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Siegerländer Schimpfwörter

Seejerlänner Schempfwörrer ist eine Zusammenstellung von früher und teils heute noch im Siegerland - teils auch darüber hinaus - gebrauchten Schimpfwörtern und Begriffen in Mundart des Verlags Buch-Juwel, Siegen. Im Wörterbüchlein-Magazin sind alle Begriffe weitestgehend in Hochdeutsch übersetzt und kurz erläutert.

Seejerlänner Schempfwörrer ist eine Zusammenstellung von früher und teils heute noch im Siegerland - teils auch darüber hinaus - gebrauchten Schimpfwörtern und Begriffen in Mundart des Verlags Buch-Juwel, Siegen. Im Wörterbüchlein-Magazin sind alle Begriffe weitestgehend in Hochdeutsch übersetzt und kurz erläutert.

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Seejerlänner Schempfwörrer<br />

… alles mit kurzen Erläuterungen<br />

Du<br />

ahl<br />

Lälles<br />

Du best<br />

doch<br />

e Orrse<br />

Dat es e<br />

Brechmeddel


Seejerlänner Platt: <strong>Schimpfwörter</strong><br />

Heimatliches aus dem Verlag Buch-Juwel / 01/2015 - 9/2016<br />

Für das Schimpfen und <strong>Schimpfwörter</strong>, auch mal nicht ganz ernst gemeint oder so richtig, - moa so<br />

rechdech schenn - hat die <strong>Siegerländer</strong> Mundart einige Wörter parat. Flüche eingeschlossen. Ein<br />

paar Beispiele sind hier zusammengestellt, ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.<br />

Schenn: Oberbegriff für schimpfen, daher hier zuerst<br />

Arsch(gesecht): Jemand, mit dem man nichts zu tun haben will, der viel Blödsinn<br />

erzählt und/ oder macht. Hat nichts mit „Aussehen“ zu tun.<br />

Bessere: Abschätzig für Menschen, die eventuellen einer höheren Schicht<br />

angehören oder das glauben und vorgeben<br />

Bölles: Jemand, der in Wort und / oder Tat sehr ungestüm ist<br />

Dappes: Wenn sich jemand ungeschickt anstellt, Unpassendes sagt<br />

Desbediern: Steht für „streitig diskutieren“<br />

Doofkopp: Jemand, der anscheinend nichts kapiert<br />

Donnerstaach: Sich über etwas oder jemanden ärgern, ähnlich wie „zum<br />

Donnerwetter“<br />

Dost: Etwas nicht richtig gemacht, musste man wissen, „Du Dost“<br />

Driewes: Herumtreiber, nicht nur räumlich gemeint<br />

Durmel: Wenn jemand etwas falsch gemacht hat oder nicht bei der<br />

Sache war oder ist, im Moment etwas wirr<br />

Dussel: Ähnlich wie Durmel, aber schon ein bisschen schärfer. Auch<br />

positiv wie „Dussel/ Glück haben“<br />

Flittche: Frau, leichtlebig, mehrere Männer<br />

Fulsch: Jemand wird für faul gehalten, arbeitet nicht<br />

Groarskotz: Angeber, jemand, der vorgibt, dies oder das zu können oder viel<br />

Einkommen/ Geld zu haben<br />

Hautevalaute: So nannte man teils die, die weiter oder ganz oben in der<br />

Gesellschaft stehen. Im Siegerland spricht man das französische<br />

Wort meist auch so aus - statt „Hotvolee“<br />

Kloas: Man hat sich über den anderen geärgert. Richtig für „Nikolaus“<br />

IMPRESSUM: Verlag Buch-JuWel, Jürgen Weller (verantw. i. S. Des Presserechts und<br />

Telemediengesetzes), Lessingstraße 8, D-57074 Siegen, www.buch-juwel.de. UmStIdentNr. DE<br />

192423892, Gerichtsstand und Erfüllungsort D-Siegen, in 1. Instanz stets das Amtsgericht. Die<br />

Begriffe in dieser Publikation wurden beispielhaft aus eigenen Kenntnissen oder Hörensagen<br />

zusammengestellt. Sie werden evtl. je nach <strong>Siegerländer</strong> Ort anders ausgesprochen. Zum Teil wird<br />

es auch überregional ähnliche Begriffe geben.


Seejerlänner Schempfwörrer (<strong>Schimpfwörter</strong>), Buch-Juwel 3<br />

Lagombes: Der mal dies oder jenes oder nach Meinung der anderen nichts<br />

richtig oder so Richtiges macht<br />

Lälles: Jemand, der einem „das Ohr abredet“, aber nichts<br />

Wesentliches sagt oder wirklich zu einem Thema beiträgt<br />

Lamesotterich: Jemand, der alles langsam(er) angeht, nicht zu Potte kommt<br />

Lombe-Mäckes: Der „Lumpenmann“ fuhr früher durch die Straßen und<br />

sammelte Papier, Lumpen und Metall ein. Je nach Art und/ oder<br />

Gewicht gab es dann ein paar Groschen oder mehr dafür. Die<br />

Sammler läuteten mit einer Handglocke und riefen zum Beispiel<br />

„Lumpen, Eisen und Papier“ oder Eisen-, Lumpen- und<br />

Metallaufkauf“. Das Drumherum sah verständlicherweise nicht<br />

immer gepflegt aus. Das Wort ist daher zwar so gemeint, aber<br />

kein richtiges Schimpfwort. Man sagte auch „Lombe-Maa“.<br />

Hosbes: Leicht abschätzig für jemanden, den man nicht kennt oder der<br />

was Unpassendes sagt oder noch als unreif gilt<br />

Mäckes: Jemand, der für nicht sauber, unordentlich oder auch für<br />

außerhalb der „normalen“ Gesellschaft gehalten wird - s.o.<br />

Mocke: Unsauber, auch jemand, der etwas Unappetitliches macht<br />

Oarwer-Idiot: Der große Idiot, Unsinnserzähler<br />

Plotsch: Meist in Zusammenhang mit „dick“, komisch gehen, sich<br />

ungeschickt benehmen, plotschig<br />

Saubeest: Für eine Frau, die man nicht leiden kann oder die etwas<br />

angestellt hat, was einem nicht passt, ein Biest. Hinweis: statt<br />

„Sau“ wird bei diesen Begriffen oft auch „Säu“ gesagt<br />

Saujong: Er hat irgendwas angestellt oder andere beleidigt<br />

Saudeng: Ein Gerät oder Ähnliches, das nicht richtig funktioniert<br />

Säuwieb: Frau, mit der man nicht zurechtkommt oder die „locker“ mit<br />

Männerbekannschaften umgeht. Siehe auch vor.<br />

Schennoas: Der andere hat etwas falsch verstanden oder falsch gemacht<br />

Schessgedäh: Eine Sache, die nicht gut gelaufen ist, nicht in Ordnung ist und<br />

über die gesprochen wird. Macht nicht so einen Mist aus dieser<br />

Sache<br />

Schnutte: Abfällig für Mund, „De Schnutte schwaarte“ sagt man, wenn<br />

jemand, viel, lautstark oder oft Unangebrachtes spricht<br />

Schrabbig: Wenn man mehr als sparsam ist, geizig


Seejerlänner Schempfwörrer (<strong>Schimpfwörter</strong>), Buch-Juwel 4<br />

Schroa:<br />

Schröakel:<br />

Jemand, meist frau, der nicht gut aussieht, ursprünglich „dünn“<br />

Auch „Schröaksel“, jemand, meist frau, der eine schlechte,<br />

meist dünne Figur hat und nicht gut aussieht oder sich<br />

unvorteilhaft gekleidet hat, ähnlich wie vor<br />

Söffer: Jemand, der sehr dem Alkohol zuspricht und sich wenig um<br />

Stoffel:<br />

Verdummech:<br />

Vermalledeit:<br />

Verschesse:<br />

seine Familie oder Arbeit kümmert<br />

Wer sich nicht richtig benimmt, zum Beispiel andere nicht grüßt,<br />

auch „dä benemmt sech ‚stoffelich’ “<br />

„Verdummechnetemoal“ sagt man zu sich selbst, wenn<br />

irgendwas nicht richtig klappt; wohl von „verdammt“<br />

Vermalledeitnetmoal, wenn was nicht funktioniert und man es<br />

nicht hinbekommt, der „Wurm“ drin ist, ähnlich wie vor<br />

Etwas nicht hinbekommen, wie es sein soll, Zeit verpasst, eben<br />

„verschissen“; aber auch „verschesse“ , wenn man einem<br />

anderen nicht mehr traut „Dä hätt ett bie mir verschesse“<br />

Wandale: Meist für Wohnung, Haus gebraucht, alles unordentlich, nicht<br />

aufgeräumt, ob im Haus oder ringsum „Die huuse we de<br />

Wandale“ von „Vandalen“ , ehemaliger Volksstamm<br />

Zinnober: Auch „Zinnower“, nichts Richtiges, nur Klimbim oder geäußerte<br />

Zorres:<br />

Mäckes, wie vor erläutert, ist nicht nur ein<br />

Schimpfwort. Es ist ein irdenes Gefäß mit gedrehtem<br />

Metallgriff . Damit wurde zum Beispiel früher der<br />

Kaffee oder Muckefuck (Kaffeeersatz, Kornkaffee) in<br />

den Hauberg oder aufs Feld gebracht. Die Tonwaren<br />

kamen früher mit reisenden Händlern aus dem nahen<br />

Westerwald. Daher wohl der Wortzusammenhang.<br />

Der Mäckes ist im Siegerland ein typisches Relikt und<br />

Souvenir. Es gibt weitere traditionelle Gefäße.<br />

Wunschvorstellungen „Dat ess doch nur Zinnober“<br />

Streit „mach doch net so’nen Zorres“, wohl Jiddisch<br />

Es ist nicht immer so, wie es sich anhört! Die Wörter werden oft bei einem Streit, als<br />

„Ussdrock“ (Ausdruck) oder auch zur Darstellung einer vom Nutzer für unschön gehaltenen Situation<br />

gebraucht. Manche können durchaus beleidigend sein. Aber ein großer Teil solcher Wörter wird auch<br />

scherzhaft und mit einem Augenzwinkern oder für den Moment ein bisschen ernst unter Freunden und<br />

Bekannten verwendet. Manchmal antwortet man dann mit Ähnlichem. Meist ist das alles aber schnell<br />

vergessen. Außerdem gebraucht man die Wörter teils auch für sich selbst, wenn etwas bei Arbeit oder<br />

Hobby nicht richtig läuft: „Ech sinn vielleicht e Dussel!“ Das Fluchen gehört dann oft dazu.


Seejerlänner Schempfwörrer (<strong>Schimpfwörter</strong>), Buch-Juwel 5<br />

Noch aufgelesen: kleine<br />

Ergänzung - bunt<br />

durcheinander<br />

Sauhond: Auch Säuhond. Sauhund. Jemand, der etwas angestellt hat,<br />

oder öfter etwas nicht Gutes anstellt. Auch jemand, dem man<br />

daher nicht richtig vertraut<br />

Saubande: Wie vor, oft für kleine Gruppe von Kindern oder Jugendlichen<br />

gebraucht, die sich nicht gut benimmt „ne Saubande“<br />

Deiwel: Teufel. Jemand, der ungezogen, frech oder auch böse ist, ob<br />

öfter oder bei einem bestimmtem Anlass<br />

Fahrisäer: Pharisäer. Jemand, der etwas anderes zu sein scheint, als<br />

seine Handlungen oder sein Auftreten vorgeben.<br />

Dommschwätzer: Dummschwätzer. Jemand, der dummes Zeug erzählt.<br />

Aussagen, die nicht (richtig) stimmen oder auch Sprüche<br />

und Belehrungen, die der Gegenüber nicht hören will.<br />

Oarwer-Lälles: Oberschwätzer. Einfach noch einmal eine Steigerung des<br />

typischen <strong>Siegerländer</strong> Wortes Lälles<br />

Mull:<br />

Maul. Siehe auch Schnutte. Abwertend für Mund gebraucht:<br />

„Du mosst gerad det Mull dazoa offmache“. Gerade du musst<br />

dazu, zu diesem Thema, dieser Sache etwas sagen.<br />

Brölles: Brüller. Jemand, der gerne sehr laut redet oder lautstark<br />

Gespräche führen und sich, auch mit unqualifizierten<br />

Äußerungen, einmischen will und mit seinem lauten und nicht<br />

immer netten, brüllenden Tonfall auch gerne streitet.<br />

Viele der Wörter werden heute noch gebraucht, manche sind bereits vergessen. Manche sind auch in vielen anderen<br />

Regionen, vielleicht mit anderer Aussprache, in Gebrauch. Auf dem „Land“ bedient(e) man sich öfter der Wörter als in<br />

der Stadt. Das hängt einfach damit zusammen, dass dort das Platt häufiger gesprochen wurde und wird. Mundart ist<br />

Tradition, Kultur und Heimat! Manches wie „Lälles“ oder „Brölles“, wie Schröakel oder Schröaksel“ oder Hosbes,<br />

Mäckes und Schnennoas sind weitgehend typisch fürs Siegerland. In vielen Fällen ist eine direkte Übersetzung<br />

beigefügt, ansonsten zumindest eine Erklärung. Wer Interesse hat, stöbert im Internet nach „Seejerlänner Platt“ oder<br />

„… Mundart“. Auf der Seite www.buch-juwel.de gibt es eine umfangreiche Wörterbuchliste, sortiert nach einigen<br />

Themen. Wir sind sicher, dass es weder auf diesen Seiten noch bei unseren anderen Listen Vollständigkeit gibt. Gerne<br />

ergänzen wir. Mundart halten wir für wichtig. Vielleicht haben Sie weitere Begriffe beizutragen? Einfach mailen!


Seejerlänner Schempfwörrer (<strong>Schimpfwörter</strong>), Buch-Juwel 6<br />

Hier geht es noch weiter<br />

mit Ergänzungen, ebenfalls<br />

ungeordnet<br />

Orrse: Ochse. Jemand hat wieder einmal etwas falsch gemacht oder<br />

nicht richtig kapiert.<br />

Schoaf: Schaf. Ähnlich wie vor, aber weicher, nachsichtiger.<br />

Hippe: Ziege. So bezeichnete man Frauen, die anders als gewohnt<br />

auftraten, ob in Kleidung oder Sprache.<br />

Dämel: Herleitung hier nicht richtig bekannt. Wohl als Substantiv<br />

(Hauptwort) von dämlich gebraucht, nicht richtig wissend, nicht<br />

schlau, an „dumm“ angelehnt. Kapiert nicht richtig, macht was<br />

falsch. Ähnlich wie bei vorherigen Bezeichnungen.<br />

Dämelack: Steigerung von Dämel, meist gegenüber männlichen Personen<br />

Glotzen: Intensiv zuschauen oder auf jemanden schauen. „Woaröm<br />

gloatzt du da so? Warum guckst du so? Gibt es was<br />

Besonderes zu sehen?<br />

Nex am Kaste: „Nichts am Kasten, im Kopf. Jemand, der für dumm gehalten<br />

wird, nicht viel Wissen zu haben scheint.<br />

Bredd vorm Kopp: Brett vorm Kopf. Denkt nur in bestimmten Kategorien, ob<br />

politisch oder zu anderen Themen.<br />

Lustern: Wohl von „lauschen“. Leute, die heimlich zuhören oder es<br />

versuchen. Sie wollen mitbekommen, was andere zusammen<br />

sprechen. Das war/ ist nicht beliebt. Bekam man es mit,<br />

stellt(e) sich man darauf ein.<br />

Hinweise zum Gebrauch: Das ist eine Auswahl. Wenn die eine oder andere Bezeichnung auch „hart“ gegenüber<br />

anderen klingt, wie das bei <strong>Schimpfwörter</strong>n nun einmal so ist, haben wir das eine und andere zu Diskriminierende<br />

dennoch nicht aufgenommen. Für uns ist jeder, egal welcher Hautfarbe, Nationalität, Eigenschaften und welchen<br />

Glaubens er ist, ein Mensch. Sofern wir auf Neues treffen, ergänzen wir die Liste gerne. Die Zusammenstellung darf<br />

insgesamt verlinkt werden. Urheberschaft und Impressum müssen in allen Fällen erhalten bleiben. Das Drucken,<br />

Kopieren und Weitergeben ist nicht erlaubt. Für die Nutzung in eigenen Webseiten, Social Media und allen anderen<br />

gleichen oder ähnlichen Verfahren ist nur der Link, nicht der Einbau der Seiten erlaubt! Bei Bedarf oder Abdruck,<br />

Sendung bitte unbedingt erst bei uns anfragen! Ergänzt und neu gefasst September 2016. Alle Rechte © 2015/2016 by<br />

Verlag Buch-Juwel und Autor Georg Hainer. Mehr Mundartliches gibt es auf unserer Seite www.buch-juwel.de

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