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Financial Times Deutschland vom 19.11.2008 Dossier

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Mittwoch I 19. November 2008 .............................................................................................................................................................................................5<br />

VAILLANT ist spezialisiert auf die Produktion von Heiztechnik. Hier montiert ein Mitarbeiter ein Heizgerät. Im Gelesenkirchener Werk werden auch Solarkollektoren hergestellt<br />

Dass es um weit mehr als Zahlen in einer solchen<br />

Beziehung geht, weiß Münstermann genau.<br />

„Das Gespräch mit Banken ist für mich ein<br />

freundschaftliches Meeting, ich sehe Banken als<br />

meine Partner.“ Wichtig sei, nicht nur auf sie zuzugehen,<br />

wenn das Unternehmen einen Kredit<br />

braucht. Und so hält er regelmäßig Kontakt – per<br />

Mail, Telefon und durch persönliche Treff en. „Es<br />

sind nicht nur die Zahlen auf die es ankommt,<br />

auch das Persönliche ist wichtig. Da sitzen eben<br />

auch nur Menschen und die verlassen sich nicht<br />

nur auf das Rating.“<br />

Die Fikomm-Studie kommt zu denselben Ergebnissen.<br />

Demnach beeinfl usst eine off ene Finanzkommunikation<br />

die Stabilität der Beziehung<br />

zwischen Unternehmer und Kapitalgeber. „Neben<br />

den materiellen Werten kommt es auch sehr entscheidend<br />

auf die imateriellen Werte an“, sagt<br />

Froh. „Ohne Zählbares ist das alles nicht viel wert,<br />

aber es geht auch um Wertschätzung, Partnerschaft<br />

und Vertrauen.“ Eine Unternehmensge-<br />

ZU WENIG ZEIT ZUM REDEN<br />

Für wen treffen folgende Aussagen zu?<br />

in %, Mehrfachnennung möglich<br />

Kapitalnehmer Kapitalgeber<br />

Emotionale Vorbehalte<br />

Der Aufwand, Kapitalgeber zu informieren,<br />

ist größer als der Nutzen für Unternehmen<br />

Bei Kapitalgebern fühle ich mich als Bittsteller<br />

Von Kapitalgebern wird man als Unternehmen<br />

nur gut behandelt, wenn die Zahlen stimmen<br />

Zeitliche Ressourcen<br />

In meinem Unternehmen fehlt die Zeit,<br />

um Kapitalgeber zu informieren<br />

Ich widme der Finanzkommunikation nur so<br />

viel Zeit, wie unbedingt notwendig<br />

FTD/jst; Quelle: Studie Fikomm 2008 (Euler Hermes/Ruhruniversität Bochum)<br />

15<br />

24<br />

»ES GEHT AUCH UM WERTSCHÄTZUNG,<br />

PARTNERSCHAFT UND VERTRAUEN«<br />

ACHIM FROH, LEITER MARKTFORSCHUNG EULER HERMES<br />

schichte, gespickt mit Daten, vorgetragen mit<br />

Verve, habe sehr viel Einfl uss auf Kapitalgeber.<br />

„Das wirkt noch stärker, dann wird noch etwas<br />

anderes erzeugt. Man kann dem Kapitalgeber das<br />

Gefühl geben, er ist dabei, jemandem mit Potenzial<br />

das Überleben zu ermöglichen.“<br />

Wer bereits ein gutes, partnerschaftliches Verhältnis<br />

zu seinem Kapitalgeber pfl ege, werde in<br />

den Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise, davon<br />

profi tieren, ist sich Simmert sicher: „Das<br />

wichtigste Asset bei der Kreditvergabe wird jetzt<br />

eine langjährige etablierte Beziehung zu der Bank<br />

sein.“ Denn wenn ein Berater ein Unternehmen<br />

30<br />

42<br />

42<br />

46<br />

45<br />

58<br />

67<br />

67<br />

VORBEHALTE Startups haben<br />

mehr Vorbehalte gegenüber<br />

Kapitalgebern als<br />

etablierte Unternehmen.<br />

So fühlen sich 44 Prozent<br />

der jungen Unternehmen<br />

als Bittsteller, bei den älteren<br />

sind es 30 Prozent.<br />

ZEITNOT Junge Betriebe<br />

haben weniger Zeit, sich<br />

um die Finanzkommunikation<br />

zu kümmern. Denn<br />

Gründer sind meist stark in<br />

die operative Geschäftsführung<br />

eingebunden.<br />

sehr lange kenne und eine persönliche Beziehung<br />

zu den Entscheidern unterhalte, werde er es in der<br />

Krise nicht einfach hängen lassen. Simmerts<br />

Meinung nach werden Unternehmer und auch<br />

die Kreditgeber nun viel daran setzen, solche<br />

Beziehungen wiederzubeleben.<br />

VIELE INSTITUTE haben ihre Kreditbedingungen<br />

bereits verschärft. Unternehmen mit Kapitalbedarf<br />

müssen sich auf eine restriktivere Kreditvergabe,<br />

größere Sicherheitsanforderungen und<br />

höhere Zinsen einstellen. „Wer keine gute Beziehung<br />

zu seiner Bank hat, ist defi nitiv schlechter<br />

gestellt“, sagt Simmert. Schürenkrämer von der<br />

Deutschen Bank rät Firmen zum schnellen Handeln.<br />

„Unternehmen sollten proaktiv auf die Banken<br />

zugehen, das ist ganz wichtig.“ Auch ganz<br />

neue Formen des Dialogs, zum Beispiel größere<br />

Gesprächskreise, könnten sinnvoll sein. „Wir haben<br />

Kunden, die Gruppen von sieben bis acht<br />

Personen an einen Tisch zusammengebracht haben<br />

– darunter Banken und Hersteller. Da ist ein<br />

ganz neues Verständnis unter den Beteiligten für<br />

die Geschäftslage entstanden“, berichtet Schürenkrämer.<br />

Bei Bernd Münstermann ist die Krise bislang<br />

noch nicht angekommen. „Im Augenblick haben<br />

wir eher noch viel zu viel zu tun, die Mitarbeiter<br />

leisten Überstunden ohne Ende“, sagt der Unternehmenschef.<br />

Trotzdem hat sich Münstermann<br />

auf schlechte Zeiten bereits vorbereitet. „In sechs<br />

Monaten könnte es mit den Auftrageingängen<br />

schwieriger werden.“ Seine Kapitalgeber hat er<br />

darüber bereits informiert.<br />

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