Jahresbericht 2009/2010 - vzbv
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Die Stimme der Verbraucher<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2009</strong> /<strong>2010</strong>
Aktion<br />
Bildungsinformation e.V.<br />
Arbeiterwohlfahrt<br />
Bundesverband e.V.<br />
Bundesarbeits-<br />
gemeinschaft der<br />
Senioren-Organisationen e.V.<br />
Verbraucherzentrale<br />
Hamburg e.V.<br />
Deutscher<br />
Familienverband e.V.<br />
Verbraucherzentrale<br />
Baden-Württemberg e.V.<br />
Bauherren-<br />
Schutzbund e.V.<br />
Verbraucherzentrale<br />
Brandenburg e.V.<br />
Deutsche Gesellschaft<br />
für Hauswirtschaft e.V.<br />
Deutscher<br />
Frauenring e.V.<br />
Verbraucherzentrale<br />
Hessen e.V.<br />
Allgemeiner Deutscher<br />
Fahrradclub e.V.<br />
Verbraucherzentrale<br />
Berlin e.V.<br />
Bundesverband der<br />
Meisterinnen und Meister<br />
der Hauswirtschaft e.V.<br />
Deutscher<br />
Caritasverband e.V.<br />
Deutscher Hausfrauen-<br />
Bund - Berufsverband der<br />
Haushaltsführenden e.V.<br />
Verbraucherzentrale<br />
Bayern e.V.<br />
Bund der<br />
Energieverbraucher e.V.<br />
Verbraucherzentrale<br />
Bremen e.V.<br />
Deutscher Evangelischer<br />
Frauenbund e.V.<br />
Verbraucherzentrale<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern e.V.
Deutscher LandFrauen<br />
verband e.V.<br />
Familienbund der<br />
Katholiken e.V.<br />
Verbraucherzentrale<br />
Sachsen e.V.<br />
Schutzgemeinschaft der<br />
Kapitalanleger e.V.<br />
VerbraucherService<br />
im Katholischen Deutschen<br />
Frauenbund e.V.<br />
Verbraucherzentrale<br />
Niedersachsen e.V.<br />
Verbraucherzentrale<br />
Rheinland-Pfalz e.V.<br />
Institut für angewandte<br />
Verbraucherforschung e.V.<br />
Verbraucherzentrale<br />
Sachsen-Anhalt e.V.<br />
Verkehrsclub<br />
Deutschland e.V.<br />
Deutscher<br />
Mieterbund e.V.<br />
Verbraucherzentrale<br />
Nordrhein-Westfalen e.V.<br />
Gemeinschaft Hausfrauen - Berufsgemeinschaft<br />
in der Katholischen Frauengemeinschaft<br />
Deutschlands Bundesverband e.V.<br />
Katholische Arbeitnehmer-<br />
Bewegung Deutschlands e.V.<br />
Verband<br />
Wohneigentum e.V.<br />
Verbraucherzentrale<br />
Thüringen e.V.<br />
Diakonisches Werk der<br />
Evangelischen Kirche<br />
in Deutschland e.V.<br />
Verbraucherzentrale<br />
Saarland e.V.<br />
PRO BAHN e.V.<br />
Verbraucherzentrale<br />
Schleswig-Holstein e.V.<br />
Zentralverband deutscher<br />
Konsumgenossenschaften e.V.
Vorwort<br />
Editorial<br />
Eine soziale Marktwirtschaft braucht starke Verbraucher<br />
Deutscher Verbrauchertag <strong>2009</strong> – Mehr Familie in die Verbraucherpolitik<br />
Verbraucherpolitische Lobbyarbeit<br />
Finanzen<br />
Energie und Klima<br />
Wirtschaft<br />
Gesundheit<br />
Europäische und internationale Verbraucherpolitik<br />
Recht durchsetzen<br />
Für unsere Mitglieder<br />
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
Organisation und Haushalt<br />
Gremien und Mitgliedschaften<br />
Impressum<br />
4<br />
5<br />
7<br />
14<br />
17<br />
19<br />
35<br />
53<br />
71<br />
83<br />
89<br />
95<br />
105<br />
113<br />
120<br />
127<br />
Inhalt<br />
3
Vorwort<br />
Klaus Müller,<br />
Vorsitzender des<br />
Verwaltungsrates des<br />
Verbraucherzentrale<br />
Bundesverbandes<br />
4<br />
Verbraucherpolitik ins Zentrum<br />
politischer Verantwortung<br />
„Ich glaube, dass die Verbraucherpolitik<br />
in das Zentrum politischer Verantwortung<br />
gelangt ist – und das zu Recht. Sie ist alles<br />
andere als eine politische Randerscheinung,<br />
sondern ein Teil unserer Gesellschaftspolitik<br />
und damit von erheblicher Bedeutung. (...) In<br />
dieser Wirtschaftsordnung, die Freiheit und<br />
Verantwortung, Leistung und Gerechtigkeit<br />
miteinander verbindet, hat eben auch der<br />
Schutz des Verbrauchers seinen festen und<br />
unabdingbaren Platz.“<br />
Mit diesen Worten hat Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel auf dem 2. Deutschen Verbrauchertag<br />
im Mai <strong>2009</strong> in Berlin nicht nur eine<br />
wichtige Standortbestimmung vorgenommen,<br />
sondern auch den Wunsch vieler Bürgerinnen<br />
und Bürger aufgegriffen. Denn nach einer<br />
repräsentativen Umfrage des Verbraucherzentrale<br />
Bundesverbandes haben im Sommer<br />
letzten Jahres zwei Drittel der Befragten das<br />
Thema Verbraucherschutz als wichtig oder<br />
sogar sehr wichtig für ihre persönliche Wahlentscheidung<br />
eingestuft. Vier von fünf sahen<br />
zudem Handlungsbedarf für einen besseren<br />
Verbraucherschutz in Deutschland.<br />
Doch erwächst aus einer richtigen Erkenntnis<br />
auch politisches Handeln? An Herausforderungen<br />
jedenfalls mangelt es nicht: Die<br />
Energiepreise steigen weiter, der Gesundheitsmarkt<br />
steht vor einer neuen Jahrhundertreform<br />
und Banken verkaufen wieder<br />
spekulative Papiere an ahnungslose Kunden.<br />
Der Verbraucherzentrale Bundesverband und<br />
seine Mitglieder haben <strong>2009</strong> eine ganze Reihe<br />
von Missständen aufgedeckt: So wurden zum<br />
Beispiel Lebensmittelimitate angeprangert,<br />
überhöhte Gebühren bei Riesterverträgen<br />
moniert, oder irreführende Werbung rund um<br />
die Abwrackprämie wurde abgemahnt.<br />
Wie Verbraucherpolitik wichtiger Teil von<br />
Gesellschaftspolitik wird, dazu gibt es<br />
konstruktive Vorschläge: So schlägt Verbraucherschutzministerin<br />
Ilse Aigner zum Beispiel<br />
vor, Unrechtsgewinne von Unternehmen in die<br />
Deutsche Stiftung Verbraucherschutz zu überführen<br />
und damit indirekt Verbrauchern zurückzugeben.<br />
Das Konzept „400+ Verbraucherzentrale<br />
der Zukunft“ beschreibt detailliert,<br />
wie ein flächendeckendes Netz an Beratungsangeboten<br />
geschaffen werden könnte, um<br />
Verbraucherinnen und Verbraucher bürgernah<br />
zu beraten und zu informieren. Jetzt ist die<br />
Politik gefordert: Sie darf nicht nur reden,<br />
sondern muss handeln. Die Entscheidung, das<br />
Kapital der Stiftung Warentest um 50 Millionen<br />
Euro aufzustocken, zeigt, dass es geht!<br />
Mein Dank gilt allen Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern des Verbraucherzentrale Bundesverbandes,<br />
meinen Kolleginnen und Kollegen<br />
im Verwaltungsrat und den Verbraucherzentralen<br />
und -verbänden für ihren kreativen und<br />
unermüdlichen Einsatz. Ich freue mich, dass<br />
wir mit dem Bauherren-Schutzbund <strong>2009</strong> ein<br />
weiteres Mitglied in unseren Reihen begrüßen<br />
durften. Insbesondere möchte ich dem Vorstand<br />
Gerd Billen danken, der Verbraucheranliegen<br />
in der Öffentlichkeit eine deutliche<br />
Stimme verleiht und innerverbandlich wichtige<br />
Prozesse, zum Beispiel rund um die eigene<br />
Qualitätssicherung und eine moderne Internetpräsenz,<br />
vorantreibt.<br />
Der Verbraucherzentrale Bundesverband und<br />
seine Mitglieder sind ein starkes Bündnis.<br />
Es ist nun Aufgabe der Politik, in Bund und<br />
Ländern dafür zu sorgen, dass dieses auch in<br />
Zeiten knapper Kassen nicht wie eine „Randerscheinung“,<br />
sondern als wichtiger Teil von<br />
Gesellschaftspolitik betrachtet wird.<br />
Klaus Müller
Verbraucherpolitik schafft Vertrauen<br />
und Sicherheit<br />
Haben Sie sich im zurückliegenden Jahr einmal<br />
über die Bahn, ihren Telefondienstleister,<br />
ihre Krankenversicherung oder ihren Energieversorger<br />
geärgert? Sind Sie vielleicht sogar<br />
in eine Abofalle im Internet getappt oder<br />
waren Opfer eines Finanzberaters, der Ihnen<br />
riskante Produkte des grauen Kapitalmarktes<br />
verkauft hat?<br />
Wer im Einzelfall enttäuscht wird, verliert<br />
schnell das Vertrauen in ganze Wirtschaftsbranchen.<br />
Die Finanzkrise hat gezeigt, wie<br />
schnell das hohe Gut des Vertrauens ins<br />
Wanken geraten kann. Betrachtet man die<br />
Wurzeln der Krise, nahm sie in den Vereinigten<br />
Staaten durch Missachtung verbraucherpolitischer<br />
Grundsätze ihren Lauf: Man<br />
nehme überbewertete Immobilien, wertlose<br />
Hypotheken, zahlungsschwache Verbraucher<br />
und verantwortungslose Investmentbanker,<br />
die faule Kredite in noch faulere Papiere verpacken<br />
und an Gutgläubige weiterverkaufen.<br />
Aber nicht nur das Vertrauen in einzelne<br />
Wirtschaftsbranchen hat gelitten – auch die<br />
Politik muss stets neu um das Vertrauen der<br />
Verbraucher werben. Alle Entscheidungen,<br />
so hat es die Bundesregierung beschlossen,<br />
sollen in Zukunft auf ihre Auswirkungen für<br />
die Verbraucher untersucht werden.<br />
Gemäß seiner griechischen Herkunft bedeutet<br />
Krise (κρίσις, krísis) Entscheidung<br />
oder entscheidende Wendung. Exakt diese<br />
benötigen wir in dieser Legislaturperiode, um<br />
die auf die Interessen der Anbieter fixierte<br />
Wirtschaftspolitik in Richtung einer nachfrageorientierten<br />
Politik zu entwickeln. Anlässlich<br />
der Europa- und der Bundestagswahlen<br />
hatten wir aufgezeigt, dass eine ambitionierte<br />
Verbraucherpolitik in der Lage ist, Antworten<br />
nicht auf alle, doch auf viele drängende<br />
Probleme zu geben.<br />
Doch dafür braucht die Verbraucherpolitik<br />
einen neuen strategischen Ansatz. Sie fokussiert<br />
sich derzeit auf den mündigen Verbraucher,<br />
der sich selbstbestimmt und zielsicher<br />
den Weg durch den Konsumdschungel<br />
bahnen soll. Die dafür nötige Unterstützung<br />
– sei es in Form verständlicher Information,<br />
unterstützender Institutionen oder klarer<br />
verbraucherrechtlicher Leitplanken – fehlt in<br />
vielen Bereichen. Das Beispiel des Finanzmarktes<br />
zeigt den Mangel. Es ist gut, dass<br />
es jetzt verständlichere Produktinformationen<br />
über Anlagen, Versicherungen oder Anleihen<br />
gibt. Und auch das Beratungsprotokoll wird<br />
für die Verbraucher eine Hilfe sein. Entscheidend<br />
ist aber, dass Verbraucherschutz zu<br />
einem zentralen Thema in der Finanzaufsicht<br />
wird. Denn ob eine Bank oder eine Versicherung<br />
vertrauenswürdig ist, sie die Spielregeln<br />
eines fairen Umgangs mit den Verbrauchern<br />
einhält oder nicht – das kann der Einzelne<br />
nicht oder nur schwer erkennen und erst<br />
recht nicht verändern.<br />
Eine bessere Politik für die Verbraucher wird<br />
es zudem nur geben, wenn das Verbraucherministerium<br />
mit den entscheidenden<br />
Kompetenzen ausgestattet ist. Dazu zählt,<br />
dass Themen wie das Mess- und Eichwesen,<br />
Informations- und Kennzeichnungspflichten<br />
für Produkte und Dienstleistungen aller Art<br />
ebenso im Verbraucherministerium gebündelt<br />
werden wie auch der Ausbau von Verbraucherforschung<br />
und Verbrauchermonitoring.<br />
Die soziale Marktwirtschaft ist nur dann<br />
sozial, wenn die wichtigsten Akteure in ihr,<br />
die Verbraucher, durch die Entwicklung und<br />
Bereitstellung von Information, sei es durch<br />
eine bessere Ausstattung der Verbraucherorganisationen<br />
mit Rechtsinstrumenten und<br />
Geld, in ihrem Konsumalltag tatkräftig unterstützt<br />
werden.<br />
Verehrte Leser – Sie halten unseren Jahresrückblick<br />
in Händen. Dieser dokumentiert,<br />
wie wir uns im zurückliegenden Jahr für die<br />
Editorial<br />
Gerd Billen, Vorstand<br />
des Verbraucherzentrale<br />
Bundesverbandes<br />
5
Editorial<br />
6<br />
Rechte der Verbraucher ins Zeug gelegt haben.<br />
Gewissermaßen als stille Rendite hatten<br />
wir dabei auch immer die Interessen der redlichen<br />
und zukunftsfähigen Anbieter im Blick.<br />
Der Klimawandel stellt uns ebenso vor große<br />
Herausforderungen, wie die Bewältigung<br />
der gegenwärtigen Krisensituation oder die<br />
Zukunftsfähigkeit unseres Gesundheits- und<br />
Pflegesystems.<br />
Gemeinsam mit unseren Mitgliedsorganisationen<br />
haben wir zahlreiche unserer Forderungen<br />
durchsetzen können. Auch wenn wir<br />
uns etwa beim Datenschutz, im Kampf gegen<br />
unlautere Telefonwerbung und Abofallen oder<br />
für bessere Fahrgast- oder Patientenrechte<br />
weitergehende Maßnahmen gewünscht<br />
hätten, haben wir mit unserer Arbeit wesentlich<br />
dazu beigetragen, dass Verbraucher<br />
sich zufriedener, sicherer und vor allem<br />
vertrauensvoller in der Konsumwelt bewegen<br />
können. Für dieses – oft an die Grenze der<br />
Belastbarkeit gehende – Engagement, sage<br />
ich den Kolleginnen und Kollegen des <strong>vzbv</strong><br />
und unserer Mitgliedsorganisationen recht<br />
herzlichen Dank.<br />
Im Jahr 2008, also noch vor Ausbruch der Finanzkrise,<br />
waren 60 Prozent der Verbraucher<br />
der Ansicht, dass sich die Bundesregierung<br />
nicht wirkungsvoll für die Verbraucher engagiert,<br />
den Landesregierungen sprachen dies<br />
42 Prozent der Befragten ab, den Parteien<br />
gar 57 Prozent. In den kommenden Monaten<br />
und Jahren muss sich die Politik beweisen,<br />
um das Vertrauen der Verbraucher zurückzugewinnen.<br />
Wir als Stimme der Verbraucher<br />
werden weiterhin unseren aktiven Beitrag<br />
dazu leisten.<br />
Gerd Billen
Eine soziale Marktwirtschaft braucht starke Verbraucher<br />
Eine soziale Marktwirtschaft<br />
braucht<br />
starke Verbraucher<br />
Wirtschaft kann immer nur mit dem Verbraucher<br />
funktionieren und nicht gegen ihn. Den Kunden<br />
in den Mittelpunkt des wirtschaftlichen Strebens<br />
zu stellen, darf daher kein Lippenbekenntnis sein,<br />
sondern muss in der täglichen Praxis immer wieder<br />
aufs Neue bewiesen werden. Wert entsteht immer<br />
erst durch den Verbraucher.<br />
7
Eine soziale Marktwirtschaft braucht starke Verbraucher<br />
8<br />
> Zur Bundestagswahl:<br />
zehn Gebote der der Verbraucherpolitik<br />
Krisen bedeuten stets auch die Möglichkeit zum Wandel und<br />
zur Veränderung. Kurskorrekturen sind nötig, wenn einst<br />
eingeschlagene Wege nicht weiterführen. Im Krisenjahr <strong>2009</strong><br />
wurde aus der Finanzkrise eine Vertrauenskrise. Zur Bundestagswahl<br />
<strong>2009</strong> haben wir zehn Gebote formuliert, die den<br />
Verbraucher stärken und ihm neues Vertrauen in die Wirtschaft<br />
geben sollen.<br />
Wie wichtig die Verbraucherpolitik ist und welche Potentiale sie hat, um Krisen vorzubeugen<br />
und funktionierenden Wettbewerb zu sichern, haben nicht zuletzt die Finanzkrise und die<br />
fortwährenden Datenschutzskandale vor Augen geführt. Eine stärkere Ausrichtung der ökonomischen<br />
Rahmenbedingungen an den Bedürfnissen der Nachfrageseite hätte Krisen verhindern,<br />
zumindest aber deutlich abschwächen können.<br />
Eine moderne Verbraucherpolitik kann einen wesentlichen Beitrag zur Lösung der Finanz- und<br />
Wirtschaftskrise liefern. Immer noch überwiegt im politischen Prozess die passive, erst auf<br />
Krisen reagierende Rolle der Verbraucherpolitik. Doch ein Sinneswandel ist notwendig, um von<br />
einer reagierenden in eine vorsorgende Politik zu steuern. Nur eine Verbraucherpolitik, die nicht<br />
repariert, sondern gestaltet, hat das Potential, zum Motor einer zukunftsfähigen Wirtschaft zu<br />
werden.<br />
Unsere verbraucherpolitische Lobbyarbeit im Wahljahr <strong>2009</strong><br />
<strong>2009</strong> war für den Verbraucher kein Jahr zum Jubeln: steigende Strompreise trotz sinkender Beschaffungskosten,<br />
steigende Bahnpreise trotz niedriger Energiekosten, steigende Krankenkassenbeiträge<br />
trotz anderslautender Zugeständnisse. Allein am Finanzdienstleistungsmarkt haben<br />
Kunden auch im Jahr Eins nach Ausbruch der Finanzkrise bis zu 30 Milliarden Euro verloren<br />
durch Produkte, die ihrem Bedarf und Risikoprofil nicht entsprachen, sondern provisionsgesteuert<br />
verkauft wurden. So das Ergebnis einer Studie des Bundesverbraucherministeriums. Die<br />
Folge: eine zunehmende Überforderung und Verunsicherung – verursacht durch ein komplexes<br />
Waren- und Dienstleistungsangebot, fehlende Markttransparenz, die Zunahme unseriöser und<br />
aggressiver Geschäftsmodelle sowie widersprüchliche Appelle seitens der Politik.<br />
„Der mündige, informierte Verbraucher fällt nicht vom Himmel“, bringt es Gerd Billen, Vorstand<br />
der Verbraucherzentrale Bundesverbandes auf den Punkt. Die Bedürfnisse der 80 Millionen<br />
Verbraucherinnen und Verbraucher müssten ins Zentrum der politischen Entscheidungen rücken.<br />
Auch in der neuen Legislaturperiode vermisst der <strong>vzbv</strong> eine Verbraucherpolitik aus einem Guss.
Eine soziale Marktwirtschaft braucht starke Verbraucher<br />
Wachstum und Vertrauen sind die Rendite einer ambitionierten Verbraucherpolitik. Nach wie<br />
vor gehören die Bewältigung der Finanzkrise und die Sicherung des Rechts auf informationelle<br />
Selbstbestimmung zu den verbraucherpolitischen Schwerpunkten. Zudem gilt es, den Energiemarkt<br />
und die Sozialsysteme zukunftsfähig zu gestalten.<br />
Kurz vor der Bundestagswahl belegte eine repräsentative, von Infratest dimap im August <strong>2009</strong><br />
im Auftrag des <strong>vzbv</strong> durchgeführte Umfrage: Verbraucherschutz ist für drei Viertel der Befragten<br />
ein wichtiges Thema für die persönliche Wahlentscheidung. Über ein Drittel bezeichnete es<br />
sogar als „sehr wichtig“. Doch: Fast 40 Prozent können keine Partei identifizieren, die sich in<br />
besonderer Weise um den Schutz der Verbraucher kümmert. Ein Jahr zuvor war in einer ebenfalls<br />
repräsentativen Verbraucherbefragung die Hälfte der Befragten der Meinung, die Bundesregierung<br />
engagiere sich nicht wirkungsvoll für die Verbraucher. Den Landesregierungen gaben<br />
diesbezüglich 42 Prozent der Befragten schlechte Noten, den Parteien sogar 57 Prozent.<br />
<strong>vzbv</strong>: die zehn Gebote<br />
der Verbraucherpolitik<br />
Nach der Europawahl im Mai <strong>2009</strong> und dem<br />
Deutschen Verbrauchertag <strong>2009</strong> stand im<br />
zurückliegenden Jahr die Bundestagswahl im<br />
Herbst im Zentrum der politischen Lobbyarbeit<br />
des <strong>vzbv</strong>. In einem Zehn-Punkte-Programm<br />
legte der Verbraucherzentrale Bundesverband<br />
einen verbraucherpolitisch orientierten Fahrplan<br />
vor, der auch ein halbes Jahr nach Beginn<br />
der neuen Legislaturperiode noch Bestand hat.<br />
Die Kernforderungen des <strong>vzbv</strong> lauten:<br />
1 Die Verbraucherpolitik<br />
stärken<br />
Das Verbraucherministerium muss schrittweise<br />
zu einem echten Querschnittressort ausgebaut<br />
werden, und es muss eine systematische<br />
Abschätzung der Folgen für die Verbraucher<br />
bei politischen Entscheidungen berücksichtigt<br />
werden.<br />
Die Politik muss wissen, wo die Märkte und<br />
die sich darin bewegenden Konsumenten<br />
stehen. Hierfür bedarf es eines Beobachtungssystems,<br />
das regelmäßig Daten und Wissen<br />
über die wesentlichen Verbrauchermärkte wie<br />
Energie oder Internetdienstleister generiert.<br />
Verbraucherpolitische<br />
Leitplanken für die<br />
Legislaturperiode.<br />
9
Eine soziale Marktwirtschaft braucht starke Verbraucher<br />
10<br />
Gleichzeitig müssen auch politische Entscheidungen<br />
einem Verbraucher-Check unterzogen<br />
werden.<br />
2<br />
Verbraucherfreundliche Regeln<br />
im Finanzmarkt schaffen<br />
Nach wie vor sind viele Verbraucher nicht<br />
optimal mit Finanzprodukten versorgt. Die<br />
Informationen für den Verbraucher zu den<br />
Produkten sind häufig zu komplex und nur<br />
schwer verständlich, der provisionsgesteuerte<br />
Vertrieb bedient sich oft unfairer Methoden.<br />
Dringend benötigt wird eine zentrale und<br />
effizient arbeitende Aufsichtsbehörde, damit<br />
kein Produkt und kein Anbieter von Finanzdienstleistungen<br />
mehr unbeaufsichtigt bleibt.<br />
Zudem müssen alle Vermittler gleichen Regeln<br />
der Qualifikation, Zulassung, Transparenz und<br />
Vermögensschadenabsicherung unterliegen.<br />
Einheitliche gesetzlich verbindliche Standards<br />
für Produktinformationen und Beratungsprotokolle<br />
müssen Schluss machen mit Intransparenz<br />
und der Risikoabwälzung auf die<br />
Kunden.<br />
3 Für gleiche Chancen und fairen Wettbewerb<br />
im Gesundheitswesen sorgen<br />
Die Zwei-Klassen-Medizin muss ein Ende haben:<br />
Die bevorzugte Behandlung von Privatpatienten,<br />
die Schwierigkeiten, einen zeitnahen<br />
Termin bei Fachärzten zu bekommen oder<br />
Zuzahlungen bleiben für viele Verbraucher ein<br />
Ärgernis. Neue Angebote und Tarife verunsichern<br />
die Krankenversicherten. Es fehlt an<br />
Transparenz, einheitlichen Qualitätsstandards<br />
und unabhängiger Information.<br />
Für alle Patienten müssen gleiche Versicherungsbedingungen<br />
mit vergleichbar guter medizinischer<br />
Versorgung gelten. Das System der<br />
Krankenversicherungen muss neu gestaltet<br />
werden, um Ungleichbehandlungen zu vermeiden.<br />
Das Reformkonzept für die Ausgestaltung<br />
eines solidarischen Gesundheitswesens, mit<br />
einer klaren Aufgabenteilung zwischen gesetzlicher<br />
und privater Krankenversicherung sowie<br />
der Ausschöpfung der enormen Einsparpotentiale<br />
auf der Ausgabenseite.<br />
4 Wettbewerb und Versorgungssicherheit<br />
in den Energiemärkten garantieren<br />
Die Krise hat den Trend nur aufhalten können.<br />
Doch die Energiekosten werden wieder<br />
merklich steigen, wie die Vorankündigungen<br />
zahlreicher Versorger belegen. Für eine<br />
durchschnittliche dreiköpfige Familie sind die<br />
Stromkosten in den vergangenen neun Jahren<br />
um 55 Prozent gestiegen. Mehr als zehn Prozent<br />
der gesamten Konsumausgaben wurden<br />
<strong>2009</strong> für Energie aufgebracht. Ein übergeordnetes<br />
Ziel muss eine günstige und zugleich<br />
umweltverträgliche Energieversorgung<br />
sein. Die Förderung sauberer Technologien<br />
schützt nicht nur vor Umweltzerstörung und<br />
steigenden Energiekosten, sondern senkt zugleich<br />
die Abhängigkeit von Energieimporten.<br />
Für den Energiemarkt gilt: Mehr Wettbewerb<br />
und mehr Effizienz werden für angemessene<br />
Energiepreise sorgen.
5 Nachhaltigen und klimafreundlichen<br />
Konsum erleichtern<br />
Derzeit verursacht ein Deutscher durchschnittlich<br />
elf Tonnen klimawirksame Kohlendioxidemissionen<br />
pro Jahr. Nachhaltig wären zwei<br />
Tonnen. Um dieses anspruchsvolle Ziel zu<br />
erreichen, muss die Politik in den Bereichen<br />
Gebäudeheizung, Verkehr und Elektrogeräte<br />
alle zugänglichen Effizienzpotentiale<br />
ausschöpfen. Dazu gehört zum Beispiel die<br />
europaweit geltende Festlegung von Effizienzund<br />
Mindeststandards. Produkte, die diese<br />
Standards nicht einhalten, dürfen nicht länger<br />
am Markt präsent sein.<br />
Eine weitere Schlüsselrolle bei der Reduktion<br />
der privaten Treibhausgasemissionen spielt<br />
die Mobilität; hier fallen etwa 15 Prozent der<br />
Konsumausgaben und etwa ein Viertel der<br />
privaten Treibhausgasemissionen an. Der Ausbau<br />
des Bahnverkehrs und des Öffentlichen<br />
Personen- und Nahverkehrs (ÖPNV) bietet ein<br />
großes Einsparungspotential. Die Entwicklung<br />
eines integrierten Verkehrskonzeptes, das die<br />
Effizienzpotentiale aller Verkehrsträger optimal<br />
ausnutzt, wird Rahmenbedingungen für<br />
einen individuellen, günstigen und ökologisch<br />
verträglichen Mobilitäts-Mix schaffen.<br />
6<br />
Die Rechte der Verbraucher<br />
in der digitalen Welt ausbauen<br />
Über zwei Drittel der Deutschen nutzten <strong>2009</strong><br />
das Internet. Für viele ist es aus dem Alltag<br />
nicht mehr wegzudenken. Doch im Internet<br />
gelten nach wie vor andere Regeln als in der<br />
Eine soziale Marktwirtschaft braucht starke Verbraucher<br />
analogen Welt: Der Datenschutz wird ausgehebelt,<br />
Rechte zu Lasten der Verbraucher<br />
definiert, Verbraucher sind Phishing-Attacken<br />
und anderen Abzocker-Methoden ausgeliefert.<br />
Mindeststandards müssen dringend den<br />
Verbraucher- und Datenschutz in der digitalen<br />
Welt sicherstellen. Wir brauchen passend zum<br />
Web 2.0 eine Soziale Marktwirtschaft 2.0.<br />
Vor allem im Datenschutz ist weiteres gesetzgeberisches<br />
Handeln gefordert. Wie das<br />
Bekanntwerden fortwährender Datenschutzverfehlungen<br />
offenbart, reichen die bisherigen<br />
Anpassungen im Datenschutzrecht nicht<br />
aus, um die Privatsphäre der Verbraucher<br />
in ausreichendem Maße zu schützen. Neue<br />
Techniken wie etwa die RFID-Technologie oder<br />
die Gesundheitskarte, aber auch ein Sicherungschip<br />
auf Zahlungskarten verlangen eine<br />
umfangreiche Risikoabwägung, bevor sie zum<br />
Einsatz kommen können.<br />
7 Durch Information und Bildung<br />
selbstbestimmte Verbraucher schaffen<br />
Der Verbraucher benötigt die für ihn relevanten<br />
Informationen, um eine individuell<br />
selbstbestimmte Kaufentscheidung treffen<br />
zu können. Dabei gewinnen auch die ökologischen<br />
und sozialen Bedingungen, unter denen<br />
die Produkte hergestellt wurden, zunehmend<br />
an Bedeutung. Information, Aufmachung<br />
und Kennzeichnung müssen die wesentlichen<br />
Produkteigenschaften leicht verständlich vermitteln.<br />
Dies gilt für Lebensmittel gleichermaßen<br />
wie für Autos oder Finanzprodukte.<br />
11
Eine soziale Marktwirtschaft braucht starke Verbraucher<br />
Broschüre, die das Ziel,<br />
400 Beratungsstellen zu<br />
schaffen, erläutert<br />
12<br />
Zudem müssen Kontrollbehörden sicherstellen,<br />
dass die gesetzlichen Standards sowohl in<br />
der Produktion als auch der Kennzeichnung<br />
eingehalten werden. Das Verbraucherinforma-<br />
tionsgesetz ist so auszuweiten und anzupassen,<br />
dass es auf alle Konsumbereiche ausgedehnt<br />
wird und Behörden die Öffentlichkeit<br />
von sich aus aktiv unter Nennung von Ross<br />
und Reiter unterrichten müssen, wenn ein Anbieter<br />
gegen Recht und Gesetz verstoßen hat.<br />
Konsum will gelernt sein, daher muss das<br />
Thema „Verbraucherbildung“ stärker in den<br />
Fokus der Politik gerückt werden. Notwendig<br />
ist eine koordinierte Bund-Länder-Initiative<br />
zur Stärkung der Konsumkompetenz speziell<br />
von Kindern, Jugendlichen und Senioren. Zu<br />
den Kernaufgaben dieser Initiative gehören<br />
die bundesländerübergreifende Koordination<br />
der Verbraucherbildung, die Formulierung<br />
bundesländerübergreifender Mindeststandards<br />
sowie die Sicherstellung der Einbindung<br />
von Verbraucherthemen in die Curricula aller<br />
Schulstufen und Schularten.<br />
8<br />
Marktwächter für wichtige<br />
Konsumbereiche schaffen<br />
Ein Vertrauensverlust beim Verbraucher<br />
schadet langfristig der Volkswirtschaft – doch<br />
komplizierte Tarifmodelle, intransparente<br />
Preisgestaltungen und fehlerhafte Beratung<br />
führen genau dazu. Um diesen Trend zu<br />
stoppen, gilt es, die Vertretung von Verbraucherinteressen<br />
im Marktgeschehen zu stärken.<br />
Unter dem Dach des Verbraucherzentrale Bun-<br />
desverbandes und der Verbraucherzentralen<br />
könnten zum Beispiel schlagkräftige Marktwächter<br />
in wichtigen Konsumfeldern installiert<br />
werden, die „schnüffeln, bellen, beißen“:<br />
Sie würden Anbieterverhalten kontrollieren,<br />
Marktversagen aufdecken, die Öffentlichkeit<br />
und Vollzugsbehörden warnen und die Interessen<br />
von Verbrauchern notfalls vor Gericht<br />
durchsetzen.<br />
Zur Finanzierung sollten dabei nicht nur<br />
öffentliche Mittel bereitgestellt werden. So<br />
könnte etwa eine Pflicht zur Mitfinanzierung<br />
durch die Wirtschaft gesetzlich verankert<br />
werden. Zur Verwaltung und Steuerung dieser<br />
Fördermittel plant der <strong>vzbv</strong> die Errichtung<br />
einer Stiftung.<br />
9 Die unabhängige Verbraucherberatung<br />
ausbauen<br />
Die Märkte wachsen, der Wettbewerb nimmt<br />
zu: Verbraucher müssen heute ständig vergleichen,<br />
auswählen, optimieren. Doch wer kann<br />
ihnen produkt- und anbieterunabhängige Beratung<br />
bieten, ihnen ein verlässlicher „Lotse<br />
im Markt“ sein?<br />
Ein verlässlicher Partner sind die Verbraucherzentralen<br />
und die unabhängigen Verbraucherverbände.<br />
Doch deren Kapazitäten reichen nicht<br />
aus, um die bestehende Nachfrage flächendeckend<br />
befriedigen zu können. Bundesweit<br />
existieren bislang rund 190 Beratungsstellen der<br />
Verbraucherzentralen, wovon rund 30 Prozent<br />
mit lediglich einer Beratungskraft besetzt sind.
Ziel sind 400 anbieter- und produktunabhängige<br />
Beratungsstellen mit insgesamt 2.000<br />
Verbraucherberatern, denn nur so kann gewährleistet<br />
werden, dass pro Jahr 20 Prozent<br />
aller Haushalte eine Beratung in Anspruch<br />
nehmen können. Um diese Qualität der Verbraucherarbeit<br />
zu erreichen, müssen nicht nur<br />
Bund und Länder zusätzliche finanzielle Mittel<br />
bereitstellen, sondern auch die Wirtschaft<br />
sollte sich durch zweckgebundene Abgabeverpflichtungen<br />
finanziell beteiligen.<br />
10<br />
Die kollektive Rechtsdurchsetzung<br />
stärken<br />
Verbraucherverbände haben die Befugnis,<br />
auf juristischem Wege die Rechte der Konsumenten<br />
durchzusetzen. Trotz zahlreicher<br />
Erfolge: Das vorhandene Instrumentarium<br />
reicht nicht aus, um Märkte zu bereinigen und<br />
entstandene Schäden zu kompensieren.<br />
Oftmals können berechtigte Ansprüche wegen<br />
einer niedrigen Anspruchshöhe oder eines<br />
zu hohen Prozesskostenrisikos nicht weiter<br />
verfolgt werden, was dazu führt, dass am<br />
Ende zu Unrecht erzielte Gewinne bei den<br />
Unternehmen verbleiben. Durch die Einführung<br />
einer Musterfeststellungsklage der<br />
Verbraucherverbände könnte eine Rechtsfrage<br />
verbindlich für alle Betroffenen geklärt<br />
werden. Der geltende Gewinnabschöpfungsanspruch<br />
ist effektiver auszugestalten und<br />
auf AGB-Verstöße sowie Verstöße gegen das<br />
Verbraucherrecht auszudehnen.<br />
Eine soziale Marktwirtschaft braucht starke Verbraucher<br />
Das Ziel: 400 Beratungs-<br />
stellen in ganz Deutschland<br />
13
Deutscher Verbrauchertag <strong>2009</strong><br />
14<br />
> Deutscher Verbrauchertag <strong>2009</strong>:<br />
Mehr Familie in die Verbraucherpolitik<br />
In der Fülle des globalen Waren- und Dienstleistungsangebots<br />
werden Konsumentscheidungen immer komplexer. Bei<br />
rund 2.600 Anbietern von Telekommunikationsdiensten,<br />
15.000 Stromtarifen oder 11.000 ambulanten Pflegediensten<br />
sind Verbraucher nicht nur gefordert, sondern zunehmend<br />
auch überfordert. Dies gilt in besonderem Maße für Familien.<br />
Der Deutsche Verbrauchertag hat sich bereits bei seiner zweiten Austragung zu der verbraucherpolitischen<br />
Veranstaltung in Deutschland etabliert. Nach Bundespräsident Hörst Köhler im Jahr<br />
2007 eröffnete am 12. Mai Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel in Berlin den Deutschen Verbrauchertag<br />
<strong>2009</strong>. Er stand unter dem Motto „Mehr Familie in die Verbraucherpolitik. Konsumalltag<br />
meistern, Wirtschaft gestalten“. Vertreter aus Politik und Gesellschaft diskutierten Möglichkeiten<br />
und Wege, wie überforderte Familien wieder selbstbewusst und selbstbestimmt werden<br />
können.<br />
Gerade die 24 Millionen Familien in Deutschland benötigen besonderen Schutz, Entlastung, Orientierung,<br />
gute Anreizprogramme und Unterstützung. Sie müssen sich tagtäglich mit Produkten,<br />
Dienstleistungen und Anbietern auseinandersetzen, Qualität und Preise vergleichen sowie<br />
Marktentwicklungen beobachten. Dadurch ist die Haushaltsführung immer anspruchsvoller<br />
geworden. „Verbraucher sein“ nimmt für Familien die Dimension eines Vollzeitjobs ein.<br />
Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel<br />
zum Deutschen Verbrauchertag, 12.05.<strong>2009</strong>:<br />
„Verbraucherpolitik ist nicht erst dann gefordert, wenn auf<br />
den Märkten etwas schief gelaufen ist. Verbraucherpolitik<br />
bedeutet mehr als akuter Verbraucherschutz. Verbraucherpolitik<br />
ist eine Politik, die hilft, das Wirtschaftsgeschehen,<br />
das gesellschaftliche Leben und Verbrauchsgewohnheiten<br />
mitzugestalten und, wo nötig, zu verändern.“
Stärker Rücksicht auf die Lebensrealitäten nehmen<br />
Sowohl der „Wirtschaftseinheit Familie“ als auch an dem „Sozialsystem Familie“ muss von der<br />
Verbraucherpolitik mehr Beachtung geschenkt werden, denn bislang nehmen Maßnahmen und<br />
Gesetze auf die Lebensrealitäten von Familien zu wenig Rücksicht. Die Politik ist gefordert, für<br />
die Regeln und Rahmenbedingungen zu sorgen, damit auch die Familien mündig und selbstbestimmt<br />
handeln können, immerhin machen private Haushalte mit ihrem Konsum mehr als 60<br />
Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus.<br />
Handlungs- und Verbesserungsbedarf sieht der Verbraucherzentrale Bundesverband vor allem:<br />
> beim Zugang zu einer bedarfsgerechten, bezahlbaren und sicheren Versorgung,<br />
> beim „Auskommen mit dem Einkommen“ in sicheren wie unsicheren Zeiten,<br />
> bei der Erhöhung der Sicherheit in der analogen wie der digitalen Welt,<br />
> bei der Stärkung des Selbsthilfepotentials,<br />
> bei der Förderung der Konsumkompetenzen von Kindern und Jugendlichen und<br />
> bei der Organisation eines selbstbestimmten Lebens im Alter.<br />
Deutscher Verbrauchertag <strong>2009</strong><br />
Bundeskanzlerin<br />
Dr. Angela Merkel<br />
eröffnet den 2. Deutschen<br />
Verbrauchertag<br />
am 12. Mai <strong>2009</strong>.<br />
Kritische Kinder konsumieren<br />
klug: Maybritt Illner<br />
interviewt Kinder, die bei<br />
einem Bildungsprojekt der<br />
Verbraucherzentrale Baden-<br />
Württemberg mitgemacht<br />
haben.<br />
15
Verbraucherpolitische Lobbyarbeit<br />
16
Verbraucherpolitische Lobbyarbeit<br />
Verbraucherpolitische<br />
Lobbyarbeit<br />
Um den Verbraucher zu stärken, bedarf es einer<br />
uneingeschränkten Wahrnehmung seiner Interessen.<br />
Der Verbraucherzentrale Bundesverband<br />
vertritt diese Anliegen in seiner Lobbyarbeit auf<br />
höchster Ebene. Denn auch der Politik muss klar<br />
werden, dass sie nicht nur mündige Bürger fordert,<br />
sondern die Verantwortung für sie trägt.<br />
17
Finanzen<br />
Finanzdienstleistungen<br />
19
Finanzdienstleistungen<br />
20<br />
> Entfesselte Märkte:<br />
mit effektiver Aufsicht aus der Krise<br />
Die Bankenkrise ist noch nicht vorbei, und es sieht so aus,<br />
als würden die Finanzmärkte ungehemmt so weitermachen<br />
wie vor der Krise. Selbst die Politik schaut dem Treiben hilflos<br />
zu – diesen Eindruck bekommt zumindest der Verbraucher.<br />
Es wird höchste Zeit, endlich eine Aufsicht einzusetzen,<br />
die Märkte kontrolliert und Schutz für die Kunden bietet.<br />
Ineffiziente Produkte, komplexe Verbraucherinformationen, mangelnder Wettbewerb, unfaire<br />
Vertriebsmethoden und provisionsgesteuerte Beratungen – all diese Faktoren führen dazu, dass<br />
viele Verbraucher nicht optimal mit Finanzprodukten versorgt sind. Nach wie vor besitzt die<br />
Finanzaufsicht keine ausreichenden Instrumente, um gegen missbräuchliches Marktverhalten<br />
effektiv vorzugehen.<br />
Die Lehren aus der Finanzkrise sind noch nicht gezogen. Das Hauptaugenmerk der Lobbyarbeit<br />
des Verbraucherzentrale Bundesverbandes lag im zurückliegenden Jahr auf einer verbraucherorientierten<br />
Reform der Finanzaufsicht, die den Anlegern jährlich insgesamt mindestens 20<br />
Milliarden Euro zusätzliche Rendite bescheren könnte. Wichtigster Bestandteil der Reform: Der<br />
Verbraucherschutz muss als Aufsichtsziel gesetzlich verankert werden, was von der EU-Finanzmarktrichtlinie<br />
MiFID ohnehin bereits vorgegeben wird. Dort werden Vorgaben zu Wohlverhaltenspflichten<br />
gegenüber dem einzelnen Verbraucher definiert, deren Einhaltung von der<br />
Finanzaufsicht zu kontrollieren ist. Eine im November <strong>2009</strong> im Auftrag des Verbraucherzentrale<br />
Bundesverbandes vorgelegte Studie mit dem Titel „Darstellung der Arbeitsweise von Finanzaufsichtsbehörden<br />
in ausgewählten Ländern und deren Verbraucherorientierung“ hat ergeben,<br />
dass im Vergleich mit den Behörden in Großbritannien, Italien und Schweden die deutsche<br />
Finanzaufsicht den Verbraucherschutz ausklammert und damit den Vorgaben der europäischen<br />
Gesetzgebung nicht nachkommt. Im Zuge der bevorstehenden Reform der europäischen Finanzaufsicht<br />
wird der Verbraucherschutz zum Aufsichtsziel erklärt, was die Lücke zwischen der<br />
hiesigen Aufsichtspraxis und den europäischen Vorgaben noch vergrößern würde, wenn der<br />
Gesetzgeber nicht handelt.<br />
Bessere Aufsicht, weniger Verluste, mehr aufs Konto<br />
Bislang hat es für Unternehmen wirtschaftlich kaum spürbare Folgen, wenn sie Gewinne<br />
machen, während ihre falsch beratenen Kunden Verluste einfahren, unterversichert sind oder<br />
einfach nur nicht das individuell beste Produkt erhalten haben. „Die Anbieter kalkulieren die<br />
mangelnde Aufsicht in ihre Gewinnerwartungen für riskante Produkte und Praktiken mit ein“,
so Manfred Westphal, Leiter des Fachbereichs Finanzdienstleistungen im <strong>vzbv</strong>. Griffen die<br />
zuständigen Behörden schneller und konsequenter durch, würde dies auch die Bereitschaft von<br />
Unternehmen fördern, ihre Geschäftspolitik verbraucherfreundlicher zu gestalten. Die Formel<br />
lautet: Bessere Aufsicht, weniger Verluste, mehr aufs Konto. Die Aufsichtsstruktur ist zurzeit<br />
jedoch stark zersplittert: Kreditinstitute, Wertpapierdienst-leistungsunternehmen und Versicherer<br />
unterliegen der Aufsicht durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).<br />
Die reine operative Bankenaufsicht obliegt der Bundesbank. Einige regionale Versicherungsunternehmen<br />
unterliegen der Aufsicht durch Landesbehörden. Produkte des sogenannten Grauen<br />
Kapitalmarktes – wie geschlossene Fonds, nicht in Wertpapieren verbriefte Namensschuldverschreibungen<br />
oder Genussscheine – entziehen sich fast vollständig der Aufsicht der BaFin. Die<br />
Überprüfung der Angaben zum effektiven Jahreszins obliegt den Preisbehörden der Länder.<br />
Damit eine Finanzaufsicht effektiv und verbraucherorientiert arbeiten kann, stellte der <strong>vzbv</strong><br />
folgende Forderungen:<br />
> Der Verbraucherschutz muss als Aufsichtsziel festgeschrieben werden.<br />
> Die Marktaufsicht, einschließlich des Verbraucherschutzes, muss neben dem Solvenzschutz<br />
als eigenständiger Aufsichtsbereich etabliert werden, um Interessenkonflikte zu vermeiden.<br />
> Wenn Verbraucherorganisationen Fehlentwicklungen feststellen, müssen sie die Finanz-<br />
aufsicht durch ein formal ausgestaltetes Beschwerdeverfahren informieren und in<br />
bestimmten Fällen zum Einschreiten zwingen können.<br />
> Die Erfahrungen der Verbraucherorganisationen müssen wirksamer in die Gremienarbeit<br />
eingebunden werden; etwa mit der Gründung eines Verbraucherausschusses nach<br />
britischem Vorbild.<br />
> Vor dem Marktzutritt neuer Produkte muss die Finanzaufsicht Vertriebsbeschränkungen<br />
erlassen oder bestimmte Geschäftsmodelle untersagen können.<br />
> Der gesamte Finanzmarkt ist der Aufsicht zu unterstellen, auch der sogenannte Graue<br />
Kapitalmarkt. Lücken sind außerdem im Vermittlungsbereich und bei der Überprüfung von<br />
Kreditwerbung zu schließen.<br />
Finanzdienstleistungen<br />
Vertrauen ist gut,<br />
Kontrolle ist besser<br />
Verbraucherschutz in die Finanzaufsicht<br />
Mit einer Muster-E-Mail<br />
sind die Verbraucher<br />
aufgerufen, sich für eine<br />
Reform der Finanzaufsicht<br />
beim Bundesfinanzminister<br />
einzusetzen.<br />
21
Finanzdienstleistungen<br />
Auf einer Pressekonferenz<br />
am 5. Februar <strong>2010</strong><br />
stellt Gerd Billen die<br />
Forderungen des <strong>vzbv</strong><br />
zur Finanzaufsicht – zusammengefasst<br />
in einer<br />
„Kontofüller-CD“ – vor.<br />
22<br />
Trotz Krise kein Umdenken in der Bankberatung<br />
Wie eine Stichprobe des Verbraucherzentrale Bundesverbandes in Zusammenarbeit mit der ZDF-<br />
Redaktion WISO ergab, lässt die Qualität der Bankberatung in Deutschland trotz der Finanzkrise<br />
nach wie vor zu wünschen übrig. Von 25 Beratern scheiterten 24 Berater schon im Ansatz,<br />
etwa bei der Erfassung der Vermögenswerte. So wurden bestehende Verbindlichkeiten kaum<br />
abgefragt. Wenn doch, so wurden hieraus nicht die notwendigen Schlüsse gezogen. Überdies<br />
wurden nach wie vor offene Immobilienfonds als uneingeschränkt sichere Geldanlage angeboten,<br />
unter anderem mit Sätzen wie: „Dieser Fonds macht niemals minus“. Betont wurden die<br />
Renditewerte der Vergangenheit oder vermeintliche Steuervorteile und selten die Möglichkeit<br />
einer zeitweisen Fondsschließung oder die Risiken bei der Wertentwicklung.<br />
Es wurden den Testern auch Produkte mit besonderen Risiken angeboten, wie geschlossene<br />
Immobilienfonds und Firmenbeteiligungen. Für den Verbraucherzentrale Bundesverband war<br />
das Ergebnis ein Alarmsignal: „Von einem Umdenken in der Bankenbranche ist nichts zu sehen.<br />
Es wird weiter am Bedarf vorbei verkauft. Die Risiken der empfohlenen Produkte werden<br />
verschwiegen“, so der Kommentar von Manfred Westphal. Auch ein Test der Stiftung Warentest<br />
vom November <strong>2009</strong> belegt: Die Beratungsleistung ist weit entfernt von einem „gut“.<br />
Die Probleme in der Finanzberatung sind bis heute ungelöst. Es fehlen klare Standards, auch<br />
für die seit 1. Januar <strong>2010</strong> geltende Dokumentationspflicht von Beratungsgesprächen. Ebenso<br />
mangelt es an klaren gesetzlichen Regeln für Beratungsgespräche und an einer konkreten<br />
Beaufsichtigung des Beratungsprozesses.<br />
Zusammengefasst fordert der <strong>vzbv</strong>:<br />
> klare, gesetzliche Regelung für die Finanzberatung<br />
> Aufsicht über die Beratungsqualität<br />
> verlängerte Verjährungsfristen bei Falschberatung auch für alle heute noch nicht<br />
verjährten Fälle<br />
> Beweislastumkehr bei Falschberatung zugunsten des Verbrauchers<br />
> Reform des Provisionssystems in der Finanzberatung<br />
Aber nicht nur die Beratungsqualität externer Berater stand im Fokus des <strong>vzbv</strong>, auch die Sicherung<br />
der eigenen Beratungsqualität in den Verbraucherzentralen. So wird es zukünftig eine
Mindestqualifikation bei den Finanzberatern in den Verbraucherzentralen geben. Die Beratungsgespräche<br />
werden künftig in aller Regel auch in den Verbraucherzentralen nach einem einheitlichen<br />
Schema dokumentiert.<br />
Der <strong>vzbv</strong> hat sich öffentlich und in politischen Gesprächen für eine Stärkung der anbieterunabhängigen<br />
Beratung eingesetzt, insbesondere durch klare Rahmenbedingungen für die Honorarberatung.<br />
Dazu gehört auch der konsequente Ausbau der unabhängigen Finanzberatung<br />
durch die Verbraucherzentralen und zwar sowohl hinsichtlich der Präsenz in der Fläche als auch<br />
hinsichtlich der notwendigen Intensität der Beratung.<br />
Ad-Hoc-Paket zum Anlegerschutz<br />
Während ein Großteil der Gläubiger und Kunden noch immer auf eine Entschädigung etwa<br />
in den Lehman-Fällen wartet, ist abgesehen von einem Ad-Hoc-Paket der Anlegerschutz nicht<br />
maßgeblich verbessert worden. Ein Jahr nach der Lehman-Pleite veröffentlichte der <strong>vzbv</strong> einen<br />
Leitfaden zur Unterstützung der Betroffenen bei der Anmeldung ihrer Forderungen. Sowohl der<br />
<strong>vzbv</strong> als auch die Verbraucherzentralen waren und sind wichtige Anlaufstellen und Berater für<br />
die Geschädigten.<br />
Am 3. Juli <strong>2009</strong> verabschiedete der Bundestag erste Anlegerschutz-Maßnahmen: Längere Verjährungsfristen<br />
bei Falschberatungen stellen eine wichtige Verbesserung für geschädigte Anleger<br />
dar. Außerdem wurde beschlossen, dass Banken Anlageberatungen künftig protokollieren und<br />
das Beratungsprotokoll zwingend dem Verbraucher aushändigen müssen. Mit diesen Maßnahmen<br />
wurde das häufige Problem der Falschberatungen angegangen. Das Beratungsprotokoll<br />
soll es Verbrauchern erleichtern, Falschberatungen vor Gericht nachweisen zu können.<br />
Die Neuregelungen, die am 1. Januar <strong>2010</strong> in Kraft getreten sind, sind auch ein Erfolg des Verbraucherzentrale<br />
Bundesverbandes und des intensiven Einsatzes für einen besseren Schutz der<br />
Verbraucher im Finanzmarkt. So wurde der Anlegerschutz insbesondere in der Telefonberatung<br />
ausgedehnt. Hier muss den Verbrauchern nach dem Telefonat ein Protokoll vorgelegt werden.<br />
Dann hat der Anleger eine Woche lang Zeit, vom Vertragsschluss zurückzutreten, wenn das<br />
Protokoll unrichtig oder unvollständig ist.<br />
Finanzdienstleistungen<br />
Gerd Billen schredderte<br />
zum Weltverbrauchertag<br />
toxischen Finanzschrott:<br />
schlechte Produktinformationen<br />
und ungenügende<br />
Beratungsprotokolle.<br />
Die Aktion fand auf dem<br />
Vorplatz des Paul-Löbe-<br />
Hauses statt, in Sichtweite<br />
des Kanzleramtes und des<br />
Bundestages. Denn Adressaten<br />
waren Regierung und<br />
Parlament.<br />
23
Finanzdienstleistungen<br />
Pressekonferenz zur<br />
Tagung „Vor Sorge ums<br />
Alter“ am 7.12.<strong>2009</strong><br />
24<br />
Vor Sorge<br />
ums Alter<br />
Was tun gegen die<br />
Rentenlücke?<br />
Tagung am 7.12.<strong>2009</strong><br />
Allerdings blieben einige wichtige Forderungen unberücksichtigt: Der <strong>vzbv</strong> hatte zum Beispiel<br />
eine Beweislastumkehr gefordert für den Fall, dass ein Beratungsgespräch nicht, nicht rechtzeitig<br />
oder nicht vollständig dokumentiert wurde. Weitere noch offene Punkte des Forderungskatalogs:<br />
> Einheitliche und strengere Regeln für Honorar- und Finanzvermittler in Bezug auf<br />
Qualifikation, Registrierung, Haftung, Aufsicht sowie Beratung und Dokumentation.<br />
> Reform der Anreiz- und Provisionssysteme von Finanzvermittlern.<br />
> Stärkung der anbieterunabhängigen Verbraucherberatung, insbesondere durch einen<br />
massiven Ausbau des Finanzberatungsangebots in den Verbraucherzentralen der Länder.<br />
> www.<strong>vzbv</strong>.de/mediapics/richtiges_verhalten_lehman_insolvenz_2008.pdf<br />
Einlagensicherung auf europäischer Ebene<br />
Für rund 30.000 Sparerinnen und Sparer in Deutschland, die Geld auf Tageskonten der isländischen<br />
Kaupthing Bank hatten, begann das Jahr <strong>2009</strong> mit großer Ungewissheit. Der<br />
Zusammenbruch gleich mehrerer Institute war für das System in Island zu viel. Nach langer<br />
Hängepartie wurden die Einlagen deutscher Kunden dann zum größten Teil zurückgezahlt. In<br />
Europa versuchte man, das Vertrauen in die Sicherungssysteme zu stärken, indem etwa die<br />
geschützten Einlagebeträge erhöht und die Auszahlungen künftig beschleunigt werden sollen;<br />
allerdings muss dieses Versprechen auch sowohl finanziell als auch organisatorisch weiter<br />
abgesichert werden. Es darf nicht noch einmal passieren, dass ein Land schon organisatorisch<br />
von hundertausenden Anfragen von Verbrauchern aus ganz Europa überfordert wird, wie dies in<br />
Island auch der Fall war und ein einzelner schwerer Vorfall wie beim Phoenix Kapitaldienst darf<br />
ein Anlegersicherungssystem wie bei uns, nicht mehr an seine Grenzen bringen.<br />
Private Altersvorsorge nimmt dramatisch ab<br />
Ein anderes Sorgenkind des Verbraucherzentrale Bundesverbandes ist die private Altersvorsorge.<br />
Eine private Rentenversicherung ist nach wie vor eher undurchsichtig und schwer verständlich<br />
für denjenigen, der Geld anlegen soll. So verwundert es auch nicht, dass das Vertrauen in<br />
die private Vorsorge abnimmt. Zudem fehlen vielen Haushalten einfach auch die finanziellen<br />
Möglichkeiten, um zusätzlich fürs Alter vorzusorgen.
Eine Studie der Postbank förderte zutage, dass das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger<br />
in ihre Privatvorsorge gesunken ist. Derzufolge hat im zurückliegenden Jahr rund jeder fünfte<br />
Berufstätige seine Verträge zur privaten Altersvorsorge gekürzt oder die Zahlung gleich ganz<br />
eingestellt. Jeder dritte Berufstätige gab an, im Alter über keinerlei Einnahmen aus einer privaten<br />
Vorsorge zu verfügen. Ebenfalls ein Drittel ist verunsichert und fragt sich, welche privaten<br />
Anlageformen überhaupt noch sinnvoll sind.<br />
Ein vom <strong>vzbv</strong> zur Tagung „Vor Sorge ums Alter“ im Dezember <strong>2009</strong> vorgelegtes Gutachten<br />
untermauert die Zweifel des Verbraucherzentrale Bundesverbandes an der Zukunftsfähigkeit des<br />
gegenwärtigen Altersvorsorgesystems. Ziel muss eine sichere Versorgung für alle im Alter sein.<br />
Diese muss auf solide Füße gestellt werden und darf nicht nach dem Prinzip Hoffnung verfolgt<br />
werden. Eine Absenkung der gesetzlichen Rente ist nur dann zielführend, wenn auf der anderen<br />
Seite Verbraucher auch tatsächlich über die erforderliche Finanzkraft für eine Zusatzvorsorge<br />
verfügen und auf effiziente Produkte am Markt stoßen.<br />
Die Effizienz der Produkte scheitert allerdings bereits am mangelnden Wettbewerb. So stellt das<br />
von Prof. Dr. Andreas Oehler von der Universität Bamberg verfasste Gutachten „Alles Riester?<br />
Die Umsetzung der Förderidee in der Praxis“ vielen „Riester“-Produkten vor allem hinsichtlich<br />
der Transparenz und der Kostenforderungen ein schlechtes Zeugnis aus. Demnach halten nur<br />
knapp die Hälfte aller Anbieter nutzbare Kosteninformationen bereit, fast 40 Prozent der Angebote<br />
weisen die Kosten nicht wie vorgeschrieben in Euro aus oder machen nur teilweise Angaben,<br />
ein Drittel der Angebote enthält keine Angaben zu den Kosten eines Vertragswechsels,<br />
fast ein Viertel keine hinreichenden Angaben zu den Abschluss- und Verwaltungskosten. Die<br />
Untersuchung zeigt zudem dramatische Unterschiede in den quantitativen Resultaten zwischen<br />
und innerhalb der Produktgruppen. Ein Ergebnis des Gutachtens überrascht daher nicht: „Eher<br />
dürfte ein Verbraucher mehr spielerisches Glück benötigen als er sich an Sachverstand sinnvoll<br />
aneignen kann, um einem unnötigen Kostenrisiko zu entgehen. Vor diesem Hintergrund sollte<br />
man nicht von Entscheidungen in einem wettbewerblichen Umfeld der sozialen Marktwirtschaft<br />
sprechen, sondern eher von einer Lotterie.“<br />
Dieser Mangel an Transparenz macht einen Produktvergleich und damit einen funktionierenden<br />
Preis- und Qualitätswettbewerb hin zu effizienten Produkten nahezu unmöglich. Gefordert ist<br />
eine Standardisierung der Produkt- und Kosteninformationen, die die wesentlichen Informationen<br />
verständlich ausweisen müssen. Insbesondere ist beispielsweise durch vergleichbare<br />
Kosten-Kennziffern auch eine produktgruppenübergreifende Vergleichsmöglichkeit zu schaffen.<br />
Finanzdienstleistungen<br />
Altersvorsorge zukunftsfähig<br />
gestalten. Dass dies<br />
nicht einfach ist, zeigt eine<br />
solche Rentenanpassungsformel.<br />
25
Finanzdienstleistungen<br />
Bunte Vielfalt bei<br />
Produktinformationen<br />
26<br />
Der <strong>vzbv</strong> setzt sich dafür ein, dass die Altersvorsorge insgesamt – Riester-Rente, betriebliche<br />
und auch ungeförderte Vorsorge – auf Grundlage einer validen Datenerfassung in ihrer Wirkung<br />
überprüft werden muss. Dabei bedarf es einer Bestandsaufnahme, inwieweit Verbraucher<br />
tatsächlich vorsorgen, ob sie dies im ausreichenden Maße tun, und schließlich, ob Verbraucher<br />
die erforderliche Vorsorge auch tatsächlich finanziell tragen können. Sollten die Ergebnisse<br />
negativ sein, ist entsprechend gegenzusteuern.<br />
> www.verbraucherfinanzwissen.de<br />
<strong>vzbv</strong> will einheitliche Produktinformation<br />
Die Bedürfnisse der Verbraucher nach Transparenz und Vergleichbarkeit von Finanzprodukten<br />
müssen sichergestellt werden. Dazu ist eine vom Gesetzgeber vorgegebene Strukturierung<br />
der Produkt- und Kosteninformationen erforderlich. Denn nur durch standardisierte und auch<br />
produktgruppenübergreifende Informationen können Verbraucher Angebote einfach vergleichen.<br />
Eine solche Standardisierung der Produkt- und Kosteninformationen muss die wesentlichen Daten<br />
umfassen, verständlich ausweisen und besonders wichtige Angaben wie alle tatsächlichen<br />
Kosten hervorheben.<br />
Bereits Mitte <strong>2009</strong> hatte die Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner die Einführung eines Produktinformationsblattes<br />
– den Beipackzettel für Finanzprodukte – gefordert. Die Forderung nach<br />
vereinfachten Produktinformationen, die die wesentlichen Informationen zu Kosten, Funktionsweise<br />
und Risiken enthalten, geht in die richtige Richtung. Bislang sind diese Informationen allerdings<br />
freiwillig. Erst als Frau Aigner Ende <strong>2009</strong> signalisierte, ein Produktinformationsblatt im<br />
Zweifel auch gesetzlich vorzuschreiben, kam die Branche Anfang <strong>2010</strong> in Bewegung. Allerdings<br />
kochen die Banken jeweils ihr eigenes Süppchen. Im Ergebnis erhalten Verbraucher bei einigen<br />
Banken nun mehr oder weniger gut verständliche vereinfachte Produktinformationen, die im<br />
Kern aber nicht vergleichbar sind.<br />
Gefordert sind allerdings gerade vergleichbare Produktinformationen, bei denen die einzelnen<br />
Angaben nach klaren und gleichen Maßgaben auszuweisen sind. Für den Verbraucher hat es<br />
keinen Wert, wenn beispielsweise die Risikoklassifizierung oder Kostenangaben bei jeder Bank<br />
unterschiedlich vorgenommen werden.
Weitere Themen:<br />
> Zahlungsverkehr und Kreditschutz<br />
> Neue Verbraucherkreditvorschriften<br />
> Neue Regelungen im Zahlungsverkehr<br />
> Unsichere Zahlungskarten<br />
> Datenlecks bei Kreditkartendaten<br />
> Systemlücken bei den Chips<br />
> Abzocke am Geldautomaten und auf dem Girokonto<br />
> P-Konto beschlossen<br />
> Schuldenreport <strong>2009</strong><br />
> Klage gegen Abzocke von Schuldnern<br />
Umsetzung per Gesetz: Zahlungsverkehr<br />
schneller, Kreditschutz höher<br />
Deutschland setzt zwei europäische Richtlinien<br />
um: Die Verbraucherkredit- und die<br />
Zahlungsdiensterichtlinie. Zusätzlich werden<br />
die Vorschriften über das Widerrufs- und<br />
Rückgaberecht neu geregelt.<br />
Die nationale Umsetzung bestehender EU-<br />
Vorgaben hatte auch vom <strong>vzbv</strong> einen erheblichen<br />
Lobby-Einsatz gefordert, der sich zum<br />
Teil auch ausgezahlt hat. Die wesentlichen<br />
Ergebnisse: Ab Juni <strong>2010</strong> sollen Verbraucher<br />
besser über Konditionen bei Kreditverträgen<br />
informiert werden, um verschiedene Angebote<br />
besser vergleichen zu können und nicht auf<br />
unseriöse Lockvogelangebote hereinzufallen.<br />
Dazu müssen Banken mit einem effektiven<br />
Jahreszins werben, dem mindestens zwei<br />
Drittel der auf Grund der Werbung zustande<br />
kommenden Verträge entsprechen.<br />
Seit dem 31. Oktober <strong>2009</strong> gilt ein völlig<br />
neues Recht zum Zahlungsverkehr, das als<br />
Rahmen für das von den Anbietern gestaltete<br />
neue, europäisch einheitliche Zahlungssystem<br />
SEPA (single euro payment area) dient. Damit<br />
können Überweisungen, Kartenzahlungen und<br />
auch Lastschriften in einem in allen Ländern<br />
gleichen Verfahren abgewickelt werden, wenn<br />
sie in Euro erfolgen. Verbunden mit diesen<br />
Änderungen sollen ab Ende 2011 europaweit<br />
Zahlungen von einem auf den anderen Tag<br />
abgewickelt werden können. Aber es gab<br />
auch eine Reihe von Abstrichen von bekannten<br />
Standards, die mit den Änderungen<br />
der Allgemeinen Geschäftsbedingungen der<br />
Institute für viel Unmut bei Verbrauchern<br />
sorgten.<br />
Der zugehörige Umsetzungsprozess von SEPA<br />
gestaltet sich nach wie vor schwierig. Zum<br />
einen, weil die Wünsche der Verbraucher<br />
auf nationaler wie europäischer Ebene kaum<br />
Gehör finden, zum anderen, weil die Anbieter<br />
ihre Produkte kaum vorstellen, aber in Brüssel<br />
bereits auf einen finalen Umstellungstermin<br />
gedrängt wird. Damit läuft SEPA Gefahr,<br />
bestehende Systeme abzulösen, noch ehe der<br />
Markt, also auch wir Verbraucher, Gelegenheit<br />
hatten, uns auf die neuen Systeme einzustellen<br />
und sie marktgetrieben fortzuentwickeln.<br />
Finanzdienstleistungen<br />
27
Finanzdienstleistungen<br />
28<br />
Neue Verbraucherkreditvorschriften<br />
Künftig wird der Verbraucher schon vor<br />
Abschluss eines Kreditvertrages über die<br />
wesentlichen Bestandteile des Kredits informiert:<br />
Dafür wird es für unterschiedliche<br />
Kreditverträge jeweils einheitliche Muster zur<br />
Unterrichtung der Verbraucher geben, wodurch<br />
sie Angebote besser als bisher miteinander<br />
vergleichen können und anhand derer<br />
die Kosten des Darlehens erkennbar sind.<br />
Anbieter, die für den Abschluss von Darlehensverträgen<br />
werben, dürfen nicht mehr<br />
nur eine einzige Zahl herausstellen (wie zum<br />
Beispiel einen besonders niedrigen Zinssatz),<br />
sondern müssen auch die weiteren Kosten<br />
des Vertrags angeben sowie diese Angaben<br />
mit einem realistischen Beispiel erläutern.<br />
Auch die Kündigungen werden neu geregelt:<br />
Kündigungen eines unbefristeten Vertrages<br />
durch den Darlehensgeber sind nur noch<br />
zulässig, wenn eine Kündigungsfrist von<br />
mindestens zwei Monaten vereinbart ist. Verbraucher<br />
können dagegen jederzeit kündigen.<br />
Vertraglich dürfen sie abweichend davon<br />
höchstens zu einer Kündigungsfrist von einem<br />
Monat verpflichtet werden. Bei befristeten<br />
Verträgen dürfen Verbraucher das Darlehen<br />
künftig jederzeit ganz oder teilweise zurückzahlen,<br />
solange der Vertrag nicht durch ein<br />
Grundpfandrecht wie eine Grundschuld oder<br />
Hypothek gesichert ist. Allerdings können die<br />
Darlehensgeber in einem solchen Fall eine<br />
Vorfälligkeitsentschädigung verlangen. Diese<br />
ist aber auf höchstens ein Prozent des vorzeitig<br />
zurückgezahlten Betrages beschränkt.<br />
Einen besseren Schutz gibt es nun auch beim<br />
Abschluss von Restschuldversicherungen, die<br />
die Rückzahlung eines Kredites bei Arbeitslosigkeit<br />
oder im Todesfall absichern sollen. Es<br />
gibt eine Beweislastumkehr beim Abschluss<br />
von Restschuldversicherungen: Sind die<br />
Kosten der Restschuldversicherung nicht im<br />
effektiven Jahreszins enthalten, müssen die<br />
Banken beweisen, dass der Abschluss des<br />
Kredits zu den konkret gewährten Konditionen<br />
auch ohne die Versicherung möglich<br />
war. Die Maßgabe „ohne Versicherung kein<br />
Kredit“ in Verbindung mit der Behauptung,<br />
der Kunde habe die Versicherung von sich<br />
aus gewünscht, ist jetzt nicht mehr möglich.<br />
Kostentransparenz weiterhin unzureichend<br />
Leider bringt die neue Richtlinie nicht nur<br />
positive Entwicklungen mit sich. So gibt es<br />
bei Kombinationsverträgen weiterhin keine<br />
Kostentransparenz. Ist der Darlehensvertrag<br />
mit einem Sparvertrag kombiniert, so müssen<br />
die Sparbeträge nicht in den Gesamtkosten<br />
ausgewiesen werden. Die Kombination aus<br />
einem Kredit- und einem Sparvertrag ist<br />
selten sinnvoll: Zum einen verbleibt bei dem<br />
Umweg über einen Sparvertrag grundsätzlich<br />
eine höhere Restschuld, zum anderen ist es<br />
grundsätzlich unwirtschaftlich, parallel zu<br />
einem Kredit zu sparen, denn in aller Regel<br />
ist der Kreditzins höher als der Sparzins.<br />
Besonders enttäuschend ist aus Sicht des Verbraucherzentrale<br />
Bundesverbandes der nach<br />
wie vor unzureichende Schutz vor unseriösen<br />
Kreditvermittlern. Obwohl es die EU-Verbraucherkreditrichtlinie<br />
den Mitgliedstaaten<br />
ausdrücklich ermöglicht, zusätzliche Pflichten<br />
für Kreditvermittler einzuführen, hat der<br />
deutsche Gesetzgeber davon keinen Gebrauch<br />
gemacht. Eine Studie im Auftrag der SCHUFA<br />
Holding AG aus dem Jahr 2007 schätzt, dass<br />
betrügerische Kreditvermittler pro Jahr mindestens<br />
150 Millionen Euro umsetzen und knapp<br />
400.000 Personen jährlich ansprechen.<br />
Neue Regelungen im Zahlungsverkehr<br />
Mit Wirkung zum 31. Oktober <strong>2009</strong> ist das<br />
neue Zahlungsverkehrsrecht in Kraft getreten.<br />
Erklärtes Ziel der EU war es, den Zahlungsverkehr<br />
als Rückgrat des Binnenmarktes
echtlich zu vereinheitlichen, während parallel<br />
die europäischen Banken und ihre Verbände<br />
die technischen und vertraglichen Grundlagen<br />
für ein gemeinsames Zahlungsverkehrssystem<br />
schaffen.<br />
Erstmals gibt es nun sowohl für rein inländische<br />
als auch für grenzüberschreitende<br />
Zahlungsverfahren einheitliche Regelungen,<br />
die bargeldlose Zahlungen erleichtern und die<br />
Rechtssicherheit für alle Beteiligten erhöhen<br />
sollen. Ein einheitlicher Euro-Zahlungsraum erlaubt<br />
es den Anbietern von Zahlungsdiensten,<br />
europaweite Verfahren für Zahlungen in Euro<br />
zu entwickeln, die auf einem einheitlichen<br />
vertraglichen und technischen Standard<br />
beruhen (sogenannte SEPA-Produkte) und<br />
damit von allen Instituten direkt umgesetzt<br />
werden können. Das Ziel: Der Verbraucher<br />
soll von einem Konto aus alle Bankgeschäfte<br />
innerhalb Europas bequem ausführen können,<br />
auch wenn er in der EU unterwegs ist, online<br />
einkauft, in einem anderen Land einen Zweitwohnsitz<br />
hat oder Grenzgänger ist.<br />
Fortan sind die Kosten einer Zahlung per<br />
Bankkarte im EU-Ausland klar auszuweisen;<br />
auch bei Überweisungen müssen alle<br />
anfallenden Gebühren im Vorhinein ausdrücklich<br />
genannt werden. Bestellungen aus dem<br />
europäischen Ausland sind per Kreditkarte,<br />
per Lastschrift oder Überweisung bezahlbar.<br />
Seit November <strong>2009</strong> können alle Banken in<br />
Deutschland zudem das europäische Lastschriftverfahren<br />
anbieten.<br />
Es gibt jedoch auch einen Wermutstropfen<br />
Wenn man nicht genehmigte Buchungen, zum<br />
Beispiel Fehlbuchungen, aber auch betrügerische<br />
Abbuchungen auf dem Kontoauszug<br />
entdeckt, müssen diese nicht nur unverzüglich<br />
beanstandet werden; nach maximal 13<br />
Monaten ist auch jeder Korrekturanspruch<br />
ausgeschlossen. Überweisungsaufträge<br />
werden nach dem Gesetz bereits mit dem<br />
Zugang beim Zahlungsdienstleister unwider-<br />
ruflich. Besonders nachteilig wirkt sich dies in<br />
Kombination mit der zusätzlichen Festlegung<br />
aus, dass Anbieter künftig nicht mehr auf den<br />
Empfängernamen achten müssen. Maßgeblich<br />
für die richtige Überweisung ist nur noch die<br />
Kontonummer.<br />
Ebenso gilt nun auch die generelle verschuldensunabhängige<br />
Mithaftung des Bankkunden,<br />
wenn ihm seine Zahlungskarte abhanden<br />
kommen sollte. Demnach haftet ein Bankkunde<br />
für einen Betrag bis zu 150 Euro bei<br />
Verlust und Missbrauch einer Zahlungskarte,<br />
wenn er diese nicht rechtzeitig hat sperren<br />
lassen.<br />
Die neuen Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />
der kontoführenden Institute basieren auf dieser<br />
umfassenden Neufassung des Zahlungsverkehrsrechts<br />
und haben für viel Unmut bei<br />
den Verbrauchern gesorgt. Das gilt auch für<br />
Gebühren, die erkennbar gestiegen sind.<br />
Unsichere Zahlungskarten – mehr Sicherheit<br />
und schnelle Aufklärung gefordert<br />
Die Banken stolpern von einem Skandal in<br />
den nächsten: Egal ob der Kreditkartendatenverlust<br />
in Spanien, die hohen Gebühren an<br />
fremden Geldautomaten oder Systemlücken<br />
bei den Chips auf Zahlungskarten, die eigentlich<br />
für Sicherheit sorgen sollten, stets war<br />
der Verbraucher der Leidtragende.<br />
Rasch hat der <strong>vzbv</strong> reagiert und die Bankenbranche<br />
zur Verantwortung und schnellen<br />
Aufklärung gerufen. Zugleich war der <strong>vzbv</strong><br />
mit seinen Mitgliedern Ansprechpartner für<br />
verunsicherte Kunden. Fakt ist: Mit derartigen<br />
Methoden und unsicheren Systemen gelingt<br />
es der Branche nicht, aus der Vertrauenskrise<br />
auszubrechen.<br />
Finanzdienstleistungen<br />
29
Finanzdienstleistungen<br />
30<br />
Datenlecks bei Kreditkartendaten<br />
Die bisher größte Austauschaktion von<br />
Kreditkarten schreckte Mitte November <strong>2009</strong><br />
die Verbraucher auf. Kartendaten waren bei<br />
einem spanischen Abwickler in falsche Hände<br />
geraten, widerrechtliche Abbuchungen traten<br />
auf. Das zeitweise Abtauchen der Kartenunternehmen<br />
und die unterschiedlichen Aussagen<br />
der Institute sorgten für große Verunsicherung.<br />
So klärte der Verbraucherzentrale Bundesverband<br />
mit den Verbraucherzentralen die<br />
Verbraucher über ihre umfassenden Rechte<br />
in dieser Situation auf und erläuterte, dass<br />
sie für missbräuchliche Buchungen nicht<br />
einstehen müssen. Zugleich wurden die<br />
Institute nachdrücklich aufgefordert, für mehr<br />
Schutz der Kartendaten zu sorgen und durch<br />
eine schnelle und vollständige Aufklärung<br />
auch über die Rechtslage zugunsten der<br />
Verbraucher, solche Situationen gar nicht<br />
mehr entstehen zu lassen. Der Austausch der<br />
Kartennummer war in diesem Fall zwar der<br />
beste Schutz vor weiterem Missbrauch, es<br />
stand aber keineswegs fest, dass alle vom<br />
Datenleck betroffenen Verbraucher eine neue<br />
Karte bekommen. Unzumutbar, wenn man<br />
bedenkt, dass diese Verbraucher mit unzulässigen<br />
Abbuchungen bei den alten Karten und<br />
dem verbundenen Ärger regelrecht rechnen<br />
mussten.<br />
Systemlücken bei den Chips<br />
Zum Jahreswechsel sorgte ein Systemfehler<br />
der Kartenchips auf vielen deutschen Zahlungskarten<br />
für eine böse Überraschung. Weil<br />
der Chip mit dem Jahr <strong>2010</strong> nicht umgehen<br />
konnte, blieben viele Verbraucher von der<br />
Kartennutzung an Kasse und Automaten<br />
ausgesperrt.<br />
Während man in Deutschland das Problem<br />
durch Eingriffe in die Terminals kurzfristig<br />
aufheben konnte, können Verbraucher im<br />
Ausland weiter betroffen sein. Diese Lücke,<br />
wie auch der Bericht von Wissenschaftlern der<br />
Universität Cambridge über weitere Systemlücken<br />
bei den Chips bestätigt, lässt die Frage<br />
aufkommen, wie sicher diese Technologie<br />
wirklich schützt und ob sie noch transparent<br />
genug umgesetzt wird, damit Verbraucher<br />
nachweisen können, dass sie Opfer eines<br />
Tricks oder Systemfehlers geworden sind und<br />
nicht etwa selbst Fehler gemacht haben. Der<br />
in England demonstrierte „Kartentrick“ etwa<br />
bestätigte eine PIN-Eingabe, die tatsächlich<br />
nie erfolgt ist. Sehr gefährlich für Verbraucher,<br />
denn nach dem neuen europäischen Recht<br />
haftet der Verbraucher bei der PIN immer mit<br />
oder muss sogar für den ganzen Schaden<br />
aufkommen.<br />
Abzocke am Geldautomaten und auf dem<br />
Girokonto<br />
Wer bei einer fremden Bank Geld holt, wird<br />
zur Kasse gebeten. Die Gebühren sind in den<br />
letzten Jahren drastisch gestiegen.<br />
Im Juni <strong>2009</strong>, so ergab eine externe Erhebung<br />
(Finanzberatung FMH, Frankfurt a.M.) lagen<br />
bereits 31 Institute bei einem Mindestentgelt<br />
von fünf Euro oder mehr, im Vorjahr waren<br />
es nur 20 von 50 beobachteten Instituten.<br />
Die höchsten Beträge lagen bei 7,50 Euro.<br />
Kaum ein halbes Jahr später haben weitere<br />
Institute die Fünf-Euro-Marke überschritten,<br />
und es gibt bereits eine Reihe von Instituten<br />
mit einem Mindestentgelt von zehn Euro.<br />
Bis 1996 gab es eine einheitliche Vereinbarung<br />
zwischen den Bankengruppen über die<br />
maximale Berechnung von Fremdabhebungen.<br />
So konnte an jedem Geldautomaten angezeigt<br />
werden, was das Abheben den Fremdkunden<br />
maximal kostet: in der Regel vier D-Mark,<br />
heute etwa zwei Euro. Diese Vereinbarung<br />
wurde jedoch 1996 gekündigt, eine neue kam<br />
nicht mehr zustande. Von nun an konnten<br />
die einzelnen Kreditinstitute gegenseitig<br />
sogenannte Interbankenentgelte ohne Limit
voneinander eintreiben. Das ist wie eine<br />
Strafgebühr, für die es keinen Gegenwert gibt<br />
– der Streit wird eindeutig auf dem Rücken<br />
der Verbraucher ausgetragen. Die Preisspirale,<br />
die an Fahrt gewinnt, zeigt, dass es derzeit<br />
keinen funktionierenden Marktmechanismus<br />
gibt, der die absurde Preisbildungspraxis von<br />
selbst begrenzen würde.<br />
Der Verbraucherzentrale Bundesverband<br />
dringt darauf, dass der Markt wieder funktionsfähig<br />
gemacht wird, und wird alle<br />
möglichen Optionen nutzen. Die Forderungen<br />
nach Transparenz und einer Obergrenze für<br />
Gebühren stehen hierbei an erster Stelle.<br />
Willkürliche Zinsanpassungen<br />
Das gilt auch für Entwicklungen wie beim<br />
Dispokreditzins, wo es trotz massiver Leitzinssenkung<br />
einige Institute geschafft haben,<br />
<strong>2009</strong> ihre Zinsen zu erhöhen und damit das<br />
Gesamtkreditzinsniveau in diesem Segment<br />
hoch zu halten, während Spar- und Anlagezinsen<br />
in den Keller gingen. Dass Zinsen,<br />
entgegen dem geltenden Recht, wie vom<br />
Bundesgerichtshof wiederholt und deutlich<br />
ausgesprochen, sich weiterhin immer zulasten<br />
der Verbraucher verzögert anpassen,<br />
ist zu einem illegalen Regelfall geworden,<br />
dem Verbraucher bisher vor allem individuell<br />
begegnen mussten. Denn Anbieter sind<br />
verpflichtet, variable Konditionen bei entsprechender<br />
Marktentwicklung auch zugunsten<br />
der Verbraucher unverzüglich und nach<br />
überprüfbaren Grundsätzen anzupassen, alles<br />
andere wären Konditionen, die dem Willkürverbot<br />
unterliegen.<br />
P-Konto beschlossen<br />
Mit der Einführung eines Pfändungsschutzkontos<br />
(P-Konto) zum 1. Juli <strong>2010</strong> hat der<br />
<strong>vzbv</strong> nach langjähriger Überzeugungsarbeit<br />
einen Erfolg erzielt. Das P-Konto gewährt<br />
seinen Inhabern automatisch einen monat-<br />
lichen Grundfreibetrag von 985,15 Euro, der<br />
nicht gepfändet werden kann. Das P-Konto<br />
garantiert damit unbürokratisch den Schutz<br />
des Existenzminimums auf dem Konto.<br />
Bislang war es so, dass das Konto nach einer<br />
Kontopfändung automatisch gesperrt wurde.<br />
Nur wenn der Kontoinhaber das Vollstreckungsgericht<br />
einschaltete, konnte er zumindest<br />
einen Teil seines gesetzlich geschützten<br />
Guthabens vor dem Zugriff des Gläubigers<br />
retten. Da das aber kompliziert war, verzichteten<br />
Schuldner auf Vollstreckungsschutz oder<br />
versäumten ihn. Mit dem neuen Pfändungsschutzkonto<br />
können im Falle einer Pfändung<br />
mindestens 985,15 Euro weiterhin genutzt<br />
werden – entsprechende Deckung vorausgesetzt.<br />
Der Basisbetrag wird für jeweils einen Kalendermonat<br />
gewährt – unabhängig vom<br />
Zeitpunkt des Eingangs der Einkünfte.<br />
Erstreckt sich die Pfändung auf mehrere<br />
Monate, so wird für jeden Monat automatisch<br />
der Freibetrag gewährt. Auf die Art der<br />
Einkünfte kommt es für den Pfändungsschutz<br />
nicht mehr an. Damit entfällt auch die Pflicht,<br />
die Art der Einkünfte wie Arbeitseinkommen,<br />
Sozialleistungen wie Rente oder Arbeitslosengeld<br />
gegenüber Banken und Gerichten nachzuweisen.<br />
Das heißt, jegliche Art von Einkünften,<br />
also auch die Einkünfte Selbstständiger<br />
und freiwillige Leistungen Dritter, werden<br />
künftig bei der Kontopfändung geschützt.<br />
Kritikpunkt bleibt, dass Verbraucher nach wie<br />
vor keinen gesetzlichen Anspruch auf ein P-<br />
Konto erhalten. Lediglich bestehende Konten<br />
können auf ein P-Konto umgestellt werden.<br />
Die Forderung des <strong>vzbv</strong> nach einem Recht<br />
auf ein Konto mit Basisfunktionen zu fairen<br />
Kontoführungsgebühren hat demnach nach<br />
wie vor Bestand.<br />
Finanzdienstleistungen<br />
31
Finanzdienstleistungen<br />
Der Schuldenreport <strong>2009</strong><br />
listet Hauptauslöser für<br />
die Überschuldung auf.<br />
32<br />
Schuldenreport <strong>2009</strong><br />
Der <strong>vzbv</strong> hat den nunmehr fünften Schuldenreport<br />
gemeinsam mit Caritas, Diakonie,<br />
Paritätischem Wohlfahrtsverband, Arbeiterwohlfahrt<br />
und Rotem Kreuz vorgelegt.<br />
Der Schuldenreport ist eine Informationsquelle<br />
für alle, die sich mit dem Thema Ver-<br />
und Überschuldung beschäftigen: Er führt<br />
Daten zur Überschuldung der Privathaushalte<br />
zusammen und analysiert sie, berichtet über<br />
Gesetzesvorhaben, die für die Rechtsposition<br />
der Schuldner wesentlich sind und setzt sich<br />
mit verschiedenen Aspekten der Schuldnerberatung<br />
auseinander.<br />
Erstmalig beschäftigte sich ein Schuldenreport<br />
mit den Auswirkungen von Überschuldung auf<br />
die Gesundheit der Betroffenen. Ein weiteres<br />
Novum war die Gestaltung des Kapitels über<br />
die aktuell relevanten Gesetzesvorhaben: Aus<br />
Interviews mit Politikern, Experten und Betroffenen<br />
erfährt der Leser eine große Bandbreite<br />
an Meinungen. Ein neuer Schwerpunkt in der<br />
Geschichte des Schuldenreports war auch das<br />
Thema finanzielle Bildung, welches zunehmend<br />
politische Bedeutung erlangt hat.<br />
Der Schuldenreport <strong>2009</strong> stellte fest: Es<br />
existiert keine allgemeingültige Zahl, die<br />
besagt, wie viele Privathaushalte in Deutschland<br />
überschuldet sind. Vielmehr weichen<br />
die der Öffentlichkeit präsentierten Zahlen<br />
stark voneinander ab. Je nach Definition von<br />
Überschuldung oder je nach Bestimmungsmethode<br />
gehen Experten von knapp drei bis<br />
vier Millionen überschuldeter Haushalte aus.<br />
Valide empirische Daten sind jedoch für die<br />
Erarbeitung von Bewältigungs- und Präventionsstrategien<br />
unerlässlich. Deshalb fordern<br />
die Herausgeber des Schuldenreports <strong>2009</strong><br />
den Ausbau der empirischen Datenbasis zur<br />
Überschuldungssituation von Privatpersonen.<br />
Hauptauslöser für Überschuldung sind laut<br />
Schuldenreport Arbeitslosigkeit und Trennung,<br />
Scheidung oder Tod des Partners. Der Report<br />
legte dar, dass über die Hälfte der Überschuldungsfälle<br />
durch unerwartete Ereignisse<br />
ausgelöst wurden, die das Leben der Betroffenen<br />
gänzlich veränderten und die sie in den<br />
meisten Fällen nicht selbst zu verantworten<br />
hatten.<br />
Beratene Personen 2007 nach dem Hauptauslöser der Überschuldung<br />
Arbeitslosigkeit<br />
Trennung, Scheidung, Tod<br />
des Partners/der Partnerin<br />
Erkrankung, Sucht,<br />
Unfall<br />
Gescheiterte<br />
Selbstständigkeit<br />
Unwirtschaftliche<br />
Haushaltsführung<br />
Gescheiterte<br />
Immobilienfinanzierung<br />
Unzureichende<br />
Kreditberatung<br />
4,0%<br />
3,3%<br />
9,8%<br />
9,5%<br />
8,6%<br />
13,5%<br />
29,3%<br />
Datenbasis: Statistik<br />
zur Überschuldung<br />
privater Haushalte.<br />
Quelle: Statistisches<br />
Bundesamt.<br />
0 5 10 15 20 25 30 35%
<strong>vzbv</strong> klagt erfolgreich gegen<br />
Abzocke von Schuldnern<br />
Es hat sich ein regelrechter Markt für sogenannte<br />
Schuldenregulierer entwickelt, die<br />
überschuldeten Verbrauchern ihre Hilfe anbieten<br />
– und dafür hohe Gebühren kassieren.<br />
Zahlreiche Schuldenregulierer verfügen über<br />
keine Rechtsdienstleistungserlaubnis und<br />
können daher notwendige Leistungen und<br />
Hilfestellungen nicht oder nur teilweise erbringen.<br />
In solchen Fällen kommt es häufig vor,<br />
dass der Verbraucher dreifach zahlen muss:<br />
An eine Vermittlungsfirma für Schuldenregu-<br />
lierung, eine Schuldenregulierungsfirma und<br />
einen Rechtsanwalt.<br />
Geschäftsmodelle, die geradezu darauf<br />
abzielen, Schuldnern zusätzlich Geld aus der<br />
Tasche zu ziehen, sind nicht hinnehmbar. So<br />
sieht es auch der Bundesgerichtshof: Wer<br />
Verbrauchern eine Finanzsanierung durch ein<br />
Unternehmen vermittelt, das selbst keine<br />
Rechtsdienstleistung erbringen darf, muss<br />
darauf hinweisen, dass zusätzlich ein Rechtsanwalt<br />
beauftragt werden muss. Das Urteil<br />
erstritt der <strong>vzbv</strong>. Der Richterspruch stärkt den<br />
Schutz überschuldeter Verbraucher vor zweifelhaften<br />
Hilfsangeboten.<br />
Politische Lobbyarbeit am Beispiel Finanzdienstleistungen<br />
In den letzten zwölf Monaten hat der Verbraucherzentrale Bundesverband zahlreiche<br />
Gespräche zu aktuellen und grundsätzlichen verbraucherpolitischen Themen mit Vertretern<br />
der Bundesregierung, der Landesregierungen, den politischen Parteien, den<br />
Bundestags- und Landtagsfraktionen, den verbraucherpolitischen Sprechern der Parteien<br />
und Fraktionen, der EU-Kommission, des EU-Parlaments und mit Verbänden und der<br />
Wirtschaft geführt.<br />
Die Intensität und der Umfang der Lobbyarbeit lassen sich exemplarisch am Beispiel<br />
Finanzdienstleistungen verdeutlichen. Allein in diesem Themenschwerpunkt gab es<br />
zahlreiche Stellungnahmen, Gespräche und Presseaktivitäten: Stellungnahmen wurden<br />
zum Beispiel verfasst zum Regierungsentwurf der Verbraucherkreditrichtlinie oder zur<br />
Umsetzung der Zahlungsdienstrichtlinie. Auch auf europäischer Ebene brachte der <strong>vzbv</strong><br />
mehrere Stellungnahmen unter anderem zu den Themenkomplexen Basisfinanzdienstleistungen<br />
und verantwortliche Kreditvergabe ein. Vertreter des Bundesverbandes wurden<br />
als Sachverständige zu einer Fülle von Anhörungen eingeladen, etwa zum Gesetzentwurf<br />
„Pfandbriefrecht“ oder „Verbraucherschutz und Finanzmärkte“. Es fanden Gespräche mit<br />
Bundesjustizministerin Brigitte Zypries zum Anlegerschutz und Expertengespräche auf<br />
verschiedenen Ebenen der beteiligten Fachministerien statt. Ebenso nahmen Vertreter<br />
des Bundesverbandes als Experten am Verbändegespräch der Verbraucherministerkonferenz<br />
teil. Ein vom <strong>vzbv</strong> initiierter Gedankenaustausch mit dem Zentralen Kreditausschuss<br />
zur Finanzkrise ist ein weiteres Beispiel der Lobbyaktivitäten.<br />
Finanzdienstleistungen<br />
33
Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />
Energie und Klima<br />
35
Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />
36<br />
> Klimaschutz geht alle an:<br />
Und jeder kann etwas dazu beitragen<br />
Die Schlagzeilen zum Klimawandel sind mehr als besorgniserregend.<br />
Auch wenn die Politik sich nicht auf klare Vorgaben<br />
und Ziele verständigen kann, muss endlich gehandelt<br />
werden. Für den <strong>vzbv</strong> ist klar: Klimaschutz fängt beim<br />
Verbraucher an. Aufklärungsarbeit ist daher ein wichtiger<br />
Bestandteil, denn mit vielen kleinen Schritten kann Großes<br />
erreicht werden.<br />
Der Klimawandel betrifft jeden von uns. Geling es uns nicht, den Ausstoß an Treibhausgasen<br />
weltweit drastisch zu reduzieren und den Temperaturanstieg auf maximal zwei Grad zu begrenzen,<br />
drohen unkontrollierbare Klimaveränderungen. So stand auch das Jahr <strong>2009</strong> im Zeichen des<br />
Klimas und den damit verbundenen Herausforderungen. Höhepunkt war der Weltklimagipfel in<br />
Kopenhagen, zu dem auch eine Delegation des Verbraucherzentrale Bundesverbandes reiste.<br />
Wir alle können mit kleinen Schritten etwas bewegen und dazu beitragen, dass Klimaschutz<br />
zum Erfolg führt. Als Verbraucherinnen und Verbraucher profitieren wir davon auch finanziell.<br />
Denn: Was für das Klima gut ist, entlastet häufig auch unsere Haushaltskasse.<br />
Klimaschutz ist nur mit den Verbrauchern machbar<br />
In Kopenhagen waren erstmals auf einer UN-Klimakonferenz Verbrauchervertreter als Beobachter<br />
zugelassen. Die Vertreter des Verbraucherzentrale Bundesverbandes waren Teil der internationalen<br />
Verbraucherdelegation, die von Consumers International (CI) angeführt wurde. CI<br />
forderte, dass die Belange der Verbraucher bei einem internationalen Abkommen nicht vergessen<br />
werden dürfen.<br />
CI schrieb an die Delegationen der rund 190 in Kopenhagen vertretenen Staaten, dass die<br />
Verbraucher weltweit einen entscheidenden Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel leisten<br />
könnten. Sie erwarteten jedoch, dass sich die Politik für eine Wirtschaft einsetze, die der Welt<br />
keinen Schaden zufügt.<br />
Die Ergebnisse des Weltklimagipfels waren deshalb auch für den <strong>vzbv</strong> enttäuschend. „Die Verbraucher<br />
weltweit müssen ausbaden, dass sich die über 190 Staaten in Kopenhagen nicht auf<br />
eine verbindliche Reduktion der Treibhausgase über 2012 hinaus verständigt haben“, kommentierte<br />
der Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes, Gerd Billen, den Ausgang der<br />
Konferenz.
Klima-Schutzengel sorgten für Aufmerksamkeit<br />
Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />
Die <strong>vzbv</strong>-Mitarbeiterinnen nahmen als „Klima-Schutzengel“ an der zentralen Kundgebung zum<br />
weltweiten Klimaschutztag in Kopenhagen teil. Dort warben sie für die Belange der Verbraucher<br />
beim Klimaschutz. Zeitgleich waren auch in Deutschland „Klima-Schutzengel“ der Verbraucherzentralen<br />
auf Weihnachtsmärkten und in Fußgängerzonen unter dem Motto „für mich.<br />
für dich. fürs klima.“ unterwegs und informierten über den Zusammenhang von Konsum und<br />
Klimaschutz.<br />
Verbraucher können und wollen ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten – Voraussetzung sind<br />
jedoch bessere Rahmenbedingungen. Zurzeit gibt es noch zu wenig Produkte, Dienstleistungen,<br />
Richtlinien und Gesetze, die es dem Verbraucher ermöglichen, Klimaschutz im Alltag ohne<br />
Hürden umzusetzen. Wirtschaft, Politik und Wissenschaft sowie staatliche und nichtstaatliche<br />
Organisationen müssen Verbraucher in ihrem Bemühen unterstützen, klimaverträglicher und<br />
dabei energie- und ressourcengerechter zu leben.<br />
Es gilt, den globalen Temperaturanstieg auf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen. Die Bundesregierung<br />
muss dabei eine Vorreiterrolle einnehmen und die europäischen Vorhaben zur<br />
Steigerung der Energieeffizienz vorantreiben sowie einen eigenen Fahrplan festlegen, mit<br />
welchen Instrumenten sie ihre Klimaschutzziele erreichen kann. Die Weichen für eine emissionsfreie<br />
Stromversorgung bis 2050 müssen jetzt gestellt und der Anteil der erneuerbaren Energien<br />
massiv erhöht werden.<br />
Klimaschutz und Wohlstand müssen kein Widerspruch sein, im Gegenteil: Die nachhaltige Nutzung<br />
begrenzter Ressourcen trägt dazu bei, dass langfristig Versorgungs- und Kostensicherheit<br />
für Verbraucher gewährleistet werden können. Die Verbraucher in Deutschland müssen in die<br />
Lage versetzt werden, dem Kostendruck durch Energieeffizienzmaßnahmen entgegenzusteuern.<br />
Wesentliche Grundlagen hierfür sind:<br />
Klima-Schutzengel in Berlin<br />
auf dem Weihnachtsmarkt<br />
mit der Parlamentarischen<br />
Staatssekretärin Ursula<br />
Heinen (links) und beim<br />
Klimagipfel in Kopenhagen<br />
37
Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />
www.verbraucherfuersklima.<br />
de – eine starke Seite für<br />
Klimafreunde<br />
38<br />
> eine unabhängige und fachlich fundierte Energieberatung, wie sie jetzt schon von den<br />
Verbraucherzentralen in Deutschland erfolgreich angeboten wird,<br />
> ein freier Zugang zu unabhängigen Informationen über Treibhausgasemissionen sowie<br />
eine klare Energieverbrauchskennzeichnung bei Elektrogeräten und Pkws.<br />
Verbindliche Vorgaben für mehr Energieeffizienz etwa bei Gebäuden und Elektrogeräten müssen<br />
verstärkt als klimapolitisches Instrument genutzt und dynamisch gestaltet werden. Dazu zählt,<br />
dass finanzielle Förderungen bei der Gebäudesanierung und bei energieeffizienten Geräten flexibler<br />
und bedarfsgerechter gestaltet werden müssen, um den Investitionsimpuls zu verstärken.<br />
Die Forderungen an die Wirtschaft<br />
Dass Klimaschutz ein Zukunftsmarkt ist, hat die Wirtschaft längst erkannt. Hersteller und Anbieter<br />
können schon jetzt wichtige Beiträge leisten, indem sie ihre Dienstleistungen, Produkte und<br />
Produktionsweisen daran ausrichten, dass Verbraucher klimafreundlich konsumieren können.<br />
Dazu müssen in allen Bereichen energieeffiziente und klimafreundliche Produkte und Produktalternativen<br />
entwickelt werden.<br />
Damit der Verbraucher erkennt, welche Produkte das Klima wirklich weniger belasten als<br />
andere, benötigt er verständliche und vergleichbare Informationen zu den Klimawirkungen der<br />
Angebote (Produktion, Verbrauch und Entsorgung). Diese Informationen müssen ihm Hersteller<br />
und Unternehmen zur Verfügung stellen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband fordert<br />
außerdem klare und verbindliche Kriterien für Werbung mit Klimaschutz-Argumenten „Ehrliche<br />
Produktinformation muss für Verbraucher von Etikettenschwindel zu unterscheiden sein“, verlangte<br />
<strong>vzbv</strong>-Vorstand Gerd Billen.<br />
Die Verbraucherallianz „fürs klima“ geht deshalb Werbung mit falschen Klimaschutzversprechen<br />
nach – notfalls auch mit juristischen Mitteln. So mahnte sie unter anderem den Autohersteller<br />
Opel ab, der für den „Insignia ecoFlex“ mit einem „umweltfreundlichen CO2-Ausstoß“ warb.<br />
Auch gegen VW wurde ein Abmahnverfahren eingeleitet, weil das Unternehmen in einem Katalog<br />
für den Phaeton „Fahrspaß mit einem reinen Gewissen“ und „höchste Umweltverträglichkeit“<br />
versprach. Beide Unternehmen versicherten mittlerweile, diese Werbeaussagen nicht mehr<br />
zu verwenden.
Erfolgreich:<br />
die Verbraucherallianz „fürs klima“<br />
Mit einer Vielzahl von Aktionen haben wir zusammen mit<br />
unseren Partnern aufgezeigt, wie Verbraucher im täglichen<br />
Leben darauf achten können, Energie zu sparen und sich<br />
klimabewusst zu verhalten. Ob Ernährung, Mobilität oder<br />
Konsum, die neu gegründete Verbraucherallianz „fürs klima“<br />
leistet bundesweit aktiv Aufklärung.<br />
Dem vom Bundesumweltministerium geförderten Bündnis unter Federführung des Verbraucherzentrale<br />
Bundesverbandes gehören die 16 Verbraucherzentralen der Bundesländer, der<br />
Deutsche Mieterbund (DMB), die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenverbände (BAGSO),<br />
der Verkehrsclub Deutschland (VCD), der VerbraucherService (VS) im Katholischen Deutschen<br />
Frauenbund sowie Germanwatch an.<br />
Auf bundesweiten Aktionen, Diskussionsveranstaltungen und Messen, über Ausstellungen,<br />
Bildungsangebote und im Internet geben die Verbraucherzentralen und Verbände Tipps, wie<br />
sich Klimaschutz im Alltag umsetzen lässt. Ein Schwerpunkt der Arbeit ist klimaverträgliche<br />
Mobilität.<br />
Private Haushalte verursachen in Deutschland etwa ein Drittel der energiebedingten CO2-<br />
Emissionen. Sie verteilen sich auf Heizung und Warmwasser, elektrische Geräte und den<br />
motorisierten Individualverkehr. Aber auch die Art und Weise unserer Ernährung hat Auswirkungen<br />
auf das Klima.<br />
Wichtiger Bestandteil: das Online-Beratungsportal<br />
Unabhängig und verbrauchernah: Das Internet-Angebot der<br />
Kampagne „für mich. für dich. fürs klima.“ bietet Tipps zum<br />
Klimaschutz daheim und unterwegs. „In einer Zeit, in der immer<br />
mehr Informationen auf Verbraucher einströmen, helfen die<br />
Beratungsangebote, sich über die persönlichen Chancen jedes<br />
Einzelnen beim Klimaschutz zu informieren – und das rund um<br />
die Uhr“, sagt der Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes,<br />
Gerd Billen. Mündige Verbraucher benötigen Informationen<br />
zum Klimaschutz. Denn nur dann können sie von Politik<br />
und Wirtschaft mehr Engagement zur Reduktion der weltweiten<br />
Treibhausgasemissionen einfordern.<br />
Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />
39
Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />
Jutta Gelbrich (GeschäftsführerinVerbraucherzentrale<br />
Hessen), Gerd Billen und<br />
Gerd Lottsiepen (Verkehrspoltischer<br />
Sprecher des<br />
Verkehrsclubs Deutschland)<br />
(vlnr) lieferten sich auf der<br />
Internationalen Automobil-<br />
Ausstellung (IAA) ein spannendes<br />
Rennen: Je kräftiger<br />
sie in die Pedalen traten,<br />
desto schneller fuhren die<br />
Modellautos.<br />
40<br />
Das Internetportal gibt den Verbrauchern viele Tipps für den Alltag, etwa zum Bahnfahren, zum<br />
Autokauf, zur Ernährung, zu Lebensmittelverpackungen und zu nachhaltigem Konsum. In einem<br />
interaktiven Video können die Nutzer einen Tag in der Küche einer vierköpfigen Familie verfolgen<br />
und gleichzeitig ihr Wissen testen: Welche Rolle spielt die Ernährung für die Erderwärmung?<br />
Wie kann man klimaverträglich einkaufen und kochen? Ein CO2-Rechner bietet außerdem<br />
die Möglichkeit, die eigene Klimabilanz zu ermitteln.<br />
Das besondere Angebot: Die Verkehrsexperten des Verkehrsclub Deutschland (VCD) beraten die<br />
Verbraucher im Rahmen der Verbraucherallianz „fürs klima“ online und über die kostenlosen<br />
Rufnummer 0800 - 20 30 900. Dort können die Verbraucher ganz persönliche Fragen zum Autokauf,<br />
dem Öffentlichen Verkehr oder selbst zum Fahrradfahren stellen.<br />
> www.verbraucherfuersklima.de<br />
Die Klimakampagne auf der IAA in Frankfurt<br />
Fahrräder treiben Autos an? Keine Zukunftsvision, sondern eine der Attraktionen auf dem Stand<br />
der Verbraucherallianz während der Internationalen Automobil Ausstellung (IAA) in Frankfurt.<br />
Auf einer eigens für das Projekt entwickelten Modellrennbahn konnten die Besucher mit Miniaturwagen<br />
um die Wette fahren - indem sie auf Fahrrädern in die Pedale traten. Ein Computer<br />
übertrug die Geschwindigkeit der Hinterräder auf die Elektroflitzer: Muskelkraft statt Gaspedal.<br />
Wie im richtigen Straßenverkehr waren die kleineren Autos auf der Rennbahn in punkto Spritverbrauch<br />
und CO2-Ausstoß klar im Vorteil. Wer mit einem großen Modell an den Start ging,<br />
musste deshalb kräftiger in die Pedale treten als sein Kontrahent mit dem kleinen Flitzer. Die<br />
von der Verbraucherzentrale Hessen mit der Hochschule Bochum realisierte Simulation machte<br />
erfahrbar, dass große Wagen wesentlich mehr Energie und Sprit verbrauchen und damit mehr<br />
CO2 ausstoßen als sparsamere Pkw-Modelle. Die Klimakampagne zeigt: Auto und Klimaschutz<br />
müssen kein Widerspruch sein.<br />
Die Bahn macht <strong>2010</strong> unter anderem auf der Auto Mobil International (AMI) in Leipzig und auf<br />
dem Ökumenischen Kirchentag in München Station.
Verbraucher wollen mehr klimaverträgliche Autos<br />
Ebenfalls Im Rahmen der IAA wurde eine repräsentative Umfrage der Prognos AG für die<br />
Verbraucherkampagne „für mich. für dich. fürs klima.“ vorgestellt. Ergebnis: Die Verbraucher<br />
wollen mehr günstige und klimaverträgliche Autos sowie eine klare und verständliche Kennzeichnung<br />
der Pkw-Verbrauchswerte. Immer mehr Verbraucher achten beim Autokauf auf die<br />
Klimabelastung. Aber sie wollen auch Geld sparen. „Die Autobauer müssen endlich die Erwartungen<br />
der Verbraucher ernst nehmen und bei den Innovationen mehr Tempo machen“,<br />
forderte <strong>vzbv</strong>-Vorstand Gerd Billen bei der Präsentation der Umfrageergebnisse.<br />
Aktion „Sprit sparen“ für Geldbeutel und Klima<br />
Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />
In der Presse wurde auf die<br />
Umfrage der Prognos AG<br />
hingewiesen.<br />
Wie Autofahrer bis zu 30 Prozent Kraftstoff sparen und damit zum Klimaschutz beitragen<br />
können, darüber informierten im Juli <strong>2009</strong> die Verbraucherzentralen und der Verkehrsclub<br />
Deutschland (VCD) im Rahmen der Verbraucherallianz „fürs klima“. An Straßen, Rastplätzen und<br />
Ausflugszielen gaben die Mitarbeiter der Allianz ihre Spritspartipps an Autofahrer weiter. Wenn<br />
nur ein Prozent der Autofahrerinnen und Autofahrer in Deutschland alle Spritspartipps beherzigten<br />
und ihren Kraftstoffverbrauch um 30 Prozent reduzierten, könnten pro Jahr knapp 265.000<br />
Tonnen CO2 eingespart werden. Und wer weniger Sprit verbraucht, spart auch Geld. Einige<br />
Beispiele:<br />
> Bei kurzen Strecken unter fünf Kilometer sind der Verbrauch und der Verschleiß besonders<br />
hoch. Deshalb lieber öfter das Auto stehen lassen und zu Fuß gehen oder Rad fahren.<br />
> Hoher Reifendruck sowie Leichtlaufreifen verringern den Rollwiderstand des Wagens.<br />
> Zügiges Anfahren und schnelles Hochschalten sparen Sprit.<br />
> Jedes unnötige Gewicht im Kofferraum oder ein unbenutzter Dachgepäckträger kostet<br />
zusätzlich Treibstoff.<br />
Zehn Sprit-<br />
spartipps<br />
Sprit sparen –<br />
Klima schonen<br />
verbraucherfuersklima.de<br />
41
Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />
Einblicke in die Ausstellung<br />
„Klima schützen<br />
kann jeder“<br />
42<br />
Ausstellung auf Tour „Klima schützen kann jeder!“<br />
Wie können Standby-Schaltungen, die Strom und Geld klauen, einfach ausgetrickst werden?<br />
Welche Auswirkungen hat Ernährung auf das Klima? Mit der Ausstellung „Klima schützen kann<br />
jeder“ erläutert die Verbraucherallianz „fürs klima“ was Konsum mit Klimaschutz zu tun hat. Auf<br />
unterhaltsame Weise vermittelt sie Hintergrundwissen zum Klimawandel und liefert Tipps für<br />
den Klimaschutz daheim und unterwegs. Auf ihrer Tour durch ganz Deutschland war und wird<br />
die Ausstellung in Schulen, Bibliotheken, Kirchen und anderen öffentlichen Gebäuden gastieren.<br />
Werbung mit Begriffen wie „klimafreundlich“ oder „klimaneutral“<br />
führen Verbraucher hinters Licht<br />
Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Infratest im Auftrag des <strong>vzbv</strong> zeigt: 23,5<br />
Prozent der Befragten glauben, dass ein als „klimaneutral“ bezeichnetes Produkt das Klima<br />
gar nicht belastet. 40,8 Prozent sind überzeugt, dass es für das Klima weniger schädlich ist<br />
und jeder Zehnte ist der Meinung, dass eine „klimafreundliche“ Ware dem Klima nicht schadet.<br />
Die Begriffe „klimafreundlich“ und „klimaneutral“ verwirren also Verbraucher mehr als sie zu<br />
informieren.<br />
Die Begriffe vermitteln den Eindruck, dass in der Herstellung oder Bedienung der Produkte<br />
weniger oder gar kein CO2 entsteht. Die Realität sieht jedoch anders aus: Unternehmen werben<br />
häufig für ihr Produkt mit dem Wort „klimaneutral“, weil sie einen Teil der Einnahmen in Klimaprojekte<br />
in anderen Teilen der Welt investieren – zum Beispiel in Aufforstungsarbeiten.<br />
Als „klimafreundlich“ wird ein Produkt häufig bereits dann bezeichnet, wenn die mit ihm verbundene<br />
CO2-Belastung nur geringfügig unter dem Durchschnitt liegt.<br />
Um solche Unklarheiten zu beseitigen und Standards für die Nutzung dieser Begriffe zu schaffen,<br />
geht die Verbraucherallianz „fürs klima“ gegen rechtlich bedenkliche Werbung in diesem<br />
Bereich vor. Insbesondere die CO2-intensiven Energie- und Automobilbranchen werben für ihre<br />
Produkte häufig mit Klimaschutzargumenten.
Energie:<br />
Verbrauch senken, Kosten sparen<br />
Keine Entspannung am Energiemarkt: Die krisenbedingten<br />
Preissenkungen im zurückliegenden Jahr konnten nicht<br />
darüber hinwegtäuschen, dass Strom und Gas kontinuierlich<br />
teurer werden. Nicht nur wegen der Kosten sind effizientere<br />
Maßnahmen zur Energieeinsparung nötig. Wirtschaft, Politik<br />
und Verbraucher – alle sind gefordert, für bewussten Umgang<br />
mit unseren Ressourcen zu sorgen.<br />
Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />
Energiesparen kann nur, wer die Möglichkeit hat, unabhängige und verständliche Informationen<br />
zum Energieverbrauch und zur Effizienzoptimierung zu erhalten. Der bewusste Umgang mit unseren<br />
Ressourcen hilft nicht nur unserem Klima, sondern macht sich auch positiv im Geldbeutel<br />
der Verbraucher bemerkbar.<br />
Neugestaltung des Energieeffizienzlabels muss kommen<br />
Ende letzen Jahres fanden EU-Kommission, Rat und EU-Parlament einen Kompromiss zur Neugestaltung<br />
des Energieeffizienzlabels, wie man es in den Abstufungen A - G von Haushaltsgeräten<br />
kennt. In den zurückliegenden Jahren hat die technische Entwicklung dazu geführt, dass fast<br />
nur noch A-Klasse-Geräte auf dem Markt sind und sich innerhalb dieser Klasse Geräte nicht<br />
mehr unterscheiden lassen. Die bei Kühlschränken schon 2004 zusätzlich eingeführten Klassen<br />
A+ und A++ führen regelmäßig zu Irritationen bei Verbrauchern.<br />
Daher warnte der Verbraucherzentrale Bundesverband davor, diese irreführende Erweiterung<br />
auch auf alle anderen Geräte zu übertragen. Stattdessen forderte er die Beibehaltung der verbraucherfreundlichen<br />
Einordnung von Elektrogeräten in die Effizienzklassen A bis G und deren<br />
regelmäßige Anpassung und Aktualisierung. Verbraucher müssten sicher sein können, dass ein<br />
A-Gerät tatsächlich das effizienteste Produkt am Markt ist.<br />
Trotz Proteste der Verbraucherorganisationen wurde ein Kompromiss gefunden, der bis zu<br />
drei Zusatzklassen zur obersten Klasse A vorsieht: A+, A++ und A+++. Der Europäische Rat hat<br />
diesem Kompromiss bereits zugestimmt, das Parlament wird den Vorschlag aller Voraussicht<br />
nach im Mai <strong>2010</strong> bestätigen. Das neue Label verliert an Aussagefähigkeit und Orientierungshilfe,<br />
so dass es abzuwarten bleibt, wie es sich auf dem Markt durchsetzen wird. Derzeit werden<br />
auf EU-Ebene Effizienzstandards für zahlreiche Produktgruppen festgelegt, die künftig ebenfalls<br />
unter die Richtlinie zur Energieverbrauchskennzeichnung fallen könnten. Dazu zählen Produkte<br />
aus den Bereichen Haushalt, Gewerbe und Industrie sowie zukünftig auch energieverbrauchsrelevante<br />
Produkte, wie zum Beispiel Fenster, deren Nutzung mit einem erheblichen Energieeinsparpotential<br />
verbunden ist.<br />
43
Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />
Der <strong>vzbv</strong> und die Verbraucherzentralen<br />
informieren<br />
über Energiesparmaßnahmen<br />
und -effizienz.<br />
Gaube bei fünf Jahre altem<br />
Haus mit Undichtheiten.<br />
Aufgenommen mit Überdruck<br />
– rechte Gaube ohne<br />
Überdruck zum Vergleich.<br />
44<br />
Neue Richtlinie zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden<br />
Angesichts der erheblichen Bedeutung des Gebäudesektors für den Gesamtenergieverbrauch<br />
in der Europäischen Gemeinschaft ist eine Steigerung der Energieeffizienz im Gebäudebereich<br />
und die damit verbundene Reduzierung der CO2-Emissionen ein wesentlicher Beitrag zum<br />
Klimaschutz und zur Gewährleistung einer langfristig sicheren und bezahlbaren Energieversorgung.<br />
Daher sollte mit der Novellierung der Richtlinie zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden<br />
ein Meilenstein zur Steigerung der Energieeffizienz bei Gebäuden in der EU gelegt werden. Der<br />
EU-Ministerrat, das Europäische Parlament und die EU-Kommission haben sich jedoch Mitte<br />
November auf einen Kompromiss geeinigt, der dem enormen Energieeinsparpotential im Gebäudesektor<br />
nicht gerecht wird.<br />
Insbesondere im Bereich der bestehenden Gebäude wurde keine verbindliche Regelung zur<br />
Gebäudesanierung erzielt. Lediglich die bisher geltende 1.000 m 2 - Grenze bei der umfassenden<br />
Gebäudesanierung wurde gestrichen. Auch eine gemeinsame Verpflichtung, finanzielle und steuerliche<br />
Anreize für Investitionen in energieeffiziente Gebäude zu schaffen, kam nicht zustande.<br />
Im Bereich der Neubauten wurde festgelegt, dass ab 2020 alle Neubauten in der EU als „Fast-<br />
Nullenergiegebäude“ gebaut werden müssen. Die öffentlichen Neubauten sollen bereits ab 2019<br />
diese Anforderung erfüllen.
Weitere Themen:<br />
> Aktuell: Energiemarkt und Solarförderung<br />
> Anbieterwechsel kann sich rechnen<br />
> Energieberatung lohnt sich!<br />
> Netzentgelte: mehr Stromkosten<br />
> Bahnpolitik ist gescheitert<br />
> Regelmäßige Qualitätssicherung erforderlich<br />
> Mehr Rechte für Bahnkunden<br />
> Nanotechnologien: kontrollierte Zulassung nötig<br />
> EU-Spielzeugrichtlinie unzulänglich<br />
> Bauvertragsrecht: mehr Schutz für private Bauherrn<br />
> Verpackungsgrößen: Preischaos im Supermarkt<br />
Aktuell: Energiemarkt und Solarförderung<br />
Elektrizität und Gas sind für unseren Alltag<br />
und unsere Wirtschaft lebensnotwendig. Die<br />
Öffnung und Liberalisierung der Energie-<br />
märkte, die vor zehn Jahren begann, sollte<br />
den Bürgern mehr Auswahl und mehr Wettbewerb<br />
bringen.<br />
Erklärtes Ziel war es, die Preise trotz der<br />
weltweiten Energieverteuerung zu bändigen,<br />
doch dieses Ziel ist noch lange nicht erreicht:<br />
Trotz fallender Großhandelspreise an den<br />
Strombörsen sind die Endkundenpreise stetig<br />
angestiegen.<br />
Es handelt sich hierbei nicht nur um ein<br />
Versagen der Marktpolitik, sondern auch um<br />
ein Politikversagen der damaligen rot-grünen<br />
Bundesregierung: Diese hatte durch ihre<br />
Entscheidungen die Konzentration auf der<br />
Erzeugerseite weiter vorangetrieben – so wird<br />
der Gasmarkt beispielsweise von wenigen<br />
großen Importeuren beherrscht, die zudem<br />
auch die Endkunden direkt versorgen.<br />
Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />
Zur Regulierung des Marktes und der Schaffung<br />
eines wirklichen Wettbewerbs wäre<br />
daher die Begrenzung der Marktanteile von<br />
maximal 15 Prozent je Erzeugungsunternehmen<br />
notwendig und wünschenswert, auch<br />
wenn das in der Folge bedeuten würde, dass<br />
die großen Anbieter Kraftwerkskapazitäten an<br />
andere Anbieter abgeben müssten. Unter dem<br />
Dach einer neu zu schaffenden „Deutschen<br />
Netz AG“ sollten zudem höchstens 20 Regionalnetzgesellschaften<br />
die Verteilung organisieren<br />
und dabei auch darauf achten, dass<br />
der Energiemarkt für Vertriebsunternehmen<br />
interessanter wird und sich somit der „Kampf<br />
um den Kunden“ intensiver gestaltet. Für den<br />
Verbraucher könnte dies eine Entlastung in<br />
Milliardenhöhe mit sich bringen.<br />
Neben einem deregulierten Markt und dem<br />
Ausstieg aus der Atomenergie war die Förderung<br />
regenerativer Energieformen Bestandteil<br />
der rot-grünen Energiepolitik. So wird es<br />
nun vom Verbraucherzentrale Bundesverband<br />
begrüßt, dass die Überforderung von<br />
Sonnenstrom abgebaut wird. Denn trotz der<br />
aktuell von der Bundesregierung verabschie-<br />
45
Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />
Die Energieberater der Verbraucherzentralen<br />
gaben<br />
Tipps bei der Energie-<br />
effizienztour <strong>2009</strong> des Bundeswirtschaftministeriums<br />
in München.<br />
46<br />
deten Förderungskürzungen wird der Zubau<br />
bedingt durch einen starken Preisverfall bei<br />
den Solarmodulen im kommenden Jahr weiter<br />
stark ansteigen. Die Belastung der Haushalte<br />
durch die EEG-Umlage wird sich etwa verdoppeln.<br />
Solarstromanlagen rechnen sich also<br />
weiterhin und der Boom der Solarenergie wird<br />
dadurch nicht gestoppt.<br />
Die Förderkürzung tritt nun zwar drei Monate<br />
später als vorgesehen erst zum 1. Juli in<br />
Kraft, der <strong>vzbv</strong> begrüßt es jedoch, dass die<br />
Förderungen künftig jeweils zum 1. Januar der<br />
Folgejahre in Abhängigkeit zum Zubau erneut<br />
auf dem Prüfstand stehen werden – was zu<br />
einer weiteren Absenkung der Förderung<br />
führen wird.<br />
Anbieterwechsel kann sich rechnen<br />
Auch wenn im zurückliegenden Jahr krisenbedingt<br />
der Anstieg der Energiekosten nur<br />
leicht ausgefallen ist, so sind diese in den<br />
letzten zehn Jahren doch insgesamt um über<br />
35 Prozent gestiegen – und sie werden weiter<br />
steigen.<br />
Immer noch ist für den Verbraucher die<br />
Stromrechnung kaum nachzuvollziehen und<br />
auch sonst sind ihm mögliche Alternativen<br />
nicht immer offensichtlich. Der <strong>vzbv</strong> fordert<br />
daher eine transparente Preisgestaltung und<br />
eine wesentlich bessere Kontrolle der Energieanbieter.<br />
Denn nur fairer Wettbewerb kann zu<br />
gerechten Preise führen: Energiekosten müssen<br />
transparent und kontrollierbar werden.<br />
Einen Wechsel des Versorgers bei steigenden<br />
Strompreisen kann eine lohnende Sparmaßnahme<br />
sein: „Jede eingesparte Kilowattstunde<br />
Strom fehlt am Ende auch auf der Rechnung“,<br />
sagt Dr. Christiane Dudda, Leiterin des Energieprojekts<br />
des Verbraucherzentrale Bundesverbandes<br />
und der Verbraucherzentralen.<br />
Dass ein Wechsel des Stromanbieters keine<br />
große Sache ist, zeigen der <strong>vzbv</strong> und die<br />
Verbraucherzentralen auf ihrer Webseite. Hier<br />
finden Wechselwillige Tipps zu seriösen Preisvergleichen<br />
sowie Antworten auf die wichtigsten<br />
Fragen rund um den Anbieterwechsel.<br />
Dieser kann dann mit geringem Aufwand<br />
durchgeführt werden und erzielt dann oft<br />
große Effekte. Die Energieberater der Verbraucherzentralen<br />
helfen beim Anbieterwechsel<br />
und erklären auch, wie man am besten Strom<br />
spart.<br />
> www.verbraucherzentrale.de/stromwechsel
Energieberatung lohnt sich!<br />
Energie ist mehr als Strom. Heizung und Warmwasser machen etwa 70 Prozent des<br />
privaten Energieverbrauchs aus. Hier liegen große Einsparpotentiale, die häufig nur<br />
von Energieexperten mit fundiertem Fachwissen erkennbar sind.<br />
Die unabhängige und qualitativ hochwertige Energieberatung der Verbraucherzentralen,<br />
gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, wird von den<br />
Verbrauchern honoriert. Trotz einer sich vorerst langsamer drehenden Energiepreisspirale<br />
und Wirtschaftskrise stiegen die Beratungszahlen im Jahr <strong>2009</strong> gegenüber dem<br />
Vorjahr um 10 Prozent. Um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden, entstanden<br />
71 neue Energieberatungsstützpunkte. Damit können sich jetzt Verbraucher in bundesweit<br />
541 Beratungsstellen zu allen Themen des effizienten Energieeinsatzes beraten<br />
lassen.<br />
Als Architekten, Ingenieure und Physiker verfügen<br />
die rund 330 Energieberater der Verbraucherzentralen<br />
über fundiertes Wissen und können so<br />
für jeden Ratsuchenden eine individuelle Energiesparlösung<br />
anbieten. Auch ganz konkret bei<br />
anstehenden energetischen Modernisierungen, wie<br />
zum Beispiel bei der Planung der Installation einer<br />
Wärmepumpe.<br />
Wärmepumpen zur Beheizung von Wohngebäuden<br />
liegen im Trend und können in vielen Fällen eine<br />
Alternative zu den klassischen Wärmeerzeugern<br />
darstellen – wenn die passenden Voraussetzungen<br />
im Gebäude und auf dem Grundstück gegeben<br />
sind. Für interessierte Verbraucher erarbeiteten die<br />
Energieexperten der Verbraucherzentralen und das<br />
Energieteams im Verbraucherzentrale Bundesverband<br />
eine Wärmepumpen-Checkliste und einen Mustervertrag,<br />
der die Zusage der Anbieter hinsichtlich<br />
der Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit verbindlich<br />
regelt. Dafür werteten sie fast 60 Angebote<br />
von Fachunternehmen aus, die zum Teil erhebliche Mängel aufwiesen. Anhand der<br />
Wärmepumpen-Checkliste der Energieexperten können Verbraucher bei den Angeboten<br />
der Fachbetriebe die Spreu vom Weizen trennen.<br />
> www.verbraucherzentrale-energieberatung.de<br />
Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />
Zentrale Anlaufstelle<br />
für Energiesparer:<br />
das Internetportal www.<br />
verbraucherzentrale-<br />
energieberatung.de<br />
47
Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />
48<br />
Netzentgelte: mehr Stromkosten<br />
Fehlender Wettbewerb, eine undurchsichtige<br />
Regulierungspraxis der Bundesnetzagentur<br />
sowie eine zu weiche Anreizregulierungsverordnung<br />
treiben die Stromkosten in die Höhe.<br />
Vor allem die fehlende Transparenz über die<br />
Entscheidungsgründe der Bundesnetzagentur<br />
stößt auf Unverständnis. Die Folge: Die Netzentgelte<br />
werden viel zu kurzfristig veröffentlicht,<br />
teilweise sogar rückwirkend angepasst.<br />
Der Gesetzgeber hat eine völlig unzureichende<br />
rechtliche Grundlage für die Netzregulierung<br />
geschaffen. Zum Beispiel weist die<br />
Orientierung am „effizientesten Netzbetreiber“<br />
große Schwächen auf, indem nicht etwa „der<br />
Beste“ zur Bewertung herangezogen wird,<br />
sondern lediglich eine Gruppe von Netzbetreibern.<br />
Hier muss nach Ansicht des <strong>vzbv</strong><br />
dringend nachgebessert werden, um eine<br />
wirkliche Effizienz unter Netzbetreibern zu<br />
erreichen und weitere Kostenexplosionen zu<br />
verhindern. Der <strong>vzbv</strong> fordert eine transparente<br />
Regulierungspraxis und eine Verschärfung der<br />
sogenannten Anreizregulierung als gesetzliche<br />
Grundlage der Regulierung.<br />
Der <strong>vzbv</strong> fordert zudem die Einrichtung eines<br />
„Verbraucher-Anwalts“ zur Wahrung der<br />
Verbraucherinteressen in den Regulierungsverfahren.<br />
Bahnpolitik ist gescheitert<br />
Der Unterhalt des Bestandsnetzes hat offenkundig<br />
unter den Effizienzvorgaben im Zusammenhang<br />
mit dem geplanten Börsengang<br />
gelitten. Trotz der seit der Bahnreform von<br />
1994 jährlich aus Bundesmitteln gezahlten<br />
zehn Milliarden ist kein wesentlicher Erfolg<br />
festzustellen.<br />
Es klafft eine riesige Lücke zwischen den<br />
Ausbauplanungen und den zur Verfügung<br />
stehenden Finanzmitteln, was auch mit den<br />
mehreren hundert Millionen Euro umfassenden<br />
Gewinnabführungen aus dem Netz in<br />
die Bahn-Holding zusammenhängen dürfte.<br />
Damit das Netz sich besser selbst finanzieren<br />
kann, müssen diese Gewinnentnahmen, so<br />
wie im aktuellen Koalitionsvertrag angedeutet,<br />
gestoppt werden.<br />
Gerade angesichts der Haushaltslage muss<br />
vor jeder Aufstockung der Mittel eine Analyse<br />
der tatsächlichen Kosten-Nutzen-Effekte<br />
der bisherigen Investitionen vorgenommen<br />
werden. So obliegen zum Beispiel auch die<br />
Verwendungen der jährlich in einer Höhe von<br />
etwa sieben Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt<br />
finanzierten Mittel für den Schienenpersonennahverkehr<br />
(SPNV) der Länder keiner<br />
Kontrolle.<br />
Grundsätzlich gilt jedoch: Die dringend<br />
notwendige Umsteuerung in der Bahnpolitik<br />
kann nur gelingen, wenn die Politik ihr ein<br />
höheres Maß an Aufmerksamkeit schenkt. Die<br />
erforderliche verkehrsplanerische Optimierung<br />
muss nach verkehrspolitischen Prioritäten<br />
umgesetzt werden und nicht nach föderalen<br />
Einzelinteressen.<br />
Regelmäßige Qualitätssicherung<br />
erforderlich<br />
Die „Berliner Verhältnisse“ bei der S-Bahn<br />
dürften eine Warnung für alle Kommunen und<br />
Länder sein, die ihren Schienenpersonennahverkehr<br />
in Kürze direkt vergeben beziehungsweise<br />
bestehende Verträge fortschreiben<br />
wollen.<br />
Für den Vorstand des <strong>vzbv</strong>, Gerd Billen, ist<br />
diese Situation eine Bestätigung, dass der<br />
Börsengang der DB AG vermieden werden<br />
muss: „Bei einer reibungslosen und fortlaufenden<br />
Qualitätssicherung wären solche<br />
Engpässe nicht entstanden. Die Vermutung
liegt nahe, dass an der entscheidenden Stelle<br />
der Sicherheit zugunsten der Unternehmensgewinne<br />
gespart wurde.“<br />
Anlässlich der jüngsten Sicherheitsmängel<br />
bei der Deutschen Bahn AG forderte der<br />
Verbraucherzentrale Bundesverband eine<br />
bessere Aufsicht des Staatskonzerns. „Mein<br />
Auto muss ich auch alle zwei Jahre vom TÜV<br />
überprüfen lassen. Für die Bahn sind solche<br />
unabhängigen Prüfungen nicht vorgeschrieben“,<br />
monierte <strong>vzbv</strong>-Vorstand Gerd Billen die<br />
aktuelle Rechtslage. Die Rahmenbedingungen<br />
der Instandhaltung und Wartung der Fern-<br />
und Nahverkehrszüge bleiben den Betreibern<br />
meist selbst überlassen, also der Deutschen<br />
Bahn AG oder eines anderen Bahnunternehmens.<br />
Für das ‚Wann‘ oder ‚Wie‘ der<br />
Überprüfung gibt es keine konkreten Anforderungen.<br />
Die Sicherheit der Fahrgäste muss<br />
oberste Priorität haben. Der <strong>vzbv</strong> drängte auf<br />
die Etablierung klarer Anforderungen an die<br />
Qualitätssicherung. Nur dies schaffe Vertrauen<br />
bei den Kunden.<br />
Mehr Rechte für Bahnkunden<br />
Der Bundesrat hat im Mai <strong>2009</strong> das Fahrgastrechtegesetz<br />
beschlossen, mit dem Bahnkunden<br />
erstmals gesetzlich verankerte Rechte<br />
erhalten, wenn Züge Verspätung haben oder<br />
ausfallen.<br />
Demnach bekommen Fahrgäste bei Verspätungen<br />
ab 60 Minuten 25 Prozent des<br />
Fahrpreises, bei Verspätungen ab 120 Minuten<br />
50 Prozent des Fahrpreises erstattet. Die Fahrgäste<br />
können eine Auszahlung in bar verlangen,<br />
ausgezahlt werden nur Beträge ab einer<br />
Höhe von vier Euro. Im Nahverkehr dürfen<br />
Bahnreisende einen anderen, auch höherwertigen<br />
Zug nutzen, wenn zu erwarten ist, dass<br />
der ursprünglich gewählte Zug mehr als 20<br />
Minuten verspätet eintrifft. Auch wer nachts<br />
wegen Verspätung oder Ausfall des Zuges<br />
Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />
sein Ziel nicht mehr erreicht, hat Anspruch auf<br />
Erstattung von Taxikosten.<br />
Besonders begrüßte der Verbraucherzentrale<br />
Bundesverband die Einrichtung einer Schlichtungsstelle.<br />
Der Verbraucherzentrale Bundesverband<br />
hatte im Gesetzgebungsverfahren<br />
erreicht, dass die Anforderungen an die Neutralität<br />
und Unabhängigkeit der Schlichtungsstelle<br />
in wesentlichen Punkten konkretisiert<br />
wurden. Auch in zwei weiteren Punkten folgt<br />
der Gesetzentwurf den Forderungen des Verbraucherzentrale<br />
Bundesverbandes: Fahrgäste<br />
sollten im Falle von Verspätungen zunächst<br />
nur dann einen anderen Zug benutzen dürfen,<br />
wenn für diesen derselbe Tarif gilt wie für<br />
den verspäteten Zug. Diese für Fahrgäste<br />
kaum nachvollziehbare Einschränkung wurde<br />
gestrichen. Darüber hinaus können nun Taxikosten<br />
in Höhe von 80 statt 50 Euro erstattet<br />
werden.<br />
Nanotechnologien: Prüfung und<br />
kontrollierte Zulassung nötig<br />
Mit einer Studie zur Nanotechnologie haben<br />
der Verbraucherzentrale Bundesverband und<br />
die Verbraucherzentralen das Thema in den<br />
öffentlichen Fokus gerückt. Demnach fordern<br />
die Verbraucher sichere Rahmenbedingungen<br />
für deren Einsatz.<br />
Der <strong>vzbv</strong>, Mitglied in der Nanokommission der<br />
Bundesregierung, fordert, dass alle verbrauchernahen<br />
Produkte, die Nanomaterialien<br />
enthalten, vor ihrer Markteinführung ausgiebig<br />
geprüft und anschließend von staatlichen<br />
Kontrollstellen zugelassen werden müssen.<br />
Bedenklich ist, dass sich nicht mit Sicherheit<br />
sagen lässt, ob und in welchem Umfang<br />
Lebensmittel mit Nanomaterialien auf dem<br />
deutschen Markt sind. Grundsätzlich lehnt<br />
der <strong>vzbv</strong> einen Einsatz von Nanopartikeln in<br />
Lebensmitteln ab, da die Forschung hier noch<br />
49
Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />
50<br />
zu keinen eindeutigen Bewertungen gekommen<br />
ist.<br />
„Gesundheitlicher Verbraucherschutz heißt<br />
auch: Verbraucher frühzeitig und umfassend<br />
über mögliche Risiken informieren, damit sie<br />
ihr Verhalten ändern können. Das funktioniert<br />
nur, wenn Experten bei der Risikokommunikation<br />
die Wahrnehmung der Verbraucher<br />
berücksichtigen.“, schrieb der Präsident des<br />
Bundesinstituts für Risikobewertung, Andreas<br />
Hensel in seinem Gastkommentar für die<br />
<strong>vzbv</strong>-Zeitschrift Verbraucherpolitische Korrespondenz<br />
(vpk).<br />
EU-Spielzeugrichtlinie unzulänglich<br />
Auch wenn es um die Sicherheit von Kinderspielzeug<br />
geht, muss stärker auf den Schutz<br />
vor gefährlichem Spielzeug geachtet werden.<br />
Zwar wird die 2008 verabschiedete EU-Spielzeugrichtlinie,<br />
die 2011 in Kraft treten soll, für<br />
einige Verbesserungen in der Spielzeugsicherheit<br />
sorgen. Sie greift jedoch an vielen Stellen<br />
deutlich zu kurz. So enthält sie keine verbindlichen<br />
Grenzwerte für polyzyklische Kohlenwasserstoffe<br />
(PAK) und deren Einsatz. Sie<br />
stehen im Verdacht, das Erbgut zu verändern,<br />
Krebs zu erzeugen und die Fortpflanzung zu<br />
beeinträchtigen.<br />
Der <strong>vzbv</strong> hält es nach neuen Ergebnissen des<br />
Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) für<br />
zwingend erforderlich, dass Hersteller und<br />
Händler potenziell gesundheitsgefährdendes<br />
Spielzeug umgehend vom Markt nehmen.<br />
Aufsichtsämter sollen analog zur Lebensmittelaufsicht<br />
die Ergebnisse von Spielzeugkontrollen<br />
öffentlich machen und dabei auch<br />
Hersteller- und Produktnamen kritischer<br />
Waren nennen, denn Eltern können nur darauf<br />
vertrauen, dass Hersteller und Importeure von<br />
Spielzeugen die geltenden Sicherheitsstandards<br />
beachten. Der <strong>vzbv</strong> macht sich zudem<br />
für ein jedermann zugängliches bundesweites<br />
Verbraucherportal stark, das über gefährliche<br />
Spielwaren und andere gefährliche verbrauchernahe<br />
Produkte informiert.<br />
Bauvertragsrecht: mehr Schutz<br />
für private Bauherrn<br />
Wer ein Eigenheim plant oder sein Haus<br />
sanieren will, ist nach wie vor mit vielerlei<br />
Unwägbarkeiten konfrontiert: Lückenhafte<br />
Baubeschreibungen, unzulässige Klauseln<br />
in Bauverträgen, kopflastige Zahlungspläne,<br />
und das Risiko, Opfer eines Baukonkurses zu<br />
werden sind nur einige.<br />
Ein verbraucherorientiertes Bauvertragsrecht<br />
mit klaren und fairen Bedingungen ist längst<br />
überfällig, um den Wildwuchs in den Bauverträgen<br />
zu beenden und endlich Rechtssicherheit<br />
für alle Beteiligten herzustellen.<br />
Der <strong>vzbv</strong> hat in einem Positionspapier die im<br />
Koalitionsvertrag angekündigte Absicht der<br />
neuen Bundesregierung, die Notwendigkeit<br />
eines eigenständigen Bauvertragsrechts zu<br />
prüfen, begrüßt und Bundesjustizministerin<br />
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Bundesbauminister<br />
Dr. Peter Ramsauer aufgefordert,<br />
diese Prüfung zur gemeinsamen Priorität<br />
zu erklären. Ein eigenständiges Bauvertragsrecht<br />
würde Investitionssicherheit schaffen
und das Vertrauen privater Bauherren in die<br />
Leistungsfähigkeit von Bauwirtschaft und<br />
Handwerk fördern.<br />
In den zurückliegenden Jahren war der <strong>vzbv</strong><br />
bereits erfolgreich gegen zahlreiche Klauseln<br />
in privaten Bauverträgen vorgegangen:<br />
Gewährleistungsfristen wurden verkürzt, Vertragsbeendigungen<br />
erschwert, Hinweispflichten<br />
eingeschränkt, Bauzeit- und Preisangaben<br />
waren intransparent und irreführend. Doch<br />
trotz der juristischen Erfolge fehlt weiterhin<br />
eine angemessene Rechtsgrundlage, die<br />
gewährleistet, dass private Bauherren für die<br />
größte Investition in ihrem Leben Qualität<br />
zu einem kalkulierbaren Preis und Zeitpunkt<br />
bekommen. Dazu gehören: ein Widerrufsrecht<br />
für private Bauverträge von mindestens einem<br />
Monat, eine Verlängerung der Gewährleistungsfrist<br />
für wesentliche Bauteile auf zehn<br />
Jahre und eine Verpflichtung der Vertragsparteien,<br />
verbindliche Festlegung bezüglich des<br />
Bau- und Leistungsumfangs, der Bauzeiten<br />
und der Vertragsfristen zu vereinbaren.<br />
Freigabe der Verpackungsgrößen<br />
bringt Preischaos im Supermarkt<br />
Bislang sorgten feste Verpackungsgrößen<br />
dafür, dass Verbraucher im Supermarkt unterschiedliche<br />
Größen klar voneinander abgrenzen<br />
konnten. Doch seit April <strong>2009</strong> erschweren<br />
krumme Packungsgrößen und Füllgewichte<br />
den Verbraucheralltag.<br />
Schuld daran trägt die neue Fertigpackungsverordnung,<br />
mit der der Gesetzgeber eine<br />
europäische Richtlinie umsetzt, die die Packungsgrößen<br />
und Füllmengen von Fertigpackungen<br />
nun nahezu vollständig liberalisiert.<br />
Der <strong>vzbv</strong> hatte die Neuordnung als „eine der<br />
für die Verbraucher überflüssigsten Neuregelungen<br />
der zurückliegenden Jahre“ kritisiert<br />
und die Bundesregierung und das Europapar-<br />
Energie, Umwelt, Verkehr, Bauen und Wohnen<br />
lament aufgefordert, die Regelung zum Wohle<br />
der Verbraucher und Kontrollbehörden rasch<br />
wieder zu kippen.<br />
Die Befürchtung des Verbraucherzentrale Bundesverbandes,<br />
dass die Hersteller die neuen<br />
Regeln für versteckte Preiserhöhungen nutzen<br />
könnten, hat sich schnell bewahrheitet. Verbraucher<br />
müssen fortan die Mengenangabe<br />
auf der Packung noch kritischer prüfen und<br />
sich für Preisvergleiche am Grundpreis, das ist<br />
der obligatorische Preis pro Mengeneinheit,<br />
orientieren.<br />
51
Wirtschaft<br />
Wirtschaft<br />
53
Wirtschaft<br />
54<br />
> Datenschutz:<br />
neue Regeln, alte Probleme<br />
Das Internet bietet Raum für grenzenlose Kommunikation,<br />
Unterhaltung und Shopping. Es ist aber auch Nährboden<br />
für unseriöse Geschäftsmodelle, vor denen die Verbraucher<br />
geschützt werden müssen. Neben dem Schutz persönlicher<br />
Daten geht es um die Wahrung grundlegender Verbraucherrechte.<br />
Mit einem Projekt und erfolgreicher Lobbyarbeit haben<br />
wir Flagge gezeigt und die Debatte maßgeblich beeinflusst.<br />
Seit dem 1. September <strong>2009</strong> ist das novellierte Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) in Kraft. Es<br />
regelt den Umgang mit personenbezogenen Daten, Auskunftsansprüche und auch Bußgelder<br />
bei Verstößen. Der <strong>vzbv</strong> hatte sich intensiv für die Wahrung und konsequente Umsetzung des<br />
Rechts auf informationelle Selbstbestimmung eingebracht. Doch die getroffenen Neuregelungen<br />
beim Datenschutz werden den Datenhandel nicht wirksam unterbinden. Mit bestimmten Verbraucherdaten<br />
darf auch künftig ohne Einwilligung der Betroffenen gehandelt werden, kritisiert<br />
der <strong>vzbv</strong>.<br />
Trotz begrüßenswerter Neuerungen, etwa strikteren Anforderungen an die Datensicherheit und<br />
mehr Präventionsmöglichkeiten für die Datenschutzaufsicht, bleibt die Novelle weit hinter den<br />
ursprünglichen Ankündigungen und dem Handlungsbedarf zurück. So ist es weiterhin leicht,<br />
den Kunden Einwilligungen in die Verwendung ihrer Daten zu Werbezwecken unterzuschieben.<br />
Als Kernstück der überfälligen Reform hatten Bund- und Ländervertreter beim Datenschutzgipfel<br />
2008 das Verbot der Datenweitergabe ohne Einwilligung (Abschaffung des Listenprivilegs)<br />
vereinbart. Auch sollten Datennutzung und Handel nur noch mit Zustimmung der Verbraucher<br />
möglich sein. In beiden Punkten ist die Politik eingeknickt. Auch wurde die Forderung nicht<br />
aufgegriffen, die Verbraucherorganisationen mit dem Recht auszustatten, gegen Datenschutzverstöße<br />
effektiv vorzugehen. Voraussetzung für eine Abmahnbefugnis im Bereich Datenschutz<br />
wäre dessen Anerkennung als verbraucherschützende Norm gewesen.<br />
Dabei hatte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Deutschen Verbrauchertag am 12. Mai<br />
<strong>2009</strong> noch eindeutig positioniert: „Daten über Wohnort, Name und Kaufverhalten sollen nicht<br />
ohne Zustimmung einfach verkauft, gehandelt oder zur Profilbildung genutzt werden können“,<br />
sagte sie damals.<br />
Allerdings gehen viele Verbraucher immer offener mit ihren Daten um. Sie verfügen über zahlreiche<br />
digitale Identitäten: ob als Kunde beim Online-Banking oder in Online-Shops, als Nutzer<br />
von Marktplätzen oder Mitglied in Communities. Verbraucher müssen Vertrauen haben, dass<br />
persönliche Informationen in der digitalen Welt geschützt werden können, schrieb auch Prof.
Dr. August-Wilhelm Scheer, Präsident des Hightech-Verbandes Bitkom in der <strong>vzbv</strong>-Zeitschrift<br />
vpk. Derweil sorgen zahlreiche Datenskandale für fortwährende Schlagzeilen: Mal hatten<br />
Mitarbeiter Kundendaten unrechtmäßig genutzt, mal wurden Adressen ohne Genehmigung<br />
weitergegeben, mal Daten schlicht gestohlen. Der Daten- und Verbraucherschutz im World Wide<br />
Web ist im Bewusstsein der Öffentlichkeit angekommen. Jetzt muss er konsequentes politisches<br />
Handeln zur Folge haben.<br />
Der Datenschutz muss besser an das digitale Zeitalter angepasst werden, denn die elektronische<br />
Datenverarbeitung und das Internet sind bislang nicht ausreichend berücksichtigt. Dabei<br />
geht es um eine Runderneuerung des Gesetzes, denn oberflächliche Änderungen nach Fällen<br />
von Datenmissbrauch sind nur Flickwerk.<br />
Die Kunden sollten wissen, wer zu welchem Zweck ihre Daten nutzen darf. Die Internet-<br />
Unternehmen und Provider sollten von sich aus ein Interesse daran haben, für Transparenz zu<br />
sorgen, denn Offenheit ist heutzutage ein Wettbewerbsvorteil.<br />
SchülerVZ – brisante Daten in fremden Händen<br />
Datendiebstahl und die Weitergabe von Kundendaten sind ein wachsendes Problem. So wurden<br />
dem <strong>vzbv</strong> im Oktober <strong>2009</strong> über 100.000 Datensätze aus dem Netzwerk SchülerVZ übergeben.<br />
Darunter auch sensible personenbezogene Daten von Teilnehmern, die ihre Daten in dem<br />
Netzwerk nur für Freunde sichtbar eingestellt hatten, wie Geburtsdaten oder die politische<br />
Einstellung. Der mutmaßliche Datenerheber betonte, dass ihm nicht an einer Veröffentlichung<br />
der Daten gelegen sei, sondern er vielmehr über mangelnde technische Sicherheitsvorkehrungen<br />
und die grundsätzliche Unsicherheit von Daten in Sozialen Netzwerken aufklären wollte.<br />
Mangelnde Datensicherung und Datenmissbrauch sind kein Kavaliersdelikt. Seriöse Geschäftsmodelle<br />
funktionieren nur auf der Basis von Vertrauen.<br />
Wirtschaft<br />
In der Verbraucherpolitischen<br />
Korrespondenz<br />
haben wir das Thema<br />
Datenschutz mehrfach<br />
aufgegriffen.<br />
55
Wirtschaft<br />
56<br />
Der <strong>vzbv</strong> forderte alle Anbieter Sozialer Netzwerke auf, mehr für den Schutz der Daten ihrer<br />
Kunden zu tun. Statt lediglich zu versprechen, dass ihre Daten gut aufgehoben sind, müssen<br />
die Anbieter die technisch höchste Sicherheit gewährleisten. Zudem sollten die Betreiber die<br />
potenziellen Risiken klar benennen, die mit einer Veröffentlichung privater Daten im Netz verbunden<br />
sind. Nur so könnten die Nutzer abwägen, ob und wie freizügig sie ihre persönlichen<br />
Daten kommunizieren. Zusätzlich sollten die Anbieter für restriktive Profil-Voreinstellungen<br />
sorgen, um Nutzer besser zu schützen. Denn viele Nutzer solcher Plattformen überblicken nicht,<br />
wer welche Informationen einsehen kann. Vertrauen bei den Nutzern schafft, wer freiwillig für<br />
mehr Verbraucherschutz eintritt.<br />
HappyDigits – Streit um Opt-In-Verfahren<br />
Ein anderes Feld ist der Datenschutz bei Kundenkarten, wie die Klage des <strong>vzbv</strong> gegen den<br />
Anbieter der Kundenkarte HappyDigits zeigt. Der Bundesgerichtshof urteilte im November <strong>2009</strong>,<br />
dass HappyDigits seinen Kunden die Allgemeinen Teilnahmebedingungen bereits bei Vertragsabschluss<br />
zur Kenntnis geben muss, damit sie Vertragsbestandteil werden. Stattdessen hatte<br />
der Anbieter den Kunden die Teilnahmebedingungen mit der Karte zugesandt und folgende<br />
Klausel verwandt: Die Teilnahme an HappyDigits erfolgt auf Grundlage der Allgemeinen Teilnahmebedingungen,<br />
die der Verbraucher mit seiner Karte erhalten und die er dann mit seiner<br />
ersten Aktivität, zum Beispiel Sammeln, anerkennen muss. Diese Klausel erklärte der Bundesgerichtshof<br />
mit seinem Urteil für unwirksam.<br />
Nach Ansicht des <strong>vzbv</strong> muss der Verbraucher generell durch eine sogenannte Opt-in-Lösung,<br />
das heißt die aktive Einwilligung in die Datenweitergabe, sein Selbstbestimmungsrecht wahrnehmen<br />
können. Der Verbraucher muss selbst entscheiden können, wem er welche persönlichen<br />
Daten für welche Zwecke zur Verfügung stellt. Die Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag<br />
darauf verständigt, das Recht auf informationelle Selbstbestimmung zu stärken. Dies<br />
würde nicht nur unerbetenen Werbemüll einschränken, sondern auch die Gefahr des fortwährenden<br />
Datenmissbrauchs eindämmen.<br />
Bereits im Juli 2008 hatte der Bundesgerichtshof über eine vergleichbare Regelung im Payback-<br />
Rabattsystem entschieden. Dort war die Einwilligung in die Datennutzung ebenfalls vorformuliert.<br />
Kunden konnten ein Kreuz setzen, wenn sie die Bestimmung ablehnen. Die Richter hatten<br />
die dort gewählte „Opt-out-Lösung“ in Form des Auskreuzens für die Werbung per SMS oder
E-Mail, nicht jedoch für die Werbung per Post, untersagt. Hier greift das Wettbewerbsrecht (§ 7<br />
UWG), wonach die Einwilligung in die Verwendung von Daten im Wege elektronischer Medien<br />
durch eine gesonderte Erklärung (Opt-in) erteilt werden muss.<br />
Quelle-Insolvenz – „Schnäppchen“ Kundendaten?<br />
Ein weiterer Fall war die Frage, was mit den Kundendaten von Quelle nach der Insolvenz<br />
geschah. Nach zahlreichen Anfragen von Verbrauchern prüfte der Verbraucherzentrale Bundesverband<br />
die Zulässigkeit des Verkaufs der Kundendaten. Im Interesse des Datenschutzes der<br />
Kunden forderte der <strong>vzbv</strong>, dass die Kundendaten nach Abwicklung aller Vertragsbeziehungen<br />
gelöscht werden. Denn finanziell interessant waren die immensen Datenmengen, die der<br />
Versandhändler in den Jahren seines Bestehens über seine Kunden gesammelt hat, allemal.<br />
Grundsätzlich gilt: Kunden haben immer das Recht, die Löschung ihrer Daten auch individuell<br />
zu verlangen.<br />
Wirtschaft<br />
57
Wirtschaft<br />
58<br />
> Projekt digitale Rechte online:<br />
Surfer haben Rechte!<br />
Abzocker im Internet nutzen gezielt die Unwissenheit der<br />
User aus. Denn vielen ist nicht bewusst, was sie eigentlich für<br />
Rechte haben – und schon schnappt die Falle zu! Ein neues<br />
Portal klärt jetzt auf, wie man sich schützen kann und was zu<br />
tun ist, wenn der Internet-Anbieter mit Konsequenzen droht.<br />
Etwa zwei Drittel der deutschen Bevölkerung nutzen regelmäßig das Internet: Suchmaschinen,<br />
Webmaildienste, Auktionsplattformen und Nachschlagewerke sind Teil des Alltags vieler Verbraucher<br />
und aus diesem nicht mehr wegzudenken. Das gesellschaftliche Leben findet zunehmend<br />
auch in virtuellen Lebensräumen wie Sozialen Netzwerken, Blogs, Instant Messengern<br />
und Spiele-Portalen statt.<br />
Doch neben den Vorzügen der unkomplizierten Kommunikation und Vereinfachung des Alltags<br />
stehen die Verbraucher bei der Nutzung einiger Plattformen vor zivil- und datenschutzrechtlichen<br />
Problemen. Welche Angaben sind wirklich notwendig? Welche Pflichten hat der Anbieter?<br />
Gefahren wie Datenmissbrauch, Cyber-Mobbing und Hacking sind real und verunsichern die<br />
Nutzer. Gerade auch Kinder und Jugendliche können dabei ins Visier geschäftstüchtiger oder gar<br />
krimineller Internet-Anbieter geraten.<br />
Um die Öffentlichkeit intensiv aufzuklären und die Nutzer stärker im Umgang mit Angeboten<br />
und Internet-Diensten zu sensibilisieren, startete der Verbraucherzentrale Bundesverband am<br />
1. Januar <strong>2009</strong> das Projekt „Verbraucherrechte in der digitalen Welt“. Fragen wie: „Welche Rechte<br />
hat man in Sozialen Netzwerken? Welche Fallen drohen beim Download von Programmen?“<br />
sollen beantwortet werden.<br />
Umfassende Informationen dazu bietet die Webseite surfer-haben-rechte. Internetnutzer erfahren<br />
hier, was zum Beispiel Urheberrecht, Datenschutz und Vertragsrecht sind und was sie im<br />
Onlinealltag für jeden einzelnen bedeuten. Checklisten helfen dabei, die wichtigsten Punkte bei<br />
konkreten Angeboten stets im Blick zu behalten. „Die Verbraucher können auch in der digitalen<br />
Welt auf uns zählen“, erklärt Projektkoordinatorin Carola Elbrecht.<br />
„Verbraucherrechte in der digitalen Welt“ läuft bis Ende <strong>2010</strong> und kooperiert mit dem Projekt<br />
„Verbraucher sicher online“ der TU Berlin, das technische Tipps gibt. Beide Projekte werden<br />
vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz finanziell gefördert.<br />
> www.surfer-haben-Rechte.de<br />
> www.verbraucher-sicher-online.de
Abmahnung an Betreiber Sozialer Netzwerke<br />
Im Juli <strong>2009</strong> hat das Projekt Verbraucherrechte in der digitalen Welt sechs Betreiber sozialer<br />
Netzwerke wegen zahlreicher Klauseln abgemahnt. In der Kritik standen Allgemeine Geschäftsbedingungen<br />
und Datenschutzbestimmungen, die Nutzer benachteiligen und den Betreibern<br />
weitgehende Rechte einräumen. Gegenstand der Verfahren waren insbesondere Regelungen<br />
zur umfassenden Datennutzung und Datenverarbeitung. Diese erfolgen oft ohne Sicherstellung<br />
einer rechtskonformen Einwilligung des Nutzers und weit über den eigentlichen Zweck hinaus.<br />
Die Anbieter Xing, MySpace, Facebook, Lokalisten, Wer-kennt-Wen und StudiVZ verpflichteten<br />
sich daraufhin in Unterlassungserklärungen, bestimmte Geschäftsbedingungen und Datenschutzbestimmungen<br />
nicht mehr zu verwenden. So verzichten Anbieter etwa künftig darauf,<br />
sich das Recht vorzubehalten, die von Nutzern eingestellten Inhalte nach ihrem Belieben zu<br />
verwenden.<br />
Erfolg gegen Google<br />
Erfolgreich war das Projekt auch mit einer Klage gegen die Google Inc. wegen unzulässiger<br />
Vertragsklauseln des Internet-Konzerns. Zehn Klauseln aus seinen früheren Nutzungsbedingungen<br />
darf der Konzern nach einem Urteil des Landgerichtes Hamburg gegenüber in Deutschland<br />
lebenden Verbrauchern nicht mehr verwenden oder sich darauf berufen. Nach Auffassung<br />
des Gerichts hatten die Klauseln Verbraucher unzulässig benachteiligt oder verstießen gegen<br />
geltendes Datenschutzrecht. Das Urteil ist auch ein Signal an andere Internetfirmen, Daten-<br />
und Verbraucherschutz ernst zu nehmen. Zu den eingeklagten Klauseln gehörte auch eine<br />
Bestimmung, die Google weitreichende Nutzungsrechte einräumte. Danach war das Unternehmen<br />
sogar berechtigt, urheberrechtlich geschützte Werke zu veröffentlichen. Eine weitere<br />
Klausel ermöglichte es Google, E-Mails oder andere eingestellte Inhalte ohne Benachrichtigung<br />
durchzusehen, zu überprüfen oder zu löschen. Google hatte sich zudem das Recht eingeräumt,<br />
Verbraucherdaten unter bestimmten Voraussetzungen an Dritte zu übermitteln oder mit Daten<br />
anderer Unternehmen zu kombinieren. Google war danach berechtigt, personenbezogene Daten<br />
zu Werbezwecken zu verwenden. Auch diese Klausel erklärte das Gericht für unwirksam.<br />
Wirtschaft<br />
59
Wirtschaft<br />
60<br />
Weitere Themen:<br />
> Mängel beim mobilen Onlineshopping<br />
> Kostenfallen im Internet<br />
> Mehr Rechte am Telefon<br />
> Günstiger telefonieren und simsen<br />
> HDTV-Start ohne Rücksicht auf Zuschauerinteressen<br />
> Verbot der Produktplatzierung wird nicht aufgehoben<br />
> Online-Angebote der ARD und des ZDF<br />
> Telemedien-Angebote: Alterskennzeichnung der Inhalte<br />
> Urheberrecht: Interessen alle berücksichtigen<br />
> Preisabsprachen: Milliardenbetrug an Verbrauchern<br />
> EU-Vertragsrecht: niedrige Rechtsstandards<br />
> EU-Verbraucherrechtsrichtlinie: Bundesrat erteilt Absage<br />
> Mehrwertsteuergeschenk an Hotels: kein Preisvorteil<br />
> Unternehmensverantwortung durch ISO 26.000<br />
Mängel beim mobilen Onlineshopping<br />
Testkäufe von Verbraucherorganisationen in<br />
elf Ländern ergaben: Viele Onlineshops sind<br />
noch nicht für mobile Nutzung ausgelegt.<br />
So schauten in Deutschland Testkunden zum<br />
Beispiel in die Röhre, die sich elektronische<br />
Bücher über Handys oder Smartphones herunterladen<br />
wollten. Verlief der Erwerb noch<br />
weitgehend komplikationslos, konnte man<br />
sich die erworbenen Produkte jedoch nicht ansehen,<br />
da DRM-Systeme (Digitales Rechtemanagement)<br />
in den marktgängigen Mobiltelefonen<br />
die Dateiformate der E-Book-Anbieter<br />
oft nicht unterstützen. Auch Informationen wie<br />
Allgemeine Geschäftsbedingengen und Datenschutzbedingungen<br />
waren häufig auf den<br />
mobilen Endgeräten schlecht abrufbar.<br />
„Derzeit kann man Verbrauchern nicht guten<br />
Gewissens empfehlen, Online-Geschäfte über<br />
mobile Endgeräte abzuwickeln“, lautete das<br />
Fazit des <strong>vzbv</strong>. Der <strong>vzbv</strong> forderte die Anbieter<br />
auf, das mobile Onlineshopping nutzerfreundlicher<br />
zu gestalten. Mit mobilen Endgeräten<br />
online einzukaufen, sei derzeit eher ein<br />
Zukunftsszenario als ein prickelndes Konsumerlebnis.<br />
Für die Studie hatten der <strong>vzbv</strong> sowie Verbraucherschutzorganisationen<br />
in zehn weiteren<br />
Ländern zwischen Juli und September <strong>2009</strong><br />
einen jeweils gleichen Warenkorb mit insgesamt<br />
112 verschiedenen Produkten über mobile<br />
Endgeräte zu bestellen versucht. Während<br />
beispielsweise in Großbritannien fehlende<br />
Altersverifikationen bei Kindern und Jugendlichen<br />
einen Schwerpunkt der Probleme<br />
ausmachten, fanden die Verbrauchervertreter<br />
in Norwegen heraus, dass Zahlungsmethoden<br />
mobil häufig nicht funktionieren. In Deutschland<br />
waren es vielfach technische Hürden.
Kostenfallen im Internet –<br />
neue Widerrufsregeln nicht ausreichend<br />
Viele Verbraucher gehen davon aus, dass<br />
Serviceleistungen im Netz kostenlos sind, es<br />
sei denn, der Preis ist deutlich an prominenter<br />
Stelle angegeben. Doch weit gefehlt: Die<br />
Gefahr ist groß, dass man schnell und unbeabsichtigt<br />
teure Abonnements abschließt und<br />
dann einige Wochen später eine Rechnung ins<br />
Haus flattert.<br />
Die Schäden der Kostenfallen liegen jährlich<br />
im mehrstelligen Millionenbereich. Nach<br />
Schätzungen der Verbraucherzentralen werden<br />
Verbrauchern im Internet monatlich bundesweit<br />
22.000 versteckte Abo-Verträge untergeschoben.<br />
Dahinter stecken häufig Anbieter von<br />
Downloadportalen für kostenfreie Software,<br />
Hausaufgabenhilfen oder Kochrezepten. Dass<br />
mit diesem Geschäftsmodell enorm hohe<br />
Gewinne zu erzielen sind, macht eine Umfrage<br />
der Verbraucherzentralen deutlich: Zehn Prozent<br />
der insgesamt 6.500 Teilnehmer gaben<br />
an, sie hätten die geforderten Rechnungen<br />
bezahlt.<br />
Am 4. August <strong>2009</strong> traten neue Widerrufsregeln<br />
in Kraft, die diesem Geschäftsmodell<br />
einen Riegel vorschieben sollen. Trotz der<br />
bisherigen Regelung, wonach im Internet<br />
abgeschlossene Verträge innerhalb von zwei<br />
Wochen widerrufen werden können, gab<br />
es bei Dienstleistungen die Besonderheit,<br />
dass das Recht auf Widerruf in dem Moment<br />
erlosch, in dem der Verbraucher die Leistung<br />
in Anspruch nahm. Die Anbieter stellten sich<br />
im Falle eines Widerrufs auf den Standpunkt,<br />
dass die Frist durch den Besuch der Internetseite<br />
und den Abruf der Informationen schon<br />
abgelaufen war.<br />
Der Verbraucherzentrale Bundesverband fordert<br />
jedoch klarere gesetzliche Vorgaben. Dass<br />
ein Angebot Geld kostet, muss für jedermann<br />
erkennbar sein, etwa durch ein deutlich<br />
sichtbares Abfragefeld. Auch die neue Bundesregierung<br />
will hier aktiv werden: Im Koalitionsvertrag<br />
bekennt sich Schwarz-Gelb zur<br />
sogenannten Button-Lösung, siehe Seite 67.<br />
Wirtschaft<br />
Der <strong>vzbv</strong> stellt auf seiner<br />
Website Übersichten über<br />
Verfahren und Urteile zum<br />
Verbraucherrecht zusammen.<br />
61
Wirtschaft<br />
62<br />
Gesetz gegen unerlaubte Telefonwerbung<br />
bringt mehr Rechte am Telefon<br />
Der Verbraucherzentrale Bundesverband und<br />
die Verbraucherzentralen sind in den vergangenen<br />
Jahren massiv gegen unerlaubte<br />
Telefonwerbung vorgegangen. Gleichzeitig hat<br />
der <strong>vzbv</strong> sich gegenüber der Politik verstärkt<br />
für schärfere Sanktionen eingesetzt, da das<br />
seit 2004 bestehende gesetzliche Verbot von<br />
Werbeanrufen ohne vorherige Zustimmung<br />
der Verbraucher zu solcher Art Werbung immer<br />
wieder umgangen worden war.<br />
Hunderttausende Verbraucherbeschwerden<br />
belegten dies. Daher ist das Gesetz gegen<br />
unerlaubte Telefonwerbung ebenso wie die<br />
zeitgleiche Novelle des Telekommunikationsgesetzes<br />
(TKG) ein Lobbyerfolg des <strong>vzbv</strong>,<br />
auch wenn dieser sich in einer zentralen<br />
Forderung nicht hat durchsetzen können.<br />
Durch die beiden Gesetze, deren wesentliche<br />
Regelungen im Juli beziehungsweise August<br />
<strong>2009</strong> in Kraft getreten sind, werden die<br />
Verbraucher besser<br />
gegen lästige Werbeanrufe<br />
geschützt.<br />
Außerdem wurde<br />
mit dem geänderten<br />
Telekommunikationsgesetz<br />
weitere<br />
Preistransparenz<br />
geschaffen, und für<br />
0180er „Service-Rufnummern“<br />
wurden<br />
Preisobergrenzen<br />
eingeführt. Darüber<br />
hinaus wird es den<br />
betroffenen Verbrauchern<br />
erleichtert,<br />
sich aus Verträgen<br />
zu lösen, die ihnen<br />
am Telefon untergeschoben<br />
wurden.<br />
Auch wurden klare<br />
Rahmenbedingungen für eine legale Ortung<br />
per Handy formuliert. Schließlich wurden<br />
Bußgelder eingeführt für den Fall, dass bei<br />
unlauteren Werbeanrufen die Rufnummer unterdrückt<br />
wird. Das Abschalten von auffälligen<br />
Nummern durch die Bundesnetzagentur, oft<br />
verbunden mit einem auch rückwirkenden<br />
Inkassierungsverbot, sorgt ergänzend dazu<br />
für eine gewisse Marktbereinigung. Außerdem<br />
gelten mit diesem Gesetz zukünftig Preisobergrenzen<br />
für 0180er-Nummern.<br />
Das Gesetz gegen unlautere Telefonwerbung<br />
schließt unter anderem Lücken bei den Widerrufsmöglichkeiten.<br />
Verbraucher können danach<br />
auch Zeitschriftenabonnements, Verträge<br />
über Wett- und Lotteriedienstleistungen und<br />
alle anderen am Telefon geschlossenen Verträge<br />
widerrufen. Verstöße gegen das Verbot<br />
belästigender Telefonwerbung können künftig<br />
mit bis zu 50.000 Euro geahndet werden,<br />
Verletzungen des Verbots der Rufnummernunterdrückung<br />
mit bis zu 10.000 Euro.<br />
Auch wenn die Verbraucherrechte durch die<br />
Neuregelungen gestärkt wurden, haben die<br />
Bundesregierung und der Bundestag auf die<br />
wirksamste Maßnahme verzichtet. So sind<br />
auch künftig am Telefon abgeschlossene<br />
Verträge bereits ohne schriftliche Bestätigung<br />
nach Ablauf der Widerrufsfristen gültig.<br />
Der <strong>vzbv</strong> hatte gefordert, dass am Telefon<br />
abgeschlossene Verträge bis zur schriftlichen<br />
Bestätigung und Einwilligung unwirksam sind.<br />
Neue EU-Roamingentgelte:<br />
günstiger telefonieren und simsen<br />
Seit Juli <strong>2009</strong> gelten günstigere Preise für<br />
grenzüberschreitende Mobilfunkverbindungen.<br />
Diejenigen, die einen anderen EU-Mitgliedstaat<br />
als Urlaubsziel gewählt haben und dort<br />
mobil erreichbar sein wollen, können nun<br />
billiger telefonieren und SMS versenden.
Die Kosten für Mobiltelefonate (ohne Sondernummern)<br />
dürfen innerhalb der Europäischen<br />
Union 43 Cent/Minute für ausgehende<br />
Gespräche und 19 Cent/Minute für eingehende<br />
Gespräche (jeweils zzgl. MWSt) nicht überschreiten.<br />
Über viele Jahre hatten die Verbraucher<br />
unangemessen hohe Preise für grenzüberschreitendes<br />
Telefonieren innerhalb Europas<br />
zahlen müssen. Erst 2007 wurde mit der<br />
ersten europäischen Roamingverordnung der<br />
EU-Kommission, die die volle Zustimmung des<br />
Europäischen Parlaments bekam, dem grenzenlosen<br />
Preisgebaren der Anbieter ein Riegel<br />
vorgeschoben.<br />
<strong>2009</strong> wurde die Roamingverordnung überprüft<br />
und weiterentwickelt. Grundsätzlich positiv<br />
bewertet der Verbraucherzentrale Bundesverband,<br />
dass mit der novellierten Verordnung<br />
auch eine Preisgrenze für das Herunterladen<br />
von Daten eingeführt wurde. Wer allerdings<br />
nicht auf die aktuellen Lotto- oder<br />
Bundesliga-Ergebnisse im Internet verzichten<br />
will, sollte nach wie vor zurückhaltend sein.<br />
Denn das für das sogenannte Datenroaming<br />
festgelegte Preislimit für die am Roaming beteiligten<br />
Telekommunikationsdienstleister ist<br />
mit einem Euro/MByte immer noch verhältnismäßig<br />
hoch.<br />
HDTV-Start ohne Rücksicht<br />
auf die Zuschauerinteressen<br />
Die werbefinanzierten Sender RTL und VOX<br />
starteten am 1. November <strong>2009</strong> mit dem<br />
verschlüsselten HDTV-Satellitenprogrammangebot<br />
über die ASTRA Plattform „HD Plus“.<br />
Im Januar <strong>2010</strong> kamen Sat.1, ProSieben und<br />
Kabel 1 hinzu.<br />
Im Februar <strong>2010</strong> sind schließlich auch ARD<br />
und ZDF mit einem eigenen, unverschlüsselt<br />
übertragenen HD-Sat-Angebot gefolgt. Wer<br />
also hochauflösendes Privatfernsehen über<br />
Satellit empfangen will, muss zumindest<br />
mittelfristig mit zusätzlichen Kosten für die<br />
Nutzung der HD-plus-Plattform und mit unter<br />
Umständen deutlichen Nutzungseinschränkungen<br />
durch Kopierschutz- und zeitliche<br />
Nutzungsauflagen rechnen.<br />
Bei der Einführung von HDTV im werbefinanzierten<br />
Fernsehen hat der Verbraucherzentrale<br />
Bundesverband den Privatsendern<br />
Versteckspiel und eine Verunsicherung der<br />
Zuschauer vorgeworfen und die Befürchtung<br />
ausgesprochen, dass die entgeltbezogene<br />
Verschlüsselung insbesondere hochaufgelöster<br />
werbefinanzierter free-TV-Programme die<br />
Wende hin zu einem breit angelegten Einstieg<br />
der Privatsender ins Pay-TV vorbereitete.<br />
Verbot der Produktplatzierung<br />
wird nicht aufgehoben<br />
Bei den audiovisuellen Medien ist seit Jahren<br />
eine fortschreitende „Konvergenz“ der Endgeräte<br />
zu beobachten. Die Digitalisierung der<br />
Rundfunkübertragung und die gleichzeitige<br />
Migration audiovisueller Medieninhalte ins<br />
Internet lassen den klassischen Rundfunkbegriff<br />
zusehends unscharf werden.<br />
Dies hatte die EU zum Anlass genommen, die<br />
europäische Richtlinie über grenzüberschreitendes<br />
Fernsehen aus dem Jahr 2002 dem<br />
Stand der Medienentwicklung anzupassen.<br />
Im Zuge dessen war auch die damals schon<br />
vom Verbraucherzentrale Bundesverband und<br />
dem BEUC abgelehnte Option für die Mitgliedstaaten<br />
aufgenommen worden, entgeltliche<br />
Produktplatzierungen zulassen zu können. Bei<br />
der Umsetzung der revidierten EU-Richtlinie in<br />
nationales Rundfunkrecht hat daher der Verbraucherzentrale<br />
Bundesverband den Verzicht<br />
auf die Zulassung entgeltlicher Produktplazierungen<br />
im deutschen Rundfunk gefordert. Er<br />
vertrat erneut die Auffassung, dass Verbraucher<br />
klar redaktionell Inhalte und Werbung<br />
Wirtschaft<br />
63
Wirtschaft<br />
64<br />
voneinander unterscheiden können müssen.<br />
Bei einer Freigabe insbesondere entgeltlicher<br />
Produktplatzierung drohe anderenfalls dem<br />
unabhängigen Journalismus der Ausverkauf.<br />
Die redaktionelle Unabhängigkeit müsse aber<br />
unangetastet bleiben, mahnte der Verbraucherzentrale<br />
Bundesverband anlässlich der<br />
Verbände-Anhörung zum 13. Rundfunkänderungsstaatsvertrag<br />
am 20. Mai <strong>2009</strong> in Mainz.<br />
Die 2007 verabschiedete EU „Richtlinie über<br />
audiovisuelle Mediendienste“ sieht zwar ein<br />
grundsätzliches Verbot von Produktplatzierungen<br />
vor. Sie erlaubt jedoch gleichzeitig<br />
den Mitgliedstaaten, von dem Verbot unter<br />
bestimmten Voraussetzungen abzuweichen.<br />
Danach ist Werbung in Form entgeltlicher Produktplatzierung<br />
dann legitim, wenn der einzelne<br />
Mitgliedstaat sie zulässt und gleichzeitig<br />
Vorgaben macht, wie Sendungen mit entsprechender<br />
Produktplatzierung gekennzeichnet<br />
werden. Nachdem sich sowohl die Bundesregierung<br />
als auch der Bundesrat während<br />
der Beratungen über die Richtlinie in Brüssel<br />
zunächst gegen eine Freigabe entgeltlicher<br />
Produktplatzierung im deutschen Rundfunk<br />
ausgesprochen hatten, wurde diese dann aber<br />
doch im 13. Rundfunkänderungsstaatsvertrag,<br />
der am 1. April <strong>2010</strong> in Kraft getreten ist, zugelassen.<br />
Der Verbraucherzentrale Bundesverband<br />
hat diesen Politikwechsel als Wortbruch<br />
gewertet. Zwischenzeitlich haben die von den<br />
Ministerpräsidenten beauftragten Landesmedienanstalten<br />
Kennzeichnungsregeln vorgelegt,<br />
die aus Sicht des Verbraucherzentrale Bundesverbands<br />
aber für die Verbraucher keine<br />
hinreichende Transparenz schaffen.<br />
Online-Angebote der ARD und des ZDF –<br />
Stellungnahmen zu den Telemedienkonzepten<br />
Das klassische Fernsehen hat mittlerweile in<br />
vielen Benutzer- beziehungsweise Altersgruppen<br />
seine Funktion als Leitmedium eingebüßt.<br />
Internet, Videoplattformen, die intensive<br />
Kommunikation über Soziale Netzwerke sowie<br />
das verstärkte Angebot des sogenannten user<br />
generated content machen dem Fernsehen<br />
zunehmend Konkurrenz. Selbstverständlich<br />
müssen auch die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten<br />
dieser Entwicklung Rechnung<br />
tragen. Sie haben daher in den vergangenen<br />
Jahren in den Bereichen Information, Wissenschaft<br />
und Dokumentation bereits ein reichhaltiges,<br />
teils programmbegleitendes Angebot<br />
im Internet geschaffen.<br />
Die Angebote der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten<br />
zeichnen sich insbesondere<br />
durch eine Unabhängigkeit der Inhalte von<br />
kommerziellen Interessen aus. Dies sorgt auf<br />
der Nutzerseite für eine hohe Glaubwürdigkeit.<br />
Neben einem umfassenden Angebot in<br />
den Bereichen Bildung, Kultur, Wissen und<br />
Unterhaltung sind besonders die speziellen<br />
Inhalte für Kinder und Jugendliche hervorzuheben,<br />
die von hoher Qualität sind. Damit<br />
leisten diese Online-Angebote einen wesentlichen<br />
Beitrag zur freien, individuellen und<br />
öffentlichen Meinungsbildung.
Der sogenannte EU-Beihilfekompromiss wurde<br />
im 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag in<br />
deutsches Rundfunkrecht umgesetzt. Leider<br />
ist der deutsche Rundfunkgesetzgeber dabei<br />
weit über die EU-Vorgaben hinausgegangen.<br />
So zum Beispiel durch eine zusätzliche<br />
restriktive Beschränkung der zeitlichen<br />
Verfügbarkeit von Online-Angeboten des<br />
öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Der Verbraucherzentrale<br />
Bundesverband hatte sich im<br />
Rahmen mehrerer öffentlichkeitswirksamer<br />
Aktionen vergeblich gegen die beabsichtigten<br />
gesetzlichen Beschränkungen gestemmt. Diese<br />
und andere Beschränkungen können nach<br />
dem inzwischen in Kraft getretenen Staatsvertrag<br />
nur durch Vorlage sogenannter „Telemedienkonzepte“<br />
und deren positive Bewertung<br />
durch die zuständigen Rundfunkaufsichtsgremien<br />
überwunden werden.<br />
Der Verbraucherzentrale Bundesverband hatte<br />
im Rahmen der öffentlichen Konsultation zum<br />
12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag Stellung<br />
zu einer Reihe ausgewählter Telemedienkonzeptentwürfe<br />
genommen, die den zum Teil<br />
seit Jahren existierenden Bestand von Online-<br />
Angeboten der ARD und des ZDF beschreiben.<br />
In diesen Stellungnahmen hatte der Verbraucherzentrale<br />
Bundesverband die Pläne der<br />
Sender zur Ausweitung der zeitlichen Verfügbarkeit<br />
der wesentlichen Online-Angebote<br />
ausdrücklich unterstützt.<br />
Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses <strong>Jahresbericht</strong>s<br />
liegen noch keine abschließenden<br />
Bewertungsergebnisse der Rund- und Fernsehräte<br />
vor.<br />
Telemedien-Angebote:<br />
Alterskennzeichnung der Inhalte nötig<br />
Kinder und Jugendliche müssen vor gefährdenden<br />
oder entwicklungsbeeinträchtigenden<br />
Angeboten geschützt werden.<br />
Der Verbraucherzentrale Bundesverband begrüßt<br />
daher die Initiative der Rundfunkkommission<br />
der Länder, den Jugendmedienschutz-<br />
Staatsvertrag zu novellieren. Unter anderem<br />
setzt sich der <strong>vzbv</strong> für eine verpflichtende<br />
Alterskennzeichnung der Inhalte von Telemedien-Angeboten<br />
ein.<br />
Die Medien gewinnen im Alltag zunehmend<br />
an Bedeutung für die Verbraucher. Die Wirtschaft<br />
reagiert darauf mit neuen und immer<br />
spezielleren Informations-, Unterhaltungs-<br />
und Kommunikationsangeboten, vor allem<br />
im Bereich des Internets. Doch darf beim<br />
Werben um die Gunst der Kunden keinesfalls<br />
der Kinder- und Jugendschutz auf der Strecke<br />
bleiben. Vor allem jüngere Internetnutzer<br />
müssen vor nicht altersgerechten Angeboten<br />
geschützt werden.<br />
Urheberrecht muss wieder Interessen<br />
aller ins Gleichgewicht bringen<br />
Die Urheberrechtsnovellen haben die traditionelle<br />
Balance zwischen den Interessen der<br />
Urheber, der Rechteinhaber und der Nutzer zu<br />
Ungunsten der Nutzer aus dem Gleichgewicht<br />
gebracht.<br />
Dieses Ungleichgewicht wurde und wird vom<br />
Verbraucherzentrale Bundesverband, aber<br />
auch von anderen Verbraucher- und Bürgerinitiativen<br />
und von großen Teilen der Wissenschaft<br />
kritisiert.<br />
Fragen des Verbraucherschutzes sollten im<br />
Rahmen des Durchsetzungsgesetzes eine<br />
große Rolle spielen. Nach den ersten Erfahrungen<br />
mit den neuen Regelungen zur Rechtsdurchsetzung<br />
urheberrechtlicher Ansprüche<br />
muss jedoch bezweifelt werden, dass diese<br />
tatsächlich ausreichenden Schutz vor überhöhten<br />
Abmahnungen gegenüber Verbraucher<br />
bieten werden.<br />
Wirtschaft<br />
65
Wirtschaft<br />
66<br />
Noch politisch und gesetzlich geklärt werden<br />
müssen die Themen, die für ein modernes<br />
Urheberrecht und die notwendige Balance zwischen<br />
Rechteinhabern und Nutzerinteressen<br />
unverzichtbar sind. Dazu gehören die Weiterveräußerung<br />
von unkörperlichen Werken, die<br />
Abschaffung der überflüssigen Vergütung einer<br />
Kabelweitersendung in Wohngemeinschaftsanlagen,<br />
die bessere Verfügbarkeit von wissenschaftlichen<br />
Werken, die mit öffentlichen Mitteln<br />
gefördert wurden (Open Access) und die<br />
Nutzung verwaister Werke. In allen genannten<br />
Bereichen sind Regelungen längst überfällig.<br />
Mangelnde Kenntnisse über die urheberrechtlichen<br />
Rechte und Pflichten führen – wie sich<br />
an der großen Zahl von Abmahnungen gegenüber<br />
Verbrauchern deutlich zeigt – zu erheblichen<br />
Risiken und können in diesem Zuge<br />
auch eine Zurückhaltung beim Erwerb und der<br />
Nutzung von Informationstechnologien nach<br />
sich ziehen. Um dies zu vermeiden, muss das<br />
Urheberrecht einen klaren, verständlichen und<br />
ausgewogenen Rechtsrahmen für den Umgang<br />
mit urheberrechtlich geschützten Inhalten in<br />
der Informationsgesellschaft setzen.<br />
Preisabsprachen:<br />
Milliardenbetrug an Verbrauchern<br />
Eine Razzia des Bundeskartellamtes in deutschen<br />
Supermärkten und Drogerien lässt vermuten,<br />
dass die im Dezember <strong>2009</strong> bekannt<br />
gewordenen Preisabsprachen unter den drei<br />
größten deutschen Kaffeeröstereien nur die<br />
Spitze des Eisberges sind.<br />
Durchsucht wurden laut Kartellamt 15 Firmen,<br />
darunter elf Supermarkt-, Drogerie- und<br />
Tierbedarfsketten. Die Ermittler gingen dem<br />
Verdacht von Preisabsprachen bei Süßwaren,<br />
Kaffee und Tiernahrung nach. Der Schaden<br />
für die Kunden aufgrund jahrelanger Preisabsprachen<br />
dürfte in die Milliarden gehen.<br />
Bewahrheitet sich der Verdacht des Bundeskartellamtes,<br />
ist dies ein weiterer Rückschlag<br />
für das Vertrauen der Verbraucher in die<br />
Mechanismen der Marktwirtschaft.<br />
Der Verbraucherzentrale Bundesverband<br />
forderte die Bundesregierung auf, dem<br />
Milliarden-Betrug am Verbraucher ein Ende zu<br />
setzen. Die Bundesregierung müsse dazu ihre<br />
Blockadehaltung gegen eine EU-Richtlinie zur<br />
Durchsetzung von Schadensersatzansprüchen<br />
bei Kartellverstößen aufgeben und national<br />
sicherstellen, dass betrogene Verbraucher entschädigt<br />
würden. Die im Zuge von Kartellverstößen<br />
ermittelten Unrechtsgewinne müssen
nach Einschätzung des <strong>vzbv</strong> in vollem Umfang<br />
von den Handelsakteuren zurückgefordert<br />
werden. Bußgelder seien die eine Seite der<br />
Medaille, die Wiedergutmachung des Schadens<br />
für die Verbraucher die andere.<br />
Auch EU-Kommissionspräsident José Manuel<br />
Barroso wurde vom <strong>vzbv</strong> aufgefordert, den<br />
Richtlinienentwurf zur Durchsetzung von<br />
Schadensersatzansprüchen bei Kartellverstößen<br />
auf die Tagesordnung der Kommissionssitzung<br />
zu setzen. Die EU-Kommission<br />
hatte nach Panikmache der Wirtschaft und<br />
der Blockade aus Deutschland den bereits<br />
fertig vorliegenden Richtlinienentwurf in der<br />
Schublade gelassen. Mit der Einführung einer<br />
europäischen Sammelklage könnte jedoch<br />
eine Vielzahl von Verbrauchern in einem einzigen<br />
Verfahren ihre Schadensersatzansprüche<br />
geltend machen.<br />
Niedrigere Rechtsstandards<br />
durch einheitliches EU-Vertragsrecht<br />
Ein wesentliches Handlungsfeld des <strong>vzbv</strong><br />
war im zurückliegenden Jahr der Plan der<br />
Europäischen Union (EU), das Vertragsrecht zu<br />
vereinheitlichen und dabei maximale Standards<br />
festzuschreiben.<br />
Dies würde dazu führen, dass in Deutschland<br />
wichtige Schutzregeln vor dem Aus stünden.<br />
Betroffen wären unter anderem die kürzlich<br />
erweiterten Widerrufsrechte bei telefonisch<br />
geschlossenen Verträgen sowie die kostenlose<br />
Rücksendung im Versandhandel.<br />
Verschlechterungen drohen auch im Gewährleistungsrecht<br />
und beim Schutz vor unzulässigen<br />
Geschäftsbedingungen. Außerdem stünden<br />
etwa die kostenlose Rücksendung im Versandhandel<br />
und Widerrufsrechte bei Internetauktionen<br />
oder bei telefonisch geschlossenen<br />
Verträgen auf dem Prüfstand und müssten auf<br />
niedrigerem Niveau festgeschrieben werden.<br />
Der <strong>vzbv</strong> verlangt deshalb, dass die Mitgliedstaaten<br />
bei Gesetzen weiterhin über ein<br />
vorgeschriebenes Mindestniveau hinausgehen<br />
dürfen. Notwendig wäre dies zum Beispiel,<br />
um effektiv gegen Kostenfallen im Internet<br />
vorzugehen. Dies sei beispielsweise möglich,<br />
indem der Verbraucher durch Ankreuzen eines<br />
Kästchens bestätigt, dass er den Preis zur<br />
Kenntnis genommen hat („Button-Lösung“).<br />
Doch dies sieht der europäische Richtlinienvorschlag<br />
nicht vor. Wird er wie geplant umgesetzt,<br />
wäre es Deutschland verboten, eine<br />
verbraucherfreundliche Lösung einzuführen.<br />
EU-Verbraucherrechtsrichtlinie:<br />
<strong>vzbv</strong> erhält Unterstützung vom Bundesrat<br />
Gefreut hatte sich der <strong>vzbv</strong> über eine Stellungnahme<br />
des Bundesrats vom 6. März<br />
<strong>2009</strong>, in dem dieser der aktuellen EU-Verbraucherrechtsrichtlinie<br />
eine deutliche Absage<br />
erteilt.<br />
Der aktuell debattierte Richtlinienvorschlag<br />
„Rechte der Verbraucher“ soll weitreichende<br />
Befugnisse der EU zur Vereinheitlichung nationaler<br />
Verbraucherrechte einführen.<br />
Wirtschaft<br />
67
Wirtschaft<br />
68<br />
Der Bundesrat benennt zahlreiche Kritikpunkte,<br />
die belegen, dass die Richtlinie nur<br />
mit erheblichen Änderungen in Kraft treten<br />
darf, denn in der Folge müssten die Mitgliedstaaten<br />
sonst ihr innerstaatliches Recht<br />
anpassen und dürften keine darüber hinausgehenden<br />
Verbraucherschutzrechte erlassen.<br />
„Wie die EU mit weniger Verbraucherschutz<br />
das Vertrauen der Bürger in den europäischen<br />
Binnenmarkt stärken will, ist für uns nicht<br />
nachvollziehbar“, kommentiert Vorstand Gerd<br />
Billen.<br />
Mehrwertsteuergeschenk an Hotels<br />
wird kaum an die Kunden weitergegeben<br />
Eine vom Verbraucherzentrale Bundesverband<br />
veröffentlichte bundesweite Stichprobe von<br />
rund 600 Übernachtungsangeboten zeigt:<br />
Hotelübernachtungen wurden eher teurer als<br />
günstiger.<br />
Lediglich 7,4 Prozent der untersuchten Angebote<br />
wurden im Preis gesenkt, hingegen<br />
wurden 13,9 Prozent sogar erhöht. In der<br />
Summe sind die Kosten für Übernachtungen<br />
um 1,9 Prozent gestiegen.<br />
In der Diskussion um die Konjunkturpakete<br />
der neuen Bundesregierung hatte der <strong>vzbv</strong><br />
die Pläne zur Absenkung der Mehrwertsteuer<br />
für Übernachtungen in Hotels in einer Phase<br />
historischer Staatsverschuldung kritisiert. Und<br />
erhebliche Zweifel geäußert, dass die Hoteliers<br />
die Steuergeschenke verbraucherfreundlich<br />
investiert und an die Kunden weitergegeben<br />
würden.<br />
Gerd Billen kritisierte die Hotelbranche für die<br />
Nichteinhaltung ihrer Ankündigungen, mindestens<br />
20 Prozent des Preisvorteils direkt<br />
in Form von Preissenkungen an die Kunden<br />
weiterzugeben. Das Hauptargument für die<br />
Einführung einer reduzierten Mehrwertsteuer<br />
waren preisbedingte Wettbewerbsnachteile im<br />
internationalen Wettbewerb. Dann müssten<br />
als logische Konsequenz auch die Preise sinken.<br />
Dieser von der Politik erhoffte positive<br />
Preiseffekt für die Hotelkunden ist bisher<br />
nicht sichtbar.<br />
ISO 26.000 soll Blick für<br />
Unternehmensverantwortung schärfen<br />
Studien zeigen es immer wieder: Verbraucher<br />
wollen nicht nur gute Produkte, sondern auch<br />
gute Hersteller. Doch durch Konsumentscheidungen<br />
ethisches Verhalten von Unternehmen<br />
zu honorieren, ist gar nicht leicht. Denn es<br />
fehlt an glaubwürdigen Informationen. Abhilfe<br />
soll eine Norm für gesellschaftliche Verantwortung<br />
schaffen, die ISO 26.000.<br />
Internationale Verbraucherorganisationen,<br />
darunter der Verbraucherzentrale Bundesverband,<br />
Wissenschaftler, Gewerkschaften,<br />
Nichtregierungsorganisationen sowie Vertreter<br />
aus Regierung und Wirtschaft haben diesen<br />
Leitfaden gemeinsam erarbeitet. Er benennt<br />
Themen, die Unternehmen (und andere Organisationen)<br />
berücksichtigen sollten, wenn<br />
sie für sich reklamieren wollen, verantwortlich<br />
zu handeln. Ende Februar <strong>2010</strong> stimmten
Expertengremien weltweit über den jüngsten<br />
Entwurf ab und gaben grünes Licht. Der Abschluss<br />
soll noch in diesem Jahr erfolgen.<br />
Obwohl freiwillig, wäre die Norm ein immenser<br />
Fortschritt. „Erstmals gäbe es eine<br />
Beschreibung verantwortlichen Handelns,<br />
anhand der sich Unternehmensaktivitäten beurteilen<br />
lassen. Dies erhöht die Vergleichbarkeit<br />
und Glaubwürdigkeit“, erklärt Judith Vitt,<br />
Referentin für Handel und Wirtschaftspolitik<br />
im <strong>vzbv</strong>. Allerdings: Ein Ersatz für rechtliche<br />
Regelungen ist die Norm nicht. Die Politik<br />
müsse dafür sorgen, dass Verbraucherinnen<br />
und Verbrauchern die sozialen und ökologischen<br />
Folgekosten eines Produkts erkennen<br />
können. Die ISO 26.000 könnte zur Grundlage<br />
dieses sogenannten zweiten Preisschildes<br />
werden.<br />
Wie die Norm helfen kann, den Blick der<br />
Verbraucher für Unternehmensaktivitäten zu<br />
schärfen, beschäftigt auch die Arbeitsgremien<br />
des Forums für Unternehmensverantwortung<br />
(CSR) der Bundesregierung. Der <strong>vzbv</strong> leitet<br />
dort die Arbeitsgruppe „Sichtbarkeit und<br />
Glaubwürdigkeit von CSR“ und setzt sich<br />
dafür ein, die ISO 26.000 zügig im Sinne verbesserter<br />
Verbraucherinformation zu nutzen.<br />
Wirtschaft<br />
69
Gesundheit, Pflege, Agrarpolitik, Ernährung<br />
Gesundheit<br />
71
Gesundheit, Pflege, Agrarpolitik, Ernährung<br />
72<br />
> Jetzt Weichen stellen:<br />
Zukunft des Gesundheitssystems gesucht<br />
Das deutsche Gesundheitssystem ist eines der drängendsten<br />
politischen Handlungsfelder mit vielen ungelösten Problemen.<br />
Das Überleben der Krankenkassen, die Preise der Medikamente,<br />
die Herausforderung durch die Altersentwicklung – wir<br />
reden mit, wenn es darum geht, die Zukunft unserer Gesundheitsversorgung<br />
zu gestalten und zu sichern. Der Verbraucher<br />
muss sich auch künftig seine Gesundheit leisten können.<br />
Kopfpauschale, Bürgerversicherung, Sozialausgleich, Grundversorgung – eine Regierungskommission<br />
mit Beteiligung unter anderem von Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner wird in<br />
den kommenden Monaten die Eckdaten für die Zukunft des deutschen Gesundheitssystems und<br />
dessen Finanzierung ausarbeiten.<br />
Explizit hatte das Bundesverfassungsgericht mit seinem Urteil zur Privaten Krankenversicherung<br />
am 10. Juni <strong>2009</strong> den Gestaltungsspielraum für die Krankenversicherung in die Hände des<br />
Gesetzgebers gelegt. Das Gericht hatte sich auf keine Rahmenbedingungen für die künftige Ausgestaltung<br />
der Krankenversicherung festlegen wollen und diese Aufgabe wieder an die Politik<br />
überwiesen.<br />
Anders als vom Verband der Privaten Krankenversicherungen gewertet, gibt es keine Bestandsgarantie<br />
der beiden Säulen, gesetzliche (GKV) und private Krankenversicherung (PKV). Für eine<br />
künftige Neuordnung der Krankenversicherung hat der <strong>vzbv</strong> folgende Grundsätze formuliert:<br />
> Das Versicherungssystem muss allen Bürgern unabhängig vom Versichertenstatus gleichen<br />
Zugang zur medizinischen Versorgung gewähren.<br />
> Die vorhandenen Wirtschaftlichkeitsreserven müssen ausgeschöpft werden, damit medizinischer<br />
Fortschritt und zusätzliche Aufgaben in der alternden Gesellschaft finanzierbar bleiben.<br />
> Die Qualität der erbrachten Leistungen muss von den Leistungserbringern und Krankenkassen<br />
durchgängig nachgewiesen und transparent gemacht werden.<br />
Gesundheitsversorgung muss finanzierbar bleiben<br />
Jährlich steigende Arzneimittelausgaben, Zuschläge bei der Vergütung von Ärzten und Krankenhäusern<br />
und fehlender Wettbewerb im System führen zu immer höheren Kosten für Verbraucher.<br />
Bereits von einigen gesetzlichen Krankenkassen erhobene Zusatzbeiträge beunruhigen<br />
Versicherte und Patienten. Durch höhere Beiträge wird die Qualität der Versorgung aber nicht<br />
automatisch besser.
Der <strong>vzbv</strong> fordert eine klare Strategie der Bundesregierung, wie der Kostenanstieg im Gesundheitswesen<br />
gebremst werden soll. In erster Linie verursacht der Zusatzbeitrag einen hohen<br />
Verwaltungsaufwand, da für dessen Erhebung individuelle Konten für jedes Mitglied eingerichtet<br />
und diese schriftlich zur Zahlung aufgefordert werden. Nach Berechnungen des Spitzenverbandes<br />
der Krankenkassen dürfte der Verwaltungsaufwand für die Einrichtung und Verwaltung<br />
der individuellen Beitragskonten bei circa 0,5 bis 1 Milliarde Euro liegen. Von dem erhobenen<br />
Zusatzbeitrag verschwindet ein erheblicher Anteil in der Administration. Bürokratieabbau sieht<br />
anders aus.<br />
Anstatt Millionenbeträge in die Administration von Zusatzbeiträgen zu lenken, fordert der <strong>vzbv</strong><br />
eine Strategie zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen. Die Bundesregierung solle die Krankenkassen<br />
als Sachwalter ihrer Versicherten in die Lage versetzen, hochwertige und effiziente<br />
Versorgungspakete zu schnüren. Um die Kosten ohne Einbußen in der Versorgungsqualität zu<br />
bändigen, müssten die Effizienzreserven im Gesundheitswesen gehoben werden.<br />
Zur Begrenzung des Kostenanstiegs fordert der <strong>vzbv</strong>:<br />
> Den Ersatz des Regelungsgestrüpps im Arzneimittelbereich durch einen an der Kosten-<br />
Nutzen-Bewertung von Arzneimitteln orientierten Vertragswettbewerb,<br />
> die Förderung sektorübergreifender Versorgungsstrukturen und eine bessere Vernetzung<br />
der Leistungserbringer im Gesundheitswesen,<br />
> mehr Qualitäts- und Preiswettbewerb zugunsten der Versicherten und Patienten, und zwar<br />
im ambulanten wie im stationären Sektor.<br />
Gesundheit, Pflege, Agrarpolitik, Ernährung<br />
Patientenschutz ein Thema<br />
für die Presse<br />
73
Gesundheit, Pflege, Agrarpolitik, Ernährung<br />
Portal der Unabhängigen<br />
Patientenberatung<br />
Deutschland<br />
74<br />
Weitere Themen:<br />
> Verbraucher vertrauen der unabhängigen Beratung<br />
> Illegaler Medikamentenhandel im Internet<br />
> Verbot von Gentests nötig<br />
> Selbstbestimmt leben bei Pflegebedarf<br />
> Mehr Qualitätstransparenz in der Pflege nötig<br />
> IGW: Abspecken für Klima und Gesundheit<br />
> Tierschutz ist Klimaschutz<br />
> Nährwertampel: <strong>vzbv</strong> fordert grünes Licht<br />
> Gentechnik: kein Nutzen für Verbraucher<br />
> Milch: nur ein Drittel korrekt bezeichnet<br />
Verbraucher vertrauen der<br />
unabhängigen Beratung<br />
Die Grundhaltung der Patienten und Versicherten<br />
wird zunehmend kritischer: Je größer<br />
die Skepsis bezüglich der zukünftigen Entwicklung<br />
des deutschen Gesundheitswesens<br />
ist, desto wahrscheinlicher wird die Inanspruchnahme<br />
einer Beratung.<br />
Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle<br />
Gesundheitsmonitor, den die Bertelsmann<br />
Stiftung im Herbst <strong>2009</strong><br />
vorgelegt hat. Demnach<br />
sind die Nutzer von unabhängigenBeratungseinrichtungen<br />
mit 60 Prozent<br />
deutlich häufiger zufrieden<br />
als die der anderen<br />
Beratungseinrichtungen.<br />
Einrichtungen wie die von<br />
Krankenkassen, Ärztekammern,<br />
Apotheken erreichen<br />
in punkto Zufriedenheit<br />
nur 43 Prozent und die der<br />
staatlichen Einrichtungen<br />
nur 30 Prozent.<br />
Zu den unabhängigen Einrichtungen gehören<br />
die Verbraucherzentralen (81 Prozent),<br />
unabhängige Patientenberatungsstellen (76<br />
Prozent), Selbsthilfegruppen (71 Prozent) und<br />
Wohlfahrts- beziehungsweise Sozialverbände<br />
(61 Prozent). Jeder Dritte ist der Ansicht, dass<br />
diese Stellen besonders kompetent seien<br />
(37 Prozent). Vor allem bei finanziellen und<br />
rechtlichen Fragen (47 Prozent) sowie bei Fragen<br />
zu Erkrankungen und Therapievorschlägen<br />
(38 Prozent) stehen sie hoch im Kurs.<br />
Insgesamt vertrauen drei Viertel der Bevölkerung<br />
(78 Prozent) den unabhängigen<br />
Einrichtungen der Patienten- und Verbraucherberatung.<br />
Fragt man nach Beratungsangeboten,<br />
die zukünftig an Bedeutung gewinnen,<br />
werden die Organisation der Pflege von Angehörigen<br />
(54 Prozent), Widersprüche gegen<br />
Bescheide von Krankenkassen (48 Prozent)<br />
sowie die Suche nach Adressen guter Behandlungseinrichtungen<br />
(36 Prozent) genannt.<br />
Der Gesundheitsmonitor belegt das Vertrauen<br />
der Bürger in unabhängige Beratung. Diese<br />
gilt es auszubauen. Dabei ist sicherzustellen,
dass die Qualität der Beratung kontinuierlich<br />
weiterentwickelt und die Unabhängigkeit auch<br />
weiterhin gewährleistet wird.<br />
Mit der 2006 zur Umsetzung des Modellvorhabens<br />
nach § 65 b SGB V neu gegründeten<br />
Unabhängigen Patientenberatung Deutschland<br />
(UPD gGmbH) ist ein institutionell neuer<br />
Akteur auf den Plan getreten, der von bereits<br />
arrivierten Trägern der Patientenberatung auf<br />
Bundes-, Landes- und Regionalebene gebildet<br />
wird. Dieser Verbund hat in der mit dem Jahr<br />
<strong>2010</strong> endenden Modellphase Instrumente der<br />
Patientenberatung und Qualitätssicherung<br />
entwickelt und etabliert, die nun in die Regelfinanzierung<br />
zu überführen sind.<br />
Die Koalition hat sich bereits auf den<br />
„Ausbau“ der unabhängigen Patientenberatung<br />
festgelegt. Dabei ist insbesondere die<br />
Erfahrung der zum Teil seit Jahrzehnten in der<br />
Beratung tätigen Akteure auf Bundes- und<br />
Landesebene zu berücksichtigen. Vor allem<br />
geht es jedoch darum, bei der Etablierung der<br />
regulären Infrastruktur die Unabhängigkeit der<br />
Verbraucher- und Patientenberatung sicherzustellen.<br />
Nur durch eine informierte Auswahl sind<br />
Versicherte und Patienten in der Lage, den<br />
Wettbewerb im Gesundheitswesen in Richtung<br />
auf mehr Qualität und Effizienz zu steuern. In<br />
den Niederlanden hat mit der Einführung von<br />
mehr Wettbewerb im Gesundheitswesen der<br />
Staat die Aufgabe übernommen, für Transparenz<br />
zu sorgen. Dort wird in dem von der<br />
Regierung finanzierten Internetportal www.<br />
kiesbeter.nl den Versicherten ein Preis-Leistungsvergleich<br />
sämtlicher für ihn relevanter<br />
Angebote ermöglicht.<br />
In Deutschland haben sich maßgebliche<br />
Verbraucher- und Patientenorganisationen mit<br />
der Bertelsmann Stiftung zusammengetan,<br />
um ein nichtkommerzielles, unabhängiges Internet-Portal<br />
aufzubauen, das sich am Bedarf<br />
Gesundheit, Pflege, Agrarpolitik, Ernährung<br />
und den Bedürfnissen seiner Nutzer orientiert<br />
und neben Strukturinformationen zur Ausstattung<br />
sowie zum Leistungsspektrum auch die<br />
vorhandenen Daten zur Behandlungsqualität<br />
der einzelnen Leistungserbringer abbildet. In<br />
der Planung befinden sich Transparenzmodule<br />
zur informierten Arztwahl und zur Qualität von<br />
Pflegeeinrichtungen. Dieses bisher einzige unabhängige<br />
und von Verbraucher- und Patientenorganisationen<br />
selbst betriebene Angebot<br />
sollte künftig auf eine sichere finanzielle und<br />
strukturelle Grundlage gestellt werden.<br />
> www.unabhaengige-patientenberatung.de<br />
> www.kiesbeter.nl<br />
> www.weisse-liste.de<br />
Gefahr durch illegalen<br />
Medikamentenhandel im Internet<br />
Der Verbraucherzentrale Bundesverband und<br />
das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker<br />
warnten vor dem illegalen Handel mit Arzneimitteln<br />
im Internet.<br />
Testeinkäufe des Zentrallaboratoriums hatten<br />
gezeigt, dass unter anderem Tamiflu® problemlos<br />
ohne Rezept im Internet erworben<br />
werden kann. Auch andere verschreibungspflichtige<br />
Arzneimittel wie hochwirksame<br />
Schlaf- und Schmerzmittel mit hohem<br />
Suchtpotential oder Viagra® werden offensiv<br />
im illegalen Internethandel angeboten – hier<br />
sind zum Teil zahlreiche Fälschungen auf dem<br />
Markt.<br />
Das Zentrallaboratorium warnt vor erheblichen<br />
gesundheitlichen Risiken einer Selbstmedikation.<br />
Der <strong>vzbv</strong> rief alle Verbraucher auf, von<br />
der Bestellung verschreibungspflichtiger Medikamente<br />
ohne Rezept Abstand zu nehmen.<br />
Wer auf einen Arzneimittelkauf im Internet<br />
nicht verzichten will, sollte auf die registrierten<br />
Anbieter des seriösen Arzneimittelversandhandels<br />
zurückgreifen.<br />
75
Gesundheit, Pflege, Agrarpolitik, Ernährung<br />
76<br />
Nur striktes Verbot von Gentests<br />
bringt wirksamen Verbraucherschutz<br />
Kritisch begleitet hat der <strong>vzbv</strong> im zurückliegenden<br />
Jahr das Gesetz über genetische<br />
Untersuchungen bei Menschen (Gendiagnostikgesetz<br />
– GenDG). So wurde nach beinahe<br />
20-jähriger Diskussion eine gesetzliche<br />
Regelung zur humangenetischen Diagnostik<br />
etabliert.<br />
Angesichts der enormen Möglichkeiten,<br />
auch weit in der Zukunft liegende genetisch<br />
bedingte Krankheitswahrscheinlichkeiten und<br />
Risikofaktoren zu bestimmen, sind Grundrechte<br />
wie die Menschenwürde, das informationelle<br />
Selbstbestimmungsrecht einschließlich<br />
des Rechts auf Nichtwissen sowie elementare<br />
Gesundheitsinteressen betroffen. Ziel des Gesetzes<br />
ist, Missbrauch und Risiken im Umgang<br />
mit den hochsensiblen Daten konsequent<br />
abzuwehren und dabei das Nutzenpotential<br />
der Untersuchungsmethoden zu wahren.<br />
Ein Hauptkritikpunkt bleibt bestehen: Der<br />
Verbraucherzentrale Bundesverband spricht<br />
sich vehement dagegen aus, Gentests im Versicherungsbereich<br />
zuzulassen und fordert, die<br />
Ausnahmeregelungen ersatzlos zu streichen.<br />
Zwar darf ein Versicherer weder vor noch nach<br />
Abschluss eines Versicherungsvertrages die<br />
Vornahme genetischer Untersuchungen verlangen.<br />
Allerdings müssen die Ergebnisse von<br />
Gentests bei mehreren Versicherungsarten<br />
offengelegt werden, wenn die Versicherungssumme<br />
300.000 Euro oder die vereinbarte<br />
Jahresrente 30.000 Euro überschreitet. Der<br />
<strong>vzbv</strong> hält die vorgesehene Aufweichung des<br />
Verbots für unangemessen und praxisfern.<br />
Selbstbestimmt leben können –<br />
auch bei Hilfe- und Pflegebedarf<br />
Die Pflege-Charta stand im März <strong>2009</strong> im<br />
Mittelpunkt einer Veranstaltung des <strong>vzbv</strong> in<br />
Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für<br />
Altersfragen. Die Pflege-Charta beschreibt in<br />
acht Artikeln grundlegende Rechte Hilfe- und<br />
Pflegebedürftiger wie Selbstbestimmung, Hilfe<br />
zur Selbsthilfe, Information und Beratung<br />
oder Privatheit.<br />
Damit hilfe- und pflegebedürftige Menschen<br />
fundierte Entscheidungen treffen können,<br />
brauchen sie starke Verbraucherrechte. Der<br />
<strong>vzbv</strong> setzt sich dafür ein, dass die Charta zum<br />
Handlungsmaßstab in der Pflege wird. Doch<br />
obwohl für viele Verbände und Organisationen<br />
die Charta bereits gelebte Pflegepraxis<br />
ist, ist es noch ein weiter Weg, bis sie überall<br />
ein- und umgesetzt wird. Der <strong>vzbv</strong> unterstützt<br />
das Bundesseniorenministerium, die Pflege-<br />
Charta auch bei Verbraucherinnen und Verbrauchern<br />
bekannt zu machen. <strong>vzbv</strong>-Pflegereferent<br />
Dieter Lang: „Die Pflege-Charta ist aus<br />
unserer Sicht das Grundgesetz für hilfe- und<br />
pflegebedürftige Menschen, deshalb sollte sie<br />
den Bürgerinnen und Bürgern bekannt sein<br />
und in allen Bereichen der Pflege verpflichtend<br />
berücksichtigt werden müssen.“<br />
Nach der Verlagerung der gesetzgeberischen<br />
Zuständigkeit für das Heimrecht (Bereich<br />
öffentliche Fürsorge) auf die Länder durch die<br />
Föderalismusreform hat der <strong>vzbv</strong> im weitgehenden<br />
Einklang mit der Fachwelt gefordert,<br />
dass die Zuständigkeit zur Regelung vertragsrechtlicher<br />
Vorschriften beim Bund bleiben<br />
muss. Seit über hundert Jahren wird das<br />
zivile Recht durch das Bürgerliche Gesetzbuch<br />
(BGB) bundeseinheitlich geregelt. Heimverträge,<br />
Verträge zum sogenannten Wohnen<br />
mit Service und Vertragskonstellationen im<br />
Bereich der ambulanten Wohngruppen sind<br />
zivilrechtliche Vereinbarungen, die Elemente<br />
des Miet-, Dienstleistungs- und Kaufvertragsrechts<br />
beinhalten. Der <strong>vzbv</strong> hat daher<br />
begrüßt, dass der Bundesgesetzgeber mit<br />
dem Wohn- und Betreuungsvertragsgesetz<br />
einen wesentlichen Schritt unternommen hat,<br />
um einer weiteren Zersplitterung der vertrags-
echtlichen Normsetzungen durch landesrechtliche<br />
Regelungen entgegenzuwirken. Der<br />
<strong>vzbv</strong> begrüßt insbesondere die Herstellung<br />
weitergehender Transparenz im Vertragsgeschehen<br />
durch die Verankerung vorvertraglicher<br />
Informationspflichten des Unternehmers<br />
über die allgemein und konkret angebotenen<br />
Leistungen und deren Entgelte im Gesetz.<br />
Sie ist Voraussetzung für eine Stärkung der<br />
Selbstbestimmung des Verbrauchers. Diese<br />
Informationen sind in leicht verständlicher<br />
Sprache zu fassen und deshalb eingängiger<br />
als Vertragsklauseln. So kann für Verbraucher<br />
auch besser gewährleistet werden, dass<br />
abweichende Gestaltungen von Information<br />
und Vertrag ersichtlich werden. Eine vom <strong>vzbv</strong><br />
geforderte generelle Einbeziehung der Vertragsverhältnisse<br />
im sogenannten Betreuten<br />
Wohnen (Wohnen mit Service) ins Gesetz<br />
– zumindest im Hinblick auf vorvertragliche<br />
Informationspflichten – ist nicht erfolgt.<br />
Mehr Qualitätstransparenz in der<br />
Pflege nötig<br />
Der <strong>vzbv</strong> fordert seit vielen Jahren mehr<br />
Qualitätstransparenz in der Pflege. Pflegebedürftige<br />
Menschen sind auch Kunden auf dem<br />
Markt der Pflegeangebote.<br />
Sie leisten einen beträchtlichen Kostenteil<br />
aus eigener Tasche. Bestehende Wahlmöglichkeiten<br />
sind nur dann sinnvoll auszuüben,<br />
wenn aussagekräftige Informationen zur<br />
Qualität von Leistungen der Anbieter vorliegen.<br />
Im Mittelpunkt des Interesses bei<br />
Verbrauchern stehen dabei Informationen zu<br />
Fragen der Lebensqualität im Leistungsgeschehen<br />
und der Qualität der Ergebnisse der<br />
Leistungen zur Pflege im engeren Sinn.<br />
Der Gesetzgeber hat nun den Landesverbänden<br />
der Pflegekassen aufgegeben,<br />
verbraucherfreundliche Qualitätsberichte,<br />
insbesondere zu den vorgenannten Aspekten<br />
Gesundheit, Pflege, Agrarpolitik, Ernährung<br />
zu veröffentlichen; der Spitzenverband der<br />
Gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen und<br />
die Verbände der Leistungsanbieter haben<br />
Kriterien zur Messung und Darstellung der<br />
Qualität vereinbart und den Berichtsprozess<br />
im Herbst <strong>2009</strong> gestartet. Der <strong>vzbv</strong> hat zu<br />
den Vereinbarungen Stellung genommen<br />
und den Start des Prozesses grundsätzlich<br />
begrüßt, jedoch auch erhebliche Kritik an den<br />
Vereinbarungen geleistet:<br />
> Insgesamt bilden die Kriterien unzureichend<br />
Aspekte der Lebens- und Ergebnisqualität<br />
ab. Es fehlt eine hinreichende<br />
Unterscheidung zwischen Struktur-,<br />
Prozess- und Ergebnisqualität.<br />
> Es gibt es keine differenzierende Gewichtung<br />
der Kriterien. Kriterien der Dokumentation,<br />
Planung, Kommunikation und<br />
des Personaleinsatzes stehen gleichwertig<br />
neben der fachgerechten Durchführung<br />
der Pflege und dem Pflegezustand. Trotz<br />
schlechter pflegerischer Versorgung können<br />
problemlos ausreichende und bessere<br />
Bewertungen erreicht werden. Andererseits<br />
kann eine Pflegeeinrichtung, die sehr<br />
gut pflegt, aber weniger gut dokumentiert,<br />
entsprechende oder gar schlechtere Ergebnisse<br />
erzielen.<br />
> Die Bewohnerbefragung im Rahmen der<br />
Prüfung ist zu verbessern und gleichwertig<br />
zu berücksichtigen.<br />
Zur Optimierung der Qualitätskommunikation<br />
beteiligt sich der <strong>vzbv</strong> im ersten Halbjahr<br />
<strong>2010</strong> an der Arbeit des Beirats zur Evaluation<br />
der bisherigen Transparenzbemühungen und<br />
im Beirat des Projekts des Bundesgesundheits-<br />
und des Bundesfamilienministeriums<br />
zur „Entwicklung und Erprobung von Instrumenten<br />
zur Beurteilung der Ergebnisqualität<br />
in der stationären Altenhilfe“. Dabei wirkt der<br />
<strong>vzbv</strong> auf eine stärkere Berücksichtigung der<br />
Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger<br />
Menschen bei der Ausgestaltung der Qualitätskriterien<br />
hin.<br />
77
Gesundheit, Pflege, Agrarpolitik, Ernährung<br />
Podiumsdiskussion beim<br />
verbraucherpolitischen<br />
Forum<br />
78<br />
Internationale Grüne Woche:<br />
Abspecken für Klima und Gesundheit<br />
Globalisierung findet in zunehmendem Maße<br />
auf den Tellern der Verbraucher statt. Ebenso<br />
wie die übergewichtige deutsche Bevölkerung<br />
ist Deutschland auch im weltweiten<br />
Agrar- und Ernährungsmarkt als drittgrößter<br />
Exporteur und zweitgrößter Importeur von<br />
Agrarprodukten ein Schwergewicht.<br />
Im Jahr 2008 wurde mit über 52 Milliarden<br />
Euro ein neuer Ausfuhrrekord erreicht. Dem<br />
stehen Agrareinfuhren im Wert von über 58,6<br />
Milliarden Euro gegenüber.<br />
Anlässlich der Internationalen Grünen Woche<br />
(IGW) hat der <strong>vzbv</strong> im Januar <strong>2010</strong> auf die<br />
Kehrseite der bunten Lebensmittelvielfalt<br />
aufmerksam gemacht. „Die Freude über die<br />
Vielfalt unseres Speiseplans darf über die<br />
Kehrseiten der globalen Lebensmittelproduktion<br />
nicht hinwegtäuschen“, so Vorstand Gerd<br />
Billen zum Auftakt der IGW<br />
Vor allem der globale Klimawandel stellt die<br />
Land- und Ernährungswirtschaft vor neue<br />
Herausforderungen. An die Verbraucher appellierte<br />
der <strong>vzbv</strong>: „Wer sich und der Umwelt<br />
Gutes tun will, kann seinen Fleischkonsum re-<br />
duzieren und die Lebensmittelproduzenten zu<br />
mehr Engagement drängen.“ Der ökologische<br />
Ballast unserer Mahlzeiten ist groß, ebenso<br />
die Gefahr eines Dumpingwettbewerbs auf<br />
Kosten von Sozial- und Umweltstandards.<br />
86 Prozent der deutschen Verbraucher kritisieren,<br />
dass vergleichbare Herstellerinformationen<br />
zu den Klimawirkungen von Lebensmitteln<br />
fehlen. Zu diesem Ergebnis kommt eine<br />
Befragung im Auftrag des <strong>vzbv</strong>. Als Konsequenz<br />
erwartet der <strong>vzbv</strong> von der Lebensmittelwirtschaft<br />
mehr Transparenz und Ehrlichkeit<br />
bei der Produktion, Aufmachung und Kennzeichnung<br />
von Lebensmitteln. Zudem müsse<br />
die Politik die Lebensmittelindustrie zur<br />
Erstellung von Klimabilanzen verpflichten.<br />
Zoonosen-Risiko nimmt zu<br />
Außerdem machte der <strong>vzbv</strong> auf das Zoonosen-Risiko<br />
aufmerksam. Es steigt mit der<br />
zunehmenden Globalisierung im Lebensmittelhandel.<br />
In Deutschland werden jährlich<br />
über 40.000 Salmonellen-Erkrankungen<br />
gemeldet, Campylobacter ist eine der häufigsten<br />
Ursachen für bakterielle Magen-Darm-<br />
Erkrankungen. Der <strong>vzbv</strong> fordert eine Neujustierung<br />
der Risikowahrnehmung sowie eine<br />
umfassende Reduktionsstrategie für relevante<br />
Zoonosen. Unterstützung erhält der <strong>vzbv</strong> vom<br />
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).<br />
„Verbraucherinnen und Verbraucher fürchten<br />
sich vor Pestizidrückständen in Lebensmitteln“,<br />
sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr.<br />
Andreas Hensel. „Risiken durch mangelnde<br />
Lebensmittelhygiene werden hingegen unterschätzt.“<br />
Qualitätsstandards von Lebensmitteln<br />
Im Rahmen des traditionellen verbraucherpolitischen<br />
Forums der Internationalen Grünen<br />
Woche (IGW) ging der <strong>vzbv</strong> in diesem Jahr der<br />
Frage nach, wie europäische Lebensmittelstandards<br />
aufrecht erhalten werden können.<br />
Unter anderem mit Vertretern aus Politik,<br />
Agrarwirtschaft und mit internationalen Gä-
sten diskutierte der <strong>vzbv</strong> die global verschiedenen<br />
Qualitätsstandards von Lebensmitteln.<br />
Denn bei der Frage, welche Lebensmittel<br />
gesund sind und wie sie hergestellt werden,<br />
variieren die Meinungen je nach Land und<br />
Kultur. Europa hat in den vergangenen Jahren<br />
erfolgreich in eine höhere Lebensmittelsicherheit<br />
investiert. Auch wenn noch nicht<br />
alle Probleme in der Umsetzung gelöst sind,<br />
existieren Vorschriften entlang der gesamten<br />
Kette „vom Acker bis zum Teller“. Doch das<br />
Erreichte wird zunehmend durch den Druck zu<br />
Angleichungen internationaler Lebensmittelstandards<br />
bedroht.<br />
Bisher konnte sich Europa erfolgreich gegen<br />
die Einfuhr von gechlortem Geflügelfleisch<br />
aus den USA stemmen. Ebenso ist der Verzehr<br />
von Fleisch geklonter Tiere in Europa bis dato<br />
nicht zugelassen. Doch wie lange noch? Nach<br />
WTO-Recht darf die EU ein Verbot nur für solche<br />
Produkte aussprechen, die nachweislich<br />
die Gesundheit von Verbrauchern schädigen.<br />
Doch die Ansprüche europäischer Verbraucher<br />
an die Qualität des Produktes und seiner<br />
Herstellung gehen darüber hinaus: Sie erwarten<br />
eine ökologisch und sozial verträgliche<br />
sowie ethisch unbedenkliche Erzeugung der<br />
Lebensmittel.<br />
Tierschutz ist Klimaschutz:<br />
Tagung der Allianz für Tiere<br />
Das Thema Klima und Landwirtschaft stand<br />
bereits im Juni <strong>2009</strong> im Zentrum einer Tagung<br />
der „Allianz für Tiere“.<br />
So ist vor allem die Tierhaltung mitentscheidend<br />
für die Höhe des Ausstoßes klimaschädlicher<br />
Treibhausgase in der Landwirtschaft.<br />
Neben einem reduzierten Fleischkonsum<br />
lassen sich vor allem durch eine weniger intensive<br />
Tierhaltung und nachhaltige Futtermittel<br />
rund 65 Prozent der in der Landwirtschaft<br />
Gesundheit, Pflege, Agrarpolitik, Ernährung<br />
produzierten klimawirksamen Treibhausgase<br />
einsparen.<br />
So könnte die Klimabilanz der Tierhaltung<br />
durch den Einsatz von heimischem Futter statt<br />
Soja aus Übersee deutlich verbessert werden.<br />
Als Konsequenz fordert der <strong>vzbv</strong>, dass sich<br />
die Erzeugung tierischer Lebensmittel stärker<br />
als bisher an den Kriterien des Klimaschutzes<br />
orientiert. Versuche, den Klimaschutz gegen<br />
den Tierschutz auszuspielen, sind für den<br />
<strong>vzbv</strong> nicht akzeptabel.<br />
Die „Allianz für Tiere in der Landwirtschaft“<br />
ist eine Arbeits- und Interessensgemeinschaft<br />
führender Organisationen aus den Bereichen<br />
Tier-, Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz.<br />
Ihr Ziel ist es, durch gemeinsame Vorhaben<br />
die landwirtschaftliche Nutztierhaltung in<br />
Deutschland nachhaltig zu verbessern. Mitglieder<br />
der Allianz sind neben dem <strong>vzbv</strong> der<br />
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland<br />
(BUND), der Deutsche Tierschutzbund,<br />
die Schweisfurth-Stiftung.<br />
<strong>vzbv</strong> fordert grünes Licht<br />
für die Nährwert-Ampel<br />
„Grünes Licht für die Ampel!“ – unter diesem<br />
Motto hat sich der <strong>vzbv</strong> mit verschiedenen Aktivitäten<br />
und Aktionen für die Einführung einer<br />
neuen und besseren Nährwertkennzeichnung<br />
nach dem Ampelmodell stark gemacht.<br />
Nach wie vor haben Verbraucher keine<br />
praktikable Möglichkeit, sich zuverlässig und<br />
verständlich über den Nährwertgehalt von<br />
Lebensmitteln zu informieren. Im Gegenteil: In<br />
vielen Fällen täuschen die Hersteller durch die<br />
Aufmachung und Etikettierung ihrer Produkte<br />
über deren tatsächlichen Inhalt hinweg.<br />
Unausgewogene Ernährung führt erwiesenermaßen<br />
zu großen gesundheitlichen Problemen<br />
und hohen gesellschaftlichen Kosten.<br />
79
Gesundheit, Pflege, Agrarpolitik, Ernährung<br />
Die Presse berichtet über<br />
die Forderungen der Verbraucherorganisationen.<br />
80<br />
Nach offiziellen Zahlen der Bundesregierung<br />
ist jeder zweite Erwachsene, sind 15 Prozent<br />
der Kinder und Jugendlichen übergewichtig.<br />
Die Folgekosten im Gesundheitswesen, die<br />
die Gesellschaft zu tragen hat, werden mit 70<br />
Milliarden Euro pro Jahr beziffert.<br />
Verbraucher müssen endlich die Möglichkeit<br />
erhalten, auf einen Blick zu erkennen, wo wie<br />
viel Fett, Zucker oder Salz enthalten ist. Am<br />
besten gegeben wäre dies durch die Einführung<br />
der sogenannten Nährwert-Ampel. Die<br />
Einführung eines solchen Kennzeichnungssystems<br />
ist der klare Wunsch der Verbraucher,<br />
wie mehrere Umfragen eindeutig belegen.<br />
Studien in Großbritannien, wo die Nährwert-<br />
Ampel bereits auf Verpackungen für Verbraucher<br />
sichtbar ist, zeigen, dass die Verbraucher<br />
diese verstehen und nutzen.<br />
Sowohl die Lebensmittelindustrie als auch<br />
weite Teile der Politik haben sich bislang massiv<br />
gegen die Ampelkennzeichnung gewehrt.<br />
Doch der Gegenwind der Industrie bröckelte,<br />
als die Firma Frosta im Rahmen einer Pressekonferenz<br />
von <strong>vzbv</strong>, foodwatch und AOK-<br />
Bundesverband als erster deutscher Hersteller<br />
ankündigte, die Ampelkennzeichnung auf<br />
einigen Produkten freiwillig einzuführen.<br />
Trotzdem verlief die Abstimmung im zuständigen<br />
Ausschuss des EU-Parlaments im März<br />
<strong>2010</strong> negativ für die Ampel. Allerdings war die<br />
Entscheidung gegen eine europaweit verbindliche<br />
Ampelkennzeichnung nur knapp, und die<br />
Möglichkeit einer nationalen Ampelkennzeichnung<br />
soll laut Ausschussbeschluss erhalten<br />
bleiben. Der <strong>vzbv</strong> wird sich daher weiterhin<br />
für die Ampelkennzeichnung und andere Verbesserungen<br />
bei der Lebensmittelkennzeichnung<br />
– beispielsweise für eine verbesserte<br />
Herkunftskennzeichnung und eine bessere<br />
Lesbarkeit der Angaben – einsetzen.<br />
Einsatz von Gentechnik bringt<br />
dem Verbraucher keinen Nutzen<br />
Die Verbraucher in Deutschland lehnen den<br />
Einsatz der Gentechnik in der Landwirtschaft<br />
und der Nahrungsmittelverarbeitung nach<br />
wie vor mehrheitlich ab. Auch EU-weit ist<br />
die Akzeptanz gentechnisch hergestellter<br />
Lebensmittel gering, denn für die Verbraucher<br />
besteht kein ersichtlicher Nutzen, sodass sie<br />
daher ein vermeidbares Risiko nicht eingehen<br />
möchten.<br />
Aus diesem Grund ist eine eindeutige Kennzeichnung<br />
der Produkte für die Wahlfreiheit<br />
und eine bewusste Kaufentscheidung unverzichtbar.<br />
Lücken im EU-Kennzeichnungsrecht,<br />
insbesondere bei der Kennzeichnung von<br />
Erzeugnissen von Tieren, die mit gentechnisch<br />
veränderten Futtermitteln gefüttert wurden,<br />
müssen geschlossen werden. Bis dahin hilft<br />
aber eine nationale „Ohne-Gentechnik“-<br />
Kennzeichnung denen weiter, die bewusst auf<br />
den Einsatz von gentechnisch veränderten<br />
Pflanzen in der Fütterung von Tieren verzichten<br />
wollen. Nach wie vor ist beim Einkauf<br />
etwa eines Rindersteaks vielfach nicht klar zu<br />
erkennen, ob das Rindersteak von einem Tier<br />
stammt, dessen Futter Gentechnik enthielt.<br />
Zwar regelt seit Mai 2008 ein Gesetz, welche<br />
Anforderungen Hersteller erfüllen müssen, um
Produkte mit dem Wortlaut „ohne Gentechnik“<br />
kennzeichnen zu dürfen. Doch rechtlich<br />
vorgegeben ist nur die Begrifflichkeit, nicht<br />
die Form der Darstellung. Auf ein einheitliches<br />
Logo konnten sich die verschiedenen Erzeuger<br />
bisher nicht einigen.<br />
Für ein einheitliches Siegel „Ohne Gentechnik“<br />
sprachen sich in einer von der Organisation<br />
Slowfood in Auftrag gegebenen forsa-<br />
Umfrage jedoch 90 Prozent der Verbraucher<br />
aus. 78 Prozent lehnen generell gentechnisch<br />
veränderte Bestandteile in der Nahrung ab.<br />
85 Prozent wollen keine Gentechnik im Futter<br />
der Nutztiere, deren Fleisch verzehrt wird.<br />
Als Motiv nannten die meisten die Sorge um<br />
unkalkulierbare Auswirkungen auf die Kreisläufe<br />
der Natur.<br />
Die Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft<br />
und Verbraucherschutz, Ilse Aigner,<br />
stellte ein einheitliches Logo für tierische<br />
Produkte „ohne Gentechnik“ vor. Der <strong>vzbv</strong><br />
begrüßte die Initiative und forderte die Hersteller,<br />
die noch immer sehr große Zurückhaltung<br />
zeigen, auf, von dieser verbesserten<br />
Kennzeichnung Gebrauch zu machen. In der<br />
Koalitionsvereinbarung wird eine Veränderung<br />
der Regelung im Sinn einer positiven Prozesskennzeichnung<br />
angekündigt.<br />
Marktcheck ergab: Nur ein Drittel<br />
der Milch ist korrekt bezeichnet<br />
In deutschen Supermärkten hat sich die<br />
länger haltbare ESL-Milch ausgebreitet, ohne<br />
dass die Verbraucher darüber informiert<br />
wurden.<br />
Nach einer Phase der Verunsicherung wurde<br />
schließlich Anfang <strong>2009</strong> eine Selbstverpflichtung<br />
vom Bundesverbraucherministerium,<br />
Milchindustrie-Verband e.V. (MIV) und<br />
Hauptverband des Deutschen Einzelhandels<br />
(HDE) ausgehandelt: ESL-Milch sollte mit dem<br />
Gesundheit, Pflege, Agrarpolitik, Ernährung<br />
Zusatz „länger haltbar“, traditionelle Frischmilch<br />
mit dem Zusatz „traditionell hergestellt“<br />
ausgelobt werden.<br />
Doch ein halbes Jahr später ergab ein Test der<br />
Verbraucherzentralen und des <strong>vzbv</strong>, dass die<br />
freiwillige Selbstverpflichtung nicht flächendeckend<br />
umgesetzt wird. Nur ein Drittel der<br />
Milch war entsprechend der Selbstverpflichtung<br />
gekennzeichnet. Untersucht wurden<br />
bundesweit über 650 Milchpackungen in 80<br />
Lebensmittelgeschäften. Eine weitere Erkenntnis:<br />
Traditionelle Frischmilch wird in vielen<br />
Geschäften überhaupt nicht mehr angeboten.<br />
Die mangelhafte Umsetzung der Milchkennzeichnung<br />
trägt zur Verunsicherung der Verbraucher<br />
bei und ist ein Beispiel zunehmend<br />
schleichender Veränderungen in der Produktion<br />
und Verarbeitung von Lebensmitteln.<br />
Zuvor hatten schon Schinken- und Käseimitate<br />
erneut für öffentliches Aufsehen gesorgt.<br />
Erst nach einem neuerlichen Marktcheck der<br />
Verbraucherzentralen konnte zum Ende des<br />
Jahres festgestellt werden, dass die Selbstverpflichtung<br />
von den meisten Herstellern<br />
umgesetzt wird.<br />
Ist wirklich alles frisch,<br />
wo frisch draufsteht?<br />
81
Europäische und internationale Verbraucherpolitik<br />
Europäische und<br />
internationale<br />
Verbraucherpolitik<br />
83
Europäische und internationale Verbraucherpolitik<br />
84<br />
Europawahl: Europa für Verbraucher<br />
Welche Verbraucherpolitik in Deutschland gemacht wird, wird<br />
in zunehmenden Maße in Brüssel entschieden. Wir achten<br />
darauf, dass die Rechte der Verbraucher bereits in der frühen<br />
Phase der politischen Meinungsbildung Berücksichtigung<br />
finden und nationale Maßstäbe nicht im europäischen Recht<br />
verloren gehen. Mit dem „Pakt für Verbraucher“ stehen wichtige<br />
Schlüsselthemen zur grundlegenden Entscheidung an.<br />
Die Europäische Union ist vielen Verbrauchern<br />
nach wie vor fremd. Für den Verbraucherzentrale<br />
Bundesverband war es daher wichtig,<br />
Verbraucher zu motivieren, sich an der<br />
Europawahl zu beteiligen und ihnen Entscheidungshilfen<br />
aus verbraucherpolitischer Sicht<br />
anzubieten. „Viele Dinge des Konsumalltags<br />
bestimmt die EU. Außerdem legt sich Brüssel<br />
auch mit den großen Konzernen an und sorgt<br />
für mehr Wettbewerb im Interesse der Verbraucher“,<br />
erklärte <strong>vzbv</strong>-Vorstand Gerd Billen.<br />
Als Beispiele nannte er die jüngsten Kartellverfahren<br />
gegen Microsoft und Intel sowie der<br />
Energiemarkt.<br />
Zur Europawahl im Juni <strong>2009</strong> hatte der<br />
Verbraucherzentrale Bundesverband deshalb<br />
eine Webseite europa-fuer-verbraucher<br />
geschaffen. Die Webseite beinhaltete unter<br />
anderem Antworten der Spitzenkandidaten<br />
zu verbraucherpolitischen Fragen sowie eine<br />
Bilanz der EU-Politik der vergangenen Jahre.<br />
Verbraucherinnen und Verbraucher konnten<br />
darüber hinaus die sechs deutschen Spitzenkandidaten<br />
direkt zum Handeln auffordern:<br />
Mittels einer vorformulierten E-Mail konnten<br />
die Kandidaten zur Stärkung der Verbraucherrechte<br />
und zur Unterstützung eines „Paktes“<br />
zwischen dem Europäischen Parlament und<br />
den Verbraucherinnen und Verbrauchern aufgefordert<br />
werden. Diesen Pakt hat der <strong>vzbv</strong><br />
mit der europäischen Verbraucherorganisation<br />
BEUC erarbeitet. Er benennt verbraucherpolitische<br />
Bereiche, in denen die zukünftigen<br />
Parlamentarier etwas bewegen können und<br />
sollen – unter anderem in den Politikfeldern<br />
Energie und Nachhaltigkeit, Lebensmittel,<br />
Finanzdienstleistungen und Verbraucherrechte.<br />
Die Webseite ist mit bisher 17.541 Zugriffen<br />
auf positive Resonanz gestoßen und wurde<br />
von vielen anderen Einrichtungen (darunter:<br />
Friedrich Ebert Stiftung, Schulen am Netz e.V.,<br />
konsumo) verlinkt. Bis zur Wahl haben 318<br />
Kandidaten den „Verbraucherpakt“ unterschrieben,<br />
darunter 39 aus Deutschland.<br />
> www.europa-fuer-verbraucher.de
Pakt für Verbraucher<br />
Der Verbraucherzentrale Bundesverband hat zusammen mit der europäischen Verbraucherorganisation<br />
BEUC einen „Leitfaden für zukünftige Mitglieder des Europäischen<br />
Parlaments“ erarbeitet. Dieser soll einen „Pakt“ zwischen dem Europäischen Parlament<br />
und den Verbraucherinnen und Verbrauchern auf den Weg bringen. Der Pakt benennt<br />
die Bereiche, in denen zukünftige Parlamentarier etwas für Verbraucher bewegen können.<br />
Das sind die Schlüsselthemen, die den Verbrauchern unter den Nägeln brennen.<br />
Die Themen des Pakts:<br />
> Energie und Nachhaltigkeit<br />
Garantieren, dass alle EU-Verbraucher<br />
Zugang zu Energiedienstleistungen<br />
ihrer Wahl haben, ohne dabei die<br />
Bedürfnisse heutiger und künftiger<br />
Generationen aufs Spiel zu setzen.<br />
Sicherstellen, dass Verbrauchsgüter<br />
und Dienstleistungen nachhaltig und<br />
für alle zugänglich sind; Verbrauchern<br />
einfaches ‚nachhaltiges’ Handeln ermöglichen.<br />
> Finanzdienstleistungen<br />
Zugang zu sicheren, bezahlbaren,<br />
transparenten, fairen und effizienten<br />
Finanzdienstleistungen gewährleisten.<br />
> Verbraucherverträge<br />
Verbraucherrechte beim Internetkauf<br />
sowie beim herkömmlichen Kauf von<br />
Waren und Dienstleistungen stärken<br />
und sie zukunftsfähig machen.<br />
> Lebensmittel<br />
Verbrauchern helfen, mühelos informierte<br />
Entscheidungen zu treffen, den<br />
Europäische und internationale Verbraucherpolitik<br />
Zugang zu sicheren und gesunden<br />
Lebensmitteln zu verbessern und<br />
nachhaltige Lebensmittelerzeugung und<br />
nachhaltigen Konsum zu fördern.<br />
> Digitale Welt<br />
Verbraucher stärken, damit sie in<br />
einem sicheren, fairen und wettbewerbsorientierten<br />
digitalen Markt eine<br />
zentrale Rolle spielen.<br />
> Gesundheit<br />
Die Gesundheit der Verbraucher an die<br />
erste Stelle setzen: qualitativ hochwertige<br />
Informationen und Gesundheitsversorgung<br />
für alle fördern.<br />
> Sicherheit<br />
Mehr Produktsicherheit und eine<br />
geringere Belastung von Mensch und<br />
Umwelt durch gefährliche Chemikalien.<br />
> Sammelklagen<br />
Alle EU-Verbraucher, die durch dasselbe<br />
Unternehmen einen Schaden erlitten<br />
haben, voll entschädigen.<br />
85
Europäische und internationale Verbraucherpolitik<br />
86<br />
Verbraucherorganisationen erarbeiten<br />
Vergleichsindikatoren bis 2011<br />
Die EU-Kommission will den Verbraucherschutz<br />
innerhalb der EU messen und vergleichen<br />
und hat zu diesem Zweck eine Unterarbeitsgruppe<br />
der European Consultative Group<br />
(ECCG) eingerichtet.<br />
Die in der Gruppe befindlichen Vertreter<br />
von 14 europäischen Verbraucherorganisationen,<br />
darunter auch der Verbraucherzentrale<br />
Bundesverband, sollen Indikatoren für die<br />
Untersuchung erarbeiten.<br />
Im Index für den Ländervergleich sollen sich<br />
die typischen Funktionen des Verbraucherschutzes<br />
wie Verbraucherinformation und<br />
-beratung, Lobbyarbeit, vergleichende Waren-<br />
und Dienstleistungstests, Rechtsdurchsetzung<br />
und Entschädigung sowie Verbraucher- und<br />
Marktforschung und die mit diesen Aufgaben<br />
verbundenen Institutionen widerspiegeln.<br />
Für den <strong>vzbv</strong> ist wichtig, dass in die Betrachtung<br />
nicht nur private Verbraucherorganisationen<br />
einbezogen werden, sondern<br />
alle Institutionen, die Verbraucherschutz zur<br />
Aufgabe haben, also auch staatliche Einrichtungen.<br />
Eine gute Orientierung hierfür bietet<br />
der deutsche Verbraucherschutzindex, der alle<br />
zwei Jahre vom <strong>vzbv</strong> in Auftrag gegeben wird.<br />
BEUC<br />
Der <strong>vzbv</strong> arbeitet weiterhin aktiv bei dem<br />
europäischen Dachverband BEUC mit.<br />
So wurde Frau Cornelia Tausch, Fachbereichsleiterin<br />
Wirtschaft und Internationales in den<br />
Vorstand gewählt und als Schatzmeistern<br />
benannt. Darüber hinaus arbeitet der <strong>vzbv</strong><br />
kontinuierlich in drei der acht neu geschaffenen<br />
Expertenteams bei BEUC mit, und zwar<br />
in den Teams Verbraucherrechte, Produktsicherheit<br />
und Finanzdienstleistungen.<br />
BEUC hat inzwischen auch neue Räume in der<br />
Nähe der Europäischen Kommission und des<br />
Europäischen Parlaments in Brüssel bezogen<br />
und verfügt nun auch über eigene Tagungsräume.<br />
Consumers International<br />
Der internationale Dachverband Consumers<br />
International (CI) hat das Thema Klimawandel<br />
erstmalig schwerpunktmäßig aufgenommen.<br />
Im Vorfeld zu der Klimakonferenz in Kopenhagen<br />
erfolgte eine enge Zusammenarbeit<br />
mit dem <strong>vzbv</strong> zur Abstimmung einer gemeinsamen<br />
Position. Die Finanzkrise war Gegenstand<br />
der diesjährigen CI Kampagne zum<br />
Weltverbrauchertag.
Südosteuropa bleibt im Fokus der Aufbauarbeit<br />
Europäische und internationale Verbraucherpolitik<br />
Nach Kroatien, das schon seit 2006 Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union<br />
aufgenommen hat, und Mazedonien, das seit 2005 den formalen Status eines EU-Beitrittskandidaten<br />
hat, haben <strong>2009</strong> zwei weitere Balkanländer einen offiziellen EU-Beitrittsantrag<br />
gestellt: Serbien und Montenegro. Die Beitrittskandidaten müssen ihre Anstrengungen<br />
intensivieren, den rechtlichen Rahmen der EU auch im Bereich Verbraucherschutz<br />
zu übernehmen und entsprechende Institutionen zur Durchsetzung der Verbraucherrechte<br />
aufzubauen. Dabei hilft ihnen die EU mit den Heranführungsprogrammen. In > Serbien<br />
wirkt der Verbraucherzentrale Bundesverband seit 2007 bei der Durchführung eines EU-<br />
Projektes zum Verbraucherschutz. Die Schwerpunkte des Projektes sind die Unterstützung<br />
des serbischen Ministeriums für Handel und Dienstleistungen bei der Erarbeitung eines<br />
neuen Verbraucherschutzgesetzes im Einklang mit der EU-Gesetzgebung und Stärkung der<br />
Kapazitäten der Regierungsbehörden und der nichtstaatlichen Verbraucherorganisationen.<br />
Auf Antrag des serbischen Ministeriums und nach der Projektevaluierung durch die Europäische<br />
Kommission wurde das Projekt bis Oktober <strong>2010</strong> verlängert.<br />
Das Twinning-Projekt in > Kroatien in Kooperation zwischen dem kroatischen Wirtschaftsministerium,<br />
dem deutschen Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft<br />
und Verbraucherschutz und dem Verbraucherzentrale Bundesverband wurde im Oktober<br />
<strong>2009</strong> beendet. Unsere Unterstützung war <strong>2009</strong> auf den Aufbau der Verbraucherbildung in<br />
Schulen sowie auf die Fortbildung der Mitarbeiter der kroatischen Marktaufsichtsbehörde<br />
fokussiert. In > Montenegro wurde das Projekt der EU-Unterstützung für die Entwicklung<br />
des Verbraucherschutzes im Mai <strong>2009</strong> beendet. Dort hat der Verbraucherzentrale Bundesverband<br />
mit der Vorsitzenden der slowenischen Verbraucherorganisation die montenegrinische<br />
Verbraucherschutzbehörde bei der Erarbeitung der Richtlinien für eine langfristige<br />
Verbraucherpolitik in Montenegro beraten.<br />
Ähnliches hat der Verbraucherzentrale Bundesverband auch in > Nordzypern geleistet.<br />
In einer Expertenmission im Auftrag der Europäischen Kommission im September <strong>2009</strong><br />
wurde die nordzyprische Administration dabei unterstützt, die gesetzlichen Vorschriften<br />
und die Institutionen für Verbraucherschutz an die EU-Standards anzupassen.<br />
87
Erfolgreich Rechte für Verbraucher durchsetzen<br />
Recht durchsetzen<br />
89
Erfolgreich Rechte für Verbraucher durchsetzen<br />
90<br />
Erfolgreich Anwalt für Verbraucher sein<br />
Um Verbraucherrechte wirksam durchzusetzen, benötigen<br />
Verbraucher einen guten Anwalt. Im Berichtsjahr haben wir<br />
in 398 Fällen Abmahnungen ausgesprochen und sind in 98<br />
Fällen vor Gericht gezogen. Meist erfolgreich haben wir mit<br />
unseren juristischen Befugnissen für die Rechte der Verbraucher<br />
gestritten und dadurch eine konsequente Durchsetzung<br />
von Gesetzen in der Praxis erreicht.<br />
Internet-Abzocker finden immer<br />
neue Wege<br />
Obwohl der Verbraucherzentrale Bundesverband<br />
gegen unseriöse Online-Anbieter ein<br />
Verfahren nach dem anderen gewinnt, nimmt<br />
die Abzocke weiter zu.<br />
Mit nur geringer Anpassung starten die Betreiber<br />
einfach ein neues Angebot. Schärfere<br />
Sanktionen gegen die<br />
Hintermänner könnten<br />
helfen, diesem Hase-und-<br />
Igel-Spiel einen Riegel<br />
vorzuschieben. „Anwälte,<br />
die im Auftrag der<br />
Betreiber Mahnschreiben<br />
wie Postwurfsendungen<br />
verschicken, muss die<br />
Zulassung entzogen<br />
werden können“, fordert<br />
Gerd Billen. Auch stünden<br />
die Banken in der Pflicht,<br />
einschlägig bekannten<br />
Anbietern ein Konto zu<br />
verweigern.<br />
Mit unzähligen vermeintlichen<br />
Gratis-Diensten<br />
locken unseriöse Anbieter<br />
Internetnutzer in eine<br />
Kostenfalle. Viele Verbraucher rechnen nicht<br />
damit, für Dienste zahlen zu müssen, die<br />
es im Internet im Normalfall kostenlos gibt.<br />
Im guten Glauben geben sie ihren Namen<br />
und ihre Adresse an – und haben ein teures<br />
Abo oder einen kostenpflichtigen Zugang<br />
abgeschlossen. Daher fordert der <strong>vzbv</strong>, dass<br />
Kosten, die bei Verträgen im Internet entstehen,<br />
von den Nutzern vorher immer separat<br />
bestätigt werden müssen, um die rasante Ausbreitung<br />
sogenannter Kostenfallen im Internet<br />
zu stoppen. „Dass ein Angebot Geld kostet,<br />
muss für jedermann erkennbar sein, etwa<br />
durch ein deutlich sichtbares Abfragefeld“, so<br />
<strong>vzbv</strong>-Vorstand Gerd Billen.<br />
Da Aufklärung und Abmahnungen nicht mehr<br />
ausreichen, haben der Verbraucherzentrale<br />
Bundesverband und die Zeitschrift Computerbild<br />
ihre Kräfte gebündelt. Eine Hilfe für<br />
Internetnutzer bietet jetzt die von Computerbild<br />
entwickelte Software „Abzock-Schutz“.<br />
„Das kostenlose Programm lässt sich einfach<br />
in die Browser Firefox und Internet Explorer<br />
integrieren. Es warnt die Internetnutzer vor<br />
dem Besuch unseriöser Seiten und verweist<br />
auf gebührenfreie Alternativen“, erklärt Chefredakteur<br />
Hans-Martin Burr. Herz der Software<br />
ist eine Datenbank, die bei jedem Start des<br />
Browsers aktualisiert wird. Eine Allianz aus<br />
Verbraucherschützern, Anwälten, dem Inter-
netportal abzocknews.de und der Computerbild-Redaktion<br />
ergänzt diese Sperrliste<br />
ständig weiter. Zusätzlich kann jeder Nutzer<br />
selbst verdächtige Seiten melden.<br />
Betroffenen rät der Verbraucherzentrale Bundesverband,<br />
Rechnungen nicht zu begleichen<br />
und sich im Zweifel an die örtliche Verbraucherzentrale<br />
zu wenden. Die Gefahr, von den<br />
Anbietern verklagt zu werden, ist erfahrungsgemäß<br />
äußerst gering. „Das ganze System ist<br />
darauf angelegt, die Rechnungsempfänger zu<br />
verängstigen und direkt zur Zahlung zu bewegen.<br />
An einer gerichtlichen Klärung haben<br />
die Anbieter gar kein Interesse“, so Billen.<br />
Wer einmal gezahlt hat, dessen Geld ist in<br />
der Regel verloren, denn viele Unternehmen<br />
sitzen im Ausland und verschwinden von der<br />
Bildfläche, sobald jemand Schadensersatzansprüche<br />
stellt.<br />
Händler müssen unmissverständlich und<br />
vollständig über Widerrufsrecht aufklären<br />
Der Bundesgerichtshof (BGH) hat nach<br />
einer Klage des Verbraucherzentrale Bundesverbandes<br />
gegen einen Versandhändler<br />
entschieden, dass es nicht ausreiche, wenn<br />
Händler lediglich Teile des amtlichen Musters<br />
verwenden.<br />
Solange der Kunde nicht korrekt über sein<br />
Widerrufsrecht aufgeklärt wurde, kann er die<br />
gekaufte Ware jederzeit zurückgeben.<br />
Verbraucher, die Waren zum Beispiel von<br />
einem professionellen eBay-Händler kaufen<br />
oder ersteigern, können den Vertrag innerhalb<br />
eines Monats widerrufen und die Ware<br />
zurückgeben. Der Händler muss eine Reihe<br />
von Informationspflichten erfüllen, bevor die<br />
Widerrufsfrist beginnt. Er muss unter anderem<br />
über die Vertragsbedingungen und die technischen<br />
Schritte bis zum Vertragsabschluss<br />
informieren und die Möglichkeit zur Korrektur<br />
von Fehleingaben vorsehen. Der Bundesge-<br />
Erfolgreich Rechte für Verbraucher durchsetzen<br />
richtshof sah in einer unvollständigen Klausel<br />
einen Verstoß gegen das gesetzliche Transparenzgebot.<br />
Auch muss der Anbieter klar benennen, in<br />
welchen Fällen ein Anspruch auf Wertersatz<br />
besteht. Der bloße Gebrauchstest etwa eines<br />
Kaffeeautomaten oder das Anprobieren eines<br />
Kleides ist stets erlaubt und kann keinen Anspruch<br />
auf Wertersatz auslösen. Der Bundesgerichtshof<br />
stellte klar: Wollen eBay-Händler<br />
sichergehen, dass ihre Widerrufsbelehrungen<br />
rechtlich einwandfrei sind, müssen sie die<br />
amtliche Musterbelehrung wörtlich und vollständig<br />
übernehmen.<br />
Online-Buchung bei Billigfliegern<br />
muss kostenfrei möglich sein<br />
Der Verbraucherzentrale Bundesverband<br />
gewinnt eine Klage gegen Ryanair, deren<br />
bisherige Zahlpraxis für unzulässig erklärt<br />
wurde.<br />
So entschied das Berliner Kammergericht,<br />
dass eine Fluggesellschaft für die Buchung<br />
im Internet nur dann eine Kreditkartengebühr<br />
verlangen darf, wenn sie auch ein etabliertes<br />
kostenfreies Zahlverfahren anbietet.<br />
Das Unternehmen hatte seinen Kunden für<br />
den Kauf des Tickets per Kreditkarte eine<br />
Gebühr von vier Euro pro Fluggast und<br />
einfachem Flug abgezogen. 1,50 Euro betrug<br />
die Gebühr für den Einsatz einer Zahlkarte.<br />
Kunden hatten keine Möglichkeit, ihr Ticket<br />
ohne Zusatzkosten zu bezahlen. Eine echte<br />
Gegenleistung sei für die Gebühren nicht<br />
ersichtlich, begründeten die Richter das Urteil.<br />
Der bargeldlose Zahlungsverkehr liege im<br />
eigenen Interesse der Fluggesellschaft, zumal<br />
sie keine Barzahlungen akzeptiere. Ryanair<br />
sei gesetzlich verpflichtet, die Zahlung für das<br />
Ticket anzunehmen. Dafür dürfe eine Fluggesellschaft<br />
kein gesondertes Entgelt verlangen.<br />
91
Erfolgreich Rechte für Verbraucher durchsetzen<br />
92<br />
Für die Kunden bedeutet das Urteil einen<br />
weiteren Schritt hin zu mehr Preistransparenz.<br />
Ryanair ist dabei nicht die einzige Fluggesellschaft,<br />
die den Kunden mit ihrer Preispolitik<br />
das Leben schwer macht. Viele Billigflieger<br />
werben mit Flugpreisen zum Taxitarif, doch<br />
am Ende müssen Passagiere durch Extrakosten<br />
wie für die Gepäckaufgabe, die Ticketzahlung<br />
und selbst für das Check-in oft mehr<br />
als das Doppelte zahlen. Diese Positionen<br />
sind zudem oft im Bestellvorgang oder in den<br />
Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) versteckt.<br />
„Der Verbraucher muss auf den ersten<br />
Blick erkennen, wie teurer das angebotene<br />
Ticket ist“, fordert Gerd Billen, Vorstand des<br />
Verbraucherzentrale Bundesverbands.<br />
So hat der <strong>vzbv</strong> bereits 50 Abmahn- und<br />
Klageverfahren seit Mitte 2006 gegen Fluggesellschaften<br />
eingeleitet. Unterstützung bekam<br />
der Verband durch eine neue Richtlinie der<br />
Europäischen Union, die im November 2008<br />
in Kraft trat. Sie legt fest, dass der Endpreis<br />
für den Flug alle zwingenden Kosten enthalten<br />
muss. Zusatzkosten für Extraleistungen<br />
sind zu Beginn des Buchungsvorgangs deutlich<br />
darzustellen.<br />
Abmahnungen von Mobilfunkanbietern<br />
bringen bessere Bedingungen<br />
Vertragsbedingungen für Handynutzer werden<br />
sich deutlich verbessern, etwa bei Kündigungsfristen<br />
oder dem Datenschutz, denn<br />
zahlreiche Mobilfunkanbieter müssen auf<br />
Druck des <strong>vzbv</strong> rechtswidrige Klauseln aus<br />
ihren Verträgen streichen. Fast 200 Bestimmungen<br />
hielten einer rechtlichen Bewertung<br />
nicht stand.<br />
Das sogenannte Kleingedruckte von insgesamt<br />
19 Mobilfunkanbietern stand in der im<br />
Sommer 2008 gestarteten Abmahnaktion auf<br />
dem Prüfstein. Darin legten die Anbieter bei-<br />
spielsweise Bedingungen zur Sperrung oder<br />
Kündigung des Anschlusses fest: Teilweise<br />
reichte ein Zahlungsrückstand von 15,50 Euro<br />
für eine vollständige Sperrung aus. In anderen<br />
Fällen drohte bei einer missbräuchlichen<br />
Anschlussnutzung die fristlose Kündigung –<br />
ohne dass der Vertrag geklärt hätte, was in<br />
diesem Zusammenhang missbräuchlich heißt.<br />
„Unternehmen sollten einen fairen Umgang<br />
mit ihren Kunden pflegen. Daran haben wir<br />
die Anbieter mit unseren Abmahnungen erinnert“,<br />
so Vorstand Gerd Billen.<br />
Die Firmen müssen ihre Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />
durchsichtiger und<br />
konkreter formulieren. Außerdem müssen sie<br />
Verbraucher vorher über Kündigungen informieren<br />
oder ihnen ordnungsgemäße Fristen<br />
bei Zahlungsverzug setzen. Zudem dürfen sie<br />
die Daten der Kunden nur zu Werbezwecken<br />
nutzen, wenn diese zugestimmt haben. Auch<br />
einer weiteren fragwürdigen Praxis schoben<br />
die Gerichte einen Riegel vor: Viele Unternehmen<br />
kündigten einseitig den Vertrag mit<br />
solchen Kunden, die gegen Vertragsänderungen<br />
Widerspruch einlegten. Die Richter<br />
entschieden, dass der Verbraucher nicht vor<br />
die Alternative gestellt werden darf, entweder<br />
die veränderten Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />
zu akzeptieren oder ihm wird der<br />
Vertrag gekündigt.<br />
Die Richter gaben der Klage des Verbraucherzentrale<br />
Bundesverbandes Recht und<br />
erklärten in der ersten Instanz nahezu alle<br />
Klauseln für rechtswidrig. Sie orientierten sich<br />
dabei auch an der neueren Rechtsprechung<br />
des Bundesgerichtshofs. Diese schränkt die<br />
Spielräume für einseitige Vertragsänderungen<br />
deutlich ein. Für rund 100 weitere Klauseln<br />
unterzeichneten Unternehmen bereits vorgerichtlich<br />
eine Unterlassungserklärung.<br />
Verbraucher können nun besser als bisher<br />
erkennen, mit welchen und mit wie vielen<br />
Änderungen im bestehenden Vertragsverhält-
nis sie rechnen müssen. Wenn Unternehmen<br />
diese Vorgabe nicht berücksichtigen, sind die<br />
entsprechenden Klauseln unwirksam.<br />
<strong>vzbv</strong> mit drei Klagen gegen<br />
Tabakkonzerne erfolgreich<br />
Tabakkonzerne dürfen in Zeitungen nicht<br />
für Zigaretten werben, auch nicht unter dem<br />
Vorwand der Imagewerbung.<br />
Das hat das Hanseatische Oberlandesgericht<br />
nach Klagen des Verbraucherzentrale Bundesverbands<br />
gegen Reemtsma und British American<br />
Tobacco (BAT) entschieden. In einem<br />
dritten Urteil untersagte das Gericht der Santa<br />
Fe Natural Tobacco Company Zigaretten mit<br />
dem Begriff „Bio-Tabak“ zu bewerben. „Die<br />
Richter haben deutlich gemacht, dass Gesundheits-<br />
und Jugendschutz Vorrang haben“, so<br />
Gerd Billen, Vorstand des Verbraucherzentrale<br />
Bundesverbands.<br />
Die Hamburger Richter gestanden den Tabakfirmen<br />
zwar das Recht zu, Imagewerbung zu<br />
betreiben. Die Nennung der Zigarettenmarken<br />
habe aber nichts mit der grundgesetzlich<br />
geschützten Meinungsäußerung in den<br />
Annoncen zu tun und verstoße gegen das<br />
Werbeverbot für Tabakerzeugnisse. Das gilt<br />
nach Auffassung der Richter auch dann, wenn<br />
die Markennamen nur in relativ kleiner Schrift<br />
aufgeführt sind.<br />
Die Santa Fe Natural Tobacco Company hingegen<br />
hatte für eine Zigarettenmarke in Flyern<br />
mit dem Hinweis „Bio Tabak“ geworben,<br />
was jedoch gegen das Vorläufige Tabakgesetz<br />
verstößt. Danach ist es verboten, in der<br />
Werbung für Tabakerzeugnisse Bezeichnungen<br />
zu verwenden, die darauf hindeuten, dass die<br />
Produkte natürlich oder naturrein sind. Die<br />
Richter stellten fest, „Biotabak“ deute auf die<br />
Begriffe „natürlich“ oder „naturrein“ hin, was<br />
suggeriere, der Konsum einer solchen Ziga-<br />
Erfolgreich Rechte für Verbraucher durchsetzen<br />
rette sei weniger gesundheitsschädlich. Dafür<br />
gebe es jedoch keine Anhaltspunkte.<br />
Die Richter betonten, dass die Werbebeschränkung<br />
nicht gegen das Grundgesetz<br />
verstoße, sondern angesichts der erheblichen<br />
Gesundheitsgefährdung durch Tabakerzeugnisse<br />
verhältnismäßig sei.<br />
Die Verfahren gegen Santa Fe und gegen<br />
British American Tobacco befinden sich nun<br />
in der Revisionsinstanz vor dem Bundesgerichtshof.<br />
Irreführende Werbung mit Testurteilen<br />
verboten<br />
Der Verbraucherzentrale Bundesverband hat<br />
in Zusammenarbeit mit der Stiftung Warentest<br />
rund 100 Abmahnungen an Händler und<br />
Unternehmen versendet, die irreführend mit<br />
Testurteilen geworben haben. Überwiegend<br />
verpflichteten sich daraufhin die Händler, die<br />
Werbung zu unterlassen. Es mussten jedoch<br />
einige Klagen eingereicht werden.<br />
Da Werbung mit Testurteilen einen starken<br />
Einfluss auf die Kaufentscheidung der Verbraucher<br />
hat, muss dem Missbrauch der Werbung<br />
mit Testergebnissen mit Abmahnungen<br />
begegnet werden.<br />
So wurden beispielsweise Testurteile auf<br />
nicht getestete Produkte übertragen, günstige<br />
Einzelaussagen hervorgehoben oder Tests<br />
auf nicht getestete Produkte übertragen. Oft<br />
wurde auch das Veröffentlichungsdatum nicht<br />
angegeben, sodass der Verbraucher den Test<br />
nicht im Einzelnen nachvollziehen und prüfen<br />
kann, ob es für seinen Bedarf besser geeignete<br />
oder vergleichbare Produkte gibt.<br />
Viele Produkte<br />
werben irreführend<br />
mit Testurteilen.<br />
93
Für unsere<br />
Mitglieder<br />
Für unsere Mitglieder<br />
95
Für unsere Mitglieder<br />
96<br />
Fortbildung, Verbraucherforschung,<br />
Intranet<br />
Mehr denn je verlangt die Fülle an Informationen, die den<br />
Verbrauchern zur Verfügung stehen, Hilfe beim Umgang<br />
und der Bewertung. Nur gut gebildete Verbraucher können<br />
selbstbestimmt und mündig die Entscheidungen treffen, die<br />
sie für richtig halten. Diese Beratungs- und Ausbildungskompetenz<br />
wird von uns kontinuierlich vorangetrieben.<br />
Das Themenportal für die Verbraucherbildung<br />
– www.verbraucherbildung.de<br />
Die Verbraucherbildungsplattform verbraucherbildung.de<br />
konnte mit fast 200.000<br />
Besuchern sowie vielen neuen Newsletter-<br />
Abonnenten einen neuen Besucherrekord<br />
verzeichnen. Die Kernbereiche der Plattform,<br />
die Unterrichtsmaterialien und aktuelle<br />
Informationen in Form von Brennpunkten und<br />
Schlaglichtern wurden auch in diesem Jahr<br />
am häufigsten angeklickt.<br />
Den Besuchern wurden aktuelle Brennpunkte<br />
geboten zu den Themen gesunde Ernährung,<br />
Produktsicherheit, Förderung von Familien<br />
im Alltag, Soziale Netzwerke, Interkulturelle<br />
Öffnung des Verbraucherschutzes, die<br />
Veranstaltungen des <strong>vzbv</strong> wie dem Forum auf<br />
der Internationalen Grünen Woche oder dem<br />
Deutschen Verbrauchertag ergänzten. Des<br />
Weiteren gab es viele aktuelle Schlaglichter<br />
mit Meldungen aus dem Internet rund um das<br />
Verbraucherbildungsthema.<br />
Die Schwerpunkte des letzten Jahres lagen<br />
auf der Aktualisierung von bewährten Unterrichtsmaterialien<br />
wie Stand-by, Ökologischer<br />
Fußabdruck, Globalisierung in der Innenstadt,<br />
Nachhaltigkeit und Globalisierung am Beispiel<br />
von Textilien, Hühnerhaltung und Lebensmittel<br />
„Ei“ auf dem Prüfstand. Neu hinzu kamen<br />
im Bereich Finanzkompetenz zwei Spiele für<br />
den Unterricht: Kreditpoly und Versicherungspoker.<br />
Die Plattform wurde um die Bereiche „Kinder<br />
und Werbung“ mit Materialien aus der „Kinderkampagne“<br />
des <strong>vzbv</strong> sowie „Verbraucher<br />
gegen Spam“ aus dem Projekt „Spamkampagne“<br />
des <strong>vzbv</strong> mit vielen Informationen und<br />
nützlichen Tipps erweitert.<br />
Ganz neu angelegt wurde der Bereich „Tagungen<br />
Mitgliedsverbände“, um die zwei Tagungen<br />
„Interkulturelle Öffnung“ (9.-10. September<br />
<strong>2009</strong>) und „Pflege im Alter“ (23.-25.<br />
September <strong>2009</strong>) für unsere Mitgliedsverbände<br />
auch online zu begleiten. So wurden vor<br />
den Tagungen viele Materialien und umfangreiche<br />
Linklisten sowie das Tagungsprogramm<br />
zur Verfügung gestellt. Nach den Tagungen<br />
wurden die Materialien um Vorträge der Referenten<br />
und Arbeitsergebnisse erweitert. Neu<br />
ist, dass wir den Teilnehmern Online-Foren<br />
anbieten, in denen sie zur Vor- und Nachbereitung<br />
in Austausch treten können. Dieses<br />
Angebot wurde sehr positiv von den Teilnehmern<br />
aufgenommen und vielfach genutzt.<br />
Mit der Stiftung Warentest wurde ein neues<br />
Kooperationsprojekt begonnen, bei dem<br />
gemeinsam Unterrichtsmaterialien für Schülerinnen<br />
und Schüler der 9. und 10. Klasse in
einem neuen Kurzformat für Lehrkräfte entwickelt<br />
und angeboten werden. Die Themen<br />
Internetsicherheit bei online-Einkäufen, nachhaltiger<br />
Konsum, Durchblick im Label-Dschungel<br />
leiten die Reihe ein, die im kommenden<br />
Jahr fortgeführt wird.<br />
> www.verbraucherbildung.de<br />
Interkulturelle Öffnung des<br />
Verbraucherschutzes<br />
In Deutschland leben laut Mikrozensus<br />
2007 etwas über 15 Millionen Menschen mit<br />
Migrationshintergrund, darin eingeschlossen<br />
sind neben Ausländern auch Spätaussiedler,<br />
Eingebürgerte und andere Migrantengruppen,<br />
die über einen deutschen Pass verfügen. Das<br />
sind über 18 Prozent der Gesamtbevölkerung.<br />
Obwohl oft als eine gesellschaftliche Gruppe<br />
zusammengefasst und angesprochen, ist<br />
die Gruppe tatsächlich äußerst heterogen<br />
hinsichtlich Herkunft und Sprache, Bildung,<br />
Einkommen und sozialem Status sowie Grad<br />
der Integration.<br />
Ein Strategieworkshop mit Verbraucherzentralen,<br />
Mitgliedsverbänden und Migranten-<br />
Selbst-Organisationen zur interkulturellen<br />
Öffnung des Verbraucherschutzes hat Möglichkeiten<br />
der Gestaltung von Verbraucherarbeit<br />
für Migranten ausgelotet. Ein Ergebnis war<br />
die Notwendigkeit, der zielgruppengerechten<br />
Ansprache der Ratsuchenden Vorrang vor der<br />
rein themengeleiteten Kommunikation einzuräumen.<br />
Dies geht über das Angebot fremdsprachiger<br />
Informationen hinaus. So bieten<br />
Kooperationen mit Migrantencommunities und<br />
auch Migrationsberatungsstellen die Chance,<br />
den Kontakt und das gegenseitige Verständnis<br />
und das Wissen voneinander zu fördern.<br />
Diese und weitere Vorschläge werden gestützt<br />
von der Studie „Verbraucherberatung für<br />
Migrantinnen und Migranten, dargestellt am<br />
Beispiel der Stadt Münster“, die der <strong>vzbv</strong><br />
gemeinsam mit der Verbraucherzentrale NRW<br />
und der Stadt Münster in Auftrag gegeben<br />
hatte. Sie ist nachzulesen auf der Plattform<br />
www.verbraucherbildung.de im Menüpunkt<br />
„Tagungen Mitgliedsverbände“.<br />
Ebenfalls werden auf der Internetseite<br />
verbraucherbildung.de Unterrichtsmaterialen<br />
für Integrationskurse bereitgestellt, die sich<br />
mit Verbraucherthemen beschäftigen und so<br />
Konsum- und Sprachkompetenzen gleichzeitig<br />
fördern.<br />
Verbraucherbildung:<br />
Runder Tisch. Strategieworkshop<br />
Ein Strategieworkshop stand im Zusammenhang<br />
mit dem geplanten Runden Tisch<br />
Verbraucherbildung, der im Herbst <strong>2010</strong><br />
stattfinden soll. Dieser hat zum Ziel, bundeseinheitliche<br />
Bildungsstandards für Verbraucherbildung<br />
zu fordern und zu entwickeln.<br />
Für unsere Mitglieder<br />
97
Für unsere Mitglieder<br />
98<br />
Der Runde Tisch soll als strategisches Bündnis<br />
von Entscheidern einzelne Etappen auf<br />
diesem Weg festlegen und beschreiben. Ziel<br />
ist es, die Stärkung von Verbraucherbildung<br />
an den Schulen zu fordern, zu fördern und<br />
ihre Umsetzung strategisch zu diskutieren.<br />
Zur Vorbereitung des Runden Tisches wurde<br />
nun der Strategieworkshop durchgeführt.<br />
Eingeladen dazu waren einige Vertreter und<br />
Vertreterinnen aus den Kultus- und Verbraucherministerien<br />
der Länder, der Kultusministerkonferenz<br />
(KMK), der Universitäten<br />
als Orte sowohl der Forschung als auch<br />
der Lehrerausbildung und des Verbraucherschutzes,<br />
um gemeinsam auszuloten, welche<br />
Erfahrungen bisher vorliegen und welche<br />
möglichen Schritte anstehen könnten.<br />
Ziel ist es, mit Hilfe des Runden Tisches die<br />
Kultusministerkonferenz davon zu überzeugen,<br />
die Entwicklung von Verbraucherbildungsstandards<br />
beim Institut für Qualitätsentwicklung<br />
im Bildungswesen zu beauftragen.<br />
Damit wird sichergestellt, dass die entwickelten<br />
Standards den Vorstellungen der KMK<br />
entsprechen und ihre bundesweite Implementierung<br />
per KMK-Richtlinie gefordert wird.<br />
Tagung Mitgliedsverbände:<br />
Pflege im Alter<br />
Mit dem Thema „Pflege im Alter“ wurde<br />
eine neue Tagungskonzeption für die <strong>vzbv</strong><br />
Mitgliedsverbände eingeläutet. Thematisch<br />
wurden drei Stränge in der aktuellen Diskussion<br />
aufgegriffen: Rund um die Neu-Definition<br />
von „Pflegebedürftigkeit“, der Bewertung und<br />
Kommunikation von „Pflegequalität“ und der<br />
vielen Möglichkeiten des „Betreuten Wohnens“<br />
in seinen unterschiedlichen Ausprägungen.<br />
Das so vorgeschlagene Tagungsprogramm<br />
war aber nicht nur eine Präsentation von<br />
interessanten Beiträgen, vielmehr war auch<br />
beabsichtigt aufzuzeigen, wie verbraucherpolitische<br />
Inhalte sowohl für die Verbände intern<br />
als auch in der weiteren Öffentlichkeit besser<br />
und effizienter zu vermitteln wären. Dazu wurden<br />
Workshops angeboten, die der Vertiefung<br />
und methodisch-praktischen Umsetzung der<br />
Thematik dienen. Fachkundige Moderatoren<br />
betreuten im Nachgang diese Workshopgruppen<br />
auch im Rahmen von Online-Foren. Auf<br />
einer extra eingerichteten Webseite hatten die<br />
Teilnehmer dann die Möglichkeit nachzufragen<br />
und neue Ideen zu entwickeln und ihre<br />
Schritte für eine bessere Öffentlichkeitsarbeit<br />
und Informationsvermittlung in ihren Verband<br />
hinein fortzusetzen.<br />
Das neue Veranstaltungskonzept beinhaltete<br />
auch, dass den Teilnehmern vorab über eine<br />
Internetplattform interessante Beiträge aus<br />
Wissenschaft und Verbändetätigkeiten zum<br />
Thema Pflege schon zur Verfügung gestellt<br />
wurden, auf die sie dann nach der Veranstaltung<br />
immer wieder zurückgreifen konnten. Für<br />
diesen Zweck waren die online-Foren bis zwei<br />
Monate nach der Veranstaltung geöffnet und<br />
wurden durch einen Moderator betreut. Von<br />
vornherein war allen Beteiligten klar, dass mit<br />
dieser Neukonzeption Neuland betreten wird<br />
und gemeinsam Erfahrungen gemacht werden<br />
mussten, die im günstigsten Fall für eine<br />
Verbesserung der nachfolgenden Tagungen<br />
sorgen können. Mit diesem neuen Konzept<br />
wurde ein neuer interessanter Kommunikationsweg<br />
mit hoher Nachhaltigkeit beschritten.<br />
Newsletter Verbraucherforschung aktuell –<br />
Wissen über Verbraucherforschung<br />
Der Newsletter „Verbraucherforschung<br />
aktuell“ informiert über neue Forschungsergebnisse<br />
und wichtige Neuerscheinungen zu<br />
den Themen Verbraucherverhalten, Konsumtheorien,<br />
Ernährungs- und Verbraucherpolitik,<br />
Nachhaltigkeit.
In dem Newsletter werden Artikel aus wissenschaftlichen<br />
Zeitschriften und Monographien<br />
in kurzen Abstracts zusammengefasst. Und<br />
es werden in jeder Ausgabe bemerkenswerte<br />
Monographien vorgestellt.<br />
Der Newsletter richtet sich an Personen, die<br />
sich professionell mit Verbraucherforschung<br />
befassen, aber auch an die interessierte<br />
Öffentlichkeit und Multiplikatoren in den<br />
Verbraucherorganisationen. Die Leser erhalten<br />
einen schnellen Überblick über Forschungsergebnisse<br />
und wissenschaftliche Diskussionen<br />
zu ihrem Arbeits- und Interessengebiet.<br />
Der Newsletter erschien <strong>2009</strong> sechsmal.<br />
Es wurde unter anderem (um nur einige zu<br />
nennen) auf folgende Artikel hingewiesen:<br />
> Zur Akzeptanz der Schulverpflegung<br />
> Warum Ernährungspsychologie in der<br />
Ernährungsberatung gebraucht wird<br />
> Wie hängen sozio-demographische und<br />
psychische Faktoren mit direktem und<br />
indirektem Energieverbrauch und -sparen<br />
der Haushalte zusammen?<br />
> Einwirkungen von internationalem Handel<br />
und ökonomischer Entwicklung auf die<br />
Lebensqualität<br />
> Die Rolle verbraucherpolitischer Akteure<br />
bei konsumentenorientierter Kommunikation<br />
über Corporate Social Responsibility<br />
(CSR)<br />
> Durchgängige Unterschiede im Vermeidungsverhalten<br />
gegenüber Werbung: eine<br />
interkulturelle Studie<br />
> Marketingmythen und die Furcht der Verbraucher<br />
vor dem Marketing<br />
> Kundeninteressen im öffentlichen Verkehr.<br />
Verbraucherschutz und Verbraucherbeteiligung<br />
> Konvergenz in globalen Märkten und<br />
Verbraucherverhalten<br />
> Wenn Verbraucher Gesundheitsinformationen<br />
nicht nutzen können oder wollen<br />
> Vergleich nachhaltiger Konsummuster in<br />
verschiedenen Produktbereichen<br />
> Auf der Suche nach technischen Daten:<br />
Wie Produktbeschreibungen Verbraucherpräferenzen<br />
beeinflussen<br />
> Geschlechtstypische Verbraucherkompetenzen<br />
in Haushalten mit ein oder zwei<br />
Erwachsenen<br />
> Klimafreundliches Ernährungsverhalten im<br />
Alltag<br />
Qualitätssicherung im<br />
Verbraucherzentrale Bundesverband<br />
Der Verbraucherzentrale Bundesverband<br />
vertritt die Interessen der Verbraucher<br />
gegenüber Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft<br />
und ist die Dachorganisation der 16<br />
Verbraucherzentralen und von 26 verbraucherpolitisch<br />
orientierten Verbänden. Diese 42<br />
Mitgliedsorganisationen bilden das Fundament<br />
für die politische Positionierung des<br />
Verbandes.<br />
Umgekehrt leistet der <strong>vzbv</strong> durch die Koordination<br />
von Beratungsstandards speziell<br />
der Verbraucherzentralen die Fortbildung<br />
von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der<br />
Mitgliedsorganisationen sowie der Vernetzung<br />
der Expertise innerhalb des Verbandes einen<br />
zentralen Beitrag zur Qualitätssicherung der<br />
unabhängigen Verbraucherarbeit.<br />
Zu den satzungsgemäßen Zielen des <strong>vzbv</strong><br />
gehören:<br />
> die Sicherstellung der Effektivität der<br />
Verbraucherarbeit durch strategische Themenentwicklung<br />
und verbraucherpolitische<br />
Koordinierung der Mitgliedsorganisationen<br />
> die Förderung der aktuellen und gleichartigen<br />
Unterrichtung der Verbraucher durch<br />
bundesweit abgestimmte Verbraucherinformationen<br />
und Beratungsstandards<br />
> die Qualifikation der Mitarbeiter, die beruflich<br />
in der Verbraucherarbeit tätig sind,<br />
zur Anpassung an die sich stetig wandelnden<br />
Herausforderungen.<br />
Für unsere Mitglieder<br />
99
Für unsere Mitglieder<br />
100<br />
Die Präsenz des <strong>vzbv</strong> und seiner Mitgliedsorganisationen<br />
in der Öffentlichkeit vermittelt<br />
ein Bild von der Vielfalt der Themen<br />
und Aufgaben. Mal sind der <strong>vzbv</strong> und seine<br />
Mitglieder Stimme der Verbraucher, die den<br />
Verbrauchern in der politischen Lobbyarbeit<br />
Gehör verschafft, mal unabhängige Berater<br />
und Lotsen im Verbraucheralltag, dann Marktwächter,<br />
die zum Beispiel mit Klagen gegen<br />
Rechtsverstöße zu Felde ziehen.<br />
22,5 Millionen Verbraucherkontakte verzeichneten<br />
alleine die 16 Verbraucherzentralen der<br />
Länder im Jahr 2008 – 19 Millionen Anfragen<br />
zu Verbraucherthemen und 3,4 Millionen<br />
Beschwerden, diese vornehmlich in den<br />
Bereichen Finanzen, Telekommunikation und<br />
Energie. Diese Zahlen decken sich mit den<br />
Ergebnissen einer repräsentativen Verbraucherbefragung<br />
aus dem Jahr 2008. Demnach<br />
hatte jeder vierte Bundesbürger schon einmal<br />
Kontakt zur Verbraucherzentrale. Wer Kontakt<br />
hatte, war mit den erlebten Beratungsleistungen<br />
überdurchschnittlich zufrieden. Die<br />
wichtigsten Eigenschaften der Verbraucher-<br />
zentralen sind nach Einschätzung der Befragten<br />
Nützlichkeit, Glaubwürdigkeit und<br />
Kompetenz.<br />
Vor allem die Vielfalt der Beratungsangebote<br />
wissen die Verbraucher zu schätzen – wer seinen<br />
Stromanbieter wechseln möchte, wird bei<br />
den Verbraucherzentralen ebenso kompetent<br />
und unabhängig beraten wie derjenige, der<br />
sich bei Mietstreitigkeiten an den Deutschen<br />
Mieterbund wendet. Vor allem in der Rechtsberatung<br />
und der Rechtsdurchsetzung ist<br />
innerhalb des Verbandes eine große Bandbreite<br />
der Expertise gefordert, wenn etwa<br />
Ratsuchende im Internet in eine Kostenfalle<br />
getappt sind oder ein Telekommunikationsanbieter<br />
nicht die versprochene Leistung<br />
erbracht hat.<br />
Instrumente und Maßnahmen<br />
der Qualitätssicherung<br />
Mit welchen Instrumenten und Maßnahmen<br />
erreicht es der <strong>vzbv</strong>, die finanziellen Mittel<br />
auf Bundes- und Landesebene optimal einzusetzen,<br />
um die Einheitlichkeit und Qualität<br />
der Beratung und Lobbyarbeit so effektiv<br />
und effizient wie möglich zu sichern? Die<br />
Instrumente und Maßnahmen, die vom <strong>vzbv</strong><br />
zentral koordiniert werden, sind nachstehend<br />
aufgeführt.<br />
Netzwerkgruppenarbeit<br />
Als Instrument der Koordination der fachlichen<br />
Arbeit sind die Experten des <strong>vzbv</strong><br />
und seiner Mitgliedsorganisationen in<br />
sogenannten Netzwerkgruppen verbunden.<br />
Die Netzwerkgruppen arbeiten dem Bundesverband<br />
bei der Schaffung und Sicherung<br />
bundesweit einheitlicher Beratungsstandards<br />
und Beratungsstandpunkte sowie bei der<br />
fachinhaltlichen Erarbeitung der Verbraucherinformation<br />
(für Stellungnahmen, Presse,<br />
Internet oder Infothek) zu. Die Mitwirkung in<br />
einer Netzwerkgruppe wird bundesweit für die<br />
Verbraucherzentralen und je nach Thema auch<br />
bei weiteren Mitgliedsorganisationen ausgeschrieben,<br />
die jeweils Qualifiziertesten werden<br />
berufen. Bei Bedarf werden zusätzlich externe<br />
Fachleute, zum Beispiel aus der Wissenschaft<br />
hinzugezogen.<br />
Beratungsstandpunkte<br />
Knapp 2.000 Beratungsstandpunkte und<br />
weitere beratungsunterstützende Materialien,<br />
die über das bundesweite Intranet aktuell zur<br />
Verfügung stehen, versorgen alle Beratungskräfte<br />
der 16 Verbraucherzentralen der Länder<br />
mit den aktuellsten Informationen zu den<br />
Beratungsthemen. Damit sind die Beratungsstandpunkte<br />
Kern unserer Qualitätssicherung<br />
in der fachlichen Arbeit und Garant, dass<br />
nicht jeder Beteiligte nach eigenem Ermessen<br />
eine Positionierung festlegen kann, sondern<br />
dies in einem qualitätsgestützten Prozess
erfolgt. Durch die fortwährende Abstimmung<br />
und Fortschreibung sind wir in der Lage,<br />
rasch auf neue Marktentwicklungen oder neue<br />
rechtliche Rahmenbedingungen reagieren zu<br />
können – politisch wie beratend. Ihre Erarbeitung<br />
in vom Verbraucherzentrale Bundesverband<br />
koordinierten Netzwerkgruppen mit<br />
Experten aus den Verbraucherzentralen und<br />
externen Fachleuten, bündelt das Fachwissen<br />
der bestqualifizierten Experten zu Verbraucherfragen<br />
und sichert so den höchstmöglichen<br />
Wissensstand der Beratungskräfte auf<br />
aktuellem Niveau.<br />
Berufliche Fortbildung –<br />
Qualifizierung der Mitarbeiter<br />
Mit seinem umfangreichen Fortbildungsangebot<br />
für seine Mitgliedsverbände sichert<br />
der <strong>vzbv</strong> eine bundesweit vergleichbare und<br />
hohe Qualität der Verbraucherberatung und<br />
-information. <strong>2009</strong> wurden für Mitarbeiter der<br />
Verbraucherzentralen und der Verbände 80<br />
Veranstaltungen durchgeführt. Zusätzlich zu<br />
den Seminaren stehen den Beratungskräften<br />
Fernlehrgänge, Kompaktkurse (zum Beispiel<br />
zu den Themenbereichen Finanzdienstleistungen,<br />
Telekommunikation, Fernabsatz,<br />
Werkverträge) zur Verfügung. Die ebenfalls<br />
angebotene Mailingliste Verbraucherrecht<br />
dient als Informationsmedium und Diskussionsplattform<br />
für tagesaktuelle Problemstellungen<br />
im Verbraucherecht. Das vielfältige<br />
Fachwissen der Teilnehmer kann so über die<br />
Mailingliste gebündelt und verfügbar gemacht<br />
werden.<br />
ELVIS – vielseitiges Intranet für Mitarbeiter<br />
ELVIS heißt das seit 2003 bestehende Intranet<br />
des Bundesverbandes und seiner Mitglieder<br />
und steht für „Elektronisches Verbraucherzentralen-Informations-System“.<br />
Mit ELVIS haben<br />
über 1.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
beim Verbraucherzentrale Bundesverband und<br />
den Verbraucherzentralen, 260 Energieberater,<br />
120 Mitarbeiter des Projekts „Starke Verbraucher<br />
für ein gutes Klima“ sowie eine zuneh-<br />
mende Zahl der Mitgliedsverbände Zugriff auf<br />
eine bundesweite Plattform zum Austausch<br />
von Dokumenten und zur Abstimmung von<br />
Positionen. In Foren diskutieren die Experten<br />
des Bundesverbandes und der Mitgliedsverbände<br />
aktuelle Themen und mögliche<br />
Anpassungen von Positionen, Netzwerkgruppen<br />
tauschen Meinungen und Papiere aus.<br />
Unter anderem stehen mit Hilfe des Intranet<br />
alle Beratungsstandpunkte in bundesweit einheitlicher<br />
Qualität zur Verfügung – und sind<br />
Für unsere Mitglieder<br />
Startseiten von ELVIS<br />
und AIDA<br />
101
Für unsere Mitglieder<br />
Diese Seite weist heute auf<br />
das Angebot der Verbraucherzentralen<br />
hin.<br />
102<br />
für die Berater in den Beratungssituation abruf-<br />
und einsetzbar. ELVIS trägt entscheidend<br />
dazu bei, die Qualität und Effizienz der Arbeit<br />
der Verbraucherzentralen der Länder und<br />
des Bundesverbandes in vielen Bereichen zu<br />
sichern. In ELVIS integriert ist eine juristische<br />
Datenbank, über die sich die Berater austauschen<br />
können, ob gegen Anbieter schon ein<br />
Verfahren durchgeführt wurde.<br />
AIDA – Anbietersuche schnell gemacht<br />
Die seit 2006 in ELVIS integrierte juristische<br />
Datenbank AIDA (Anbieter-Informations-<br />
Datenbank) bietet einen Überblick über die<br />
vom Bundesverband und den Verbraucherzentralen<br />
geführten juristischen Verfahren.<br />
Beratungskräfte haben damit die Möglichkeit,<br />
während eines Beratungsgesprächs zu prüfen,<br />
ob gegen einen Anbieter bereits ein Verfahren<br />
durchgeführt wurde oder ob weitere Verstöße<br />
vorliegen. Damit wird die Nachverfolgung und<br />
Rechtsdurchsetzung auf eine neue Qualitätsstufe<br />
gehoben.<br />
Vorgangserfassung – wissen, was läuft<br />
Für die politische Lobbyarbeit auf Bundes-<br />
und Landesebene sowie die Ressourcenplanung<br />
ist es unerlässlich zu wissen, wo den<br />
Verbrauchern der Schuh drückt und welche<br />
Themen besonders nachgefragt werden. Der<br />
<strong>vzbv</strong> und die Verbraucherzentralen arbeiten<br />
zurzeit an einem Tool, um bundesweit alle<br />
Themen und Beschwerden, mit denen Verbraucher<br />
in die Beratung der Verbraucherzentralen<br />
kommen, zu erfassen und auszuwerten.<br />
Diese Auflistung zur internen Qualitätssicherung<br />
erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit,<br />
individuelle Instrumente und<br />
Maßnahmen der 42 Mitgliedsorganisationen<br />
kommen ergänzend hinzu. Es bedarf einer<br />
großen Flexibilität und optimalen verbandsinternen<br />
Vernetzung, um neue Themen und<br />
neue Rahmenbedingungen rasch erschließen<br />
zu können. Demnach gehört die fortwährende<br />
Optimierung und Neujustierung der internen<br />
Abstimmungsinstrumente zu den zentralen<br />
Aufgaben und Zielen des <strong>vzbv</strong>.<br />
Neuer Internetauftritt der Verbraucherzentralen<br />
Der <strong>vzbv</strong> unterstützt die Verbraucherzentralen<br />
der Länder beim Aufbau ihrer neuen<br />
Internetauftritte auf einer gemeinsamen, vom<br />
Bundesverband bereitgestellten technischen<br />
Plattform. Durch die enge Zusammenarbeit<br />
der Verbraucherzentralen bei redaktionellen<br />
Prozessen wird nach außen eine hochwertige<br />
Informationsqualität für die Verbraucher<br />
erreicht, und intern werden Effizienzpotentiale<br />
freigesetzt.<br />
Ziele der „Webseiten der Verbraucherzentralen“<br />
sind:<br />
> durch die Bereitstellung fachlich fundierter<br />
Informationen Verbrauchern Wege und<br />
Mittel der Problemlösung in einem Selbstinformations-<br />
und Beteiligungssystem mit<br />
interaktiven Services und Angeboten zu<br />
bieten,<br />
> dem Auftrag der Verbraucherinformation<br />
und -beratung zielgruppenorientiert,
kompetent und glaubwürdig gerecht zu<br />
werden,<br />
> Themen der Verbraucherinformation,<br />
landes- und bundesweite Kampagnen<br />
und Projekte sowie aktuelle verbraucherpolitische<br />
Themen einheitlich strukturiert<br />
bereitzustellen,<br />
> Verbrauchern eine Plattform zu bieten,<br />
auf der Beteiligungen und Interaktionen<br />
ermöglicht werden (Teilnahme an Kampagnen,<br />
Einstellung eigener Beiträge im<br />
Rahmen von moderierten Foren und Chats<br />
etc.),<br />
> eine Plattform zur Eigendarstellung der<br />
Verbraucherzentralen und ihrer jeweiligen<br />
bundeslandspezifischen Leistungen aufzubauen,<br />
> ein Instrument der Zielgruppenerschließung<br />
und der Bindung von Verbrauchern<br />
an die jeweilige Verbraucherzentrale zu<br />
etablieren,<br />
> die Verbraucherzentralen mit hochwertigen<br />
Inhalten und intelligenten Recherchemöglichkeiten<br />
zu präsentieren,<br />
> mit einer gemeinsamen technischen<br />
Plattform den schonenden Umgang mit<br />
Ressourcen (Hosting, Programmierung,<br />
Content-Pflege) zu gewährleisten und die<br />
für umfassende Such- und Recherchemöglichkeiten<br />
(Suchmaschine) notwendige<br />
technische Voraussetzung zu schaffen.<br />
Für unsere Mitglieder<br />
103
104
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
Presse- und<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
105
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
106<br />
Stark in der Öffentlichkeit:<br />
Der <strong>vzbv</strong> macht auf sich aufmerksam<br />
Ob in den klassischen Medien oder im Internet: Der <strong>vzbv</strong> zeigt<br />
sich und wird gesucht. Zu allen wichtigen Themen wird die<br />
Öffentlichkeit selbstverständlich über unseren Standpunkt<br />
unterrichtet. Doch in wachsender Zahl suchen die Verbraucher<br />
den direkten Kontakt zu uns. Und mit seinem Podcast-Angebot<br />
und ersten Twitter-Schritten ist der <strong>vzbv</strong> auf Web 2.0-Kurs.<br />
Verbraucherpolitische Korrespondenz<br />
(vpk)<br />
Die Verbraucherpolitische Korrespondenz<br />
(vpk) hat sich zu einem wichtigen Verbandsorgan<br />
und verbraucherpolitischen Multiplikator<br />
entwickelt. Alle zwei Monate informiert die<br />
vpk über wichtige verbraucherpolitische Entwicklungen<br />
in Deutschland und Europa. Zudem<br />
bietet sie einen Überblick über aktuelle<br />
Vorhaben und Projekte des Verbraucherzentrale<br />
Bundesverbandes und seiner Mitgliedsorganisationen.<br />
Der politische Gastkommentar<br />
ist ebenso ein fester Bestandteil wie „Zwölf<br />
Fragen an ...“ Persönlichkeiten des öffentlichen<br />
Lebens zum Verbraucheralltag. Rund<br />
700 Abonnenten beziehen die Printfassung,<br />
2.200 die Online-Version.<br />
Mehr als eine Million Besucher<br />
auf www.<strong>vzbv</strong>.de<br />
Unsere Website verzeichnete <strong>2009</strong> mit über<br />
1,3 Millionen Nutzern erneut einen Besucherrekord.<br />
Die meisten Besucher an einem Tag<br />
gab es ausgerechnet im Ferienmonat August.<br />
Am Tag zuvor hatte der Verbraucherzentrale<br />
Bundesverband eine Pressekonferenz zu Abofallen<br />
im Internet abgehalten.<br />
Insgesamt wurden <strong>2009</strong> über 150 Pressemitteilungen<br />
auf die Website gestellt und<br />
versendet. 14 Audio-Podcast lieferten zusätzliches<br />
Hintergrundmaterial zu den Pressemitteilungen<br />
oder zu Tagungen des Verbraucherzentrale<br />
Bundesverbandes.<br />
Welche Themen wurden aufgerufen?<br />
Das am stärksten aufgerufene Thema im Jahr<br />
<strong>2009</strong> war der Bereich Geld & Versicherungen.<br />
Rang 2 belegte der Bereich Telekommunikation<br />
& Medien. In der ersten Jahreshälfte<br />
suchten die Nutzer am häufigsten nach dem<br />
Wort „opendownload“. Im Sommer und im<br />
Herbst rangierte der Begriff „Lehman“ ganz<br />
oben bei den Suchanfragen. Ganzjährig<br />
gefragt waren Begriffe wie „Internet“ oder<br />
„Garantie“, auch „Abzocke“ war ein beliebter<br />
Suchbegriff.<br />
Der Deutsche Verbrauchertag <strong>2009</strong><br />
live im Internet<br />
Die Onlineredaktion des Verbraucherzentrale<br />
Bundesverbandes begleitete den Verbrauchertag<br />
<strong>2009</strong> live auf www.verbrauchertag.de. Auf<br />
dem Kurznachrichtendienst Twitter kommentierten<br />
fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
die Ereignisse kurz, knackig und aktuell. Auch<br />
Fotos und O-Töne wurden noch während<br />
Veranstaltung ins Netz gestellt.
Webseiten zur Europawahl und<br />
Bundestagswahl <strong>2009</strong><br />
Um den Verbrauchern ihre Entscheidung bei<br />
der Europawahl zu erleichtern, hatte der Verbraucherzentrale<br />
Bundesverband die Website<br />
www.europa-fuer-verbraucher.de eingerichtet.<br />
Diese stellte anhand zahlreicher Beispiele dar,<br />
wie verbraucherpolitische Entwicklungen in<br />
der Europäischen Union Einfluss auf das tägliche<br />
Leben nehmen. Die Besucher hatten die<br />
Möglichkeit, die Kandidaten per E-Mail direkt<br />
auffordern, sich für die Stärkung von Verbraucherrechten<br />
einzusetzen. Im Portal kann man<br />
auch über die Wahl hinaus Antworten der<br />
Spitzenkandidaten zu verbraucherpolitischen<br />
Fragen und eine Bilanz der EU-Politik der<br />
vergangenen Jahre nachlesen.<br />
Auch zur Bundestagswahl hatte der Verbraucherzentrale<br />
Bundesverband eine eigene<br />
Website geschaltet. Auf www.verbraucherentscheiden.de<br />
konnten die Besucher darüber<br />
abstimmen, welches verbraucherpolitische<br />
Thema sie besonders beschäftigt. Das Thema<br />
Nummer 1 war der Datenschutz. Ihre Wünsche<br />
und Forderungen an die Politik konnten die<br />
Besucher direkt per Textkommentar oder per<br />
Videobotschaft formulieren. Die Bundestagsparteien<br />
und ihre Spitzenkandidaten wurden<br />
gefragt welche Schwerpunkte sie beim<br />
Verbraucherschutz setzen. In einer Matrix<br />
wurden die Programme der Parteien gegenübergestellt.<br />
Eine aktuelle Übersicht zeigt, wo<br />
sich die Forderungen des Verbraucherzentrale<br />
Bundesverbandes im Koalitionsvertrag<br />
wiederfinden.<br />
> www.verbraucher-entscheiden.de<br />
Neue Struktur und Erweiterung der Newsletter<br />
Das Newsletter-Angebot des <strong>vzbv</strong> wurde erweitert<br />
und neu strukturiert. Seit Januar <strong>2009</strong><br />
erscheint alle zwei Wochen der Newsletter<br />
Verbraucherpolitik EU aktuell. Er bietet einen<br />
Überblick über aktuelle Termine und relevante<br />
verbraucherpolitische Aktivitäten in der Europäischen<br />
Union. Der Newsletter Urteile zum<br />
Verbraucherrecht informiert regelmäßig über<br />
relevante neue Urteile. Die Nutzer können<br />
insgesamt acht Newsletter abonnieren.<br />
<strong>vzbv</strong> plant neuen Internetauftritt<br />
Der <strong>vzbv</strong> arbeitet an einem neuen Internetauftritt,<br />
der Ende <strong>2010</strong>/Anfang 2011 online gehen<br />
soll. Die internetbasierte Kommunikation<br />
des <strong>vzbv</strong> soll in Zukunft das externe (<strong>vzbv</strong>.<br />
de.) und interne (Intranet) Angebot zu einem<br />
kommunikativen Gesamtangebot verbinden.<br />
Es soll zum einen für die Nutzer als ein Angebot<br />
aus einer Hand erkennbar sein und damit<br />
zum anderen hausintern effizientere Strukturen<br />
ermöglichen.<br />
Die unterschiedlichen Anforderungen und<br />
Kommunikationsweisen verschiedener Nutzergruppen<br />
– Medien, Politik, Multiplikatoren,<br />
Verbraucher mit unterschiedlichen Bildungsniveaus,<br />
von Senioren bis zu Jugendlichen –<br />
sind dabei die Leitlinie und sollen mit<br />
zielgruppengerechten Inhalten und auf das<br />
Nutzerverhalten angepassten Funktionalitäten<br />
erfüllt werden. Der Auftritt des <strong>vzbv</strong><br />
richtet sich jedoch nicht in erster Linie an die<br />
breite Bevölkerung, sondern an Vertreter aus<br />
Medien, Politik, Wirtschaft, Mitgliedsverbände,<br />
andere Nichtregierungsorganisationen und<br />
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
Twitter während des<br />
Deutschen Verbrauchertages<br />
107
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
Interview zum Thema<br />
Energie sparen<br />
108<br />
Lobbyorganisationen sowie Verbraucher als<br />
politische Akteure. Darüber hinaus sollen Verbraucher<br />
vor allem schnell zu den Beratungsangeboten<br />
der Verbraucherzentralen und der<br />
weiteren Mitgliedsverbände gelotst werden.<br />
Web 2.0 Komponenten, wie wöchentliche<br />
Blogs der Mitarbeiter aus den Fachbereichen,<br />
sollen ein zentrales Medium der Website<br />
werden. Woran arbeiten wir gerade, welche<br />
unserer politischen Forderungen konnten wir<br />
durchsetzen, wo braucht die Politik noch ein<br />
wenig Druck? Langfristig sollen Diskussionsforen,<br />
Bewertungen und Kommentare hinzukommen.<br />
Im Ergebnis wollen wir unsere Organisation<br />
in einer zeitgemäßen Form präsentieren und<br />
vermitteln: Was leisten wir? Was kostet das?<br />
Was haben Politik, Wirtschaft und Verbraucher<br />
davon?<br />
Journalisten-Palaver<br />
Seit Ende 2008 lädt der <strong>vzbv</strong> einmal im<br />
Quartal zum Journalisten-Palaver. Das Wort<br />
Palaver bedeutet in anderen Ländern nicht<br />
etwa sinnloses Gerede. Es bedeutet, den<br />
oder das Gegenüber näher kennenzulernen.<br />
In diesem Sinne findet im 16. Stock des<br />
GSW-Hochhauses im informellen Rahmen ein<br />
offener Austausch zu verbraucherpolitischen<br />
Themen statt. Gegenstand der Palaver im Jahr<br />
<strong>2009</strong> waren der Klimaschutz, die Gesundheitspolitik,<br />
die Europawahlen und die Folgen<br />
der Finanzkrise.<br />
Pressekonferenzen<br />
20. April <strong>2009</strong><br />
Verbraucher stärken heißt Wirtschaft stärken<br />
Die Bundestagswahlen <strong>2009</strong> aus<br />
Verbrauchersicht
11. Mai <strong>2009</strong><br />
Mehr Familie in die Verbraucherpolitik<br />
Deutscher Verbrauchertag <strong>2009</strong><br />
12. Juni <strong>2009</strong><br />
Schuldenreport <strong>2009</strong><br />
Und wer hilft den notleidenden Verbrauchern?<br />
17. Juli <strong>2009</strong><br />
Frischmilch ist Frischmilch und Käse ist Käse?<br />
Marktcheck der Verbraucherzentralen zur<br />
Milchkennzeichnung – Verunsicherung der Verbraucher<br />
geht weiter<br />
3. August <strong>2009</strong><br />
Abofallen – Millionengeschäft mit Abzocke<br />
Verbraucherzentrale Bundesverband und<br />
COMPUTERBILD schmieden starke Allianz<br />
gegen Abzocker<br />
25. August <strong>2009</strong><br />
Verbraucher entscheiden die Bundestagswahl<br />
Umfrage belegt Bedeutung von Verbraucherthemen<br />
11. September <strong>2009</strong><br />
Verbraucher wollen das Klima schützen<br />
Studie belegt Bereitschaft zu klimafreundlicher<br />
Mobilität<br />
5. Oktober <strong>2009</strong><br />
Gut beraten ohne Nebenwirkungen<br />
Zur Zukunft der unabhängigen Patienten-<br />
beratung<br />
15. Oktober <strong>2009</strong><br />
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser<br />
Wie die Finanzaufsicht verbrauchergerecht<br />
zu gestalten ist<br />
7. Dezember <strong>2009</strong><br />
Vor Sorge ums Alter<br />
Veröffentlichungen<br />
Ratgeber<br />
> Wärmedämmung – vom Keller bis zum<br />
Dach, 6. aktualisierte Auflage <strong>2009</strong><br />
> Einkaufsführer für Muslime,<br />
4. aktualisierte Auflage <strong>2009</strong><br />
> Was tun, wenn jemand stirbt?,<br />
17. aktualisierte Auflage <strong>2009</strong><br />
Schriftenreihe<br />
> Jürgen Keßler, Schadensersatz und<br />
Verbandsklagerechte im Deutschen und<br />
Europäischen Kartellrecht, Band 12<br />
Dokumentation<br />
> Mehr Familie in die Verbraucherpolitik,<br />
Dokumentation des 2. Deutschen<br />
Verbrauchertages<br />
Weitere Publikationen<br />
> Verbraucher stärken heißt Wirtschaft<br />
stärken, Positionspapier des Verbraucher-<br />
zentrale Bundesverbandes für die<br />
Legislaturperiode <strong>2009</strong>-2013<br />
> Verbraucher stärken heißt Wirtschaft<br />
stärken, Neue Akzente in der<br />
Verbraucherpolitik<br />
> 400+ Verbraucherzentrale der Zukunft<br />
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
109
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
Viele Besucher im<br />
Zelt des <strong>vzbv</strong><br />
110<br />
Veranstaltungen<br />
> Verbraucherrechte und Angebote in der<br />
Altenpflege – Informationsveranstaltung<br />
zur Pflege-Charta, 26. März <strong>2009</strong> – eine<br />
gemeinsame Veranstaltung mit dem Deutschen<br />
Zentrum für Altersfragen<br />
> Mehr Familie in die Verbraucherpolitik,<br />
Deutscher Verbrauchertag <strong>2009</strong>,<br />
12. Mai <strong>2009</strong><br />
> Tierschutz ist Klimaschutz, Tagung der<br />
Allianz für Tiere in der Landwirtschaft,<br />
17. Juni <strong>2009</strong><br />
> Unabhängige Patientenberatung –<br />
Perspektiven nach der Modellphase,<br />
§ 65b SGB V, 5. Oktober <strong>2009</strong>, eine<br />
gemeinsame Veranstaltung mit der<br />
Bertelsmann-Stiftung<br />
> Vor Sorge ums Alter – was tun gegen die<br />
Rentenlücke?, 7. Dezember <strong>2009</strong><br />
> Chlor, Klon & Co KG – Lebensmittel-<br />
standards unter Druck, Verbraucherpolitisches<br />
Forum zur Internationalen Grünen<br />
Woche am 21. Januar <strong>2010</strong><br />
> Über den Tellerrand – Gestaltungsaufgabe<br />
Ernährungspolitik, 1. und 2. März <strong>2010</strong>,<br />
eine gemeinsame Veranstaltung mit der<br />
Arbeitsgemeinschaft Ernährungsverhalten<br />
e.V. (AGEV)<br />
Bürgerfest 60 Jahre Bundesrepublik<br />
Deutschland: <strong>vzbv</strong> war dabei<br />
Über 600.000 Menschen feierten am 23. Mai<br />
auf der Straße des 17. Juni in Berlin den<br />
60. Jahrestag der Bundesrepublik. Auf der<br />
Meile zwischen Brandenburger Tor und<br />
Siegessäule informierten Bundesländer,<br />
Ministerien, Parteien, Verbände und Kirchen.<br />
Mit dabei war auch der Verbraucherzentrale<br />
Bundesverband. Zahlreiche Bürgerinnen<br />
und Bürger testeten ihr Verbraucherwissen<br />
am Glücksrad. Zu beantworten waren unter<br />
anderem Fragen zum Biosiegel, fairem<br />
Handel, Lebensmitteln und den Verbraucherzentralen.
Verbraucherinfothek:<br />
Die Verbraucher nutzen das unabhängige<br />
Informationsangebot auch im Internet<br />
Service für die Mitgliedsverbände – ein<br />
Instrument dieser Kernaufgabe des Bundesverbandes<br />
ist die Verbraucherinfothek. Dieses<br />
1987 erstmals bundesweit angebotene Informationssystem<br />
bildet als Lose-Blattsammlung<br />
in den Beratungsstellen der Verbraucherzentralen<br />
sowie in vielen Bibliotheken und Bürgerämtern<br />
in Zeiten digitaler Einkaufswelten<br />
ein beständiges und stets aktuelles Element<br />
der Vorinformation für Verbraucher. Die<br />
Infotheken mit 300 verschiedenen Standorten<br />
in ganz Deutschland sowie im deutschsprachigen<br />
Grenzgebiet in Belgien und Italien mit<br />
je 53 Themenordnern bieten Basisinfos, Tests,<br />
Empfehlungen und Übersichten zu den am<br />
meisten gefragten Verbraucherthemen.<br />
Das immense Produkt- und Dienstleistungsangebot<br />
der Gegenwart fordert die Verbraucher<br />
in allen Lebensbereichen. Vor allem das schier<br />
unendliche Potential des Internets erfordert<br />
ein schlichtes Informationsschema mit<br />
eindeutigem Wiedererkennungswert für alle<br />
Bereiche, was den Zugang zu unterschiedlichsten<br />
Themen erleichtert. Dabei ist es von<br />
Bedeutung, dass der Verbraucher sich darauf<br />
verlassen kann, zuverlässigen, unabhängig<br />
erstellten und selektierten Inhalt zu nachgefragten<br />
Themen an immer gleicher Stelle<br />
vorzufinden. Die Verbraucherinfothek ist seit<br />
über einem Jahr unter verbraucherinfothek.<br />
de im Internet präsent. Mit der Infothek sorgt<br />
der <strong>vzbv</strong> an zentraler Stellt für Markttransparenz<br />
und unterstützt die Verbraucher in ihren<br />
Entscheidungsprozessen.<br />
Über 430.000 Dateien wurden im zurückliegenden<br />
Jahr abgerufen. Dabei umfasst die<br />
Themenpalette neben den Klassikern des<br />
Haushaltsbereichs auch Themen wie Reiseplanung,<br />
ökologische Reiseangebote, Ski<br />
alpin und Skilanglauf. Letztere Themen hatten<br />
neben den Informationen zu allen Facetten<br />
der Heizungstechnik entsprechend dem Rekordwinter<br />
Hochkonjunktur. Alle einführenden,<br />
aber knapp gehaltenen, auf das Wesentliche<br />
hin komprimierten Basisinformationen zu<br />
den Themenbereichen wie Bauen, Wohnen,<br />
Energie und Umwelt sowie die Themen zur<br />
Versicherung und Finanzdienstleistung dienen<br />
zudem als Grundlage für die unabhängige<br />
Beratungsarbeit der Verbraucherzentralen.<br />
Mit der Kooperation mit Guenstiger.de hat<br />
die Infothek im zurückliegenden Jahr Neuland<br />
betreten. Als einer der arriviertesten Preis-<br />
und Produktplattformen verlinkt Guenstiger.<br />
de gezielt auf 150 Inhalte der Verbraucherinfothek.<br />
Mit einem praktischen Produktfinder<br />
kann der Nutzer der verbraucherinfothek.<br />
de wiederum die recherchierten Marktinformationen<br />
absichern. Bei exakter Eingabe der<br />
Produktbezeichnung erhält er den aktuellen<br />
durchschnittlichen Internet-Marktpreis.<br />
> www.verbraucherinfothek.de<br />
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
111
112
Organisation<br />
und Haushalt<br />
Wir über uns<br />
113
Organisation und Haushalt<br />
114<br />
Organisation<br />
Der Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. ist die Dachorganisation<br />
der 16 Verbraucherzentralen der Länder und von 26<br />
verbraucherpolitisch orientierten Verbänden. Der Verein hat<br />
drei Organe: Mitgliederversammlung, Verwaltungsrat, Vorstand.<br />
Mitglieder<br />
Die 16 Verbraucherzentralen in den<br />
Bundesländern<br />
Verbraucherzentrale Baden-Württemberg e.V.<br />
Verbraucherzentrale Bayern e.V.<br />
Verbraucherzentrale Berlin e.V.<br />
Verbraucherzentrale Brandenburg e.V.<br />
Verbraucherzentrale Bremen e.V.<br />
Verbraucherzentrale Hamburg e.V.<br />
Verbraucherzentrale Hessen e.V.<br />
Neue Verbraucherzentrale in Mecklenburg<br />
und Vorpommern e.V.<br />
Verbraucherzentrale Niedersachsen e.V.<br />
Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen e.V.<br />
Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz e.V.<br />
Verbraucherzentrale des Saarlandes e.V.<br />
Verbraucherzentrale Sachsen e.V.<br />
Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt e.V.<br />
Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein e.V.<br />
Verbraucherzentrale Thüringen e.V.<br />
26 sozial- und verbraucherpolitisch<br />
orientierte Organisationen<br />
Aktion Bildungsinformation e.V.<br />
Allgemeiner Deutscher Fahrradclub e.V.<br />
Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e.V.<br />
Bauherren-Schutzbund e.V. (BSB)<br />
Bund der Energieverbraucher e.V.<br />
Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />
Senioren-Organisationen e.V.<br />
Bundesverband der Meisterinnen und<br />
Meister der Hauswirtschaft e.V.<br />
Deutsche Gesellschaft für Hauswirtschaft e.V.<br />
Deutscher Caritasverband e.V.<br />
Deutscher Evangelischer Frauenbund e.V.<br />
Deutscher Familienverband e.V.<br />
Deutscher Frauenring e.V.<br />
Deutscher Hausfrauen-Bund – Berufsverband<br />
der Haushaltsführenden e.V.<br />
Deutscher LandFrauenverband e.V.<br />
Deutscher Mieterbund e.V.<br />
Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche<br />
in Deutschland e.V.<br />
Familienbund der Katholiken e.V.<br />
Gemeinschaft Hausfrauen – Berufsgemeinschaft<br />
in der Katholischen Frauengemeinschaft<br />
Deutschlands Bundesverband e.V.<br />
Institut für angewandte Verbraucher-<br />
forschung e.V.<br />
Katholische Arbeitnehmer-Bewegung<br />
Deutschlands e.V.<br />
PRO BAHN e.V.<br />
Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.<br />
Verband Wohneigentum e.V.<br />
VerbraucherService im Katholischen<br />
Deutschen Frauenbund e.V.<br />
Verkehrsclub Deutschland e.V.<br />
Zentralverband deutscher Konsum-<br />
genossenschaften e.V.<br />
Fördermitglieder<br />
Bundesverband für Wohneigentum und<br />
Stadtentwicklung e.V.<br />
Deutscher Gewerkschaftsbund<br />
Eurotoques-Stiftung<br />
Euro-Info-Verbraucher e.V.<br />
Germanwatch<br />
RAL – Deutsches Institut für Gütesicherung<br />
und Kennzeichnung e.V.
Slow Food Deutschland<br />
Stiftung Warentest<br />
Transparency International Deutschland<br />
... sowie verbraucherpolitisch engagierte<br />
Einzelpersonen<br />
Verwaltungsrat<br />
Klaus Müller<br />
Vorstand der Verbraucherzentrale<br />
Nordrhein-Westfalen, Vorsitzender<br />
Joachim Betz<br />
Geschäftsführer der Verbraucherzentrale<br />
Sachsen<br />
Dr. Werner Brinkmann<br />
Vorstand der Stiftung Warentest<br />
Rainer Brückers<br />
Vorstandsvorsitzender des AWO<br />
Bundesverbandes<br />
Irmgard Czarnecki<br />
Geschäftsführerin der Verbraucherzentrale<br />
Bremen<br />
Sigrid Lewe-Esch<br />
Bundesvorsitzende der Arbeitsgmeinschaft<br />
Evangelischer Haushaltsführungskräfte des<br />
Deutschen Evangelischen Frauenbundes<br />
Ulrike von der Lühe<br />
Vorstand der Verbraucherzentrale<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Lukas Siebenkotten<br />
Direktor des Deutschen Mieterbundes<br />
Vorstand<br />
Gerd Billen<br />
Organisation und Haushalt<br />
vlnr: Dr. Werner Brinkmann,<br />
Irmgard Czarnecki, Joachim<br />
Betz, Sigrid Lewe-Esch,<br />
Klaus Müller, Ulrike von der<br />
Lühe, Lukas Siebenkotten<br />
und Rainer Brückers<br />
115
Organisation und Haushalt<br />
116<br />
Haushalt<br />
Der Gesamthaushalt des Verbraucherzentrale Bundesverbandes<br />
im Haushaltsjahr <strong>2009</strong> umfasste insgesamt Einnahmen<br />
und Ausgaben in Höhe von 23.067.515,61 Euro.<br />
Kernhaushalt<br />
Im Kernhaushalt des Verbandes wurden zur<br />
Durchführung der satzungsgemäßen Aufgaben<br />
9.311.373,61 Euro planmäßig bewirtschaftet.<br />
Als Fehlbedarfsfinanzierung wurden vom<br />
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft<br />
und Verbraucherschutz zur institutionellen<br />
Finanzierung davon Mittel in Höhe von<br />
8.700.000 Euro bereitgestellt. Die übrigen<br />
geplanten Ausgaben wurden durch Eigeneinnahmen<br />
gedeckt. Für die Erfordernisse der<br />
Haushaltsdurchführung im Jahr <strong>2009</strong> wurden<br />
auf Antrag des Verbraucherzentrale Bundesverbandes<br />
nach schriftlicher Zustimmung des<br />
BMELV Mittelumsetzungen genehmigt, weil<br />
ein unabweisbarer und nicht vorhersehbarer<br />
Bedarf an Ausgaben, insbesondere für den aktuellen<br />
Bedarf in der beruflichen Fortbildung<br />
der Mitarbeiter in den Verbraucherzentralen<br />
für Ausgaben für den Deutschen Verbrauchertag<br />
<strong>2009</strong> sowie für Baumaßnahmen im Rahmen<br />
der Modernisierung der IT-Infrastruktur<br />
bestand.<br />
Im Jahr <strong>2009</strong> wurden insgesamt 100,79<br />
Prozent der geplanten Einnahmen realisiert<br />
und entsprechend für Ausgaben eingesetzt.<br />
Dabei konnten 73.343,18 Euro der bewilligen<br />
Zuwendungen und Eigeneinnahmen nicht<br />
verwendet werden. Diese wurden gemäß<br />
Zuwendungsbescheid zur Liquidität im Jahr<br />
<strong>2010</strong> eingesetzt. Die nicht eingesetzten Mittel<br />
resultieren hauptsächlich aus Mehreinnahmen<br />
bei den Prozesskostenerstattungen und<br />
Abmahnpauschalen. Diese Mehreinnahmen<br />
konnten nur anteilig nach den Anforderungen<br />
gemäß Fließvermerk für Ausgaben bei den<br />
Prozesskosten zur Durchführung von juristischen<br />
Maßnahmen eingesetzt werden.<br />
Minderausgaben entstanden insbesondere bei<br />
den Personalausgaben. Durch Ausscheiden<br />
langjähriger Mitarbeiter und Neubesetzung<br />
der Stellen mit Einstiegsvergütungen gemäß<br />
TVöD, waren die Ausgaben geringer.<br />
In den Ausgaben des Verbraucherzentrale<br />
Bundesverbandes sind Leistungen für die<br />
Mitglieder in den Bereichen der Verbandsklagetätigkeit,<br />
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Konferenzen und Hauptherausgeberleistungen<br />
bei der Ratgeberproduktion enthalten. Daneben<br />
wurden Dienstleistungen des Bundesverbandes<br />
für seine Mitglieder erbracht,<br />
insbesondere den Verbraucherzentralen, für<br />
die Konzeption und Prozessgestaltung eines<br />
neuen gemeinsamen Internetauftritts der<br />
Verbraucherzentralen, die Weiterentwicklung<br />
einer intranetbasierten Datenbank zur Erfassung<br />
von Beratungsvorgängen, die Veröffentlichung<br />
eines Businessplanes der Verbraucherzentralen,<br />
den Herausgeberleistungen<br />
der Infothek, der beruflichen Fortbildung der<br />
Mitarbeiter in der Beratungstätigkeit sowie<br />
der Netzwerkgruppenarbeit zur Erarbeitung<br />
bundeseinheitlicher Beratungsstandpunkte.<br />
Außerdem wurden die vom BMELV und anderen<br />
Zuwendungsgebern geförderten Projekte<br />
von der Geschäftsstelle koordiniert und finanzielle<br />
Mittel zur Durchführung der Aufgaben<br />
an die Verbraucherzentralen weitergeleitet<br />
und abgerechnet.
Projekthaushalt<br />
Der Projekthaushalt des Verbraucherzentrale<br />
Bundesverbandes umfasste im Jahr <strong>2009</strong><br />
insgesamt 24 Projekte/Vorhaben mit einem Finanzvolumen<br />
von 15.881.282,06 Euro. Davon<br />
wurden 13.756.141,82 Euro verausgabt und<br />
2.192.019,16 Euro im Abrechnungsjahr nicht<br />
eingesetzt und in das folgende Jahr übernommen.<br />
Von den nicht einzusetzenden Mitteln<br />
stehen 1.253.886,87 Euro entsprechend der<br />
Bewilligungsbescheide zu den Projekten<br />
zur weiteren Verwendung im Folgejahr zur<br />
Verfügung und 938.132,29 Euro wurden als<br />
nicht verbrauchte Mittel an die jeweiligen<br />
Zuwendungsgeber zurück überwiesen. Davon<br />
betreffen alleine das Energieprojekt <strong>2009</strong><br />
insgesamt 687.040,81 Euro.<br />
Vom BMELV wurden im Jahr <strong>2009</strong> sechs<br />
Projekte für den Verbraucherzentrale Bundesverband<br />
gefördert, für die Zuwendungen<br />
in Höhe von insgesamt rund 1.138.032 Euro<br />
bereitgestellt wurden.<br />
Davon wurde das Projekt „Hotline Finanzdienstleistungen“<br />
zu aktuellen Verbraucheranfragen<br />
zur Finanzmarktkrise abgeschlossen<br />
und gegenüber dem Zuwendungsgeber mit<br />
einer Rückzahlung von 66.878,92 Euro im<br />
März <strong>2009</strong> abgerechnet.<br />
Das Projekt „Allergien“ wurde vom <strong>vzbv</strong> beantragt<br />
und für den Zeitraum vom 01.10.<strong>2009</strong><br />
bis 31.03.2011 bewilligt. Die für das Jahr <strong>2009</strong><br />
bewilligten Mittel in Höhe von 8.717 Euro<br />
wurden eingesetzt.<br />
Zur Gewährleistung von mehr Transparenz<br />
bei der Ernährungsaufklärung wurden die<br />
Projekte Fit Kid, Mach-Bar-Tour und Fit im<br />
Alter in Zusammenarbeit mit allen Verbraucherzentralen<br />
der Länder für die bewilligte<br />
Laufzeit 2007/2008 mit einer Rückzahlung von<br />
insgesamt 184.212,56 Euro gegenüber dem<br />
Zuwendungsgeber abgerechnet.<br />
Für die Laufzeit <strong>2009</strong>-2011 und für das Projekt<br />
Mach-Bar-Tour für <strong>2009</strong>, mit einer bewilligten<br />
Projektverlängerung bis zum 30.04.<strong>2010</strong>,<br />
wurden die Projektanträge bewilligt und<br />
im Jahr <strong>2009</strong> durchgeführt. Die nicht verbrauchten<br />
Mittel in Höhe von 148.448,60 Euro<br />
wurden als Grundlage der Projektabrechnung<br />
per 31.12.<strong>2009</strong> in das Folgejahr übertragen.<br />
Die im Ergebnis der Projektabrechnung<br />
beziehungsweise Zwischenabrechnung nicht<br />
eingesetzten Mittel sind im Jahr <strong>2010</strong> zurück<br />
zu überweisen.<br />
Das Projekt „Verbraucherrechte in der digitalen<br />
Welt“ wurde weitergeführt. Aus den<br />
Jahresscheiben 2008 und <strong>2009</strong> wurden auf<br />
Grund der späten Stellenbesetzung in der<br />
Startphase des Projektes insgesamt 91.335,73<br />
Euro nach <strong>2010</strong> übertragen. Für die sechs<br />
Teilprojekte zur Energieeinsparberatung<br />
wurden im Jahr <strong>2009</strong> vom Bundesministerium<br />
für Wirtschaft und Technologie über das BAFA<br />
4.986.979 Euro bereitgestellt. Insgesamt wurden<br />
für die Energieprojekte 4.299.938 Euro<br />
dieser Mittel eingesetzt. Restmittel wurden an<br />
den Zuwendungsgeber zurück überwiesen.<br />
Das Projekt „Starke Verbraucher für ein gutes<br />
Klima“ vom Bundesministerium für Umwelt,<br />
Naturschutz und Reaktorsicherheit für den<br />
Zeitraum vom 01.09.2008 bis 31.12.<strong>2010</strong> mit<br />
umfangreicher Beteiligung der Mitgliedsorganisationen<br />
wurde weitergeführt. Im Rahmen des<br />
Projektes wurden mit befristeten zusätzlichen<br />
Personalkapazitäten Kampagnen zum Klimaschutz<br />
fortgesetzt. <strong>2009</strong> wurden bundesweit<br />
mit Informationsveranstaltungen, Aktionstagen<br />
und Bildungsveranstaltungen Verbraucher zum<br />
Thema Klimaschutz aktiv angesprochen. Auf<br />
Großveranstaltungen wie der IAA präsentierte<br />
das Projekt mit einer interaktiven Carrerabahn<br />
seine Aktivitäten zum Projektschwerpunktthema<br />
klimaverträgliche Mobilität. Nicht<br />
verbrauchte Mittel in Höhe von 1.021.204 Euro<br />
wurden in das Jahr <strong>2010</strong> übertragen.<br />
Organisation und Haushalt<br />
117
Organisation und Haushalt<br />
118<br />
Für das Projekt zum Aufbau und zur Durchführung<br />
einer Pflegehotline mit dem BKK Bundesverband<br />
für den Zeitraum von Mai 2007<br />
bis April <strong>2009</strong> wurden im Jahr <strong>2009</strong> 30.582<br />
Euro eingesetzt.<br />
Für die Herausgabe und Redaktion der in den<br />
Verbraucherberatungsstellen eingesetzten<br />
bundeseinheitlichen Infothek wurden von den<br />
Verbraucherzentralen Finanzierungsanteile an<br />
die Geschäftsstelle bereitgestellt und damit<br />
in Höhe von rund 40.800 Euro die für diese<br />
Arbeiten erforderlichen Personalkapazitäten<br />
finanziert.<br />
Als Projekt wurde die Umlage der Verbraucherzentralen<br />
zur Nutzung des bundesweiten<br />
Intranet bewirtschaftet. Im Berichtsjahr<br />
wurden Ausgaben in Höhe von 215.196 Euro<br />
weiter berechnet. Auch die Nutzung der<br />
Programme von Morgen&Morgen im Bereich<br />
der Finanzdienstleistungen werden über die<br />
Geschäftsstelle koordiniert und die Kosten<br />
auf die Verbraucherzentralen umgelegt. Im<br />
Jahr <strong>2009</strong> sind dafür 68.212 Euro verausgabt<br />
worden. Gleichermaßen wurde die Bereitstellung<br />
der Lizenz von Beck-Online in Höhe von<br />
22.900 Euro weiter berechnet.<br />
Da die Umlagenabrechnungen vereinbarungsgemäß<br />
erst im Dezember erfolgten, wurden<br />
ausstehende Einnahmen zum Ausgleich der<br />
Ausgaben übertragen und Anfang <strong>2010</strong> von<br />
den Verbraucherzentralen ausgeglichen.<br />
Von der EU wurden für Projekte in Serbien<br />
61.938,82 Euro, Twinning-Projekte in Kroatien<br />
31.458,26 Euro und Module im Rahmen<br />
des Dolceta-Projektes Ausgaben in Höhe von<br />
17.329,54 Euro finanziert.<br />
Von der Kreditanstalt für Wiederaufbau<br />
standen für den „Wohnbauförderer“, ein<br />
Online-Angebot zur Baufinanzierung, Mittel<br />
im Umfang von 31.676 Euro im Berichtsjahr<br />
zur Verfügung. Davon wurden 19.951 Euro<br />
eingesetzt und die Restmittel in das Jahr <strong>2010</strong><br />
übertragen.<br />
Weitere kleine Projekte wurden als Nachauftragnehmer<br />
im Volumen von insgesamt rund<br />
11.453,13 Euro durchgeführt.<br />
Der Abschluss der Einnahmen und Ausgaben<br />
des Wirtschaftsjahres <strong>2009</strong> wurde im April<br />
<strong>2010</strong> von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
Susat & Partner, Berlin, geprüft. Nach Abschluss<br />
der Prüfung ist dem Verbraucherzentrale<br />
Bundesverband ein uneingeschränkter<br />
Bestätigungsvermerk über die Buchführung<br />
und die Aufstellung der Haushaltsrechnung<br />
nach den gesetzlichen Vorschriften und den<br />
haushaltsrechtlichen Grundlagen erteilt<br />
worden.
Gesamtübersicht zum Jahresabschluss <strong>2009</strong><br />
Einnahmen<br />
Institutioneller Haushalt 9.311.373,61 €<br />
davon<br />
Einnahmen aus Veröffentlichungen 372.767,45 €<br />
Vermischte Einnahmen 275.346,63 €<br />
Zuwendungen des BMVEL 8.626.656,82 €<br />
Erstattung von Verwaltungsausgaben 12.392,76 €<br />
Mitgliedsbeiträge 23.750,00 €<br />
Sonstige Zuschüsse 459,95 €<br />
Projektförderung 13.756.142 €<br />
Gesamtsumme der Ist-Einnahmen 23.067.515,61 €<br />
Ausgaben<br />
Institutioneller Haushalt 9.311.373,61 €<br />
davon<br />
Personalausgaben 4.504.507,54 €<br />
Geschäftsbedarf 289.321,59 €<br />
Bewirtschaftung der Gebäude und Räume 200.515,62 €<br />
Mieten und Pachten 383.203,98 €<br />
Aus- und Fortbildung 56.390,44 €<br />
Sachverständige (einschließlich Netzwerkgruppen) 874.587,07 €<br />
Mitglieder in Fachgremien 24.001,96 €<br />
Prozesskosten für Klagen nach dem UWG und BGB 296.346,31 €<br />
Reisekosten 71.558,97 €<br />
Veranstaltungen und Veröffentlichungen 1.991.362,01 €<br />
Mitgliedsbeiträge 189.292,18 €<br />
Sonstige Sachkosten 54.677,68 €<br />
Informationstechnik 375.608,26 €<br />
Projektförderung 13.756.142 €<br />
Gesamtsumme der Ist-Ausgaben 23.067.515,61 €<br />
Organisation und Haushalt<br />
119
Gremien und Mitgliedschaften<br />
120<br />
Gremien und Mitgliedschaften<br />
Der Verbraucherzentrale Bundesverband ist in zahlreichen<br />
Institutionen, Ministerien, Organisationen und Fachgremien,<br />
vertreten.<br />
Vertretung in öffentlichen und privaten Organisationen<br />
Mitgliedschaften des Verbraucherzentrale Bundesverbandes<br />
International<br />
Consumers International (CI)<br />
Bureau Européen des Unions de Consommateurs (BEUC)<br />
European Council für Energy Efficient Economy (eceee)<br />
Health Action International Europe (HAI Europe)<br />
National<br />
Aktionsforum Gesundheitsinformationssysteme afgis e.V.<br />
Bundesverband deutscher Pressesprecher e.V.<br />
Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V. (BVPG)<br />
Deutsche Gesellschaft für Hauswirtschaft e.V. (dgh)<br />
Deutsche Vereinigung für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht e.V.<br />
Deutscher Baugerichtstag e.V.<br />
die klima-allianz (c/o Forum Umwelt und Entwicklung)<br />
Gesellschaft für Konsumforschung – Nürnberg e.V. (GfK)<br />
Institut für angewandte Verbraucherforschung (IFAV)<br />
Netzwerk Europäische Bewegung Deutschland e.V.<br />
Plattform Ernährung und Bewegung e.V. (peb)<br />
Beteiligungen<br />
Unabhängige Patientenberatung Deutschland gGmbH (UPD) – Gesellschafter<br />
Vertretung in anderen Verbraucherorganisationen<br />
Stiftung Warentest<br />
Verwaltungsrat<br />
Kuratorium<br />
Expertenrunde Recht
Bundesministerien, nachgeordnete Behörden, Regierungskommissionen<br />
Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />
Beirat „Wirtschaftswissenschaften für Nachhaltigkeit“<br />
Bundesministerium für Gesundheit<br />
Sachverständigen-Ausschuss für Apothekenpflicht<br />
Gemeinsamer Bundesausschuss in der Besetzung für die vertragsärztliche Versorgung<br />
nach § 91 Abs. 5 SGB V<br />
Plenum<br />
Unterausschuss Häusliche Krankenpflege<br />
Unterausschuss Qualitätssicherung<br />
Unterausschuss Ärztliche Behandlung<br />
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />
Modellprojekt, Arbeitsgruppe Qualitätssicherung in ambulant betreuten Wohngemeinschaften<br />
Impulsgruppe „Wirtschaftsfaktor Alter“ (zusammen mit Wirtschaftministerium)<br />
Bundesministerium der Justiz<br />
Arbeitsgruppe Unlauterer Wettbewerb<br />
Arbeitsgruppe Urheberrecht<br />
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />
Jury Umweltzeichen<br />
Jurymitglied<br />
Nano-Kommission<br />
Themengruppe 3, Regulierung<br />
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
Wirtschaftsausschuss für Außenhandelsfragen<br />
Deutsche Lebensmittelbuch-Kommission<br />
Präsidium<br />
Fachausschuss 4 Fleisch und Fleischerzeugnisse<br />
Fachausschuss 7 Fische und Fischerzeugnisse<br />
Fachausschuss 8 Obst und Gemüseerzeugnisse, Pilze<br />
Fachausschuss 14 Tee une teeähnliche Erzeugnisse<br />
Fachausschuss 15 Brot und Kleingebäck<br />
Zentrale Kommission für biologische Sicherheit (ZKBS) - Bereich Verbraucherschutz<br />
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />
Initiative „Kostengünstig qualitätsbewusst Bauen“<br />
Bundesministerium für Arbeit und Soziales<br />
Ausschuss technische Arbeitsmittel und Verbraucherprodukte (AtAV)<br />
Gremien und Mitgliedschaften<br />
121
Gremien und Mitgliedschaften<br />
122<br />
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie<br />
Beraterkreis „Gesetzliches Messwesen“<br />
Deutsche Energie-Agentur (dena)<br />
Beirat<br />
Beirat der Stiftung Elektroaltgeräteregister<br />
Deutscher Wirtschaftsfilm-Preis<br />
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung<br />
Arbeitskreis MNPQ (Messen, Normen, Prüfen, Qualitätssicherung)<br />
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit<br />
Aktionsplan gegen Allergien – Wissenschaftlicher Beirat des Internetportals<br />
CPC-Netzwerk<br />
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung<br />
Verwaltungsrat<br />
Bundesministerium der Finanzen<br />
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />
Versicherungsbeirat<br />
Bundesforschungsanstalt für Fischerei<br />
Beirat<br />
Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel<br />
Beirat zur Nationalen Verzehrstudie II<br />
Bundesnetzagentur<br />
Ausschuss für technische Regulierung in der Telekommunikation (ATRT)<br />
Lenkungskreis<br />
Arbeitsgemeinschaft Entgelte<br />
Weitere Behörden und Organisationen<br />
Absatzfonds der deutschen Agrarwirtschaft<br />
Aktionskreis Deutsche Wirtschaft gegen Produkt- und Markenpiraterie e.V.<br />
Kuratorium<br />
aid infodienst, Verbraucherschutz, Ernährung, Landwirtschaft e.V.<br />
Mitgliederversammlung<br />
Verwaltungsrat<br />
Arbeitsgruppe 6a – Verbraucherschutz und neuartige Lebensmittel
Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV)<br />
Ständiger Ausschuss<br />
Arbeitskreis INSO<br />
Arbeitskreis Geschäfte mit der Armut<br />
Bertelsmann Stiftung<br />
Beirat Projekt „Weiße Liste“ - Steuerungsgremium<br />
Bundesverband für Wohneigentum, Wohnungsbau und Stadtentwicklung (vhw)<br />
Kuratorium<br />
Centrale Marketinggesellschaft der Deutschen Agrarwirtschaft mbH (CMA)<br />
Koordinierungsbeirat<br />
Codex-Alimentarius-Kommission für Ernährung und diätetische Lebensmittel<br />
Deutsche Delegation (Gruppe bgvv)<br />
Deutsche Bahn Mobility Logistics AG<br />
Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personennahverkehr e.V. – Beirat<br />
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE)<br />
Beirat<br />
Koordinierungskreis „Öffentlich geförderte Ernährungsaufklärung“<br />
Koordinierungskreis „Qualitätssicherung in der Ernährungsberatung“<br />
Deutsche Gesellschaft für Hauswirtschaft e.V. (dgh)<br />
Deutsche Gesellschaft für Ökonomische Bildung (DEGÖB)<br />
Beirat<br />
Deutsche Gesellschaft für Reiserecht e.V. (DGfR)<br />
Deutsche UNESCO Kommission<br />
United Nations Educational, Scientific and Cultural Organisation (UNESCO)<br />
Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft e.V. (DLG)<br />
Hauptausschuss Ernährungswirtschaft<br />
Hauptausschuss Landwirtschaft<br />
Deutscher Weinfonds<br />
Verwaltungsrat<br />
DIN Deutsches Institut für Normung e.V.<br />
Verbraucherrat – Ständiger Ausschuss des Präsidiums<br />
FOCUS.ICT<br />
NASG AA1 „CSR“<br />
Gremien und Mitgliedschaften<br />
123
Gremien und Mitgliedschaften<br />
124<br />
NAGD AA „Betreutes Wohnen“<br />
NAL Normenausschuss Lebensmittel und landwirtschaftliche Produkte (NAL)<br />
Arbeitsausschuss „Lebensmittelsicherheit - Managementsysteme“<br />
Unterarbeitsausschuss: ISO / TC 34/WG 12 „Application of ISO 9001:2000 in the agriculture“<br />
Unterarbeitsausschuss: CEN / BT / WG 177 „Agricultural activities-Quality an environment“<br />
NAGUS AA9 „Energieeffizienz und Energiemanagement“<br />
Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />
European Energy Exchange (EEX) in Leipzig<br />
Börsenrat<br />
Gematik GmbH (elektronische Gesundheitskarte)<br />
Beirat<br />
IQWiG Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen<br />
Kuratorium<br />
Beirat Datentransparenz, § 303<br />
Internationale Grüne Woche Berlin (IGW)<br />
Fachbeirat<br />
Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV)<br />
Patientenbeirat<br />
Markenverband e.V.<br />
Jury Verbraucherjournalistenpreis<br />
Plattform Ernährung und Bewegung e.V. (peb)<br />
erweiterter Vorstand<br />
Arbeitskreis Kommunikation<br />
PSD Banken<br />
Jury Medienpreis<br />
QS Qualität und Sicherheit GmbH<br />
Kuratorium<br />
RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e.V.<br />
Präsidium<br />
Schlichtungsstelle Mobilität<br />
Beirat<br />
Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales Berlin<br />
Arbeitsgruppe Transparenz
Spitzenverbände der Pflegekassen beim VdAK<br />
Programmbeirat zum Modellprogramm „Weiterentwicklung der PV nach §8 III SGB XI“<br />
Stiftung Praxissiegel e.V.<br />
Kuratorium<br />
Transparency International Deutschland e.V.<br />
Beirat<br />
UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung 2005-2014“<br />
der United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization (UNESCO)<br />
Nationalkomitee<br />
Runder Tisch<br />
Arbeitsgruppe Schulische Bildung<br />
Arbeitsgruppe Konsum<br />
Verein Versicherungsombudsmann e.V.<br />
Beirat<br />
Vereinigung Deutscher Gewässerschutz e.V. (VDG)<br />
Wissenschaftliche Gesellschaft für Lebensmittelrecht e.V. (WGL)<br />
Wissenschaftlicher Beirat der WGL<br />
Internationale Verbraucherarbeit<br />
Bureau Européen des Unions de Consommateurs (BEUC)<br />
Executive (Vorstand)<br />
Expert Group on Consumer Rights Directive<br />
Working Group Food<br />
Working Group energy labeling and energystar<br />
Expert Group on Product Safety<br />
CLEF – Consumer Law Enforcement – Forum<br />
Consumers International (CI)<br />
Working Group Food<br />
Working Group Trade<br />
Working Group Standards<br />
Europäische Kommission<br />
DG Internal Market<br />
DG Energy Citizens Energy<br />
Working Group Payment Systems Market Group<br />
Subgroup Identity Theft<br />
FIN-USE<br />
Gremien und Mitgliedschaften<br />
125
Gremien und Mitgliedschaften<br />
126<br />
Europäische Vereinigung für die Koordinierung der Verbrauchervertretung in der europäischen<br />
Normung – ANEC<br />
Working Group Environment<br />
ANEC – interne Arbeitsgruppen<br />
Working Group Services<br />
Europäischer Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA)<br />
Hedmark University College (Hamar Norway)<br />
PERL Partnership for Education and Research about Responsible Living – Steering Group<br />
ICPEN – International Consumer Protection and Enforcement Network<br />
ISO – Internationale Organisation für Normung<br />
COPOLCO – Committee on Consumer Policy<br />
Global Markets Group<br />
Working Group Corporate Social Responsibility<br />
OECD<br />
Committee on Consumer Policy<br />
TransAtlantic Consumer Dialogue (TACD)<br />
Policy Committee Information Society (ehem. Internet Working Group)<br />
Policy Committee Food<br />
Policy Commeetee Intellectual Property<br />
Financial Services<br />
Stand: März <strong>2010</strong>
Herausgeber<br />
Verbraucherzentrale Bundesverband e.V.<br />
Markgrafenstraße 66, 10969 Berlin<br />
Tel.: (030) 25800 0<br />
Fax: (030) 25800 - 218<br />
info@<strong>vzbv</strong>.de<br />
Für den Inhalt verantwortlich<br />
Gerd Billen, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes e.V.<br />
Chefredaktion<br />
Christian Fronczak<br />
Redaktion<br />
Ileana von Puttkamer, Marcus Bartelt<br />
Gestaltung<br />
Goscha Nowak<br />
Fotos<br />
Jörg Lantelme: Titel<br />
Gert Baumbach: Seite 46, 108<br />
Manfred Brüss: Seite 24<br />
Da vinci design GmbH: Seite 11, 70, 112<br />
Fotolia: Seite 18, 82<br />
Holger Groß: Seite 15, 16<br />
iStockphoto: Seite 2, 29, 30, 34, 43, 45, 50, 51, 62, 64, 66, 68, 75, 77, 104<br />
Andreas Linke: Seite 42<br />
MCCM Consulting GmbH, Köln; Realisation Planungsbüro Koenzen, Hilden;<br />
Geobasisdaten © Bundesamt für Karthographie und Geodäsie, aus 400 +<br />
Verbraucherzentrale der Zukunft: Seite 13<br />
Goscha Nowak: Seite 10, 11, 12<br />
Shotshop: Seite 10, 11, 12, 13, 31, 52, 67<br />
Doris Spiekermann-Klaas, Der Tagesspiegel: Seite 23<br />
ullstein bild - wolterfoto: Seite 88<br />
Druck<br />
enka-druck GmbH, Berlin<br />
Redaktionsschluss<br />
März <strong>2010</strong><br />
Gedruckt auf 100 Prozent Recyclingpapier<br />
© <strong>2010</strong> Verbraucherzentrale Bundesverband e.V.<br />
Die Stimme der Verbraucher<br />
Impressum<br />
127
Organigramm<br />
128<br />
Fachbereich 1 Finanzdienstleistungen<br />
Manfred Westphal<br />
Tel. (030) 25800-304<br />
Referat 1.1 Banken, Schulden, Insolvenz<br />
Banken, Schulden / Insolvenz,<br />
allgemeine Fragen Finanzdienstleistungen,<br />
Zahlungsverkehr, Kredit<br />
Referat 1.2 Versicherungen<br />
Private Personen- und Sachversicherungen;<br />
Versicherungsrecht, Versicherungswirtschaft<br />
Referat 1.3 Altersvorsorge, Kapitalanlage<br />
Kapitalanlage und -märkte, private und betriebliche<br />
sowie gesetzliche und staatlich geförderte<br />
Altersvorsorge, Rentenreform, Steuerfragen<br />
Referat 1.4 Kollektiver Rechtsschutz<br />
Abmahnungen und Unterlassungsverfahren,<br />
UWG, Verstöße gegen Verbraucherschutzgesetze,<br />
Sammelklagen, Außergerichtliche Streitschlichtung<br />
Betriebsrat<br />
Betriebsratsvorsitzende:<br />
Monika Büning<br />
Fachbereich 2 Bauen, Energie, Umwelt<br />
Dr. Holger Krawinkel<br />
Tel. (030) 25800 - 310<br />
Referat 2.1 Nachhaltigkeit und Verkehr<br />
Nachhaltiger Konsum, Verkehrspolitik,<br />
Grundsatzfragen netzgebundener Dienstleistungen<br />
Referat 2.2 Umwelt und Produktsicherheit<br />
Konsum und Umweltschutz, Elektrosmog,<br />
Umweltrelevante Normung und Produktsicherheit,<br />
Abfallpolitik, Chemikalienpolitik<br />
Referat 2.3 Nachhaltiges Bauen und Wohnen<br />
Bautechnik, Bauprodukte,<br />
Qualitätssicherung, Baurecht<br />
Referat 2.4 Energie / Justitiar<br />
Energierecht, Energiepolitik, Energieversorgungssyteme,<br />
Justitiariat<br />
Referat 2.5 Energieeffiziente Produkte<br />
und Normung<br />
Energieeffiziente Produkte, Kennzeichnung<br />
Projekt Energie<br />
Förderung der unanhängigen Beratung<br />
privater Verbraucher über Möglichkeit<br />
der Energieeinsparung<br />
Klimaprojekt<br />
Projekt der Verbraucherzentralen und des<br />
Verbraucherzentrale Bundesverbandes<br />
„Starke Verbraucher für ein gutes Klima“<br />
Mitgliederversammlung<br />
Verwaltungsrat<br />
Vorstand<br />
Gerd Billen<br />
Fachbereich 3 Gesundheit, Ernährung<br />
Leiter: Dr. Stefan Etgeton<br />
Tel. (030) 25800 432<br />
Referat 3.1 Agrarwirtschaft und Lebensmittelmarkt<br />
Europäische und nationale Agrarpolitik, Agrarproduktion,<br />
Lebensmittelhandel, Gütezeichen des Lebensmittel-<br />
marktes, Gentechnik und Pestizide, Tierschutz<br />
Referat 3.2 Ernährung und Lebensmittelqualität<br />
Lebensmittel- Bedarfsständegesetz, WHO-Codex-<br />
Alimentarius, Internationale und nationale Standard-<br />
setzung bei Lebensmitteln und Agrarprodukten<br />
Referat 3.3 Ernährungsverhalten und Prävention<br />
Ernährungsverhalten von Verbrauchern und<br />
gesundheitliche und ökologische Auswirkungen<br />
Referat 3.4 Gesundheitspolitik<br />
Gesundheitspolitik, Sozialversicherungsrecht,<br />
Arzneipolitik, Ärztliche und zahnärztliche Versorgung,<br />
Qualitätssicherung, Public Health<br />
Referat 3.5 Senioren und Pflege<br />
Seniorenpolitik, Pflegeversicherungsrecht,<br />
Heimbewohnerschutzgsetz, Pflegedienste,<br />
Qualitätssicherung<br />
DOLCETA-Projekt<br />
Bildungsprojekt DG SANCO<br />
zur Lebensmittelsicherheit – Food Safety
Vorsitzender<br />
Klaus Müller<br />
Stv. Vorsitzende<br />
Sigrid Lewe-Esch<br />
Mitglieder<br />
Joachim Betz<br />
Dr. Werner Brinkmann<br />
Rainer Brückers<br />
Irmgard Czarnecki<br />
Ulrike von der Lühe<br />
Lukas Siebenkotten<br />
Fachbereich 4 Wirtschaft und Internationales<br />
Leiterin: Cornelia Tausch<br />
Tel. (030) 25800 -100<br />
Referat 4.1 Handel und Wirtschaftspolitik<br />
Einzelhandel, Werbung, Allgemeine<br />
Dienstleistungen, Datenschutz<br />
Referat 4.2 Wirtschaftsrecht<br />
Wettbewerbspolitik, Welthandel,<br />
Zivil- und wirtschaftliche Fragen<br />
Referat 4.3 Telekommunikation, Post, Medien<br />
Telekommunikation,<br />
Postdienstleistungen, Medien<br />
Referat 4.4 Internationales<br />
Internationale Gremien, Organisation und<br />
Institutionen, Projekte in Mittel- und Osteuropa,<br />
Drittländer<br />
Projekt Verbraucherrechte in der Digitalen Welt<br />
Projekt zur Bekämpfung von Rechts- und<br />
Datenmissbräuchen durch Anbieter<br />
in der digitalen Welt<br />
Fachbereich 5 Infrastruktur<br />
Leiter: Uwe Hüser<br />
Tel. (030) 25800 200<br />
Referat 5.1 Verwaltung<br />
Verwaltung und innerbetriebliche Organisation,<br />
Personal, Dienstreisen, Controlling und Haushalt,<br />
Finanzbuchhaltung<br />
Referat 5.2 I&K Technik<br />
IT-Infrastruktur, Administration, User-Support,<br />
Kommunikation- und Bürotechnik, Internet<br />
Referat 5.3 Fortbildung und Wissensmanagement<br />
Jahresfortbildungsprogramm, Präsenz- und<br />
Online-Angebote, Verbraucherbildung,<br />
Forschungsmanagement<br />
Postanschrift Geschäftsstelle Berlin:<br />
Markgrafenstraße 66<br />
10969 Berlin<br />
Telefon: (030) 258 00-0<br />
Fax: (030) 258 00-218<br />
Internet: www.<strong>vzbv</strong>.de<br />
E-Mail: info@<strong>vzbv</strong>.de<br />
Mitarbeiter-E-Mail: nachname@<strong>vzbv</strong>.de<br />
Stand: März <strong>2010</strong><br />
Fachbereich 6 Kommunikation<br />
Leiter: Christian Fronczak<br />
Tel. (030) 25800-525<br />
Organigramm<br />
Referat 6.1 Presse und Medienarbeit<br />
Pressemitteilungen, Pressekonferenzen,<br />
Pressekontakte, Verbandszeitschrift vpk<br />
Referat 6.2 Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen<br />
Lektorat, Ratgeber und Bücher,<br />
Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Tagungen und Konferenzen<br />
Referat 6.3 Online-Redaktion, Neue Medien<br />
<strong>vzbv</strong>-Website, Projekt- und Kooperations-Websiten,<br />
Audio- und Videopodcasts<br />
Referat 6.4 Infothek<br />
Selbstinformationssystem Infothek<br />
mit integriertem Online-Angebot
Was ist der Verbraucherzentrale Bundesverband (<strong>vzbv</strong>)?<br />
Ein Netzwerk für eine erfolgreiche Verbraucherpolitik!<br />
Fasst man die in den Mitgliedsverbänden organisierten<br />
Verbraucher zusammen, steht der Verband für über<br />
20 Millionen Einzelmitglieder. Als Stimme der Verbraucher<br />
verschafft der <strong>vzbv</strong> den Verbraucherinteressen Gehör und<br />
sorgt für die Durchsetzung der Verbraucherrechte.<br />
Dieser Jahresrückblick dokumentiert, dass der <strong>vzbv</strong> auch im<br />
Berichtsjahr <strong>2009</strong>/<strong>2010</strong> maßgeblich dazu beigetragen hat,<br />
dass Verbraucher sich zufriedener, sicherer und vertrauensvoller<br />
in der Konsumwelt bewegen können.<br />
„Die soziale Marktwirtschaft ist nur dann sozial, wenn<br />
die wichtigsten Akteure in ihr, die Verbraucher, tatkräftig<br />
unterstützt werden.“ (<strong>vzbv</strong>-Vorstand Gerd Billen, Editorial)<br />
www.<strong>vzbv</strong>.de