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NAT 30-32 Pepinos - Natürlich

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Ihr Name weist auf die südamerikanische Heimat hin:<br />

Inkabeere, Inkamelone oder Pepino nennt man die<br />

Birnenmelone (Solanum muricatum) auch. Die Vitamin-C-<br />

reiche Frucht schmeckt köstlich und lässt sich bis auf<br />

eine dünn zurückbleibende Haut auslöffeln. <strong>Pepinos</strong><br />

können ohne grossen Aufwand selber herangezogen<br />

werden und sind eine Zierde für Garten und Balkon.<br />

Von Kurt Forster (Text und Fotos)<br />

Versprechen eine reiche Ernte:<br />

Die halbreifen Früchte hängen in Gruppen<br />

von 4 bis 8 Stück beisammen.


Keramische Fruchtdarstellungen in Grabfunden<br />

deuten darauf hin, dass Birnenmelonen<br />

alias <strong>Pepinos</strong> bereits vor 2000<br />

Jahren von den Inkas in den Anden angebaut<br />

wurde. In den hochgelegenen Gebirgstälern<br />

von Bolivien, Chile, Ecuador, Kolumbien und<br />

Peru gedeiht die weisslich-gelbe Frucht mit den<br />

violetten Streifen bis auf <strong>30</strong>00 m Höhe über<br />

Meer. Nach Europa gelangte die Birnenmelone<br />

auf dem gleichen Weg wie die Kartoffeln und<br />

Tomaten: Sie reiste im Gepäck der spanischen<br />

Eroberer. 1785 trafen die ersten Exemplare in<br />

Frankreich ein.<br />

Heute wird die Birnenmelone bzw. Melonenbirne<br />

im grossen Stil in Süd-, Zentral- und Nordamerika,<br />

in Australien und Südeuropa kultiviert.<br />

In den letzten Jahrzehnten wurde sie auch in der<br />

Schweiz entdeckt und vor allem in den Kantonen<br />

Thurgau und Schaffhausen angebaut. Inzwischen<br />

bieten sogar Grossverteiler <strong>Pepinos</strong> an.<br />

Ist diese Frucht eigentlich eine kleine Melone<br />

oder eine übergrosse Birne? Von der Verwandtschaft<br />

her gehört die Birnenmelone wie die<br />

Aubergine, Kartoffel, Chili, Paprika und Tomate<br />

zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae).<br />

Im Innern trägt sie Kerne, die ähnlich,<br />

aber viel kleiner als diejenigen der Melonen<br />

sind. Die kriechende Pflanze ist mit derben,<br />

lanzettlichen und etwa 12 cm langen Blättern -<br />

ausgestattet. Sie bildet bis zu 1 Meter lange<br />

Triebe und feine, fünfzipflige, weiss-violette<br />

Blüten.<br />

Robuster, als es scheint<br />

Angetrieben von Neugierde und der Lust, etwas<br />

Besonderes auszuprobieren, wagte ich im<br />

Sommer 2002 erstmals den Versuch, die südamerikanische<br />

Pflanze selber heranzuziehen. Da die<br />

Birnenmelone in den hochgelegenen, südamerikanischen<br />

Andentälern gedeiht, ist sie weniger<br />

wärmebedürftig als man aufgrund ihrer geografischen<br />

Heimat annehmen könnte. Meine Familie<br />

wohnt in der voralpinen Hügelzone auf 800 Meter<br />

Höhe. Hier herrscht also nicht gerade das ideale<br />

Klima für eine südländische Pflanze. Trotzdem<br />

ist es mir gelungen, auf einer sonnigen Fensterbank<br />

Pepinopflanzen zu ziehen.<br />

Pepino-Samen kann man im Fachhandel 1 kaufen<br />

oder selber aus reifen Früchten gewinnen.<br />

Dazu löffelt man das Innere der Frucht aus, zerquetscht<br />

es und sucht einige Samen heraus. Diese<br />

werden auf einem Fliessblatt getrocknet und<br />

im Februar in Anzuchtgefässen auf der Fensterbank<br />

ausgesät und herangezogen.<br />

Eine andere, oft angewendete Technik, ist die<br />

Jungpflanzenanzucht aus Stecklingen. Im Herbst<br />

werden von älteren Pflanzen kleine Ästchen<br />

geschnitten und diese in ein Wasserglas gestellt.<br />

Die Stecklinge bilden bald Würzelchen<br />

und können dann in Töpfe gepflanzt werden.<br />

Ihren Lebensansprüchen gemäss werden die<br />

Pflanztöpfe mit einer Mischung aus Gartenerde<br />

und gut gereiftem Kompost gefüllt. So vorbereitet<br />

können sie auf einer hellen Fensterbank<br />

gut gedeihen, so dass im Frühjahr kräftige<br />

Jungpflanzen heranwachsen.<br />

Zarter Schmuck: Die violettweissen<br />

Blüten in Sternenform<br />

erinnern an die<br />

Verwandtschaft mit Tomate,<br />

Paprika und Kartoffel.<br />

Mögen einen<br />

hellen Platz:<br />

abgeschnittene<br />

Stecklinge der<br />

Pepinopflanze<br />

bilden im<br />

Wasser rasch<br />

Würzelchen.<br />

Schmückt<br />

Balkon und<br />

Garten: halbwüchsige,kraftstrotzende<br />

Pepinopflanze<br />

Nr. 3-2003 <strong>Natürlich</strong> 31


Unverkennbar:<br />

die kräftig-derben<br />

Blätter, weissvioletten<br />

Blüten und<br />

weisslichgelben<br />

Früchte der<br />

Pepinopflanze<br />

Richtig überwintern<br />

Die mehrjährige Pflanze steht zwischen den Stauden<br />

und den Halbsträuchern. Ihre Basis kann verholzen,<br />

während die oberen Pflanzenteile weich<br />

bleiben. Bei Frostbeginn bringt man die Pflanztöpfe<br />

mit den <strong>Pepinos</strong> an einen hellen, kühlen<br />

Standort. 10 bis 15 Grad Celsius sind für die Überwinterung<br />

ideal. Während der kalten Monate muss<br />

man sie mässig giessen, d. h. maximal 1mal<br />

wöchentlich, aber nicht düngen. Ist es zu warm<br />

und zu wenig hell, kann die Pflanze unter der Weissen<br />

Fliege oder der Spinnmilbe leiden. Mitte bis<br />

Ende März wird dann radikal zurückgeschnitten:<br />

Man entfernt alle dünnen und schlaksigen Triebe,<br />

bevor die Pflanzen ins Freie gebracht werden.<br />

Anbau und Pflege<br />

Grundsätzlich schätzen die Birnenmelonen ähnliche<br />

Anbaubedingungen wie die Tomaten: eine<br />

kräftige, gut mit Kompost versorgte Erde, genügend<br />

Feuchtigkeit an den Wurzeln, einen trockenen<br />

Kopf und einen sonnigen Standort. <strong>Pepinos</strong> sind<br />

frostempfindlich wie Tomaten, d.h. sie können erst<br />

nach den Eisheiligen ins Freie gepflanzt werden.<br />

Insgesamt sind sie aber eher etwas widerstandsfähiger<br />

als ihre roten Brüder. In der sommerlichen<br />

Hauptwachstumsphase muss man die Pepi-<br />

nos genügend giessen und bis Ende August regelmässig<br />

mit kleinen Kompostgaben versorgen.<br />

Man kann die <strong>Pepinos</strong> kriechend anbauen, wie<br />

Melonen. Dies ist einfach, macht sie aber zur<br />

leichten Beute für Schnecken. Um Frassschäden<br />

zu verhindern, wird ab Ende Mai eine Strohunterlage<br />

oder ein Mulchvlies um die Pflanzen gelegt.<br />

Der Pflanzabstand sollte mindestens 80 � 80 Zentimeter<br />

betragen.<br />

Eine andere Möglichkeit besteht darin, die<br />

Birnenmelonen wie Tomaten an Stecken zu binden<br />

oder am Spalier zu ziehen. Besonders<br />

gut gedeihen sie in einem kleinen Gewächshaus.<br />

Ich ziehe die <strong>Pepinos</strong> in grossen Tontöpfen unter<br />

einer gedeckten Südterrasse. So haben sie bei<br />

längeren Schlechtwetterperioden einen Regenschutz<br />

und gleichzeitig eine wärmeabstrahlende,<br />

windschützende Rückwand.<br />

Professionell werden <strong>Pepinos</strong> oft in Blumenampeln<br />

gezogen: Sie werden in aufgehängte Töpfe<br />

mit mindestens 8 Liter Fassungsvermögen gepflanzt.<br />

Dort sind die jungen Pflanzen vor<br />

Schneckenfrass sicher und können gut bearbeitet<br />

und versorgt werden. Bei dieser Anbauart besteht<br />

allerdings die Gefahr, dass die Ästchen unter dem<br />

Gewicht der Früchte abbrechen. Um dies zu<br />

verhindern, müssen fruchttragende Zweige hochgebunden<br />

werden. Diese Anbautechnik eignet<br />

sich auch für den Balkon<br />

Vielseitiger Genuss<br />

Je nach Klima kann man die Früchte ab Anfang<br />

August bis etwa Ende Oktober ernten. Sie sind<br />

zu diesem Zeitpunkt etwa 15 cm lang und wiegen<br />

zwischen 200 und <strong>30</strong>0 g. Die violetten Streifen<br />

sind nicht bei jeder Frucht gleich stark vorhanden,<br />

sie können mitunter fast fehlen. Eine<br />

reife Pepino erkennt man daran, dass ihr Fruchtfleisch<br />

nicht mehr steinhart ist, sondern unter<br />

Fingerdruck ein wenig nachgibt. Manchmal zeigen<br />

reife Früchte auch einen leichten Gelbstich.<br />

Im Keller oder Kühlschrank lassen sich Birnenmelonen<br />

2 bis 3 Wochen lagern.<br />

Ihr erfrischendes, saftiges Fleisch schmeckt am<br />

besten roh. Das Aroma ist eine Mischung aus<br />

Honigmelone und Birne mit einem Schuss Exotik.<br />

<strong>Pepinos</strong> sind eine Variante zu Netz- oder Honigmelonen.<br />

Sie eignen sich ausgezeichnet als feine<br />

Vorspeise, bereichern als Apérohäppchen ein<br />

kaltes Büfett oder einen Fruchtsalat, können als<br />

Begleitspeise zu Fleisch oder Fisch serviert und<br />

gut zu Cremen oder Glace verarbeitet werden.<br />

Durch Frost gefährdete Früchte kann man im<br />

Herbst grün ernten und durch Lagern<br />

bei Zimmertemperatur nachreifen lassen:<br />

So hat man bis in den Februar<br />

hinein Früchte<br />

1 Bezugsquellen für <strong>Pepinos</strong>amen und -pflanzen:<br />

– W. Feustle, Sirnach, Tel. 071 966 19 80, hat Pepino-Samen<br />

im Angebot (Artikel 41707, Katalog 2003)<br />

– Samen Mauser, Industriestrasse 24, 8404 Winterthur,<br />

Tel. 052 234 25 25, führt ab Ende April Jungpflanzen (keine<br />

Samen).<br />

– Häberli, 9315 Neukirch-Egnach, Tel. 071 474 70 87,<br />

verkauft ab Anfang Mai Jungpflanzen (keine Samen)<br />

<strong>32</strong> <strong>Natürlich</strong> Nr. 3-2003

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