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Einfache Drachen zum Selbermachen - Verlag Erika Roch

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Holm <strong>Roch</strong><br />

<strong>Einfache</strong> <strong>Drachen</strong><br />

<strong>zum</strong> <strong>Selbermachen</strong>


Inhalt Seite<br />

Wie dieses Heft entstanden ist 3<br />

Was man <strong>zum</strong> <strong>Drachen</strong>bauen braucht 5<br />

FREDDY 7<br />

ROBY 11<br />

Jetzt wird’s bunt 12<br />

<strong>Drachen</strong> vergrößern und verkleinern 13<br />

STRIPSY 14<br />

DELTY 16<br />

TAKO-TAKO 20<br />

TAKOBRA 22<br />

Mit Gruppen <strong>Drachen</strong> bauen 22<br />

Mehr Spaß mit <strong>Drachen</strong> – einige Grundregeln 23<br />

Nachwort 29<br />

Dieses Heft ist eine aktualisierte Fassung der im <strong>Verlag</strong> <strong>Erika</strong> <strong>Roch</strong>, Iserlohn, erschienenen<br />

Broschüre „Das kleine gelbe <strong>Drachen</strong>buch“ (3. Aufl. 1992).<br />

Sie dürfen dieses Werk unter Angabe des Verfassers weiterverbreiten, jedoch nicht<br />

verändern oder kommerziell nutzen.<br />

Infos unter: www.creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/<br />

© Alle weitergehenden Rechte verbleiben beim Autor.<br />

2


Wie dieses Heft entstanden ist<br />

Irgendwann, kurz nach dem Ende des zweiten Weltkrieges sah ich <strong>zum</strong> ersten Mal einen <strong>Drachen</strong><br />

am Himmel. Der Vater eines Freundes hatte ihn gebaut und nahm mich mit <strong>zum</strong> <strong>Drachen</strong>steigen<br />

auf einen Acker draußen vor der Stadt. Unser <strong>Drachen</strong> - ein riesiges Ungetüm - hatte<br />

Mühe in die Luft zu kommen. Richtiges Bastelmaterial gab es damals nirgends zu kaufen.<br />

Deshalb war er aus dickem Packpapier und krummen Leisten gebaut und mit einer Leine aus<br />

zusammen geknoteten Bindfadenresten versehen - aber er flog! Mich hat beides beeindruckt:<br />

Dass dieses Ding tatsächlich abhob und dass da jemand in einer Zeit, in der sich die Menschen<br />

ums Überleben mühten, einfach einen <strong>Drachen</strong> steigen lässt - als gäbe es nichts Wichtigeres<br />

auf der Welt.<br />

Später, als Erwachsener, habe ich dann selbst angefangen, <strong>Drachen</strong> zu bauen. Wenn ich sie<br />

steigen ließ, kamen oft Kinder und fragten, wie man so einen <strong>Drachen</strong> baut. Da habe ich zunächst<br />

Bauanleitungen aufgeschrieben, sie kopiert und verschenkt. Schließlich entstand die<br />

Idee, daraus ein kleines Büchlein mit Bauanleitungen für einfache <strong>Drachen</strong>, die garantiert gut<br />

fliegen, zu machen. Diese Broschüre, „Das kleine gelbe <strong>Drachen</strong>buch“, war dann über viele<br />

Jahre im Buchhandel und in <strong>Drachen</strong>geschäften zu haben bis es sich nicht mehr lohnte, es in<br />

einer größeren Auflage nachzudrucken. Manchmal werde ich aber noch danach gefragt und<br />

das hat mich darauf gebracht, den Text übers Internet zugänglich zu machen.<br />

Natürlich sind die hier vorgestellten <strong>Drachen</strong>modelle nicht aus dem Nichts entstanden. Ihre<br />

Vorbilder habe ich in <strong>Drachen</strong>büchern und <strong>Drachen</strong>zeitschriften gefunden. Manche Einzelheiten<br />

habe ich daran verändert und verbessert. <strong>Drachen</strong>bauen ist immer so vonstatten gegangen.<br />

Jemand hat einen <strong>Drachen</strong> gebaut. Ein anderer hat ihn verändert. Im Laufe der Zeit haben sich<br />

lokale Traditionen gebildet. Die Bewohner eines Dorfes - beispielsweise in China - bauten<br />

einen ganz bestimmten Typ von <strong>Drachen</strong>. Brachte jemand von woanders einen neuen <strong>Drachen</strong><br />

mit, entstand manchmal eine "Kreuzung". Woher die heute bekannten <strong>Drachen</strong>formen kommen,<br />

ist eine spannende Geschichte, auf die ich hier leider nicht näher eingehen kann. Es gibt<br />

eine Reihe guter Bücher darüber.<br />

Heute sind die meisten <strong>Drachen</strong> Industrieprodukte. Niemand muss sich die Mühe machen,<br />

seinen <strong>Drachen</strong> selbst zu bauen. Das finde ich schade, weil auf diese Weise ein Stück Volkskunst<br />

verkümmert. Ich möchte gern viele Menschen dazu bringen, das <strong>Drachen</strong>bauen einmal<br />

selbst zu versuchen. Es ist wirklich ein "himmlisches Gefühl", den selbst gebauten <strong>Drachen</strong><br />

hoch oben am Himmel fliegen zu sehen. Kinder können es manchmal gar nicht fassen, dass<br />

ihr <strong>Drachen</strong> wirklich fliegen kann. Und Erwachsene können beim <strong>Drachen</strong>bauen das Kind in<br />

sich entdecken. Deshalb auch ein Hinweis für Eltern, die für ihr Kind einen <strong>Drachen</strong> bauen<br />

wollen: Es könnte sein, dass Sie selbst Lust am <strong>Drachen</strong>steigen bekommen - ich wünsche es<br />

Ihnen von Herzen -, dann gibt es Streit um das "lass mich auch mal!". Ein <strong>Drachen</strong> ist nun<br />

mal ein Ein-Personen-Spielzeug. Deshalb mein Rat: Bauen Sie gleich mehrere <strong>Drachen</strong>, einen<br />

für sich und einen für Ihr Kind (und vielleicht noch ein paar für Freunde und deren Kinder).<br />

Der Mehraufwand ist gering, denn Material besorgen und Werkzeug bereit legen müssen sie<br />

ohnehin.<br />

Und noch ein Tipp: <strong>Drachen</strong> wollen fliegen, - möglichst unmittelbar nachdem sie das Licht<br />

der Welt erblickt haben. Deshalb sollte man sie nur bei <strong>Drachen</strong>wetter bauen und mit ihnen<br />

gleich anschließend zu einem Probestart auf die Wiese gehen. Einen <strong>Drachen</strong> zu bauen und<br />

3


dann Tage oder Wochen auf seinen Jungfernflug warten zu müssen, stellt jedenfalls Kinder<br />

auf eine (zu) harte Probe. Und wenn - noch schlimmer - ein <strong>Drachen</strong> trotz guten Wetters nicht<br />

in die Luft zu bekommen ist, dann lässt sein Erbauer vielleicht für immer enttäuscht die<br />

Finger von diesem schönen Zeitvertreib. Deshalb ist es gut, mit einfachen Modellen anzufangen,<br />

bei denen der Erfolg garantiert ist, und sich dann langsam "nach oben" zu arbeiten.<br />

Viel Spaß beim <strong>Drachen</strong>bauen und guten Wind!<br />

Damit es keine Missverständnisse gibt<br />

Die <strong>Drachen</strong>bespannung nenne ich Segel.<br />

Das Gerüst oder Gerippe des <strong>Drachen</strong>s nenne ich Leisten.<br />

Oben meint die Seite, die beim Flug <strong>zum</strong> Himmel zeigt.<br />

Unten meint die Seite, die beim Flug zur Erde zeigt.<br />

Vorn meint die Seite, die <strong>zum</strong> Wind zeigt.<br />

Hinten meint die entgegen gesetzte Seite, da wo sich der Schwanz des <strong>Drachen</strong>s befindet.<br />

Für die Leine direkt am <strong>Drachen</strong> (im Unterschied zur <strong>Drachen</strong>leine, an welcher der <strong>Drachen</strong><br />

nach oben steigt) gibt es den Fachausdruck "Waage".<br />

4


Was man <strong>zum</strong> <strong>Drachen</strong>bau braucht<br />

Zunächst einmal Zeit und vor allem Gelassenheit, denn jede Ungenauigkeit beim Bau rächt<br />

sich beim Flug!<br />

Welches Material für die einzelnen Modelle nötig ist, habe ich bei den Bauanleitungen angegeben.<br />

Hier einige Hinweise, wo man dieses Material bekommt:<br />

Plastikfolie für das <strong>Drachen</strong>segel erhält man als Meterware im Baumarkt. Sie soll dünn und<br />

etwas steif sein. Ideal ist "Knisterfolie" von Einkaufstragetaschen oder leichten Müllsäcken,<br />

die beim Zusammenknüllen rascheln und knistern. Die Folie normaler Tragetaschen ist nicht<br />

so gut geeignet. Sie ist schwerer und weicher, dehnt sich und leiert an den Kanten aus.<br />

Krepp-Papier eignet sich gut für <strong>Drachen</strong>schwänze. Die intensive Färbung kommt vor blauem<br />

Himmel besonders gut zur Geltung. Aber Vorsicht: Die Farbe ist nicht wasserfest! Geht<br />

man damit kurz nach dem Regen auf die Wiese, bleicht nicht nur das Papier aus, man kann<br />

sich auch die Kleidung einfärben.<br />

Absperrband, d.h. die rot-weiß gestreiften Bänder, mit denen Baustellen abgesichert werden,<br />

eignet sich ideal für <strong>Drachen</strong>schwänze. Aber bitte nicht an der Baustelle mitnehmen, sondern<br />

im Baumarkt kaufen!<br />

Leisten bekommt man ebenfalls im Baumarkt oder im Heimwerkergeschäft. Leider sind sie<br />

oft verbogen. Wenn man sie auf einer ebenen Unterlage hin- und herrollt, sieht man, welche<br />

gerade und damit für den <strong>Drachen</strong>bau geeignet sind. Die üblichen Holzleisten brechen, wenn<br />

man sie zu weit in eine Halbkreisform biegt, wie dies z.B. für Kampfdrachen wie den TAKO-<br />

TAKO nötig ist. Wer einen <strong>Drachen</strong>laden in der Nähe hat, kann sich Glasfiberstäbe besorgen.<br />

Aber Vorsicht: Wenn sie splittern, kann man sich verletzten! Auch der Glasfaserstaub, der<br />

beim Absägen entsteht, ist nicht ungefährlich. Auf keinen Fall einatmen!<br />

Eine preiswerte Alternative zu Glasfiberstäben sind "Rollo-Stäbe". Damit meine ich Stäbe<br />

von "Bambus"-Rollos. Es gibt diese Rollos als Asien-Import in Boutiquen und Korbwarengeschäften,<br />

aber auch bei IKEA. Ein Rollo besteht aus einigen hundert quer liegenden Stäben,<br />

die durch senkrechte Fäden zusammengehalten werden. So ein Rollo kostet 8 bis 10 Euro und<br />

liefert flexible Stäbe für viele, viele <strong>Drachen</strong> - selbst wenn man einige unbrauchbare Stäbe<br />

aussortieren und wegwerfen muss. Auch Schlittendrachen lassen sich aus diesen Stäben<br />

preiswert bauen.<br />

Leine für die Waage nimmt man am besten von der <strong>Drachen</strong>leine. Es macht nichts, wenn<br />

diese ein paar Meter kürzer wird.<br />

Einiges Material habe ich bei den einzelnen Anleitungen nicht aufgeführt, weil man es immer<br />

braucht:<br />

Kleber für Holz und Papier (z.B. TECHNIKOLL), schnell trocknenden Modellbaukleber (z.B.<br />

UHU-hart) um Knoten auf einer Leine dauerhaft zu sichern und Klebefilm (z.B. TESA-Film)<br />

in verschiedenen Breiten.<br />

5


Werkzeug, das immer dazugehört:<br />

Lineal (möglichst aus Metall), Schere, scharfes Messer (am besten einen sog. Cutter, also ein<br />

Messer, dessen Klinge man abbrechen und nachschieben kann), eine kleine Säge <strong>zum</strong> Kürzen<br />

von Leisten und ein dünner Faserschreiber, der auf Folie schreibt (Overhead-Stift).<br />

Einiges über Schlitten-<strong>Drachen</strong><br />

Schlittendrachen sind, wie ihr Name sagt, wie ein Rodelschlitten gebaut. Zwei Leisten geben<br />

dem Segel den nötigen Halt. Der Wind bläst den <strong>Drachen</strong> in eine flugfähige Form.<br />

Schlitten-<strong>Drachen</strong> sind die einfachsten <strong>Drachen</strong>, die es gibt. Schnell gebaut, problemlos im<br />

Flug und für einen weiten Bereich zwischen leichtem und starkem Wind geeignet. Probleme<br />

mit dem Einstellen der Waage (bei anderen <strong>Drachen</strong> ein Problem) kann es nicht geben, sie ist<br />

fest eingestellt. Kurz: Ein idealer Anfängerdrachen, bei dem man kaum etwas falsch machen<br />

kann. Deshalb werden in diesem Heft auch gleich zwei Schlittendrachen vorgestellt, der<br />

kleine FREDDY und sein größerer Bruder ROBY.<br />

Noch ein Hinweis <strong>zum</strong> Start: Schlittendrachen fasst man an der <strong>Drachen</strong>leine an, da wo sie an<br />

der Waage befestigt ist. Dabei lässt man den <strong>Drachen</strong> - Vorderseite vom Wind abgewandt -<br />

nach unten hängen. Die Leisten sind beim Flug oben, befinden sich also beim Start auf der<br />

<strong>zum</strong> Boden gerichteten Seite. Nun die Waage mit dem <strong>Drachen</strong> durch eine kreisförmige<br />

Bewegung in den Wind schwenken, Leine geben - schon steigt er nach oben.<br />

Beim Flug kann es vorkommen, dass der Wind den <strong>Drachen</strong> zusammenklappt. Ein kräftiger<br />

Ruck an der Leine entfaltet ihn wieder.<br />

6


FREDDY der einfachste <strong>Drachen</strong> der Welt<br />

FREDDY ist schnell gebaut. Will man gleich mehrere <strong>Drachen</strong> anfertigen, macht man sich<br />

am besten für die Umrisse des Segels eine Schablone aus Pappe. Seine Stabilität erhält<br />

FREDDY durch die geschwungene Vorderkante. Weil sich dieses Prinzip nur bei kleinen<br />

<strong>Drachen</strong> anwenden lässt, kann man FREDDY nicht beliebig vergrößern. Die Grenze liegt bei<br />

etwa 60 cm Leistenlänge.<br />

7


Material:<br />

Folie in den angegebenen Maßen.<br />

Zwei Holzstäbe, Durchmesser 3 oder 4 mm, 50 cm lang, auch "Rollo-Stäbe" sind gut geeignet.<br />

Und so wird FREDDY gebaut:<br />

Umrisse auf die Folie zeichnen und ausschneiden, am besten mit einem Cutter.<br />

Leisten an mehren Stellen mit Klebefilm auf dem Segel befestigen. Vorn und hinten müssen<br />

sie sehr genau angeklebt werden, damit das Segel nicht flattert.<br />

Rechts und links an den Ecken die Befestigung der Waage vorbereiten: Man legt ein Stück<br />

Klebeband unter die Ecke (Klebeseite nach oben), schlägt es nach oben um und rollte dabei<br />

ein Stückchen Holz von einem Zahnstocher mit ein. Es wird 3 bis 4 mm von der Ecke entfernt<br />

aufgelegt.<br />

Unmittelbar hinter dem eingelegten Holz mit einer erhitzten Nadel ein Loch für die Waagenleine<br />

brennen (oder mit einer Lochzange ausstanzen). Waage festknoten. Sie ist 2 x 95 = 190<br />

cm lang.<br />

Genau in der Mitte der Waage eine Schlaufe für die <strong>Drachen</strong>leine knoten. Damit sich die<br />

Waage nicht verdrillt, klebt man über dieser Schlaufe ein 12 bis 15 cm langes Holzstäbchen<br />

zwischen die Schenkel der Waage. Es soll mit diesen ein gleichseitiges Dreieck bilden.<br />

Schon ist FREDDY fertig!<br />

Bei unruhigem Wind hinten in der Mitte einen oder mehrere Schwänze aus Folienstreifen ankleben.<br />

Das beruhigt den <strong>Drachen</strong>.<br />

8


Eins, zwei, drei... ganz viele FREDDYs<br />

FREDDY ist so schnell zu bauen, dass man leicht eine ganze Reihe davon bauen und aneinander<br />

koppeln kann.<br />

In die <strong>Drachen</strong>leine knüpft man alle 6 Meter eine Schlaufe und hängt dort je einen FREDDY<br />

mit einer 5-Meter-Leine ein. Der oberste <strong>Drachen</strong> hängt direkt an der Hauptleine.<br />

Theoretisch lassen sich auf diese Weise beliebig viele <strong>Drachen</strong> aneinander koppeln. Der Zug<br />

an der Hauptleine vergrößert sich allerdings mit zunehmender Zahl beträchtlich. Darum sollte<br />

man es mit vier bis sechs <strong>Drachen</strong> bewenden lassen.<br />

Je nach Windstärke führen die FREDDYs ein bewegtes Leben, steigen und fallen, ziehen mal<br />

hierhin, mal dorthin. Manchmal verhaken sich zwei Leinen. Die <strong>Drachen</strong> kommen aber fast<br />

immer von selbst wieder frei.<br />

9<br />

Ein wunderschönes "Himmelsmobile"!


Wie der Schlitten zur Schlange wird<br />

Ein Schlittendrachen wie FREDDY kann den Kopf einer farbenprächtigen Schlange bilden.<br />

Den Schwanz kleben wir aus Krepp-Papier-Streifen zusammen. Vorn wird ein Schaschlikstab<br />

mit eingerollt und festgeklebt. Hinter diesem Stab bohren wir rechts und links ein kleines<br />

Loch und knoten ein Stückchen Leine an. Daran knüpfen wir je ein Hölzchen (abgebrochener<br />

Zahnstocher, nicht ganz so lang wie ein Streichholz).<br />

An die Stäbe des Schlittendrachens, der den Kopf der Schlange bildet, kommen hinten zwei<br />

kurze Stückchen Leine mit einer Schlinge.<br />

Um den Schwanz anzukoppeln, stecken wir die Hölzchen des Schwanzes durch die Schlaufen<br />

des Kopfes.<br />

So lässt sich der Schwanz jederzeit wieder entfernen und wir können FREDDY auch "solo"<br />

fliegen - immer dann, wenn der Wind nur schwach bläst. Frischt der Wind auf, wird FRED-<br />

DY zur großen, bunten Himmelsschlange.<br />

Die Maße der Krepp-Papier-Streifen, aus denen der Schwanz zusammengeklebt wird.<br />

10


ROBY der große Bruder von FREDDY<br />

Im Unterschied zu FREDDY lässt sich ROBY auch vergrößern. Man beachte aber, was dazu<br />

auf der übernächsten Seite gesagt wird. Die beiden "Augen" - Löcher in der Folie - machen<br />

seinen Flug sehr stabil. Deshalb ist ROBY auch für kräftigen Wind geeignet.<br />

Material:<br />

Folie in den angegebenen Maßen.<br />

Zwei Holzstäbe, Durchmesser 5 oder 6 mm, 90 cm lang.<br />

Leine für die Waage. Die Waage ist 2 x 90 = 180 cm lang.<br />

Der Bau geschieht wie beim FREDDY. Die Augen werden mit einem scharfen Messer oder<br />

einem Cutter aus der Folie geschnitten. Ihre Ecken, die besonders vom Ausreißen bedroht<br />

sind, verstärkt man mit Klebefilm. Stöckchen über der Befestigungsschlaufe der Leine wie<br />

beim FREDDY.<br />

11


Jetzt wird’s bunt!<br />

Ein grauer <strong>Drachen</strong> vor grauem Himmel mag Liebhaber von Suchspielen begeistern - bunter<br />

sieht es besser aus. Aber wie bekommt der <strong>Drachen</strong> seine Farbe? <strong>Drachen</strong>papier, das im Bürogeschäft<br />

verkauft wird, ist zwar schön bunt, reißt aber sehr leicht ein. Für die in diesem Heft<br />

beschriebenen <strong>Drachen</strong> ist es nicht geeignet.<br />

Dünnes Papier lässt sich mit Farbe bemalen, z.B. mit PLAKA. Die Farbe ist aber nicht durchscheinend<br />

und hat auch ein Eigengewicht, verschlechtert also die Flugeigenschaften.<br />

Bei Folien wird es ganz schwierig. Sie sind zwar in vieler Hinsicht das ideale Material für das<br />

<strong>Drachen</strong>segel, aber sie lassen sich nur schwer einfärben. Es gibt zwar Filzstifte mit wasserfester<br />

Farbe, aber die arbeiten meist mit gesundheitsschädlichen Lösungsmitteln - man bekommt<br />

einen "dicken Kopf" von den aufsteigenden Dämpfen. Außerdem dringt die Farbe<br />

nicht in die Folie ein, sie haftet nur auf der Oberfläche, einzelne Farbpartikel springen wieder<br />

ab.<br />

Gut geeignet sind dagegen Folien, die schon farbig bedruckt sind wie z.B. bunte Plastiktragetaschen.<br />

Dann gibt es auch noch selbstklebende durchscheinend-bunte Folie. Daraus lassen<br />

sich Muster ausschneiden und auf das <strong>Drachen</strong>segel kleben. Man bekommt diese Folie in Geschäften<br />

für Zeichen- und Dekorationsbedarf. Leider ist sie ziemlich teuer, aber man benötigt<br />

ja nicht viel.<br />

Zu Schlittendrachen mit ihren einfachen Formen passen am besten auch einfache farbige<br />

Motive: ein dicker roter Querstrich, ein violettes Kreuz oder ein grüner Balken.<br />

Schlittendrachen brauchen <strong>zum</strong> Flug keinen Schwanz, aber es macht sich gut, wenn man<br />

ihnen zur Dekoration Schwänze anknotet. Einfach Streifen aus Krepp-Papier oder Plastikstreifen<br />

von bunten Einkaufstragetaschen hinten anknoten oder mit Klebefilm ankleben. Auch<br />

Krepp-Papier ist gut geeignet, weil es intensiv gefärbt und recht preiswert ist. Leider ist die<br />

Farbe wasserlöslich. Also Vorsicht bei Nässe!<br />

Eine weitere Möglichkeit: Bunte Streifen direkt an die <strong>Drachen</strong>leine knüpfen und vom<br />

<strong>Drachen</strong> nach oben ziehen lassen.<br />

12


<strong>Drachen</strong> vergrößern und verkleinern<br />

Viele <strong>Drachen</strong> lassen sich vergrößern und verkleinern, bei anderen ist nur eine maximale Größe<br />

möglich (z.B. beim FREDDY).<br />

Folgendes muss man dabei beachten: Wenn sich die Fläche vergrößert, wird auch der darauf<br />

lastende Winddruck größer. Man muss also auch die Leisten verstärken. Verdoppelt man die<br />

Abmessungen, wird die Fläche nicht verdoppelt sondern vervierfacht. Man kann sich das gut<br />

an einem Quadrat klarmachen: Bei 2 cm Seitenlänge ist es 2 x 2 = 4 Quadratzentimeter groß.<br />

Verdoppelt man die Seitenlänge ist es 4 x 4 also 16 (und nicht etwa 8) Quadratzentimeter<br />

groß.<br />

Auch bei Leisten kann man sich verschätzen. Eine Leiste mit einem Querschnitt von 3x4 mm<br />

hält annähernd doppelt soviel aus, wie eine Leiste von 2x3 mm. Würde man auf 4x6 mm<br />

verdoppelt, täte man des Guten zu viel. Und es geht ja immer darum, Gewicht zu sparen!<br />

Natürlich sind dem Vergrößern schon durch die Abmessungen Grenzen gesetzt. Schließlich<br />

muss der <strong>Drachen</strong> ja auch transportiert werden. Ein Problem, mit dem sich vor allem die<br />

<strong>Drachen</strong>bauer in ärmeren Ländern, wo nicht jeder ein Auto zur Verfügung hat, herumschlagen.<br />

So gibt es bei chinesischen <strong>Drachen</strong> raffinierte Steck- und Scharnierverbindungen, nur<br />

um das Fluggerät transportabel zu halten.<br />

Man muss sich aber auch klar machen, dass ein größerer <strong>Drachen</strong> am Himmel nicht<br />

unbedingt größer als ein kleinerer aussieht. Der optische Eindruck hängt stark von der<br />

Flughöhe ab. Von einer gewissen Höhe an lässt sich ein kleiner <strong>Drachen</strong>, der niedriger fliegt,<br />

von einem großen, der höher fliegt, nicht mehr unterscheiden.<br />

Andererseits: Wer möchte nicht einmal einen "riesengroßen" <strong>Drachen</strong> steigen lassen? Und<br />

einen Vorteil hat das Vergrößern auf jeden Fall: Kleine Ungenauigkeiten beim Bau wirken<br />

sich bei großen <strong>Drachen</strong> nicht so stark auf die Flugeigenschaften aus. Daraus ergibt sich -<br />

umgekehrt - das Hauptproblem beim Verkleinern von <strong>Drachen</strong>. Irgendwann stellt sich trotz<br />

genauer Bauweise ein Ungleichgewicht ein. Natürlich setzt auch das Gewicht des Materials<br />

eine untere Grenze. Einen <strong>Drachen</strong> zu bauen, der nicht größer als eine Briefmarke ist und<br />

trotzdem gut fliegt, dürfte mit den üblichen Materialien kaum möglich sein.<br />

13


STRIPSY die Himmelsschlange<br />

Schlangen-<strong>Drachen</strong> wie STRIPSY sind eine recht auffällige "Himmelserscheinung". Mit heftigen<br />

Bewegungen und laut raschelndem Schwanz schlängeln sie sich am Himmel hin und<br />

her. Dafür brauchen sie kräftigen Wind.<br />

STRIPSY ist nichts anderes als ein vier Meter langer Krepp-Papierstreifen mit einem einfachen<br />

"Kopf".<br />

Material:<br />

Krepp-Papier 4 Meter lang, 18 cm breit (von einer Rolle abschneiden und zusammenkleben).<br />

Drei Schaschlikstäbchen 18 cm lang, möglichst aus Bambus (aber gerade müssen sie sein).<br />

14


Und so wird STRIPSY gebaut:<br />

Das vordere Stäbchen wird mit Kleber bestrichen und in das Krepp-Papier eingerollt. Das<br />

zweite wird rechtwinklig dahinter aufgeklebt, das dritte wieder quer. Wichtig: Die Stäbe<br />

berühren sich, sind aber nicht fest miteinander verbunden. An den Berührungsstellen scheuert<br />

das Papier leicht durch, deshalb Klebefilm unterlegen.<br />

Der vordere Stab ist eingerollt und geklebt.<br />

Mittleren und hinteren Stab mit breitem Klebefilm (5 cm) überkleben.<br />

An den mit x bezeichneten Punkten (siehe Zeichnung auf der vorigen Seite) - je l cm von den<br />

Enden des mittleren Stäbchens entfernt - von der anderen Seite mit einer Nadel durchstechen<br />

und die Waagenleine anknoten. Sie ist (nach dem Festknoten) 36 cm lang.<br />

An der Waage eine Büroklammer festmachen und Zugpunkt einstellen (siehe Seite 25).<br />

STRIPSY ist ein sehr lebendiger <strong>Drachen</strong>, der seinen Besitzer in Bewegung hält. Man kann<br />

ihn nicht einfach morgens irgendwo anbinden und am Abend wieder einholen, wie das bei<br />

anderen <strong>Drachen</strong> möglich ist, sondern muss ihn ständig im Auge behalten und mit der Leine<br />

mitgehen. Am besten legt man - sobald STRIPSY eine sichere Höhe erreicht hat - die Haspel<br />

auf den Boden und nimmt die Leine zwischen die Fingerspitzen. Keine Angst: STRIPSY ist<br />

so leicht, dass man sich nicht die Finger an der durchlaufenden Leine verbrennen kann. Bei<br />

größeren <strong>Drachen</strong> ist das sehr gefährlich und Experten empfehlen deshalb zu Recht, immer<br />

Handschuhe zu tragen.<br />

Natürlich ist so ein einfacher <strong>Drachen</strong> aus Krepp-Papier nicht für die Ewigkeit gebaut. Bei<br />

kräftigem Wind wird er ziemlich strapaziert. Eines Tages ist dann das Schwanz-Ende ausgefranst<br />

oder ein Stäbchen hat sich durchgescheuert. Ein paar Mal wird man das noch reparieren<br />

können, aber einmal ist Schluss und man muss sich einen neuen STRIPSY bauen.<br />

15


DELTY Ein <strong>Drachen</strong> aus einer Tragetasche<br />

DELTY gehört zur Familie der Delta-<strong>Drachen</strong>. Diese <strong>Drachen</strong> haben ihren Namen von dem<br />

griechischen Buchstaben Delta, sind also fliegende Dreiecke.<br />

Das Konstruktionsprinzip der Delta-<strong>Drachen</strong> sieht so aus:<br />

Eine Mittelleiste (a), zwei Seitenleisten (b) und auf der <strong>Drachen</strong>oberseite eine Querleiste (c),<br />

der sog. "Spanner".<br />

Wichtig: Der Spanner ist nur an den Seitenleisten befestigt, nicht in der Mitte. Die Seitenleisten<br />

gehen nicht bis vorn zur Nase. Dadurch ist der Delta in sich beweglich. Er kann schon mal<br />

einen kräftigen Windstoß vertragen. Außerdem ist er ein guten Gleiter, der Flauten segelnd<br />

überbrückt. Das gleiche Konstruktionsprinzip wird ja auch bei Papierfliegern und beim "richtigen"<br />

<strong>Drachen</strong>fliegen benutzt.<br />

Alle Deltas neigen dazu, nach der Seite zu kippen. Deshalb brauchen sie stabilisierende Elemente.<br />

Beim DELTY sorgt die dreieckige Flosse an der Unterseite, der sog. "Kiel", für die<br />

nötige Stabilität.<br />

Gegenüber einem Schlittendrachen und einem Schlangendrachen ist DELTY aufwendiger zu<br />

bauen, aber die Mühe lohnt sich. Baut man DELTY aus einer Knisterfolien-Tasche, wird er so<br />

leicht, dass er fast ohne Wind auskommt. Schon die aufsteigende Luft über einem<br />

Getreidefeld (Thermik) genügt, um ihn in der Luft zu halten.<br />

16


Material:<br />

Eine Tragetasche mit mindestens 55 x 50 cm nutzbarer Fläche (Griffloch beachten!),<br />

möglichst aus Knisterfolie.<br />

Ein Holzstab, Durchmesser 4 mm, 55 cm lang (Mittelleiste)<br />

Zwei Holzstäbe Durchmesser 3 mm, 50 cm lang (Seitenleisten)<br />

Für die Seitenleisten kann man auch "Rollostäbe" nehmen.<br />

Ein Holzstab Durchmesser 4 mm, 59 cm lang (Spanner)<br />

Und so wird DELTY gebaut:<br />

17


1. Segel und Kiel wie auf der vorigen Seite angegeben ausschneiden, am besten mit einem<br />

Cutter.<br />

2. Den Kiel von G nach H mit Klebefilm zukleben. Die dritte Seite (G - I) bleibt offen.<br />

3. Kiel am Segel befestigen: Lege den Kiel mit der offenen Seite an das Segel, so dass Punkt I<br />

an Punkt D liegt. Zwischen Segel und Kiel soll ein Abstand von 12 mm bleiben. Klebe fünf<br />

Streifen Klebefilm über diesen Zwischenraum. Drehe Segel und Kiel um und klebe nochmals<br />

fünf Klebestreifen genau auf die ersten Streifen, Klebeseite auf Klebeseite.<br />

4. Längsstab am Segel befestigen: Trenne die Tüte zwischen C/E und D auf. Breite das Segel<br />

aus (der Kiel liegt darunter!) und klebe den Mittelstab mit einem langen Streifen Klebefilm<br />

von D bis A auf das Segel. Klebefilm dabei dicht neben dem Stab andrücken.<br />

5. Seitenstäbe am Segel befestigen: Lege je einen 50 cm langen Klebefilm von Punkt B und F<br />

aus einige Millimeter unter die Seitenkanten des Segels. Seitenstäbe auf das Segel legen und<br />

Klebefilm umschlagen.<br />

6. Befestigung für Spanner anbringen und Spanner befestigen: Bohre mit einer heißen Nadel<br />

je 29 cm von Punkt B und F entfernt innen neben den Seitenstab Löcher. Die Stellen vorher<br />

mit Klebeband überkleben, damit sie später nicht ausreißen. Ziehe ein Stückchen Leine (z.B.<br />

von der <strong>Drachen</strong>leine) durch jedes Loch, bilde eine kleine Schlinge und knüpfe einen<br />

Doppelknoten.<br />

18


Säge mit einer feinen Säge kleine Schlitze in die Enden des Spanners (gleiche Richtung an<br />

beiden Enden!). Biege den Spanner leicht durch und stecke ihn mit den Schlitzen in die<br />

Schlingen. Er soll locker über den Seitenstäben liegen (nicht daran befestigen!), ohne an der<br />

Seite aus den Schlitzen zu rutschen. Deshalb erst kleine Schlitze sägen, ausprobieren, die<br />

Schlitze erweitern oder Schlinge enger machen - bis es genau passt.<br />

Durch diese Konstruktion kann der Spanner beim Transport herausgenommen werden. Der<br />

<strong>Drachen</strong> kann dann zusammengerollt leicht transportiert werden.<br />

Jetzt fehlt nur noch die Befestigung für die <strong>Drachen</strong>leine: Kiel an der Spitze H mit Klebeband<br />

überkleben und mit einer heißen Nadel Löcher einbrennen. <strong>Drachen</strong>leine an einem dieser<br />

Löcher befestigen. Das günstigste Loch muss durch Probieren heraus gefunden werden.<br />

19


TAKO-TAKO fast schon ein Kampfdrachen<br />

Vielleicht hast Du schon einmal fasziniert zugeschaut, wie jemand mit einem Lenkdrachen<br />

oder einem "Gespann" (mehrere Lenkdrachen übereinander) kunstvolle Figuren flog. Solche<br />

Lenkdrachen werden mit zwei Leinen gesteuert. Aber auch mit einer Leine ist es möglich, Figuren<br />

zu fliegen - allerdings nur mit besonderen <strong>Drachen</strong>. Solche "Kampfdrachen" wurden<br />

zuerst in Asien entwickelt. Es sind flache <strong>Drachen</strong> mit einer stark gebogenen Querleiste. Zieht<br />

man an der Leine, steigt der <strong>Drachen</strong> in die Richtung, in die seine Nase gerade zeigt. Lässt<br />

man locker, beginnt sich der <strong>Drachen</strong> zu drehen. Ein Zug an der Leine lässt ihn in einer andere<br />

Richtung steigen. Auf diese Weise lässt sich durch abwechselndes Ziehen und Lockerlassen<br />

ein richtiger <strong>Drachen</strong>tanz am Himmel aufführen. Ganz so einfach wie hier beschrieben<br />

ist die Sache allerdings nicht. Man braucht schon einige Übung.<br />

Der TAKO-TAKO eignet sich gut, erste Schritte ins Reich der Kampfdrachen zu machen.<br />

Wenn man ihm einen Schwanz anknotet, benimmt er sich recht friedlich. Ist man mit ihm<br />

dann besser vertraut, kann man den Schwanz Stückchen um Stückchen kürzer machen - der<br />

<strong>Drachen</strong> wird dabei immer munterer. Aber Vorsicht in Bodennähe, dort besteht immer die<br />

Gefahr einer harten Landung.<br />

20


Material:<br />

Folie (möglichst Knisterfolie) 44 x 44 cm<br />

Ein Holzstab Durchmesser 4 mm, 57 cm lang (Längsleiste)<br />

Ein biegsamer Stab (Glasfiber Durchmesser 3 mm) oder Rollo-Stab, 70 cm lang (gebogene<br />

Querleiste)<br />

Und so wird der TAKO-TAKO gebaut:<br />

Folie ausschneiden, am besten mit einem Cutter. An den beiden vorderen Seiten 4 cm umschlagen<br />

und die entstehenden "Taschen" mit Klebefilm schließen.<br />

Längsleiste mit Klebefilm befestigen.<br />

Gebogene Querleiste in die Taschen einschieben. Sie muss noch ein wenig gekürzt werden,<br />

damit sie die Längsleiste genau im richtigen Punkt (12 cm von der vorderen Spitze entfernt)<br />

kreuzt.<br />

Befestigungspunkte für die Waage durchstechen. Vorher die Stellen mit Klebeband verstärken.<br />

Die Waage ist 2 x 57 = 114 cm lang. Der Faden läuft vorn quer über die Längsleiste und<br />

die darüber liegende Querleiste.<br />

Knoten mit Kleber sichern.<br />

Hinten an der Querleiste eine Schlaufe für den Schwanz anbringen.<br />

Der TAKO-TAKO muss sorgfältig getrimmt werden, damit rechte und linke Hälfte genau im<br />

Gleichgewicht sind. Man hebt ihn an der Waage hoch und klebt - falls nötig - links oder<br />

rechts an der Ecke kleine Stückchen Klebeband auf, bis der <strong>Drachen</strong> im Gleichgewicht ist.<br />

Zuletzt eine Schlaufe für die Leine knoten. Sie liegt ca. 1,3 cm vor der Mitte der Waage.<br />

Eventuell muss man nach den ersten Probeflügen noch etwas korrigieren. Den Schwanz nicht<br />

vergessen! Er ist 6 cm breit und 3,5 m lang. Später wird er gekürzt.<br />

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TAKOBRA<br />

Halbiert man die Abmessungen des TAKO-TAKO auf 20 x 20 cm, erhält man einen Kopf für<br />

einen sehr lebendigen Schlangendrachen, die TAKOBRA.<br />

Natürlich müssen auch die Leisten dünner werden: 2x3 mm reichen für die Längsleiste, die<br />

Querleiste kann notfalls so bleiben.<br />

Der Schwanz besteht aus 3 bis 6 Metern Absperrband oder Krepp-Papier. Je nach Windstärke<br />

muss er kürzer oder länger sein. Vorn am Schwanz sollte man, wie beim Schwanz des Schlittendrachens<br />

ein Hölzchen einrollen, damit die Verbindung nicht ausreißt.<br />

Mit Gruppen <strong>Drachen</strong> bauen<br />

„Heute bauen wir <strong>Drachen</strong>!“ Ein solches Angebot könnte zu einer Kinder- oder Familienfreizeit<br />

gehören. Es passt zur Stadtranderholung ebenso wie zur Klassenfahrt und ins Programm<br />

eines Jugendhauses. Gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen <strong>Drachen</strong> zu bauen, ist immer<br />

ein Vergnügen und oft sogar der Höhepunkt einer "Freizeit". Damit kein Misserfolg daraus<br />

wird, sollte man einige Grundregeln beachten:<br />

1. Baue mit einer Gruppe nur <strong>Drachen</strong>modelle, die Du schon für dich allein gebaut hast.<br />

Dann kennst Du die kritischen Punkte und weißt wo es schwierig werden könnte. Du kannst<br />

auch den Zeitaufwand einigermaßen einschätzen.<br />

2. Fang mit einfachen Modellen an. Aus diesem Heft sind FREDDY, ROBY und TAKO-<br />

TAKO besonders gut für Anfänger geeignet.<br />

3. Sorge für ausreichenden Arbeitsplatz, Werkzeug und Material. Wenn die Teilnehmer die<br />

Leine für ihren <strong>Drachen</strong> selbst mitbringen, solltest du einige zusätzliche Leinen dabei haben,<br />

für den Fall dass jemand die Leine vergessen hat oder eine völlig ungeeignete (z.B. zusammengeknotete<br />

Bindfadenreste) mitbringt.<br />

4. Wenn die Zeit knapp ist, kann man das Material schon vorher vorbereiten (Leisten auf die<br />

passende Länge bringen, Segel ausschneiden).<br />

5. Die Gruppe darf nicht zu groß sein. Ab 12 Teilnehmer wird es schwierig. Dann ist es<br />

besser, die Gruppe zu teilen.<br />

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6. Beim <strong>Drachen</strong>bau braucht man oft eine "dritte Hand", deshalb ist es gut, zu zweit zu bauen,<br />

erst einen für mich, dann den zweiten für dich.<br />

7. Wenn die einzelnen Arbeitsschritte auf einer Tafel oder auf Plakaten zu sehen sind, erspart<br />

das manche Rückfragen.<br />

8. Auch wenn alle das gleiche Modell bauen, sollte jeder <strong>Drachen</strong> seine "persönliche Note"<br />

bekommen: ein eigenes Gesicht, Muster, Monogramm oder Wappen.<br />

9. Nach dem Bau gleich <strong>zum</strong> Ausprobieren auf die Wiese. Deshalb: <strong>Drachen</strong>bau nur bei<br />

<strong>Drachen</strong>wetter!<br />

<strong>Drachen</strong> aus Hong Kong<br />

Mehr Spaß mit <strong>Drachen</strong> – einige Grundregeln<br />

Um Spaß an seinen <strong>Drachen</strong> zu haben muss man einige Grundregeln beachten. Sie gelten<br />

nicht nur für die relativ einfachen Modelle aus diesem Heft, sondern für alle <strong>Drachen</strong>.<br />

1. Das Gelände und das <strong>Drachen</strong>wetter<br />

Wer schon mal einen Nachmittag damit verbracht hat, einen <strong>Drachen</strong> aus einem Baum<br />

herauszuangeln, weiß dass es günstigere Gelände gibt. Am besten geht es auf einer<br />

großen, freiliegenden Wiese.<br />

Dass man <strong>Drachen</strong> nur im Herbst auf dem Stoppelacker steigen lassen kann, ist ein Gerücht.<br />

Es stammt wahrscheinlich aus der Zeit als die meisten Menschen arme Bauern<br />

waren und die Felder erst nach der Ernte betreten werden durften. Ein Stoppelacker ist<br />

fürs <strong>Drachen</strong>steigen denkbar ungeeignet! Einmal kann man sich auf dem holperigen<br />

Grund leicht verletzen, <strong>zum</strong> anderen bleiben die dünnen <strong>Drachen</strong>leinen, wie sie heute<br />

üblich sind, an den Stoppeln hängen. Im Nu hat man ein heilloses Durcheinander und<br />

braucht viel Zeit, um alles wieder zu entwirren.<br />

<strong>Drachen</strong> kann man das ganze Jahr über steigen lassen, außer vielleicht im Winter, wenn<br />

einem die Leine an den Fingern festfriert. Es muss lediglich ein leichter, ständiger Wind<br />

23


wehen. Wer an der Küste wohnt, hat es leichter als ein <strong>Drachen</strong>freund im windstillen<br />

Binnenland. Aber dafür herrscht an der Küste auch häufiger ein handfester Sturm. In<br />

hügeligem Gelände sollte man die <strong>zum</strong> Wind gerichtete Seite des Hanges wählen, nicht<br />

den Gipfel und auch nicht die vom Wind abgewandte Seite denn dort gibt es fast immer<br />

Verwirbelungen.<br />

2. Die <strong>Drachen</strong>leine<br />

Die <strong>Drachen</strong>leine soll ausreichend belastbar sein, zugleich aber möglichst wenig wiegen. Am<br />

besten kauft man sie fertig im <strong>Drachen</strong>laden oder im Spielwarengeschäft. Dann hat man auch<br />

gleich eine Haspel oder Spule dabei. Eine gute Leine mit Spule bekommt man schon für 3 bis<br />

4 Euro. Dies gilt jedenfalls für die einfachen <strong>Drachen</strong> aus diesem Heft, die wenig Zugkraft<br />

entwickeln. Für größere <strong>Drachen</strong> braucht man Leinen aus speziellen Kunstfasern z.B. aus<br />

KEVLAR. Diese sind wesentlich teurer.<br />

Bewährt haben sich Spulen, deren Griffe einsteckbar sind. Beim Start und beim Flug nimmt<br />

man sie heraus, beim Aufrollen steckt man sie wieder ein. Griffe, die gleichzeitig als Spulen<br />

dienen, sind nur für leichte Leinen geeignet. Wickelt man eine Leine, die noch feucht ist<br />

darauf, kann diese beim Trocknen die Griff-Spule verbiegen.<br />

Von der gekauften Leine lassen sich gut ein paar Meter für die Waage abschneiden. Dann<br />

muss man dafür keine Leine extra kaufen. Kunstfaserleinen dröseln sich an den Enden auf,<br />

deshalb nach dem Abschneiden gleich mit einer Flamme ansengen, damit die einzelnen Fäden<br />

miteinander verschmelzen. Vorsicht: Das Ende ist noch eine Weile extrem heiß.<br />

3. Wie kommt der <strong>Drachen</strong> an die Leine?<br />

Anknoten ist einfachste Lösung, aber dann braucht man für jeden <strong>Drachen</strong> eine gesonderte<br />

Leine. Besser geht es mit einem Haken, der sich ausklinken lässt. Solche "Wirbel" bekommt<br />

man im Fachgeschäft für Anglerbedarf.<br />

4. Wie wird die Waage eingestellt?<br />

Schlittendrachen haben einen festen Anknüpfpunkt für die Leine. Da gibt es nichts einzustellen.<br />

DELTY hat eine Reihe von Löchern, von denen man das günstigste aussucht. Schwierig<br />

wird es bei <strong>Drachen</strong> mit veränderlichem Anknüpfpunkt, also bei STRIPSY und bei vielen gekauften<br />

<strong>Drachen</strong>. Der Anknüpfpunkt bestimmt den sog. Anstellwinkel, d.h. er entscheidet,<br />

wie schräg ein <strong>Drachen</strong> beim Flug in der Luft steht. Je nach <strong>Drachen</strong>modell (und Windstärke)<br />

muss der Anstellwinkel verschieden aussehen, damit der <strong>Drachen</strong> in eine optimale Fluglage<br />

kommt.<br />

24


Im ersten Beispiel liegt der Anknüpfpunkt zu weit hinten. Der <strong>Drachen</strong> wird nicht steigen,<br />

sondern zur Seite ausweichen und auf den Boden schlagen. Liegt der Punkt sehr weit hinten,<br />

versuchen manche <strong>Drachen</strong> sogar, verkehrt herum - also mit der Oberseite nach unten - zu<br />

fliegen.<br />

Im zweiten Beispiel liegt der Anknüpfpunkt weiter vorn. Der Winkel zwischen <strong>Drachen</strong> und<br />

Boden ist flacher - eine günstige Fluglage.<br />

Verschiebt man der Anknüpfpunkt auf der Waage noch weiter nach vorn, wird der Winkel<br />

noch flacher (Beispiel 3). Der <strong>Drachen</strong> steigt sehr weit nach oben, der Wind kann die Nase<br />

von oben herunterdrücken - Absturzgefahr.<br />

Merke:<br />

Anknüpfpunkt nach hinten - <strong>Drachen</strong> steiler!<br />

Anknüpfpunkt nach vorn - <strong>Drachen</strong> flacher!<br />

Damit man den Anknüpfpunkt verstellen kann, kommt in die Waage ein Ring, der mit einer<br />

sog. "Bucht" festgemacht wird. Schlaufe durch den Ring schieben und dann über den Ring<br />

ziehen.<br />

Will man den Ring verschieben, lockert man die Leine an der Stelle, wo sie quer liegt. Dann<br />

schiebt man von vorn oder hinten Leine in die Schlinge ein und zieht sie danach wieder fest.<br />

Schiebt man Leine von vorne ein, wandert der Anknüpfpunkt weiter nach vorn. Der <strong>Drachen</strong><br />

fliegt flacher. Schiebt man Leine von hinten ein, wandert er weiter nach hinten und der <strong>Drachen</strong><br />

fliegt steiler. Bei leichten <strong>Drachen</strong> kann man an Stelle eines Ringes auch eine Büroklammer<br />

nehmen, für größere <strong>Drachen</strong> den Aufreißring einer Getränkedose.<br />

Bei einem neuen <strong>Drachen</strong> kann man den Anknüpfpunkt schon grob zu Hause einstellen. Man<br />

hängt den <strong>Drachen</strong> am Anknüpfpunkt auf und misst den Winkel, den die <strong>Drachen</strong>oberseite<br />

mit einer ebenen Fläche, beispielsweise einem Tisch, bildet. Dieser Winkel soll 25 bis 30<br />

Grad betragen.<br />

25


Beim Start im Freien erfolgt dann die Feineinstellung. Man verschiebt den Anknüpfpunkt<br />

zentimeterweise nach links oder rechts, bis die günstigste Stelle gefunden ist. Gleich mit<br />

einem Filzstift markieren, als Anhaltspunkt für Neueinstellungen.<br />

5. Ab nach oben!<br />

Ein <strong>Drachen</strong>, der richtig eingestellt ist, steigt bei ausreichendem Wind von selbst nach oben.<br />

Reicht der Wind nicht ganz, kann man ihn in vielen Fällen "nach oben pumpen". <strong>Drachen</strong> ein<br />

Stück steigen lassen, Leine nachlassen (<strong>Drachen</strong> sinkt wieder ab), Leine anziehen (<strong>Drachen</strong><br />

steigt), jetzt diese Aufwärtsbewegung ausnutzen und mehr Leine geben, wieder absinken<br />

lassen und so weiter - der <strong>Drachen</strong> steigt jedes mal ein Stück höher. Und weiter oben weht<br />

meist ein kräftigerer Wind.<br />

Wenn ich einen freundlichen Helfer finde, kann ich auch einen "Hochstart" versuchen. Der<br />

Helfer hält den <strong>Drachen</strong> vor seine Brust, während ich 7 bis 10 Meter entfernt mit dem Rücken<br />

genau <strong>zum</strong> Wind stehe. Auf mein Kommando lässt der Helfer los, ich ziehe gleichzeitig die<br />

Leine an und den <strong>Drachen</strong> in die Höhe.<br />

Wenn nun aber gar kein Wind weht? Dann ist es gut, einen Bumerang dabei zu haben. Der<br />

fliegt am besten wenn kein Wind seinen Flug stört.<br />

6. Fehler beim Start<br />

Man kann es immer wieder sehen: Ein Kind rennt, den <strong>Drachen</strong> hinter sich herziehend, über<br />

eine Wiese. Das kann nicht gut gehen, denn dabei entsteht zwar zusätzlicher Auftrieb, der<br />

<strong>Drachen</strong> steigt also in die Höhe, bleibt man aber stehen - und auch die längste Wiese ist einmal<br />

zu Ende - fällt dieser Auftrieb weg und der <strong>Drachen</strong> kommt wieder herunter. Der gute Rat<br />

vieler Erwachsener "Du musst rennen!" bringt also nichts!<br />

Meist passiert dabei noch folgendes: Wenn der <strong>Drachen</strong> schlecht eingestellt oder defekt ist,<br />

schlägt er seitlich auf den Boden und wird dort entlang geschleift. Der Besitzer merkt viel zu<br />

spät, was hinter seinem Rücken geschehen ist - der <strong>Drachen</strong> wird beschädigt, häufig ist er<br />

nicht mehr zu reparieren. Diese Methode ist die Hauptursache für das Massensterben gekaufter<br />

"Plastik-Vögel".<br />

Natürlich gibt es Ausnahmen, wo sich das Rennen lohnt. Auf einer von Büschen oder von<br />

Bäumen umstandenen Wiese, wo nur in Bodennähe zu wenig Wind weht, kann ich auf diese<br />

Weise den <strong>Drachen</strong> schnell aus der kritischen Zone bringen.<br />

26


7. Runter kommen sie immer!<br />

Normalerweise ist die Landung kein Problem. Man muss ja nur die Leine aufwickeln. Bei<br />

kräftigem Wind kann es aber Probleme geben, weil der Zug an der Leine so stark ist, dass sich<br />

die Spule nur schwer drehen lässt. Da hilft es, während des Aufwickelns Richtung <strong>Drachen</strong> zu<br />

laufen. Das entlastet die Leine. Dann - ohne Aufzuwickeln - <strong>zum</strong> Ausgangspunkt zurückgehen.<br />

Wieder auf den <strong>Drachen</strong> zugehen und dabei aufwickeln. Und so weiter.<br />

Droht der <strong>Drachen</strong> abzustürzen, weil er "aus dem Leim gegangen" ist oder sich mit der Leine<br />

eines Kollegen verheddert hat, bleibt meist keine Zeit für eine reguläre Landung. Man versucht<br />

eine Notlandung indem man die Leine mit weit ausholenden Bewegungen an sich<br />

heranzieht und auf den Boden fallen lässt (<strong>zum</strong> Aufwickeln ist dann später noch Zeit).<br />

Ein allzu harter Aufprall lässt sich mildern, wenn man die Leine, kurz bevor der <strong>Drachen</strong> den<br />

Boden berührt, ganz loslässt. Der <strong>Drachen</strong> macht dann noch einen Hupfer und fällt sanft zu<br />

Boden.<br />

8. Der <strong>Drachen</strong> will nicht steigen<br />

Wenn der <strong>Drachen</strong> nicht steigt obwohl genug Wind weht, ist meist der Anstellwinkel falsch.<br />

Wie man ihn einstellt steht auf Seite 25 in diesem Heft.<br />

Es kann natürlich auch an der Konstruktion liegen. Vielleicht ist der <strong>Drachen</strong> beschädigt<br />

(Folie eingerissen? Leiste gebrochen?). Oder er ist nicht im Gleichgewicht, eine Seite wiegt<br />

mehr als die andere. Abhilfe: Die leichtere Seite mit Klebeband beschweren.<br />

Stürzt der <strong>Drachen</strong> einmal nach rechts ein andermal nach links, deutet dies auf eine falsch<br />

eingestellte Waage. Stürzt er immer nach der gleichen Seite, deutet dies auf ein Ungleichgewicht.<br />

9. Der <strong>Drachen</strong> fliegt unruhig<br />

Dann hilft fast immer ein längerer Schwanz. Wichtig ist: Der Schwanz wirkt nicht durch sein<br />

Gewicht, sondern durch seine Dämpfung, genau wie der Stoßdämpfer im Auto. Gut ist es<br />

also, wenn der Schwanz wenig wiegt, aber einen großen Luftwiderstand besitzt. Lange Streifen<br />

aus Folie oder Krepp-Papier - eventuell noch mit eingeknüpften Büscheln aus kürzeren<br />

Streifen - sind deshalb ideale <strong>Drachen</strong>schwänze.<br />

Ist die Fläche des Schwanzes zu groß, wirkt er wie ein zweiter <strong>Drachen</strong> und es kommt zu<br />

Wechselwirkungen zwischen Schwanz und <strong>Drachen</strong>, die Vorderkante des <strong>Drachen</strong>s wippt auf<br />

und nieder (der sog. "Vogel-Pick-Effekt").<br />

Damit nicht eine <strong>Drachen</strong>seite ein Übergewicht bekommt, müssen <strong>Drachen</strong>schwänze immer<br />

symmetrisch angebracht werden, also hinten in der Mitte oder aber hinten rechts und links.<br />

10. Zum Thema "Sicherheit"<br />

Dass man <strong>Drachen</strong> nicht in der Nähe einer Hochspannungsleitung oder wenn ein Gewitter im<br />

Anzug ist steigen lässt, müsste eigentlich einleuchten. Leider haben viele Menschen kein Gespür<br />

dafür, in welche Gefahr sie sich begeben, wenn sie nicht den nötigen Sicherheitsabstand<br />

zu einer Hochspannungsleitung einhalten. Schon 50 Volt können bei Berührung lebensgefähr-<br />

27


lich werden. Die Oberleitung der Bundesbahn führt aber 15000, eine Leitung am Hochspannungsmast<br />

bis zu 360000 Volt! Da schützt weder eine <strong>Drachen</strong>leine aus Kunstfasern (die zudem<br />

feucht sein kann) noch ein Handschuh. Gerät ein <strong>Drachen</strong> in eine Freileitung, auf keinen<br />

Fall herunterhängende Teile (<strong>Drachen</strong>leine, Schwanz) anfassen. Über Polizei oder Feuerwehr<br />

das zuständige Elektrizitätsunternehmen benachrichtigen, damit als erstes der Strom abgestellt<br />

wird.<br />

Dass ein abstürzender <strong>Drachen</strong> - und mit einem Absturz muss man immer rechnen! - einen<br />

Autofahrer, der ihn vor die Windschutzscheibe bekommt, erheblich verunsichert, braucht<br />

nicht näher erklärt zu werden.<br />

Dann gibt es noch gesetzliche Einschränkungen. Hundert Meter darf die Leine lang sein,<br />

keinen Zentimeter mehr. Man beachte: Die Leinenlänge ist festgelegt, nicht die Höhe über<br />

dem Boden. Da der <strong>Drachen</strong> mehr oder weniger schräg steht, sind also 100 Meter Höhe kaum<br />

zu erreichen.<br />

Ganz verboten ist das <strong>Drachen</strong>steigen in Tieffluggebieten und in 3 km Umkreis um einen<br />

Flugplatz. Als Flugplatz gilt auch der Hubschrauber-Landeplatz eines Krankenhauses.<br />

Wenn nun aber trotz aller Vorsicht etwas passiert? Dann besteht Hoffnung, dass - außer bei<br />

grober Fahrlässigkeit - die private Haftpflichtversicherung einspringt. Die meisten Versicherungen<br />

tun das, solange der <strong>Drachen</strong> weniger als 5 Kilo wiegt.<br />

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Nachwort<br />

Seit dieses Büchlein <strong>zum</strong> ersten Mal veröffentlicht wurde, hat sich in der <strong>Drachen</strong>szene viel<br />

verändert. <strong>Drachen</strong> sind populärer geworden. <strong>Drachen</strong>feste locken tausende von Zuschauern<br />

an. In vielen Städten gibt es spezielle <strong>Drachen</strong>läden. Im <strong>Drachen</strong>bau kommen völlig neue Materialien<br />

<strong>zum</strong> Einsatz: Kohlefaserstäbe, neue Gewebe, hochfeste Kunstfaserleinen. Die damit<br />

ausgerüsteten <strong>Drachen</strong> sind leistungsfähiger, aber auch teurer als ihre Vorgänger. Mehr als<br />

hundert Euro sind heute für einen <strong>Drachen</strong> zwar immer noch ein stolzer Preis, aber längst<br />

nichts Außergewöhnliches mehr. Es gibt inzwischen so viele unterschiedliche <strong>Drachen</strong>modelle,<br />

dass kaum noch jemand weiß, wie sie alle heißen und ständig kommen neue hinzu. Kaum<br />

zu glauben, was sich da alles am gleichen <strong>Drachen</strong>himmel tummelt: Klassische Codys und japanische<br />

Rokakos, fliegende Kühe, Elefanten und Telefonzellen, lange Ketten aus Minidrachen<br />

und echte asiatische Kampfdrachen, Werbedrachen von der örtlichen Sparkasse und<br />

<strong>Drachen</strong> aus einem Müllsack - ein buntes Spektakel, einfach phantastisch!<br />

Auf der <strong>Drachen</strong>wiese tauchen auch immer mehr schnelle Lenkdrachen auf und mancher<br />

<strong>Drachen</strong>freund lässt seinen kleinen Einleiner lieber unausgepackt, aus Angst, von einer<br />

solchen "Rennmaschine" niedergemäht zu werden. <strong>Drachen</strong>clubs versuchen der Rücksichtslosigkeit<br />

entgegenzusteuern - bislang mit wenig Erfolg. Es grenzt fast schon an ein Wunder,<br />

dass nicht noch mehr Unfälle passieren.<br />

Wo bleibt bei dieser Entwicklung noch Raum für kleine, selbstgebaute <strong>Drachen</strong>, wie sie in<br />

diesem Heft vorgestellt werden? Ich meine, sie haben nach wie vor ihren Platz, da wo jemand<br />

nicht viel Geld ausgeben kann (oder will) aber auch als typische Einsteigerdrachen. Dass man<br />

sein Handwerk von Grund auf erlernen sollte, ist - gerade wenn es um <strong>Drachen</strong> geht - ein bewährter<br />

Grundsatz. Nur die Übung macht den Meister und viele der wirklich guten <strong>Drachen</strong>bauer<br />

haben klein angefangen und sich langsam nach oben gearbeitet. Sicher gäbe es auch<br />

weniger Ärger mit den Piloten superschneller Lenkdrachen, wenn diese sich vorsichtig an die<br />

Grenzen der neuen Geräte herantasten würden<br />

Mit Sicherheit passen die hier vorgestellten <strong>Drachen</strong> gut in eine Bewegung, die versucht,<br />

einen alternativen Lebensstil zu entwickeln. Muss ich denn immer viel Geld ausgeben, wenn<br />

ich für eine Weile Spaß haben will? Muss es gleich das neueste Material aus der Weltraumtechnologie<br />

sein? Gehört nicht mehr dazu, einen <strong>Drachen</strong> selbst zu bauen, auszuprobieren, zu<br />

verändern - als sich einen Luxusflieger fertig von der Stange zu kaufen?<br />

Ein wenig Nachdenklichkeit in diesem Sinne wünsche ich allen, die durch dieses Heft Spaß<br />

am <strong>Drachen</strong>bau gewonnen haben.<br />

29<br />

Holm <strong>Roch</strong>


Wenn Ihnen dieses Heft gefallen hat – empfehlen Sie es bitte weiter! Es sollte noch vielen<br />

Eltern und ihren Kindern, aber auch Lehrern und Leitern von Jugendgruppen Anregungen<br />

geben und sie „dem Himmel näher“ bringen.<br />

Das Heft wird kostenlos vertrieben und darf auch nur kostenlos weitergegeben werden. Wenn<br />

Sie mir allerdings ein paar Euro als Spende zukommen lassen möchten, freut mich das. Sie<br />

ermöglichen damit die Herausgabe weiterer Veröffentlichungen.<br />

Konto: Holm <strong>Roch</strong>, Kto.-Nr. 5405383739 bei der ING DiBa (BLZ 500 105 17)<br />

Über den Verfasser<br />

Holm <strong>Roch</strong>, Jahrgang 1938, hat etliche Jahrzehnte lang <strong>Drachen</strong> gebaut. Das ließ sich gut<br />

mit seinem Beruf verbinden, denn der promovierte Theologe ist evangelischer Pfarrer mit<br />

dem Schwerpunkt Familienbildung. Er hat auch ein Buch darüber geschrieben, was man mit<br />

Familien alles unternehmen kann („Mit Familien unterwegs“; Grünewald-<strong>Verlag</strong>). Mit seinen<br />

<strong>Drachen</strong> ist er ein wenig in der Welt herumgekommen und hat sie bei <strong>Drachen</strong>festen in<br />

China und Neuseeland steigen lassen. Einige Modelle aus diesem Heft sind schon über dem<br />

Himmelstempel in Beijing und auf dem Platz des Himmlischen Friedens geflogen.<br />

Heute lebt Holm <strong>Roch</strong> im sog. Ruhestand. Er hat den <strong>Drachen</strong>bau (fast) ganz aufgegeben<br />

und produziert statt dessen Rundfunksendungen, zeichnet Cartoons und schreibt satirische<br />

Texte.<br />

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