeldlose Zahlungen erleichtern und die<br />

Rechtssicherheit für alle Beteiligten erhöhen<br />

sollen. Ein einheitlicher Euro-Zahlungsraum erlaubt<br />

es den Anbietern von Zahlungsdiensten,<br />

europaweite Verfahren für Zahlungen in Euro<br />

zu entwickeln, die auf einem einheitlichen<br />

vertraglichen und technischen Standard<br />

beruhen (sogenannte SEPA-Produkte) und<br />

damit von allen Instituten direkt umgesetzt<br />

werden können. Das Ziel: Der Verbraucher<br />

soll von einem Konto aus alle Bankgeschäfte<br />

innerhalb Europas bequem ausführen können,<br />

auch wenn er in der EU unterwegs ist, online<br />

einkauft, in einem anderen Land einen Zweitwohnsitz<br />

hat oder Grenzgänger ist.<br />

Fortan sind die Kosten einer Zahlung per<br />

Bankkarte im EU-Ausland klar auszuweisen;<br />

auch bei Überweisungen müssen alle<br />

anfallenden Gebühren im Vorhinein ausdrücklich<br />

genannt werden. Bestellungen aus dem<br />

europäischen Ausland sind per Kreditkarte,<br />

per Lastschrift oder Überweisung bezahlbar.<br />

Seit November <strong>2009</strong> können alle Banken in<br />

Deutschland zudem das europäische Lastschriftverfahren<br />

anbieten.<br />

Es gibt jedoch auch einen Wermutstropfen<br />

Wenn man nicht genehmigte Buchungen, zum<br />

Beispiel Fehlbuchungen, aber auch betrügerische<br />

Abbuchungen auf dem Kontoauszug<br />

entdeckt, müssen diese nicht nur unverzüglich<br />

beanstandet werden; nach maximal 13<br />

Monaten ist auch jeder Korrekturanspruch<br />

ausgeschlossen. Überweisungsaufträge<br />

werden nach dem Gesetz bereits mit dem<br />

Zugang beim Zahlungsdienstleister unwider-<br />

ruflich. Besonders nachteilig wirkt sich dies in<br />

Kombination mit der zusätzlichen Festlegung<br />

aus, dass Anbieter künftig nicht mehr auf den<br />

Empfängernamen achten müssen. Maßgeblich<br />

für die richtige Überweisung ist nur noch die<br />

Kontonummer.<br />

Ebenso gilt nun auch die generelle verschuldensunabhängige<br />

Mithaftung des Bankkunden,<br />

wenn ihm seine Zahlungskarte abhanden<br />

kommen sollte. Demnach haftet ein Bankkunde<br />

für einen Betrag bis zu 150 Euro bei<br />

Verlust und Missbrauch einer Zahlungskarte,<br />

wenn er diese nicht rechtzeitig hat sperren<br />

lassen.<br />

Die neuen Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />

der kontoführenden Institute basieren auf dieser<br />

umfassenden Neufassung des Zahlungsverkehrsrechts<br />

und haben für viel Unmut bei<br />

den Verbrauchern gesorgt. Das gilt auch für<br />

Gebühren, die erkennbar gestiegen sind.<br />

Unsichere Zahlungskarten – mehr Sicherheit<br />

und schnelle Aufklärung gefordert<br />

Die Banken stolpern von einem Skandal in<br />

den nächsten: Egal ob der Kreditkartendatenverlust<br />

in Spanien, die hohen Gebühren an<br />

fremden Geldautomaten oder Systemlücken<br />

bei den Chips auf Zahlungskarten, die eigentlich<br />

für Sicherheit sorgen sollten, stets war<br />

der Verbraucher der Leidtragende.<br />

Rasch hat der <strong>vzbv</strong> reagiert und die Bankenbranche<br />

zur Verantwortung und schnellen<br />

Aufklärung gerufen. Zugleich war der <strong>vzbv</strong><br />

mit seinen Mitgliedern Ansprechpartner für<br />

verunsicherte Kunden. Fakt ist: Mit derartigen<br />

Methoden und unsicheren Systemen gelingt<br />

es der Branche nicht, aus der Vertrauenskrise<br />

auszubrechen.<br />

Finanzdienstleistungen<br />

29


Finanzdienstleistungen<br />

30<br />

Datenlecks bei Kreditkartendaten<br />

Die bisher größte Austauschaktion von<br />

Kreditkarten schreckte Mitte November <strong>2009</strong><br />

die Verbraucher auf. Kartendaten waren bei<br />

einem spanischen Abwickler in falsche Hände<br />

geraten, widerrechtliche Abbuchungen traten<br />

auf. Das zeitweise Abtauchen der Kartenunternehmen<br />

und die unterschiedlichen Aussagen<br />

der Institute sorgten für große Verunsicherung.<br />

So klärte der Verbraucherzentrale Bundesverband<br />

mit den Verbraucherzentralen die<br />

Verbraucher über ihre umfassenden Rechte<br />

in dieser Situation auf und erläuterte, dass<br />

sie für missbräuchliche Buchungen nicht<br />

einstehen müssen. Zugleich wurden die<br />

Institute nachdrücklich aufgefordert, für mehr<br />

Schutz der Kartendaten zu sorgen und durch<br />

eine schnelle und vollständige Aufklärung<br />

auch über die Rechtslage zugunsten der<br />

Verbraucher, solche Situationen gar nicht<br />

mehr entstehen zu lassen. Der Austausch der<br />

Kartennummer war in diesem Fall zwar der<br />

beste Schutz vor weiterem Missbrauch, es<br />

stand aber keineswegs fest, dass alle vom<br />

Datenleck betroffenen Verbraucher eine neue<br />

Karte bekommen. Unzumutbar, wenn man<br />

bedenkt, dass diese Verbraucher mit unzulässigen<br />

Abbuchungen bei den alten Karten und<br />

dem verbundenen Ärger regelrecht rechnen<br />

mussten.<br />

Systemlücken bei den Chips<br />

Zum Jahreswechsel sorgte ein Systemfehler<br />

der Kartenchips auf vielen deutschen Zahlungskarten<br />

für eine böse Überraschung. Weil<br />

der Chip mit dem Jahr <strong>2010</strong> nicht umgehen<br />

konnte, blieben viele Verbraucher von der<br />

Kartennutzung an Kasse und Automaten<br />

ausgesperrt.<br />

Während man in Deutschland das Problem<br />

durch Eingriffe in die Terminals kurzfristig<br />

aufheben konnte, können Verbraucher im<br />

Ausland weiter betroffen sein. Diese Lücke,<br />

wie auch der Bericht von Wissenschaftlern der<br />

Universität Cambridge über weitere Systemlücken<br />

bei den Chips bestätigt, lässt die Frage<br />

aufkommen, wie sicher diese Technologie<br />

wirklich schützt und ob sie noch transparent<br />

genug umgesetzt wird, damit Verbraucher<br />

nachweisen können, dass sie Opfer eines<br />

Tricks oder Systemfehlers geworden sind und<br />

nicht etwa selbst Fehler gemacht haben. Der<br />

in England demonstrierte „Kartentrick“ etwa<br />

bestätigte eine PIN-Eingabe, die tatsächlich<br />

nie erfolgt ist. Sehr gefährlich für Verbraucher,<br />

denn nach dem neuen europäischen Recht<br />

haftet der Verbraucher bei der PIN immer mit<br />

oder muss sogar für den ganzen Schaden<br />

aufkommen.<br />

Abzocke am Geldautomaten und auf dem<br />

Girokonto<br />

Wer bei einer fremden Bank Geld holt, wird<br />

zur Kasse gebeten. Die Gebühren sind in den<br />

letzten Jahren drastisch gestiegen.<br />

Im Juni <strong>2009</strong>, so ergab eine externe Erhebung<br />

(Finanzberatung FMH, Frankfurt a.M.) lagen<br />

bereits 31 Institute bei einem Mindestentgelt<br />

von fünf Euro oder mehr, im Vorjahr waren<br />

es nur 20 von 50 beobachteten Instituten.<br />

Die höchsten Beträge lagen bei 7,50 Euro.<br />

Kaum ein halbes Jahr später haben weitere<br />

Institute die Fünf-Euro-Marke überschritten,<br />

und es gibt bereits eine Reihe von Instituten<br />

mit einem Mindestentgelt von zehn Euro.<br />

Bis 1996 gab es eine einheitliche Vereinbarung<br />

zwischen den Bankengruppen über die<br />

maximale Berechnung von Fremdabhebungen.<br />

So konnte an jedem Geldautomaten angezeigt<br />

werden, was das Abheben den Fremdkunden<br />

maximal kostet: in der Regel vier D-Mark,<br />

heute etwa zwei Euro. Diese Vereinbarung<br />

wurde jedoch 1996 gekündigt, eine neue kam<br />

nicht mehr zustande. Von nun an konnten<br />

die einzelnen Kreditinstitute gegenseitig<br />

sogenannte Interbankenentgelte ohne Limit


voneinander eintreiben. Das ist wie eine<br />

Strafgebühr, für die es keinen Gegenwert gibt<br />

– der Streit wird eindeutig auf dem Rücken<br />

der Verbraucher ausgetragen. Die Preisspirale,<br />

die an Fahrt gewinnt, zeigt, dass es derzeit<br />

keinen funktionierenden Marktmechanismus<br />

gibt, der die absurde Preisbildungspraxis von<br />

selbst begrenzen würde.<br />

Der Verbraucherzentrale Bundesverband<br />

dringt darauf, dass der Markt wieder funktionsfähig<br />

gemacht wird, und wird alle<br />

möglichen Optionen nutzen. Die Forderungen<br />

nach Transparenz und einer Obergrenze für<br />

Gebühren stehen hierbei an erster Stelle.<br />

Willkürliche Zinsanpassungen<br />

Das gilt auch für Entwicklungen wie beim<br />

Dispokreditzins, wo es trotz massiver Leitzinssenkung<br />

einige Institute geschafft haben,<br />

<strong>2009</strong> ihre Zinsen zu erhöhen und damit das<br />

Gesamtkreditzinsniveau in diesem Segment<br />

hoch zu halten, während Spar- und Anlagezinsen<br />

in den Keller gingen. Dass Zinsen,<br />

entgegen dem geltenden Recht, wie vom<br />

Bundesgerichtshof wiederholt und deutlich<br />

ausgesprochen, sich weiterhin immer zulasten<br />

der Verbraucher verzögert anpassen,<br />

ist zu einem illegalen Regelfall geworden,<br />

dem Verbraucher bisher vor allem individuell<br />

begegnen mussten. Denn Anbieter sind<br />

verpflichtet, variable Konditionen bei entsprechender<br />

Marktentwicklung auch zugunsten<br />

der Verbraucher unverzüglich und nach<br />

überprüfbaren Grundsätzen anzupassen, alles<br />

andere wären Konditionen, die dem Willkürverbot<br />

unterliegen.<br />

P-Konto beschlossen<br />

Mit der Einführung eines Pfändungsschutzkontos<br />

(P-Konto) zum 1. Juli <strong>2010</strong> hat der<br />

<strong>vzbv</strong> nach langjähriger Überzeugungsarbeit<br />

einen Erfolg erzielt. Das P-Konto gewährt<br />

seinen Inhabern automatisch einen monat-<br />

lichen Grundfreibetrag von 985,15 Euro, der<br />

nicht gepfändet werden kann. Das P-Konto<br />

garantiert damit unbürokratisch den Schutz<br />

des Existenzminimums auf dem Konto.<br />

Bislang war es so, dass das Konto nach einer<br />

Kontopfändung automatisch gesperrt wurde.<br />

Nur wenn der Kontoinhaber das Vollstreckungsgericht<br />

einschaltete, konnte er zumindest<br />

einen Teil seines gesetzlich geschützten<br />

Guthabens vor dem Zugriff des Gläubigers<br />

retten. Da das aber kompliziert war, verzichteten<br />

Schuldner auf Vollstreckungsschutz oder<br />

versäumten ihn. Mit dem neuen Pfändungsschutzkonto<br />

können im Falle einer Pfändung<br />

mindestens 985,15 Euro weiterhin genutzt<br />

werden – entsprechende Deckung vorausgesetzt.<br />

Der Basisbetrag wird für jeweils einen Kalendermonat<br />

gewährt – unabhängig vom<br />

Zeitpunkt des Eingangs der Einkünfte.<br />

Erstreckt sich die Pfändung auf mehrere<br />

Monate, so wird für jeden Monat automatisch<br />

der Freibetrag gewährt. Auf die Art der<br />

Einkünfte kommt es für den Pfändungsschutz<br />

nicht mehr an. Damit entfällt auch die Pflicht,<br />

die Art der Einkünfte wie Arbeitseinkommen,<br />

Sozialleistungen wie Rente oder Arbeitslosengeld<br />

gegenüber Banken und Gerichten nachzuweisen.<br />

Das heißt, jegliche Art von Einkünften,<br />

also auch die Einkünfte Selbstständiger<br />

und freiwillige Leistungen Dritter, werden<br />

künftig bei der Kontopfändung geschützt.<br />

Kritikpunkt bleibt, dass Verbraucher nach wie<br />

vor keinen gesetzlichen Anspruch auf ein P-<br />

Konto erhalten. Lediglich bestehende Konten<br />

können auf ein P-Konto umgestellt werden.<br />

Die Forderung des <strong>vzbv</strong> nach einem Recht<br />

auf ein Konto mit Basisfunktionen zu fairen<br />

Kontoführungsgebühren hat demnach nach<br />

wie vor Bestand.<br />

Finanzdienstleistungen<br />

31


Finanzdienstleistungen<br />

Der Schuldenreport <strong>2009</strong><br />

listet Hauptauslöser für<br />

die Überschuldung auf.<br />

32<br />

Schuldenreport <strong>2009</strong><br />

Der <strong>vzbv</strong> hat den nunmehr fünften Schuldenreport<br />

gemeinsam mit Caritas, Diakonie,<br />

Paritätischem Wohlfahrtsverband, Arbeiterwohlfahrt<br />

und Rotem Kreuz vorgelegt.<br />

Der Schuldenreport ist eine Informationsquelle<br />

für alle, die sich mit dem Thema Ver-<br />

und Überschuldung beschäftigen: Er führt<br />

Daten zur Überschuldung der Privathaushalte<br />

zusammen und analysiert sie, berichtet über<br />

Gesetzesvorhaben, die für die Rechtsposition<br />

der Schuldner wesentlich sind und setzt sich<br />

mit verschiedenen Aspekten der Schuldnerberatung<br />

auseinander.<br />

Erstmalig beschäftigte sich ein Schuldenreport<br />

mit den Auswirkungen von Überschuldung auf<br />

die Gesundheit der Betroffenen. Ein weiteres<br />

Novum war die Gestaltung des Kapitels über<br />

die aktuell relevanten Gesetzesvorhaben: Aus<br />

Interviews mit Politikern, Experten und Betroffenen<br />

erfährt der Leser eine große Bandbreite<br />

an Meinungen. Ein neuer Schwerpunkt in der<br />

Geschichte des Schuldenreports war auch das<br />

Thema finanzielle Bildung, welches zunehmend<br />

politische Bedeutung erlangt hat.<br />

Der Schuldenreport <strong>2009</strong> stellte fest: Es<br />

existiert keine allgemeingültige Zahl, die<br />

besagt, wie viele Privathaushalte in Deutschland<br />

überschuldet sind. Vielmehr weichen<br />

die der Öffentlichkeit präsentierten Zahlen<br />

stark voneinander ab. Je nach Definition von<br />

Überschuldung oder je nach Bestimmungsmethode<br />

gehen Experten von knapp drei bis<br />

vier Millionen überschuldeter Haushalte aus.<br />

Valide empirische Daten sind jedoch für die<br />

Erarbeitung von Bewältigungs- und Präventionsstrategien<br />

unerlässlich. Deshalb fordern<br />

die Herausgeber des Schuldenreports <strong>2009</strong><br />

den Ausbau der empirischen Datenbasis zur<br />

Überschuldungssituation von Privatpersonen.<br />

Hauptauslöser für Überschuldung sind laut<br />

Schuldenreport Arbeitslosigkeit und Trennung,<br />

Scheidung oder Tod des Partners. Der Report<br />

legte dar, dass über die Hälfte der Überschuldungsfälle<br />

durch unerwartete Ereignisse<br />

ausgelöst wurden, die das Leben der Betroffenen<br />

gänzlich veränderten und die sie in den<br />

meisten Fällen nicht selbst zu verantworten<br />

hatten.<br />

Beratene Personen 2007 nach dem Hauptauslöser der Überschuldung<br />

Arbeitslosigkeit<br />

Trennung, Scheidung, Tod<br />

des Partners/der Partnerin<br />

Erkrankung, Sucht,<br />

Unfall<br />

Gescheiterte<br />

Selbstständigkeit<br />

Unwirtschaftliche<br />

Haushaltsführung<br />

Gescheiterte<br />

Immobilienfinanzierung<br />

Unzureichende<br />

Kreditberatung<br />

4,0%<br />

3,3%<br />

9,8%<br />

9,5%<br />

8,6%<br />

13,5%<br />

29,3%<br />

Datenbasis: Statistik<br />

zur Überschuldung<br />

privater Haushalte.<br />

Quelle: Statistisches<br />

Bundesamt.<br />

0 5 10 15 20 25 30 35%


<strong>vzbv</strong> klagt erfolgreich gegen<br />

Abzocke von Schuldnern<br />

Es hat sich ein regelrechter Markt für sogenannte<br />

Schuldenregulierer entwickelt, die<br />

überschuldeten Verbrauchern ihre Hilfe anbieten<br />

– und dafür hohe Gebühren kassieren.<br />

Zahlreiche Schuldenregulierer verfügen über<br />

keine Rechtsdienstleistungserlaubnis und<br />

können daher notwendige Leistungen und<br />

Hilfestellungen nicht oder nur teilweise erbringen.<br />

In solchen Fällen kommt es häufig vor,<br />

dass der Verbraucher dreifach zahlen muss:<br />

An eine Vermittlungsfirma für Schuldenregu-<br />

lierung, eine Schuldenregulierungsfirma und<br />

einen Rechtsanwalt.<br />

Geschäftsmodelle, die geradezu darauf<br />

abzielen, Schuldnern zusätzlich Geld aus der<br />

Tasche zu ziehen, sind nicht hinnehmbar. So<br />

sieht es auch der Bundesgerichtshof: Wer<br />

Verbrauchern eine Finanzsanierung durch ein<br />

Unternehmen vermittelt, das selbst keine<br />

Rechtsdienstleistung erbringen darf, muss<br />

darauf hinweisen, dass zusätzlich ein Rechtsanwalt<br />

beauftragt werden muss. Das Urteil<br />

erstritt der <strong>vzbv</strong>. Der Richterspruch stärkt den<br />

Schutz überschuldeter Verbraucher vor zweifelhaften<br />

Hilfsangeboten.<br />

Politische Lobbyarbeit am Beispiel Finanzdienstleistungen<br />

In den letzten zwölf Monaten hat der Verbraucherzentrale Bundesverband zahlreiche<br />

Gespräche zu aktuellen und grundsätzlichen verbraucherpolitischen Themen mit Vertretern<br />

der Bundesregierung, der Landesregierungen, den politischen Parteien, den<br />

Bundestags- und Landtagsfraktionen, den verbraucherpolitischen Sprechern der Parteien<br />

und Fraktionen, der EU-Kommission, des EU-Parlaments und mit Verbänden und der<br />

Wirtschaft geführt.<br />

Die Intensität und der Umfang der Lobbyarbeit lassen sich exemplarisch am Beispiel<br />

Finanzdienstleistungen verdeutlichen. Allein in diesem Themenschwerpunkt gab es<br />

zahlreiche Stellungnahmen, Gespräche und Presseaktivitäten: Stellungnahmen wurden<br />

zum Beispiel verfasst zum Regierungsentwurf der Verbraucherkreditrichtlinie oder zur<br />

Umsetzung der Zahlungsdienstrichtlinie. Auch auf europäischer Ebene brachte der <strong>vzbv</strong><br />

mehrere Stellungnahmen unter anderem zu den Themenkomplexen Basisfinanzdienstleistungen<br />

und verantwortliche Kreditvergabe ein. Vertreter des Bundesverbandes wurden<br />

als Sachverständige zu einer Fülle von Anhörungen eingeladen, etwa zum Gesetzentwurf<br />

„Pfandbriefrecht“ oder „Verbraucherschutz und Finanzmärkte“. Es fanden Gespräche mit<br />

Bundesjustizministerin Brigitte Zypries zum Anlegerschutz und Expertengespräche auf<br />

verschiedenen Ebenen der beteiligten Fachministerien statt. Ebenso nahmen Vertreter<br />

des Bundesverbandes als Experten am Verbändegespräch der Verbraucherministerkonferenz<br />

teil. Ein vom <strong>vzbv</strong> initiierter Gedankenaustausch mit dem Zentralen Kreditausschuss<br />

zur Finanzkrise ist ein weiteres Beispiel der Lobbyaktivitäten.<br />

Finanzdienstleistungen<br />

33


Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />

Energie und Klima<br />

35


Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />

36<br />

> Klimaschutz geht alle an:<br />

Und jeder kann etwas dazu beitragen<br />

Die Schlagzeilen zum Klimawandel sind mehr als besorgniserregend.<br />

Auch wenn die Politik sich nicht auf klare Vorgaben<br />

und Ziele verständigen kann, muss endlich gehandelt<br />

werden. Für den <strong>vzbv</strong> ist klar: Klimaschutz fängt beim<br />

Verbraucher an. Aufklärungsarbeit ist daher ein wichtiger<br />

Bestandteil, denn mit vielen kleinen Schritten kann Großes<br />

erreicht werden.<br />

Der Klimawandel betrifft jeden von uns. Geling es uns nicht, den Ausstoß an Treibhausgasen<br />

weltweit drastisch zu reduzieren und den Temperaturanstieg auf maximal zwei Grad zu begrenzen,<br />

drohen unkontrollierbare Klimaveränderungen. So stand auch das Jahr <strong>2009</strong> im Zeichen des<br />

Klimas und den damit verbundenen Herausforderungen. Höhepunkt war der Weltklimagipfel in<br />

Kopenhagen, zu dem auch eine Delegation des Verbraucherzentrale Bundesverbandes reiste.<br />

Wir alle können mit kleinen Schritten etwas bewegen und dazu beitragen, dass Klimaschutz<br />

zum Erfolg führt. Als Verbraucherinnen und Verbraucher profitieren wir davon auch finanziell.<br />

Denn: Was für das Klima gut ist, entlastet häufig auch unsere Haushaltskasse.<br />

Klimaschutz ist nur mit den Verbrauchern machbar<br />

In Kopenhagen waren erstmals auf einer UN-Klimakonferenz Verbrauchervertreter als Beobachter<br />

zugelassen. Die Vertreter des Verbraucherzentrale Bundesverbandes waren Teil der internationalen<br />

Verbraucherdelegation, die von Consumers International (CI) angeführt wurde. CI<br />

forderte, dass die Belange der Verbraucher bei einem internationalen Abkommen nicht vergessen<br />

werden dürfen.<br />

CI schrieb an die Delegationen der rund 190 in Kopenhagen vertretenen Staaten, dass die<br />

Verbraucher weltweit einen entscheidenden Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel leisten<br />

könnten. Sie erwarteten jedoch, dass sich die Politik für eine Wirtschaft einsetze, die der Welt<br />

keinen Schaden zufügt.<br />

Die Ergebnisse des Weltklimagipfels waren deshalb auch für den <strong>vzbv</strong> enttäuschend. „Die Verbraucher<br />

weltweit müssen ausbaden, dass sich die über 190 Staaten in Kopenhagen nicht auf<br />

eine verbindliche Reduktion der Treibhausgase über 2012 hinaus verständigt haben“, kommentierte<br />

der Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes, Gerd Billen, den Ausgang der<br />

Konferenz.


Klima-Schutzengel sorgten für Aufmerksamkeit<br />

Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />

Die <strong>vzbv</strong>-Mitarbeiterinnen nahmen als „Klima-Schutzengel“ an der zentralen Kundgebung zum<br />

weltweiten Klimaschutztag in Kopenhagen teil. Dort warben sie für die Belange der Verbraucher<br />

beim Klimaschutz. Zeitgleich waren auch in Deutschland „Klima-Schutzengel“ der Verbraucherzentralen<br />

auf Weihnachtsmärkten und in Fußgängerzonen unter dem Motto „für mich.<br />

für dich. fürs klima.“ unterwegs und informierten über den Zusammenhang von Konsum und<br />

Klimaschutz.<br />

Verbraucher können und wollen ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten – Voraussetzung sind<br />

jedoch bessere Rahmenbedingungen. Zurzeit gibt es noch zu wenig Produkte, Dienstleistungen,<br />

Richtlinien und Gesetze, die es dem Verbraucher ermöglichen, Klimaschutz im Alltag ohne<br />

Hürden umzusetzen. Wirtschaft, Politik und Wissenschaft sowie staatliche und nichtstaatliche<br />

Organisationen müssen Verbraucher in ihrem Bemühen unterstützen, klimaverträglicher und<br />

dabei energie- und ressourcengerechter zu leben.<br />

Es gilt, den globalen Temperaturanstieg auf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen. Die Bundesregierung<br />

muss dabei eine Vorreiterrolle einnehmen und die europäischen Vorhaben zur<br />

Steigerung der Energieeffizienz vorantreiben sowie einen eigenen Fahrplan festlegen, mit<br />

welchen Instrumenten sie ihre Klimaschutzziele erreichen kann. Die Weichen für eine emissionsfreie<br />

Stromversorgung bis 2050 müssen jetzt gestellt und der Anteil der erneuerbaren Energien<br />

massiv erhöht werden.<br />

Klimaschutz und Wohlstand müssen kein Widerspruch sein, im Gegenteil: Die nachhaltige Nutzung<br />

begrenzter Ressourcen trägt dazu bei, dass langfristig Versorgungs- und Kostensicherheit<br />

für Verbraucher gewährleistet werden können. Die Verbraucher in Deutschland müssen in die<br />

Lage versetzt werden, dem Kostendruck durch Energieeffizienzmaßnahmen entgegenzusteuern.<br />

Wesentliche Grundlagen hierfür sind:<br />

Klima-Schutzengel in Berlin<br />

auf dem Weihnachtsmarkt<br />

mit der Parlamentarischen<br />

Staatssekretärin Ursula<br />

Heinen (links) und beim<br />

Klimagipfel in Kopenhagen<br />

37


Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />

www.verbraucherfuersklima.<br />

de – eine starke Seite für<br />

Klimafreunde<br />

38<br />

> eine unabhängige und fachlich fundierte Energieberatung, wie sie jetzt schon von den<br />

Verbraucherzentralen in Deutschland erfolgreich angeboten wird,<br />

> ein freier Zugang zu unabhängigen Informationen über Treibhausgasemissionen sowie<br />

eine klare Energieverbrauchskennzeichnung bei Elektrogeräten und Pkws.<br />

Verbindliche Vorgaben für mehr Energieeffizienz etwa bei Gebäuden und Elektrogeräten müssen<br />

verstärkt als klimapolitisches Instrument genutzt und dynamisch gestaltet werden. Dazu zählt,<br />

dass finanzielle Förderungen bei der Gebäudesanierung und bei energieeffizienten Geräten flexibler<br />

und bedarfsgerechter gestaltet werden müssen, um den Investitionsimpuls zu verstärken.<br />

Die Forderungen an die Wirtschaft<br />

Dass Klimaschutz ein Zukunftsmarkt ist, hat die Wirtschaft längst erkannt. Hersteller und Anbieter<br />

können schon jetzt wichtige Beiträge leisten, indem sie ihre Dienstleistungen, Produkte und<br />

Produktionsweisen daran ausrichten, dass Verbraucher klimafreundlich konsumieren können.<br />

Dazu müssen in allen Bereichen energieeffiziente und klimafreundliche Produkte und Produktalternativen<br />

entwickelt werden.<br />

Damit der Verbraucher erkennt, welche Produkte das Klima wirklich weniger belasten als<br />

andere, benötigt er verständliche und vergleichbare Informationen zu den Klimawirkungen der<br />

Angebote (Produktion, Verbrauch und Entsorgung). Diese Informationen müssen ihm Hersteller<br />

und Unternehmen zur Verfügung stellen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband fordert<br />

außerdem klare und verbindliche Kriterien für Werbung mit Klimaschutz-Argumenten „Ehrliche<br />

Produktinformation muss für Verbraucher von Etikettenschwindel zu unterscheiden sein“, verlangte<br />

<strong>vzbv</strong>-Vorstand Gerd Billen.<br />

Die Verbraucherallianz „fürs klima“ geht deshalb Werbung mit falschen Klimaschutzversprechen<br />

nach – notfalls auch mit juristischen Mitteln. So mahnte sie unter anderem den Autohersteller<br />

Opel ab, der für den „Insignia ecoFlex“ mit einem „umweltfreundlichen CO2-Ausstoß“ warb.<br />

Auch gegen VW wurde ein Abmahnverfahren eingeleitet, weil das Unternehmen in einem Katalog<br />

für den Phaeton „Fahrspaß mit einem reinen Gewissen“ und „höchste Umweltverträglichkeit“<br />

versprach. Beide Unternehmen versicherten mittlerweile, diese Werbeaussagen nicht mehr<br />

zu verwenden.


Erfolgreich:<br />

die Verbraucherallianz „fürs klima“<br />

Mit einer Vielzahl von Aktionen haben wir zusammen mit<br />

unseren Partnern aufgezeigt, wie Verbraucher im täglichen<br />

Leben darauf achten können, Energie zu sparen und sich<br />

klimabewusst zu verhalten. Ob Ernährung, Mobilität oder<br />

Konsum, die neu gegründete Verbraucherallianz „fürs klima“<br />

leistet bundesweit aktiv Aufklärung.<br />

Dem vom Bundesumweltministerium geförderten Bündnis unter Federführung des Verbraucherzentrale<br />

Bundesverbandes gehören die 16 Verbraucherzentralen der Bundesländer, der<br />

Deutsche Mieterbund (DMB), die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenverbände (BAGSO),<br />

der Verkehrsclub Deutschland (VCD), der VerbraucherService (VS) im Katholischen Deutschen<br />

Frauenbund sowie Germanwatch an.<br />

Auf bundesweiten Aktionen, Diskussionsveranstaltungen und Messen, über Ausstellungen,<br />

Bildungsangebote und im Internet geben die Verbraucherzentralen und Verbände Tipps, wie<br />

sich Klimaschutz im Alltag umsetzen lässt. Ein Schwerpunkt der Arbeit ist klimaverträgliche<br />

Mobilität.<br />

Private Haushalte verursachen in Deutschland etwa ein Drittel der energiebedingten CO2-<br />

Emissionen. Sie verteilen sich auf Heizung und Warmwasser, elektrische Geräte und den<br />

motorisierten Individualverkehr. Aber auch die Art und Weise unserer Ernährung hat Auswirkungen<br />

auf das Klima.<br />

Wichtiger Bestandteil: das Online-Beratungsportal<br />

Unabhängig und verbrauchernah: Das Internet-Angebot der<br />

Kampagne „für mich. für dich. fürs klima.“ bietet Tipps zum<br />

Klimaschutz daheim und unterwegs. „In einer Zeit, in der immer<br />

mehr Informationen auf Verbraucher einströmen, helfen die<br />

Beratungsangebote, sich über die persönlichen Chancen jedes<br />

Einzelnen beim Klimaschutz zu informieren – und das rund um<br />

die Uhr“, sagt der Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes,<br />

Gerd Billen. Mündige Verbraucher benötigen Informationen<br />

zum Klimaschutz. Denn nur dann können sie von Politik<br />

und Wirtschaft mehr Engagement zur Reduktion der weltweiten<br />

Treibhausgasemissionen einfordern.<br />

Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />

39


Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />

Jutta Gelbrich (GeschäftsführerinVerbraucherzentrale<br />

Hessen), Gerd Billen und<br />

Gerd Lottsiepen (Verkehrspoltischer<br />

Sprecher des<br />

Verkehrsclubs Deutschland)<br />

(vlnr) lieferten sich auf der<br />

Internationalen Automobil-<br />

Ausstellung (IAA) ein spannendes<br />

Rennen: Je kräftiger<br />

sie in die Pedalen traten,<br />

desto schneller fuhren die<br />

Modellautos.<br />

40<br />

Das Internetportal gibt den Verbrauchern viele Tipps für den Alltag, etwa zum Bahnfahren, zum<br />

Autokauf, zur Ernährung, zu Lebensmittelverpackungen und zu nachhaltigem Konsum. In einem<br />

interaktiven Video können die Nutzer einen Tag in der Küche einer vierköpfigen Familie verfolgen<br />

und gleichzeitig ihr Wissen testen: Welche Rolle spielt die Ernährung für die Erderwärmung?<br />

Wie kann man klimaverträglich einkaufen und kochen? Ein CO2-Rechner bietet außerdem<br />

die Möglichkeit, die eigene Klimabilanz zu ermitteln.<br />

Das besondere Angebot: Die Verkehrsexperten des Verkehrsclub Deutschland (VCD) beraten die<br />

Verbraucher im Rahmen der Verbraucherallianz „fürs klima“ online und über die kostenlosen<br />

Rufnummer 0800 - 20 30 900. Dort können die Verbraucher ganz persönliche Fragen zum Autokauf,<br />

dem Öffentlichen Verkehr oder selbst zum Fahrradfahren stellen.<br />

> www.verbraucherfuersklima.de<br />

Die Klimakampagne auf der IAA in Frankfurt<br />

Fahrräder treiben Autos an? Keine Zukunftsvision, sondern eine der Attraktionen auf dem Stand<br />

der Verbraucherallianz während der Internationalen Automobil Ausstellung (IAA) in Frankfurt.<br />

Auf einer eigens für das Projekt entwickelten Modellrennbahn konnten die Besucher mit Miniaturwagen<br />

um die Wette fahren - indem sie auf Fahrrädern in die Pedale traten. Ein Computer<br />

übertrug die Geschwindigkeit der Hinterräder auf die Elektroflitzer: Muskelkraft statt Gaspedal.<br />

Wie im richtigen Straßenverkehr waren die kleineren Autos auf der Rennbahn in punkto Spritverbrauch<br />

und CO2-Ausstoß klar im Vorteil. Wer mit einem großen Modell an den Start ging,<br />

musste deshalb kräftiger in die Pedale treten als sein Kontrahent mit dem kleinen Flitzer. Die<br />

von der Verbraucherzentrale Hessen mit der Hochschule Bochum realisierte Simulation machte<br />

erfahrbar, dass große Wagen wesentlich mehr Energie und Sprit verbrauchen und damit mehr<br />

CO2 ausstoßen als sparsamere Pkw-Modelle. Die Klimakampagne zeigt: Auto und Klimaschutz<br />

müssen kein Widerspruch sein.<br />

Die Bahn macht <strong>2010</strong> unter anderem auf der Auto Mobil International (AMI) in Leipzig und auf<br />

dem Ökumenischen Kirchentag in München Station.


Verbraucher wollen mehr klimaverträgliche Autos<br />

Ebenfalls Im Rahmen der IAA wurde eine repräsentative Umfrage der Prognos AG für die<br />

Verbraucherkampagne „für mich. für dich. fürs klima.“ vorgestellt. Ergebnis: Die Verbraucher<br />

wollen mehr günstige und klimaverträgliche Autos sowie eine klare und verständliche Kennzeichnung<br />

der Pkw-Verbrauchswerte. Immer mehr Verbraucher achten beim Autokauf auf die<br />

Klimabelastung. Aber sie wollen auch Geld sparen. „Die Autobauer müssen endlich die Erwartungen<br />

der Verbraucher ernst nehmen und bei den Innovationen mehr Tempo machen“,<br />

forderte <strong>vzbv</strong>-Vorstand Gerd Billen bei der Präsentation der Umfrageergebnisse.<br />

Aktion „Sprit sparen“ für Geldbeutel und Klima<br />

Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />

In der Presse wurde auf die<br />

Umfrage der Prognos AG<br />

hingewiesen.<br />

Wie Autofahrer bis zu 30 Prozent Kraftstoff sparen und damit zum Klimaschutz beitragen<br />

können, darüber informierten im Juli <strong>2009</strong> die Verbraucherzentralen und der Verkehrsclub<br />

Deutschland (VCD) im Rahmen der Verbraucherallianz „fürs klima“. An Straßen, Rastplätzen und<br />

Ausflugszielen gaben die Mitarbeiter der Allianz ihre Spritspartipps an Autofahrer weiter. Wenn<br />

nur ein Prozent der Autofahrerinnen und Autofahrer in Deutschland alle Spritspartipps beherzigten<br />

und ihren Kraftstoffverbrauch um 30 Prozent reduzierten, könnten pro Jahr knapp 265.000<br />

Tonnen CO2 eingespart werden. Und wer weniger Sprit verbraucht, spart auch Geld. Einige<br />

Beispiele:<br />

> Bei kurzen Strecken unter fünf Kilometer sind der Verbrauch und der Verschleiß besonders<br />

hoch. Deshalb lieber öfter das Auto stehen lassen und zu Fuß gehen oder Rad fahren.<br />

> Hoher Reifendruck sowie Leichtlaufreifen verringern den Rollwiderstand des Wagens.<br />

> Zügiges Anfahren und schnelles Hochschalten sparen Sprit.<br />

> Jedes unnötige Gewicht im Kofferraum oder ein unbenutzter Dachgepäckträger kostet<br />

zusätzlich Treibstoff.<br />

Zehn Sprit-<br />

spartipps<br />

Sprit sparen –<br />

Klima schonen<br />

verbraucherfuersklima.de<br />

41


Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />

Einblicke in die Ausstellung<br />

„Klima schützen<br />

kann jeder“<br />

42<br />

Ausstellung auf Tour „Klima schützen kann jeder!“<br />

Wie können Standby-Schaltungen, die Strom und Geld klauen, einfach ausgetrickst werden?<br />

Welche Auswirkungen hat Ernährung auf das Klima? Mit der Ausstellung „Klima schützen kann<br />

jeder“ erläutert die Verbraucherallianz „fürs klima“ was Konsum mit Klimaschutz zu tun hat. Auf<br />

unterhaltsame Weise vermittelt sie Hintergrundwissen zum Klimawandel und liefert Tipps für<br />

den Klimaschutz daheim und unterwegs. Auf ihrer Tour durch ganz Deutschland war und wird<br />

die Ausstellung in Schulen, Bibliotheken, Kirchen und anderen öffentlichen Gebäuden gastieren.<br />

Werbung mit Begriffen wie „klimafreundlich“ oder „klimaneutral“<br />

führen Verbraucher hinters Licht<br />

Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Infratest im Auftrag des <strong>vzbv</strong> zeigt: 23,5<br />

Prozent der Befragten glauben, dass ein als „klimaneutral“ bezeichnetes Produkt das Klima<br />

gar nicht belastet. 40,8 Prozent sind überzeugt, dass es für das Klima weniger schädlich ist<br />

und jeder Zehnte ist der Meinung, dass eine „klimafreundliche“ Ware dem Klima nicht schadet.<br />

Die Begriffe „klimafreundlich“ und „klimaneutral“ verwirren also Verbraucher mehr als sie zu<br />

informieren.<br />

Die Begriffe vermitteln den Eindruck, dass in der Herstellung oder Bedienung der Produkte<br />

weniger oder gar kein CO2 entsteht. Die Realität sieht jedoch anders aus: Unternehmen werben<br />

häufig für ihr Produkt mit dem Wort „klimaneutral“, weil sie einen Teil der Einnahmen in Klimaprojekte<br />

in anderen Teilen der Welt investieren – zum Beispiel in Aufforstungsarbeiten.<br />

Als „klimafreundlich“ wird ein Produkt häufig bereits dann bezeichnet, wenn die mit ihm verbundene<br />

CO2-Belastung nur geringfügig unter dem Durchschnitt liegt.<br />

Um solche Unklarheiten zu beseitigen und Standards für die Nutzung dieser Begriffe zu schaffen,<br />

geht die Verbraucherallianz „fürs klima“ gegen rechtlich bedenkliche Werbung in diesem<br />

Bereich vor. Insbesondere die CO2-intensiven Energie- und Automobilbranchen werben für ihre<br />

Produkte häufig mit Klimaschutzargumenten.


Energie:<br />

Verbrauch senken, Kosten sparen<br />

Keine Entspannung am Energiemarkt: Die krisenbedingten<br />

Preissenkungen im zurückliegenden Jahr konnten nicht<br />

darüber hinwegtäuschen, dass Strom und Gas kontinuierlich<br />

teurer werden. Nicht nur wegen der Kosten sind effizientere<br />

Maßnahmen zur Energieeinsparung nötig. Wirtschaft, Politik<br />

und Verbraucher – alle sind gefordert, für bewussten Umgang<br />

mit unseren Ressourcen zu sorgen.<br />

Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />

Energiesparen kann nur, wer die Möglichkeit hat, unabhängige und verständliche Informationen<br />

zum Energieverbrauch und zur Effizienzoptimierung zu erhalten. Der bewusste Umgang mit unseren<br />

Ressourcen hilft nicht nur unserem Klima, sondern macht sich auch positiv im Geldbeutel<br />

der Verbraucher bemerkbar.<br />

Neugestaltung des Energieeffizienzlabels muss kommen<br />

Ende letzen Jahres fanden EU-Kommission, Rat und EU-Parlament einen Kompromiss zur Neugestaltung<br />

des Energieeffizienzlabels, wie man es in den Abstufungen A - G von Haushaltsgeräten<br />

kennt. In den zurückliegenden Jahren hat die technische Entwicklung dazu geführt, dass fast<br />

nur noch A-Klasse-Geräte auf dem Markt sind und sich innerhalb dieser Klasse Geräte nicht<br />

mehr unterscheiden lassen. Die bei Kühlschränken schon 2004 zusätzlich eingeführten Klassen<br />

A+ und A++ führen regelmäßig zu Irritationen bei Verbrauchern.<br />

Daher warnte der Verbraucherzentrale Bundesverband davor, diese irreführende Erweiterung<br />

auch auf alle anderen Geräte zu übertragen. Stattdessen forderte er die Beibehaltung der verbraucherfreundlichen<br />

Einordnung von Elektrogeräten in die Effizienzklassen A bis G und deren<br />

regelmäßige Anpassung und Aktualisierung. Verbraucher müssten sicher sein können, dass ein<br />

A-Gerät tatsächlich das effizienteste Produkt am Markt ist.<br />

Trotz Proteste der Verbraucherorganisationen wurde ein Kompromiss gefunden, der bis zu<br />

drei Zusatzklassen zur obersten Klasse A vorsieht: A+, A++ und A+++. Der Europäische Rat hat<br />

diesem Kompromiss bereits zugestimmt, das Parlament wird den Vorschlag aller Voraussicht<br />

nach im Mai <strong>2010</strong> bestätigen. Das neue Label verliert an Aussagefähigkeit und Orientierungshilfe,<br />

so dass es abzuwarten bleibt, wie es sich auf dem Markt durchsetzen wird. Derzeit werden<br />

auf EU-Ebene Effizienzstandards für zahlreiche Produktgruppen festgelegt, die künftig ebenfalls<br />

unter die Richtlinie zur Energieverbrauchskennzeichnung fallen könnten. Dazu zählen Produkte<br />

aus den Bereichen Haushalt, Gewerbe und Industrie sowie zukünftig auch energieverbrauchsrelevante<br />

Produkte, wie zum Beispiel Fenster, deren Nutzung mit einem erheblichen Energieeinsparpotential<br />

verbunden ist.<br />

43


Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />

Der <strong>vzbv</strong> und die Verbraucherzentralen<br />

informieren<br />

über Energiesparmaßnahmen<br />

und -effizienz.<br />

Gaube bei fünf Jahre altem<br />

Haus mit Undichtheiten.<br />

Aufgenommen mit Überdruck<br />

– rechte Gaube ohne<br />

Überdruck zum Vergleich.<br />

44<br />

Neue Richtlinie zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden<br />

Angesichts der erheblichen Bedeutung des Gebäudesektors für den Gesamtenergieverbrauch<br />

in der Europäischen Gemeinschaft ist eine Steigerung der Energieeffizienz im Gebäudebereich<br />

und die damit verbundene Reduzierung der CO2-Emissionen ein wesentlicher Beitrag zum<br />

Klimaschutz und zur Gewährleistung einer langfristig sicheren und bezahlbaren Energieversorgung.<br />

Daher sollte mit der Novellierung der Richtlinie zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden<br />

ein Meilenstein zur Steigerung der Energieeffizienz bei Gebäuden in der EU gelegt werden. Der<br />

EU-Ministerrat, das Europäische Parlament und die EU-Kommission haben sich jedoch Mitte<br />

November auf einen Kompromiss geeinigt, der dem enormen Energieeinsparpotential im Gebäudesektor<br />

nicht gerecht wird.<br />

Insbesondere im Bereich der bestehenden Gebäude wurde keine verbindliche Regelung zur<br />

Gebäudesanierung erzielt. Lediglich die bisher geltende 1.000 m 2 - Grenze bei der umfassenden<br />

Gebäudesanierung wurde gestrichen. Auch eine gemeinsame Verpflichtung, finanzielle und steuerliche<br />

Anreize für Investitionen in energieeffiziente Gebäude zu schaffen, kam nicht zustande.<br />

Im Bereich der Neubauten wurde festgelegt, dass ab 2020 alle Neubauten in der EU als „Fast-<br />

Nullenergiegebäude“ gebaut werden müssen. Die öffentlichen Neubauten sollen bereits ab 2019<br />

diese Anforderung erfüllen.


Weitere Themen:<br />

> Aktuell: Energiemarkt und Solarförderung<br />

> Anbieterwechsel kann sich rechnen<br />

> Energieberatung lohnt sich!<br />

> Netzentgelte: mehr Stromkosten<br />

> Bahnpolitik ist gescheitert<br />

> Regelmäßige Qualitätssicherung erforderlich<br />

> Mehr Rechte für Bahnkunden<br />

> Nanotechnologien: kontrollierte Zulassung nötig<br />

> EU-Spielzeugrichtlinie unzulänglich<br />

> Bauvertragsrecht: mehr Schutz für private Bauherrn<br />

> Verpackungsgrößen: Preischaos im Supermarkt<br />

Aktuell: Energiemarkt und Solarförderung<br />

Elektrizität und Gas sind für unseren Alltag<br />

und unsere Wirtschaft lebensnotwendig. Die<br />

Öffnung und Liberalisierung der Energie-<br />

märkte, die vor zehn Jahren begann, sollte<br />

den Bürgern mehr Auswahl und mehr Wettbewerb<br />

bringen.<br />

Erklärtes Ziel war es, die Preise trotz der<br />

weltweiten Energieverteuerung zu bändigen,<br />

doch dieses Ziel ist noch lange nicht erreicht:<br />

Trotz fallender Großhandelspreise an den<br />

Strombörsen sind die Endkundenpreise stetig<br />

angestiegen.<br />

Es handelt sich hierbei nicht nur um ein<br />

Versagen der Marktpolitik, sondern auch um<br />

ein Politikversagen der damaligen rot-grünen<br />

Bundesregierung: Diese hatte durch ihre<br />

Entscheidungen die Konzentration auf der<br />

Erzeugerseite weiter vorangetrieben – so wird<br />

der Gasmarkt beispielsweise von wenigen<br />

großen Importeuren beherrscht, die zudem<br />

auch die Endkunden direkt versorgen.<br />

Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />

Zur Regulierung des Marktes und der Schaffung<br />

eines wirklichen Wettbewerbs wäre<br />

daher die Begrenzung der Marktanteile von<br />

maximal 15 Prozent je Erzeugungsunternehmen<br />

notwendig und wünschenswert, auch<br />

wenn das in der Folge bedeuten würde, dass<br />

die großen Anbieter Kraftwerkskapazitäten an<br />

andere Anbieter abgeben müssten. Unter dem<br />

Dach einer neu zu schaffenden „Deutschen<br />

Netz AG“ sollten zudem höchstens 20 Regionalnetzgesellschaften<br />

die Verteilung organisieren<br />

und dabei auch darauf achten, dass<br />

der Energiemarkt für Vertriebsunternehmen<br />

interessanter wird und sich somit der „Kampf<br />

um den Kunden“ intensiver gestaltet. Für den<br />

Verbraucher könnte dies eine Entlastung in<br />

Milliardenhöhe mit sich bringen.<br />

Neben einem deregulierten Markt und dem<br />

Ausstieg aus der Atomenergie war die Förderung<br />

regenerativer Energieformen Bestandteil<br />

der rot-grünen Energiepolitik. So wird es<br />

nun vom Verbraucherzentrale Bundesverband<br />

begrüßt, dass die Überforderung von<br />

Sonnenstrom abgebaut wird. Denn trotz der<br />

aktuell von der Bundesregierung verabschie-<br />

45


Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />

Die Energieberater der Verbraucherzentralen<br />

gaben<br />

Tipps bei der Energie-<br />

effizienztour <strong>2009</strong> des Bundeswirtschaftministeriums<br />

in München.<br />

46<br />

deten Förderungskürzungen wird der Zubau<br />

bedingt durch einen starken Preisverfall bei<br />

den Solarmodulen im kommenden Jahr weiter<br />

stark ansteigen. Die Belastung der Haushalte<br />

durch die EEG-Umlage wird sich etwa verdoppeln.<br />

Solarstromanlagen rechnen sich also<br />

weiterhin und der Boom der Solarenergie wird<br />

dadurch nicht gestoppt.<br />

Die Förderkürzung tritt nun zwar drei Monate<br />

später als vorgesehen erst zum 1. Juli in<br />

Kraft, der <strong>vzbv</strong> begrüßt es jedoch, dass die<br />

Förderungen künftig jeweils zum 1. Januar der<br />

Folgejahre in Abhängigkeit zum Zubau erneut<br />

auf dem Prüfstand stehen werden – was zu<br />

einer weiteren Absenkung der Förderung<br />

führen wird.<br />

Anbieterwechsel kann sich rechnen<br />

Auch wenn im zurückliegenden Jahr krisenbedingt<br />

der Anstieg der Energiekosten nur<br />

leicht ausgefallen ist, so sind diese in den<br />

letzten zehn Jahren doch insgesamt um über<br />

35 Prozent gestiegen – und sie werden weiter<br />

steigen.<br />

Immer noch ist für den Verbraucher die<br />

Stromrechnung kaum nachzuvollziehen und<br />

auch sonst sind ihm mögliche Alternativen<br />

nicht immer offensichtlich. Der <strong>vzbv</strong> fordert<br />

daher eine transparente Preisgestaltung und<br />

eine wesentlich bessere Kontrolle der Energieanbieter.<br />

Denn nur fairer Wettbewerb kann zu<br />

gerechten Preise führen: Energiekosten müssen<br />

transparent und kontrollierbar werden.<br />

Einen Wechsel des Versorgers bei steigenden<br />

Strompreisen kann eine lohnende Sparmaßnahme<br />

sein: „Jede eingesparte Kilowattstunde<br />

Strom fehlt am Ende auch auf der Rechnung“,<br />

sagt Dr. Christiane Dudda, Leiterin des Energieprojekts<br />

des Verbraucherzentrale Bundesverbandes<br />

und der Verbraucherzentralen.<br />

Dass ein Wechsel des Stromanbieters keine<br />

große Sache ist, zeigen der <strong>vzbv</strong> und die<br />

Verbraucherzentralen auf ihrer Webseite. Hier<br />

finden Wechselwillige Tipps zu seriösen Preisvergleichen<br />

sowie Antworten auf die wichtigsten<br />

Fragen rund um den Anbieterwechsel.<br />

Dieser kann dann mit geringem Aufwand<br />

durchgeführt werden und erzielt dann oft<br />

große Effekte. Die Energieberater der Verbraucherzentralen<br />

helfen beim Anbieterwechsel<br />

und erklären auch, wie man am besten Strom<br />

spart.<br />

> www.verbraucherzentrale.de/stromwechsel


Energieberatung lohnt sich!<br />

Energie ist mehr als Strom. Heizung und Warmwasser machen etwa 70 Prozent des<br />

privaten Energieverbrauchs aus. Hier liegen große Einsparpotentiale, die häufig nur<br />

von Energieexperten mit fundiertem Fachwissen erkennbar sind.<br />

Die unabhängige und qualitativ hochwertige Energieberatung der Verbraucherzentralen,<br />

gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, wird von den<br />

Verbrauchern honoriert. Trotz einer sich vorerst langsamer drehenden Energiepreisspirale<br />

und Wirtschaftskrise stiegen die Beratungszahlen im Jahr <strong>2009</strong> gegenüber dem<br />

Vorjahr um 10 Prozent. Um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden, entstanden<br />

71 neue Energieberatungsstützpunkte. Damit können sich jetzt Verbraucher in bundesweit<br />

541 Beratungsstellen zu allen Themen des effizienten Energieeinsatzes beraten<br />

lassen.<br />

Als Architekten, Ingenieure und Physiker verfügen<br />

die rund 330 Energieberater der Verbraucherzentralen<br />

über fundiertes Wissen und können so<br />

für jeden Ratsuchenden eine individuelle Energiesparlösung<br />

anbieten. Auch ganz konkret bei<br />

anstehenden energetischen Modernisierungen, wie<br />

zum Beispiel bei der Planung der Installation einer<br />

Wärmepumpe.<br />

Wärmepumpen zur Beheizung von Wohngebäuden<br />

liegen im Trend und können in vielen Fällen eine<br />

Alternative zu den klassischen Wärmeerzeugern<br />

darstellen – wenn die passenden Voraussetzungen<br />

im Gebäude und auf dem Grundstück gegeben<br />

sind. Für interessierte Verbraucher erarbeiteten die<br />

Energieexperten der Verbraucherzentralen und das<br />

Energieteams im Verbraucherzentrale Bundesverband<br />

eine Wärmepumpen-Checkliste und einen Mustervertrag,<br />

der die Zusage der Anbieter hinsichtlich<br />

der Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit verbindlich<br />

regelt. Dafür werteten sie fast 60 Angebote<br />

von Fachunternehmen aus, die zum Teil erhebliche Mängel aufwiesen. Anhand der<br />

Wärmepumpen-Checkliste der Energieexperten können Verbraucher bei den Angeboten<br />

der Fachbetriebe die Spreu vom Weizen trennen.<br />

> www.verbraucherzentrale-energieberatung.de<br />

Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />

Zentrale Anlaufstelle<br />

für Energiesparer:<br />

das Internetportal www.<br />

verbraucherzentrale-<br />

energieberatung.de<br />

47


Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />

48<br />

Netzentgelte: mehr Stromkosten<br />

Fehlender Wettbewerb, eine undurchsichtige<br />

Regulierungspraxis der Bundesnetzagentur<br />

sowie eine zu weiche Anreizregulierungsverordnung<br />

treiben die Stromkosten in die Höhe.<br />

Vor allem die fehlende Transparenz über die<br />

Entscheidungsgründe der Bundesnetzagentur<br />

stößt auf Unverständnis. Die Folge: Die Netzentgelte<br />

werden viel zu kurzfristig veröffentlicht,<br />

teilweise sogar rückwirkend angepasst.<br />

Der Gesetzgeber hat eine völlig unzureichende<br />

rechtliche Grundlage für die Netzregulierung<br />

geschaffen. Zum Beispiel weist die<br />

Orientierung am „effizientesten Netzbetreiber“<br />

große Schwächen auf, indem nicht etwa „der<br />

Beste“ zur Bewertung herangezogen wird,<br />

sondern lediglich eine Gruppe von Netzbetreibern.<br />

Hier muss nach Ansicht des <strong>vzbv</strong><br />

dringend nachgebessert werden, um eine<br />

wirkliche Effizienz unter Netzbetreibern zu<br />

erreichen und weitere Kostenexplosionen zu<br />

verhindern. Der <strong>vzbv</strong> fordert eine transparente<br />

Regulierungspraxis und eine Verschärfung der<br />

sogenannten Anreizregulierung als gesetzliche<br />

Grundlage der Regulierung.<br />

Der <strong>vzbv</strong> fordert zudem die Einrichtung eines<br />

„Verbraucher-Anwalts“ zur Wahrung der<br />

Verbraucherinteressen in den Regulierungsverfahren.<br />

Bahnpolitik ist gescheitert<br />

Der Unterhalt des Bestandsnetzes hat offenkundig<br />

unter den Effizienzvorgaben im Zusammenhang<br />

mit dem geplanten Börsengang<br />

gelitten. Trotz der seit der Bahnreform von<br />

1994 jährlich aus Bundesmitteln gezahlten<br />

zehn Milliarden ist kein wesentlicher Erfolg<br />

festzustellen.<br />

Es klafft eine riesige Lücke zwischen den<br />

Ausbauplanungen und den zur Verfügung<br />

stehenden Finanzmitteln, was auch mit den<br />

mehreren hundert Millionen Euro umfassenden<br />

Gewinnabführungen aus dem Netz in<br />

die Bahn-Holding zusammenhängen dürfte.<br />

Damit das Netz sich besser selbst finanzieren<br />

kann, müssen diese Gewinnentnahmen, so<br />

wie im aktuellen Koalitionsvertrag angedeutet,<br />

gestoppt werden.<br />

Gerade angesichts der Haushaltslage muss<br />

vor jeder Aufstockung der Mittel eine Analyse<br />

der tatsächlichen Kosten-Nutzen-Effekte<br />

der bisherigen Investitionen vorgenommen<br />

werden. So obliegen zum Beispiel auch die<br />

Verwendungen der jährlich in einer Höhe von<br />

etwa sieben Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt<br />

finanzierten Mittel für den Schienenpersonennahverkehr<br />

(SPNV) der Länder keiner<br />

Kontrolle.<br />

Grundsätzlich gilt jedoch: Die dringend<br />

notwendige Umsteuerung in der Bahnpolitik<br />

kann nur gelingen, wenn die Politik ihr ein<br />

höheres Maß an Aufmerksamkeit schenkt. Die<br />

erforderliche verkehrsplanerische Optimierung<br />

muss nach verkehrspolitischen Prioritäten<br />

umgesetzt werden und nicht nach föderalen<br />

Einzelinteressen.<br />

Regelmäßige Qualitätssicherung<br />

erforderlich<br />

Die „Berliner Verhältnisse“ bei der S-Bahn<br />

dürften eine Warnung für alle Kommunen und<br />

Länder sein, die ihren Schienenpersonennahverkehr<br />

in Kürze direkt vergeben beziehungsweise<br />

bestehende Verträge fortschreiben<br />

wollen.<br />

Für den Vorstand des <strong>vzbv</strong>, Gerd Billen, ist<br />

diese Situation eine Bestätigung, dass der<br />

Börsengang der DB AG vermieden werden<br />

muss: „Bei einer reibungslosen und fortlaufenden<br />

Qualitätssicherung wären solche<br />

Engpässe nicht entstanden. Die Vermutung


liegt nahe, dass an der entscheidenden Stelle<br />

der Sicherheit zugunsten der Unternehmensgewinne<br />

gespart wurde.“<br />

Anlässlich der jüngsten Sicherheitsmängel<br />

bei der Deutschen Bahn AG forderte der<br />

Verbraucherzentrale Bundesverband eine<br />

bessere Aufsicht des Staatskonzerns. „Mein<br />

Auto muss ich auch alle zwei Jahre vom TÜV<br />

überprüfen lassen. Für die Bahn sind solche<br />

unabhängigen Prüfungen nicht vorgeschrieben“,<br />

monierte <strong>vzbv</strong>-Vorstand Gerd Billen die<br />

aktuelle Rechtslage. Die Rahmenbedingungen<br />

der Instandhaltung und Wartung der Fern-<br />

und Nahverkehrszüge bleiben den Betreibern<br />

meist selbst überlassen, also der Deutschen<br />

Bahn AG oder eines anderen Bahnunternehmens.<br />

Für das ‚Wann‘ oder ‚Wie‘ der<br />

Überprüfung gibt es keine konkreten Anforderungen.<br />

Die Sicherheit der Fahrgäste muss<br />

oberste Priorität haben. Der <strong>vzbv</strong> drängte auf<br />

die Etablierung klarer Anforderungen an die<br />

Qualitätssicherung. Nur dies schaffe Vertrauen<br />

bei den Kunden.<br />

Mehr Rechte für Bahnkunden<br />

Der Bundesrat hat im Mai <strong>2009</strong> das Fahrgastrechtegesetz<br />

beschlossen, mit dem Bahnkunden<br />

erstmals gesetzlich verankerte Rechte<br />

erhalten, wenn Züge Verspätung haben oder<br />

ausfallen.<br />

Demnach bekommen Fahrgäste bei Verspätungen<br />

ab 60 Minuten 25 Prozent des<br />

Fahrpreises, bei Verspätungen ab 120 Minuten<br />

50 Prozent des Fahrpreises erstattet. Die Fahrgäste<br />

können eine Auszahlung in bar verlangen,<br />

ausgezahlt werden nur Beträge ab einer<br />

Höhe von vier Euro. Im Nahverkehr dürfen<br />

Bahnreisende einen anderen, auch höherwertigen<br />

Zug nutzen, wenn zu erwarten ist, dass<br />

der ursprünglich gewählte Zug mehr als 20<br />

Minuten verspätet eintrifft. Auch wer nachts<br />

wegen Verspätung oder Ausfall des Zuges<br />

Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />

sein Ziel nicht mehr erreicht, hat Anspruch auf<br />

Erstattung von Taxikosten.<br />

Besonders begrüßte der Verbraucherzentrale<br />

Bundesverband die Einrichtung einer Schlichtungsstelle.<br />

Der Verbraucherzentrale Bundesverband<br />

hatte im Gesetzgebungsverfahren<br />

erreicht, dass die Anforderungen an die Neutralität<br />

und Unabhängigkeit der Schlichtungsstelle<br />

in wesentlichen Punkten konkretisiert<br />

wurden. Auch in zwei weiteren Punkten folgt<br />

der Gesetzentwurf den Forderungen des Verbraucherzentrale<br />

Bundesverbandes: Fahrgäste<br />

sollten im Falle von Verspätungen zunächst<br />

nur dann einen anderen Zug benutzen dürfen,<br />

wenn für diesen derselbe Tarif gilt wie für<br />

den verspäteten Zug. Diese für Fahrgäste<br />

kaum nachvollziehbare Einschränkung wurde<br />

gestrichen. Darüber hinaus können nun Taxikosten<br />

in Höhe von 80 statt 50 Euro erstattet<br />

werden.<br />

Nanotechnologien: Prüfung und<br />

kontrollierte Zulassung nötig<br />

Mit einer Studie zur Nanotechnologie haben<br />

der Verbraucherzentrale Bundesverband und<br />

die Verbraucherzentralen das Thema in den<br />

öffentlichen Fokus gerückt. Demnach fordern<br />

die Verbraucher sichere Rahmenbedingungen<br />

für deren Einsatz.<br />

Der <strong>vzbv</strong>, Mitglied in der Nanokommission der<br />

Bundesregierung, fordert, dass alle verbrauchernahen<br />

Produkte, die Nanomaterialien<br />

enthalten, vor ihrer Markteinführung ausgiebig<br />

geprüft und anschließend von staatlichen<br />

Kontrollstellen zugelassen werden müssen.<br />

Bedenklich ist, dass sich nicht mit Sicherheit<br />

sagen lässt, ob und in welchem Umfang<br />

Lebensmittel mit Nanomaterialien auf dem<br />

deutschen Markt sind. Grundsätzlich lehnt<br />

der <strong>vzbv</strong> einen Einsatz von Nanopartikeln in<br />

Lebensmitteln ab, da die Forschung hier noch<br />

49


Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />

50<br />

zu keinen eindeutigen Bewertungen gekommen<br />

ist.<br />

„Gesundheitlicher Verbraucherschutz heißt<br />

auch: Verbraucher frühzeitig und umfassend<br />

über mögliche Risiken informieren, damit sie<br />

ihr Verhalten ändern können. Das funktioniert<br />

nur, wenn Experten bei der Risikokommunikation<br />

die Wahrnehmung der Verbraucher<br />

berücksichtigen.“, schrieb der Präsident des<br />

Bundesinstituts für Risikobewertung, Andreas<br />

Hensel in seinem Gastkommentar für die<br />

<strong>vzbv</strong>-Zeitschrift Verbraucherpolitische Korrespondenz<br />

(vpk).<br />

EU-Spielzeugrichtlinie unzulänglich<br />

Auch wenn es um die Sicherheit von Kinderspielzeug<br />

geht, muss stärker auf den Schutz<br />

vor gefährlichem Spielzeug geachtet werden.<br />

Zwar wird die 2008 verabschiedete EU-Spielzeugrichtlinie,<br />

die 2011 in Kraft treten soll, für<br />

einige Verbesserungen in der Spielzeugsicherheit<br />

sorgen. Sie greift jedoch an vielen Stellen<br />

deutlich zu kurz. So enthält sie keine verbindlichen<br />

Grenzwerte für polyzyklische Kohlenwasserstoffe<br />

(PAK) und deren Einsatz. Sie<br />

stehen im Verdacht, das Erbgut zu verändern,<br />

Krebs zu erzeugen und die Fortpflanzung zu<br />

beeinträchtigen.<br />

Der <strong>vzbv</strong> hält es nach neuen Ergebnissen des<br />

Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) für<br />

zwingend erforderlich, dass Hersteller und<br />

Händler potenziell gesundheitsgefährdendes<br />

Spielzeug umgehend vom Markt nehmen.<br />

Aufsichtsämter sollen analog zur Lebensmittelaufsicht<br />

die Ergebnisse von Spielzeugkontrollen<br />

öffentlich machen und dabei auch<br />

Hersteller- und Produktnamen kritischer<br />

Waren nennen, denn Eltern können nur darauf<br />

vertrauen, dass Hersteller und Importeure von<br />

Spielzeugen die geltenden Sicherheitsstandards<br />

beachten. Der <strong>vzbv</strong> macht sich zudem<br />

für ein jedermann zugängliches bundesweites<br />

Verbraucherportal stark, das über gefährliche<br />

Spielwaren und andere gefährliche verbrauchernahe<br />

Produkte informiert.<br />

Bauvertragsrecht: mehr Schutz<br />

für private Bauherrn<br />

Wer ein Eigenheim plant oder sein Haus<br />

sanieren will, ist nach wie vor mit vielerlei<br />

Unwägbarkeiten konfrontiert: Lückenhafte<br />

Baubeschreibungen, unzulässige Klauseln<br />

in Bauverträgen, kopflastige Zahlungspläne,<br />

und das Risiko, Opfer eines Baukonkurses zu<br />

werden sind nur einige.<br />

Ein verbraucherorientiertes Bauvertragsrecht<br />

mit klaren und fairen Bedingungen ist längst<br />

überfällig, um den Wildwuchs in den Bauverträgen<br />

zu beenden und endlich Rechtssicherheit<br />

für alle Beteiligten herzustellen.<br />

Der <strong>vzbv</strong> hat in einem Positionspapier die im<br />

Koalitionsvertrag angekündigte Absicht der<br />

neuen Bundesregierung, die Notwendigkeit<br />

eines eigenständigen Bauvertragsrechts zu<br />

prüfen, begrüßt und Bundesjustizministerin<br />

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Bundesbauminister<br />

Dr. Peter Ramsauer aufgefordert,<br />

diese Prüfung zur gemeinsamen Priorität<br />

zu erklären. Ein eigenständiges Bauvertragsrecht<br />

würde Investitionssicherheit schaffen


und das Vertrauen privater Bauherren in die<br />

Leistungsfähigkeit von Bauwirtschaft und<br />

Handwerk fördern.<br />

In den zurückliegenden Jahren war der <strong>vzbv</strong><br />

bereits erfolgreich gegen zahlreiche Klauseln<br />

in privaten Bauverträgen vorgegangen:<br />

Gewährleistungsfristen wurden verkürzt, Vertragsbeendigungen<br />

erschwert, Hinweispflichten<br />

eingeschränkt, Bauzeit- und Preisangaben<br />

waren intransparent und irreführend. Doch<br />

trotz der juristischen Erfolge fehlt weiterhin<br />

eine angemessene Rechtsgrundlage, die<br />

gewährleistet, dass private Bauherren für die<br />

größte Investition in ihrem Leben Qualität<br />

zu einem kalkulierbaren Preis und Zeitpunkt<br />

bekommen. Dazu gehören: ein Widerrufsrecht<br />

für private Bauverträge von mindestens einem<br />

Monat, eine Verlängerung der Gewährleistungsfrist<br />

für wesentliche Bauteile auf zehn<br />

Jahre und eine Verpflichtung der Vertragsparteien,<br />

verbindliche Festlegung bezüglich des<br />

Bau- und Leistungsumfangs, der Bauzeiten<br />

und der Vertragsfristen zu vereinbaren.<br />

Freigabe der Verpackungsgrößen<br />

bringt Preischaos im Supermarkt<br />

Bislang sorgten feste Verpackungsgrößen<br />

dafür, dass Verbraucher im Supermarkt unterschiedliche<br />

Größen klar voneinander abgrenzen<br />

konnten. Doch seit April <strong>2009</strong> erschweren<br />

krumme Packungsgrößen und Füllgewichte<br />

den Verbraucheralltag.<br />

Schuld daran trägt die neue Fertigpackungsverordnung,<br />

mit der der Gesetzgeber eine<br />

europäische Richtlinie umsetzt, die die Packungsgrößen<br />

und Füllmengen von Fertigpackungen<br />

nun nahezu vollständig liberalisiert.<br />

Der <strong>vzbv</strong> hatte die Neuordnung als „eine der<br />

für die Verbraucher überflüssigsten Neuregelungen<br />

der zurückliegenden Jahre“ kritisiert<br />

und die Bundesregierung und das Europapar-<br />

Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />

lament aufgefordert, die Regelung zum Wohle<br />

der Verbraucher und Kontrollbehörden rasch<br />

wieder zu kippen.<br />

Die Befürchtung des Verbraucherzentrale Bundesverbandes,<br />

dass die Hersteller die neuen<br />

Regeln für versteckte Preiserhöhungen nutzen<br />

könnten, hat sich schnell bewahrheitet. Verbraucher<br />

müssen fortan die Mengenangabe<br />

auf der Packung noch kritischer prüfen und<br />

sich für Preisvergleiche am Grundpreis, das ist<br />

der obligatorische Preis pro Mengeneinheit,<br />

orientieren.<br />

51


Wirtschaft<br />

Wirtschaft<br />

53


Wirtschaft<br />

54<br />

> Datenschutz:<br />

neue Regeln, alte Probleme<br />

Das Internet bietet Raum für grenzenlose Kommunikation,<br />

Unterhaltung und Shopping. Es ist aber auch Nährboden<br />

für unseriöse Geschäftsmodelle, vor denen die Verbraucher<br />

geschützt werden müssen. Neben dem Schutz persönlicher<br />

Daten geht es um die Wahrung grundlegender Verbraucherrechte.<br />

Mit einem Projekt und erfolgreicher Lobbyarbeit haben<br />

wir Flagge gezeigt und die Debatte maßgeblich beeinflusst.<br />

Seit dem 1. September <strong>2009</strong> ist das novellierte Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) in Kraft. Es<br />

regelt den Umgang mit personenbezogenen Daten, Auskunftsansprüche und auch Bußgelder<br />

bei Verstößen. Der <strong>vzbv</strong> hatte sich intensiv für die Wahrung und konsequente Umsetzung des<br />

Rechts auf informationelle Selbstbestimmung eingebracht. Doch die getroffenen Neuregelungen<br />

beim Datenschutz werden den Datenhandel nicht wirksam unterbinden. Mit bestimmten Verbraucherdaten<br />

darf auch künftig ohne Einwilligung der Betroffenen gehandelt werden, kritisiert<br />

der <strong>vzbv</strong>.<br />

Trotz begrüßenswerter Neuerungen, etwa strikteren Anforderungen an die Datensicherheit und<br />

mehr Präventionsmöglichkeiten für die Datenschutzaufsicht, bleibt die Novelle weit hinter den<br />

ursprünglichen Ankündigungen und dem Handlungsbedarf zurück. So ist es weiterhin leicht,<br />

den Kunden Einwilligungen in die Verwendung ihrer Daten zu Werbezwecken unterzuschieben.<br />

Als Kernstück der überfälligen Reform hatten Bund- und Ländervertreter beim Datenschutzgipfel<br />

2008 das Verbot der Datenweitergabe ohne Einwilligung (Abschaffung des Listenprivilegs)<br />

vereinbart. Auch sollten Datennutzung und Handel nur noch mit Zustimmung der Verbraucher<br />

möglich sein. In beiden Punkten ist die Politik eingeknickt. Auch wurde die Forderung nicht<br />

aufgegriffen, die Verbraucherorganisationen mit dem Recht auszustatten, gegen Datenschutzverstöße<br />

effektiv vorzugehen. Voraussetzung für eine Abmahnbefugnis im Bereich Datenschutz<br />

wäre dessen Anerkennung als verbraucherschützende Norm gewesen.<br />

Dabei hatte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Deutschen Verbrauchertag am 12. Mai<br />

<strong>2009</strong> noch eindeutig positioniert: „Daten über Wohnort, Name und Kaufverhalten sollen nicht<br />

ohne Zustimmung einfach verkauft, gehandelt oder zur Profilbildung genutzt werden können“,<br />

sagte sie damals.<br />

Allerdings gehen viele Verbraucher immer offener mit ihren Daten um. Sie verfügen über zahlreiche<br />

digitale Identitäten: ob als Kunde beim Online-Banking oder in Online-Shops, als Nutzer<br />

von Marktplätzen oder Mitglied in Communities. Verbraucher müssen Vertrauen haben, dass<br />

persönliche Informationen in der digitalen Welt geschützt werden können, schrieb auch Prof.


Dr. August-Wilhelm Scheer, Präsident des Hightech-Verbandes Bitkom in der <strong>vzbv</strong>-Zeitschrift<br />

vpk. Derweil sorgen zahlreiche Datenskandale für fortwährende Schlagzeilen: Mal hatten<br />

Mitarbeiter Kundendaten unrechtmäßig genutzt, mal wurden Adressen ohne Genehmigung<br />

weitergegeben, mal Daten schlicht gestohlen. Der Daten- und Verbraucherschutz im World Wide<br />

Web ist im Bewusstsein der Öffentlichkeit angekommen. Jetzt muss er konsequentes politisches<br />

Handeln zur Folge haben.<br />

Der Datenschutz muss besser an das digitale Zeitalter angepasst werden, denn die elektronische<br />

Datenverarbeitung und das Internet sind bislang nicht ausreichend berücksichtigt. Dabei<br />

geht es um eine Runderneuerung des Gesetzes, denn oberflächliche Änderungen nach Fällen<br />

von Datenmissbrauch sind nur Flickwerk.<br />

Die Kunden sollten wissen, wer zu welchem Zweck ihre Daten nutzen darf. Die Internet-<br />

Unternehmen und Provider sollten von sich aus ein Interesse daran haben, für Transparenz zu<br />

sorgen, denn Offenheit ist heutzutage ein Wettbewerbsvorteil.<br />

SchülerVZ – brisante Daten in fremden Händen<br />

Datendiebstahl und die Weitergabe von Kundendaten sind ein wachsendes Problem. So wurden<br />

dem <strong>vzbv</strong> im Oktober <strong>2009</strong> über 100.000 Datensätze aus dem Netzwerk SchülerVZ übergeben.<br />

Darunter auch sensible personenbezogene Daten von Teilnehmern, die ihre Daten in dem<br />

Netzwerk nur für Freunde sichtbar eingestellt hatten, wie Geburtsdaten oder die politische<br />

Einstellung. Der mutmaßliche Datenerheber betonte, dass ihm nicht an einer Veröffentlichung<br />

der Daten gelegen sei, sondern er vielmehr über mangelnde technische Sicherheitsvorkehrungen<br />

und die grundsätzliche Unsicherheit von Daten in Sozialen Netzwerken aufklären wollte.<br />

Mangelnde Datensicherung und Datenmissbrauch sind kein Kavaliersdelikt. Seriöse Geschäftsmodelle<br />

funktionieren nur auf der Basis von Vertrauen.<br />

Wirtschaft<br />

In der Verbraucherpolitischen<br />

Korrespondenz<br />

haben wir das Thema<br />

Datenschutz mehrfach<br />

aufgegriffen.<br />

55


Wirtschaft<br />

56<br />

Der <strong>vzbv</strong> forderte alle Anbieter Sozialer Netzwerke auf, mehr für den Schutz der Daten ihrer<br />

Kunden zu tun. Statt lediglich zu versprechen, dass ihre Daten gut aufgehoben sind, müssen<br />

die Anbieter die technisch höchste Sicherheit gewährleisten. Zudem sollten die Betreiber die<br />

potenziellen Risiken klar benennen, die mit einer Veröffentlichung privater Daten im Netz verbunden<br />

sind. Nur so könnten die Nutzer abwägen, ob und wie freizügig sie ihre persönlichen<br />

Daten kommunizieren. Zusätzlich sollten die Anbieter für restriktive Profil-Voreinstellungen<br />

sorgen, um Nutzer besser zu schützen. Denn viele Nutzer solcher Plattformen überblicken nicht,<br />

wer welche Informationen einsehen kann. Vertrauen bei den Nutzern schafft, wer freiwillig für<br />

mehr Verbraucherschutz eintritt.<br />

HappyDigits – Streit um Opt-In-Verfahren<br />

Ein anderes Feld ist der Datenschutz bei Kundenkarten, wie die Klage des <strong>vzbv</strong> gegen den<br />

Anbieter der Kundenkarte HappyDigits zeigt. Der Bundesgerichtshof urteilte im November <strong>2009</strong>,<br />

dass HappyDigits seinen Kunden die Allgemeinen Teilnahmebedingungen bereits bei Vertragsabschluss<br />

zur Kenntnis geben muss, damit sie Vertragsbestandteil werden. Stattdessen hatte<br />

der Anbieter den Kunden die Teilnahmebedingungen mit der Karte zugesandt und folgende<br />

Klausel verwandt: Die Teilnahme an HappyDigits erfolgt auf Grundlage der Allgemeinen Teilnahmebedingungen,<br />

die der Verbraucher mit seiner Karte erhalten und die er dann mit seiner<br />

ersten Aktivität, zum Beispiel Sammeln, anerkennen muss. Diese Klausel erklärte der Bundesgerichtshof<br />

mit seinem Urteil für unwirksam.<br />

Nach Ansicht des <strong>vzbv</strong> muss der Verbraucher generell durch eine sogenannte Opt-in-Lösung,<br />

das heißt die aktive Einwilligung in die Datenweitergabe, sein Selbstbestimmungsrecht wahrnehmen<br />

können. Der Verbraucher muss selbst entscheiden können, wem er welche persönlichen<br />

Daten für welche Zwecke zur Verfügung stellt. Die Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag<br />

darauf verständigt, das Recht auf informationelle Selbstbestimmung zu stärken. Dies<br />

würde nicht nur unerbetenen Werbemüll einschränken, sondern auch die Gefahr des fortwährenden<br />

Datenmissbrauchs eindämmen.<br />

Bereits im Juli 2008 hatte der Bundesgerichtshof über eine vergleichbare Regelung im Payback-<br />

Rabattsystem entschieden. Dort war die Einwilligung in die Datennutzung ebenfalls vorformuliert.<br />

Kunden konnten ein Kreuz setzen, wenn sie die Bestimmung ablehnen. Die Richter hatten<br />

die dort gewählte „Opt-out-Lösung“ in Form des Auskreuzens für die Werbung per SMS oder


E-Mail, nicht jedoch für die Werbung per Post, untersagt. Hier greift das Wettbewerbsrecht (§ 7<br />

UWG), wonach die Einwilligung in die Verwendung von Daten im Wege elektronischer Medien<br />

durch eine gesonderte Erklärung (Opt-in) erteilt werden muss.<br />

Quelle-Insolvenz – „Schnäppchen“ Kundendaten?<br />

Ein weiterer Fall war die Frage, was mit den Kundendaten von Quelle nach der Insolvenz<br />

geschah. Nach zahlreichen Anfragen von Verbrauchern prüfte der Verbraucherzentrale Bundesverband<br />

die Zulässigkeit des Verkaufs der Kundendaten. Im Interesse des Datenschutzes der<br />

Kunden forderte der <strong>vzbv</strong>, dass die Kundendaten nach Abwicklung aller Vertragsbeziehungen<br />

gelöscht werden. Denn finanziell interessant waren die immensen Datenmengen, die der<br />

Versandhändler in den Jahren seines Bestehens über seine Kunden gesammelt hat, allemal.<br />

Grundsätzlich gilt: Kunden haben immer das Recht, die Löschung ihrer Daten auch individuell<br />

zu verlangen.<br />

Wirtschaft<br />

57


Wirtschaft<br />

58<br />

> Projekt digitale Rechte online:<br />

Surfer haben Rechte!<br />

Abzocker im Internet nutzen gezielt die Unwissenheit der<br />

User aus. Denn vielen ist nicht bewusst, was sie eigentlich für<br />

Rechte haben – und schon schnappt die Falle zu! Ein neues<br />

Portal klärt jetzt auf, wie man sich schützen kann und was zu<br />

tun ist, wenn der Internet-Anbieter mit Konsequenzen droht.<br />

Etwa zwei Drittel der deutschen Bevölkerung nutzen regelmäßig das Internet: Suchmaschinen,<br />

Webmaildienste, Auktionsplattformen und Nachschlagewerke sind Teil des Alltags vieler Verbraucher<br />

und aus diesem nicht mehr wegzudenken. Das gesellschaftliche Leben findet zunehmend<br />

auch in virtuellen Lebensräumen wie Sozialen Netzwerken, Blogs, Instant Messengern<br />

und Spiele-Portalen statt.<br />

Doch neben den Vorzügen der unkomplizierten Kommunikation und Vereinfachung des Alltags<br />

stehen die Verbraucher bei der Nutzung einiger Plattformen vor zivil- und datenschutzrechtlichen<br />

Problemen. Welche Angaben sind wirklich notwendig? Welche Pflichten hat der Anbieter?<br />

Gefahren wie Datenmissbrauch, Cyber-Mobbing und Hacking sind real und verunsichern die<br />

Nutzer. Gerade auch Kinder und Jugendliche können dabei ins Visier geschäftstüchtiger oder gar<br />

krimineller Internet-Anbieter geraten.<br />

Um die Öffentlichkeit intensiv aufzuklären und die Nutzer stärker im Umgang mit Angeboten<br />

und Internet-Diensten zu sensibilisieren, startete der Verbraucherzentrale Bundesverband am<br />

1. Januar <strong>2009</strong> das Projekt „Verbraucherrechte in der digitalen Welt“. Fragen wie: „Welche Rechte<br />

hat man in Sozialen Netzwerken? Welche Fallen drohen beim Download von Programmen?“<br />

sollen beantwortet werden.<br />

Umfassende Informationen dazu bietet die Webseite surfer-haben-rechte. Internetnutzer erfahren<br />

hier, was zum Beispiel Urheberrecht, Datenschutz und Vertragsrecht sind und was sie im<br />

Onlinealltag für jeden einzelnen bedeuten. Checklisten helfen dabei, die wichtigsten Punkte bei<br />

konkreten Angeboten stets im Blick zu behalten. „Die Verbraucher können auch in der digitalen<br />

Welt auf uns zählen“, erklärt Projektkoordinatorin Carola Elbrecht.<br />

„Verbraucherrechte in der digitalen Welt“ läuft bis Ende <strong>2010</strong> und kooperiert mit dem Projekt<br />

„Verbraucher sicher online“ der TU Berlin, das technische Tipps gibt. Beide Projekte werden<br />

vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz finanziell gefördert.<br />

> www.surfer-haben-Rechte.de<br />

> www.verbraucher-sicher-online.de


Abmahnung an Betreiber Sozialer Netzwerke<br />

Im Juli <strong>2009</strong> hat das Projekt Verbraucherrechte in der digitalen Welt sechs Betreiber sozialer<br />

Netzwerke wegen zahlreicher Klauseln abgemahnt. In der Kritik standen Allgemeine Geschäftsbedingungen<br />

und Datenschutzbestimmungen, die Nutzer benachteiligen und den Betreibern<br />

weitgehende Rechte einräumen. Gegenstand der Verfahren waren insbesondere Regelungen<br />

zur umfassenden Datennutzung und Datenverarbeitung. Diese erfolgen oft ohne Sicherstellung<br />

einer rechtskonformen Einwilligung des Nutzers und weit über den eigentlichen Zweck hinaus.<br />

Die Anbieter Xing, MySpace, Facebook, Lokalisten, Wer-kennt-Wen und StudiVZ verpflichteten<br />

sich daraufhin in Unterlassungserklärungen, bestimmte Geschäftsbedingungen und Datenschutzbestimmungen<br />

nicht mehr zu verwenden. So verzichten Anbieter etwa künftig darauf,<br />

sich das Recht vorzubehalten, die von Nutzern eingestellten Inhalte nach ihrem Belieben zu<br />

verwenden.<br />

Erfolg gegen Google<br />

Erfolgreich war das Projekt auch mit einer Klage gegen die Google Inc. wegen unzulässiger<br />

Vertragsklauseln des Internet-Konzerns. Zehn Klauseln aus seinen früheren Nutzungsbedingungen<br />

darf der Konzern nach einem Urteil des Landgerichtes Hamburg gegenüber in Deutschland<br />

lebenden Verbrauchern nicht mehr verwenden oder sich darauf berufen. Nach Auffassung<br />

des Gerichts hatten die Klauseln Verbraucher unzulässig benachteiligt oder verstießen gegen<br />

geltendes Datenschutzrecht. Das Urteil ist auch ein Signal an andere Internetfirmen, Daten-<br />

und Verbraucherschutz ernst zu nehmen. Zu den eingeklagten Klauseln gehörte auch eine<br />

Bestimmung, die Google weitreichende Nutzungsrechte einräumte. Danach war das Unternehmen<br />

sogar berechtigt, urheberrechtlich geschützte Werke zu veröffentlichen. Eine weitere<br />

Klausel ermöglichte es Google, E-Mails oder andere eingestellte Inhalte ohne Benachrichtigung<br />

durchzusehen, zu überprüfen oder zu löschen. Google hatte sich zudem das Recht eingeräumt,<br />

Verbraucherdaten unter bestimmten Voraussetzungen an Dritte zu übermitteln oder mit Daten<br />

anderer Unternehmen zu kombinieren. Google war danach berechtigt, personenbezogene Daten<br />

zu Werbezwecken zu verwenden. Auch diese Klausel erklärte das Gericht für unwirksam.<br />

Wirtschaft<br />

59


Wirtschaft<br />

60<br />

Weitere Themen:<br />

> Mängel beim mobilen Onlineshopping<br />

> Kostenfallen im Internet<br />

> Mehr Rechte am Telefon<br />

> Günstiger telefonieren und simsen<br />

> HDTV-Start ohne Rücksicht auf Zuschauerinteressen<br />

> Verbot der Produktplatzierung wird nicht aufgehoben<br />

> Online-Angebote der ARD und des ZDF<br />

> Telemedien-Angebote: Alterskennzeichnung der Inhalte<br />

> Urheberrecht: Interessen alle berücksichtigen<br />

> Preisabsprachen: Milliardenbetrug an Verbrauchern<br />

> EU-Vertragsrecht: niedrige Rechtsstandards<br />

> EU-Verbraucherrechtsrichtlinie: Bundesrat erteilt Absage<br />

> Mehrwertsteuergeschenk an Hotels: kein Preisvorteil<br />

> Unternehmensverantwortung durch ISO 26.000<br />

Mängel beim mobilen Onlineshopping<br />

Testkäufe von Verbraucherorganisationen in<br />

elf Ländern ergaben: Viele Onlineshops sind<br />

noch nicht für mobile Nutzung ausgelegt.<br />

So schauten in Deutschland Testkunden zum<br />

Beispiel in die Röhre, die sich elektronische<br />

Bücher über Handys oder Smartphones herunterladen<br />

wollten. Verlief der Erwerb noch<br />

weitgehend komplikationslos, konnte man<br />

sich die erworbenen Produkte jedoch nicht ansehen,<br />

da DRM-Systeme (Digitales Rechtemanagement)<br />

in den marktgängigen Mobiltelefonen<br />

die Dateiformate der E-Book-Anbieter<br />

oft nicht unterstützen. Auch Informationen wie<br />

Allgemeine Geschäftsbedingengen und Datenschutzbedingungen<br />

waren häufig auf den<br />

mobilen Endgeräten schlecht abrufbar.<br />

„Derzeit kann man Verbrauchern nicht guten<br />

Gewissens empfehlen, Online-Geschäfte über<br />

mobile Endgeräte abzuwickeln“, lautete das<br />

Fazit des <strong>vzbv</strong>. Der <strong>vzbv</strong> forderte die Anbieter<br />

auf, das mobile Onlineshopping nutzerfreundlicher<br />

zu gestalten. Mit mobilen Endgeräten<br />

online einzukaufen, sei derzeit eher ein<br />

Zukunftsszenario als ein prickelndes Konsumerlebnis.<br />

Für die Studie hatten der <strong>vzbv</strong> sowie Verbraucherschutzorganisationen<br />

in zehn weiteren<br />

Ländern zwischen Juli und September <strong>2009</strong><br />

einen jeweils gleichen Warenkorb mit insgesamt<br />

112 verschiedenen Produkten über mobile<br />

Endgeräte zu bestellen versucht. Während<br />

beispielsweise in Großbritannien fehlende<br />

Altersverifikationen bei Kindern und Jugendlichen<br />

einen Schwerpunkt der Probleme<br />

ausmachten, fanden die Verbrauchervertreter<br />

in Norwegen heraus, dass Zahlungsmethoden<br />

mobil häufig nicht funktionieren. In Deutschland<br />

waren es vielfach technische Hürden.


Kostenfallen im Internet –<br />

neue Widerrufsregeln nicht ausreichend<br />

Viele Verbraucher gehen davon aus, dass<br />

Serviceleistungen im Netz kostenlos sind, es<br />

sei denn, der Preis ist deutlich an prominenter<br />

Stelle angegeben. Doch weit gefehlt: Die<br />

Gefahr ist groß, dass man schnell und unbeabsichtigt<br />

teure Abonnements abschließt und<br />

dann einige Wochen später eine Rechnung ins<br />

Haus flattert.<br />

Die Schäden der Kostenfallen liegen jährlich<br />

im mehrstelligen Millionenbereich. Nach<br />

Schätzungen der Verbraucherzentralen werden<br />

Verbrauchern im Internet monatlich bundesweit<br />

22.000 versteckte Abo-Verträge untergeschoben.<br />

Dahinter stecken häufig Anbieter von<br />

Downloadportalen für kostenfreie Software,<br />

Hausaufgabenhilfen oder Kochrezepten. Dass<br />

mit diesem Geschäftsmodell enorm hohe<br />

Gewinne zu erzielen sind, macht eine Umfrage<br />

der Verbraucherzentralen deutlich: Zehn Prozent<br />

der insgesamt 6.500 Teilnehmer gaben<br />

an, sie hätten die geforderten Rechnungen<br />

bezahlt.<br />

Am 4. August <strong>2009</strong> traten neue Widerrufsregeln<br />

in Kraft, die diesem Geschäftsmodell<br />

einen Riegel vorschieben sollen. Trotz der<br />

bisherigen Regelung, wonach im Internet<br />

abgeschlossene Verträge innerhalb von zwei<br />

Wochen widerrufen werden können, gab<br />

es bei Dienstleistungen die Besonderheit,<br />

dass das Recht auf Widerruf in dem Moment<br />

erlosch, in dem der Verbraucher die Leistung<br />

in Anspruch nahm. Die Anbieter stellten sich<br />

im Falle eines Widerrufs auf den Standpunkt,<br />

dass die Frist durch den Besuch der Internetseite<br />

und den Abruf der Informationen schon<br />

abgelaufen war.<br />

Der Verbraucherzentrale Bundesverband fordert<br />

jedoch klarere gesetzliche Vorgaben. Dass<br />

ein Angebot Geld kostet, muss für jedermann<br />

erkennbar sein, etwa durch ein deutlich<br />

sichtbares Abfragefeld. Auch die neue Bundesregierung<br />

will hier aktiv werden: Im Koalitionsvertrag<br />

bekennt sich Schwarz-Gelb zur<br />

sogenannten Button-Lösung, siehe Seite 67.<br />

Wirtschaft<br />

Der <strong>vzbv</strong> stellt auf seiner<br />

Website Übersichten über<br />

Verfahren und Urteile zum<br />

Verbraucherrecht zusammen.<br />

61


Wirtschaft<br />

62<br />

Gesetz gegen unerlaubte Telefonwerbung<br />

bringt mehr Rechte am Telefon<br />

Der Verbraucherzentrale Bundesverband und<br />

die Verbraucherzentralen sind in den vergangenen<br />

Jahren massiv gegen unerlaubte<br />

Telefonwerbung vorgegangen. Gleichzeitig hat<br />

der <strong>vzbv</strong> sich gegenüber der Politik verstärkt<br />

für schärfere Sanktionen eingesetzt, da das<br />

seit 2004 bestehende gesetzliche Verbot von<br />

Werbeanrufen ohne vorherige Zustimmung<br />

der Verbraucher zu solcher Art Werbung immer<br />

wieder umgangen worden war.<br />

Hunderttausende Verbraucherbeschwerden<br />

belegten dies. Daher ist das Gesetz gegen<br />

unerlaubte Telefonwerbung ebenso wie die<br />

zeitgleiche Novelle des Telekommunikationsgesetzes<br />

(TKG) ein Lobbyerfolg des <strong>vzbv</strong>,<br />

auch wenn dieser sich in einer zentralen<br />

Forderung nicht hat durchsetzen können.<br />

Durch die beiden Gesetze, deren wesentliche<br />

Regelungen im Juli beziehungsweise August<br />

<strong>2009</strong> in Kraft getreten sind, werden die<br />

Verbraucher besser<br />

gegen lästige Werbeanrufe<br />

geschützt.<br />

Außerdem wurde<br />

mit dem geänderten<br />

Telekommunikationsgesetz<br />

weitere<br />

Preistransparenz<br />

geschaffen, und für<br />

0180er „Service-Rufnummern“<br />

wurden<br />

Preisobergrenzen<br />

eingeführt. Darüber<br />

hinaus wird es den<br />

betroffenen Verbrauchern<br />

erleichtert,<br />

sich aus Verträgen<br />

zu lösen, die ihnen<br />

am Telefon untergeschoben<br />

wurden.<br />

Auch wurden klare<br />

Rahmenbedingungen für eine legale Ortung<br />

per Handy formuliert. Schließlich wurden<br />

Bußgelder eingeführt für den Fall, dass bei<br />

unlauteren Werbeanrufen die Rufnummer unterdrückt<br />

wird. Das Abschalten von auffälligen<br />

Nummern durch die Bundesnetzagentur, oft<br />

verbunden mit einem auch rückwirkenden<br />

Inkassierungsverbot, sorgt ergänzend dazu<br />

für eine gewisse Marktbereinigung. Außerdem<br />

gelten mit diesem Gesetz zukünftig Preisobergrenzen<br />

für 0180er-Nummern.<br />

Das Gesetz gegen unlautere Telefonwerbung<br />

schließt unter anderem Lücken bei den Widerrufsmöglichkeiten.<br />

Verbraucher können danach<br />

auch Zeitschriftenabonnements, Verträge<br />

über Wett- und Lotteriedienstleistungen und<br />

alle anderen am Telefon geschlossenen Verträge<br />

widerrufen. Verstöße gegen das Verbot<br />

belästigender Telefonwerbung können künftig<br />

mit bis zu 50.000 Euro geahndet werden,<br />

Verletzungen des Verbots der Rufnummernunterdrückung<br />

mit bis zu 10.000 Euro.<br />

Auch wenn die Verbraucherrechte durch die<br />

Neuregelungen gestärkt wurden, haben die<br />

Bundesregierung und der Bundestag auf die<br />

wirksamste Maßnahme verzichtet. So sind<br />

auch künftig am Telefon abgeschlossene<br />

Verträge bereits ohne schriftliche Bestätigung<br />

nach Ablauf der Widerrufsfristen gültig.<br />

Der <strong>vzbv</strong> hatte gefordert, dass am Telefon<br />

abgeschlossene Verträge bis zur schriftlichen<br />

Bestätigung und Einwilligung unwirksam sind.<br />

Neue EU-Roamingentgelte:<br />

günstiger telefonieren und simsen<br />

Seit Juli <strong>2009</strong> gelten günstigere Preise für<br />

grenzüberschreitende Mobilfunkverbindungen.<br />

Diejenigen, die einen anderen EU-Mitgliedstaat<br />

als Urlaubsziel gewählt haben und dort<br />

mobil erreichbar sein wollen, können nun<br />

billiger telefonieren und SMS versenden.


Die Kosten für Mobiltelefonate (ohne Sondernummern)<br />

dürfen innerhalb der Europäischen<br />

Union 43 Cent/Minute für ausgehende<br />

Gespräche und 19 Cent/Minute für eingehende<br />

Gespräche (jeweils zzgl. MWSt) nicht überschreiten.<br />

Über viele Jahre hatten die Verbraucher<br />

unangemessen hohe Preise für grenzüberschreitendes<br />

Telefonieren innerhalb Europas<br />

zahlen müssen. Erst 2007 wurde mit der<br />

ersten europäischen Roamingverordnung der<br />

EU-Kommission, die die volle Zustimmung des<br />

Europäischen Parlaments bekam, dem grenzenlosen<br />

Preisgebaren der Anbieter ein Riegel<br />

vorgeschoben.<br />

<strong>2009</strong> wurde die Roamingverordnung überprüft<br />

und weiterentwickelt. Grundsätzlich positiv<br />

bewertet der Verbraucherzentrale Bundesverband,<br />

dass mit der novellierten Verordnung<br />

auch eine Preisgrenze für das Herunterladen<br />

von Daten eingeführt wurde. Wer allerdings<br />

nicht auf die aktuellen Lotto- oder<br />

Bundesliga-Ergebnisse im Internet verzichten<br />

will, sollte nach wie vor zurückhaltend sein.<br />

Denn das für das sogenannte Datenroaming<br />

festgelegte Preislimit für die am Roaming beteiligten<br />

Telekommunikationsdienstleister ist<br />

mit einem Euro/MByte immer noch verhältnismäßig<br />

hoch.<br />

HDTV-Start ohne Rücksicht<br />

auf die Zuschauerinteressen<br />

Die werbefinanzierten Sender RTL und VOX<br />

starteten am 1. November <strong>2009</strong> mit dem<br />

verschlüsselten HDTV-Satellitenprogrammangebot<br />

über die ASTRA Plattform „HD Plus“.<br />

Im Januar <strong>2010</strong> kamen Sat.1, ProSieben und<br />

Kabel 1 hinzu.<br />

Im Februar <strong>2010</strong> sind schließlich auch ARD<br />

und ZDF mit einem eigenen, unverschlüsselt<br />

übertragenen HD-Sat-Angebot gefolgt. Wer<br />

also hochauflösendes Privatfernsehen über<br />

Satellit empfangen will, muss zumindest<br />

mittelfristig mit zusätzlichen Kosten für die<br />

Nutzung der HD-plus-Plattform und mit unter<br />

Umständen deutlichen Nutzungseinschränkungen<br />

durch Kopierschutz- und zeitliche<br />

Nutzungsauflagen rechnen.<br />

Bei der Einführung von HDTV im werbefinanzierten<br />

Fernsehen hat der Verbraucherzentrale<br />

Bundesverband den Privatsendern<br />

Versteckspiel und eine Verunsicherung der<br />

Zuschauer vorgeworfen und die Befürchtung<br />

ausgesprochen, dass die entgeltbezogene<br />

Verschlüsselung insbesondere hochaufgelöster<br />

werbefinanzierter free-TV-Programme die<br />

Wende hin zu einem breit angelegten Einstieg<br />

der Privatsender ins Pay-TV vorbereitete.<br />

Verbot der Produktplatzierung<br />

wird nicht aufgehoben<br />

Bei den audiovisuellen Medien ist seit Jahren<br />

eine fortschreitende „Konvergenz“ der Endgeräte<br />

zu beobachten. Die Digitalisierung der<br />

Rundfunkübertragung und die gleichzeitige<br />

Migration audiovisueller Medieninhalte ins<br />

Internet lassen den klassischen Rundfunkbegriff<br />

zusehends unscharf werden.<br />

Dies hatte die EU zum Anlass genommen, die<br />

europäische Richtlinie über grenzüberschreitendes<br />

Fernsehen aus dem Jahr 2002 dem<br />

Stand der Medienentwicklung anzupassen.<br />

Im Zuge dessen war auch die damals schon<br />

vom Verbraucherzentrale Bundesverband und<br />

dem BEUC abgelehnte Option für die Mitgliedstaaten<br />

aufgenommen worden, entgeltliche<br />

Produktplatzierungen zulassen zu können. Bei<br />

der Umsetzung der revidierten EU-Richtlinie in<br />

nationales Rundfunkrecht hat daher der Verbraucherzentrale<br />

Bundesverband den Verzicht<br />

auf die Zulassung entgeltlicher Produktplazierungen<br />

im deutschen Rundfunk gefordert. Er<br />

vertrat erneut die Auffassung, dass Verbraucher<br />

klar redaktionell Inhalte und Werbung<br />

Wirtschaft<br />

63


Wirtschaft<br />

64<br />

voneinander unterscheiden können müssen.<br />

Bei einer Freigabe insbesondere entgeltlicher<br />

Produktplatzierung drohe anderenfalls dem<br />

unabhängigen Journalismus der Ausverkauf.<br />

Die redaktionelle Unabhängigkeit müsse aber<br />

unangetastet bleiben, mahnte der Verbraucherzentrale<br />

Bundesverband anlässlich der<br />

Verbände-Anhörung zum 13. Rundfunkänderungsstaatsvertrag<br />

am 20. Mai <strong>2009</strong> in Mainz.<br />

Die 2007 verabschiedete EU „Richtlinie über<br />

audiovisuelle Mediendienste“ sieht zwar ein<br />

grundsätzliches Verbot von Produktplatzierungen<br />

vor. Sie erlaubt jedoch gleichzeitig<br />

den Mitgliedstaaten, von dem Verbot unter<br />

bestimmten Voraussetzungen abzuweichen.<br />

Danach ist Werbung in Form entgeltlicher Produktplatzierung<br />

dann legitim, wenn der einzelne<br />

Mitgliedstaat sie zulässt und gleichzeitig<br />

Vorgaben macht, wie Sendungen mit entsprechender<br />

Produktplatzierung gekennzeichnet<br />

werden. Nachdem sich sowohl die Bundesregierung<br />

als auch der Bundesrat während<br />

der Beratungen über die Richtlinie in Brüssel<br />

zunächst gegen eine Freigabe entgeltlicher<br />

Produktplatzierung im deutschen Rundfunk<br />

ausgesprochen hatten, wurde diese dann aber<br />

doch im 13. Rundfunkänderungsstaatsvertrag,<br />

der am 1. April <strong>2010</strong> in Kraft getreten ist, zugelassen.<br />

Der Verbraucherzentrale Bundesverband<br />

hat diesen Politikwechsel als Wortbruch<br />

gewertet. Zwischenzeitlich haben die von den<br />

Ministerpräsidenten beauftragten Landesmedienanstalten<br />

Kennzeichnungsregeln vorgelegt,<br />

die aus Sicht des Verbraucherzentrale Bundesverbands<br />

aber für die Verbraucher keine<br />

hinreichende Transparenz schaffen.<br />

Online-Angebote der ARD und des ZDF –<br />

Stellungnahmen zu den Telemedienkonzepten<br />

Das klassische Fernsehen hat mittlerweile in<br />

vielen Benutzer- beziehungsweise Altersgruppen<br />

seine Funktion als Leitmedium eingebüßt.<br />

Internet, Videoplattformen, die intensive<br />

Kommunikation über Soziale Netzwerke sowie<br />

das verstärkte Angebot des sogenannten user<br />

generated content machen dem Fernsehen<br />

zunehmend Konkurrenz. Selbstverständlich<br />

müssen auch die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten<br />

dieser Entwicklung Rechnung<br />

tragen. Sie haben daher in den vergangenen<br />

Jahren in den Bereichen Information, Wissenschaft<br />

und Dokumentation bereits ein reichhaltiges,<br />

teils programmbegleitendes Angebot<br />

im Internet geschaffen.<br />

Die Angebote der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten<br />

zeichnen sich insbesondere<br />

durch eine Unabhängigkeit der Inhalte von<br />

kommerziellen Interessen aus. Dies sorgt auf<br />

der Nutzerseite für eine hohe Glaubwürdigkeit.<br />

Neben einem umfassenden Angebot in<br />

den Bereichen Bildung, Kultur, Wissen und<br />

Unterhaltung sind besonders die speziellen<br />

Inhalte für Kinder und Jugendliche hervorzuheben,<br />

die von hoher Qualität sind. Damit<br />

leisten diese Online-Angebote einen wesentlichen<br />

Beitrag zur freien, individuellen und<br />

öffentlichen Meinungsbildung.


Der sogenannte EU-Beihilfekompromiss wurde<br />

im 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag in<br />

deutsches Rundfunkrecht umgesetzt. Leider<br />

ist der deutsche Rundfunkgesetzgeber dabei<br />

weit über die EU-Vorgaben hinausgegangen.<br />

So zum Beispiel durch eine zusätzliche<br />

restriktive Beschränkung der zeitlichen<br />

Verfügbarkeit von Online-Angeboten des<br />

öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Der Verbraucherzentrale<br />

Bundesverband hatte sich im<br />

Rahmen mehrerer öffentlichkeitswirksamer<br />

Aktionen vergeblich gegen die beabsichtigten<br />

gesetzlichen Beschränkungen gestemmt. Diese<br />

und andere Beschränkungen können nach<br />

dem inzwischen in Kraft getretenen Staatsvertrag<br />

nur durch Vorlage sogenannter „Telemedienkonzepte“<br />

und deren positive Bewertung<br />

durch die zuständigen Rundfunkaufsichtsgremien<br />

überwunden werden.<br />

Der Verbraucherzentrale Bundesverband hatte<br />

im Rahmen der öffentlichen Konsultation zum<br />

12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag Stellung<br />

zu einer Reihe ausgewählter Telemedienkonzeptentwürfe<br />

genommen, die den zum Teil<br />

seit Jahren existierenden Bestand von Online-<br />

Angeboten der ARD und des ZDF beschreiben.<br />

In diesen Stellungnahmen hatte der Verbraucherzentrale<br />

Bundesverband die Pläne der<br />

Sender zur Ausweitung der zeitlichen Verfügbarkeit<br />

der wesentlichen Online-Angebote<br />

ausdrücklich unterstützt.<br />

Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses <strong>Jahresbericht</strong>s<br />

liegen noch keine abschließenden<br />

Bewertungsergebnisse der Rund- und Fernsehräte<br />

vor.<br />

Telemedien-Angebote:<br />

Alterskennzeichnung der Inhalte nötig<br />

Kinder und Jugendliche müssen vor gefährdenden<br />

oder entwicklungsbeeinträchtigenden<br />

Angeboten geschützt werden.<br />

Der Verbraucherzentrale Bundesverband begrüßt<br />

daher die Initiative der Rundfunkkommission<br />

der Länder, den Jugendmedienschutz-<br />

Staatsvertrag zu novellieren. Unter anderem<br />

setzt sich der <strong>vzbv</strong> für eine verpflichtende<br />

Alterskennzeichnung der Inhalte von Telemedien-Angeboten<br />

ein.<br />

Die Medien gewinnen im Alltag zunehmend<br />

an Bedeutung für die Verbraucher. Die Wirtschaft<br />

reagiert darauf mit neuen und immer<br />

spezielleren Informations-, Unterhaltungs-<br />

und Kommunikationsangeboten, vor allem<br />

im Bereich des Internets. Doch darf beim<br />

Werben um die Gunst der Kunden keinesfalls<br />

der Kinder- und Jugendschutz auf der Strecke<br />

bleiben. Vor allem jüngere Internetnutzer<br />

müssen vor nicht altersgerechten Angeboten<br />

geschützt werden.<br />

Urheberrecht muss wieder Interessen<br />

aller ins Gleichgewicht bringen<br />

Die Urheberrechtsnovellen haben die traditionelle<br />

Balance zwischen den Interessen der<br />

Urheber, der Rechteinhaber und der Nutzer zu<br />

Ungunsten der Nutzer aus dem Gleichgewicht<br />

gebracht.<br />

Dieses Ungleichgewicht wurde und wird vom<br />

Verbraucherzentrale Bundesverband, aber<br />

auch von anderen Verbraucher- und Bürgerinitiativen<br />

und von großen Teilen der Wissenschaft<br />

kritisiert.<br />

Fragen des Verbraucherschutzes sollten im<br />

Rahmen des Durchsetzungsgesetzes eine<br />

große Rolle spielen. Nach den ersten Erfahrungen<br />

mit den neuen Regelungen zur Rechtsdurchsetzung<br />

urheberrechtlicher Ansprüche<br />

muss jedoch bezweifelt werden, dass diese<br />

tatsächlich ausreichenden Schutz vor überhöhten<br />

Abmahnungen gegenüber Verbraucher<br />

bieten werden.<br />

Wirtschaft<br />

65


Wirtschaft<br />

66<br />

Noch politisch und gesetzlich geklärt werden<br />

müssen die Themen, die für ein modernes<br />

Urheberrecht und die notwendige Balance zwischen<br />

Rechteinhabern und Nutzerinteressen<br />

unverzichtbar sind. Dazu gehören die Weiterveräußerung<br />

von unkörperlichen Werken, die<br />

Abschaffung der überflüssigen Vergütung einer<br />

Kabelweitersendung in Wohngemeinschaftsanlagen,<br />

die bessere Verfügbarkeit von wissenschaftlichen<br />

Werken, die mit öffentlichen Mitteln<br />

gefördert wurden (Open Access) und die<br />

Nutzung verwaister Werke. In allen genannten<br />

Bereichen sind Regelungen längst überfällig.<br />

Mangelnde Kenntnisse über die urheberrechtlichen<br />

Rechte und Pflichten führen – wie sich<br />

an der großen Zahl von Abmahnungen gegenüber<br />

Verbrauchern deutlich zeigt – zu erheblichen<br />

Risiken und können in diesem Zuge<br />

auch eine Zurückhaltung beim Erwerb und der<br />

Nutzung von Informationstechnologien nach<br />

sich ziehen. Um dies zu vermeiden, muss das<br />

Urheberrecht einen klaren, verständlichen und<br />

ausgewogenen Rechtsrahmen für den Umgang<br />

mit urheberrechtlich geschützten Inhalten in<br />

der Informationsgesellschaft setzen.<br />

Preisabsprachen:<br />

Milliardenbetrug an Verbrauchern<br />

Eine Razzia des Bundeskartellamtes in deutschen<br />

Supermärkten und Drogerien lässt vermuten,<br />

dass die im Dezember <strong>2009</strong> bekannt<br />

gewordenen Preisabsprachen unter den drei<br />

größten deutschen Kaffeeröstereien nur die<br />

Spitze des Eisberges sind.<br />

Durchsucht wurden laut Kartellamt 15 Firmen,<br />

darunter elf Supermarkt-, Drogerie- und<br />

Tierbedarfsketten. Die Ermittler gingen dem<br />

Verdacht von Preisabsprachen bei Süßwaren,<br />

Kaffee und Tiernahrung nach. Der Schaden<br />

für die Kunden aufgrund jahrelanger Preisabsprachen<br />

dürfte in die Milliarden gehen.<br />

Bewahrheitet sich der Verdacht des Bundeskartellamtes,<br />

ist dies ein weiterer Rückschlag<br />

für das Vertrauen der Verbraucher in die<br />

Mechanismen der Marktwirtschaft.<br />

Der Verbraucherzentrale Bundesverband<br />

forderte die Bundesregierung auf, dem<br />

Milliarden-Betrug am Verbraucher ein Ende zu<br />

setzen. Die Bundesregierung müsse dazu ihre<br />

Blockadehaltung gegen eine EU-Richtlinie zur<br />

Durchsetzung von Schadensersatzansprüchen<br />

bei Kartellverstößen aufgeben und national<br />

sicherstellen, dass betrogene Verbraucher entschädigt<br />

würden. Die im Zuge von Kartellverstößen<br />

ermittelten Unrechtsgewinne müssen


nach Einschätzung des <strong>vzbv</strong> in vollem Umfang<br />

von den Handelsakteuren zurückgefordert<br />

werden. Bußgelder seien die eine Seite der<br />

Medaille, die Wiedergutmachung des Schadens<br />

für die Verbraucher die andere.<br />

Auch EU-Kommissionspräsident José Manuel<br />

Barroso wurde vom <strong>vzbv</strong> aufgefordert, den<br />

Richtlinienentwurf zur Durchsetzung von<br />

Schadensersatzansprüchen bei Kartellverstößen<br />

auf die Tagesordnung der Kommissionssitzung<br />

zu setzen. Die EU-Kommission<br />

hatte nach Panikmache der Wirtschaft und<br />

der Blockade aus Deutschland den bereits<br />

fertig vorliegenden Richtlinienentwurf in der<br />

Schublade gelassen. Mit der Einführung einer<br />

europäischen Sammelklage könnte jedoch<br />

eine Vielzahl von Verbrauchern in einem einzigen<br />

Verfahren ihre Schadensersatzansprüche<br />

geltend machen.<br />

Niedrigere Rechtsstandards<br />

durch einheitliches EU-Vertragsrecht<br />

Ein wesentliches Handlungsfeld des <strong>vzbv</strong><br />

war im zurückliegenden Jahr der Plan der<br />

Europäischen Union (EU), das Vertragsrecht zu<br />

vereinheitlichen und dabei maximale Standards<br />

festzuschreiben.<br />

Dies würde dazu führen, dass in Deutschland<br />

wichtige Schutzregeln vor dem Aus stünden.<br />

Betroffen wären unter anderem die kürzlich<br />

erweiterten Widerrufsrechte bei telefonisch<br />

geschlossenen Verträgen sowie die kostenlose<br />

Rücksendung im Versandhandel.<br />

Verschlechterungen drohen auch im Gewährleistungsrecht<br />

und beim Schutz vor unzulässigen<br />

Geschäftsbedingungen. Außerdem stünden<br />

etwa die kostenlose Rücksendung im Versandhandel<br />

und Widerrufsrechte bei Internetauktionen<br />

oder bei telefonisch geschlossenen<br />

Verträgen auf dem Prüfstand und müssten auf<br />

niedrigerem Niveau festgeschrieben werden.<br />

Der <strong>vzbv</strong> verlangt deshalb, dass die Mitgliedstaaten<br />

bei Gesetzen weiterhin über ein<br />

vorgeschriebenes Mindestniveau hinausgehen<br />

dürfen. Notwendig wäre dies zum Beispiel,<br />

um effektiv gegen Kostenfallen im Internet<br />

vorzugehen. Dies sei beispielsweise möglich,<br />

indem der Verbraucher durch Ankreuzen eines<br />

Kästchens bestätigt, dass er den Preis zur<br />

Kenntnis genommen hat („Button-Lösung“).<br />

Doch dies sieht der europäische Richtlinienvorschlag<br />

nicht vor. Wird er wie geplant umgesetzt,<br />

wäre es Deutschland verboten, eine<br />

verbraucherfreundliche Lösung einzuführen.<br />

EU-Verbraucherrechtsrichtlinie:<br />

<strong>vzbv</strong> erhält Unterstützung vom Bundesrat<br />

Gefreut hatte sich der <strong>vzbv</strong> über eine Stellungnahme<br />

des Bundesrats vom 6. März<br />

<strong>2009</strong>, in dem dieser der aktuellen EU-Verbraucherrechtsrichtlinie<br />

eine deutliche Absage<br />

erteilt.<br />

Der aktuell debattierte Richtlinienvorschlag<br />

„Rechte der Verbraucher“ soll weitreichende<br />

Befugnisse der EU zur Vereinheitlichung nationaler<br />

Verbraucherrechte einführen.<br />

Wirtschaft<br />

67


Wirtschaft<br />

68<br />

Der Bundesrat benennt zahlreiche Kritikpunkte,<br />

die belegen, dass die Richtlinie nur<br />

mit erheblichen Änderungen in Kraft treten<br />

darf, denn in der Folge müssten die Mitgliedstaaten<br />

sonst ihr innerstaatliches Recht<br />

anpassen und dürften keine darüber hinausgehenden<br />

Verbraucherschutzrechte erlassen.<br />

„Wie die EU mit weniger Verbraucherschutz<br />

das Vertrauen der Bürger in den europäischen<br />

Binnenmarkt stärken will, ist für uns nicht<br />

nachvollziehbar“, kommentiert Vorstand Gerd<br />

Billen.<br />

Mehrwertsteuergeschenk an Hotels<br />

wird kaum an die Kunden weitergegeben<br />

Eine vom Verbraucherzentrale Bundesverband<br />

veröffentlichte bundesweite Stichprobe von<br />

rund 600 Übernachtungsangeboten zeigt:<br />

Hotelübernachtungen wurden eher teurer als<br />

günstiger.<br />

Lediglich 7,4 Prozent der untersuchten Angebote<br />

wurden im Preis gesenkt, hingegen<br />

wurden 13,9 Prozent sogar erhöht. In der<br />

Summe sind die Kosten für Übernachtungen<br />

um 1,9 Prozent gestiegen.<br />

In der Diskussion um die Konjunkturpakete<br />

der neuen Bundesregierung hatte der <strong>vzbv</strong><br />

die Pläne zur Absenkung der Mehrwertsteuer<br />

für Übernachtungen in Hotels in einer Phase<br />

historischer Staatsverschuldung kritisiert. Und<br />

erhebliche Zweifel geäußert, dass die Hoteliers<br />

die Steuergeschenke verbraucherfreundlich<br />

investiert und an die Kunden weitergegeben<br />

würden.<br />

Gerd Billen kritisierte die Hotelbranche für die<br />

Nichteinhaltung ihrer Ankündigungen, mindestens<br />

20 Prozent des Preisvorteils direkt<br />

in Form von Preissenkungen an die Kunden<br />

weiterzugeben. Das Hauptargument für die<br />

Einführung einer reduzierten Mehrwertsteuer<br />

waren preisbedingte Wettbewerbsnachteile im<br />

internationalen Wettbewerb. Dann müssten<br />

als logische Konsequenz auch die Preise sinken.<br />

Dieser von der Politik erhoffte positive<br />

Preiseffekt für die Hotelkunden ist bisher<br />

nicht sichtbar.<br />

ISO 26.000 soll Blick für<br />

Unternehmensverantwortung schärfen<br />

Studien zeigen es immer wieder: Verbraucher<br />

wollen nicht nur gute Produkte, sondern auch<br />

gute Hersteller. Doch durch Konsumentscheidungen<br />

ethisches Verhalten von Unternehmen<br />

zu honorieren, ist gar nicht leicht. Denn es<br />

fehlt an glaubwürdigen Informationen. Abhilfe<br />

soll eine Norm für gesellschaftliche Verantwortung<br />

schaffen, die ISO 26.000.<br />

Internationale Verbraucherorganisationen,<br />

darunter der Verbraucherzentrale Bundesverband,<br />

Wissenschaftler, Gewerkschaften,<br />

Nichtregierungsorganisationen sowie Vertreter<br />

aus Regierung und Wirtschaft haben diesen<br />

Leitfaden gemeinsam erarbeitet. Er benennt<br />

Themen, die Unternehmen (und andere Organisationen)<br />

berücksichtigen sollten, wenn<br />

sie für sich reklamieren wollen, verantwortlich<br />

zu handeln. Ende Februar <strong>2010</strong> stimmten


Expertengremien weltweit über den jüngsten<br />

Entwurf ab und gaben grünes Licht. Der Abschluss<br />

soll noch in diesem Jahr erfolgen.<br />

Obwohl freiwillig, wäre die Norm ein immenser<br />

Fortschritt. „Erstmals gäbe es eine<br />

Beschreibung verantwortlichen Handelns,<br />

anhand der sich Unternehmensaktivitäten beurteilen<br />

lassen. Dies erhöht die Vergleichbarkeit<br />

und Glaubwürdigkeit“, erklärt Judith Vitt,<br />

Referentin für Handel und Wirtschaftspolitik<br />

im <strong>vzbv</strong>. Allerdings: Ein Ersatz für rechtliche<br />

Regelungen ist die Norm nicht. Die Politik<br />

müsse dafür sorgen, dass Verbraucherinnen<br />

und Verbrauchern die sozialen und ökologischen<br />

Folgekosten eines Produkts erkennen<br />

können. Die ISO 26.000 könnte zur Grundlage<br />

dieses sogenannten zweiten Preisschildes<br />

werden.<br />

Wie die Norm helfen kann, den Blick der<br />

Verbraucher für Unternehmensaktivitäten zu<br />

schärfen, beschäftigt auch die Arbeitsgremien<br />

des Forums für Unternehmensverantwortung<br />

(CSR) der Bundesregierung. Der <strong>vzbv</strong> leitet<br />

dort die Arbeitsgruppe „Sichtbarkeit und<br />

Glaubwürdigkeit von CSR“ und setzt sich<br />

dafür ein, die ISO 26.000 zügig im Sinne verbesserter<br />

Verbraucherinformation zu nutzen.<br />

Wirtschaft<br />

69


Gesundheit, Pflege, Agrarpolitik, Ernährung<br />

Gesundheit<br />

71


Gesundheit, Pflege, Agrarpolitik, Ernährung<br />

72<br />

> Jetzt Weichen stellen:<br />

Zukunft des Gesundheitssystems gesucht<br />

Das deutsche Gesundheitssystem ist eines der drängendsten<br />

politischen Handlungsfelder mit vielen ungelösten Problemen.<br />

Das Überleben der Krankenkassen, die Preise der Medikamente,<br />

die Herausforderung durch die Altersentwicklung – wir<br />

reden mit, wenn es darum geht, die Zukunft unserer Gesundheitsversorgung<br />

zu gestalten und zu sichern. Der Verbraucher<br />

muss sich auch künftig seine Gesundheit leisten können.<br />

Kopfpauschale, Bürgerversicherung, Sozialausgleich, Grundversorgung – eine Regierungskommission<br />

mit Beteiligung unter anderem von Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner wird in<br />

den kommenden Monaten die Eckdaten für die Zukunft des deutschen Gesundheitssystems und<br />

dessen Finanzierung ausarbeiten.<br />

Explizit hatte das Bundesverfassungsgericht mit seinem Urteil zur Privaten Krankenversicherung<br />

am 10. Juni <strong>2009</strong> den Gestaltungsspielraum für die Krankenversicherung in die Hände des<br />

Gesetzgebers gelegt. Das Gericht hatte sich auf keine Rahmenbedingungen für die künftige Ausgestaltung<br />

der Krankenversicherung festlegen wollen und diese Aufgabe wieder an die Politik<br />

überwiesen.<br />

Anders als vom Verband der Privaten Krankenversicherungen gewertet, gibt es keine Bestandsgarantie<br />

der beiden Säulen, gesetzliche (GKV) und private Krankenversicherung (PKV). Für eine<br />

künftige Neuordnung der Krankenversicherung hat der <strong>vzbv</strong> folgende Grundsätze formuliert:<br />

> Das Versicherungssystem muss allen Bürgern unabhängig vom Versichertenstatus gleichen<br />

Zugang zur medizinischen Versorgung gewähren.<br />

> Die vorhandenen Wirtschaftlichkeitsreserven müssen ausgeschöpft werden, damit medizinischer<br />

Fortschritt und zusätzliche Aufgaben in der alternden Gesellschaft finanzierbar bleiben.<br />

> Die Qualität der erbrachten Leistungen muss von den Leistungserbringern und Krankenkassen<br />

durchgängig nachgewiesen und transparent gemacht werden.<br />

Gesundheitsversorgung muss finanzierbar bleiben<br />

Jährlich steigende Arzneimittelausgaben, Zuschläge bei der Vergütung von Ärzten und Krankenhäusern<br />

und fehlender Wettbewerb im System führen zu immer höheren Kosten für Verbraucher.<br />

Bereits von einigen gesetzlichen Krankenkassen erhobene Zusatzbeiträge beunruhigen<br />

Versicherte und Patienten. Durch höhere Beiträge wird die Qualität der Versorgung aber nicht<br />

automatisch besser.


Der <strong>vzbv</strong> fordert eine klare Strategie der Bundesregierung, wie der Kostenanstieg im Gesundheitswesen<br />

gebremst werden soll. In erster Linie verursacht der Zusatzbeitrag einen hohen<br />

Verwaltungsaufwand, da für dessen Erhebung individuelle Konten für jedes Mitglied eingerichtet<br />

und diese schriftlich zur Zahlung aufgefordert werden. Nach Berechnungen des Spitzenverbandes<br />

der Krankenkassen dürfte der Verwaltungsaufwand für die Einrichtung und Verwaltung<br />

der individuellen Beitragskonten bei circa 0,5 bis 1 Milliarde Euro liegen. Von dem erhobenen<br />

Zusatzbeitrag verschwindet ein erheblicher Anteil in der Administration. Bürokratieabbau sieht<br />

anders aus.<br />

Anstatt Millionenbeträge in die Administration von Zusatzbeiträgen zu lenken, fordert der <strong>vzbv</strong><br />

eine Strategie zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen. Die Bundesregierung solle die Krankenkassen<br />

als Sachwalter ihrer Versicherten in die Lage versetzen, hochwertige und effiziente<br />

Versorgungspakete zu schnüren. Um die Kosten ohne Einbußen in der Versorgungsqualität zu<br />

bändigen, müssten die Effizienzreserven im Gesundheitswesen gehoben werden.<br />

Zur Begrenzung des Kostenanstiegs fordert der <strong>vzbv</strong>:<br />

> Den Ersatz des Regelungsgestrüpps im Arzneimittelbereich durch einen an der Kosten-<br />

Nutzen-Bewertung von Arzneimitteln orientierten Vertragswettbewerb,<br />

> die Förderung sektorübergreifender Versorgungsstrukturen und eine bessere Vernetzung<br />

der Leistungserbringer im Gesundheitswesen,<br />

> mehr Qualitäts- und Preiswettbewerb zugunsten der Versicherten und Patienten, und zwar<br />

im ambulanten wie im stationären Sektor.<br />

Gesundheit, Pflege, Agrarpolitik, Ernährung<br />

Patientenschutz ein Thema<br />

für die Presse<br />

73


Gesundheit, Pflege, Agrarpolitik, Ernährung<br />

Portal der Unabhängigen<br />

Patientenberatung<br />

Deutschland<br />

74<br />

Weitere Themen:<br />

> Verbraucher vertrauen der unabhängigen Beratung<br />

> Illegaler Medikamentenhandel im Internet<br />

> Verbot von Gentests nötig<br />

> Selbstbestimmt leben bei Pflegebedarf<br />

> Mehr Qualitätstransparenz in der Pflege nötig<br />

> IGW: Abspecken für Klima und Gesundheit<br />

> Tierschutz ist Klimaschutz<br />

> Nährwertampel: <strong>vzbv</strong> fordert grünes Licht<br />

> Gentechnik: kein Nutzen für Verbraucher<br />

> Milch: nur ein Drittel korrekt bezeichnet<br />

Verbraucher vertrauen der<br />

unabhängigen Beratung<br />

Die Grundhaltung der Patienten und Versicherten<br />

wird zunehmend kritischer: Je größer<br />

die Skepsis bezüglich der zukünftigen Entwicklung<br />

des deutschen Gesundheitswesens<br />

ist, desto wahrscheinlicher wird die Inanspruchnahme<br />

einer Beratung.<br />

Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle<br />

Gesundheitsmonitor, den die Bertelsmann<br />

Stiftung im Herbst <strong>2009</strong><br />

vorgelegt hat. Demnach<br />

sind die Nutzer von unabhängigenBeratungseinrichtungen<br />

mit 60 Prozent<br />

deutlich häufiger zufrieden<br />

als die der anderen<br />

Beratungseinrichtungen.<br />

Einrichtungen wie die von<br />

Krankenkassen, Ärztekammern,<br />

Apotheken erreichen<br />

in punkto Zufriedenheit<br />

nur 43 Prozent und die der<br />

staatlichen Einrichtungen<br />

nur 30 Prozent.<br />

Zu den unabhängigen Einrichtungen gehören<br />

die Verbraucherzentralen (81 Prozent),<br />

unabhängige Patientenberatungsstellen (76<br />

Prozent), Selbsthilfegruppen (71 Prozent) und<br />

Wohlfahrts- beziehungsweise Sozialverbände<br />

(61 Prozent). Jeder Dritte ist der Ansicht, dass<br />

diese Stellen besonders kompetent seien<br />

(37 Prozent). Vor allem bei finanziellen und<br />

rechtlichen Fragen (47 Prozent) sowie bei Fragen<br />

zu Erkrankungen und Therapievorschlägen<br />

(38 Prozent) stehen sie hoch im Kurs.<br />

Insgesamt vertrauen drei Viertel der Bevölkerung<br />

(78 Prozent) den unabhängigen<br />

Einrichtungen der Patienten- und Verbraucherberatung.<br />

Fragt man nach Beratungsangeboten,<br />

die zukünftig an Bedeutung gewinnen,<br />

werden die Organisation der Pflege von Angehörigen<br />

(54 Prozent), Widersprüche gegen<br />

Bescheide von Krankenkassen (48 Prozent)<br />

sowie die Suche nach Adressen guter Behandlungseinrichtungen<br />

(36 Prozent) genannt.<br />

Der Gesundheitsmonitor belegt das Vertrauen<br />

der Bürger in unabhängige Beratung. Diese<br />

gilt es auszubauen. Dabei ist sicherzustellen,


dass die Qualität der Beratung kontinuierlich<br />

weiterentwickelt und die Unabhängigkeit auch<br />

weiterhin gewährleistet wird.<br />

Mit der 2006 zur Umsetzung des Modellvorhabens<br />

nach § 65 b SGB V neu gegründeten<br />

Unabhängigen Patientenberatung Deutschland<br />

(UPD gGmbH) ist ein institutionell neuer<br />

Akteur auf den Plan getreten, der von bereits<br />

arrivierten Trägern der Patientenberatung auf<br />

Bundes-, Landes- und Regionalebene gebildet<br />

wird. Dieser Verbund hat in der mit dem Jahr<br />

<strong>2010</strong> endenden Modellphase Instrumente der<br />

Patientenberatung und Qualitätssicherung<br />

entwickelt und etabliert, die nun in die Regelfinanzierung<br />

zu überführen sind.<br />

Die Koalition hat sich bereits auf den<br />

„Ausbau“ der unabhängigen Patientenberatung<br />

festgelegt. Dabei ist insbesondere die<br />

Erfahrung der zum Teil seit Jahrzehnten in der<br />

Beratung tätigen Akteure auf Bundes- und<br />

Landesebene zu berücksichtigen. Vor allem<br />

geht es jedoch darum, bei der Etablierung der<br />

regulären Infrastruktur die Unabhängigkeit der<br />

Verbraucher- und Patientenberatung sicherzustellen.<br />

Nur durch eine informierte Auswahl sind<br />

Versicherte und Patienten in der Lage, den<br />

Wettbewerb im Gesundheitswesen in Richtung<br />

auf mehr Qualität und Effizienz zu steuern. In<br />

den Niederlanden hat mit der Einführung von<br />

mehr Wettbewerb im Gesundheitswesen der<br />

Staat die Aufgabe übernommen, für Transparenz<br />

zu sorgen. Dort wird in dem von der<br />

Regierung finanzierten Internetportal www.<br />

kiesbeter.nl den Versicherten ein Preis-Leistungsvergleich<br />

sämtlicher für ihn relevanter<br />

Angebote ermöglicht.<br />

In Deutschland haben sich maßgebliche<br />

Verbraucher- und Patientenorganisationen mit<br />

der Bertelsmann Stiftung zusammengetan,<br />

um ein nichtkommerzielles, unabhängiges Internet-Portal<br />

aufzubauen, das sich am Bedarf<br />

Gesundheit, Pflege, Agrarpolitik, Ernährung<br />

und den Bedürfnissen seiner Nutzer orientiert<br />

und neben Strukturinformationen zur Ausstattung<br />

sowie zum Leistungsspektrum auch die<br />

vorhandenen Daten zur Behandlungsqualität<br />

der einzelnen Leistungserbringer abbildet. In<br />

der Planung befinden sich Transparenzmodule<br />

zur informierten Arztwahl und zur Qualität von<br />

Pflegeeinrichtungen. Dieses bisher einzige unabhängige<br />

und von Verbraucher- und Patientenorganisationen<br />

selbst betriebene Angebot<br />

sollte künftig auf eine sichere finanzielle und<br />

strukturelle Grundlage gestellt werden.<br />

> www.unabhaengige-patientenberatung.de<br />

> www.kiesbeter.nl<br />

> www.weisse-liste.de<br />

Gefahr durch illegalen<br />

Medikamentenhandel im Internet<br />

Der Verbraucherzentrale Bundesverband und<br />

das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker<br />

warnten vor dem illegalen Handel mit Arzneimitteln<br />

im Internet.<br />

Testeinkäufe des Zentrallaboratoriums hatten<br />

gezeigt, dass unter anderem Tamiflu® problemlos<br />

ohne Rezept im Internet erworben<br />

werden kann. Auch andere verschreibungspflichtige<br />

Arzneimittel wie hochwirksame<br />

Schlaf- und Schmerzmittel mit hohem<br />

Suchtpotential oder Viagra® werden offensiv<br />

im illegalen Internethandel angeboten – hier<br />

sind zum Teil zahlreiche Fälschungen auf dem<br />

Markt.<br />

Das Zentrallaboratorium warnt vor erheblichen<br />

gesundheitlichen Risiken einer Selbstmedikation.<br />

Der <strong>vzbv</strong> rief alle Verbraucher auf, von<br />

der Bestellung verschreibungspflichtiger Medikamente<br />

ohne Rezept Abstand zu nehmen.<br />

Wer auf einen Arzneimittelkauf im Internet<br />

nicht verzichten will, sollte auf die registrierten<br />

Anbieter des seriösen Arzneimittelversandhandels<br />

zurückgreifen.<br />

75


Gesundheit, Pflege, Agrarpolitik, Ernährung<br />

76<br />

Nur striktes Verbot von Gentests<br />

bringt wirksamen Verbraucherschutz<br />

Kritisch begleitet hat der <strong>vzbv</strong> im zurückliegenden<br />

Jahr das Gesetz über genetische<br />

Untersuchungen bei Menschen (Gendiagnostikgesetz<br />

– GenDG). So wurde nach beinahe<br />

20-jähriger Diskussion eine gesetzliche<br />

Regelung zur humangenetischen Diagnostik<br />

etabliert.<br />

Angesichts der enormen Möglichkeiten,<br />

auch weit in der Zukunft liegende genetisch<br />

bedingte Krankheitswahrscheinlichkeiten und<br />

Risikofaktoren zu bestimmen, sind Grundrechte<br />

wie die Menschenwürde, das informationelle<br />

Selbstbestimmungsrecht einschließlich<br />

des Rechts auf Nichtwissen sowie elementare<br />

Gesundheitsinteressen betroffen. Ziel des Gesetzes<br />

ist, Missbrauch und Risiken im Umgang<br />

mit den hochsensiblen Daten konsequent<br />

abzuwehren und dabei das Nutzenpotential<br />

der Untersuchungsmethoden zu wahren.<br />

Ein Hauptkritikpunkt bleibt bestehen: Der<br />

Verbraucherzentrale Bundesverband spricht<br />

sich vehement dagegen aus, Gentests im Versicherungsbereich<br />

zuzulassen und fordert, die<br />

Ausnahmeregelungen ersatzlos zu streichen.<br />

Zwar darf ein Versicherer weder vor noch nach<br />

Abschluss eines Versicherungsvertrages die<br />

Vornahme genetischer Untersuchungen verlangen.<br />

Allerdings müssen die Ergebnisse von<br />

Gentests bei mehreren Versicherungsarten<br />

offengelegt werden, wenn die Versicherungssumme<br />

300.000 Euro oder die vereinbarte<br />

Jahresrente 30.000 Euro überschreitet. Der<br />

<strong>vzbv</strong> hält die vorgesehene Aufweichung des<br />

Verbots für unangemessen und praxisfern.<br />

Selbstbestimmt leben können –<br />

auch bei Hilfe- und Pflegebedarf<br />

Die Pflege-Charta stand im März <strong>2009</strong> im<br />

Mittelpunkt einer Veranstaltung des <strong>vzbv</strong> in<br />

Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für<br />

Altersfragen. Die Pflege-Charta beschreibt in<br />

acht Artikeln grundlegende Rechte Hilfe- und<br />

Pflegebedürftiger wie Selbstbestimmung, Hilfe<br />

zur Selbsthilfe, Information und Beratung<br />

oder Privatheit.<br />

Damit hilfe- und pflegebedürftige Menschen<br />

fundierte Entscheidungen treffen können,<br />

brauchen sie starke Verbraucherrechte. Der<br />

<strong>vzbv</strong> setzt sich dafür ein, dass die Charta zum<br />

Handlungsmaßstab in der Pflege wird. Doch<br />

obwohl für viele Verbände und Organisationen<br />

die Charta bereits gelebte Pflegepraxis<br />

ist, ist es noch ein weiter Weg, bis sie überall<br />

ein- und umgesetzt wird. Der <strong>vzbv</strong> unterstützt<br />

das Bundesseniorenministerium, die Pflege-<br />

Charta auch bei Verbraucherinnen und Verbrauchern<br />

bekannt zu machen. <strong>vzbv</strong>-Pflegereferent<br />

Dieter Lang: „Die Pflege-Charta ist aus<br />

unserer Sicht das Grundgesetz für hilfe- und<br />

pflegebedürftige Menschen, deshalb sollte sie<br />

den Bürgerinnen und Bürgern bekannt sein<br />

und in allen Bereichen der Pflege verpflichtend<br />

berücksichtigt werden müssen.“<br />

Nach der Verlagerung der gesetzgeberischen<br />

Zuständigkeit für das Heimrecht (Bereich<br />

öffentliche Fürsorge) auf die Länder durch die<br />

Föderalismusreform hat der <strong>vzbv</strong> im weitgehenden<br />

Einklang mit der Fachwelt gefordert,<br />

dass die Zuständigkeit zur Regelung vertragsrechtlicher<br />

Vorschriften beim Bund bleiben<br />

muss. Seit über hundert Jahren wird das<br />

zivile Recht durch das Bürgerliche Gesetzbuch<br />

(BGB) bundeseinheitlich geregelt. Heimverträge,<br />

Verträge zum sogenannten Wohnen<br />

mit Service und Vertragskonstellationen im<br />

Bereich der ambulanten Wohngruppen sind<br />

zivilrechtliche Vereinbarungen, die Elemente<br />

des Miet-, Dienstleistungs- und Kaufvertragsrechts<br />

beinhalten. Der <strong>vzbv</strong> hat daher<br />

begrüßt, dass der Bundesgesetzgeber mit<br />

dem Wohn- und Betreuungsvertragsgesetz<br />

einen wesentlichen Schritt unternommen hat,<br />

um einer weiteren Zersplitterung der vertrags-


echtlichen Normsetzungen durch landesrechtliche<br />

Regelungen entgegenzuwirken. Der<br />

<strong>vzbv</strong> begrüßt insbesondere die Herstellung<br />

weitergehender Transparenz im Vertragsgeschehen<br />

durch die Verankerung vorvertraglicher<br />

Informationspflichten des Unternehmers<br />

über die allgemein und konkret angebotenen<br />

Leistungen und deren Entgelte im Gesetz.<br />

Sie ist Voraussetzung für eine Stärkung der<br />

Selbstbestimmung des Verbrauchers. Diese<br />

Informationen sind in leicht verständlicher<br />

Sprache zu fassen und deshalb eingängiger<br />

als Vertragsklauseln. So kann für Verbraucher<br />

auch besser gewährleistet werden, dass<br />

abweichende Gestaltungen von Information<br />

und Vertrag ersichtlich werden. Eine vom <strong>vzbv</strong><br />

geforderte generelle Einbeziehung der Vertragsverhältnisse<br />

im sogenannten Betreuten<br />

Wohnen (Wohnen mit Service) ins Gesetz<br />

– zumindest im Hinblick auf vorvertragliche<br />

Informationspflichten – ist nicht erfolgt.<br />

Mehr Qualitätstransparenz in der<br />

Pflege nötig<br />

Der <strong>vzbv</strong> fordert seit vielen Jahren mehr<br />

Qualitätstransparenz in der Pflege. Pflegebedürftige<br />

Menschen sind auch Kunden auf dem<br />

Markt der Pflegeangebote.<br />

Sie leisten einen beträchtlichen Kostenteil<br />

aus eigener Tasche. Bestehende Wahlmöglichkeiten<br />

sind nur dann sinnvoll auszuüben,<br />

wenn aussagekräftige Informationen zur<br />

Qualität von Leistungen der Anbieter vorliegen.<br />

Im Mittelpunkt des Interesses bei<br />

Verbrauchern stehen dabei Informationen zu<br />

Fragen der Lebensqualität im Leistungsgeschehen<br />

und der Qualität der Ergebnisse der<br />

Leistungen zur Pflege im engeren Sinn.<br />

Der Gesetzgeber hat nun den Landesverbänden<br />

der Pflegekassen aufgegeben,<br />

verbraucherfreundliche Qualitätsberichte,<br />

insbesondere zu den vorgenannten Aspekten<br />

Gesundheit, Pflege, Agrarpolitik, Ernährung<br />

zu veröffentlichen; der Spitzenverband der<br />

Gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen und<br />

die Verbände der Leistungsanbieter haben<br />

Kriterien zur Messung und Darstellung der<br />

Qualität vereinbart und den Berichtsprozess<br />

im Herbst <strong>2009</strong> gestartet. Der <strong>vzbv</strong> hat zu<br />

den Vereinbarungen Stellung genommen<br />

und den Start des Prozesses grundsätzlich<br />

begrüßt, jedoch auch erhebliche Kritik an den<br />

Vereinbarungen geleistet:<br />

> Insgesamt bilden die Kriterien unzureichend<br />

Aspekte der Lebens- und Ergebnisqualität<br />

ab. Es fehlt eine hinreichende<br />

Unterscheidung zwischen Struktur-,<br />

Prozess- und Ergebnisqualität.<br />

> Es gibt es keine differenzierende Gewichtung<br />

der Kriterien. Kriterien der Dokumentation,<br />

Planung, Kommunikation und<br />

des Personaleinsatzes stehen gleichwertig<br />

neben der fachgerechten Durchführung<br />

der Pflege und dem Pflegezustand. Trotz<br />

schlechter pflegerischer Versorgung können<br />

problemlos ausreichende und bessere<br />

Bewertungen erreicht werden. Andererseits<br />

kann eine Pflegeeinrichtung, die sehr<br />

gut pflegt, aber weniger gut dokumentiert,<br />

entsprechende oder gar schlechtere Ergebnisse<br />

erzielen.<br />

> Die Bewohnerbefragung im Rahmen der<br />

Prüfung ist zu verbessern und gleichwertig<br />

zu berücksichtigen.<br />

Zur Optimierung der Qualitätskommunikation<br />

beteiligt sich der <strong>vzbv</strong> im ersten Halbjahr<br />

<strong>2010</strong> an der Arbeit des Beirats zur Evaluation<br />

der bisherigen Transparenzbemühungen und<br />

im Beirat des Projekts des Bundesgesundheits-<br />

und des Bundesfamilienministeriums<br />

zur „Entwicklung und Erprobung von Instrumenten<br />

zur Beurteilung der Ergebnisqualität<br />

in der stationären Altenhilfe“. Dabei wirkt der<br />

<strong>vzbv</strong> auf eine stärkere Berücksichtigung der<br />

Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger<br />

Menschen bei der Ausgestaltung der Qualitätskriterien<br />

hin.<br />

77


Gesundheit, Pflege, Agrarpolitik, Ernährung<br />

Podiumsdiskussion beim<br />

verbraucherpolitischen<br />

Forum<br />

78<br />

Internationale Grüne Woche:<br />

Abspecken für Klima und Gesundheit<br />

Globalisierung findet in zunehmendem Maße<br />

auf den Tellern der Verbraucher statt. Ebenso<br />

wie die übergewichtige deutsche Bevölkerung<br />

ist Deutschland auch im weltweiten<br />

Agrar- und Ernährungsmarkt als drittgrößter<br />

Exporteur und zweitgrößter Importeur von<br />

Agrarprodukten ein Schwergewicht.<br />

Im Jahr 2008 wurde mit über 52 Milliarden<br />

Euro ein neuer Ausfuhrrekord erreicht. Dem<br />

stehen Agrareinfuhren im Wert von über 58,6<br />

Milliarden Euro gegenüber.<br />

Anlässlich der Internationalen Grünen Woche<br />

(IGW) hat der <strong>vzbv</strong> im Januar <strong>2010</strong> auf die<br />

Kehrseite der bunten Lebensmittelvielfalt<br />

aufmerksam gemacht. „Die Freude über die<br />

Vielfalt unseres Speiseplans darf über die<br />

Kehrseiten der globalen Lebensmittelproduktion<br />

nicht hinwegtäuschen“, so Vorstand Gerd<br />

Billen zum Auftakt der IGW<br />

Vor allem der globale Klimawandel stellt die<br />

Land- und Ernährungswirtschaft vor neue<br />

Herausforderungen. An die Verbraucher appellierte<br />

der <strong>vzbv</strong>: „Wer sich und der Umwelt<br />

Gutes tun will, kann seinen Fleischkonsum re-<br />

duzieren und die Lebensmittelproduzenten zu<br />

mehr Engagement drängen.“ Der ökologische<br />

Ballast unserer Mahlzeiten ist groß, ebenso<br />

die Gefahr eines Dumpingwettbewerbs auf<br />

Kosten von Sozial- und Umweltstandards.<br />

86 Prozent der deutschen Verbraucher kritisieren,<br />

dass vergleichbare Herstellerinformationen<br />

zu den Klimawirkungen von Lebensmitteln<br />

fehlen. Zu diesem Ergebnis kommt eine<br />

Befragung im Auftrag des <strong>vzbv</strong>. Als Konsequenz<br />

erwartet der <strong>vzbv</strong> von der Lebensmittelwirtschaft<br />

mehr Transparenz und Ehrlichkeit<br />

bei der Produktion, Aufmachung und Kennzeichnung<br />

von Lebensmitteln. Zudem müsse<br />

die Politik die Lebensmittelindustrie zur<br />

Erstellung von Klimabilanzen verpflichten.<br />

Zoonosen-Risiko nimmt zu<br />

Außerdem machte der <strong>vzbv</strong> auf das Zoonosen-Risiko<br />

aufmerksam. Es steigt mit der<br />

zunehmenden Globalisierung im Lebensmittelhandel.<br />

In Deutschland werden jährlich<br />

über 40.000 Salmonellen-Erkrankungen<br />

gemeldet, Campylobacter ist eine der häufigsten<br />

Ursachen für bakterielle Magen-Darm-<br />

Erkrankungen. Der <strong>vzbv</strong> fordert eine Neujustierung<br />

der Risikowahrnehmung sowie eine<br />

umfassende Reduktionsstrategie für relevante<br />

Zoonosen. Unterstützung erhält der <strong>vzbv</strong> vom<br />

Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).<br />

„Verbraucherinnen und Verbraucher fürchten<br />

sich vor Pestizidrückständen in Lebensmitteln“,<br />

sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr.<br />

Andreas Hensel. „Risiken durch mangelnde<br />

Lebensmittelhygiene werden hingegen unterschätzt.“<br />

Qualitätsstandards von Lebensmitteln<br />

Im Rahmen des traditionellen verbraucherpolitischen<br />

Forums der Internationalen Grünen<br />

Woche (IGW) ging der <strong>vzbv</strong> in diesem Jahr der<br />

Frage nach, wie europäische Lebensmittelstandards<br />

aufrecht erhalten werden können.<br />

Unter anderem mit Vertretern aus Politik,<br />

Agrarwirtschaft und mit internationalen Gä-


sten diskutierte der <strong>vzbv</strong> die global verschiedenen<br />

Qualitätsstandards von Lebensmitteln.<br />

Denn bei der Frage, welche Lebensmittel<br />

gesund sind und wie sie hergestellt werden,<br />

variieren die Meinungen je nach Land und<br />

Kultur. Europa hat in den vergangenen Jahren<br />

erfolgreich in eine höhere Lebensmittelsicherheit<br />

investiert. Auch wenn noch nicht<br />

alle Probleme in der Umsetzung gelöst sind,<br />

existieren Vorschriften entlang der gesamten<br />

Kette „vom Acker bis zum Teller“. Doch das<br />

Erreichte wird zunehmend durch den Druck zu<br />

Angleichungen internationaler Lebensmittelstandards<br />

bedroht.<br />

Bisher konnte sich Europa erfolgreich gegen<br />

die Einfuhr von gechlortem Geflügelfleisch<br />

aus den USA stemmen. Ebenso ist der Verzehr<br />

von Fleisch geklonter Tiere in Europa bis dato<br />

nicht zugelassen. Doch wie lange noch? Nach<br />

WTO-Recht darf die EU ein Verbot nur für solche<br />

Produkte aussprechen, die nachweislich<br />

die Gesundheit von Verbrauchern schädigen.<br />

Doch die Ansprüche europäischer Verbraucher<br />

an die Qualität des Produktes und seiner<br />

Herstellung gehen darüber hinaus: Sie erwarten<br />

eine ökologisch und sozial verträgliche<br />

sowie ethisch unbedenkliche Erzeugung der<br />

Lebensmittel.<br />

Tierschutz ist Klimaschutz:<br />

Tagung der Allianz für Tiere<br />

Das Thema Klima und Landwirtschaft stand<br />

bereits im Juni <strong>2009</strong> im Zentrum einer Tagung<br />

der „Allianz für Tiere“.<br />

So ist vor allem die Tierhaltung mitentscheidend<br />

für die Höhe des Ausstoßes klimaschädlicher<br />

Treibhausgase in der Landwirtschaft.<br />

Neben einem reduzierten Fleischkonsum<br />

lassen sich vor allem durch eine weniger intensive<br />

Tierhaltung und nachhaltige Futtermittel<br />

rund 65 Prozent der in der Landwirtschaft<br />

Gesundheit, Pflege, Agrarpolitik, Ernährung<br />

produzierten klimawirksamen Treibhausgase<br />

einsparen.<br />

So könnte die Klimabilanz der Tierhaltung<br />

durch den Einsatz von heimischem Futter statt<br />

Soja aus Übersee deutlich verbessert werden.<br />

Als Konsequenz fordert der <strong>vzbv</strong>, dass sich<br />

die Erzeugung tierischer Lebensmittel stärker<br />

als bisher an den Kriterien des Klimaschutzes<br />

orientiert. Versuche, den Klimaschutz gegen<br />

den Tierschutz auszuspielen, sind für den<br />

<strong>vzbv</strong> nicht akzeptabel.<br />

Die „Allianz für Tiere in der Landwirtschaft“<br />

ist eine Arbeits- und Interessensgemeinschaft<br />

führender Organisationen aus den Bereichen<br />

Tier-, Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz.<br />

Ihr Ziel ist es, durch gemeinsame Vorhaben<br />

die landwirtschaftliche Nutztierhaltung in<br />

Deutschland nachhaltig zu verbessern. Mitglieder<br />

der Allianz sind neben dem <strong>vzbv</strong> der<br />

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland<br />

(BUND), der Deutsche Tierschutzbund,<br />

die Schweisfurth-Stiftung.<br />

<strong>vzbv</strong> fordert grünes Licht<br />

für die Nährwert-Ampel<br />

„Grünes Licht für die Ampel!“ – unter diesem<br />

Motto hat sich der <strong>vzbv</strong> mit verschiedenen Aktivitäten<br />

und Aktionen für die Einführung einer<br />

neuen und besseren Nährwertkennzeichnung<br />

nach dem Ampelmodell stark gemacht.<br />

Nach wie vor haben Verbraucher keine<br />

praktikable Möglichkeit, sich zuverlässig und<br />

verständlich über den Nährwertgehalt von<br />

Lebensmitteln zu informieren. Im Gegenteil: In<br />

vielen Fällen täuschen die Hersteller durch die<br />

Aufmachung und Etikettierung ihrer Produkte<br />

über deren tatsächlichen Inhalt hinweg.<br />

Unausgewogene Ernährung führt erwiesenermaßen<br />

zu großen gesundheitlichen Problemen<br />

und hohen gesellschaftlichen Kosten.<br />

79


Gesundheit, Pflege, Agrarpolitik, Ernährung<br />

Die Presse berichtet über<br />

die Forderungen der Verbraucherorganisationen.<br />

80<br />

Nach offiziellen Zahlen der Bundesregierung<br />

ist jeder zweite Erwachsene, sind 15 Prozent<br />

der Kinder und Jugendlichen übergewichtig.<br />

Die Folgekosten im Gesundheitswesen, die<br />

die Gesellschaft zu tragen hat, werden mit 70<br />

Milliarden Euro pro Jahr beziffert.<br />

Verbraucher müssen endlich die Möglichkeit<br />

erhalten, auf einen Blick zu erkennen, wo wie<br />

viel Fett, Zucker oder Salz enthalten ist. Am<br />

besten gegeben wäre dies durch die Einführung<br />

der sogenannten Nährwert-Ampel. Die<br />

Einführung eines solchen Kennzeichnungssystems<br />

ist der klare Wunsch der Verbraucher,<br />

wie mehrere Umfragen eindeutig belegen.<br />

Studien in Großbritannien, wo die Nährwert-<br />

Ampel bereits auf Verpackungen für Verbraucher<br />

sichtbar ist, zeigen, dass die Verbraucher<br />

diese verstehen und nutzen.<br />

Sowohl die Lebensmittelindustrie als auch<br />

weite Teile der Politik haben sich bislang massiv<br />

gegen die Ampelkennzeichnung gewehrt.<br />

Doch der Gegenwind der Industrie bröckelte,<br />

als die Firma Frosta im Rahmen einer Pressekonferenz<br />

von <strong>vzbv</strong>, foodwatch und AOK-<br />

Bundesverband als erster deutscher Hersteller<br />

ankündigte, die Ampelkennzeichnung auf<br />

einigen Produkten freiwillig einzuführen.<br />

Trotzdem verlief die Abstimmung im zuständigen<br />

Ausschuss des EU-Parlaments im März<br />

<strong>2010</strong> negativ für die Ampel. Allerdings war die<br />

Entscheidung gegen eine europaweit verbindliche<br />

Ampelkennzeichnung nur knapp, und die<br />

Möglichkeit einer nationalen Ampelkennzeichnung<br />

soll laut Ausschussbeschluss erhalten<br />

bleiben. Der <strong>vzbv</strong> wird sich daher weiterhin<br />

für die Ampelkennzeichnung und andere Verbesserungen<br />

bei der Lebensmittelkennzeichnung<br />

– beispielsweise für eine verbesserte<br />

Herkunftskennzeichnung und eine bessere<br />

Lesbarkeit der Angaben – einsetzen.<br />

Einsatz von Gentechnik bringt<br />

dem Verbraucher keinen Nutzen<br />

Die Verbraucher in Deutschland lehnen den<br />

Einsatz der Gentechnik in der Landwirtschaft<br />

und der Nahrungsmittelverarbeitung nach<br />

wie vor mehrheitlich ab. Auch EU-weit ist<br />

die Akzeptanz gentechnisch hergestellter<br />

Lebensmittel gering, denn für die Verbraucher<br />

besteht kein ersichtlicher Nutzen, sodass sie<br />

daher ein vermeidbares Risiko nicht eingehen<br />

möchten.<br />

Aus diesem Grund ist eine eindeutige Kennzeichnung<br />

der Produkte für die Wahlfreiheit<br />

und eine bewusste Kaufentscheidung unverzichtbar.<br />

Lücken im EU-Kennzeichnungsrecht,<br />

insbesondere bei der Kennzeichnung von<br />

Erzeugnissen von Tieren, die mit gentechnisch<br />

veränderten Futtermitteln gefüttert wurden,<br />

müssen geschlossen werden. Bis dahin hilft<br />

aber eine nationale „Ohne-Gentechnik“-<br />

Kennzeichnung denen weiter, die bewusst auf<br />

den Einsatz von gentechnisch veränderten<br />

Pflanzen in der Fütterung von Tieren verzichten<br />

wollen. Nach wie vor ist beim Einkauf<br />

etwa eines Rindersteaks vielfach nicht klar zu<br />

erkennen, ob das Rindersteak von einem Tier<br />

stammt, dessen Futter Gentechnik enthielt.<br />

Zwar regelt seit Mai 2008 ein Gesetz, welche<br />

Anforderungen Hersteller erfüllen müssen, um


Produkte mit dem Wortlaut „ohne Gentechnik“<br />

kennzeichnen zu dürfen. Doch rechtlich<br />

vorgegeben ist nur die Begrifflichkeit, nicht<br />

die Form der Darstellung. Auf ein einheitliches<br />

Logo konnten sich die verschiedenen Erzeuger<br />

bisher nicht einigen.<br />

Für ein einheitliches Siegel „Ohne Gentechnik“<br />

sprachen sich in einer von der Organisation<br />

Slowfood in Auftrag gegebenen forsa-<br />

Umfrage jedoch 90 Prozent der Verbraucher<br />

aus. 78 Prozent lehnen generell gentechnisch<br />

veränderte Bestandteile in der Nahrung ab.<br />

85 Prozent wollen keine Gentechnik im Futter<br />

der Nutztiere, deren Fleisch verzehrt wird.<br />

Als Motiv nannten die meisten die Sorge um<br />

unkalkulierbare Auswirkungen auf die Kreisläufe<br />

der Natur.<br />

Die Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft<br />

und Verbraucherschutz, Ilse Aigner,<br />

stellte ein einheitliches Logo für tierische<br />

Produkte „ohne Gentechnik“ vor. Der <strong>vzbv</strong><br />

begrüßte die Initiative und forderte die Hersteller,<br />

die noch immer sehr große Zurückhaltung<br />

zeigen, auf, von dieser verbesserten<br />

Kennzeichnung Gebrauch zu machen. In der<br />

Koalitionsvereinbarung wird eine Veränderung<br />

der Regelung im Sinn einer positiven Prozesskennzeichnung<br />

angekündigt.<br />

Marktcheck ergab: Nur ein Drittel<br />

der Milch ist korrekt bezeichnet<br />

In deutschen Supermärkten hat sich die<br />

länger haltbare ESL-Milch ausgebreitet, ohne<br />

dass die Verbraucher darüber informiert<br />

wurden.<br />

Nach einer Phase der Verunsicherung wurde<br />

schließlich Anfang <strong>2009</strong> eine Selbstverpflichtung<br />

vom Bundesverbraucherministerium,<br />

Milchindustrie-Verband e.V. (MIV) und<br />

Hauptverband des Deutschen Einzelhandels<br />

(HDE) ausgehandelt: ESL-Milch sollte mit dem<br />

Gesundheit, Pflege, Agrarpolitik, Ernährung<br />

Zusatz „länger haltbar“, traditionelle Frischmilch<br />

mit dem Zusatz „traditionell hergestellt“<br />

ausgelobt werden.<br />

Doch ein halbes Jahr später ergab ein Test der<br />

Verbraucherzentralen und des <strong>vzbv</strong>, dass die<br />

freiwillige Selbstverpflichtung nicht flächendeckend<br />

umgesetzt wird. Nur ein Drittel der<br />

Milch war entsprechend der Selbstverpflichtung<br />

gekennzeichnet. Untersucht wurden<br />

bundesweit über 650 Milchpackungen in 80<br />

Lebensmittelgeschäften. Eine weitere Erkenntnis:<br />

Traditionelle Frischmilch wird in vielen<br />

Geschäften überhaupt nicht mehr angeboten.<br />

Die mangelhafte Umsetzung der Milchkennzeichnung<br />

trägt zur Verunsicherung der Verbraucher<br />

bei und ist ein Beispiel zunehmend<br />

schleichender Veränderungen in der Produktion<br />

und Verarbeitung von Lebensmitteln.<br />

Zuvor hatten schon Schinken- und Käseimitate<br />

erneut für öffentliches Aufsehen gesorgt.<br />

Erst nach einem neuerlichen Marktcheck der<br />

Verbraucherzentralen konnte zum Ende des<br />

Jahres festgestellt werden, dass die Selbstverpflichtung<br />

von den meisten Herstellern<br />

umgesetzt wird.<br />

Ist wirklich alles frisch,<br />

wo frisch draufsteht?<br />

81


Europäische und internationale Verbraucherpolitik<br />

Europäische und<br />

internationale<br />

Verbraucherpolitik<br />

83


Europäische und internationale Verbraucherpolitik<br />

84<br />

Europawahl: Europa für Verbraucher<br />

Welche Verbraucherpolitik in Deutschland gemacht wird, wird<br />

in zunehmenden Maße in Brüssel entschieden. Wir achten<br />

darauf, dass die Rechte der Verbraucher bereits in der frühen<br />

Phase der politischen Meinungsbildung Berücksichtigung<br />

finden und nationale Maßstäbe nicht im europäischen Recht<br />

verloren gehen. Mit dem „Pakt für Verbraucher“ stehen wichtige<br />

Schlüsselthemen zur grundlegenden Entscheidung an.<br />

Die Europäische Union ist vielen Verbrauchern<br />

nach wie vor fremd. Für den Verbraucherzentrale<br />

Bundesverband war es daher wichtig,<br />

Verbraucher zu motivieren, sich an der<br />

Europawahl zu beteiligen und ihnen Entscheidungshilfen<br />

aus verbraucherpolitischer Sicht<br />

anzubieten. „Viele Dinge des Konsumalltags<br />

bestimmt die EU. Außerdem legt sich Brüssel<br />

auch mit den großen Konzernen an und sorgt<br />

für mehr Wettbewerb im Interesse der Verbraucher“,<br />

erklärte <strong>vzbv</strong>-Vorstand Gerd Billen.<br />

Als Beispiele nannte er die jüngsten Kartellverfahren<br />

gegen Microsoft und Intel sowie der<br />

Energiemarkt.<br />

Zur Europawahl im Juni <strong>2009</strong> hatte der<br />

Verbraucherzentrale Bundesverband deshalb<br />

eine Webseite europa-fuer-verbraucher<br />

geschaffen. Die Webseite beinhaltete unter<br />

anderem Antworten der Spitzenkandidaten<br />

zu verbraucherpolitischen Fragen sowie eine<br />

Bilanz der EU-Politik der vergangenen Jahre.<br />

Verbraucherinnen und Verbraucher konnten<br />

darüber hinaus die sechs deutschen Spitzenkandidaten<br />

direkt zum Handeln auffordern:<br />

Mittels einer vorformulierten E-Mail konnten<br />

die Kandidaten zur Stärkung der Verbraucherrechte<br />

und zur Unterstützung eines „Paktes“<br />

zwischen dem Europäischen Parlament und<br />

den Verbraucherinnen und Verbrauchern aufgefordert<br />

werden. Diesen Pakt hat der <strong>vzbv</strong><br />

mit der europäischen Verbraucherorganisation<br />

BEUC erarbeitet. Er benennt verbraucherpolitische<br />

Bereiche, in denen die zukünftigen<br />

Parlamentarier etwas bewegen können und<br />

sollen – unter anderem in den Politikfeldern<br />

Energie und Nachhaltigkeit, Lebensmittel,<br />

Finanzdienstleistungen und Verbraucherrechte.<br />

Die Webseite ist mit bisher 17.541 Zugriffen<br />

auf positive Resonanz gestoßen und wurde<br />

von vielen anderen Einrichtungen (darunter:<br />

Friedrich Ebert Stiftung, Schulen am Netz e.V.,<br />

konsumo) verlinkt. Bis zur Wahl haben 318<br />

Kandidaten den „Verbraucherpakt“ unterschrieben,<br />

darunter 39 aus Deutschland.<br />

> www.europa-fuer-verbraucher.de


Pakt für Verbraucher<br />

Der Verbraucherzentrale Bundesverband hat zusammen mit der europäischen Verbraucherorganisation<br />

BEUC einen „Leitfaden für zukünftige Mitglieder des Europäischen<br />

Parlaments“ erarbeitet. Dieser soll einen „Pakt“ zwischen dem Europäischen Parlament<br />

und den Verbraucherinnen und Verbrauchern auf den Weg bringen. Der Pakt benennt<br />

die Bereiche, in denen zukünftige Parlamentarier etwas für Verbraucher bewegen können.<br />

Das sind die Schlüsselthemen, die den Verbrauchern unter den Nägeln brennen.<br />

Die Themen des Pakts:<br />

> Energie und Nachhaltigkeit<br />

Garantieren, dass alle EU-Verbraucher<br />

Zugang zu Energiedienstleistungen<br />

ihrer Wahl haben, ohne dabei die<br />

Bedürfnisse heutiger und künftiger<br />

Generationen aufs Spiel zu setzen.<br />

Sicherstellen, dass Verbrauchsgüter<br />

und Dienstleistungen nachhaltig und<br />

für alle zugänglich sind; Verbrauchern<br />

einfaches ‚nachhaltiges’ Handeln ermöglichen.<br />

> Finanzdienstleistungen<br />

Zugang zu sicheren, bezahlbaren,<br />

transparenten, fairen und effizienten<br />

Finanzdienstleistungen gewährleisten.<br />

> Verbraucherverträge<br />

Verbraucherrechte beim Internetkauf<br />

sowie beim herkömmlichen Kauf von<br />

Waren und Dienstleistungen stärken<br />

und sie zukunftsfähig machen.<br />

> Lebensmittel<br />

Verbrauchern helfen, mühelos informierte<br />

Entscheidungen zu treffen, den<br />

Europäische und internationale Verbraucherpolitik<br />

Zugang zu sicheren und gesunden<br />

Lebensmitteln zu verbessern und<br />

nachhaltige Lebensmittelerzeugung und<br />

nachhaltigen Konsum zu fördern.<br />

> Digitale Welt<br />

Verbraucher stärken, damit sie in<br />

einem sicheren, fairen und wettbewerbsorientierten<br />

digitalen Markt eine<br />

zentrale Rolle spielen.<br />

> Gesundheit<br />

Die Gesundheit der Verbraucher an die<br />

erste Stelle setzen: qualitativ hochwertige<br />

Informationen und Gesundheitsversorgung<br />

für alle fördern.<br />

> Sicherheit<br />

Mehr Produktsicherheit und eine<br />

geringere Belastung von Mensch und<br />

Umwelt durch gefährliche Chemikalien.<br />

> Sammelklagen<br />

Alle EU-Verbraucher, die durch dasselbe<br />

Unternehmen einen Schaden erlitten<br />

haben, voll entschädigen.<br />

85


Europäische und internationale Verbraucherpolitik<br />

86<br />

Verbraucherorganisationen erarbeiten<br />

Vergleichsindikatoren bis 2011<br />

Die EU-Kommission will den Verbraucherschutz<br />

innerhalb der EU messen und vergleichen<br />

und hat zu diesem Zweck eine Unterarbeitsgruppe<br />

der European Consultative Group<br />

(ECCG) eingerichtet.<br />

Die in der Gruppe befindlichen Vertreter<br />

von 14 europäischen Verbraucherorganisationen,<br />

darunter auch der Verbraucherzentrale<br />

Bundesverband, sollen Indikatoren für die<br />

Untersuchung erarbeiten.<br />

Im Index für den Ländervergleich sollen sich<br />

die typischen Funktionen des Verbraucherschutzes<br />

wie Verbraucherinformation und<br />

-beratung, Lobbyarbeit, vergleichende Waren-<br />

und Dienstleistungstests, Rechtsdurchsetzung<br />

und Entschädigung sowie Verbraucher- und<br />

Marktforschung und die mit diesen Aufgaben<br />

verbundenen Institutionen widerspiegeln.<br />

Für den <strong>vzbv</strong> ist wichtig, dass in die Betrachtung<br />

nicht nur private Verbraucherorganisationen<br />

einbezogen werden, sondern<br />

alle Institutionen, die Verbraucherschutz zur<br />

Aufgabe haben, also auch staatliche Einrichtungen.<br />

Eine gute Orientierung hierfür bietet<br />

der deutsche Verbraucherschutzindex, der alle<br />

zwei Jahre vom <strong>vzbv</strong> in Auftrag gegeben wird.<br />

BEUC<br />

Der <strong>vzbv</strong> arbeitet weiterhin aktiv bei dem<br />

europäischen Dachverband BEUC mit.<br />

So wurde Frau Cornelia Tausch, Fachbereichsleiterin<br />

Wirtschaft und Internationales in den<br />

Vorstand gewählt und als Schatzmeistern<br />

benannt. Darüber hinaus arbeitet der <strong>vzbv</strong><br />

kontinuierlich in drei der acht neu geschaffenen<br />

Expertenteams bei BEUC mit, und zwar<br />

in den Teams Verbraucherrechte, Produktsicherheit<br />

und Finanzdienstleistungen.<br />

BEUC hat inzwischen auch neue Räume in der<br />

Nähe der Europäischen Kommission und des<br />

Europäischen Parlaments in Brüssel bezogen<br />

und verfügt nun auch über eigene Tagungsräume.<br />

Consumers International<br />

Der internationale Dachverband Consumers<br />

International (CI) hat das Thema Klimawandel<br />

erstmalig schwerpunktmäßig aufgenommen.<br />

Im Vorfeld zu der Klimakonferenz in Kopenhagen<br />

erfolgte eine enge Zusammenarbeit<br />

mit dem <strong>vzbv</strong> zur Abstimmung einer gemeinsamen<br />

Position. Die Finanzkrise war Gegenstand<br />

der diesjährigen CI Kampagne zum<br />

Weltverbrauchertag.


Südosteuropa bleibt im Fokus der Aufbauarbeit<br />

Europäische und internationale Verbraucherpolitik<br />

Nach Kroatien, das schon seit 2006 Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union<br />

aufgenommen hat, und Mazedonien, das seit 2005 den formalen Status eines EU-Beitrittskandidaten<br />

hat, haben <strong>2009</strong> zwei weitere Balkanländer einen offiziellen EU-Beitrittsantrag<br />

gestellt: Serbien und Montenegro. Die Beitrittskandidaten müssen ihre Anstrengungen<br />

intensivieren, den rechtlichen Rahmen der EU auch im Bereich Verbraucherschutz<br />

zu übernehmen und entsprechende Institutionen zur Durchsetzung der Verbraucherrechte<br />

aufzubauen. Dabei hilft ihnen die EU mit den Heranführungsprogrammen. In > Serbien<br />

wirkt der Verbraucherzentrale Bundesverband seit 2007 bei der Durchführung eines EU-<br />

Projektes zum Verbraucherschutz. Die Schwerpunkte des Projektes sind die Unterstützung<br />

des serbischen Ministeriums für Handel und Dienstleistungen bei der Erarbeitung eines<br />

neuen Verbraucherschutzgesetzes im Einklang mit der EU-Gesetzgebung und Stärkung der<br />

Kapazitäten der Regierungsbehörden und der nichtstaatlichen Verbraucherorganisationen.<br />

Auf Antrag des serbischen Ministeriums und nach der Projektevaluierung durch die Europäische<br />

Kommission wurde das Projekt bis Oktober <strong>2010</strong> verlängert.<br />

Das Twinning-Projekt in > Kroatien in Kooperation zwischen dem kroatischen Wirtschaftsministerium,<br />

dem deutschen Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft<br />

und Verbraucherschutz und dem Verbraucherzentrale Bundesverband wurde im Oktober<br />

<strong>2009</strong> beendet. Unsere Unterstützung war <strong>2009</strong> auf den Aufbau der Verbraucherbildung in<br />

Schulen sowie auf die Fortbildung der Mitarbeiter der kroatischen Marktaufsichtsbehörde<br />

fokussiert. In > Montenegro wurde das Projekt der EU-Unterstützung für die Entwicklung<br />

des Verbraucherschutzes im Mai <strong>2009</strong> beendet. Dort hat der Verbraucherzentrale Bundesverband<br />

mit der Vorsitzenden der slowenischen Verbraucherorganisation die montenegrinische<br />

Verbraucherschutzbehörde bei der Erarbeitung der Richtlinien für eine langfristige<br />

Verbraucherpolitik in Montenegro beraten.<br />

Ähnliches hat der Verbraucherzentrale Bundesverband auch in > Nordzypern geleistet.<br />

In einer Expertenmission im Auftrag der Europäischen Kommission im September <strong>2009</strong><br />

wurde die nordzyprische Administration dabei unterstützt, die gesetzlichen Vorschriften<br />

und die Institutionen für Verbraucherschutz an die EU-Standards anzupassen.<br />

87


Erfolgreich Rechte für Verbraucher durchsetzen<br />

Recht durchsetzen<br />

89


Erfolgreich Rechte für Verbraucher durchsetzen<br />

90<br />

Erfolgreich Anwalt für Verbraucher sein<br />

Um Verbraucherrechte wirksam durchzusetzen, benötigen<br />

Verbraucher einen guten Anwalt. Im Berichtsjahr haben wir<br />

in 398 Fällen Abmahnungen ausgesprochen und sind in 98<br />

Fällen vor Gericht gezogen. Meist erfolgreich haben wir mit<br />

unseren juristischen Befugnissen für die Rechte der Verbraucher<br />

gestritten und dadurch eine konsequente Durchsetzung<br />

von Gesetzen in der Praxis erreicht.<br />

Internet-Abzocker finden immer<br />

neue Wege<br />

Obwohl der Verbraucherzentrale Bundesverband<br />

gegen unseriöse Online-Anbieter ein<br />

Verfahren nach dem anderen gewinnt, nimmt<br />

die Abzocke weiter zu.<br />

Mit nur geringer Anpassung starten die Betreiber<br />

einfach ein neues Angebot. Schärfere<br />

Sanktionen gegen die<br />

Hintermänner könnten<br />

helfen, diesem Hase-und-<br />

Igel-Spiel einen Riegel<br />

vorzuschieben. „Anwälte,<br />

die im Auftrag der<br />

Betreiber Mahnschreiben<br />

wie Postwurfsendungen<br />

verschicken, muss die<br />

Zulassung entzogen<br />

werden können“, fordert<br />

Gerd Billen. Auch stünden<br />

die Banken in der Pflicht,<br />

einschlägig bekannten<br />

Anbietern ein Konto zu<br />

verweigern.<br />

Mit unzähligen vermeintlichen<br />

Gratis-Diensten<br />

locken unseriöse Anbieter<br />

Internetnutzer in eine<br />

Kostenfalle. Viele Verbraucher rechnen nicht<br />

damit, für Dienste zahlen zu müssen, die<br />

es im Internet im Normalfall kostenlos gibt.<br />

Im guten Glauben geben sie ihren Namen<br />

und ihre Adresse an – und haben ein teures<br />

Abo oder einen kostenpflichtigen Zugang<br />

abgeschlossen. Daher fordert der <strong>vzbv</strong>, dass<br />

Kosten, die bei Verträgen im Internet entstehen,<br />

von den Nutzern vorher immer separat<br />

bestätigt werden müssen, um die rasante Ausbreitung<br />

sogenannter Kostenfallen im Internet<br />

zu stoppen. „Dass ein Angebot Geld kostet,<br />

muss für jedermann erkennbar sein, etwa<br />

durch ein deutlich sichtbares Abfragefeld“, so<br />

<strong>vzbv</strong>-Vorstand Gerd Billen.<br />

Da Aufklärung und Abmahnungen nicht mehr<br />

ausreichen, haben der Verbraucherzentrale<br />

Bundesverband und die Zeitschrift Computerbild<br />

ihre Kräfte gebündelt. Eine Hilfe für<br />

Internetnutzer bietet jetzt die von Computerbild<br />

entwickelte Software „Abzock-Schutz“.<br />

„Das kostenlose Programm lässt sich einfach<br />

in die Browser Firefox und Internet Explorer<br />

integrieren. Es warnt die Internetnutzer vor<br />

dem Besuch unseriöser Seiten und verweist<br />

auf gebührenfreie Alternativen“, erklärt Chefredakteur<br />

Hans-Martin Burr. Herz der Software<br />

ist eine Datenbank, die bei jedem Start des<br />

Browsers aktualisiert wird. Eine Allianz aus<br />

Verbraucherschützern, Anwälten, dem Inter-


netportal abzocknews.de und der Computerbild-Redaktion<br />

ergänzt diese Sperrliste<br />

ständig weiter. Zusätzlich kann jeder Nutzer<br />

selbst verdächtige Seiten melden.<br />

Betroffenen rät der Verbraucherzentrale Bundesverband,<br />

Rechnungen nicht zu begleichen<br />

und sich im Zweifel an die örtliche Verbraucherzentrale<br />

zu wenden. Die Gefahr, von den<br />

Anbietern verklagt zu werden, ist erfahrungsgemäß<br />

äußerst gering. „Das ganze System ist<br />

darauf angelegt, die Rechnungsempfänger zu<br />

verängstigen und direkt zur Zahlung zu bewegen.<br />

An einer gerichtlichen Klärung haben<br />

die Anbieter gar kein Interesse“, so Billen.<br />

Wer einmal gezahlt hat, dessen Geld ist in<br />

der Regel verloren, denn viele Unternehmen<br />

sitzen im Ausland und verschwinden von der<br />

Bildfläche, sobald jemand Schadensersatzansprüche<br />

stellt.<br />

Händler müssen unmissverständlich und<br />

vollständig über Widerrufsrecht aufklären<br />

Der Bundesgerichtshof (BGH) hat nach<br />

einer Klage des Verbraucherzentrale Bundesverbandes<br />

gegen einen Versandhändler<br />

entschieden, dass es nicht ausreiche, wenn<br />

Händler lediglich Teile des amtlichen Musters<br />

verwenden.<br />

Solange der Kunde nicht korrekt über sein<br />

Widerrufsrecht aufgeklärt wurde, kann er die<br />

gekaufte Ware jederzeit zurückgeben.<br />

Verbraucher, die Waren zum Beispiel von<br />

einem professionellen eBay-Händler kaufen<br />

oder ersteigern, können den Vertrag innerhalb<br />

eines Monats widerrufen und die Ware<br />

zurückgeben. Der Händler muss eine Reihe<br />

von Informationspflichten erfüllen, bevor die<br />

Widerrufsfrist beginnt. Er muss unter anderem<br />

über die Vertragsbedingungen und die technischen<br />

Schritte bis zum Vertragsabschluss<br />

informieren und die Möglichkeit zur Korrektur<br />

von Fehleingaben vorsehen. Der Bundesge-<br />

Erfolgreich Rechte für Verbraucher durchsetzen<br />

richtshof sah in einer unvollständigen Klausel<br />

einen Verstoß gegen das gesetzliche Transparenzgebot.<br />

Auch muss der Anbieter klar benennen, in<br />

welchen Fällen ein Anspruch auf Wertersatz<br />

besteht. Der bloße Gebrauchstest etwa eines<br />

Kaffeeautomaten oder das Anprobieren eines<br />

Kleides ist stets erlaubt und kann keinen Anspruch<br />

auf Wertersatz auslösen. Der Bundesgerichtshof<br />

stellte klar: Wollen eBay-Händler<br />

sichergehen, dass ihre Widerrufsbelehrungen<br />

rechtlich einwandfrei sind, müssen sie die<br />

amtliche Musterbelehrung wörtlich und vollständig<br />

übernehmen.<br />

Online-Buchung bei Billigfliegern<br />

muss kostenfrei möglich sein<br />

Der Verbraucherzentrale Bundesverband<br />

gewinnt eine Klage gegen Ryanair, deren<br />

bisherige Zahlpraxis für unzulässig erklärt<br />

wurde.<br />

So entschied das Berliner Kammergericht,<br />

dass eine Fluggesellschaft für die Buchung<br />

im Internet nur dann eine Kreditkartengebühr<br />

verlangen darf, wenn sie auch ein etabliertes<br />

kostenfreies Zahlverfahren anbietet.<br />

Das Unternehmen hatte seinen Kunden für<br />

den Kauf des Tickets per Kreditkarte eine<br />

Gebühr von vier Euro pro Fluggast und<br />

einfachem Flug abgezogen. 1,50 Euro betrug<br />

die Gebühr für den Einsatz einer Zahlkarte.<br />

Kunden hatten keine Möglichkeit, ihr Ticket<br />

ohne Zusatzkosten zu bezahlen. Eine echte<br />

Gegenleistung sei für die Gebühren nicht<br />

ersichtlich, begründeten die Richter das Urteil.<br />

Der bargeldlose Zahlungsverkehr liege im<br />

eigenen Interesse der Fluggesellschaft, zumal<br />

sie keine Barzahlungen akzeptiere. Ryanair<br />

sei gesetzlich verpflichtet, die Zahlung für das<br />

Ticket anzunehmen. Dafür dürfe eine Fluggesellschaft<br />

kein gesondertes Entgelt verlangen.<br />

91


Erfolgreich Rechte für Verbraucher durchsetzen<br />

92<br />

Für die Kunden bedeutet das Urteil einen<br />

weiteren Schritt hin zu mehr Preistransparenz.<br />

Ryanair ist dabei nicht die einzige Fluggesellschaft,<br />

die den Kunden mit ihrer Preispolitik<br />

das Leben schwer macht. Viele Billigflieger<br />

werben mit Flugpreisen zum Taxitarif, doch<br />

am Ende müssen Passagiere durch Extrakosten<br />

wie für die Gepäckaufgabe, die Ticketzahlung<br />

und selbst für das Check-in oft mehr<br />

als das Doppelte zahlen. Diese Positionen<br />

sind zudem oft im Bestellvorgang oder in den<br />

Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) versteckt.<br />

„Der Verbraucher muss auf den ersten<br />

Blick erkennen, wie teurer das angebotene<br />

Ticket ist“, fordert Gerd Billen, Vorstand des<br />

Verbraucherzentrale Bundesverbands.<br />

So hat der <strong>vzbv</strong> bereits 50 Abmahn- und<br />

Klageverfahren seit Mitte 2006 gegen Fluggesellschaften<br />

eingeleitet. Unterstützung bekam<br />

der Verband durch eine neue Richtlinie der<br />

Europäischen Union, die im November 2008<br />

in Kraft trat. Sie legt fest, dass der Endpreis<br />

für den Flug alle zwingenden Kosten enthalten<br />

muss. Zusatzkosten für Extraleistungen<br />

sind zu Beginn des Buchungsvorgangs deutlich<br />

darzustellen.<br />

Abmahnungen von Mobilfunkanbietern<br />

bringen bessere Bedingungen<br />

Vertragsbedingungen für Handynutzer werden<br />

sich deutlich verbessern, etwa bei Kündigungsfristen<br />

oder dem Datenschutz, denn<br />

zahlreiche Mobilfunkanbieter müssen auf<br />

Druck des <strong>vzbv</strong> rechtswidrige Klauseln aus<br />

ihren Verträgen streichen. Fast 200 Bestimmungen<br />

hielten einer rechtlichen Bewertung<br />

nicht stand.<br />

Das sogenannte Kleingedruckte von insgesamt<br />

19 Mobilfunkanbietern stand in der im<br />

Sommer 2008 gestarteten Abmahnaktion auf<br />

dem Prüfstein. Darin legten die Anbieter bei-<br />

spielsweise Bedingungen zur Sperrung oder<br />

Kündigung des Anschlusses fest: Teilweise<br />

reichte ein Zahlungsrückstand von 15,50 Euro<br />

für eine vollständige Sperrung aus. In anderen<br />

Fällen drohte bei einer missbräuchlichen<br />

Anschlussnutzung die fristlose Kündigung –<br />

ohne dass der Vertrag geklärt hätte, was in<br />

diesem Zusammenhang missbräuchlich heißt.<br />

„Unternehmen sollten einen fairen Umgang<br />

mit ihren Kunden pflegen. Daran haben wir<br />

die Anbieter mit unseren Abmahnungen erinnert“,<br />

so Vorstand Gerd Billen.<br />

Die Firmen müssen ihre Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />

durchsichtiger und<br />

konkreter formulieren. Außerdem müssen sie<br />

Verbraucher vorher über Kündigungen informieren<br />

oder ihnen ordnungsgemäße Fristen<br />

bei Zahlungsverzug setzen. Zudem dürfen sie<br />

die Daten der Kunden nur zu Werbezwecken<br />

nutzen, wenn diese zugestimmt haben. Auch<br />

einer weiteren fragwürdigen Praxis schoben<br />

die Gerichte einen Riegel vor: Viele Unternehmen<br />

kündigten einseitig den Vertrag mit<br />

solchen Kunden, die gegen Vertragsänderungen<br />

Widerspruch einlegten. Die Richter<br />

entschieden, dass der Verbraucher nicht vor<br />

die Alternative gestellt werden darf, entweder<br />

die veränderten Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />

zu akzeptieren oder ihm wird der<br />

Vertrag gekündigt.<br />

Die Richter gaben der Klage des Verbraucherzentrale<br />

Bundesverbandes Recht und<br />

erklärten in der ersten Instanz nahezu alle<br />

Klauseln für rechtswidrig. Sie orientierten sich<br />

dabei auch an der neueren Rechtsprechung<br />

des Bundesgerichtshofs. Diese schränkt die<br />

Spielräume für einseitige Vertragsänderungen<br />

deutlich ein. Für rund 100 weitere Klauseln<br />

unterzeichneten Unternehmen bereits vorgerichtlich<br />

eine Unterlassungserklärung.<br />

Verbraucher können nun besser als bisher<br />

erkennen, mit welchen und mit wie vielen<br />

Änderungen im bestehenden Vertragsverhält-


nis sie rechnen müssen. Wenn Unternehmen<br />

diese Vorgabe nicht berücksichtigen, sind die<br />

entsprechenden Klauseln unwirksam.<br />

<strong>vzbv</strong> mit drei Klagen gegen<br />

Tabakkonzerne erfolgreich<br />

Tabakkonzerne dürfen in Zeitungen nicht<br />

für Zigaretten werben, auch nicht unter dem<br />

Vorwand der Imagewerbung.<br />

Das hat das Hanseatische Oberlandesgericht<br />

nach Klagen des Verbraucherzentrale Bundesverbands<br />

gegen Reemtsma und British American<br />

Tobacco (BAT) entschieden. In einem<br />

dritten Urteil untersagte das Gericht der Santa<br />

Fe Natural Tobacco Company Zigaretten mit<br />

dem Begriff „Bio-Tabak“ zu bewerben. „Die<br />

Richter haben deutlich gemacht, dass Gesundheits-<br />

und Jugendschutz Vorrang haben“, so<br />

Gerd Billen, Vorstand des Verbraucherzentrale<br />

Bundesverbands.<br />

Die Hamburger Richter gestanden den Tabakfirmen<br />

zwar das Recht zu, Imagewerbung zu<br />

betreiben. Die Nennung der Zigarettenmarken<br />

habe aber nichts mit der grundgesetzlich<br />

geschützten Meinungsäußerung in den<br />

Annoncen zu tun und verstoße gegen das<br />

Werbeverbot für Tabakerzeugnisse. Das gilt<br />

nach Auffassung der Richter auch dann, wenn<br />

die Markennamen nur in relativ kleiner Schrift<br />

aufgeführt sind.<br />

Die Santa Fe Natural Tobacco Company hingegen<br />

hatte für eine Zigarettenmarke in Flyern<br />

mit dem Hinweis „Bio Tabak“ geworben,<br />

was jedoch gegen das Vorläufige Tabakgesetz<br />

verstößt. Danach ist es verboten, in der<br />

Werbung für Tabakerzeugnisse Bezeichnungen<br />

zu verwenden, die darauf hindeuten, dass die<br />

Produkte natürlich oder naturrein sind. Die<br />

Richter stellten fest, „Biotabak“ deute auf die<br />

Begriffe „natürlich“ oder „naturrein“ hin, was<br />

suggeriere, der Konsum einer solchen Ziga-<br />

Erfolgreich Rechte für Verbraucher durchsetzen<br />

rette sei weniger gesundheitsschädlich. Dafür<br />

gebe es jedoch keine Anhaltspunkte.<br />

Die Richter betonten, dass die Werbebeschränkung<br />

nicht gegen das Grundgesetz<br />

verstoße, sondern angesichts der erheblichen<br />

Gesundheitsgefährdung durch Tabakerzeugnisse<br />

verhältnismäßig sei.<br />

Die Verfahren gegen Santa Fe und gegen<br />

British American Tobacco befinden sich nun<br />

in der Revisionsinstanz vor dem Bundesgerichtshof.<br />

Irreführende Werbung mit Testurteilen<br />

verboten<br />

Der Verbraucherzentrale Bundesverband hat<br />

in Zusammenarbeit mit der Stiftung Warentest<br />

rund 100 Abmahnungen an Händler und<br />

Unternehmen versendet, die irreführend mit<br />

Testurteilen geworben haben. Überwiegend<br />

verpflichteten sich daraufhin die Händler, die<br />

Werbung zu unterlassen. Es mussten jedoch<br />

einige Klagen eingereicht werden.<br />

Da Werbung mit Testurteilen einen starken<br />

Einfluss auf die Kaufentscheidung der Verbraucher<br />

hat, muss dem Missbrauch der Werbung<br />

mit Testergebnissen mit Abmahnungen<br />

begegnet werden.<br />

So wurden beispielsweise Testurteile auf<br />

nicht getestete Produkte übertragen, günstige<br />

Einzelaussagen hervorgehoben oder Tests<br />

auf nicht getestete Produkte übertragen. Oft<br />

wurde auch das Veröffentlichungsdatum nicht<br />

angegeben, sodass der Verbraucher den Test<br />

nicht im Einzelnen nachvollziehen und prüfen<br />

kann, ob es für seinen Bedarf besser geeignete<br />

oder vergleichbare Produkte gibt.<br />

Viele Produkte<br />

werben irreführend<br />

mit Testurteilen.<br />

93


Für unsere<br />

Mitglieder<br />

Für unsere Mitglieder<br />

95


Für unsere Mitglieder<br />

96<br />

Fortbildung, Verbraucherforschung,<br />

Intranet<br />

Mehr denn je verlangt die Fülle an Informationen, die den<br />

Verbrauchern zur Verfügung stehen, Hilfe beim Umgang<br />

und der Bewertung. Nur gut gebildete Verbraucher können<br />

selbstbestimmt und mündig die Entscheidungen treffen, die<br />

sie für richtig halten. Diese Beratungs- und Ausbildungskompetenz<br />

wird von uns kontinuierlich vorangetrieben.<br />

Das Themenportal für die Verbraucherbildung<br />

– www.verbraucherbildung.de<br />

Die Verbraucherbildungsplattform verbraucherbildung.de<br />

konnte mit fast 200.000<br />

Besuchern sowie vielen neuen Newsletter-<br />

Abonnenten einen neuen Besucherrekord<br />

verzeichnen. Die Kernbereiche der Plattform,<br />

die Unterrichtsmaterialien und aktuelle<br />

Informationen in Form von Brennpunkten und<br />

Schlaglichtern wurden auch in diesem Jahr<br />

am häufigsten angeklickt.<br />

Den Besuchern wurden aktuelle Brennpunkte<br />

geboten zu den Themen gesunde Ernährung,<br />

Produktsicherheit, Förderung von Familien<br />

im Alltag, Soziale Netzwerke, Interkulturelle<br />

Öffnung des Verbraucherschutzes, die<br />

Veranstaltungen des <strong>vzbv</strong> wie dem Forum auf<br />

der Internationalen Grünen Woche oder dem<br />

Deutschen Verbrauchertag ergänzten. Des<br />

Weiteren gab es viele aktuelle Schlaglichter<br />

mit Meldungen aus dem Internet rund um das<br />

Verbraucherbildungsthema.<br />

Die Schwerpunkte des letzten Jahres lagen<br />

auf der Aktualisierung von bewährten Unterrichtsmaterialien<br />

wie Stand-by, Ökologischer<br />

Fußabdruck, Globalisierung in der Innenstadt,<br />

Nachhaltigkeit und Globalisierung am Beispiel<br />

von Textilien, Hühnerhaltung und Lebensmittel<br />

„Ei“ auf dem Prüfstand. Neu hinzu kamen<br />

im Bereich Finanzkompetenz zwei Spiele für<br />

den Unterricht: Kreditpoly und Versicherungspoker.<br />

Die Plattform wurde um die Bereiche „Kinder<br />

und Werbung“ mit Materialien aus der „Kinderkampagne“<br />

des <strong>vzbv</strong> sowie „Verbraucher<br />

gegen Spam“ aus dem Projekt „Spamkampagne“<br />

des <strong>vzbv</strong> mit vielen Informationen und<br />

nützlichen Tipps erweitert.<br />

Ganz neu angelegt wurde der Bereich „Tagungen<br />

Mitgliedsverbände“, um die zwei Tagungen<br />

„Interkulturelle Öffnung“ (9.-10. September<br />

<strong>2009</strong>) und „Pflege im Alter“ (23.-25.<br />

September <strong>2009</strong>) für unsere Mitgliedsverbände<br />

auch online zu begleiten. So wurden vor<br />

den Tagungen viele Materialien und umfangreiche<br />

Linklisten sowie das Tagungsprogramm<br />

zur Verfügung gestellt. Nach den Tagungen<br />

wurden die Materialien um Vorträge der Referenten<br />

und Arbeitsergebnisse erweitert. Neu<br />

ist, dass wir den Teilnehmern Online-Foren<br />

anbieten, in denen sie zur Vor- und Nachbereitung<br />

in Austausch treten können. Dieses<br />

Angebot wurde sehr positiv von den Teilnehmern<br />

aufgenommen und vielfach genutzt.<br />

Mit der Stiftung Warentest wurde ein neues<br />

Kooperationsprojekt begonnen, bei dem<br />

gemeinsam Unterrichtsmaterialien für Schülerinnen<br />

und Schüler der 9. und 10. Klasse in


einem neuen Kurzformat für Lehrkräfte entwickelt<br />

und angeboten werden. Die Themen<br />

Internetsicherheit bei online-Einkäufen, nachhaltiger<br />

Konsum, Durchblick im Label-Dschungel<br />

leiten die Reihe ein, die im kommenden<br />

Jahr fortgeführt wird.<br />

> www.verbraucherbildung.de<br />

Interkulturelle Öffnung des<br />

Verbraucherschutzes<br />

In Deutschland leben laut Mikrozensus<br />

2007 etwas über 15 Millionen Menschen mit<br />

Migrationshintergrund, darin eingeschlossen<br />

sind neben Ausländern auch Spätaussiedler,<br />

Eingebürgerte und andere Migrantengruppen,<br />

die über einen deutschen Pass verfügen. Das<br />

sind über 18 Prozent der Gesamtbevölkerung.<br />

Obwohl oft als eine gesellschaftliche Gruppe<br />

zusammengefasst und angesprochen, ist<br />

die Gruppe tatsächlich äußerst heterogen<br />

hinsichtlich Herkunft und Sprache, Bildung,<br />

Einkommen und sozialem Status sowie Grad<br />

der Integration.<br />

Ein Strategieworkshop mit Verbraucherzentralen,<br />

Mitgliedsverbänden und Migranten-<br />

Selbst-Organisationen zur interkulturellen<br />

Öffnung des Verbraucherschutzes hat Möglichkeiten<br />

der Gestaltung von Verbraucherarbeit<br />

für Migranten ausgelotet. Ein Ergebnis war<br />

die Notwendigkeit, der zielgruppengerechten<br />

Ansprache der Ratsuchenden Vorrang vor der<br />

rein themengeleiteten Kommunikation einzuräumen.<br />

Dies geht über das Angebot fremdsprachiger<br />

Informationen hinaus. So bieten<br />

Kooperationen mit Migrantencommunities und<br />

auch Migrationsberatungsstellen die Chance,<br />

den Kontakt und das gegenseitige Verständnis<br />

und das Wissen voneinander zu fördern.<br />

Diese und weitere Vorschläge werden gestützt<br />

von der Studie „Verbraucherberatung für<br />

Migrantinnen und Migranten, dargestellt am<br />

Beispiel der Stadt Münster“, die der <strong>vzbv</strong><br />

gemeinsam mit der Verbraucherzentrale NRW<br />

und der Stadt Münster in Auftrag gegeben<br />

hatte. Sie ist nachzulesen auf der Plattform<br />

www.verbraucherbildung.de im Menüpunkt<br />

„Tagungen Mitgliedsverbände“.<br />

Ebenfalls werden auf der Internetseite<br />

verbraucherbildung.de Unterrichtsmaterialen<br />

für Integrationskurse bereitgestellt, die sich<br />

mit Verbraucherthemen beschäftigen und so<br />

Konsum- und Sprachkompetenzen gleichzeitig<br />

fördern.<br />

Verbraucherbildung:<br />

Runder Tisch. Strategieworkshop<br />

Ein Strategieworkshop stand im Zusammenhang<br />

mit dem geplanten Runden Tisch<br />

Verbraucherbildung, der im Herbst <strong>2010</strong><br />

stattfinden soll. Dieser hat zum Ziel, bundeseinheitliche<br />

Bildungsstandards für Verbraucherbildung<br />

zu fordern und zu entwickeln.<br />

Für unsere Mitglieder<br />

97


Für unsere Mitglieder<br />

98<br />

Der Runde Tisch soll als strategisches Bündnis<br />

von Entscheidern einzelne Etappen auf<br />

diesem Weg festlegen und beschreiben. Ziel<br />

ist es, die Stärkung von Verbraucherbildung<br />

an den Schulen zu fordern, zu fördern und<br />

ihre Umsetzung strategisch zu diskutieren.<br />

Zur Vorbereitung des Runden Tisches wurde<br />

nun der Strategieworkshop durchgeführt.<br />

Eingeladen dazu waren einige Vertreter und<br />

Vertreterinnen aus den Kultus- und Verbraucherministerien<br />

der Länder, der Kultusministerkonferenz<br />

(KMK), der Universitäten<br />

als Orte sowohl der Forschung als auch<br />

der Lehrerausbildung und des Verbraucherschutzes,<br />

um gemeinsam auszuloten, welche<br />

Erfahrungen bisher vorliegen und welche<br />

möglichen Schritte anstehen könnten.<br />

Ziel ist es, mit Hilfe des Runden Tisches die<br />

Kultusministerkonferenz davon zu überzeugen,<br />

die Entwicklung von Verbraucherbildungsstandards<br />

beim Institut für Qualitätsentwicklung<br />

im Bildungswesen zu beauftragen.<br />

Damit wird sichergestellt, dass die entwickelten<br />

Standards den Vorstellungen der KMK<br />

entsprechen und ihre bundesweite Implementierung<br />

per KMK-Richtlinie gefordert wird.<br />

Tagung Mitgliedsverbände:<br />

Pflege im Alter<br />

Mit dem Thema „Pflege im Alter“ wurde<br />

eine neue Tagungskonzeption für die <strong>vzbv</strong><br />

Mitgliedsverbände eingeläutet. Thematisch<br />

wurden drei Stränge in der aktuellen Diskussion<br />

aufgegriffen: Rund um die Neu-Definition<br />

von „Pflegebedürftigkeit“, der Bewertung und<br />

Kommunikation von „Pflegequalität“ und der<br />

vielen Möglichkeiten des „Betreuten Wohnens“<br />

in seinen unterschiedlichen Ausprägungen.<br />

Das so vorgeschlagene Tagungsprogramm<br />

war aber nicht nur eine Präsentation von<br />

interessanten Beiträgen, vielmehr war auch<br />

beabsichtigt aufzuzeigen, wie verbraucherpolitische<br />

Inhalte sowohl für die Verbände intern<br />

als auch in der weiteren Öffentlichkeit besser<br />

und effizienter zu vermitteln wären. Dazu wurden<br />

Workshops angeboten, die der Vertiefung<br />

und methodisch-praktischen Umsetzung der<br />

Thematik dienen. Fachkundige Moderatoren<br />

betreuten im Nachgang diese Workshopgruppen<br />

auch im Rahmen von Online-Foren. Auf<br />

einer extra eingerichteten Webseite hatten die<br />

Teilnehmer dann die Möglichkeit nachzufragen<br />

und neue Ideen zu entwickeln und ihre<br />

Schritte für eine bessere Öffentlichkeitsarbeit<br />

und Informationsvermittlung in ihren Verband<br />

hinein fortzusetzen.<br />

Das neue Veranstaltungskonzept beinhaltete<br />

auch, dass den Teilnehmern vorab über eine<br />

Internetplattform interessante Beiträge aus<br />

Wissenschaft und Verbändetätigkeiten zum<br />

Thema Pflege schon zur Verfügung gestellt<br />

wurden, auf die sie dann nach der Veranstaltung<br />

immer wieder zurückgreifen konnten. Für<br />

diesen Zweck waren die online-Foren bis zwei<br />

Monate nach der Veranstaltung geöffnet und<br />

wurden durch einen Moderator betreut. Von<br />

vornherein war allen Beteiligten klar, dass mit<br />

dieser Neukonzeption Neuland betreten wird<br />

und gemeinsam Erfahrungen gemacht werden<br />

mussten, die im günstigsten Fall für eine<br />

Verbesserung der nachfolgenden Tagungen<br />

sorgen können. Mit diesem neuen Konzept<br />

wurde ein neuer interessanter Kommunikationsweg<br />

mit hoher Nachhaltigkeit beschritten.<br />

Newsletter Verbraucherforschung aktuell –<br />

Wissen über Verbraucherforschung<br />

Der Newsletter „Verbraucherforschung<br />

aktuell“ informiert über neue Forschungsergebnisse<br />

und wichtige Neuerscheinungen zu<br />

den Themen Verbraucherverhalten, Konsumtheorien,<br />

Ernährungs- und Verbraucherpolitik,<br />

Nachhaltigkeit.


In dem Newsletter werden Artikel aus wissenschaftlichen<br />

Zeitschriften und Monographien<br />

in kurzen Abstracts zusammengefasst. Und<br />

es werden in jeder Ausgabe bemerkenswerte<br />

Monographien vorgestellt.<br />

Der Newsletter richtet sich an Personen, die<br />

sich professionell mit Verbraucherforschung<br />

befassen, aber auch an die interessierte<br />

Öffentlichkeit und Multiplikatoren in den<br />

Verbraucherorganisationen. Die Leser erhalten<br />

einen schnellen Überblick über Forschungsergebnisse<br />

und wissenschaftliche Diskussionen<br />

zu ihrem Arbeits- und Interessengebiet.<br />

Der Newsletter erschien <strong>2009</strong> sechsmal.<br />

Es wurde unter anderem (um nur einige zu<br />

nennen) auf folgende Artikel hingewiesen:<br />

> Zur Akzeptanz der Schulverpflegung<br />

> Warum Ernährungspsychologie in der<br />

Ernährungsberatung gebraucht wird<br />

> Wie hängen sozio-demographische und<br />

psychische Faktoren mit direktem und<br />

indirektem Energieverbrauch und -sparen<br />

der Haushalte zusammen?<br />

> Einwirkungen von internationalem Handel<br />

und ökonomischer Entwicklung auf die<br />

Lebensqualität<br />

> Die Rolle verbraucherpolitischer Akteure<br />

bei konsumentenorientierter Kommunikation<br />

über Corporate Social Responsibility<br />

(CSR)<br />

> Durchgängige Unterschiede im Vermeidungsverhalten<br />

gegenüber Werbung: eine<br />

interkulturelle Studie<br />

> Marketingmythen und die Furcht der Verbraucher<br />

vor dem Marketing<br />

> Kundeninteressen im öffentlichen Verkehr.<br />

Verbraucherschutz und Verbraucherbeteiligung<br />

> Konvergenz in globalen Märkten und<br />

Verbraucherverhalten<br />

> Wenn Verbraucher Gesundheitsinformationen<br />

nicht nutzen können oder wollen<br />

> Vergleich nachhaltiger Konsummuster in<br />

verschiedenen Produktbereichen<br />

> Auf der Suche nach technischen Daten:<br />

Wie Produktbeschreibungen Verbraucherpräferenzen<br />

beeinflussen<br />

> Geschlechtstypische Verbraucherkompetenzen<br />

in Haushalten mit ein oder zwei<br />

Erwachsenen<br />

> Klimafreundliches Ernährungsverhalten im<br />

Alltag<br />

Qualitätssicherung im<br />

Verbraucherzentrale Bundesverband<br />

Der Verbraucherzentrale Bundesverband<br />

vertritt die Interessen der Verbraucher<br />

gegenüber Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft<br />

und ist die Dachorganisation der 16<br />

Verbraucherzentralen und von 26 verbraucherpolitisch<br />

orientierten Verbänden. Diese 42<br />

Mitgliedsorganisationen bilden das Fundament<br />

für die politische Positionierung des<br />

Verbandes.<br />

Umgekehrt leistet der <strong>vzbv</strong> durch die Koordination<br />

von Beratungsstandards speziell<br />

der Verbraucherzentralen die Fortbildung<br />

von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der<br />

Mitgliedsorganisationen sowie der Vernetzung<br />

der Expertise innerhalb des Verbandes einen<br />

zentralen Beitrag zur Qualitätssicherung der<br />

unabhängigen Verbraucherarbeit.<br />

Zu den satzungsgemäßen Zielen des <strong>vzbv</strong><br />

gehören:<br />

> die Sicherstellung der Effektivität der<br />

Verbraucherarbeit durch strategische Themenentwicklung<br />

und verbraucherpolitische<br />

Koordinierung der Mitgliedsorganisationen<br />

> die Förderung der aktuellen und gleichartigen<br />

Unterrichtung der Verbraucher durch<br />

bundesweit abgestimmte Verbraucherinformationen<br />

und Beratungsstandards<br />

> die Qualifikation der Mitarbeiter, die beruflich<br />

in der Verbraucherarbeit tätig sind,<br />

zur Anpassung an die sich stetig wandelnden<br />

Herausforderungen.<br />

Für unsere Mitglieder<br />

99


Für unsere Mitglieder<br />

100<br />

Die Präsenz des <strong>vzbv</strong> und seiner Mitgliedsorganisationen<br />

in der Öffentlichkeit vermittelt<br />

ein Bild von der Vielfalt der Themen<br />

und Aufgaben. Mal sind der <strong>vzbv</strong> und seine<br />

Mitglieder Stimme der Verbraucher, die den<br />

Verbrauchern in der politischen Lobbyarbeit<br />

Gehör verschafft, mal unabhängige Berater<br />

und Lotsen im Verbraucheralltag, dann Marktwächter,<br />

die zum Beispiel mit Klagen gegen<br />

Rechtsverstöße zu Felde ziehen.<br />

22,5 Millionen Verbraucherkontakte verzeichneten<br />

alleine die 16 Verbraucherzentralen der<br />

Länder im Jahr 2008 – 19 Millionen Anfragen<br />

zu Verbraucherthemen und 3,4 Millionen<br />

Beschwerden, diese vornehmlich in den<br />

Bereichen Finanzen, Telekommunikation und<br />

Energie. Diese Zahlen decken sich mit den<br />

Ergebnissen einer repräsentativen Verbraucherbefragung<br />

aus dem Jahr 2008. Demnach<br />

hatte jeder vierte Bundesbürger schon einmal<br />

Kontakt zur Verbraucherzentrale. Wer Kontakt<br />

hatte, war mit den erlebten Beratungsleistungen<br />

überdurchschnittlich zufrieden. Die<br />

wichtigsten Eigenschaften der Verbraucher-<br />

zentralen sind nach Einschätzung der Befragten<br />

Nützlichkeit, Glaubwürdigkeit und<br />

Kompetenz.<br />

Vor allem die Vielfalt der Beratungsangebote<br />

wissen die Verbraucher zu schätzen – wer seinen<br />

Stromanbieter wechseln möchte, wird bei<br />

den Verbraucherzentralen ebenso kompetent<br />

und unabhängig beraten wie derjenige, der<br />

sich bei Mietstreitigkeiten an den Deutschen<br />

Mieterbund wendet. Vor allem in der Rechtsberatung<br />

und der Rechtsdurchsetzung ist<br />

innerhalb des Verbandes eine große Bandbreite<br />

der Expertise gefordert, wenn etwa<br />

Ratsuchende im Internet in eine Kostenfalle<br />

getappt sind oder ein Telekommunikationsanbieter<br />

nicht die versprochene Leistung<br />

erbracht hat.<br />

Instrumente und Maßnahmen<br />

der Qualitätssicherung<br />

Mit welchen Instrumenten und Maßnahmen<br />

erreicht es der <strong>vzbv</strong>, die finanziellen Mittel<br />

auf Bundes- und Landesebene optimal einzusetzen,<br />

um die Einheitlichkeit und Qualität<br />

der Beratung und Lobbyarbeit so effektiv<br />

und effizient wie möglich zu sichern? Die<br />

Instrumente und Maßnahmen, die vom <strong>vzbv</strong><br />

zentral koordiniert werden, sind nachstehend<br />

aufgeführt.<br />

Netzwerkgruppenarbeit<br />

Als Instrument der Koordination der fachlichen<br />

Arbeit sind die Experten des <strong>vzbv</strong><br />

und seiner Mitgliedsorganisationen in<br />

sogenannten Netzwerkgruppen verbunden.<br />

Die Netzwerkgruppen arbeiten dem Bundesverband<br />

bei der Schaffung und Sicherung<br />

bundesweit einheitlicher Beratungsstandards<br />

und Beratungsstandpunkte sowie bei der<br />

fachinhaltlichen Erarbeitung der Verbraucherinformation<br />

(für Stellungnahmen, Presse,<br />

Internet oder Infothek) zu. Die Mitwirkung in<br />

einer Netzwerkgruppe wird bundesweit für die<br />

Verbraucherzentralen und je nach Thema auch<br />

bei weiteren Mitgliedsorganisationen ausgeschrieben,<br />

die jeweils Qualifiziertesten werden<br />

berufen. Bei Bedarf werden zusätzlich externe<br />

Fachleute, zum Beispiel aus der Wissenschaft<br />

hinzugezogen.<br />

Beratungsstandpunkte<br />

Knapp 2.000 Beratungsstandpunkte und<br />

weitere beratungsunterstützende Materialien,<br />

die über das bundesweite Intranet aktuell zur<br />

Verfügung stehen, versorgen alle Beratungskräfte<br />

der 16 Verbraucherzentralen der Länder<br />

mit den aktuellsten Informationen zu den<br />

Beratungsthemen. Damit sind die Beratungsstandpunkte<br />

Kern unserer Qualitätssicherung<br />

in der fachlichen Arbeit und Garant, dass<br />

nicht jeder Beteiligte nach eigenem Ermessen<br />

eine Positionierung festlegen kann, sondern<br />

dies in einem qualitätsgestützten Prozess


erfolgt. Durch die fortwährende Abstimmung<br />

und Fortschreibung sind wir in der Lage,<br />

rasch auf neue Marktentwicklungen oder neue<br />

rechtliche Rahmenbedingungen reagieren zu<br />

können – politisch wie beratend. Ihre Erarbeitung<br />

in vom Verbraucherzentrale Bundesverband<br />

koordinierten Netzwerkgruppen mit<br />

Experten aus den Verbraucherzentralen und<br />

externen Fachleuten, bündelt das Fachwissen<br />

der bestqualifizierten Experten zu Verbraucherfragen<br />

und sichert so den höchstmöglichen<br />

Wissensstand der Beratungskräfte auf<br />

aktuellem Niveau.<br />

Berufliche Fortbildung –<br />

Qualifizierung der Mitarbeiter<br />

Mit seinem umfangreichen Fortbildungsangebot<br />

für seine Mitgliedsverbände sichert<br />

der <strong>vzbv</strong> eine bundesweit vergleichbare und<br />

hohe Qualität der Verbraucherberatung und<br />

-information. <strong>2009</strong> wurden für Mitarbeiter der<br />

Verbraucherzentralen und der Verbände 80<br />

Veranstaltungen durchgeführt. Zusätzlich zu<br />

den Seminaren stehen den Beratungskräften<br />

Fernlehrgänge, Kompaktkurse (zum Beispiel<br />

zu den Themenbereichen Finanzdienstleistungen,<br />

Telekommunikation, Fernabsatz,<br />

Werkverträge) zur Verfügung. Die ebenfalls<br />

angebotene Mailingliste Verbraucherrecht<br />

dient als Informationsmedium und Diskussionsplattform<br />

für tagesaktuelle Problemstellungen<br />

im Verbraucherecht. Das vielfältige<br />

Fachwissen der Teilnehmer kann so über die<br />

Mailingliste gebündelt und verfügbar gemacht<br />

werden.<br />

ELVIS – vielseitiges Intranet für Mitarbeiter<br />

ELVIS heißt das seit 2003 bestehende Intranet<br />

des Bundesverbandes und seiner Mitglieder<br />

und steht für „Elektronisches Verbraucherzentralen-Informations-System“.<br />

Mit ELVIS haben<br />

über 1.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

beim Verbraucherzentrale Bundesverband und<br />

den Verbraucherzentralen, 260 Energieberater,<br />

120 Mitarbeiter des Projekts „Starke Verbraucher<br />

für ein gutes Klima“ sowie eine zuneh-<br />

mende Zahl der Mitgliedsverbände Zugriff auf<br />

eine bundesweite Plattform zum Austausch<br />

von Dokumenten und zur Abstimmung von<br />

Positionen. In Foren diskutieren die Experten<br />

des Bundesverbandes und der Mitgliedsverbände<br />

aktuelle Themen und mögliche<br />

Anpassungen von Positionen, Netzwerkgruppen<br />

tauschen Meinungen und Papiere aus.<br />

Unter anderem stehen mit Hilfe des Intranet<br />

alle Beratungsstandpunkte in bundesweit einheitlicher<br />

Qualität zur Verfügung – und sind<br />

Für unsere Mitglieder<br />

Startseiten von ELVIS<br />

und AIDA<br />

101


Für unsere Mitglieder<br />

Diese Seite weist heute auf<br />

das Angebot der Verbraucherzentralen<br />

hin.<br />

102<br />

für die Berater in den Beratungssituation abruf-<br />

und einsetzbar. ELVIS trägt entscheidend<br />

dazu bei, die Qualität und Effizienz der Arbeit<br />

der Verbraucherzentralen der Länder und<br />

des Bundesverbandes in vielen Bereichen zu<br />

sichern. In ELVIS integriert ist eine juristische<br />

Datenbank, über die sich die Berater austauschen<br />

können, ob gegen Anbieter schon ein<br />

Verfahren durchgeführt wurde.<br />

AIDA – Anbietersuche schnell gemacht<br />

Die seit 2006 in ELVIS integrierte juristische<br />

Datenbank AIDA (Anbieter-Informations-<br />

Datenbank) bietet einen Überblick über die<br />

vom Bundesverband und den Verbraucherzentralen<br />

geführten juristischen Verfahren.<br />

Beratungskräfte haben damit die Möglichkeit,<br />

während eines Beratungsgesprächs zu prüfen,<br />

ob gegen einen Anbieter bereits ein Verfahren<br />

durchgeführt wurde oder ob weitere Verstöße<br />

vorliegen. Damit wird die Nachverfolgung und<br />

Rechtsdurchsetzung auf eine neue Qualitätsstufe<br />

gehoben.<br />

Vorgangserfassung – wissen, was läuft<br />

Für die politische Lobbyarbeit auf Bundes-<br />

und Landesebene sowie die Ressourcenplanung<br />

ist es unerlässlich zu wissen, wo den<br />

Verbrauchern der Schuh drückt und welche<br />

Themen besonders nachgefragt werden. Der<br />

<strong>vzbv</strong> und die Verbraucherzentralen arbeiten<br />

zurzeit an einem Tool, um bundesweit alle<br />

Themen und Beschwerden, mit denen Verbraucher<br />

in die Beratung der Verbraucherzentralen<br />

kommen, zu erfassen und auszuwerten.<br />

Diese Auflistung zur internen Qualitätssicherung<br />

erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit,<br />

individuelle Instrumente und<br />

Maßnahmen der 42 Mitgliedsorganisationen<br />

kommen ergänzend hinzu. Es bedarf einer<br />

großen Flexibilität und optimalen verbandsinternen<br />

Vernetzung, um neue Themen und<br />

neue Rahmenbedingungen rasch erschließen<br />

zu können. Demnach gehört die fortwährende<br />

Optimierung und Neujustierung der internen<br />

Abstimmungsinstrumente zu den zentralen<br />

Aufgaben und Zielen des <strong>vzbv</strong>.<br />

Neuer Internetauftritt der Verbraucherzentralen<br />

Der <strong>vzbv</strong> unterstützt die Verbraucherzentralen<br />

der Länder beim Aufbau ihrer neuen<br />

Internetauftritte auf einer gemeinsamen, vom<br />

Bundesverband bereitgestellten technischen<br />

Plattform. Durch die enge Zusammenarbeit<br />

der Verbraucherzentralen bei redaktionellen<br />

Prozessen wird nach außen eine hochwertige<br />

Informationsqualität für die Verbraucher<br />

erreicht, und intern werden Effizienzpotentiale<br />

freigesetzt.<br />

Ziele der „Webseiten der Verbraucherzentralen“<br />

sind:<br />

> durch die Bereitstellung fachlich fundierter<br />

Informationen Verbrauchern Wege und<br />

Mittel der Problemlösung in einem Selbstinformations-<br />

und Beteiligungssystem mit<br />

interaktiven Services und Angeboten zu<br />

bieten,<br />

> dem Auftrag der Verbraucherinformation<br />

und -beratung zielgruppenorientiert,


kompetent und glaubwürdig gerecht zu<br />

werden,<br />

> Themen der Verbraucherinformation,<br />

landes- und bundesweite Kampagnen<br />

und Projekte sowie aktuelle verbraucherpolitische<br />

Themen einheitlich strukturiert<br />

bereitzustellen,<br />

> Verbrauchern eine Plattform zu bieten,<br />

auf der Beteiligungen und Interaktionen<br />

ermöglicht werden (Teilnahme an Kampagnen,<br />

Einstellung eigener Beiträge im<br />

Rahmen von moderierten Foren und Chats<br />

etc.),<br />

> eine Plattform zur Eigendarstellung der<br />

Verbraucherzentralen und ihrer jeweiligen<br />

bundeslandspezifischen Leistungen aufzubauen,<br />

> ein Instrument der Zielgruppenerschließung<br />

und der Bindung von Verbrauchern<br />

an die jeweilige Verbraucherzentrale zu<br />

etablieren,<br />

> die Verbraucherzentralen mit hochwertigen<br />

Inhalten und intelligenten Recherchemöglichkeiten<br />

zu präsentieren,<br />

> mit einer gemeinsamen technischen<br />

Plattform den schonenden Umgang mit<br />

Ressourcen (Hosting, Programmierung,<br />

Content-Pflege) zu gewährleisten und die<br />

für umfassende Such- und Recherchemöglichkeiten<br />

(Suchmaschine) notwendige<br />

technische Voraussetzung zu schaffen.<br />

Für unsere Mitglieder<br />

103


104


Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Presse- und<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

105


Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

106<br />

Stark in der Öffentlichkeit:<br />

Der <strong>vzbv</strong> macht auf sich aufmerksam<br />

Ob in den klassischen Medien oder im Internet: Der <strong>vzbv</strong> zeigt<br />

sich und wird gesucht. Zu allen wichtigen Themen wird die<br />

Öffentlichkeit selbstverständlich über unseren Standpunkt<br />

unterrichtet. Doch in wachsender Zahl suchen die Verbraucher<br />

den direkten Kontakt zu uns. Und mit seinem Podcast-Angebot<br />

und ersten Twitter-Schritten ist der <strong>vzbv</strong> auf Web 2.0-Kurs.<br />

Verbraucherpolitische Korrespondenz<br />

(vpk)<br />

Die Verbraucherpolitische Korrespondenz<br />

(vpk) hat sich zu einem wichtigen Verbandsorgan<br />

und verbraucherpolitischen Multiplikator<br />

entwickelt. Alle zwei Monate informiert die<br />

vpk über wichtige verbraucherpolitische Entwicklungen<br />

in Deutschland und Europa. Zudem<br />

bietet sie einen Überblick über aktuelle<br />

Vorhaben und Projekte des Verbraucherzentrale<br />

Bundesverbandes und seiner Mitgliedsorganisationen.<br />

Der politische Gastkommentar<br />

ist ebenso ein fester Bestandteil wie „Zwölf<br />

Fragen an ...“ Persönlichkeiten des öffentlichen<br />

Lebens zum Verbraucheralltag. Rund<br />

700 Abonnenten beziehen die Printfassung,<br />

2.200 die Online-Version.<br />

Mehr als eine Million Besucher<br />

auf www.<strong>vzbv</strong>.de<br />

Unsere Website verzeichnete <strong>2009</strong> mit über<br />

1,3 Millionen Nutzern erneut einen Besucherrekord.<br />

Die meisten Besucher an einem Tag<br />

gab es ausgerechnet im Ferienmonat August.<br />

Am Tag zuvor hatte der Verbraucherzentrale<br />

Bundesverband eine Pressekonferenz zu Abofallen<br />

im Internet abgehalten.<br />

Insgesamt wurden <strong>2009</strong> über 150 Pressemitteilungen<br />

auf die Website gestellt und<br />

versendet. 14 Audio-Podcast lieferten zusätzliches<br />

Hintergrundmaterial zu den Pressemitteilungen<br />

oder zu Tagungen des Verbraucherzentrale<br />

Bundesverbandes.<br />

Welche Themen wurden aufgerufen?<br />

Das am stärksten aufgerufene Thema im Jahr<br />

<strong>2009</strong> war der Bereich Geld & Versicherungen.<br />

Rang 2 belegte der Bereich Telekommunikation<br />

& Medien. In der ersten Jahreshälfte<br />

suchten die Nutzer am häufigsten nach dem<br />

Wort „opendownload“. Im Sommer und im<br />

Herbst rangierte der Begriff „Lehman“ ganz<br />

oben bei den Suchanfragen. Ganzjährig<br />

gefragt waren Begriffe wie „Internet“ oder<br />

„Garantie“, auch „Abzocke“ war ein beliebter<br />

Suchbegriff.<br />

Der Deutsche Verbrauchertag <strong>2009</strong><br />

live im Internet<br />

Die Onlineredaktion des Verbraucherzentrale<br />

Bundesverbandes begleitete den Verbrauchertag<br />

<strong>2009</strong> live auf www.verbrauchertag.de. Auf<br />

dem Kurznachrichtendienst Twitter kommentierten<br />

fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

die Ereignisse kurz, knackig und aktuell. Auch<br />

Fotos und O-Töne wurden noch während<br />

Veranstaltung ins Netz gestellt.


Webseiten zur Europawahl und<br />

Bundestagswahl <strong>2009</strong><br />

Um den Verbrauchern ihre Entscheidung bei<br />

der Europawahl zu erleichtern, hatte der Verbraucherzentrale<br />

Bundesverband die Website<br />

www.europa-fuer-verbraucher.de eingerichtet.<br />

Diese stellte anhand zahlreicher Beispiele dar,<br />

wie verbraucherpolitische Entwicklungen in<br />

der Europäischen Union Einfluss auf das tägliche<br />

Leben nehmen. Die Besucher hatten die<br />

Möglichkeit, die Kandidaten per E-Mail direkt<br />

auffordern, sich für die Stärkung von Verbraucherrechten<br />

einzusetzen. Im Portal kann man<br />

auch über die Wahl hinaus Antworten der<br />

Spitzenkandidaten zu verbraucherpolitischen<br />

Fragen und eine Bilanz der EU-Politik der<br />

vergangenen Jahre nachlesen.<br />

Auch zur Bundestagswahl hatte der Verbraucherzentrale<br />

Bundesverband eine eigene<br />

Website geschaltet. Auf www.verbraucherentscheiden.de<br />

konnten die Besucher darüber<br />

abstimmen, welches verbraucherpolitische<br />

Thema sie besonders beschäftigt. Das Thema<br />

Nummer 1 war der Datenschutz. Ihre Wünsche<br />

und Forderungen an die Politik konnten die<br />

Besucher direkt per Textkommentar oder per<br />

Videobotschaft formulieren. Die Bundestagsparteien<br />

und ihre Spitzenkandidaten wurden<br />

gefragt welche Schwerpunkte sie beim<br />

Verbraucherschutz setzen. In einer Matrix<br />

wurden die Programme der Parteien gegenübergestellt.<br />

Eine aktuelle Übersicht zeigt, wo<br />

sich die Forderungen des Verbraucherzentrale<br />

Bundesverbandes im Koalitionsvertrag<br />

wiederfinden.<br />

> www.verbraucher-entscheiden.de<br />

Neue Struktur und Erweiterung der Newsletter<br />

Das Newsletter-Angebot des <strong>vzbv</strong> wurde erweitert<br />

und neu strukturiert. Seit Januar <strong>2009</strong><br />

erscheint alle zwei Wochen der Newsletter<br />

Verbraucherpolitik EU aktuell. Er bietet einen<br />

Überblick über aktuelle Termine und relevante<br />

verbraucherpolitische Aktivitäten in der Europäischen<br />

Union. Der Newsletter Urteile zum<br />

Verbraucherrecht informiert regelmäßig über<br />

relevante neue Urteile. Die Nutzer können<br />

insgesamt acht Newsletter abonnieren.<br />

<strong>vzbv</strong> plant neuen Internetauftritt<br />

Der <strong>vzbv</strong> arbeitet an einem neuen Internetauftritt,<br />

der Ende <strong>2010</strong>/Anfang 2011 online gehen<br />

soll. Die internetbasierte Kommunikation<br />

des <strong>vzbv</strong> soll in Zukunft das externe (<strong>vzbv</strong>.<br />

de.) und interne (Intranet) Angebot zu einem<br />

kommunikativen Gesamtangebot verbinden.<br />

Es soll zum einen für die Nutzer als ein Angebot<br />

aus einer Hand erkennbar sein und damit<br />

zum anderen hausintern effizientere Strukturen<br />

ermöglichen.<br />

Die unterschiedlichen Anforderungen und<br />

Kommunikationsweisen verschiedener Nutzergruppen<br />

– Medien, Politik, Multiplikatoren,<br />

Verbraucher mit unterschiedlichen Bildungsniveaus,<br />

von Senioren bis zu Jugendlichen –<br />

sind dabei die Leitlinie und sollen mit<br />

zielgruppengerechten Inhalten und auf das<br />

Nutzerverhalten angepassten Funktionalitäten<br />

erfüllt werden. Der Auftritt des <strong>vzbv</strong><br />

richtet sich jedoch nicht in erster Linie an die<br />

breite Bevölkerung, sondern an Vertreter aus<br />

Medien, Politik, Wirtschaft, Mitgliedsverbände,<br />

andere Nichtregierungsorganisationen und<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Twitter während des<br />

Deutschen Verbrauchertages<br />

107


Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Interview zum Thema<br />

Energie sparen<br />

108<br />

Lobbyorganisationen sowie Verbraucher als<br />

politische Akteure. Darüber hinaus sollen Verbraucher<br />

vor allem schnell zu den Beratungsangeboten<br />

der Verbraucherzentralen und der<br />

weiteren Mitgliedsverbände gelotst werden.<br />

Web 2.0 Komponenten, wie wöchentliche<br />

Blogs der Mitarbeiter aus den Fachbereichen,<br />

sollen ein zentrales Medium der Website<br />

werden. Woran arbeiten wir gerade, welche<br />

unserer politischen Forderungen konnten wir<br />

durchsetzen, wo braucht die Politik noch ein<br />

wenig Druck? Langfristig sollen Diskussionsforen,<br />

Bewertungen und Kommentare hinzukommen.<br />

Im Ergebnis wollen wir unsere Organisation<br />

in einer zeitgemäßen Form präsentieren und<br />

vermitteln: Was leisten wir? Was kostet das?<br />

Was haben Politik, Wirtschaft und Verbraucher<br />

davon?<br />

Journalisten-Palaver<br />

Seit Ende 2008 lädt der <strong>vzbv</strong> einmal im<br />

Quartal zum Journalisten-Palaver. Das Wort<br />

Palaver bedeutet in anderen Ländern nicht<br />

etwa sinnloses Gerede. Es bedeutet, den<br />

oder das Gegenüber näher kennenzulernen.<br />

In diesem Sinne findet im 16. Stock des<br />

GSW-Hochhauses im informellen Rahmen ein<br />

offener Austausch zu verbraucherpolitischen<br />

Themen statt. Gegenstand der Palaver im Jahr<br />

<strong>2009</strong> waren der Klimaschutz, die Gesundheitspolitik,<br />

die Europawahlen und die Folgen<br />

der Finanzkrise.<br />

Pressekonferenzen<br />

20. April <strong>2009</strong><br />

Verbraucher stärken heißt Wirtschaft stärken<br />

Die Bundestagswahlen <strong>2009</strong> aus<br />

Verbrauchersicht


11. Mai <strong>2009</strong><br />

Mehr Familie in die Verbraucherpolitik<br />

Deutscher Verbrauchertag <strong>2009</strong><br />

12. Juni <strong>2009</strong><br />

Schuldenreport <strong>2009</strong><br />

Und wer hilft den notleidenden Verbrauchern?<br />

17. Juli <strong>2009</strong><br />

Frischmilch ist Frischmilch und Käse ist Käse?<br />

Marktcheck der Verbraucherzentralen zur<br />

Milchkennzeichnung – Verunsicherung der Verbraucher<br />

geht weiter<br />

3. August <strong>2009</strong><br />

Abofallen – Millionengeschäft mit Abzocke<br />

Verbraucherzentrale Bundesverband und<br />

COMPUTERBILD schmieden starke Allianz<br />

gegen Abzocker<br />

25. August <strong>2009</strong><br />

Verbraucher entscheiden die Bundestagswahl<br />

Umfrage belegt Bedeutung von Verbraucherthemen<br />

11. September <strong>2009</strong><br />

Verbraucher wollen das Klima schützen<br />

Studie belegt Bereitschaft zu klimafreundlicher<br />

Mobilität<br />

5. Oktober <strong>2009</strong><br />

Gut beraten ohne Nebenwirkungen<br />

Zur Zukunft der unabhängigen Patienten-<br />

beratung<br />

15. Oktober <strong>2009</strong><br />

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser<br />

Wie die Finanzaufsicht verbrauchergerecht<br />

zu gestalten ist<br />

7. Dezember <strong>2009</strong><br />

Vor Sorge ums Alter<br />

Veröffentlichungen<br />

Ratgeber<br />

> Wärmedämmung – vom Keller bis zum<br />

Dach, 6. aktualisierte Auflage <strong>2009</strong><br />

> Einkaufsführer für Muslime,<br />

4. aktualisierte Auflage <strong>2009</strong><br />

> Was tun, wenn jemand stirbt?,<br />

17. aktualisierte Auflage <strong>2009</strong><br />

Schriftenreihe<br />

> Jürgen Keßler, Schadensersatz und<br />

Verbandsklagerechte im Deutschen und<br />

Europäischen Kartellrecht, Band 12<br />

Dokumentation<br />

> Mehr Familie in die Verbraucherpolitik,<br />

Dokumentation des 2. Deutschen<br />

Verbrauchertages<br />

Weitere Publikationen<br />

> Verbraucher stärken heißt Wirtschaft<br />

stärken, Positionspapier des Verbraucher-<br />

zentrale Bundesverbandes für die<br />

Legislaturperiode <strong>2009</strong>-2013<br />

> Verbraucher stärken heißt Wirtschaft<br />

stärken, Neue Akzente in der<br />

Verbraucherpolitik<br />

> 400+ Verbraucherzentrale der Zukunft<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

109


Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Viele Besucher im<br />

Zelt des <strong>vzbv</strong><br />

110<br />

Veranstaltungen<br />

> Verbraucherrechte und Angebote in der<br />

Altenpflege – Informationsveranstaltung<br />

zur Pflege-Charta, 26. März <strong>2009</strong> – eine<br />

gemeinsame Veranstaltung mit dem Deutschen<br />

Zentrum für Altersfragen<br />

> Mehr Familie in die Verbraucherpolitik,<br />

Deutscher Verbrauchertag <strong>2009</strong>,<br />

12. Mai <strong>2009</strong><br />

> Tierschutz ist Klimaschutz, Tagung der<br />

Allianz für Tiere in der Landwirtschaft,<br />

17. Juni <strong>2009</strong><br />

> Unabhängige Patientenberatung –<br />

Perspektiven nach der Modellphase,<br />

§ 65b SGB V, 5. Oktober <strong>2009</strong>, eine<br />

gemeinsame Veranstaltung mit der<br />

Bertelsmann-Stiftung<br />

> Vor Sorge ums Alter – was tun gegen die<br />

Rentenlücke?, 7. Dezember <strong>2009</strong><br />

> Chlor, Klon & Co KG – Lebensmittel-<br />

standards unter Druck, Verbraucherpolitisches<br />

Forum zur Internationalen Grünen<br />

Woche am 21. Januar <strong>2010</strong><br />

> Über den Tellerrand – Gestaltungsaufgabe<br />

Ernährungspolitik, 1. und 2. März <strong>2010</strong>,<br />

eine gemeinsame Veranstaltung mit der<br />

Arbeitsgemeinschaft Ernährungsverhalten<br />

e.V. (AGEV)<br />

Bürgerfest 60 Jahre Bundesrepublik<br />

Deutschland: <strong>vzbv</strong> war dabei<br />

Über 600.000 Menschen feierten am 23. Mai<br />

auf der Straße des 17. Juni in Berlin den<br />

60. Jahrestag der Bundesrepublik. Auf der<br />

Meile zwischen Brandenburger Tor und<br />

Siegessäule informierten Bundesländer,<br />

Ministerien, Parteien, Verbände und Kirchen.<br />

Mit dabei war auch der Verbraucherzentrale<br />

Bundesverband. Zahlreiche Bürgerinnen<br />

und Bürger testeten ihr Verbraucherwissen<br />

am Glücksrad. Zu beantworten waren unter<br />

anderem Fragen zum Biosiegel, fairem<br />

Handel, Lebensmitteln und den Verbraucherzentralen.


Verbraucherinfothek:<br />

Die Verbraucher nutzen das unabhängige<br />

Informationsangebot auch im Internet<br />

Service für die Mitgliedsverbände – ein<br />

Instrument dieser Kernaufgabe des Bundesverbandes<br />

ist die Verbraucherinfothek. Dieses<br />

1987 erstmals bundesweit angebotene Informationssystem<br />

bildet als Lose-Blattsammlung<br />

in den Beratungsstellen der Verbraucherzentralen<br />

sowie in vielen Bibliotheken und Bürgerämtern<br />

in Zeiten digitaler Einkaufswelten<br />

ein beständiges und stets aktuelles Element<br />

der Vorinformation für Verbraucher. Die<br />

Infotheken mit 300 verschiedenen Standorten<br />

in ganz Deutschland sowie im deutschsprachigen<br />

Grenzgebiet in Belgien und Italien mit<br />

je 53 Themenordnern bieten Basisinfos, Tests,<br />

Empfehlungen und Übersichten zu den am<br />

meisten gefragten Verbraucherthemen.<br />

Das immense Produkt- und Dienstleistungsangebot<br />

der Gegenwart fordert die Verbraucher<br />

in allen Lebensbereichen. Vor allem das schier<br />

unendliche Potential des Internets erfordert<br />

ein schlichtes Informationsschema mit<br />

eindeutigem Wiedererkennungswert für alle<br />

Bereiche, was den Zugang zu unterschiedlichsten<br />

Themen erleichtert. Dabei ist es von<br />

Bedeutung, dass der Verbraucher sich darauf<br />

verlassen kann, zuverlässigen, unabhängig<br />

erstellten und selektierten Inhalt zu nachgefragten<br />

Themen an immer gleicher Stelle<br />

vorzufinden. Die Verbraucherinfothek ist seit<br />

über einem Jahr unter verbraucherinfothek.<br />

de im Internet präsent. Mit der Infothek sorgt<br />

der <strong>vzbv</strong> an zentraler Stellt für Markttransparenz<br />

und unterstützt die Verbraucher in ihren<br />

Entscheidungsprozessen.<br />

Über 430.000 Dateien wurden im zurückliegenden<br />

Jahr abgerufen. Dabei umfasst die<br />

Themenpalette neben den Klassikern des<br />

Haushaltsbereichs auch Themen wie Reiseplanung,<br />

ökologische Reiseangebote, Ski<br />

alpin und Skilanglauf. Letztere Themen hatten<br />

neben den Informationen zu allen Facetten<br />

der Heizungstechnik entsprechend dem Rekordwinter<br />

Hochkonjunktur. Alle einführenden,<br />

aber knapp gehaltenen, auf das Wesentliche<br />

hin komprimierten Basisinformationen zu<br />

den Themenbereichen wie Bauen, Wohnen,<br />

Energie und Umwelt sowie die Themen zur<br />

Versicherung und Finanzdienstleistung dienen<br />

zudem als Grundlage für die unabhängige<br />

Beratungsarbeit der Verbraucherzentralen.<br />

Mit der Kooperation mit Guenstiger.de hat<br />

die Infothek im zurückliegenden Jahr Neuland<br />

betreten. Als einer der arriviertesten Preis-<br />

und Produktplattformen verlinkt Guenstiger.<br />

de gezielt auf 150 Inhalte der Verbraucherinfothek.<br />

Mit einem praktischen Produktfinder<br />

kann der Nutzer der verbraucherinfothek.<br />

de wiederum die recherchierten Marktinformationen<br />

absichern. Bei exakter Eingabe der<br />

Produktbezeichnung erhält er den aktuellen<br />

durchschnittlichen Internet-Marktpreis.<br />

> www.verbraucherinfothek.de<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

111


112


Organisation<br />

und Haushalt<br />

Wir über uns<br />

113


Organisation und Haushalt<br />

114<br />

Organisation<br />

Der Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. ist die Dachorganisation<br />

der 16 Verbraucherzentralen der Länder und von 26<br />

verbraucherpolitisch orientierten Verbänden. Der Verein hat<br />

drei Organe: Mitgliederversammlung, Verwaltungsrat, Vorstand.<br />

Mitglieder<br />

Die 16 Verbraucherzentralen in den<br />

Bundesländern<br />

Verbraucherzentrale Baden-Württemberg e.V.<br />

Verbraucherzentrale Bayern e.V.<br />

Verbraucherzentrale Berlin e.V.<br />

Verbraucherzentrale Brandenburg e.V.<br />

Verbraucherzentrale Bremen e.V.<br />

Verbraucherzentrale Hamburg e.V.<br />

Verbraucherzentrale Hessen e.V.<br />

Neue Verbraucherzentrale in Mecklenburg<br />

und Vorpommern e.V.<br />

Verbraucherzentrale Niedersachsen e.V.<br />

Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen e.V.<br />

Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz e.V.<br />

Verbraucherzentrale des Saarlandes e.V.<br />

Verbraucherzentrale Sachsen e.V.<br />

Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt e.V.<br />

Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein e.V.<br />

Verbraucherzentrale Thüringen e.V.<br />

26 sozial- und verbraucherpolitisch<br />

orientierte Organisationen<br />

Aktion Bildungsinformation e.V.<br />

Allgemeiner Deutscher Fahrradclub e.V.<br />

Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e.V.<br />

Bauherren-Schutzbund e.V. (BSB)<br />

Bund der Energieverbraucher e.V.<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />

Senioren-Organisationen e.V.<br />

Bundesverband der Meisterinnen und<br />

Meister der Hauswirtschaft e.V.<br />

Deutsche Gesellschaft für Hauswirtschaft e.V.<br />

Deutscher Caritasverband e.V.<br />

Deutscher Evangelischer Frauenbund e.V.<br />

Deutscher Familienverband e.V.<br />

Deutscher Frauenring e.V.<br />

Deutscher Hausfrauen-Bund – Berufsverband<br />

der Haushaltsführenden e.V.<br />

Deutscher LandFrauenverband e.V.<br />

Deutscher Mieterbund e.V.<br />

Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche<br />

in Deutschland e.V.<br />

Familienbund der Katholiken e.V.<br />

Gemeinschaft Hausfrauen – Berufsgemeinschaft<br />

in der Katholischen Frauengemeinschaft<br />

Deutschlands Bundesverband e.V.<br />

Institut für angewandte Verbraucher-<br />

forschung e.V.<br />

Katholische Arbeitnehmer-Bewegung<br />

Deutschlands e.V.<br />

PRO BAHN e.V.<br />

Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.<br />

Verband Wohneigentum e.V.<br />

VerbraucherService im Katholischen<br />

Deutschen Frauenbund e.V.<br />

Verkehrsclub Deutschland e.V.<br />

Zentralverband deutscher Konsum-<br />

genossenschaften e.V.<br />

Fördermitglieder<br />

Bundesverband für Wohneigentum und<br />

Stadtentwicklung e.V.<br />

Deutscher Gewerkschaftsbund<br />

Eurotoques-Stiftung<br />

Euro-Info-Verbraucher e.V.<br />

Germanwatch<br />

RAL – Deutsches Institut für Gütesicherung<br />

und Kennzeichnung e.V.


Slow Food Deutschland<br />

Stiftung Warentest<br />

Transparency International Deutschland<br />

... sowie verbraucherpolitisch engagierte<br />

Einzelpersonen<br />

Verwaltungsrat<br />

Klaus Müller<br />

Vorstand der Verbraucherzentrale<br />

Nordrhein-Westfalen, Vorsitzender<br />

Joachim Betz<br />

Geschäftsführer der Verbraucherzentrale<br />

Sachsen<br />

Dr. Werner Brinkmann<br />

Vorstand der Stiftung Warentest<br />

Rainer Brückers<br />

Vorstandsvorsitzender des AWO<br />

Bundesverbandes<br />

Irmgard Czarnecki<br />

Geschäftsführerin der Verbraucherzentrale<br />

Bremen<br />

Sigrid Lewe-Esch<br />

Bundesvorsitzende der Arbeitsgmeinschaft<br />

Evangelischer Haushaltsführungskräfte des<br />

Deutschen Evangelischen Frauenbundes<br />

Ulrike von der Lühe<br />

Vorstand der Verbraucherzentrale<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Lukas Siebenkotten<br />

Direktor des Deutschen Mieterbundes<br />

Vorstand<br />

Gerd Billen<br />

Organisation und Haushalt<br />

vlnr: Dr. Werner Brinkmann,<br />

Irmgard Czarnecki, Joachim<br />

Betz, Sigrid Lewe-Esch,<br />

Klaus Müller, Ulrike von der<br />

Lühe, Lukas Siebenkotten<br />

und Rainer Brückers<br />

115


Organisation und Haushalt<br />

116<br />

Haushalt<br />

Der Gesamthaushalt des Verbraucherzentrale Bundesverbandes<br />

im Haushaltsjahr <strong>2009</strong> umfasste insgesamt Einnahmen<br />

und Ausgaben in Höhe von 23.067.515,61 Euro.<br />

Kernhaushalt<br />

Im Kernhaushalt des Verbandes wurden zur<br />

Durchführung der satzungsgemäßen Aufgaben<br />

9.311.373,61 Euro planmäßig bewirtschaftet.<br />

Als Fehlbedarfsfinanzierung wurden vom<br />

Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft<br />

und Verbraucherschutz zur institutionellen<br />

Finanzierung davon Mittel in Höhe von<br />

8.700.000 Euro bereitgestellt. Die übrigen<br />

geplanten Ausgaben wurden durch Eigeneinnahmen<br />

gedeckt. Für die Erfordernisse der<br />

Haushaltsdurchführung im Jahr <strong>2009</strong> wurden<br />

auf Antrag des Verbraucherzentrale Bundesverbandes<br />

nach schriftlicher Zustimmung des<br />

BMELV Mittelumsetzungen genehmigt, weil<br />

ein unabweisbarer und nicht vorhersehbarer<br />

Bedarf an Ausgaben, insbesondere für den aktuellen<br />

Bedarf in der beruflichen Fortbildung<br />

der Mitarbeiter in den Verbraucherzentralen<br />

für Ausgaben für den Deutschen Verbrauchertag<br />

<strong>2009</strong> sowie für Baumaßnahmen im Rahmen<br />

der Modernisierung der IT-Infrastruktur<br />

bestand.<br />

Im Jahr <strong>2009</strong> wurden insgesamt 100,79<br />

Prozent der geplanten Einnahmen realisiert<br />

und entsprechend für Ausgaben eingesetzt.<br />

Dabei konnten 73.343,18 Euro der bewilligen<br />

Zuwendungen und Eigeneinnahmen nicht<br />

verwendet werden. Diese wurden gemäß<br />

Zuwendungsbescheid zur Liquidität im Jahr<br />

<strong>2010</strong> eingesetzt. Die nicht eingesetzten Mittel<br />

resultieren hauptsächlich aus Mehreinnahmen<br />

bei den Prozesskostenerstattungen und<br />

Abmahnpauschalen. Diese Mehreinnahmen<br />

konnten nur anteilig nach den Anforderungen<br />

gemäß Fließvermerk für Ausgaben bei den<br />

Prozesskosten zur Durchführung von juristischen<br />

Maßnahmen eingesetzt werden.<br />

Minderausgaben entstanden insbesondere bei<br />

den Personalausgaben. Durch Ausscheiden<br />

langjähriger Mitarbeiter und Neubesetzung<br />

der Stellen mit Einstiegsvergütungen gemäß<br />

TVöD, waren die Ausgaben geringer.<br />

In den Ausgaben des Verbraucherzentrale<br />

Bundesverbandes sind Leistungen für die<br />

Mitglieder in den Bereichen der Verbandsklagetätigkeit,<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Konferenzen und Hauptherausgeberleistungen<br />

bei der Ratgeberproduktion enthalten. Daneben<br />

wurden Dienstleistungen des Bundesverbandes<br />

für seine Mitglieder erbracht,<br />

insbesondere den Verbraucherzentralen, für<br />

die Konzeption und Prozessgestaltung eines<br />

neuen gemeinsamen Internetauftritts der<br />

Verbraucherzentralen, die Weiterentwicklung<br />

einer intranetbasierten Datenbank zur Erfassung<br />

von Beratungsvorgängen, die Veröffentlichung<br />

eines Businessplanes der Verbraucherzentralen,<br />

den Herausgeberleistungen<br />

der Infothek, der beruflichen Fortbildung der<br />

Mitarbeiter in der Beratungstätigkeit sowie<br />

der Netzwerkgruppenarbeit zur Erarbeitung<br />

bundeseinheitlicher Beratungsstandpunkte.<br />

Außerdem wurden die vom BMELV und anderen<br />

Zuwendungsgebern geförderten Projekte<br />

von der Geschäftsstelle koordiniert und finanzielle<br />

Mittel zur Durchführung der Aufgaben<br />

an die Verbraucherzentralen weitergeleitet<br />

und abgerechnet.


Projekthaushalt<br />

Der Projekthaushalt des Verbraucherzentrale<br />

Bundesverbandes umfasste im Jahr <strong>2009</strong><br />

insgesamt 24 Projekte/Vorhaben mit einem Finanzvolumen<br />

von 15.881.282,06 Euro. Davon<br />

wurden 13.756.141,82 Euro verausgabt und<br />

2.192.019,16 Euro im Abrechnungsjahr nicht<br />

eingesetzt und in das folgende Jahr übernommen.<br />

Von den nicht einzusetzenden Mitteln<br />

stehen 1.253.886,87 Euro entsprechend der<br />

Bewilligungsbescheide zu den Projekten<br />

zur weiteren Verwendung im Folgejahr zur<br />

Verfügung und 938.132,29 Euro wurden als<br />

nicht verbrauchte Mittel an die jeweiligen<br />

Zuwendungsgeber zurück überwiesen. Davon<br />

betreffen alleine das Energieprojekt <strong>2009</strong><br />

insgesamt 687.040,81 Euro.<br />

Vom BMELV wurden im Jahr <strong>2009</strong> sechs<br />

Projekte für den Verbraucherzentrale Bundesverband<br />

gefördert, für die Zuwendungen<br />

in Höhe von insgesamt rund 1.138.032 Euro<br />

bereitgestellt wurden.<br />

Davon wurde das Projekt „Hotline Finanzdienstleistungen“<br />

zu aktuellen Verbraucheranfragen<br />

zur Finanzmarktkrise abgeschlossen<br />

und gegenüber dem Zuwendungsgeber mit<br />

einer Rückzahlung von 66.878,92 Euro im<br />

März <strong>2009</strong> abgerechnet.<br />

Das Projekt „Allergien“ wurde vom <strong>vzbv</strong> beantragt<br />

und für den Zeitraum vom 01.10.<strong>2009</strong><br />

bis 31.03.2011 bewilligt. Die für das Jahr <strong>2009</strong><br />

bewilligten Mittel in Höhe von 8.717 Euro<br />

wurden eingesetzt.<br />

Zur Gewährleistung von mehr Transparenz<br />

bei der Ernährungsaufklärung wurden die<br />

Projekte Fit Kid, Mach-Bar-Tour und Fit im<br />

Alter in Zusammenarbeit mit allen Verbraucherzentralen<br />

der Länder für die bewilligte<br />

Laufzeit 2007/2008 mit einer Rückzahlung von<br />

insgesamt 184.212,56 Euro gegenüber dem<br />

Zuwendungsgeber abgerechnet.<br />

Für die Laufzeit <strong>2009</strong>-2011 und für das Projekt<br />

Mach-Bar-Tour für <strong>2009</strong>, mit einer bewilligten<br />

Projektverlängerung bis zum 30.04.<strong>2010</strong>,<br />

wurden die Projektanträge bewilligt und<br />

im Jahr <strong>2009</strong> durchgeführt. Die nicht verbrauchten<br />

Mittel in Höhe von 148.448,60 Euro<br />

wurden als Grundlage der Projektabrechnung<br />

per 31.12.<strong>2009</strong> in das Folgejahr übertragen.<br />

Die im Ergebnis der Projektabrechnung<br />

beziehungsweise Zwischenabrechnung nicht<br />

eingesetzten Mittel sind im Jahr <strong>2010</strong> zurück<br />

zu überweisen.<br />

Das Projekt „Verbraucherrechte in der digitalen<br />

Welt“ wurde weitergeführt. Aus den<br />

Jahresscheiben 2008 und <strong>2009</strong> wurden auf<br />

Grund der späten Stellenbesetzung in der<br />

Startphase des Projektes insgesamt 91.335,73<br />

Euro nach <strong>2010</strong> übertragen. Für die sechs<br />

Teilprojekte zur Energieeinsparberatung<br />

wurden im Jahr <strong>2009</strong> vom Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Technologie über das BAFA<br />

4.986.979 Euro bereitgestellt. Insgesamt wurden<br />

für die Energieprojekte 4.299.938 Euro<br />

dieser Mittel eingesetzt. Restmittel wurden an<br />

den Zuwendungsgeber zurück überwiesen.<br />

Das Projekt „Starke Verbraucher für ein gutes<br />

Klima“ vom Bundesministerium für Umwelt,<br />

Naturschutz und Reaktorsicherheit für den<br />

Zeitraum vom 01.09.2008 bis 31.12.<strong>2010</strong> mit<br />

umfangreicher Beteiligung der Mitgliedsorganisationen<br />

wurde weitergeführt. Im Rahmen des<br />

Projektes wurden mit befristeten zusätzlichen<br />

Personalkapazitäten Kampagnen zum Klimaschutz<br />

fortgesetzt. <strong>2009</strong> wurden bundesweit<br />

mit Informationsveranstaltungen, Aktionstagen<br />

und Bildungsveranstaltungen Verbraucher zum<br />

Thema Klimaschutz aktiv angesprochen. Auf<br />

Großveranstaltungen wie der IAA präsentierte<br />

das Projekt mit einer interaktiven Carrerabahn<br />

seine Aktivitäten zum Projektschwerpunktthema<br />

klimaverträgliche Mobilität. Nicht<br />

verbrauchte Mittel in Höhe von 1.021.204 Euro<br />

wurden in das Jahr <strong>2010</strong> übertragen.<br />

Organisation und Haushalt<br />

117


Organisation und Haushalt<br />

118<br />

Für das Projekt zum Aufbau und zur Durchführung<br />

einer Pflegehotline mit dem BKK Bundesverband<br />

für den Zeitraum von Mai 2007<br />

bis April <strong>2009</strong> wurden im Jahr <strong>2009</strong> 30.582<br />

Euro eingesetzt.<br />

Für die Herausgabe und Redaktion der in den<br />

Verbraucherberatungsstellen eingesetzten<br />

bundeseinheitlichen Infothek wurden von den<br />

Verbraucherzentralen Finanzierungsanteile an<br />

die Geschäftsstelle bereitgestellt und damit<br />

in Höhe von rund 40.800 Euro die für diese<br />

Arbeiten erforderlichen Personalkapazitäten<br />

finanziert.<br />

Als Projekt wurde die Umlage der Verbraucherzentralen<br />

zur Nutzung des bundesweiten<br />

Intranet bewirtschaftet. Im Berichtsjahr<br />

wurden Ausgaben in Höhe von 215.196 Euro<br />

weiter berechnet. Auch die Nutzung der<br />

Programme von Morgen&Morgen im Bereich<br />

der Finanzdienstleistungen werden über die<br />

Geschäftsstelle koordiniert und die Kosten<br />

auf die Verbraucherzentralen umgelegt. Im<br />

Jahr <strong>2009</strong> sind dafür 68.212 Euro verausgabt<br />

worden. Gleichermaßen wurde die Bereitstellung<br />

der Lizenz von Beck-Online in Höhe von<br />

22.900 Euro weiter berechnet.<br />

Da die Umlagenabrechnungen vereinbarungsgemäß<br />

erst im Dezember erfolgten, wurden<br />

ausstehende Einnahmen zum Ausgleich der<br />

Ausgaben übertragen und Anfang <strong>2010</strong> von<br />

den Verbraucherzentralen ausgeglichen.<br />

Von der EU wurden für Projekte in Serbien<br />

61.938,82 Euro, Twinning-Projekte in Kroatien<br />

31.458,26 Euro und Module im Rahmen<br />

des Dolceta-Projektes Ausgaben in Höhe von<br />

17.329,54 Euro finanziert.<br />

Von der Kreditanstalt für Wiederaufbau<br />

standen für den „Wohnbauförderer“, ein<br />

Online-Angebot zur Baufinanzierung, Mittel<br />

im Umfang von 31.676 Euro im Berichtsjahr<br />

zur Verfügung. Davon wurden 19.951 Euro<br />

eingesetzt und die Restmittel in das Jahr <strong>2010</strong><br />

übertragen.<br />

Weitere kleine Projekte wurden als Nachauftragnehmer<br />

im Volumen von insgesamt rund<br />

11.453,13 Euro durchgeführt.<br />

Der Abschluss der Einnahmen und Ausgaben<br />

des Wirtschaftsjahres <strong>2009</strong> wurde im April<br />

<strong>2010</strong> von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

Susat & Partner, Berlin, geprüft. Nach Abschluss<br />

der Prüfung ist dem Verbraucherzentrale<br />

Bundesverband ein uneingeschränkter<br />

Bestätigungsvermerk über die Buchführung<br />

und die Aufstellung der Haushaltsrechnung<br />

nach den gesetzlichen Vorschriften und den<br />

haushaltsrechtlichen Grundlagen erteilt<br />

worden.


Gesamtübersicht zum Jahresabschluss <strong>2009</strong><br />

Einnahmen<br />

Institutioneller Haushalt 9.311.373,61 €<br />

davon<br />

Einnahmen aus Veröffentlichungen 372.767,45 €<br />

Vermischte Einnahmen 275.346,63 €<br />

Zuwendungen des BMVEL 8.626.656,82 €<br />

Erstattung von Verwaltungsausgaben 12.392,76 €<br />

Mitgliedsbeiträge 23.750,00 €<br />

Sonstige Zuschüsse 459,95 €<br />

Projektförderung 13.756.142 €<br />

Gesamtsumme der Ist-Einnahmen 23.067.515,61 €<br />

Ausgaben<br />

Institutioneller Haushalt 9.311.373,61 €<br />

davon<br />

Personalausgaben 4.504.507,54 €<br />

Geschäftsbedarf 289.321,59 €<br />

Bewirtschaftung der Gebäude und Räume 200.515,62 €<br />

Mieten und Pachten 383.203,98 €<br />

Aus- und Fortbildung 56.390,44 €<br />

Sachverständige (einschließlich Netzwerkgruppen) 874.587,07 €<br />

Mitglieder in Fachgremien 24.001,96 €<br />

Prozesskosten für Klagen nach dem UWG und BGB 296.346,31 €<br />

Reisekosten 71.558,97 €<br />

Veranstaltungen und Veröffentlichungen 1.991.362,01 €<br />

Mitgliedsbeiträge 189.292,18 €<br />

Sonstige Sachkosten 54.677,68 €<br />

Informationstechnik 375.608,26 €<br />

Projektförderung 13.756.142 €<br />

Gesamtsumme der Ist-Ausgaben 23.067.515,61 €<br />

Organisation und Haushalt<br />

119


Gremien und Mitgliedschaften<br />

120<br />

Gremien und Mitgliedschaften<br />

Der Verbraucherzentrale Bundesverband ist in zahlreichen<br />

Institutionen, Ministerien, Organisationen und Fachgremien,<br />

vertreten.<br />

Vertretung in öffentlichen und privaten Organisationen<br />

Mitgliedschaften des Verbraucherzentrale Bundesverbandes<br />

International<br />

Consumers International (CI)<br />

Bureau Européen des Unions de Consommateurs (BEUC)<br />

European Council für Energy Efficient Economy (eceee)<br />

Health Action International Europe (HAI Europe)<br />

National<br />

Aktionsforum Gesundheitsinformationssysteme afgis e.V.<br />

Bundesverband deutscher Pressesprecher e.V.<br />

Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V. (BVPG)<br />

Deutsche Gesellschaft für Hauswirtschaft e.V. (dgh)<br />

Deutsche Vereinigung für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht e.V.<br />

Deutscher Baugerichtstag e.V.<br />

die klima-allianz (c/o Forum Umwelt und Entwicklung)<br />

Gesellschaft für Konsumforschung – Nürnberg e.V. (GfK)<br />

Institut für angewandte Verbraucherforschung (IFAV)<br />

Netzwerk Europäische Bewegung Deutschland e.V.<br />

Plattform Ernährung und Bewegung e.V. (peb)<br />

Beteiligungen<br />

Unabhängige Patientenberatung Deutschland gGmbH (UPD) – Gesellschafter<br />

Vertretung in anderen Verbraucherorganisationen<br />

Stiftung Warentest<br />

Verwaltungsrat<br />

Kuratorium<br />

Expertenrunde Recht


Bundesministerien, nachgeordnete Behörden, Regierungskommissionen<br />

Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

Beirat „Wirtschaftswissenschaften für Nachhaltigkeit“<br />

Bundesministerium für Gesundheit<br />

Sachverständigen-Ausschuss für Apothekenpflicht<br />

Gemeinsamer Bundesausschuss in der Besetzung für die vertragsärztliche Versorgung<br />

nach § 91 Abs. 5 SGB V<br />

Plenum<br />

Unterausschuss Häusliche Krankenpflege<br />

Unterausschuss Qualitätssicherung<br />

Unterausschuss Ärztliche Behandlung<br />

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />

Modellprojekt, Arbeitsgruppe Qualitätssicherung in ambulant betreuten Wohngemeinschaften<br />

Impulsgruppe „Wirtschaftsfaktor Alter“ (zusammen mit Wirtschaftministerium)<br />

Bundesministerium der Justiz<br />

Arbeitsgruppe Unlauterer Wettbewerb<br />

Arbeitsgruppe Urheberrecht<br />

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />

Jury Umweltzeichen<br />

Jurymitglied<br />

Nano-Kommission<br />

Themengruppe 3, Regulierung<br />

Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

Wirtschaftsausschuss für Außenhandelsfragen<br />

Deutsche Lebensmittelbuch-Kommission<br />

Präsidium<br />

Fachausschuss 4 Fleisch und Fleischerzeugnisse<br />

Fachausschuss 7 Fische und Fischerzeugnisse<br />

Fachausschuss 8 Obst und Gemüseerzeugnisse, Pilze<br />

Fachausschuss 14 Tee une teeähnliche Erzeugnisse<br />

Fachausschuss 15 Brot und Kleingebäck<br />

Zentrale Kommission für biologische Sicherheit (ZKBS) - Bereich Verbraucherschutz<br />

Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

Initiative „Kostengünstig qualitätsbewusst Bauen“<br />

Bundesministerium für Arbeit und Soziales<br />

Ausschuss technische Arbeitsmittel und Verbraucherprodukte (AtAV)<br />

Gremien und Mitgliedschaften<br />

121


Gremien und Mitgliedschaften<br />

122<br />

Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie<br />

Beraterkreis „Gesetzliches Messwesen“<br />

Deutsche Energie-Agentur (dena)<br />

Beirat<br />

Beirat der Stiftung Elektroaltgeräteregister<br />

Deutscher Wirtschaftsfilm-Preis<br />

Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung<br />

Arbeitskreis MNPQ (Messen, Normen, Prüfen, Qualitätssicherung)<br />

Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit<br />

Aktionsplan gegen Allergien – Wissenschaftlicher Beirat des Internetportals<br />

CPC-Netzwerk<br />

Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung<br />

Verwaltungsrat<br />

Bundesministerium der Finanzen<br />

Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />

Versicherungsbeirat<br />

Bundesforschungsanstalt für Fischerei<br />

Beirat<br />

Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel<br />

Beirat zur Nationalen Verzehrstudie II<br />

Bundesnetzagentur<br />

Ausschuss für technische Regulierung in der Telekommunikation (ATRT)<br />

Lenkungskreis<br />

Arbeitsgemeinschaft Entgelte<br />

Weitere Behörden und Organisationen<br />

Absatzfonds der deutschen Agrarwirtschaft<br />

Aktionskreis Deutsche Wirtschaft gegen Produkt- und Markenpiraterie e.V.<br />

Kuratorium<br />

aid infodienst, Verbraucherschutz, Ernährung, Landwirtschaft e.V.<br />

Mitgliederversammlung<br />

Verwaltungsrat<br />

Arbeitsgruppe 6a – Verbraucherschutz und neuartige Lebensmittel


Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV)<br />

Ständiger Ausschuss<br />

Arbeitskreis INSO<br />

Arbeitskreis Geschäfte mit der Armut<br />

Bertelsmann Stiftung<br />

Beirat Projekt „Weiße Liste“ - Steuerungsgremium<br />

Bundesverband für Wohneigentum, Wohnungsbau und Stadtentwicklung (vhw)<br />

Kuratorium<br />

Centrale Marketinggesellschaft der Deutschen Agrarwirtschaft mbH (CMA)<br />

Koordinierungsbeirat<br />

Codex-Alimentarius-Kommission für Ernährung und diätetische Lebensmittel<br />

Deutsche Delegation (Gruppe bgvv)<br />

Deutsche Bahn Mobility Logistics AG<br />

Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personennahverkehr e.V. – Beirat<br />

Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE)<br />

Beirat<br />

Koordinierungskreis „Öffentlich geförderte Ernährungsaufklärung“<br />

Koordinierungskreis „Qualitätssicherung in der Ernährungsberatung“<br />

Deutsche Gesellschaft für Hauswirtschaft e.V. (dgh)<br />

Deutsche Gesellschaft für Ökonomische Bildung (DEGÖB)<br />

Beirat<br />

Deutsche Gesellschaft für Reiserecht e.V. (DGfR)<br />

Deutsche UNESCO Kommission<br />

United Nations Educational, Scientific and Cultural Organisation (UNESCO)<br />

Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft e.V. (DLG)<br />

Hauptausschuss Ernährungswirtschaft<br />

Hauptausschuss Landwirtschaft<br />

Deutscher Weinfonds<br />

Verwaltungsrat<br />

DIN Deutsches Institut für Normung e.V.<br />

Verbraucherrat – Ständiger Ausschuss des Präsidiums<br />

FOCUS.ICT<br />

NASG AA1 „CSR“<br />

Gremien und Mitgliedschaften<br />

123


Gremien und Mitgliedschaften<br />

124<br />

NAGD AA „Betreutes Wohnen“<br />

NAL Normenausschuss Lebensmittel und landwirtschaftliche Produkte (NAL)<br />

Arbeitsausschuss „Lebensmittelsicherheit - Managementsysteme“<br />

Unterarbeitsausschuss: ISO / TC 34/WG 12 „Application of ISO 9001:2000 in the agriculture“<br />

Unterarbeitsausschuss: CEN / BT / WG 177 „Agricultural activities-Quality an environment“<br />

NAGUS AA9 „Energieeffizienz und Energiemanagement“<br />

Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />

European Energy Exchange (EEX) in Leipzig<br />

Börsenrat<br />

Gematik GmbH (elektronische Gesundheitskarte)<br />

Beirat<br />

IQWiG Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen<br />

Kuratorium<br />

Beirat Datentransparenz, § 303<br />

Internationale Grüne Woche Berlin (IGW)<br />

Fachbeirat<br />

Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV)<br />

Patientenbeirat<br />

Markenverband e.V.<br />

Jury Verbraucherjournalistenpreis<br />

Plattform Ernährung und Bewegung e.V. (peb)<br />

erweiterter Vorstand<br />

Arbeitskreis Kommunikation<br />

PSD Banken<br />

Jury Medienpreis<br />

QS Qualität und Sicherheit GmbH<br />

Kuratorium<br />

RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e.V.<br />

Präsidium<br />

Schlichtungsstelle Mobilität<br />

Beirat<br />

Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales Berlin<br />

Arbeitsgruppe Transparenz


Spitzenverbände der Pflegekassen beim VdAK<br />

Programmbeirat zum Modellprogramm „Weiterentwicklung der PV nach §8 III SGB XI“<br />

Stiftung Praxissiegel e.V.<br />

Kuratorium<br />

Transparency International Deutschland e.V.<br />

Beirat<br />

UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung 2005-2014“<br />

der United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization (UNESCO)<br />

Nationalkomitee<br />

Runder Tisch<br />

Arbeitsgruppe Schulische Bildung<br />

Arbeitsgruppe Konsum<br />

Verein Versicherungsombudsmann e.V.<br />

Beirat<br />

Vereinigung Deutscher Gewässerschutz e.V. (VDG)<br />

Wissenschaftliche Gesellschaft für Lebensmittelrecht e.V. (WGL)<br />

Wissenschaftlicher Beirat der WGL<br />

Internationale Verbraucherarbeit<br />

Bureau Européen des Unions de Consommateurs (BEUC)<br />

Executive (Vorstand)<br />

Expert Group on Consumer Rights Directive<br />

Working Group Food<br />

Working Group energy labeling and energystar<br />

Expert Group on Product Safety<br />

CLEF – Consumer Law Enforcement – Forum<br />

Consumers International (CI)<br />

Working Group Food<br />

Working Group Trade<br />

Working Group Standards<br />

Europäische Kommission<br />

DG Internal Market<br />

DG Energy Citizens Energy<br />

Working Group Payment Systems Market Group<br />

Subgroup Identity Theft<br />

FIN-USE<br />

Gremien und Mitgliedschaften<br />

125


Gremien und Mitgliedschaften<br />

126<br />

Europäische Vereinigung für die Koordinierung der Verbrauchervertretung in der europäischen<br />

Normung – ANEC<br />

Working Group Environment<br />

ANEC – interne Arbeitsgruppen<br />

Working Group Services<br />

Europäischer Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA)<br />

Hedmark University College (Hamar Norway)<br />

PERL Partnership for Education and Research about Responsible Living – Steering Group<br />

ICPEN – International Consumer Protection and Enforcement Network<br />

ISO – Internationale Organisation für Normung<br />

COPOLCO – Committee on Consumer Policy<br />

Global Markets Group<br />

Working Group Corporate Social Responsibility<br />

OECD<br />

Committee on Consumer Policy<br />

TransAtlantic Consumer Dialogue (TACD)<br />

Policy Committee Information Society (ehem. Internet Working Group)<br />

Policy Committee Food<br />

Policy Commeetee Intellectual Property<br />

Financial Services<br />

Stand: März <strong>2010</strong>


Herausgeber<br />

Verbraucherzentrale Bundesverband e.V.<br />

Markgrafenstraße 66, 10969 Berlin<br />

Tel.: (030) 25800 0<br />

Fax: (030) 25800 - 218<br />

info@<strong>vzbv</strong>.de<br />

Für den Inhalt verantwortlich<br />

Gerd Billen, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes e.V.<br />

Chefredaktion<br />

Christian Fronczak<br />

Redaktion<br />

Ileana von Puttkamer, Marcus Bartelt<br />

Gestaltung<br />

Goscha Nowak<br />

Fotos<br />

Jörg Lantelme: Titel<br />

Gert Baumbach: Seite 46, 108<br />

Manfred Brüss: Seite 24<br />

Da vinci design GmbH: Seite 11, 70, 112<br />

Fotolia: Seite 18, 82<br />

Holger Groß: Seite 15, 16<br />

iStockphoto: Seite 2, 29, 30, 34, 43, 45, 50, 51, 62, 64, 66, 68, 75, 77, 104<br />

Andreas Linke: Seite 42<br />

MCCM Consulting GmbH, Köln; Realisation Planungsbüro Koenzen, Hilden;<br />

Geobasisdaten © Bundesamt für Karthographie und Geodäsie, aus 400 +<br />

Verbraucherzentrale der Zukunft: Seite 13<br />

Goscha Nowak: Seite 10, 11, 12<br />

Shotshop: Seite 10, 11, 12, 13, 31, 52, 67<br />

Doris Spiekermann-Klaas, Der Tagesspiegel: Seite 23<br />

ullstein bild - wolterfoto: Seite 88<br />

Druck<br />

enka-druck GmbH, Berlin<br />

Redaktionsschluss<br />

März <strong>2010</strong><br />

Gedruckt auf 100 Prozent Recyclingpapier<br />

© <strong>2010</strong> Verbraucherzentrale Bundesverband e.V.<br />

Die Stimme der Verbraucher<br />

Impressum<br />

127


Organigramm<br />

128<br />

Fachbereich 1 Finanzdienstleistungen<br />

Manfred Westphal<br />

Tel. (030) 25800-304<br />

Referat 1.1 Banken, Schulden, Insolvenz<br />

Banken, Schulden / Insolvenz,<br />

allgemeine Fragen Finanzdienstleistungen,<br />

Zahlungsverkehr, Kredit<br />

Referat 1.2 Versicherungen<br />

Private Personen- und Sachversicherungen;<br />

Versicherungsrecht, Versicherungswirtschaft<br />

Referat 1.3 Altersvorsorge, Kapitalanlage<br />

Kapitalanlage und -märkte, private und betriebliche<br />

sowie gesetzliche und staatlich geförderte<br />

Altersvorsorge, Rentenreform, Steuerfragen<br />

Referat 1.4 Kollektiver Rechtsschutz<br />

Abmahnungen und Unterlassungsverfahren,<br />

UWG, Verstöße gegen Verbraucherschutzgesetze,<br />

Sammelklagen, Außergerichtliche Streitschlichtung<br />

Betriebsrat<br />

Betriebsratsvorsitzende:<br />

Monika Büning<br />

Fachbereich 2 Bauen, Energie, Umwelt<br />

Dr. Holger Krawinkel<br />

Tel. (030) 25800 - 310<br />

Referat 2.1 Nachhaltigkeit und Verkehr<br />

Nachhaltiger Konsum, Verkehrspolitik,<br />

Grundsatzfragen netzgebundener Dienstleistungen<br />

Referat 2.2 Umwelt und Produktsicherheit<br />

Konsum und Umweltschutz, Elektrosmog,<br />

Umweltrelevante Normung und Produktsicherheit,<br />

Abfallpolitik, Chemikalienpolitik<br />

Referat 2.3 Nachhaltiges Bauen und Wohnen<br />

Bautechnik, Bauprodukte,<br />

Qualitätssicherung, Baurecht<br />

Referat 2.4 Energie / Justitiar<br />

Energierecht, Energiepolitik, Energieversorgungssyteme,<br />

Justitiariat<br />

Referat 2.5 Energieeffiziente Produkte<br />

und Normung<br />

Energieeffiziente Produkte, Kennzeichnung<br />

Projekt Energie<br />

Förderung der unanhängigen Beratung<br />

privater Verbraucher über Möglichkeit<br />

der Energieeinsparung<br />

Klimaprojekt<br />

Projekt der Verbraucherzentralen und des<br />

Verbraucherzentrale Bundesverbandes<br />

„Starke Verbraucher für ein gutes Klima“<br />

Mitgliederversammlung<br />

Verwaltungsrat<br />

Vorstand<br />

Gerd Billen<br />

Fachbereich 3 Gesundheit, Ernährung<br />

Leiter: Dr. Stefan Etgeton<br />

Tel. (030) 25800 432<br />

Referat 3.1 Agrarwirtschaft und Lebensmittelmarkt<br />

Europäische und nationale Agrarpolitik, Agrarproduktion,<br />

Lebensmittelhandel, Gütezeichen des Lebensmittel-<br />

marktes, Gentechnik und Pestizide, Tierschutz<br />

Referat 3.2 Ernährung und Lebensmittelqualität<br />

Lebensmittel- Bedarfsständegesetz, WHO-Codex-<br />

Alimentarius, Internationale und nationale Standard-<br />

setzung bei Lebensmitteln und Agrarprodukten<br />

Referat 3.3 Ernährungsverhalten und Prävention<br />

Ernährungsverhalten von Verbrauchern und<br />

gesundheitliche und ökologische Auswirkungen<br />

Referat 3.4 Gesundheitspolitik<br />

Gesundheitspolitik, Sozialversicherungsrecht,<br />

Arzneipolitik, Ärztliche und zahnärztliche Versorgung,<br />

Qualitätssicherung, Public Health<br />

Referat 3.5 Senioren und Pflege<br />

Seniorenpolitik, Pflegeversicherungsrecht,<br />

Heimbewohnerschutzgsetz, Pflegedienste,<br />

Qualitätssicherung<br />

DOLCETA-Projekt<br />

Bildungsprojekt DG SANCO<br />

zur Lebensmittelsicherheit – Food Safety


Vorsitzender<br />

Klaus Müller<br />

Stv. Vorsitzende<br />

Sigrid Lewe-Esch<br />

Mitglieder<br />

Joachim Betz<br />

Dr. Werner Brinkmann<br />

Rainer Brückers<br />

Irmgard Czarnecki<br />

Ulrike von der Lühe<br />

Lukas Siebenkotten<br />

Fachbereich 4 Wirtschaft und Internationales<br />

Leiterin: Cornelia Tausch<br />

Tel. (030) 25800 -100<br />

Referat 4.1 Handel und Wirtschaftspolitik<br />

Einzelhandel, Werbung, Allgemeine<br />

Dienstleistungen, Datenschutz<br />

Referat 4.2 Wirtschaftsrecht<br />

Wettbewerbspolitik, Welthandel,<br />

Zivil- und wirtschaftliche Fragen<br />

Referat 4.3 Telekommunikation, Post, Medien<br />

Telekommunikation,<br />

Postdienstleistungen, Medien<br />

Referat 4.4 Internationales<br />

Internationale Gremien, Organisation und<br />

Institutionen, Projekte in Mittel- und Osteuropa,<br />

Drittländer<br />

Projekt Verbraucherrechte in der Digitalen Welt<br />

Projekt zur Bekämpfung von Rechts- und<br />

Datenmissbräuchen durch Anbieter<br />

in der digitalen Welt<br />

Fachbereich 5 Infrastruktur<br />

Leiter: Uwe Hüser<br />

Tel. (030) 25800 200<br />

Referat 5.1 Verwaltung<br />

Verwaltung und innerbetriebliche Organisation,<br />

Personal, Dienstreisen, Controlling und Haushalt,<br />

Finanzbuchhaltung<br />

Referat 5.2 I&K Technik<br />

IT-Infrastruktur, Administration, User-Support,<br />

Kommunikation- und Bürotechnik, Internet<br />

Referat 5.3 Fortbildung und Wissensmanagement<br />

Jahresfortbildungsprogramm, Präsenz- und<br />

Online-Angebote, Verbraucherbildung,<br />

Forschungsmanagement<br />

Postanschrift Geschäftsstelle Berlin:<br />

Markgrafenstraße 66<br />

10969 Berlin<br />

Telefon: (030) 258 00-0<br />

Fax: (030) 258 00-218<br />

Internet: www.<strong>vzbv</strong>.de<br />

E-Mail: info@<strong>vzbv</strong>.de<br />

Mitarbeiter-E-Mail: nachname@<strong>vzbv</strong>.de<br />

Stand: März <strong>2010</strong><br />

Fachbereich 6 Kommunikation<br />

Leiter: Christian Fronczak<br />

Tel. (030) 25800-525<br />

Organigramm<br />

Referat 6.1 Presse und Medienarbeit<br />

Pressemitteilungen, Pressekonferenzen,<br />

Pressekontakte, Verbandszeitschrift vpk<br />

Referat 6.2 Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen<br />

Lektorat, Ratgeber und Bücher,<br />

Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Tagungen und Konferenzen<br />

Referat 6.3 Online-Redaktion, Neue Medien<br />

<strong>vzbv</strong>-Website, Projekt- und Kooperations-Websiten,<br />

Audio- und Videopodcasts<br />

Referat 6.4 Infothek<br />

Selbstinformationssystem Infothek<br />

mit integriertem Online-Angebot


Was ist der Verbraucherzentrale Bundesverband (<strong>vzbv</strong>)?<br />

Ein Netzwerk für eine erfolgreiche Verbraucherpolitik!<br />

Fasst man die in den Mitgliedsverbänden organisierten<br />

Verbraucher zusammen, steht der Verband für über<br />

20 Millionen Einzelmitglieder. Als Stimme der Verbraucher<br />

verschafft der <strong>vzbv</strong> den Verbraucherinteressen Gehör und<br />

sorgt für die Durchsetzung der Verbraucherrechte.<br />

Dieser Jahresrückblick dokumentiert, dass der <strong>vzbv</strong> auch im<br />

Berichtsjahr <strong>2009</strong>/<strong>2010</strong> maßgeblich dazu beigetragen hat,<br />

dass Verbraucher sich zufriedener, sicherer und vertrauensvoller<br />

in der Konsumwelt bewegen können.<br />

„Die soziale Marktwirtschaft ist nur dann sozial, wenn<br />

die wichtigsten Akteure in ihr, die Verbraucher, tatkräftig<br />

unterstützt werden.“ (<strong>vzbv</strong>-Vorstand Gerd Billen, Editorial)<br />

www.<strong>vzbv</strong>.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!