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TRENDS
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Kitchen
vegan
Laut einer Studie des Markt- und Organisationsforschungs-Instituts
YouGov aus dem Jahr 2014
liegt die Anzahl der praktizierenden Veganer in
Deutschland bei 1,5 Prozent, Tendenz steigend.
Text: Philipp Stein
empfänglich wie heute, was einer veganen
Lebensweise zugutekommt. Der ständige
Konsum von Fleisch und die damit verbundene
Massentierhaltung gilt gerade in städtischer
Umgebung als unattraktiv. In diesen
Kreisen heißt es: Wenn Fleisch, dann bitte in
exzellenter Qualität. Aber unter der Woche
ernähren sich auch bekennende Genießer
häufig weitgehend ohne tierische Produkte.
Es ist gar nicht lange her, sagen wir so
fünf Jahre, da galten Veganer noch
als Spinner. Vom Freundeskreis belächelt,
erledigten sie ihre Einkäufe im Reformhaus,
beschworen demonstrativ den
Verzicht auf tierische Produkte aller Art und
bestärkten sich alle gegenseitig auf fast
schon religiöse Art in ihrem Glauben.
Diese Zeiten sind vorbei, Veganismus hat
sich längst aus der missionarischen Ecke
gelöst. Fleisch und Fisch sind ohnehin bei
vielen out, und wer darüber hinaus auch
auf Milch, Honig, Butter, ja sogar Leder und
Daunen verzichtet, wird heutzutage von einer
breiten Masse akzeptiert. Die vegane
Lebensweise und speziell die vegane Ernährung
ist inzwischen nicht mehr nur bei
ideologischen Extremisten en vogue. Restaurants
wie das Cookies Cream in Berlin
locken Besucherscharen mit veganen Drei-
Gänge-Menüs, die großen Supermarktketten
führen vegane Produktlinien ein, selbst
Ikea bietet fleischlose Köttbullar aus Kichererbsen
und Grünkohl an. Das Thema schafft
es in Talkshows zur besten Sendezeit, Kochzeitschriften
kommen nicht mehr ohne vegane
Rezepte aus. Die Szene hat sogar Stars
wie den Koch Attila Hildmann, der in vielen
TV-Sendungen aufgetreten ist und
mit seinen Büchern gutes Geld verdient.
Dass die vegane Ernährung nicht mehr in
die muffelige Öko-Ecke gestellt wird, hat
mehrere Gründe. Zum einen argumentieren
ihre Anhänger nicht mehr so ideologisch
und verbissen wie zu früheren
Zeiten. Es geht nicht mehr ausschließlich
um das Tierwohl und die eigene moralische
Überlegenheit, sondern ganz generell
um eine gesündere Lebensweise,
um Achtsamkeit – sich selbst und der
Umwelt gegenüber. Zum anderen ist die
Gesellschaft toleranter und sensibler
gegenüber alternativen Ernährungsgewohnheiten
geworden.
Sensiblere Konsumenten
Fast jeder kennt heutzutage jemanden
aus dem Freundeskreis, der eine Allergie
oder eine Unverträglichkeit wie Laktoseintoleranz
aufweist. Dass man bei
einer Einladung zum Essen auch Vegetarier
und Veganer berücksichtigt, liegt
nahe. Außerdem: Noch nie waren die
Menschen für biologische Produkte so
Raum für Experimente
Hinzu kommt, dass internationale Küchen
seit vielen Jahren den Gaumen eines
durchschnittlichen Essers beeinflussen.
Ein Couscous-Salat mit Falafel, wie
es ihn beim Ma rokkaner gibt? Schmeckt
auch denen, die sonst nur Döner essen.
Reis mit Kimchi und gebratenem Tofu?
Mögen vielleicht auch jene, die normalerweise
Schweinefleisch süß-sauer bestellen.
Und selbst den Kreisen, denen die
Askese fremd ist, bietet der Verzicht auf
tierische Produkte Raum für Experimente:
Das weltberühmte Noma in Kopenhagen
serviert Wurzeln und Flechten, fast jedes
Restaurant der Sterneklasse bietet mittlerweile
vegetarische und vegane Gänge an.
Wagt man einen Ausblick in die Zukunft,
wird es vielleicht so sein, dass die Anzahl
konsequenter Veganer langfristig in etwa
stabil bleibt, der Anteil der sogenannten
Flexi-Veganer aber sicherlich deutlich ansteigen
wird.
PASSIONGENUSS 01.16
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