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Partner finden - Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche Räume

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und Wärmeversorgung größtenteils auf<br />

Basis von Biomasse gedeckt wird, werden<br />

häufig von einer Betreibergesellschaft mit<br />

der Rechtsform einer Genossenschaft geführt.<br />

Die Bewohner sind als Mitglieder finanziell<br />

an dem Bau und dem Betrieb des<br />

Nahwärmenetzes beteiligt und profitieren<br />

zum Beispiel durch günstige Wärmepreise.<br />

Aber auch ortsansässige Landwirte oder<br />

andere Akteure können daran beteiligt sein.<br />

Bereits das erste Bioenergiedorf Jühnde<br />

wurde nach diesem Prinzip realisiert, und<br />

viele weitere Orte folgen diesem Beispiel.<br />

Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe<br />

(FNR) schätzt, dass es in Deutschland<br />

inzwischen über 250 bereits realisierte<br />

oder im Aufbau befindliche Bioenergiedörfer<br />

gibt. Eine Besonderheit ist das Bioenergiedorf<br />

Wollbrandshausen-Krebeck: Hier<br />

sind die Bewohner zweier gleichberechtigter<br />

Dörfer in der Genossenschaft beteiligt,<br />

sie betreiben gemeinsam eine Biogasanlage<br />

mit jeweils eigenen Heizzentralen und<br />

Nahwärmeringleitungen in beiden Orten.<br />

Weitere gute Beispiele <strong>finden</strong> Interessenten<br />

auf der Internetseite www.wege-zumbioenergiedorf.de.<br />

Auch wirtschaftlich ein<br />

Erfolgsmodell<br />

Die historische und juristische, aber vor<br />

allem regionalwirtschaftliche Bedeutung<br />

von Genossenschaften erklärt, warum das<br />

Genossenschaftsrecht in einigen Bundesländern<br />

Verfassungsrang besitzt. Historisch<br />

und gesamtwirtschaftlich sind Genossenschaften<br />

mit einem Insolvenzanteil von<br />

unter einem Prozent ein echtes Erfolgsmodell.<br />

Sie lassen nicht zuletzt Spielräume<br />

bei der Gestaltung der Satzung und bei<br />

der Kapitalbeschaffung. Die Haftung der<br />

Mitglieder ist auf die Höhe der Einlage beschränkt.<br />

Allerdings ist gerade im Falle von<br />

Bioenergiegenossenschaften in ländlichen<br />

Gebieten darauf zu achten, dass landwirtschaftliche<br />

und gewerbliche Einkommen<br />

voneinander getrennt werden.<br />

Diese Rechtsform bietet außerdem als Einzige<br />

das Gestaltungsinstrument der genossenschaftlichen<br />

Rückvergütung. Überschüsse,<br />

die im Leistungsaustausch zwischen<br />

Mitglied und Genossenschaft entstehen,<br />

sind nicht als Gewinne anzusehen, sondern<br />

als Berichtigung des zunächst vorsichtig<br />

kalkulierten Leistungsentgeltes. Damit vermindert<br />

sich das zu versteuernde Ergebnis.<br />

Als nachteilig werden die häufig hohen<br />

„Leerlaufkosten“, die aufwendigen Prüfungen<br />

und die Dividendenausschüttungen<br />

betrachtet, die als Einkünfte aus Kapitalvermögen<br />

gewertet werden. Anlaufverluste<br />

sind für die Gesellschafter nicht steuerlich<br />

nutzbar, die Gewerbesteuer wird den einzelnen<br />

Mitgliedern ebenfalls nicht angerechnet.<br />

Selbstverwaltete Energie<br />

für die ganze Region<br />

Auch auf der regionalen Ebene funktioniert<br />

diese Form der Bürgerbeteiligung sehr gut.<br />

Vielerorts gründen sich Bürgerenergie-<br />

Genossenschaften, ihr Kapital fließt in verschiedene<br />

Bioenergieprojekte der Region.<br />

Ein Beispiel ist die im April 2011 gegründete<br />

Märkische BürgerEnergie-Genossenschaft,<br />

die im Rahmen des Projektes<br />

„Märkisch-Oderland geht den Holzweg“<br />

in Brandenburg entstand. Maßgeblich beteiligt:<br />

das Energiebüro MOL und Mitglieder<br />

des Netzwerkes BIOFestbrennstoff<br />

MOL. Die Genossenschaft wird von der<br />

Bioenergie-Region vor allem in der An-<br />

Bild: Andreas Hermsdorf / Pixelio<br />

Politik und Gesellschaft • Perspektiven<br />

fangsphase unterstützt. Eine Besonderheit<br />

der Energie-Genossenschaft: Sie kann und<br />

will auch forst- und landwirtschaftliche Flächen<br />

erwerben, um sie der Spekulation zu<br />

entziehen und einer nachhaltigen Nutzung<br />

zuzuführen. Diese Flächen sollen durch<br />

regionale <strong>Partner</strong> nach ökologischen Kriterien<br />

bewirtschaftet werden, damit die<br />

Kulturlandschaft und die Naturausstattung<br />

im Einklang mit der Energiegewinnung erhalten<br />

bleiben.<br />

Beratungsbedarf<br />

wächst stetig<br />

Immer häufiger kommen bei den Bioenergieberatungsstellen<br />

Anfragen von Gemeinden,<br />

die gern auf dem Weg zum Bioenergiedorf<br />

beraten oder begleitet werden<br />

möchten. Neben den drängenden Fragen<br />

der grundsätzlichen technischen Realisierbarkeit<br />

und der Finanzierung spielt auch<br />

hier die Bürgerbeteiligung eine wichtige<br />

Rolle. Eine grundsätzliche Akzeptanz der<br />

Bürger gegenüber dem Bioenergievorhaben<br />

zu erreichen und gemeinsam mit ihnen<br />

in die Zukunft aller zu investieren, sollte<br />

im Fokus der Konzeptionsphase stehen.<br />

Neben der Startphase eines Bioenergievorhabens<br />

ist es häufig wichtig, zwischen<br />

Struktur und Zielen einer Projektentwicklungsgenossenschaft<br />

und einer operativ<br />

tätigen Genossenschaft zu unterscheiden<br />

beziehungsweise deren Übergang zu gestalten.<br />

Was die optimale Ausgestaltung<br />

und Herangehensweise an ein erfolgreiches<br />

Bioenergievorhaben betrifft, erfahren<br />

Interessenten bei den kompetenten Beratern<br />

der Bioenergieberatungsstellen der<br />

Länder (www.bioenergie-portal.info) sowie<br />

beim Genossenschaftsverband (www.<br />

genossenschaftsverband.de).<br />

Mehr Informationen:<br />

Petra Becker<br />

Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung<br />

Referat 323 – Bioenergieberatung<br />

E-Mail: petra-annette.becker@ble.de<br />

Telefon: 06 3 45 / 95 33 77<br />

www.bioenergie-portal.info<br />

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Bild: Thomas Siepmann / Pixelio

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