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Inhalt<br />
Inhalt<br />
Bespielbare Welt – Begreifbare Welt<br />
3<br />
4<br />
1. Theorie<br />
1.2 Kinderstadt-Konzepte in Deutschland<br />
8<br />
1.2<br />
1.3<br />
1.4<br />
1.5<br />
Konzeptionelles zum Thema „Bauspielplatz“<br />
Adaption und Konzept „Kinderstadt 2014“<br />
Projektbeschreibung Bauspiel-Kinderstadt<br />
Kinderstadt und Kinderrechte<br />
10<br />
11<br />
12<br />
15<br />
2. Praxis<br />
2.1<br />
2.2<br />
2.3<br />
2.4<br />
2.5<br />
2.6<br />
Einzugsgebiet Weißensee, Hagenbeck-Schule<br />
Rahmenbedingungen Bauspiel-Kinderstadt<br />
Vorbereitung Kinderstadt<br />
Wochenablauf/Tagesablauf<br />
„Holzhausen“ 2014/Einrichtungen der Kinderstadt<br />
Ausblick<br />
18<br />
20<br />
22<br />
26<br />
30<br />
36<br />
2<br />
3
Bespielbare Welt –<br />
Begreifbare Welt<br />
Der wesentliche Aspekt des<br />
Spielens liegt darin, dass es mit<br />
einem gewissen Wagnis verbunden<br />
ist, das sich aus dem<br />
Zusammenwirken von innerer<br />
Realität und dem Erlebnis der<br />
Kontrolle über reale Objekte ergibt.<br />
Um zu kontrollieren, was<br />
außen ist, hat man zu handeln.<br />
Spielen ist Handeln. Das verantwortete<br />
Wagnis ist essenzieller<br />
Bestandteil der Angebotspalette<br />
eines Bauspielplatzes. Der<br />
Bauspielplatz ist abenteuerliche<br />
Welterfahrung im Spiel.<br />
Eine Kinderstadt regt die Kinder<br />
zum Erproben erwachsener<br />
„BürgerInnen“-Rollen an, indem<br />
die Kinder sich in selbst- und<br />
mitbestimmter Form in Einrichtungen<br />
engagieren und ihre<br />
Stadt gemeinsam politisch steuern.<br />
Die Umsetzung der Bauspielplatz-Kinderstadt<br />
schließlich<br />
inspiriert auf vielerlei Weise die<br />
Fantasie, weckt den „Unternehmergeist“<br />
der Kinder mittels der<br />
eigenständig realisierten und<br />
entsprechend Mut machenden<br />
Beispiele. Sie ermutigten die beteiligten<br />
Kinder, sich ihr eigenes<br />
Projekt des guten Lebens zu<br />
erfinden und nachhaltig an der<br />
Gestaltung ihrer Lebenswelt mitzuwirken.<br />
Vernetzte<br />
Verantwortung<br />
Die Offene Kinder- und Jugendarbeit<br />
hat immer auch die<br />
Funktion und Verantwortung,<br />
Bewegung, Veränderung und<br />
Vernetzung von kinder- und<br />
jugendrelevanten Räumen zu<br />
fördern und an ausgeprägten<br />
partizipativen Strukturen mitzuwirken,<br />
die Kindern und Jugendlichen<br />
Spielräume bieten<br />
und sie zugleich auf ein gesellschaftliches<br />
Miteinander vorbereiten.<br />
Als Nadine Hoff an die Mitar-<br />
beiterInnen der Jugendfreizeiteinrichung<br />
Mahler20 mit dem<br />
Wunsch nach einer kooperativen<br />
Realisierung der Kinderstadt<br />
2014 herantrat, fand diese Idee<br />
bald unsere reflektierte Zustimmung<br />
und wurde durch die Erfahrung<br />
der Kinderstadt 2014<br />
bestätigt. Wir sollten für die<br />
Kinder unseres Stadtteils jede<br />
Möglichkeit nutzen, die Betreuung,<br />
Bildung und Erziehung<br />
um Beteiligungsformate gleich<br />
diesem zu erweitern und zu vernetzen.<br />
Viviane Schmitt<br />
4<br />
5
THEORIE<br />
6<br />
7
1.1 Kinderstadt-Konzepte<br />
in Deutschland<br />
Definition<br />
Kinderstadt<br />
Eine Kinderstadt oder Kinderspielstadt<br />
ist ein pädagogisch<br />
betreutes Großspielprojekt zur<br />
Partizipation von Kindern.<br />
Es gibt verschiedene Formen<br />
und Größen von Kinderstädten<br />
mit von unter 100 bis weit über<br />
1000 teilnehmenden Kindern im<br />
Alter von etwa 7 bis 14 Jahren.<br />
Der Ablauf der Kinderstädte ist<br />
in nicht geringem Maße auch<br />
von ihrer Größe abhängig. 1<br />
Definition<br />
Partizipation<br />
„Partizipation im klassischen,<br />
demokratietheoretischen Sinn<br />
bedeutet Mitsprache, Mitwirkung,<br />
Mitbestimmung und geht<br />
über das aktive bzw. passive<br />
Wahlrecht hinaus. Politische<br />
Mitbestimmung umfasst alles,<br />
was die Gesellschaft als Ganzes<br />
oder in Teilen beeinflusst.“ 2<br />
Beteiligung heißt, Kinder und<br />
Jugendliche in ihrer Befähigung<br />
sich mit politischen, pla-<br />
nerischen und zukunftsorientierten<br />
Themen auseinander zu setzen,<br />
ernst zu nehmen und ihnen keine<br />
Alibi-Demokratie anzubieten.<br />
Partizipation ist meiner Meinung<br />
nach einer der wichtigsten konzeptionellen<br />
Grundbausteine, wenn<br />
nicht gar das Fundament der Kinderstadt.<br />
Die Kinderstadt „Mini-München“<br />
fand erstmals bereits im August<br />
1979 statt.<br />
Das Konzept der Kinderstadt<br />
beschränkt sich aber nicht auf<br />
die BRD, es handelt sich um ein<br />
weltweit vertretenes Konzept,<br />
teilweise als Planspiel beschrieben,<br />
teilweise auch als kulturpädagogisches<br />
Konzept.<br />
Gemeinsamer Nenner der unterschiedlichen<br />
Kinderstädte ist die<br />
Maßgabe eines Beteiligungslernfeldes<br />
für Kinder und Jugendliche,<br />
jedoch unterscheiden sie<br />
sich durch abgestufte Beteiligungsmöglichkeiten.<br />
Viele Kinderstädte in Deutschland<br />
haben eine lange Tradition<br />
und sind mit mehreren tausend<br />
„Bürgerinnen und Bürgern“ echte<br />
Großprojekte. Wie zum Beispiel<br />
die „Kinderstadt Halle“ und<br />
„Mini-Salzburg“.<br />
Meiner Einschätzung nach beläuft<br />
sich die Umsetzung häufig<br />
auf ein Erproben der Berufe<br />
und Politikformen der Erwachsenenwelt,<br />
beziehungsweise einer<br />
Adaption der bestehenden<br />
Arbeitswelt und Gesellschaft.<br />
1. vgl. Arnold, E.: Kinderstadt<br />
2012. Halle<br />
2012, S.44<br />
2. Burgstaller, H.: Zukunft:<br />
Spiel: Am Beispiel<br />
Kinderstadt „Mini-Salzburg“.<br />
Wien<br />
2005, S. 54<br />
8<br />
9
1.2 Konzeptionelles zum<br />
Thema Bauspielplatz<br />
Definition<br />
Bauspielplatz<br />
Als Bauspielplatz wird ein Spielplatz<br />
bezeichnet, der überwiegend<br />
älteren Kindern und Heranwachsenden<br />
selbst gestaltbare<br />
Erlebnisspielräume bietet.<br />
Die pädagogische Zielsetzung<br />
auf Abenteuer- und Bauspielplätzen<br />
verfolgt die individuelle<br />
und soziale Entwicklung der<br />
Kinder und Jugendlichen. Die<br />
Kinder sollen selbst tätig werden<br />
und ihre Freizeit sinnvoll<br />
gestalten. Die Spielenden sollten<br />
nicht zu KonsumentInnen<br />
kommerziellen Spielguts, sondern<br />
zu eigenständigen, aktiven<br />
GestalterInnen ihrer Spielwelt<br />
werden. 3<br />
Im Zuge der Entstehung offener<br />
Kinder- und Jugendarbeit in<br />
den 60er Jahren, in der Zeit der<br />
Studentenbewegung, hinterfragten<br />
Eltern-, PädagogInnen- und<br />
studentische Initiativgruppen die<br />
gesellschaftlichen Verhältnisse<br />
in ihrer Gesamtheit, die gängigen<br />
Erziehungskonzepte, eine<br />
anregungsarme urbane Umgebung<br />
mit ihren fantasielosen<br />
Spielplätzen und der Funktionalisierung<br />
öffentlicher Räume. Ihre<br />
Alternative war eine Erziehung,<br />
die den Kindern wieder sinnliche<br />
Erfahrungen ermöglicht und<br />
Kindheit „entkolonisiert“ und<br />
„entkommerzialisiert“. Aus dieser<br />
Bewegung heraus entstanden<br />
Abenteuerspielplätze, Spielmobile<br />
und Kinderspielclubs. 4<br />
Die Schwerpunkte und die pädagogische<br />
Zielsetzung der<br />
Bau- und Abenteuerspielplätze<br />
passen gut zum Konzept der<br />
Kinderstadt. Beide Konzepte<br />
richten ihren Fokus auf die Kreativität<br />
und Gestaltungsfähigkeit<br />
der Kinder und zielen darauf ab,<br />
das Kind zum aktiven Mitgestalter<br />
in seiner Umwelt zu machen.<br />
1.3 Adaption und Konzept<br />
3. vgl. Siegbert A.<br />
Warwitz, Anita Rudolf:<br />
Spiellandschaften<br />
gestalten, In:<br />
Dies.: Vom Sinn des<br />
Spielens. Reflexionen<br />
und Spielideen.<br />
Baltmannsweiler:<br />
Schneider, 3. Auflage<br />
2014, Seiten 197-<br />
209<br />
4. vgl. Werner Thole:<br />
Kinder- und Jugendarbeit.<br />
Eine<br />
Einführung. Juventa<br />
Verlag, Weinheim<br />
und München 2000,<br />
Seite 121<br />
Kinderstadt 2014 -<br />
Demokratie<br />
(er)leben<br />
Die Mitwirkungsmöglichkeiten<br />
der beteiligten Kinder in den<br />
verschiedenen Kinderstädten<br />
erstrecken sich bedauerlicherweise<br />
nicht auf alle Bereiche.<br />
„Mini-Salzburg“ und „die Kinderstadt<br />
Halle“ beziehen die<br />
Kinder und Jugendlichen in die<br />
Planung mit ein, jedoch kaum in<br />
den Aufbau und das Geschehen<br />
vor Ort. Eventuell fällt die Partizipation<br />
auf der operativen Ebene<br />
aufgrund des organisatorischen<br />
Aufwands bei Projekten dieser<br />
Größenordnung so gering aus.<br />
Meine Recherchen über bereits<br />
realisierte Kinderstädte<br />
erwecken den Eindruck, dass<br />
vornehmlich das Leben der Erwachsenen<br />
in unserer Gesellschaft<br />
nachgespielt und eingeübt<br />
wird (hohe Angleichung an<br />
die bestehende Gesellschaft mit<br />
Arbeitsamt, Arbeitszeiten-Karte,<br />
Ausübung von verschiedenen<br />
Berufen, die vorher festgelegt<br />
wurden und Lohn). Mir persönlich<br />
ist dieser Handlungsrahmen<br />
zu eng gefasst.<br />
So wollte ich in der „Bauspiel-Kinderstadt“<br />
eine Erweiterung<br />
dieses Rahmens und der<br />
Einflussmöglichkeiten schaffen,<br />
mehr Raum für Ideen und<br />
kreative Lösungen der Kinder!<br />
Daher kam mir die Idee, eine<br />
Kinderstadt für Kinder anzubieten,<br />
die sie innerhalb der Umsetzungszeit<br />
selbst erschaffen<br />
können. Hierzu verknüpfte ich<br />
Grundsätze und Praxis der Bauspielplätze<br />
mit den Konzepten<br />
der Kinderstadt.<br />
Die Kinder haben innerhalb dieser<br />
Struktur viele Möglichkeiten<br />
ihre Ideen einzubringen und<br />
umzusetzen und erschaffen ihre<br />
Kinderstadt bis auf die Grundmauern<br />
selbst. Sie werden darin<br />
durch die BetreuerInnen und die<br />
Projektleitung unterstützt, das<br />
heißt, sie sind in jegliche Gestaltungsprozesse<br />
eingebunden.<br />
Diese basisdemokratische Umsetzung<br />
ist realisierbar, da die<br />
Kinderstadt in ihrem zweiten<br />
Durchführungsjahr im Vergleich<br />
zu den großen Kinderstädten<br />
wie z.B. „Mini-Salzburg“ und<br />
der „Kinderstadt Halle“ mit<br />
10.000 BesucherInnen noch<br />
eine „Mikro-Kinderstadt“ ist.<br />
Es spricht vieles dafür, dass diese<br />
Sruktur dem schrittweisen<br />
Wachstum der Bauspiel-Kinderstadt<br />
standhält und sich<br />
lediglich der organisatorische<br />
Aufwand für die Projektverantwortlichen<br />
entsprechend erhöht.<br />
10<br />
11
1.4 Projektbeschreibung<br />
Bauspiel-Kinderstadt<br />
Die Kinderstadt ist eine demokratische<br />
Ferienmaßnahme mit<br />
Bauspielplatz für Kinder und Jugendliche<br />
nach der Methode der<br />
„Kinderstadt“ als Partizipationsund<br />
Demokratiemodell. Die<br />
Maßnahme fand in den Sommerferien<br />
vom 21.7.–1.8.2014,<br />
von Montag bis Freitag in der<br />
Zeit von 10.00–16.00 Uhr, statt.<br />
Sechs BetreuerInnen, zwei Projektleiterinnen<br />
und ein Küchenteam<br />
betreuten die einzelnen<br />
Kleingruppen/Einrichtungen der<br />
Kinderstadt, die gemeinsam mit<br />
den Kindern festgelegt und mit<br />
Paletten gebaut wurden (z.B.<br />
Kino, Gastronomie und Bank).<br />
So entstanden neun unterschiedliche<br />
Einrichtungen, die<br />
jeweils von fünf bis sechs Kindern,<br />
einem Betreuer/einer Betreuerin<br />
belebt wurden.<br />
Es wurden für alle wichtigen Belange<br />
innerhalb der Kinderstadt<br />
unterschiedliche Partizipationsmethoden<br />
und demokratische<br />
Verfahren für Kinder eingesetzt.<br />
Die Kinder entschieden über<br />
die Form und Gestaltung der<br />
Kinderstadt sowie über ihre Angebote<br />
und wurden bei der Umsetzung<br />
von den BetreuerInnen<br />
unterstützt. Ergo wurden in der<br />
Kinderstadt Hütten/Einrichtungen<br />
in den Kleingruppen gebaut<br />
Die Kombination von erlebnispädagogischen<br />
Inhalten<br />
und dem Konzept<br />
Kinderstadt ermöglicht<br />
die spielerische Auseinandersetzung<br />
mit den politischen<br />
Inhalten.<br />
und gestaltet sowie gemeinsam<br />
Inhalte zur Kinderstadt erarbeitet<br />
und umgesetzt. Die Teilnahme<br />
erfolgte mit Anmeldung für<br />
mindestens eine Woche gegen<br />
eine Teilnahmegebühr von zehn<br />
Euro. Der Quereinstieg nach<br />
einer Woche war möglich und<br />
wurde auch genutzt. Es wurde<br />
täglich ein warmes Mittagessen<br />
gemeinsam mit den Kindern<br />
über offenem Feuer gekocht und<br />
verzehrt.<br />
Zielgruppe<br />
Die Kinderstadt öffnete ihre<br />
Pforten für Kinder und Jugendliche<br />
im Alter von 8–14 Jahren<br />
aus Weißensee und den angeschlossenen<br />
Bezirksregionen,<br />
wie z.B. Karow. In diesem Jahr<br />
haben 46 Mädchen und Jungen<br />
an diesem Demokratie-Projekt<br />
teilgenommen.<br />
12<br />
13
1.5 Kinderstadt<br />
und Kinderrechte<br />
Schwerpunkte<br />
Das Demokratiebewusstsein<br />
der Kinder und Jugendlichen<br />
wurde durch die Primärerfahrungen<br />
im Projekt nachhaltig gestärkt.<br />
Die Kinder lernten durch<br />
eigene Erfahrungen, welche Regeln<br />
und Beteiligungsformen für<br />
das Zusammenleben notwendig<br />
sind. Die Eltern der TeilnehmerInnen<br />
wurden durch das Thema<br />
Kinderstadt angeregt, ihre politische<br />
Einstellung und ihr Demokratieverständnis<br />
zu reflektieren<br />
und sich mit ihren Kindern darüber<br />
zu verständigen.<br />
Die Kinder entwickelten außerdem<br />
ein nachhaltig verbessertes<br />
Sozialverhalten und mehr<br />
Toleranzvermögen. Die Kinder<br />
wurden durch unterschiedliche<br />
Partizipationsmethoden aktiv<br />
beteiligt: Sie konnten alles selbst<br />
bestimmen und wurden in diesem<br />
Beteiligungsprozess von<br />
den BetreuerInnen begleitet.<br />
Ein Lernprozess war auch insofern<br />
erwünscht, als Regeln und<br />
Angebote immer wieder demokratisch<br />
verändert und angepasst<br />
werden konnten!<br />
Die Kinderstadt stellte zudem<br />
eine Erweiterung des Angebotsspektrums<br />
für Ferienangebote<br />
in Weißensee dar. Dies bot eine<br />
Entlastung für berufstätige Eltern<br />
oder alleinerziehende Elternteile.<br />
Die TeilnehmerInnen kamen mit<br />
anderen Kindern im Sozialraum<br />
in Kontakt und konnten neue<br />
Kontakte knüpfen.<br />
Durch das Erscheinen regelmäßiger<br />
Presseartikel und durch<br />
das Bekanntwerden des Projekts<br />
in der Öffentlichkeit bleibt die<br />
Kinderstadt sowie auch dessen<br />
Themenspektrum (Demokratiebewusstsein,<br />
Toleranz, Kinderrechte<br />
und Partizipation von Kindern)<br />
weiterhin im Bewusstsein<br />
der BürgerInnen in Weißensee.<br />
5. (Quelle: www.mitmischen.de/index.<br />
php/Informativ/BundestagLive/site/alle<br />
Beiträge/id/24814)<br />
6. vgl. Die 54 Grundrechte<br />
der UN_Kinderrechtskonvention<br />
im Wortlaut lesen:<br />
www.national-coalition.de/de/<strong>pdf</strong>/<br />
UN-Kinderrechtskonvention.<strong>pdf</strong><br />
„Seit dem 20. November 1989<br />
garantiert die ‚Konvention über<br />
die Rechte des Kindes‘ der Vereinten<br />
Nationen 54 Grundrechte<br />
für Kinder. 193 Staaten haben<br />
unterschrieben. In Deutschland<br />
trat das Abkommen am 5. April<br />
1992 in Kraft.“ 5<br />
Zu Beginn der Durchführung der<br />
Kinderstadt stellte die Stelle für<br />
politische Bildung und Beteiligung<br />
von Kindern und Jugendlichen<br />
vom Bezirksamt Pankow<br />
von Berlin eine Interviewanfrage<br />
zum Thema Kinderrechte. Das<br />
passte thematisch und so setzten<br />
wir uns am Ende des Projektzeitraumes<br />
gemeinsam mit<br />
dem Thema auseinander.<br />
Die Interviews wurden moderiert<br />
und aufgezeichnet vom „Medienkompetenzzentrum<br />
Pankow“<br />
(MeZen).<br />
Durch die Kooperation und<br />
Auseinandersetzung mit Kinderrechten<br />
im Plenum, moderiert<br />
von MeZen, entstand eine wertvolle<br />
Verknüpfung derjenigen<br />
Rechte, welche die Kinder in den<br />
zwei Wochen der Kinderstadt erfahren<br />
hatten. Sie durften mitbestimmen,<br />
sie wurden informiert,<br />
sie hatten das Recht auf freie<br />
Zeit und Spiel, sie bildeten sich,<br />
sie erfuhren Gleichbehandlung ...<br />
Alle wahrgenommenen und<br />
genannten Rechte finden ihre<br />
Entsprechung in den eingangs<br />
erwähnten Grundrechten für Kinder<br />
der ‚realen‘ Welt und können<br />
von Kindern eingefordert werden!<br />
6<br />
Anhand der in der Kinderstadt<br />
gesammelten Erfahrungen und<br />
begleitet durch die BetreuerInnen<br />
transferierten die Kinder<br />
diese Rechte gedanklich in ihre<br />
Lebenswelt und setzten sich<br />
mit weiteren Kinderrechten wie<br />
„gewaltfreier Erziehung“ und<br />
„Schutz vor Krieg und in der<br />
Flucht“ auseinander.<br />
Gemeinsam besprachen wir, an<br />
welche Stellen Kinder sich wenden<br />
können, wenn ihre Rechte<br />
verletzt werden bzw. wer ihnen<br />
weiterhelfen kann.<br />
Dies bot den Kindern eine tolle<br />
Möglichkeit, die gemachten Erfahrungen<br />
in der Kinderstadt in<br />
Bezug auf das zentrale Thema<br />
der Kinderrechte zu reflektieren<br />
und die Ergebnisse in ihre Lebenswelt<br />
zu tragen.<br />
14<br />
15
PRAXIS<br />
16<br />
17
2.1 Einzugsgebiet Weißensee,<br />
Hagenbeck-Schule<br />
Anlass zur<br />
Projektidee<br />
Der Stadtteil Weißensee gehört<br />
zum Berliner Bezirk Pankow<br />
und hat ca. 50.000 Einwohner.<br />
Das Gebiet umfasst Heinersdorf,<br />
Blankenburg, Malchow<br />
und Karow.<br />
In Weißensee wohnen statistisch<br />
viele Menschen mit rechtem Gedankengut<br />
und es werden häufig<br />
Ordnungswidrigkeiten und<br />
Straftaten im Zusammenhang<br />
mit Rechtsradikalismus verzeichnet<br />
(Pankower Register).<br />
Der „Tonsberg-Laden“, auf der<br />
Berliner Allee, der die Modemarke<br />
„Thor Steinar“ verkauft, trägt<br />
zum „rechts“ geprägten Stimmungsbild<br />
im Bezirk bei.<br />
Die Konzeption Bauspiel-Kinderstadt<br />
gab 2013 der Idee<br />
Form, bereits bei den Kindern<br />
anzusetzen, um der Bildung<br />
rechten Gedankengutes bzw.<br />
der unreflektierten Übernahme<br />
dessen entgegen zu wirken und<br />
so zur Stärkung des Demokratiebewusstseins<br />
und des sozialen<br />
Miteinanders beizutragen.<br />
Bereits bei der ersten Durchführung<br />
der Kinderstadt im letzten<br />
Jahr haben die Kinder sich gemeinsam<br />
in einer Mikro-Demokratie<br />
organisiert und pflegten<br />
einen toleranten Umgang miteinander.<br />
Es gab während der<br />
Durchführung keine größeren<br />
Konflikte und alle Belange der<br />
Kinderstadt wurden im Plenum<br />
diskutiert und beschlossen.<br />
Der Veranstaltungsort<br />
Die Bauspiel-Kinderstadt hat in<br />
diesem Jahr zum zweiten Mal auf<br />
der 700 m 2 Wiesen- und Weidefläche<br />
der Hagenbeck-Schule,<br />
einer Integrierten Sekundarschule<br />
mit dem Lernschwerpunkt biologische<br />
Vielfalt, stattgefunden.<br />
Die Schule kooperierte unkompliziert<br />
und der Hausmeister war<br />
bei akuten Problemen immer zur<br />
Stelle. Ein großer Schulhof und<br />
das Schulgebäude schirmen die<br />
große Wiese von der Straße ab.<br />
Die angrenzende Turnhalle der<br />
Schule konnte für die Stromversorgung<br />
und die Benutzung der<br />
sanitären Anlagen gestellt werden.<br />
Bei starkem Regen diente<br />
sie als Unterschlupf mit Spielund<br />
Tobequalität, ihr Lagerraum<br />
konnte für die Lagerung<br />
des Materials und die Kühlung<br />
der Lebensmittel fungieren. Die<br />
Schule hat einen ökologischen<br />
Schwerpunkt und verfügt über<br />
einen Schulzoo, mit dem bei der<br />
Durchführung der Kinderstadt<br />
eng kooperiert wurde. So wurden<br />
die Essensreste und die gespendeten<br />
Lebensmittel, die in<br />
der Kinderstadt nicht gebraucht<br />
wurden, im Schulzoo verfüttert.<br />
„Gute Lebensmittelspenden“<br />
an den Schulzoo wiederum,<br />
wurden von dessen Mitarbeitern<br />
an die Kinderstadt wei-<br />
ter gegeben. Einmal pro Woche<br />
bot die Schulsozialpädagogin,<br />
mit der wir bei der Planung und<br />
Durchführung der Kinderstadt<br />
eng zusammenarbeiteten, eine<br />
Führung durch den Schulzoo<br />
an, die gerne von den Kindern<br />
in Anspruch genommen wurde.<br />
Nachmittags, wenn die Kinder<br />
zu Hause waren, weideten die<br />
Ziegen, das Pony und das Muli<br />
des Schulzoos auf der Wiesenfläche<br />
der Kinderstadt. So<br />
lernten die Kinder verantwortungsvoll<br />
mit Farben, Müll oder<br />
herumliegenden Nägeln umzugehen,<br />
da sie die Tiere jeden<br />
Tag sahen und begriffen, dass<br />
sie ihnen mit liegengebliebenen<br />
Farben, Nägeln etc. schaden<br />
könnten.<br />
Die Zusammenarbeit mit den<br />
MitarbeiterInnen der Schule verlief<br />
„Hand in Hand“ und das große<br />
Gelände der Schule eignet<br />
sich hervorragend als Durchführungsort<br />
für ein solches Projekt.<br />
18<br />
19
2.2 Rahmenbedingungen<br />
Bauspiel-Kinderstadt<br />
Projektträger<br />
Der Förderverein „selbstbestimmte<br />
Jugend- und Umweltarbeit<br />
e.V.“ ist ein erfahrener<br />
Träger in der Umsetzung von<br />
partizipativen Jugendprojekten.<br />
Bereits im Jahr 2013 war der<br />
Verein Träger der Kinderstadt,<br />
sowie kleinerer Projekte wie<br />
dem “Kiezblog Weißensee”,<br />
die im Rahmen des Lokalen<br />
Aktionsplanes Pankow (LAP)<br />
realisiert wurden. Der Verein<br />
ist zudem im Begleitausschuss<br />
des LAP-Weißensee vertreten<br />
und setzt sich für ein demokratisches<br />
und kulturelles Miteinander<br />
in Weißensee ein.<br />
Finanzierung<br />
Die Kinderstadt wurde in den<br />
letzten beiden Jahren weitgehend<br />
durch den LAP, im Rahmen<br />
des Bundesprogramms<br />
der Bundesregierung „Kompetenz<br />
fördern, Toleranz stärken“<br />
mit Sach- und Honorarmitteln<br />
finanziert.<br />
Das Jugendamt Pankow unterstützte<br />
in diesem Jahr das<br />
Projekt mit Personalmitteln, insofern,<br />
als ich für den Planungs-<br />
und Durchführungszeitraum in<br />
meiner Angestelltentätigkeit im<br />
Jugendclub freigestellt wurde.<br />
Viele der Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen<br />
in Pankow<br />
haben das Projekt außerdem mit<br />
der Ausleihe von verschiedensten<br />
Werkzeugen und anderen<br />
Materialien unterstützt. Die materielle<br />
Unterstützung erstreckte<br />
sich von Sägen, Hämmern und<br />
Brecheisen eines nahegelegenen<br />
Abenteuerspielplatzes über<br />
Pavillons, Kühlschränke und<br />
Kochtöpfe aus benachbarten<br />
Jugendfreizeiteinrichtungen, bis<br />
hin zu Außenspielzeugen aus einer<br />
Kinderfreizeiteinrichtung aus<br />
Weißensee. Die KJFE-K-vierzehn,<br />
in der ich tätig bin, stellte<br />
dem Projekt viele Bedarfsgegenstände,<br />
wie Planen, Netze,<br />
Kühlschränke und andere Alltagsmaterialien<br />
zur Verfügung.<br />
Zudem begleitete meine Kollegin,<br />
diejenigen Besucherkinder<br />
der in Karow gelegenen Einrichtung,<br />
die an der Kinderstadt teilnahmen,<br />
jeden Tag zum ca. sieben<br />
km entfernten Gelände der<br />
Kinderstadt.<br />
In besonderem Maße hat uns<br />
die Jugendfreizeiteinrichtung<br />
mahler20 mit diversen elementar<br />
wichtigen Kochutensilien<br />
wie der Feuerschale, über der<br />
täglich gekocht wurde, sowie<br />
Personal unterstützt. Als Kooperationspartner<br />
hat das Team<br />
von der JFE mahler20 eigenverantwortlich<br />
die gesamte Nahrungsversorgung<br />
übernommen.<br />
Die zweite Projektleiterin der<br />
„Kinderstadt 2014 – Demokratie<br />
(er)-leben“ ist Leiterin der JFE<br />
mahler20.<br />
Genehmigungen<br />
und Versicherung<br />
Für die rechtliche Absicherung<br />
der TeilnehmerInnen sowie des<br />
Betreuerteams empfiehlt sich<br />
eine Aufstockung der herkömmlichen<br />
Haftpflichtversicherung<br />
des Projektträgers um eine Veranstaltungsversicherung.<br />
Für die Durchführung der Kinderstadt<br />
war zudem eine Genehmigung<br />
des Schulamtes<br />
zur Nutzung des Schulgeländes<br />
erforderlich. Es wurde ein <br />
Kooperationsvertrag mit dem<br />
Schulamt geschlossen, der die<br />
Nutzung detailliert regelte. Überdies<br />
mussten die Brandschutzbestimmungen<br />
des Bezirkes<br />
Pankow eingehalten werden.<br />
20<br />
21
2.3 Vorbereitung<br />
Kinderstadt<br />
Workshop-<br />
Wochenenden<br />
ErzieherpraktikantInnen und StudentInnen<br />
der Sozialen Arbeit<br />
wurden über Werbung in den<br />
Gremien für offene Jugendarbeit<br />
in Pankow, sowie über unterschiedliche<br />
Verteiler und Plakate<br />
an Erzieherfachschulen und<br />
Fachhochschulen für Sozialwesen<br />
erreicht. An einem Workshop-Wochenende<br />
im Juni lernten<br />
die ErzieherpraktikantInnen<br />
sich und uns kennen, erhielten<br />
einen Einblick in die Bereiche<br />
Aufsichtspflicht, pädagogische<br />
Inhalte und Regeln, sicherer<br />
Hüttenbau und machten sich<br />
neben dem Theorie-Input durch<br />
praktische Umsetzung mit den<br />
Methoden der Kinderstadt vertraut.<br />
Für die Vorbereitung und<br />
Durchführung erhielten sie eine<br />
Aufwandsentschädigung von jeweils<br />
300 €.<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
& Werbung<br />
Die Zielgruppe wurde durch<br />
Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit<br />
und einem günstigen,<br />
bedarfsgerechten Betreuungsangebot<br />
(10 €/Woche) für berufstätige<br />
Eltern erreicht.<br />
Mit der Verteilung von Flyern<br />
und Plakaten an Schulen, Horten,<br />
Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen<br />
sowie Familienzentren<br />
in Weißensee wurde für<br />
das Projekt geworben. Zudem<br />
wurden Ankündigungen und der<br />
Projektverlauf in lokalen Zeitungen<br />
veröffentlicht.<br />
Im Besonderen haben wir in diesem<br />
Jahr das strukturschwache,<br />
nahegelegene Gebiet<br />
„Hansa Kiez“ mit Flyeraktionen<br />
und persönlicher Ansprache der<br />
Kinder und Eltern (Kiez-Spaziergang)<br />
durch die Projektleiterinnen<br />
beworben sowie Einrichtungen<br />
in den Fokus genommen, in<br />
denen Kinder mit Migrationshintergrund<br />
erreicht werden konnten<br />
(Flüchtlingsunterkunft in der<br />
Mühlenstraße und der Gustav-<br />
Adolf-Straße).<br />
Durch Werbung in den Fachgremien<br />
und Verteilern der Offenen<br />
Jugendarbeit, des Lokalen<br />
Aktionsplanes, der Fachstelle<br />
für Partizipation im Jugendamt<br />
Pankow und Werbung auf der<br />
Homepage des Projektträgers<br />
sowie auf allen Homepages<br />
der Koopertionspartner wurde<br />
das Wirkungsfeld außerdem<br />
erweitert.<br />
22<br />
23
Materialien &<br />
Ausstattung<br />
Damit die Kinder in der Kinderstadt<br />
beim Bauen sowie<br />
auch in der Ausübung der Berufe<br />
möglichst kreativ ihre Ideen<br />
verwirklichen können, benötigen<br />
sie eine Materialvielfalt und<br />
einen möglichst niedrigschwelligen<br />
Zugang zu diesen:<br />
Verbrauchs- und Recyclingmaterialien<br />
wie Papprollen, Stoffe,<br />
Fahrradschläuche, Dosen,<br />
Knöpfe, Wolle und Karton.<br />
Kreativmaterialien wie verschiedene<br />
Acrylfarben, Eddings, Batikfarbe,<br />
Tape-Bänder, Folien,<br />
Pappen und Sprühdosen. Es<br />
gibt meiner Einschätzung nach<br />
kaum Gegenstände und Materialien,<br />
die in der Kinderstadt nicht<br />
verbaut oder zur Produktion<br />
neuer Dinge verwendet wurden.<br />
Viele Materialien wurden bereits<br />
ein halbes Jahr vor der Durchführung<br />
der Kinderstadt gesammelt<br />
und gekauft. Eine tolle und<br />
preiswerte Fundgrube für eine<br />
bunte Vielfalt gebrauchter Materialien<br />
war das Recycling-Lager<br />
„Kunststoffe“ in Pankow.<br />
Da das Konzept der Kinderstadt<br />
offen und prozessorientiert angelegt<br />
war, wurde bereits in der<br />
Planung einkalkuliert, dass trotz<br />
des vorhandenen vielgestaltigen<br />
Materialbestands sich in<br />
der Durchführung zusätzliche<br />
Bedarfe für konkrete Umsetzungsideen<br />
aufzeigen würden<br />
und dementsprechend wurden<br />
nahezu täglich weitere Materialien<br />
(wie z.B. Tinte, frische Lebensmittel,<br />
Trichter, Siebe, etc.)<br />
besorgt.<br />
Um auch die Freispielzeiten der<br />
Kinderstadt für die Kinder attraktiv<br />
zu gestalten, stellten wir<br />
den Kindern eine große Auswahl<br />
an Außenspielzeug wie<br />
Hula Hoops, Devil-Sticks, Diabolos,<br />
Seilen und Bällen bereit.<br />
Sehr beliebt während „der Freizeit“<br />
war zudem der Aufenthalt<br />
rund um die große Feuerschale<br />
oder im Pool.<br />
Besorgung der<br />
Paletten<br />
Für die Akquise der Sponsoren<br />
wurden verschiedene<br />
Baumärkte und Baustofflager<br />
angeschrieben und besucht.<br />
Die gewonnenen Baumärkte<br />
begannen bereits mehrere<br />
Wochen vor Durchführung der<br />
Kinderstadt Einwegpaletten für<br />
uns zu sammeln. Die 300 Paletten<br />
in unterschiedlichen Größen<br />
wurden unserem Projekt<br />
gespendet. Der Pankower Baustoffhandel<br />
Firma „Kluwe“ lagerte<br />
ca. 200 Paletten, die sie uns<br />
zudem dankenswerterweise mit<br />
einem Schwerlasttransporter an<br />
den Durchführungsort lieferten.<br />
Die übrigen Paletten wurden mit<br />
der Unterstützung der BetreuerInnen<br />
mit zwei Kleinbussen bei<br />
den Baumärkten abgeholt.<br />
Lebensmittel<br />
Die Lebensmittel mussten in<br />
diesem Jahr fast ausschließlich<br />
durch das Projekt finanziert werden,<br />
da die Berliner Tafel in diesem<br />
Jahr leider nicht über die<br />
nötigen Ressourcen verfügte,<br />
um uns unterstützen zu können.<br />
Da wir täglich mit frischen Lebensmitteln<br />
gemeinsam mit den<br />
Kindern kochten, bedeutete<br />
dies, dass täglich Lebensmittel<br />
eingekauft werden mussten.<br />
Auf- und Abbau<br />
Der Aufbau der Pavillons<br />
(Info-und Essenspavillons),<br />
das Einrichten der offenen<br />
Küche und das Einräumen<br />
des Materiallagers erfolgten jeweils<br />
zwei Tage bevor die Kin-<br />
derstadt ihre Stadttore öffnete.<br />
Diese Vorbereitungszeit<br />
wurde außerdem benötigt, da<br />
ca. 100 Paletten gemeinsam<br />
mit den ErzieherpraktikantInnen<br />
und mit zwei Kleinbussen<br />
zum Veranstaltungsort<br />
transportiert wurden.<br />
Die Kinderstadt wurde am letzten<br />
Durchführungstag, nach<br />
einer gemeinsamen „Abrissparty“,<br />
zusammen mit den Kindern<br />
abgebaut. Erfahrungsgemäß<br />
sind nicht alle Kinder an diesem<br />
Tag anwesend. Vielen fällt der<br />
Gedanke schwer, das die liebevoll<br />
errichtete und ausgestaltete<br />
Hütte nicht auf ewig auf dem<br />
Gelände stehen bleiben kann.<br />
Für die zukünftige Umsetzung<br />
ist es wünschenswert einen<br />
Standort zu finden, an dem die<br />
Hütten den ganzen Sommer<br />
stehen bleiben können.<br />
Nachdem die Kinder am Abrisstag<br />
gegangen waren, transportierte<br />
das Projektteam noch<br />
lange Paletten, säuberte die<br />
Wiese und Halle und sortierte<br />
Materialien. Der Rückbau und<br />
Abtransport der Zelte, Paletten,<br />
Kochutensilien und Kreativmaterialien<br />
nahm zwei Tage<br />
in Anspruch. Die BetreuerInnen<br />
der Kinderstadt, die sich beim<br />
Auf- und Abbau beteiligten sowie<br />
weitere UnterstützerInnen,<br />
die die Paletten abtransportierten,<br />
erhielten eine geringe Aufwandsentschädigung.<br />
24<br />
25
2.4 Wochenablauf /<br />
Tagesablauf<br />
Der Wochenablauf sowie der<br />
Tagesablauf wurden flexibel an<br />
die aktuellen Ereignisse und Bedürfnisse<br />
der Kinder angepasst<br />
und dienten als Grundstruktur.<br />
So wollen die Kinder erfahrungsgemäß<br />
in den ersten Tagen<br />
der Kinderstadt sowohl<br />
morgens als auch nachmittags<br />
bauen, was im Rahmen der<br />
Bürgerversammlung besprochen<br />
und entsprechend umgesetzt<br />
wurde.<br />
Eine Woche<br />
in der Kinderstadt<br />
Jeden Tag (10:15–10:30 Uhr)<br />
fand eine Bürgerversammlung<br />
statt, an der alle BürgerInnen<br />
der Kinderstadt teilnahmen.<br />
Dort wurden alle Belange gemeinsam<br />
besprochen und über<br />
sie abgestimmt.<br />
Am jeweils 1.Tag der Woche<br />
wurde auf der Bürgerversammlung<br />
die vorgegebenen Grundregeln<br />
und das Konzept der<br />
Kinderstadt vorgestellt und erläutert.<br />
Gemeinsam mit den Kindern<br />
wurde jeweils am 2.Tag der<br />
Durchführungswoche auf der<br />
Bürgerversammlung eine Stadtordnung<br />
mit den veränderbaren<br />
Regeln der Kinderstadt erstellt.<br />
Das Konzept der Kinderstadt<br />
kann auf unterschiedliche Weise<br />
umgesetzt werden:<br />
Es kann ein Bürgermeister gewählt<br />
werden.<br />
Es kann einen Kinderrat geben,<br />
der bei Regelverstößen<br />
und Konflikten aktiv wird.<br />
Es kann eine Währung eingeführt<br />
werden. Die Kinder können<br />
sich aber auch für einen<br />
Tauschhandel entscheiden.<br />
Es können Bürgerausweise<br />
für jede TeilnehmerIn der Kinderstadt<br />
erstellt werden (für die<br />
BetreuerInnen können Betreuerausweise<br />
erstellt werden).<br />
Die Zeitung könnte die Dokumentation<br />
des Projekts übernehmen.<br />
Die Verwaltung kann für das Erstellen<br />
der Bürger- und Betreuerausweise<br />
und der Besuchervisen<br />
und der Visualisierung<br />
der Stadtordnung zuständig<br />
sein. (Leider ein theoretischer<br />
Grundgedanke, der sich in den<br />
Durchführungen der letzten<br />
zwei Jahre des Durchführungszeitraumes<br />
nicht umsetzen<br />
ließ. Die Kinder wünschten sich<br />
zu keiner Zeit eine Verwaltung.)<br />
Am 1. Nachmittag oder am 2.<br />
Vormittag wählten die Kinder<br />
gemeinsam die Einrichtungen<br />
und Berufe aus, die sie für die<br />
Kinderstadt als wichtig erachteten:<br />
z.B. Geschäfte, Kantine<br />
oder Restaurant, Kultureinrichtungen<br />
wie Zirkus, Museum,<br />
Theater oder Krankenhaus,<br />
Bank, Zeitung etc.<br />
Im Prozess konnten einzelne<br />
Einrichtungen geschlossen werden<br />
oder neue Funktionen übernehmen.<br />
(Bürgerversammlung)<br />
Die Einrichtung einer Kantine ist<br />
ein festgelegter Bestandteil der<br />
Kinderstadt. Über offenem Feuer<br />
kochte jeweils eine Gruppe<br />
täglich ein Mittagessen für die<br />
BürgerInnen und wurde darin<br />
partizipativ durch einen verantwortlichen<br />
Betreuer angeleitet.<br />
Beispielsweise wurde hinsichtlich<br />
der Betreibung eines eines<br />
Geschäftsbetriebs überlegt,<br />
was die Kinder anbieten möchten<br />
und wie die Dinge hergestellt<br />
werden könnten.<br />
26<br />
27
Morgens wurden in Kleingruppen<br />
(ca. 5 Kinder & eine Betreuerin/ein<br />
Betreuer) Hütten gebaut.<br />
Nachmittags wurde in den Kleingruppen<br />
in den verschiedenen<br />
Berufen gearbeitet, nachdem<br />
gemeinsam überlegt wurde, wie<br />
und was in den jeweiligen Einrichtung<br />
gefertigt werden soll.<br />
Die Kinder konnten sich pro<br />
Tag einem Beruf zuordnen. Die<br />
Bauzeiten oder beruflichen Arbeitszeiten<br />
konnten flexibel an<br />
die Bedürfnisse der BürgerInnen<br />
der Kinderstadt angepasst<br />
werden.<br />
Innerhalb der ersten Woche<br />
wurde gemeinsam ein Name<br />
für die Kinderstadt gesucht und<br />
im Abstimmungsverfahren gewählt.<br />
Donnerstagnachmittags konnten<br />
interessierte Kinder mit einigen<br />
BetreuerInnen an einer<br />
von der Schulsozialpädagogin<br />
geleiteten Führung durch den<br />
Schulzoo teilnehmen.<br />
Auf der Bürgerversammlung<br />
stimmten die Kinder darüber ab,<br />
ob und wann Eltern Zutritt zur<br />
Kinderstadt haben sollen. Erfahrungsgemäß<br />
wollen die Kinder<br />
eine „Eltern-freie-Zone“, aber<br />
dennoch sehr gerne im Rahmen<br />
einer Führung stolz präsentieren,<br />
was sie in einer Woche gemeinsam<br />
erschaffen haben.<br />
Freitagnachmittags boten die<br />
Kinder um 15:30 Uhr eine Führung<br />
(gegebenenfalls mit Aufführungen)<br />
für Eltern durch die<br />
Kinderstadt an. Die Eltern erhielten<br />
hierfür ein Besuchervisum.<br />
9:45 Uhr<br />
10:00 Uhr<br />
10:15–10:30 Uhr<br />
10:30–12:30 Uhr<br />
Tagesablauf<br />
Kinderstadt<br />
Die MitarbeiterInnen kommen<br />
an, treffen Vorbereitungen und <br />
kurze Absprachen für den Tag<br />
Die Kinder kommen an, Begrüßung,<br />
Kreisspiele und Freispiel<br />
Bürgerversammlung<br />
Hüttenbau in den<br />
Kleingruppen<br />
12:30–14:00 Uhr<br />
Mittagspause/Essensausgabe,<br />
spülen, Freispiel und Spielangebote<br />
14:00–16:00 Uhr<br />
„Berufe“ werden in den Hütten<br />
ausgeübt, bei Bedarf 15:50 Uhr<br />
Reflexionsrunde mit den Kindern<br />
16:00 Uhr<br />
Kinder wurden abgeholt oder<br />
gingen selbständig nach Hause.<br />
16:00–17:00 Uhr<br />
aufräumen, Reflexionsrunde<br />
MitarbeiterInnen und Vorbereitung<br />
für den nächsten Tag ( z.B.<br />
Einkaufsliste)<br />
28<br />
29
2.5 „Holzhausen“ 2014/Einrichtungen<br />
der Kinderstadt<br />
Nach den Ideen der Kinder entstanden<br />
in „Holzhausen“, der<br />
Bauspiel-Kinderstadt 2014,<br />
innerhalb der zwei Durchführungswochen<br />
folgende Einrichtungen:<br />
„ Glücksbar“ mit<br />
Sommergarten<br />
„Die Glücksbar“ wurde von einer<br />
festen Mädchengruppe errichtet,<br />
die sich bereits am ersten<br />
Durchführungstag zusammenfand<br />
und -blieb und von einer<br />
Betreuerin unterstützt wurde.<br />
Ein Grund hierfür könnte darin<br />
liegen, dass diese fünf Mädchen<br />
leider die einzigen Teilnehmerinnen<br />
waren und in diesem Kontext<br />
die geschlechtshomogene<br />
Gruppe suchten und wohl auch<br />
fanden, um sich (im Bauen)<br />
ausprobieren und entfalten zu<br />
können. Es entstand ein Restaurant<br />
und eine Bar mit einem<br />
großen Außenbereich, in dem<br />
man in gemütlichem Ambiente<br />
speisen und trinken konnte. Auf<br />
der Speisekarte standen z.B.<br />
Käsespieße mit Trauben, Obstsalat<br />
und täglich über offenem<br />
Feuer selbst gebackene Brötchen<br />
mit verschiedenen Füllun-<br />
gen (z.B. Schinken-Käse). „Die<br />
Glücksbar“ eignete sich zudem<br />
hervorragend für unsere Abschiedsparty<br />
am letzten Tag der<br />
Durchführung.<br />
Die Bank<br />
Entgegen der Ideen der ProjektbereuerInnen,<br />
die sich bereits<br />
im letzten Jahr eine Kinderstadt<br />
ohne Geld und mit Tauschhandel<br />
oder ähnlichen Konzepten<br />
gewünscht hätten, bestanden<br />
die Kinder auch in diesem Jahr<br />
auf einer eigenen Währung als<br />
Zahlungsmethode.<br />
Die Bank war eine der ersten<br />
und zentralen Gebäude in der<br />
Kinderstadt.<br />
So entstand eine eigene Währung,<br />
die die Kinder „Holz“ und<br />
„Holzig“ genannt haben.<br />
Bald wurde den jungen MitarbeiterInnen<br />
von der Bank<br />
klar, dass es komplex ist, eine<br />
Währung in Umlauf zu bringen<br />
und das hierfür alle Bewohner<br />
der Kinderstadt miteinbezogen<br />
werden mussten. Wie viel Geld<br />
soll für wen und was ausgezahlt<br />
werden? Bekommen alle<br />
Bewohner gleich viel? Wie viel<br />
sollen die einzelnen Waren und<br />
Angebote in der Kinderstadt<br />
kosten? Was soll kostenfrei<br />
sein? Gemeinsam mit ihrem<br />
Anleiter und mir berieten die<br />
Kinder die genaue Umsetzung.<br />
Zunächst sollte jede_r BürgerIn<br />
einmalig 1300 H ausgezahlt<br />
bekommen. Ein schöner Grundgedanke,<br />
doch über die Frage<br />
nach der Umsetzung, wann und<br />
wie die MitarbeiterInnen innerhalb<br />
von 10 Tagen so viel Geld<br />
herstellen könnten, tasteten wir<br />
uns gemeinsam an das Verhältnis<br />
von Geld und Preisen, dem<br />
umsetzbaren Geldwert heran.<br />
Anschließend gingen die MitarbeiterInnen<br />
der Bank von Hütte<br />
zu Hütte und berieten, wie hoch<br />
die jeweiligen Preise sein könnten,<br />
damit sich jede_r BürgerIn<br />
auch genügend Dinge in der<br />
Stadt kaufen könne.<br />
Die Ideen und gewonnenen Erkenntnisse<br />
wurden am darauffolgenden<br />
Tag auf der Bürgerversammlung<br />
öffentlich erklärt<br />
und die Kinder stimmten gemeinsam<br />
ab und entschieden,<br />
das jede_r BürgerIn einmalig<br />
ein „Bedingungsloses Grundeinkommen“<br />
von 18 H von der<br />
Bank ausgezahlt bekommt. Mit<br />
diesem wurde Handel betrieben<br />
und die jeweiligen Einrichtungen<br />
teilten die Einnahmen unter ihren<br />
MitarbeiterInnen auf oder<br />
investierten diese gemeinsam.<br />
30<br />
31
Das Thema Geld begleitete uns<br />
noch auf einigen BürgerInnenversammlungen;<br />
unter anderem<br />
wurde nach ein paar Tagen von<br />
den Kindern diskutiert, dass<br />
manche Orte in der Kinderstadt<br />
für alle kostenfrei sein sollten,<br />
wie beispielsweise die Benutzung<br />
des Pools. Außerdem<br />
wurde entschieden, das Forschungslabor<br />
durch die Bank<br />
zu bezuschussen, da die MitarbeiterInnen<br />
über die Forschung<br />
kaum Einnahmen erzielen konnten,<br />
aber doch über genügend<br />
Geld verfügen wollten.<br />
Das Forschungsinstitut<br />
Im Forschungsinstitut nahmen<br />
die Kinder die natürliche Umgebung<br />
der Kinderstadt näher<br />
unter die Lupe, identifizierten<br />
Pflanzen, Blätter und Insekten.<br />
Gemeinsam mit ihrer Betreuerin,<br />
die sich abends flexibel auf die<br />
aktuellen Aufgabenstellungen<br />
vorbereitete, stellten sie „Fossilien“-Gipsabdrucke<br />
von Pflanzen,<br />
Steinen und Muscheln und<br />
eine Luftballon-angetriebene<br />
Post-Rakete zur Nachbarhütte<br />
her und führten einfache Experimente<br />
durch, wie beispielsweise<br />
die Mentos-Cola-Fontaine.<br />
Das Hotel am<br />
Meer<br />
Das Hotel am Meer war ein Millionärsclub<br />
mit Übernachtungsmöglichkeiten.<br />
Da sich bald zeigte, dass keine<br />
Kunden zum Übernachten eincheckten<br />
legten die jungen Betreiber<br />
ihren Schwerpunkt auf<br />
den „Spa-Bereich“ des Hotels.<br />
Bald konnte man sich vor Ort mit<br />
einer Rückenmassage oder einer<br />
Erfrischungsmaske verwöhnen<br />
lassen. Es gab zudem einen<br />
Handtuchverleih für den an das<br />
Hotel angrenzenden Pool.<br />
Die Bar 25<br />
Die Bar 25 war eine gemütliche<br />
Bar, in der man Erfrischungsgetränke<br />
(Holunderblüten-,<br />
Kirsch- oder Apfel-Getränke)<br />
und Snacks (Salzstangen etc.)<br />
erwerben und chillen konnte.<br />
Außerdem wurde in regelmäßigen<br />
Abständen Live-Musik, (der<br />
Betreuer spielte Gitarre und übte<br />
kleine Songs mit den Kindern<br />
ein) und Live-Performances<br />
(einstudierte oder improvisierte<br />
Sketche, kleine Theatersequenzen<br />
und Akrobatisches) für die<br />
übrigen BewohnerInnen der<br />
Kinderstadt angeboten.<br />
Apple Store<br />
Die Kinder waren begeistert von<br />
der kommerziellen Idee eines<br />
Apple-Stores, von der sich das<br />
Team nicht gern überzeugen<br />
ließ und sich auch nicht vorstellen<br />
konnte, wie sie umgesetzt<br />
werden sollte. An diesem<br />
Beispiel wird deutlich, dass<br />
die Kinder, auch wenn sie in<br />
der Kinderstadt völlig frei entscheiden<br />
können, in dieser zum<br />
großen Teil ihre Lebenswelt abbildeten<br />
und Geld deshalb eine<br />
zentrale Rolle einnahm. Die beteiligten<br />
Kinder setzten dieses<br />
kommerzorientierte Thema zugegebenermaßen<br />
sehr liebevoll<br />
und detailfreudig um:<br />
Es entstand eine rechteckige<br />
Hütte mit Regalen an den<br />
geweißten Wänden. In diesen<br />
Regalen wurden tatsächlich<br />
iPhones, Mac Books und Tablets<br />
ausgestellt, die die Kinder<br />
aus Pappe, aus Zeitschriften,<br />
ausgeschnittenen Bildern und<br />
Werbung sowie aus Isolierband<br />
gefertigt hatten.<br />
„Die Silbernen Macs“ waren,<br />
wie im echten Leben auch, teurer<br />
als die mit dem weißen Isolierband.<br />
Bei den Tablets hatten<br />
die Kinder Motive aus Zeitschriften<br />
mit Delfinen oder Wasserfällen<br />
aufgeklebt, die über die<br />
unterschiedliche Zuordnung in<br />
Preiskategorien entschieden.<br />
Die Kinder sprühten außerdem<br />
ein übergroßes Apple-Logo auf<br />
einen Karton und während der<br />
Öffnungszeiten drehte sich ein<br />
Kind mit dem Schild auf dem<br />
Dach. Das ausgefeilte Marketing-Konzept<br />
setzte sich auch in<br />
der Kinderstadt durch und am<br />
letzten Tag waren alle Produkte<br />
verkauft.<br />
32<br />
33
Die Koch-Insel<br />
Die Kunstvilla<br />
Auf der Koch-Insel wurde jeden<br />
Morgen unter freiem Himmel<br />
geschält und geschnippelt,<br />
was das Zeug hält, denn jeden<br />
Tag wurde dort über offenem<br />
Feuer (Feuerschale) ein frisches<br />
Mittagsessen und Zwischensnacks<br />
für alle BewohnerInnen<br />
der Kinderstadt zubereitet. Ein<br />
dreiköpfiges Team besorgte die<br />
Lebensmittel und täglich wechselnd<br />
unterstützte eine Kleingruppe<br />
die Essenszubereitung<br />
und -verteilung.<br />
Die Kinder konnten im Rahmen<br />
der BürgerInnenversammlung<br />
ihre Essenswünsche einbringen<br />
und über sie abstimmen. Eine<br />
„Tageskarte“ wies jeweils das<br />
aktuelle Menü aus.<br />
Die Koch-Insel befand sich<br />
aus Brandschutzgründen nicht<br />
auf der Wiesenfläche der Kinderstadt,<br />
sondern auf dem Betonweg<br />
zur Turnhalle und wurde<br />
von den Kindern auf ihrem Weg<br />
zum Materialdepot oder zur Toilette<br />
gerne zum kurzen Verweilen<br />
am Feuer (mit Stöckchen)<br />
oder für einen kleinen Snack<br />
zwischendurch genutzt.<br />
Einigen Kindern machte es so<br />
viel Spaß beim Kochen zu helfen,<br />
dass sie, intrinsisch motiviert,<br />
gleich an mehreren Tagen<br />
mitwirkten. Das Essen war sehr<br />
beliebt bei den Kindern und entsprechend<br />
ein Tageshighlight.<br />
Die Kunstvilla war ein großes<br />
Gebäude, das eine Melange<br />
aus Atelier, Museum und Galerie<br />
darstellte. In der Kunstvilla<br />
wurde auf verschiedenste kreative<br />
Art und Weise mit unterschiedlichen<br />
Techniken Kunst<br />
von den Kindern hergestellt:<br />
Es entstanden große, abstrakte<br />
Graffiti-Exponate, Tape-Art<br />
Bilder, es wurde gebatikt und<br />
„Nagel-Holz-Woll-Skulpturen“<br />
hergestellt sowie eine Vielzahl<br />
kleiner Bilder, die mit Acrylfarbe<br />
gemalt wurden, angefertigt. Die<br />
entstandenen Exponate wurden<br />
liebevoll in der Kunstvilla ausgestellt<br />
und konnten käuflich<br />
erworben werden. Um sich die<br />
Ausstellung anschauen zu können,<br />
mussten die BesucherInnen<br />
außerdem ein Eintrittsgeld<br />
entrichten. Zu dem konnte man<br />
Workshops buchen, in denen<br />
die Kinder anderen Kindern<br />
zeigten, wie man Tape-Art oder<br />
Graffitibilder etc. herstellt.<br />
Die Hütten selbst entstanden<br />
nach den Vorstellungen<br />
der Kinder, wie auch<br />
die Berufe und ihre Ausübungsformen<br />
bis hin zum<br />
Warensortiment. Aus verschiedenen<br />
Materialien<br />
und Lebensmitteln haben<br />
die Kinder mit Unterstützung<br />
ihrer AnleiterInnen<br />
alles selbst hergestellt.<br />
Einige Hütten veränderten<br />
ihre Funktion nach der ersten<br />
Woche, bedingt durch<br />
den Wechsel der Kinder in<br />
den Kleingruppen (manche<br />
Kinder waren für die<br />
erste oder zweite Woche<br />
angemeldet) oder durch<br />
neue Ideen der Kinder. So<br />
wurde beispielsweise in<br />
Woche zwei aus der Bank<br />
und dem Forschungsinstitut<br />
die „Kunstvilla“.<br />
34<br />
35
2.6 Ausblick<br />
Die Erfahrungen der Durchführungen<br />
der letzten zwei Jahre<br />
bestätigten, dass die Kombination<br />
des erlebnispädagogischen<br />
Ansatzes des Bauspielplatzes<br />
mit dem Konzept der Kinderstadt<br />
ein für Kinder attraktives<br />
Angebot darstellt, um sich<br />
spielerisch mit politischen Inhalten<br />
auseinander zu setzen. Die<br />
theoretischen Vorannahmen,<br />
Voraussetzungen und praktische<br />
Umsetzung des Projekts<br />
werden mit dieser Broschüre<br />
dokumentiert und veröffentlicht<br />
und dienen als Grundlage zur<br />
Weiterentwicklung des Projektes<br />
über die Kinderstadt 2014<br />
hinaus.<br />
Das Projekt kann so Modell<br />
stehen für andere Berliner Bezirke,<br />
mit erhöhten Fallzahlen in<br />
Zusammenhang mit rechtsradikalen<br />
Delikten und gleichfalls in<br />
Bezirken, die am Projekt interessiert<br />
sind, adaptiert werden.<br />
Im Anschluss an die Bauspiel-Kinderstadt<br />
2014 haben<br />
bereits viele der Eltern angefragt,<br />
ob das Demokratie-Projekt<br />
2015 wieder stattfinden<br />
wird, und auch die Schule signalisierte,<br />
dass sie an einer weiteren<br />
Kooperation in 2015 interessiert<br />
ist. Außerdem soll die<br />
Kinderstadt in Zukunft größer<br />
werden und so mehr Kinder begeistern,<br />
was ein größeres Organisations-<br />
und Erfahrungsfeld<br />
für die Kinder ermöglicht.<br />
Für die Zukunft wird eine Verstetigung<br />
der Kinderstadt in<br />
Weißensee angestrebt. Eine<br />
weitere Unterstützung in Form<br />
einer Teilfinanzierung durch das<br />
Jugendamt Pankow wäre wünschenswert.<br />
Außerdem könnten<br />
zusätzliche Mittel durch andere<br />
Projekttöpfe akquiriert werden.<br />
Darüber hinaus versuchen wir<br />
lokale Sponsoren für die Kinderstadt<br />
zu gewinnen.<br />
Zum Schluss möchte ich meine<br />
persönliche Vision anbringen:<br />
Ich träume von einer Kinderstadt<br />
in Weißensee, die ihre<br />
Pforten den gesamten Sommer<br />
über für die Kinder geöffnet hat<br />
und einem Standort, an dem die<br />
Hütten dauerhaft stehen bleiben<br />
können.<br />
Nadine Hoff<br />
36<br />
37
38<br />
39