19.02.2013 Aufrufe

Bauerngärten in Niederösterreich - Institut für ökologischen ...

Bauerngärten in Niederösterreich - Institut für ökologischen ...

Bauerngärten in Niederösterreich - Institut für ökologischen ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

E<strong>in</strong>e Bäuer<strong>in</strong> aus dem Waldviertel...<br />

Ferien am Bauernhof samt<br />

„Selbstbedienung im Garten“<br />

Frau H. ist Vollerwerbsbäuer<strong>in</strong> aus Leib und Seele,<br />

die sich <strong>für</strong> jegliche Innovationsmöglichkeiten <strong>in</strong> der<br />

Landwirtschaft <strong>in</strong>teressiert, und diese auch <strong>für</strong> sich<br />

zu nutzen versucht. Neben dem Ab-Hof-Verkauf<br />

ihrer Produkte bietet sie Fremdenzimmer an. Die<br />

Gäste, die bei ihr wohnen, dürfen sich dabei gerne<br />

im Garten mit selbst-gepflückten Salaten oder Kräutern<br />

bedienen – kostenlos, was die Ferien auf dem<br />

Bauernhof noch um e<strong>in</strong>e Spur <strong>in</strong>teressanter macht.<br />

Natürlich ist diese „Selbstbedienung“ nur möglich,<br />

wenn genug Gemüse, Obst und Kräuter vorhanden<br />

s<strong>in</strong>d, denn die Selbstversorgung der eigenen Familie<br />

hat <strong>für</strong> die 50jährige Bäuer<strong>in</strong> oberste Priorität.<br />

Frau H. besitzt eigentlich zwei Gärten, wobei <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em ausschließlich Nutzpflanzen kultiviert werden.<br />

Der zweite und ältere der beiden Gärten liegt<br />

vor e<strong>in</strong>em alten Wirtschaftsgebäude und dient <strong>in</strong><br />

erster L<strong>in</strong>ie dem Anbau von Kräutern wie Estragon,<br />

Kerbel, Majoran und Ysop, aber auch Zierpflanzen,<br />

die mit ihrer Blütenpracht bestechen. E<strong>in</strong> paar Gemüsepflanzen<br />

s<strong>in</strong>d dennoch zu f<strong>in</strong>den, denn diesen<br />

Garten „teilt“ die Bäuer<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>er zweiten Gartenbewirtschafter<strong>in</strong>.<br />

Diese ist ke<strong>in</strong>e Familienangehörige,<br />

sondern e<strong>in</strong>e Dauer-Mieter<strong>in</strong> aus Wien, die<br />

das „Ausged<strong>in</strong>ge“ bewohnt. Neue Ideen und Arten<br />

gelangen oftmals durch diese Mitarbeiter<strong>in</strong> <strong>in</strong> den<br />

Garten. So wächst seit e<strong>in</strong>iger Zeit der Ananassalbei,<br />

e<strong>in</strong> Mitbr<strong>in</strong>gsel aus Wien, im Litschauer Garten, der<br />

von den Frauen zu Sirup verarbeitet wird.<br />

E<strong>in</strong>e Bäuer<strong>in</strong> aus dem Industrieviertel...<br />

„Der Garten soll mir dienen<br />

und nicht umgekehrt!“<br />

Frau L., 70jährige Altbäuer<strong>in</strong>, er<strong>in</strong>nert sich, dass<br />

sie den Bauerngarten, nach e<strong>in</strong>em Schlaganfall der<br />

Mutter ganz plötzlich übernehmen musste. Sie hatte<br />

allerd<strong>in</strong>gs schon als Jugendliche begonnen, im Garten<br />

mitzuarbeiten und dabei nicht nur Erfahrungen<br />

bei der Gartenarbeit gesammelt, sondern auch ihre<br />

Liebe und Freude zu den Blumen entdeckt. Da es<br />

<strong>in</strong> der Familie so üblich war, machte sie den Garten<br />

alle<strong>in</strong>e. Sie tat es gern, sofern sie neben dem Haushalt<br />

und der Arbeit am Betrieb die Zeit da<strong>für</strong> fand.<br />

Heute empf<strong>in</strong>det sie die Gartenarbeit schön und<br />

erholsam, doch dass e<strong>in</strong> Garten nicht nur Freude,<br />

sondern auch Plage se<strong>in</strong> kann, hat sie damals selbst<br />

erlebt. Früher, so erzählt Frau L., sei sie oft um 4 Uhr<br />

früh aufgestanden, um die Gartenarbeit zu erledigen.<br />

Ihr Garten war – nach ihrem damaligen Empf<strong>in</strong>den<br />

– stets sehr ordentlich und gepflegt. Ke<strong>in</strong> Unkraut<br />

war <strong>in</strong> den Beeten vorhanden, ke<strong>in</strong>e Pflanze wuchs<br />

dort, wo sie nicht h<strong>in</strong>gehörte. Sie selbst aber war nur<br />

mehr der „Sklave ihres Gartens“ gewesen. Neben<br />

der Gartenarbeit führten Stress und gesundheitliche<br />

Probleme zu Migräneanfällen. Ihr Arzt riet ihr, mehr<br />

auf sich selbst zu achten und den Stress soweit wie<br />

möglich zu meiden. Somit änderte sie ihr Leben und<br />

ihre E<strong>in</strong>stellung zur Gartenarbeit. „Schließlich“, so<br />

erklärte sie, „soll der Garten mir dienen und nicht<br />

umgekehrt“.<br />

Das Unkraut war <strong>für</strong> sie nicht mehr so e<strong>in</strong> Problem<br />

und die Pflanzen durften häufiger da wachsen, wo<br />

sie von selbst aufkamen. War e<strong>in</strong> Fleckchen Erde<br />

frei, wurde dort sofort etwas Neues angebaut. Dadurch<br />

entstand e<strong>in</strong>e bunte Vielfalt und Fülle aus<br />

verschiedenen Gemüsearten, Kräutern und Blumen.<br />

Die Art und Weise der Gartenbewirtschaftung hatte<br />

sich auch mit der Umstellung der Landwirtschaft<br />

zu e<strong>in</strong>em Biobetrieb verändert. Saatgut kaufte die<br />

Bäuer<strong>in</strong> daraufh<strong>in</strong> von biologisch wirtschaftenden<br />

Gärtnereien.<br />

Jetzt ist <strong>für</strong> sie alles am Garten angenehm. So wie sie<br />

selbst schon als K<strong>in</strong>d im Garten mithelfen durfte,<br />

führte sie auch ihren kle<strong>in</strong>en Enkel langsam <strong>in</strong> die<br />

Gartenarbeit e<strong>in</strong>. Nach se<strong>in</strong>en Wünschen bestellte sie<br />

das Saatgut, erklärte ihm, wie er die Samen aussäen<br />

sollte und ließ ihn „se<strong>in</strong>e Pflanzen“ alle<strong>in</strong>e anbauen.<br />

Die Altbäuer<strong>in</strong> würde ihren Garten gern e<strong>in</strong>mal an<br />

die Schwiegertochter übergeben, damit diese ihn<br />

weiterführen kann.<br />

E<strong>in</strong>e Bäuer<strong>in</strong> aus dem We<strong>in</strong>viertel…<br />

„Solange i leb‘, gib i’s Gartl net auf!“<br />

E<strong>in</strong>e Bäuer<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t mit den Pflanzen <strong>in</strong> ihrem<br />

Garten zu zaubern: Da steigt Kräuterduft <strong>in</strong> die Nase<br />

und Blumen betören die Augen! Im westlichen We<strong>in</strong>viertel<br />

zaubert die 71jährige Altbäuer<strong>in</strong> Frau R. <strong>in</strong><br />

ihrem Garten Jahr <strong>für</strong> Jahr neue Pflanzenbilder. Unter<br />

Obstbäumen gedeihen durch ihre fl<strong>in</strong>ken Hände<br />

unzählige Gemüse-, Obst- und Blumenarten. An die<br />

100 verschiedenen Pflanzenarten bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong><br />

dem grünen Paradiesgarten, der seit über 50 Jahren<br />

von Frau R. alle<strong>in</strong>e und mit wachsamen Auge betreut<br />

wird. Täglich zieht es die Altbäuer<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Garten<br />

zu den liebevoll angelegten Reihen von Gemüse, den<br />

von ihrem Ehemann veredelten Obstbäumen oder<br />

den prächtigen Stauden. Arbeit f<strong>in</strong>det die eifrige<br />

„Pensionist<strong>in</strong>“ hier stets, doch neben der Mitarbeit<br />

im We<strong>in</strong>garten, im Haus und im Stall muss die Zeit<br />

gut e<strong>in</strong>geteilt und genützt werden. Und so wird im<br />

Garten oft bis <strong>in</strong> die späten Abendstunden gearbeitet:<br />

„Wie es eben die Zeit erlaubt!“<br />

42 43

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!