heinz strunk - Quartier
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Gezeiten magdeburger hafen<br />
Text: Nikolai Antoniadis<br />
Fotos: HHLA / Gustav Werbeck (Seite 6), „Hafen von Hamburg im Bild“ / ELBE&FLUT Edition Archiv (Seite 7, oben), Thomas Hampel (Seite 7, unten)<br />
Der Magdeburger Hafen: Oben im Jahr 1908 mit dem Fruchtschuppen C (links), unten die aktuelle<br />
Situation aus 2013 mit der fertig gestellten Promenade<br />
Nachdem 1866 das erste künstliche Hafenbecken<br />
Hamburgs, der Sandtorhafen,<br />
eröffnet worden war, wurde der Hafenausbau<br />
auf dem Großen Grasbrook<br />
schrittweise weiter geführt: 1872 wurde<br />
der Kaiserkai dem Betrieb übergeben,<br />
danach der Strandhafen und schließlich<br />
der Magdeburger Hafen, der die Elbe mit<br />
dem Brooktorhafen verband.<br />
Die neuen modernen Anlagen wurden<br />
als zusammenhängendes System<br />
tideoffener Hafenbecken geplant: So<br />
war der Sandtorhafen ursprünglich über<br />
eine Schleuse mit dem Brooktorhafen<br />
verbunden. Der wiederum besaß neben<br />
den schwimmenden Zollpontons eine<br />
Durchfahrt in das Holländischbrookfleet,<br />
führte im Osten zum Oberhafen<br />
der Binnenschiffer und traf im Westen,<br />
an der Drehbrücke vor dem Kaispeicher B,<br />
auf den Magdeburger Hafen.<br />
Das Bild dieses Hafens wurde lange<br />
nicht nur vom mächtigen Kaispeicher<br />
geprägt, sondern auch von den großflächigen<br />
Fruchtschuppen. Schon 1899 war<br />
am Versmannkai ein erster Schuppen<br />
errichtet worden, um dem wachsenden<br />
Früchteumschlag Rechnung zu tragen.<br />
Später folgten an der Ecke zum Magdeburger<br />
Hafen die beiden Fruchtschuppen<br />
A und B, die für ihren Zweck eigens<br />
isoliert waren und Heizungssysteme besaßen.<br />
Weil der Umschlag mit Früchten<br />
immer weiter anstieg, wurde 1908 ein<br />
weiterer Fruchtschuppen genehmigt,<br />
der am Westufer des Magdeburger Hafens,<br />
unmittelbar neben den Kohlehalden<br />
des Gaswerks, errichtet wurde.<br />
Weil infolge des Kriegsgeschehens<br />
der Südfrüchtehandel im Hafen einbrach,<br />
wurden die Fruchtschuppen seit<br />
1939 anderweitig verwendet, häufig für<br />
militärische Zwecke. Heute ist auch bekannt,<br />
dass der Fruchtschuppen C mindestens<br />
einmal, im Mai 1940, als Sammellager<br />
für mehrere Tausend Sinti und<br />
Roma diente, bevor sie vom nahegelegenen<br />
Hannoverschen Bahnhof in Konzentrationslager<br />
deportiert wurden.<br />
Nach Kriegsende wurde der schwer<br />
beschädigte Schuppen nicht mehr betrieben,<br />
1949 für den Ausbau des Gaswerks<br />
abgerissen. Vom Krieg mehr oder<br />
weniger unbeschadet blieb der Kaispeicher<br />
B, der noch bis Ende des Jahres 2003<br />
als Lager diente, zuletzt für die Firma<br />
Gebr. Heinemann. Seit 2008 ist dort das<br />
Internationale Maritime Museum untergebracht,<br />
während rund um den Magdeburger<br />
Hafen die HafenCity wächst.<br />
In deren ursprünglichen Plänen hatte<br />
das Hafenbecken eine noch zentralere<br />
Bedeutung als heute. Im städtebaulichen<br />
Wettbewerb zum Überseequartier sollte<br />
2003 das Gebiet westlich und östlich des<br />
Hafens als ein „prägnanter und einzigartiger“<br />
Stadtraum am Wasser profiliert<br />
sowie ein „spannungsvoller stadträumlicher<br />
Dialog der beiden Uferseiten“ entwickelt<br />
werden. Das Architektenbüro<br />
ASTOC fand dabei, seine Strahlkraft könne<br />
es „sogar mit der Binnenalster aufnehmen“.<br />
Aber erst wenn das Ostufer<br />
vollständig bebaut ist, wird man das abschließend<br />
beurteilen können.<br />
ausgabe 23, september – november 2013<br />
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