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Financial Times Deutschland vom 19.11.2008 Dossier

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Mittwoch I 19. November 2008 .............................................................................................................................................................................................9<br />

nauer, wem sie Geld geben. Um ihr Geschäft abzusichern,<br />

brauchen sie mehr als nur ein gutes Gefühl.<br />

Was zählt, sind Fakten über Markt und<br />

Wettbewerb des Unternehmens, über die Qualität<br />

des Managements sowie Eigenkapitalquote<br />

und Liquidität. Schon im Vorfeld der Kapitalaufnahme<br />

geht es nicht ohne eine sorgfältige Aufbereitung<br />

aller entscheidungsrelevanten Informationen,<br />

allein schon die Qualität der Unterlagen<br />

kann die Entscheidung des Kapitalgebers beeinfl<br />

ussen. Ist der Kapitalgeber mit dem Informationsfl<br />

uss nicht zufrieden, wird er auf Verbesserung<br />

pochen. Gerade private Investoren fordern nicht<br />

selten die Etablierung von internen Planungs-<br />

und Steuerungsinstrumenten. Unerlässlich ist die<br />

systematische Aufbereitung aller ratingrelevanten<br />

Informationen in einem Businessplan, der in regelmäßigen<br />

Abständen aktualisiert wird.<br />

Während der Finanzierung messen Kapitalgeber<br />

die Qualität der Finanzkommunikation auch<br />

daran, wie rege die Mittelständler ihre Finanzkommunikation<br />

betreiben. Je aktiver das Unternehmen<br />

Th emen anspricht, bevor sie zu ernsten<br />

Problemen erwachsen, desto positiver wird das<br />

beurteilt. Auch der spontane Austausch ohne<br />

konkreten Anlass wird <strong>vom</strong> Kapitalgeber honoriert.<br />

Der Finanzkommunikationsstudie des Kreditversicherers<br />

Euler Hermes zufolge passiert das<br />

noch zu selten: Knapp 60 Prozent der befragten<br />

Kapitalgeber gaben an, dass Unternehmen sich<br />

für die Finanzkommunikation gerade einmal so<br />

viel Zeit nehmen, wie unbedingt notwendig.<br />

Wichtige Informationen für die Kapitalgeber<br />

bleiben so auf der Strecke. Und schlimmer: 40<br />

Prozent der Kapitalnehmer räumten laut Studie<br />

ein, in Gesprächen schon mal Informationen<br />

wegzulassen, um nicht schlecht dazustehen. Solche<br />

Heimlichkeiten aber schaden der Glaubwür-<br />

NACHGEFRAGT ...<br />

... bei KLAUS ACKERMANN<br />

Der Wirtschaftswissenschaftler ist<br />

Manager bei der Beteiligungsgesellschaft<br />

GCI Management<br />

Con sulting, die auf den Mittelstand<br />

spezialisiert ist. Seine Schwerpunkte<br />

liegen auf Reorganisation,<br />

Restrukturierung und Kundenbeziehungen.<br />

FTD Viele Mittelständler hegen Vorbehalte gegen<br />

den Einstieg privater Investoren in ihre Unternehmen.<br />

Welche Erfahrungen haben Sie zuletzt<br />

gemacht?<br />

ACKERMANN Natürlich geistert auch bei Mittelständlern<br />

das Heuschreckensyndrom herum, aber wir haben<br />

mit einem durchweg längerfristig orientierten Beteiligungshorizont<br />

im mittelständischen Bereich sehr positive<br />

Erfahrungen gemacht. Auch bei der Übernahme<br />

von Unternehmen aus Familienbesitz.<br />

FTD Die Finanzkrise hat die Bedingungen<br />

für Private Equity erschwert. Das triff t vor<br />

allem große Fonds. Wie aber sieht die Lage<br />

bei kleineren und mittelständischen Unternehmen<br />

aus?<br />

MEHR TRANSPARENZ<br />

Beurteilung des Informationsflusses<br />

Wie viel Prozent Ihrer Kunden stellen Ihnen folgende Informationen zur Verfügung?<br />

Kapitalnehmer<br />

Finanzen<br />

EK-Entwicklung<br />

Finanzplan<br />

Finanzierungsstrategie<br />

Bilanzen<br />

Bilanz und GuV<br />

BWA betriebswirtschaftliche<br />

Analysen<br />

Konzernabschluss<br />

Risiko<br />

Angaben zur<br />

Risikosituation<br />

Kapitalgeber<br />

digkeit und können zum großen Hindernis des<br />

wirtschaftlichen Fortschritts werden.<br />

Dennoch schätzen viele Betriebe ihre Finanzkommunikation<br />

als gelungen ein. Wie groß die<br />

Lücke zwischen der Selbst- und Fremdwahrnehmung<br />

ist, off enbart die Studie: Kapitalgeber bewerten<br />

die Informationspolitik ihrer Kunden dramatisch<br />

schlechter als die Unternehmen. 82 Prozent<br />

der befragten Betriebe halten ihre Informationspolitik<br />

für nachvollziehbar. Aber nur knapp 60<br />

Prozent der Kapitalgeber sehen das auch so. Die<br />

Probleme liegen vor allem in der Vermittlung der<br />

Daten. 90 Prozent der Unternehmenschefs den-<br />

25<br />

FTD/jst; Quelle: Studie Fikomm 2008 (Euler Hermes/Ruhruniversität Bochum)<br />

ACKERMANN Prinzipiell stimmt es, dass die Finanzierung<br />

von Transaktionen im Restrukturierungs- und<br />

Sanierungsbereich deutlich schwieriger geworden ist.<br />

Aber für Beteiligungen mit einer vernünftigen Bewertung,<br />

einem soliden Geschäftsmodell und entsprechenden<br />

Perspektiven sind nach wie vor Finanzierungen zu<br />

fi nden.<br />

FTD Schauen Sie sich Unternehmen, die an einer<br />

Beteiligung interessiert sind, hinsichtlich Kennzahlen,<br />

Geschäftsentwicklung etc.vor dem Hintergrund<br />

der Krise jetzt genauer an?<br />

ACKERMANN Wir legen die gleichen Maßstäbe an wie<br />

auch bisher und führen eine umfangreiche Due Diligence<br />

durch. Es stimmt aber, dass die Informationsanforderungen<br />

der fi nanzierenden Partner mit der<br />

Finanzkrise gestiegen sind.<br />

FTD Was muss ein Unternehmen jetzt mitbringen,<br />

was muss es an Informationen liefern, um<br />

Sie zu überzeugen?<br />

ACKERMANN An oberster Stelle steht ein stabiles und<br />

überzeugendes Management, zweitens ein solides<br />

Geschäftsmodell mit Entwicklungsperspektiven und<br />

25<br />

38<br />

40<br />

40<br />

45<br />

50<br />

54<br />

54<br />

64<br />

75<br />

72<br />

94<br />

84<br />

BETRIEBE Unternehmen<br />

bevorzugen persönliche<br />

Treff en (89 Prozent), Telefongespräche<br />

(72 Prozent),<br />

Briefe (57 Prozent),<br />

umfangreiche schriftliche<br />

Berichte (49 Prozent) und<br />

E-Mails (49 Prozent), wenn<br />

es um die Kommunikation<br />

mit den Finanziers geht.<br />

KAPITALGEBER Die Finanziers<br />

haben ein anderes<br />

Bild von der Kontaktaufnahme.<br />

Aus ihrer Sicht<br />

suchen etwa nur 61 Prozent<br />

der Kunden das persönliche<br />

Treff en, lediglich<br />

19 Prozent verfassen<br />

schriftliche Berichte.<br />

ken, dass sie Informationen im persönlichen Gespräch<br />

gut vermitteln. Kapitalgeber sehen das aber<br />

nur bei 59 Prozent ihrer Kunden.<br />

Auch die Dringlichkeit, angesichts der Finanzund<br />

Wirtschaftskrise den Ausbau der Finanzkommunikation<br />

voranzutreiben, ist zumindest zum<br />

Zeitpunkt der Befragung vor allem auf der Seite<br />

der Kapitalgeber angekommen. 70 Prozent sind<br />

der Meinung, dass es in Zukunft wichtiger wird,<br />

dass Unternehmen sie informieren. Von den Unternehmern<br />

halten das aber nur 45 Prozent der<br />

Befragten für wichtig.<br />

Dabei kommt es jetzt nicht mehr auf das Ob,<br />

sondern vor allem auf das Wie an. Was Kapitalgeber<br />

jetzt brauchen, sind Planungssicherheit sowie<br />

klare Ideen, in welche Richtung sich das Unternehmen<br />

entwickeln soll. „In der aktuellen Situation<br />

ist es besonders wichtig, Informationen hinsichtlich<br />

der Stabilität des Geschäftes zu geben“,<br />

sagt Simmert. „Von welchen Märkten sind Unternehmen<br />

abhängig? Gibt es spezielle Risiken, wie<br />

zum Beispiel Abhängigkeit von einzelnen Großkunden?<br />

Welche Reaktionsmöglichkeiten bestehen<br />

bei einer sehr negativen Konjunkturentwicklung?“<br />

Antworten auf diese Fragen würden das<br />

Vertrauen der Kapitalgeber stabilisieren.<br />

Vertrauen spielt in der Beziehung zu Investoren<br />

zwar eine wichtige Rolle, doch kein Kapitalgeber<br />

wird sich den Blick auf die nackten Zahlen<br />

sparen. Als zentrales Informationsinstrument<br />

dient ihnen das Rating. Eine wesentliche Rolle bei<br />

der Bewertung spielt die Eigenkapitalquote. Simmert<br />

beklagt, dass sich zu wenige Unternehmen<br />

in guten Zeiten einen Puff er zugelegt haben. Aber<br />

auch für Unternehmen mit niedrigem Eigenkapital<br />

ist die Situation nicht ausweglos. Kapitalgeber<br />

wollen in dem Fall vor allem Sicherheiten sehen.<br />

Das können Gebäude, Maschinen oder Anlagen<br />

sein oder der Verkauf von Marken- und Patentrechten<br />

an Finanzdienstleister. Aber auch die<br />

Möglichkeit, mittels Factoring die Eigenkapitalquote<br />

zu steigern, werde noch viel zu selten genutzt,<br />

sagt Simmert.<br />

drittens eine tragfähige Finanzierungsstruktur. 4

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