19.02.2013 Aufrufe

Anne Frank - eine Geschichte für Darmstadt - Darmstädter Anne ...

Anne Frank - eine Geschichte für Darmstadt - Darmstädter Anne ...

Anne Frank - eine Geschichte für Darmstadt - Darmstädter Anne ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Joachim Gauck<br />

„Ausstellung mit großer Resonanz in <strong>Darmstadt</strong> -<br />

ein Rückblick<br />

Klaus Müller<br />

„<strong>Anne</strong> <strong>Frank</strong> - <strong>eine</strong> <strong>Geschichte</strong>, die immer<br />

zu allen Menschen spricht“. Diesen<br />

Satz schrieb die Besucherin Monika H. am<br />

3. Dezember 2010 nach dem Besuch der<br />

Ausstellung in das in der Schlosskirche ausliegende<br />

Gästebuch. Auf insgesamt 66 Seiten<br />

hatten sich in den vier Wochen, in denen die<br />

Ausstellung in <strong>Darmstadt</strong> zu sehen war, viele<br />

Menschen in das Gästebuch eingetragen haben.<br />

Meist sind es kurze Notizen und Eintragungen<br />

– vor allem auch vieler jugendlicher<br />

Besucher. Die Aussage der Besucherin bringt<br />

exemplarisch zum Ausdruck: Die Ausstellung<br />

„<strong>Anne</strong> <strong>Frank</strong>. Eine <strong>Geschichte</strong> <strong>für</strong> heute“ hat<br />

viele Menschen in <strong>Darmstadt</strong> in ihren Bann<br />

gezogen – ganz speziell auch Jugendliche.<br />

„Aus dem Blut, das unsere Vorfahren<br />

vergossen haben, nicht nur Tränen,<br />

sondern Verantwortung machen“ (Joachim<br />

Gauck am 7. November 2010 in<br />

der Stadtkirche)<br />

Schon die Eröffnungsveranstaltung mit rund<br />

600 Menschen in der vollbesetzten Stadtkirche<br />

war ein herausragendes Ereignis <strong>für</strong><br />

<strong>Darmstadt</strong> und hinterließ <strong>eine</strong>n bleibenden<br />

Eindruck. Dies lag zunächst einmal daran,<br />

dass es gelungen war, viele Jugendliche in die<br />

Programmgestaltung einzubinden. Die musikalische<br />

Einstimmung mit zwei hebräischen<br />

Liedern hatte der Chor der Viktoriaschule<br />

unter Leitung von Harald Frey übernommen;<br />

zwei Schülerinnen der Lichtenbergschule<br />

(Yari Klein und Ada Seelinger) – zugleich<br />

auch „Guides“ – lasen Auszüge aus dem<br />

Tagebuch der <strong>Anne</strong> <strong>Frank</strong>; das Geschwisterpaar<br />

Yasemin und Selim Zillich-Ünal spielte<br />

auf der türkischen Saz, Shan Kusuma spielte<br />

glanzvoll <strong>eine</strong> Beethoven-Sonatine auf dem<br />

Klavier und der Jugendclub des Staatstheaters<br />

präsentierte sich mit neun Jugendlichen<br />

unter Leitung von Martin Meißner mit <strong>eine</strong>r<br />

szenischen Einlage. Es waren daher auch<br />

viele Eltern, Verwandte und Freunde dieser<br />

Schülerinnen und Schüler (auch derjenigen<br />

der 31 „Guides“) neben den interessierten<br />

Bürgerinnen und Bürgern aus <strong>Darmstadt</strong><br />

und Umgebung in die Stadtkirche geströmt.<br />

Der Direktor des Berliner <strong>Anne</strong>-<strong>Frank</strong>-Zentrums,<br />

Thomas Heppener, sprach ein Grußwort.<br />

Prominentester Gast war zweifellos Joachim<br />

Gauck. Er spannte <strong>eine</strong>n weiten Bogen von s<strong>eine</strong>r<br />

persönlichen Begegnung mit dem Tagebuch<br />

der <strong>Anne</strong>-<strong>Frank</strong> in s<strong>eine</strong>r Jugend in der DDR<br />

über s<strong>eine</strong> Sicht menschlicher Sehnsüchte<br />

nach Freiheit und Verantwortung („ Menschen<br />

müssen sich Verantwortung nicht antrainieren,<br />

sie ist <strong>eine</strong> Gabe, die wir besitzen“) bis zu dem,<br />

was <strong>Anne</strong> <strong>Frank</strong> <strong>für</strong> uns heute bedeuten kann.<br />

„Immer, wenn wir <strong>Anne</strong> <strong>Frank</strong> und dieser Zeit<br />

begegnen, erfasst uns die Furcht vor unserer<br />

<strong>Geschichte</strong>.“ Aber er sagte auch: „ Wir sind<br />

die, die aus dem Blut, das unsere Vorfahren<br />

vergossen haben, nicht nur Tränen, sondern<br />

Verantwortung machen müssen.“ Mit s<strong>eine</strong>r<br />

Rede hat Joachim Gauck an diesem Abend die<br />

Herzen und Sinne der Anwesenden getroffen<br />

– vor allem auch der vielen jungen Menschen,<br />

die in der Kirche waren. Sie dankten es ihm<br />

mit <strong>eine</strong>m kaum enden wollenden Beifall.<br />

Geeignetes Ambiente in der<br />

Schlosskirche<br />

Der Erfolg <strong>eine</strong>r Ausstellung hängt ganz wesentlich<br />

davon ab, wie sie präsentiert wird. Mit<br />

tatkräftiger Unterstützung des Kanzlers der<br />

TU <strong>Darmstadt</strong>, Dr. Manfred Efinger, war es gelungen,<br />

die Schlosskirche als Ausstellungsraum<br />

zu bekommen. Ein schöneres und angemesseneres<br />

Ambiente <strong>für</strong> diese Ausstellung lässt sich<br />

kaum denken.<br />

Als <strong>für</strong> unsere Zwecke geeignet erwies sich<br />

auch die Pavillon-Variante der Ausstellung.<br />

Mit ihren beleuchteten Dächern und den<br />

Präsentationsquadern ist sie optisch sehr<br />

ansprechend. Der Betrachter folgt von <strong>eine</strong>m<br />

Pavillon zum nächsten dem Leben von <strong>Anne</strong><br />

<strong>Frank</strong> – eingebunden in die <strong>Geschichte</strong> ihrer<br />

Familie und zugleich auch in die Zeitgeschichte<br />

Deutschlands, der Niederlande und ganz<br />

Europas. Die Ausstellung arbeitet sehr viel mit<br />

anschaulichem Material – z.B. Bildern von <strong>Anne</strong><br />

<strong>Frank</strong> und ihrer Familie. Und sie konfrontiert<br />

Die Guides der <strong>Anne</strong>-<strong>Frank</strong>-Ausstellung<br />

dieses Material mit Bildern und Texten, die die<br />

Verfolgung der Juden in Deutschland und den<br />

Niederlanden und schließlich ihre Ermordung<br />

dokumentieren. Ein besonderer Schwerpunkt<br />

liegt natürlich auf dem Leben von <strong>Anne</strong> <strong>Frank</strong>,<br />

ihrer Familie und den anderen vier Versteckten<br />

im Hinterhaus der Amsterdamer Prinsengracht<br />

263 vom 6. Juli 1942 bis zu ihrer Entdeckung<br />

am 4. August 1944. Man erfährt genau, wie<br />

diese Menschen dort gelebt und <strong>für</strong> zwei<br />

Jahre überlebt haben und wie – unter diesen<br />

Umständen – <strong>Anne</strong> <strong>Frank</strong> dort ihr Tagebuch<br />

schreiben konnte, das faszinierend originalgetrau<br />

vorgestellt wird. – Der letzte Teil der<br />

Ausstellung befasst sich mit dem Tod von sieben<br />

der Versteckten – einschließlich von <strong>Anne</strong><br />

– und dem Überleben von Otto <strong>Frank</strong>, der das<br />

Tagebuch nach langem Zögern der Öffentlichkeit<br />

zugänglich machte und der schließlich die<br />

<strong>Anne</strong>-<strong>Frank</strong>-Stiftung begründete.<br />

„Wer Vieles bringt…“ – beachtliches<br />

Rahmenprogramm mit Höhepunkten<br />

„Wer Vieles bringt, wird Manchem etwas<br />

bringen“- Das wurde letztlich die Konzeption<br />

des Rahmenprogramms unserer <strong>Darmstädter</strong><br />

<strong>Anne</strong>-<strong>Frank</strong>-Ausstellung mit insgesamt ca. 45<br />

Veranstaltungen. Darunter waren<br />

- 13 Veranstaltungen (Vorträge, Zeitzeu-<br />

gengespräche, etc.) mit <strong>eine</strong>m überwie-<br />

gend historischen Schwerpunkt,<br />

- 7 Veranstaltungen mit <strong>eine</strong>m überwie-<br />

gend politisch-aktuellen Schwerpunkt<br />

(auch mit interkulturell-religiösen<br />

Themen),<br />

- 5 historisch ausgerichtete Stadtführun-<br />

gen an Wochenenden,<br />

- 6 Diskussionsveranstaltungen speziell<br />

<strong>für</strong> Jugendliche zu den Themenfeldern<br />

Demokratie und Menschenrechte,<br />

Gefahren des Rechtsradikalismus,<br />

Antisemitismus und Rassismus heute ,<br />

- 10 Theater- und Filmveranstaltungen<br />

und – vorführungen .<br />

Die Broschüre des Rahmenprogramms mit<br />

insgesamt 68 Seiten enthielt viele Höhepunkte.<br />

Wenn man aber <strong>eine</strong> Veranstaltung<br />

in den Mittelpunkt rücken wollte (das<br />

Highlight unter den Highlights), dann war<br />

es die Lesung der Schriftstellerin Mirjam<br />

Pressler aus ihrem Buch „Grüße und Küsse<br />

an alle – Die <strong>Geschichte</strong> der Familie <strong>Frank</strong>“<br />

(Fischer-Verlag, <strong>Frank</strong>furt, 2009) im vollen<br />

66 67

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!