Glareana_39_1990_#2

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- 13 - Fragen zur Restaurierung , zum Kopieren und Nachbauen von Streichund Zupfinstrumenten. Ein Bericht über die Veranstaltung im Rahmen der 38. ordentlichen Generalversammlung. An1ässlich der Rahmenveranstaltung zur Generalversammlung im Schweizerischen Landesmuseum am Nachmittag des 19. Mai sprach unser Mitg l ied Paul J . Reichlin, Samstagern, über das Restaurieren und Nachbauen von alten Musikinstrumenten ; er hatte dafür verschiedene Demonstrationsobj ekte mi tgebracht. Paul Reichlin erl äuterte die vielfäl tige Probl e matik der Restaurationspraktiken anhand seiner reichen Erfahrungen mit alten Streich- und Zupfinstrumenten. Als klangliche Beispiele dazu spielten Dorothee und Hichael Jappe unbekanntere Musikwerke auf verschiedenen Sai teninstrumenten, die teils von Herrn Reichlin restauriert wurden und teils in ihrem Originalzustand bewahrt blieben. Beim Restaurieren ist man vor zwei divergierende Höglichkeiten gestellt, die nur durch Fachkenntnisse und Intuition zu einem akzeptablen Kompromiss führen können. Einerseits wil l man das Instrument erhalten, was zum Au fgabenbereich des Sammlers gehört, anderersei ts soll das Instrument wieder kli ngen und in seiner ursprünglichen Funktion eingesetzt werden können. Häufi g ist ein Instrument bereits früher restauriert worden; hier gilt es, alles genau zu prüfen und unsachgemässe Aenderungen rückgängig zu machen. Oder gewisse Teile können so stark beschädigt sein (z.B. durch Wurmfrass ) , dass sie nicht mehr brauchbar sind, wenn das Instrument nicht nur für das Auge, sondern auch für das Ohr restauriert werden sollte. Sind Holzteile schwach geworden, können sie verstär kt werden; doch oft wird diese Stabilität auf Kosten des Klanges erreicht. Ist ein Restaurator selber als Instrumentenbauer tätig, so muss er s i ch bewusst sein, dass er höchsten gleich gut, nicht aber besser baut als der Hersteller jenes Objektes, das er restaurieren will. Es darf nicht vorkommen, dass er etwa sagt, "Heute können wir das besser", und daher "Verbesserungen" der Original substanz ausführt. Doch auch nach der Restauration können Probleme auftreten. Das Instrument kann beim Spiel abgenützt - es klingt dann " ausgespielt" - oder gar beschädigt werden. I m Extremfall entsteht die paradoxe Situati on, dass ein Instrument nicht mehr intensiv,
- 14 - konzertmässig gespielt werden soll, um es überhaupt spielbar zu erhalten. Die Voraussetzungen und die Vorgangsweise bei der Restauration eines Streichinstrumentes erläuterte Paul Reichlin folgendermassen:l. Prüfung des Zustands: Was ist original? Was ist gut restauriert? Was schlecht restauriert? Was ist allenfalls zu ersetzen? 2. Feststellen der historischen zusammenhänge: Von wann, wo und wem stammt das Instrument? Kenne ich ein anderes Werk dieses Herstellers? Kenne ich ein ähnliches Instrument aus der gleichen Epoche? 3. Konstruktionszeichnungen anfertigen. 4. Instrument wenn nötig öffnen, reinigen, falsche Reparaturreste entfernen. 5. Passendes Holz und eventuell andere Materialien suchen. 6. Boden, Decke, Zargen etc. gegebenenfalls füttern. 7 . Alte Risse auswaschen, neu leimen; fehlende Stellen aussetzen und leimen. 8. Fehlende Teile ergänzen. 9. Korpus schliessen. 10. Die weiteren Teile montieren. 11. Retouchieren. Doch sind nicht nur alte Instrumente wertvoll! Daher richtete sich Herr Reichlin schliesslich insbesondere an die anwesenden Sammler und schlug vor, auch schöne, neue Instrumente zu sammeln. Harry Joelson-Strohbach
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