Detail Magazin | Serie 2013 1/2 Transparent und - Heinsdorff, Markus
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6 <strong>2013</strong> ¥ 1/2 ∂<br />
Leuchtende Edelsteine für Indien –<br />
ein Interview mit <strong>Markus</strong> <strong>Heinsdorff</strong><br />
Translucent Gems for India –<br />
An Interview with <strong>Markus</strong> <strong>Heinsdorff</strong><br />
Fotos:<br />
<strong>Markus</strong> <strong>Heinsdorff</strong> / Christian Schittich<br />
www.detail.de<br />
Wie Lampions leuchten bei Nacht die 16<br />
kunstvoll gestalteten Pavillons, die gerade<br />
als »mobiler Raum« durch fünf der größten<br />
Metropolen Indiens ziehen. Als »IndoGerman<br />
Urban Mela« bilden sie an ihrem jeweiligen<br />
Standort für insgesamt zehn Tage den<br />
Höhepunkt des Deutschlandjahres, das unter<br />
dem Motto »StadtRäume – City Spaces« die<br />
Auswirkungen <strong>und</strong> Herausforderungen einer<br />
rasanten Urbanisierung für die Städte beider<br />
Länder thematisiert. Die von dem Münchner<br />
Künstler <strong>Markus</strong> <strong>Heinsdorff</strong> entworfenen Konstruktionen<br />
dienen dabei als Ausstellungs<br />
<strong>und</strong> Präsentationsräume, für Konferenzen<br />
sowie kulturelle Veranstaltungen. Ihre Fassaden<br />
zeigen kristalline Formen geschliffener<br />
Edelsteine <strong>und</strong> thematisieren den in der indischen<br />
Tradition wichtigen Begriff »Stoff«.<br />
Nach Mumbai, Bangalore, Chennai <strong>und</strong> Delhi<br />
sind die Pavillons vom 10. bis zum 20. Januar<br />
<strong>2013</strong> auf ihrer letzten Station in Pune zu sehen.<br />
<strong>Markus</strong> <strong>Heinsdorff</strong> erläutert in dem nachfolgenden<br />
Interview das Entwurfskonzept <strong>und</strong><br />
äußert sich zu Material <strong>und</strong> Nachhaltigkeit, zu<br />
Stofflichkeit <strong>und</strong> Transluzenz.<br />
<strong>Detail</strong>: Auf welchem Gr<strong>und</strong>konzept, welchen<br />
gestalterischen Ideen basieren Ihre Pavillons?<br />
<strong>Markus</strong> <strong>Heinsdorff</strong>: Mein Konzept, mit dessen<br />
Umsetzung ich nach einem vorangegangenen<br />
Wettbewerb beauftragt wurde,<br />
beinhaltet die unterschiedlichsten Aspekte.<br />
Ein wesentliches Leitmotiv ist der Stoff, das<br />
Gewebe, denn dieses hat in Indien eine große<br />
Tradition <strong>und</strong> noch heute ist das Land<br />
neben China Weltmeister in der Stoffentwicklung<br />
<strong>und</strong> verarbeitung. Gleichzeitig<br />
fasziniert es mich, wie die Inder Zelte für alle<br />
möglichen Zeremonien einsetzen, allen voran<br />
für Hochzeiten. Doch die Oberflächen<br />
ihrer heutigen Zelte sind meist flach <strong>und</strong> damit<br />
langweilig. Deshalb habe ich für meine<br />
Pavillons das Motiv des Edelsteins gewählt,<br />
das sich direkt aus dem übergeordneten<br />
Motto »Natur« ableiten lässt. Das führte<br />
zu der facettierten Form <strong>und</strong> symbolisiert<br />
gleichzeitig den gestalterischen Reichtum<br />
Indiens – seine prachtvollen Kostüme, Farben,<br />
sein Schmuckdesign <strong>und</strong> vor allem<br />
natürlich die Mode. Doch auch das Thema<br />
1 Pavillon Typ 3/Pavilion Type 3<br />
2 unterschiedliche PavillonTypen als Renderings/<br />
Rendering of different pavilion types<br />
a Typ 1/Type 1: 130 m 2<br />
b Typ 2/Type 2: 80 m 2<br />
c Typ 4/Type 4: 75 m 2<br />
d Typ 5 (zweischalig)/Type 5 (doubleskin): 50 m 2<br />
e Typ 7 (gekoppelt)/Type 7 (combined): 100 m 2<br />
f Typ 3 (gekoppelt)/Type 3 (combined pavilion):<br />
3≈ 50 m 2<br />
3 »Urban Mela« in Mumbai<br />
Nachhaltigkeit spielt in meinem Konzept<br />
eine tragende Rolle.<br />
Und wie kam es zu den verwendeten Farben?<br />
Für mich war schnell klar, dass die Pavillons<br />
farblich eher reduziert sein sollten. Denn<br />
Indien ist ja selbst voller Farben. Ich wollte<br />
eine Art Bühne schaffen, die durch die bunten<br />
Benutzer belebt wird. Die verwendeten<br />
Farben ergeben sich aus dem Motiv des<br />
Schmucksteins. Ich entschied mich für<br />
überwiegend metallische Töne – Gold, Silber<br />
<strong>und</strong> Kupfer–, die Farben jener Materialien,<br />
die die Steine letztendlich fassen. Wir<br />
haben diesen Effekt bereits sehr früh mit<br />
Renderings simuliert <strong>und</strong> es ist faszinierend<br />
zu sehen, dass die fertigen Pavillons auf<br />
den ersten Übersichtsfotos tatsächlich aussehen<br />
wie Edelsteine (Abb. 3).<br />
Bei Ihren chinesischen Vorgängerbauten<br />
hatten Sie Bambus für die Tragkonstruktion<br />
verwendet, weshalb haben Sie sich hier für<br />
Stahl entschieden?<br />
Zunächst einmal sollte es eine klare Unterscheidung<br />
geben zwischen dem Auftritt<br />
Deutschlands in China <strong>und</strong> in Indien. Ein<br />
wesentlicher Leitgedanke war, mit den<br />
Möglichkeiten des Landes zu arbeiten. Da<br />
hätte ich mich an Bambus nicht unbedingt<br />
herangewagt, denn es gibt bei den ausführenden<br />
Firmen überhaupt keine Erfahrung<br />
mehr damit. Auch in China war der Einsatz<br />
von Bambus schwierig – aber dort finden<br />
sich letztlich doch noch technisch versiertere<br />
Firmen, die mit dem Material umgehen<br />
können.<br />
Nachdem wir nur die sehr kurze Zeitspanne<br />
von einem halben Jahr für die Vorbereitung<br />
hatten, ließen wir die Finger von wirklichen<br />
HightechLösungen <strong>und</strong> entwickelten zusammen<br />
mit schlaich bergermann <strong>und</strong> partner<br />
verschiedene Leichtbaukonstruktionen<br />
aus Stahl, die mit einfachen Mitteln umgesetzt<br />
werden konnten. Im Endeffekt haben<br />
wir nicht einmal eine richtige Stahlbaufirma<br />
gehabt, teilweise wurden die Arbeiten von<br />
ungelernten Arbeitern oder Schweißern ausgeführt,<br />
sodass nicht alles genauso umgesetzt<br />
werden konnte wie auf unseren Plä<br />
1<br />
nen. Schließlich haben wir aber einen einigermaßen<br />
maßhaltigen Stahlbau erhalten.<br />
Das Material Stahl hat es uns ermöglicht, mit<br />
wenigen Seilen <strong>und</strong> dünnen Stahlrohren unglaublich<br />
leichtgewichtige, möglichst große<br />
Strukturen zu realisieren. Fast alle Bauten<br />
haben keine Innenstützen, sind also sehr<br />
flexibel nutzbar. Und das, obwohl die Bauten<br />
teilweise starken tropischen Stürmen<br />
ausgesetzt sind. Gleichzeitig konnten wir mit<br />
dem Stahlbau an manchen Stellen aber<br />
auch noch mal symbolisch das Gewebe<br />
<strong>und</strong> Stoffthema aufnehmen, z. B. mit dem<br />
Dach aus Stahlseilen beim großen KonferenzPavillon.<br />
Darüber hinaus erinnert dieses<br />
Dach auch an ein Rad, das als Symbol<br />
in der indischen Flagge vorkommt.<br />
Spielten auch Vorbehalte eine Rolle, die es<br />
in Indien gegen den traditionellen Baustoff<br />
Bambus gibt? Wird er hier als nicht mehr<br />
zeitgemäß gesehen?<br />
Ja, interessanterweise gibt es in Indien –<br />
ganz im Gegensatz zu China – eigentlich<br />
so gut wie gar keine Bambusverarbeitung<br />
mehr. Auf Baustellen sieht man zwar noch<br />
unglaublich viele Gerüste allereinfachster<br />
Machart. Aber ein wirkliches Bauen mit<br />
Bambus existiert nur noch in einigen armen<br />
Regionen im Süden, <strong>und</strong> auch dabei handelt<br />
es sich überwiegend um einfache ländliche<br />
Gebäude.<br />
Sie haben erwähnt, dass der Leitgedanke der<br />
Nachhaltigkeit Ihrem Konzept zugr<strong>und</strong>e liegt.<br />
Könnten Sie das genauer erläutern?<br />
Zunächst einmal hatten wir den Anspruch,<br />
alles vor Ort in Indien herstellen zu lassen,<br />
um damit den aufwändigen Transport von<br />
Kontinent zu Kontinent zu vermeiden. Dann<br />
ging es darum, eine Konstruktion zu entwickeln,<br />
die mit möglichst wenig maschineller<br />
Kühlung auskommt, denn wir sind hier mit<br />
den Pavillons ja teilweise in unglaublich<br />
heißen Zonen unterwegs. Deshalb haben<br />
wir Typen entwickelt, die beispielsweise mit<br />
ihrer Doppelfassade einen stetigen Luftzug<br />
ermöglichen, so wie man es auch von traditionellen<br />
Häusern hier kennt. Die Fassade<br />
eines Typs etwa ist geflochten, dadurch ent
2<br />
3<br />
∂ <strong>2013</strong> ¥ 1/2 Diskussion 7<br />
stehen unzählige Öffnungen zur Belüftung<br />
<strong>und</strong> gleichzeitig ist die Verschattung gewährleistet.<br />
Diesen Typ haben wir vorweg<br />
als Baucontainer getestet, noch ohne Klimaanlagen.<br />
Mit nur zwei Ventilatoren konnten<br />
wir es darin bei einer Außentemperatur von<br />
40 bis 45 °C noch sehr gut aushalten.<br />
Die Membran der Außenhaut besteht aus<br />
einem PVCbeschichteten PolyesterGewebe.<br />
Wie passt das zum Thema Nachhaltigkeit?<br />
Unsere Gr<strong>und</strong>idee sah natürlich vor, so weit<br />
wie möglich umweltfre<strong>und</strong>liche, natürliche<br />
Materialien zu verwenden. Selbstverständlich<br />
gibt es in diesem Segment fantastische<br />
Fabrikate. Problematisch aber sind die Kos<br />
a b c<br />
d e f<br />
ten. Noch mehr Einschränkungen ergeben<br />
sich, wenn man mit relativ kleinen<br />
Mengen kalkuliert <strong>und</strong> wenn man, wie wir,<br />
auf die Produktion <strong>und</strong> Bauausführung<br />
vor Ort in Indien Wert legt oder die Membran<br />
gar in unterschiedlichen Farbtönen<br />
verwenden will. Schließlich kommt noch<br />
der Brandschutz dazu – wir unterliegen<br />
übrigens den indischen <strong>und</strong> deutschen<br />
Bauvorschriften –, sodass am Schluss nur<br />
noch PVC als Material für die Außenhülle<br />
übrig blieb.<br />
Das Schöne an diesem Material ist, dass<br />
es auch mit den lokalen Möglichkeiten in<br />
Indien in guter Qualität zu verarbeiten ist.<br />
Gleichzeitig hat es die Strapazen der<br />
Transporte zwischen den einzelnen Stationen<br />
bisher überraschend gut überstanden –<br />
ungeschützt auf offenen Lastwagen, Sandstürmen,<br />
schweren Monsunregen sowie<br />
einer unglaublichen Sonneneinstrahlung<br />
ausgesetzt.<br />
Aber auch die Langlebigkeit nach der Veranstaltung<br />
ist mir sehr wichtig. Schließlich<br />
sollen die Pavillons später permanent an einem<br />
Ort aufgestellt werden. Ich denke dabei<br />
etwa an Hochschulen, wo sie als Räume<br />
genutzt, aber auch als Anschauungsobjekte<br />
<strong>und</strong> zum Experimentieren verwendet werden<br />
können. Meine chinesischen Pavillons<br />
haben eine neue Heimat beispielsweise in<br />
Frankreich gef<strong>und</strong>en.
5<br />
8 Leuchtende Edelsteine für Indien – ein Interview mit <strong>Markus</strong> <strong>Heinsdorff</strong> <strong>2013</strong> ¥ 1/2 ∂<br />
4<br />
4, 7 Aufbau eines Pavillons (Typ 1) vor Ort<br />
5 Entwurfsskizzen von <strong>Markus</strong> <strong>Heinsdorff</strong><br />
6 Dachdetails (Typ 1) Maßstab 1:10<br />
4, 7 Setting up a pavilion (Type 1)<br />
5 Design sketches by <strong>Markus</strong> <strong>Heinsdorff</strong><br />
6 Roof details 1:10 (Type 1) scale 1:10<br />
Die von Ihnen verwendete Membran ist zu<br />
einem gewissen Grad lichtdurchlässig.<br />
Welche Bedeutung hat diese Transluzenz<br />
für Ihre Pavillons?<br />
Zunächst einmal möchte ich mit meinen mobilen<br />
Bauten hier in Indien auch Anstöße zu<br />
einem klimabewussten <strong>und</strong> nachhaltigen<br />
Bauen geben. Wir haben Membranen eingesetzt,<br />
die zu 90 % lichtdurchlässig sind.<br />
Das hat den Vorteil, dass die Innenräume,<br />
die für Ausstellungen, Konferenzen, Präsentationen<br />
<strong>und</strong> andere Veranstaltungen genutzt<br />
werden, tagsüber allein mit natürlichem<br />
Licht bespielt werden können. Aber<br />
auch die Atmosphäre ist deutlich besser als<br />
bei den üblichen Zeltbauten in Asien, die<br />
meist vollkommen licht<strong>und</strong>urchlässig sind<br />
<strong>und</strong> in denen man sich kaum richtig wohl<br />
fühlt. Durch die Transluzenz bekommen wir<br />
ein warmes Licht in den Raum – ein Effekt,<br />
der durch die gewählten Innengewebe in<br />
den Membranen, die zu einem leicht gebrochenen<br />
Weißton führen, noch verstärkt wird.<br />
Bei den doppelwandigen Pavillons kommt<br />
ein unglaublich reizvolles Schattenspiel dazu.<br />
Das war schon bei den chinesischen<br />
Vorgängerbauten aus Bambus der Fall, wo<br />
ich teilweise mit Metallgeweben gearbeitet<br />
habe <strong>und</strong> seidenartige Effekte durch doppelte<br />
Gewebeschichten erzielen konnte.<br />
Aber auch Bäume werfen ihre Schatten auf<br />
die Membran <strong>und</strong> liefern damit regelrechte<br />
Naturspiele, die gelegentlich an japanische<br />
Tuschebilder erinnern.<br />
Und von außen betrachtet ...<br />
... haben wir eine Tag <strong>und</strong> eine Nachterscheinung.<br />
Als gelernter Bildhauer ist mir<br />
das Licht <strong>und</strong> Schattenspiel auf den Außenhüllen<br />
der Pavillons bei Tag besonders<br />
wichtig. Deshalb habe ich die Fassaden<br />
plastisch modelliert, sodass auch unabhängig<br />
von den Farben eine ungeheure Lebendigkeit<br />
entsteht. Bei Nacht dagegen leuchten<br />
die Baukörper wie Lampions, die ähnlich<br />
wie in China auch hier in Indien eine große<br />
Tradition haben.<br />
Gleichzeitig hat das den w<strong>und</strong>erbaren<br />
Effekt, dass wir keine Außenbeleuchtung<br />
brauchen. Wir sparen uns immense Strom
6<br />
∂ <strong>2013</strong> ¥ 1/2 Diskussion 9<br />
c<br />
b<br />
kosten, ohne dass jemand über Kabel oder<br />
andere Gegenstände stolpern würde.<br />
Wie weit können Ihre mobilen Bauten Vorbild<br />
sein für ein Weiterdenken oder Weiterbauen in<br />
Indien?<br />
Natürlich möchte ich auch Anregungen<br />
geben, wie man mit Textilien bauen kann,<br />
denn Indien hat eine große Tradition darin,<br />
auch wenn man heute in den Städten nicht<br />
mehr so viel davon sieht. Es gibt zwar die<br />
erwähnten Hochzeitszelte, aber diese sind<br />
immer gleich <strong>und</strong> zeigen keine wirkliche<br />
Entwicklung mehr. Gleichzeitig entsteht<br />
durch das rasante Bevölkerungswachstum<br />
<strong>und</strong> die zunehmende Verstädterung ein<br />
enormer Bedarf an flexiblen Unterkünften.<br />
Manche Inder verbringen bis zu fünf St<strong>und</strong>en<br />
am Tag im Zug, um zur Arbeit <strong>und</strong> wieder<br />
zurückzukommen, andere bauen sich<br />
als Wanderarbeiter temporäre Behausungen<br />
aus Reststoffen – klassische Recyclingbauten<br />
also, nicht zu verwechseln mit Slumbebauungen<br />
–, wo sie jeweils für ein paar Wochen<br />
fernab von ihrem richtigen Zuhause<br />
leben. Die faszinierende Vorstellung, sein<br />
Haus auf dem Rücken zu tragen, aber in<br />
einem anderen Sinn als bei Campingzelten,<br />
inspiriert mich dazu, einfache aber flexible<br />
Systeme zu entwickeln – möglichst aus<br />
Natur baustoffen. Bambus wäre dafür ein<br />
hoch geeigneter Baustoff. Er wächst in einem<br />
bestimmten Gürtel r<strong>und</strong> um die Welt, ist<br />
meist frei zugänglich, gerade auch in<br />
Indien. Bereits nach drei Jahren kann man<br />
ihn nutzen, zum Beispiel für Unterkünfte<br />
nach Erdbeben oder Überschwemmungen,<br />
wie sie auch in Indien immer wieder vorkommen.<br />
Dafür ist natürlich eine Folie,<br />
die man mit einfachsten Mitteln herstellen<br />
kann, ideal. Doch in Indien wie auch anderswo<br />
in Asien wird über Bambus <strong>und</strong> textile<br />
Bauteile eher die Nase gerümpft. Diese<br />
Haltung möchte ich umkehren, indem ich<br />
eine HightechKonstruktion anbiete, die<br />
an kleine, soeben gelandete Raumschiffe<br />
erinnert. Nicht nur für Indien, sondern generell<br />
sehe ich das Thema »mobiler Raum«<br />
als eine spannende Zukunftsvision in der<br />
Architektur.<br />
a<br />
7<br />
a Druckring<br />
160/80/5 mm mit angeschweißter<br />
Verstärkung<br />
b diagonale Fassaden<br />
träger<br />
c oberes Radialseil<br />
Ø 6,1 mm<br />
d Gewindestange M33<br />
e Trägerplatte Stahl 10 mm<br />
mit Rohrsteife<br />
Ø 139,7/5 mm<br />
f Stahlrohr<br />
Ø 42,4/3,2 mm<br />
e<br />
f<br />
d<br />
a compression ring:<br />
160/80/5 with additional<br />
boss plate t = 10<br />
b facade truss<br />
diagonals<br />
c Ø 6.1 mm<br />
upper roof cable<br />
d threaded rod M33<br />
e bearing plate t = 10<br />
with Ø 139.7/5 stiffening<br />
circular tube<br />
f Ø 42.4/3.2 mm<br />
circular tube
10 Leuchtende Edelsteine für Indien – ein Interview mit <strong>Markus</strong> <strong>Heinsdorff</strong> <strong>2013</strong> ¥ 1/2 ∂<br />
8 a b c<br />
“The Year of Germany in India” is winding<br />
down. Among its features was the “Indo<br />
German Urban Mela”, a collection of 16 pavilions<br />
that spent ten days each at five of<br />
India’s largest cities. The festival’s theme is<br />
“StadtRäume – City Spaces”, and it has<br />
shown a light on the impact and challenges<br />
of rapid urbanisation in the cities of both<br />
countries. The pavilions were designed by<br />
Munichbased artist <strong>Markus</strong> <strong>Heinsdorff</strong> and<br />
function as exhibition and presentation<br />
spaces for conferences and cultural events.<br />
Their facades possess the crystalline forms<br />
of polished gems and celebrate fabric, one<br />
of India’s important traditions. Following<br />
stops in Mumbai, Bangalore, Chennai, and<br />
Delhi the pavilions are on display in Pune<br />
until January 20, <strong>2013</strong>. In the following interview<br />
<strong>Markus</strong> <strong>Heinsdorff</strong> explains his design<br />
concept and discusses the choice of materials<br />
and sustainability, as well as physical<br />
presence and translucency.<br />
<strong>Detail</strong>: Please tell us about your concept for<br />
the pavilions.<br />
<strong>Markus</strong> <strong>Heinsdorff</strong>: Following the design competition<br />
I was commissioned to develop my<br />
concept, which deals with a variety of different<br />
aspects. One important motif is fabric – woven<br />
textiles – because this has a long tradition<br />
in India, which, to this day, next to China,<br />
plays a leading role worldwide in developing<br />
and producing fabric. At the same time, I am<br />
fascinated by how the people of India use<br />
tents in all sorts of ceremonies – and particularly<br />
for weddings. But the surfaces of these<br />
presentday tents are usually flat and, therefore,<br />
monotonous. That is why I selected<br />
gems as the theme for my pavilions – a theme<br />
that is derived from the overarching motto:<br />
nature. This led to the multifaceted forms and<br />
also symbolises India’s rich heritage – its<br />
splendid costumes, colours, jewels, and<br />
above all, its haute couture. Sustainability also<br />
plays a leading role in my concept.<br />
How did you decide which colours to use?<br />
It quickly became clear that the colour<br />
scheme should be muted, because India itself<br />
is a riot of colour. I wanted to create something<br />
of a stage, a setting animated by the<br />
colour and actors inhabiting it. The pavilions’<br />
colours are related to the gems. I chose<br />
mostly metallic tones – gold, silver and copper<br />
– i.e. the material in which stones are set. We<br />
tested the effect in renderings at a quite early<br />
stage, and it is fascinating to see that the pavilions<br />
do now resemble precious stones.<br />
In your earlier work in China you used bamboo<br />
for structural purposes. Why did you<br />
choose steel here?<br />
First of all, there had to be a clear distinction<br />
between how the two countries present themselves.<br />
A central concept in India was to utilise<br />
the country's possibilities – so it would have<br />
8 Schnitte <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>risse Pavillons/Sections and<br />
floor plans of the pavilions<br />
a Typ 1/Type 1, b Typ 2/Type 2, c Typ 4/Type 4,<br />
d Typ 3/Type 3, e Typ 7/Type 7<br />
9 Typ 5 <strong>und</strong> 1 in Delhi/ Type 5 and Type 1 in Delhi<br />
been risky to use bamboo, because the firms<br />
no longer have experience with it. Using bamboo<br />
was difficult in China, but some technically<br />
savvy firms can be fo<strong>und</strong> that know how to<br />
work with it. Because we had a relatively brief<br />
amount of time – six months – to prepare the<br />
design for realisation, we resisted the temptation<br />
to try hightech solutions and instead developed<br />
– in cooperation with schlaich bergermann<br />
<strong>und</strong> partner – lightweight steel structures<br />
that can be implemented with simple<br />
means. In the end, we didn’t even have a bona<br />
fide steelwork contractor here; some of the<br />
work was done by unskilled workers or welders.<br />
As a result, some aspects of our planning<br />
could not be implemented. However, the<br />
steelwork turned out to be reasonably precise.<br />
By using steel – nothing more than cables and<br />
slender steel tubing – we were able to achieve<br />
incredibly lightweight yet expansive structures.<br />
Nearly all of the interiors are columnfree, a<br />
plus for flexible usage. And this was possible<br />
despite the fact that the structures were, in<br />
some cases, exposed to severe winds caused<br />
by tropical storms. For a few special surfaces<br />
– for example, by weaving cables in the roof of<br />
the large conference pavilion – we were also<br />
able to use steel to refer to our fabric theme.<br />
By the way, this roof brings to mind a wheel,<br />
the symbol that appears on the Indian flag.<br />
You mentioned that sustainability was an important<br />
theme. Could you elaborate?
9<br />
∂ <strong>2013</strong> ¥ 1/2 Diskussion 11<br />
d e
10<br />
12 Leuchtende Edelsteine für Indien – ein Interview mit <strong>Markus</strong> <strong>Heinsdorff</strong> <strong>2013</strong> ¥ 1/2 ∂<br />
We decided that, to avoid wasteful intercontinental<br />
transport, all components of the pavilions<br />
would be produced in India. Then we<br />
went to work to develop a structure that<br />
would require the least possible mechanical<br />
cooling. That is why we developed types, for<br />
example, whose double skins keep the air<br />
moving continuously – a principle used in<br />
traditional dwellings. The outer skin of one<br />
type is woven, and in this manner, a variety<br />
of openings are created that, for example,<br />
ventilate the pavilion and provide shade. We<br />
tested this type in advance – as our construction<br />
office. We had no air conditioning, just<br />
two fans, and were able to keep cool at 40°<br />
to 45° C.<br />
The membrane used for the outer skin is<br />
made of PVC. How can that be reconciled<br />
with sustainable building methods?<br />
Our concept foresaw, of course, the use of<br />
natural materials. And, needless to say, there<br />
are fabulous products available. But the costs<br />
were prohibitive. Our choices became even<br />
more limited because we needed a relatively<br />
small amount of material, and by our desire to<br />
use material made within the country’s borders.<br />
Fireresistance standards also had to be<br />
met – and, by the way, we were <strong>und</strong>er obligation<br />
to heed both the Indian and the German<br />
building codes. So, in the end, PVC was the<br />
only option for the outer skin. The good thing<br />
about the material is that it can be employed<br />
11 12<br />
well in India. And it has withstood the strains<br />
of transport between the different locations<br />
surprisingly well – on flatbed trucks that have<br />
passed through sandstorms and monsoons.<br />
But their durability after the event is also very<br />
important to me. The intention is that they be<br />
installed somewhere permanently, for example<br />
at a university, or as a display pavilion. The<br />
Chinese pavilions have, for example, fo<strong>und</strong> a<br />
new home in France.<br />
The membrane you used is, to a certain degree,<br />
permeable to light. What role does<br />
translucence play in the pavilions?<br />
First of all, with these mobile structures I hope<br />
to call attention to principles of environmentally<br />
so<strong>und</strong> construction methods. We used<br />
membranes with 10% permeability. This material<br />
has the advantage that the interiors,<br />
which are used for exhibitions, conferences,<br />
presentations, and other events, require no<br />
electric lighting during the day. But the atmosphere<br />
is also much better than in standard<br />
tent structures encountered in Asia, which are<br />
typically impervious to light and are, generally<br />
speaking, spaces in which one does not feel<br />
at ease. The translucence gives the space a<br />
warmtoned light – an effect that is reinforced<br />
by our choice of an offwhite inner membrane.<br />
And the play of shadows in the doubleskin<br />
pavilions is incredibly alluring. This was also<br />
the case in our earlier bamboo structures as<br />
well: I worked with metal mesh and, by over<br />
10 »German beer garden« auf der »Urban Mela«<br />
in Delhi, November 2012<br />
11 Pavillons Typ 2 <strong>und</strong> 3<br />
12 <strong>Markus</strong> <strong>Heinsdorff</strong> im Gespräch mit Ausstellungsbesuchern<br />
10 The German Beer Garden at the Urban Mela in<br />
Delhi, November 2010<br />
11 Pavilion types 2 and 3<br />
12 <strong>Markus</strong> <strong>Heinsdorff</strong> talking with visitors to the<br />
exhibition<br />
Das Interview führte Christian Schittich in Delhi.<br />
Christian Schittich conducted the interview in Delhi.<br />
lapping it, achieved silky effects. But the trees<br />
also cast shadows on the membrane and at<br />
times create a spectacle that is reminiscent of<br />
Japanese inkwash painting.<br />
And seen from outside...<br />
...there is the daytime look and the nighttime<br />
look. I am, by training, a sculptor. For this reason,<br />
the play of light and shadow over the<br />
course of a day is very important to me. Consequently,<br />
the outer envelope is articulated<br />
threedimensionally: the surfaces are animated<br />
regardless of the colour that has been employed.<br />
At night, in contrast, they glow like<br />
lampions, which have a long tradition in India.<br />
To what extent can these wandering pavilions<br />
serve as a model for these principles?<br />
Of course I would like to encourage the use of<br />
textiles in buildings, because India has a long<br />
tradition of this, although there is not much<br />
evidence of it in today’s cities. There are, as I<br />
mentioned, the wedding tents, but these are<br />
standardised, and there is no further development<br />
of them. The growing population, however,<br />
is creating a need for flexible housing.<br />
Some commuters spend up to five hours a<br />
day on the train; others build temporary housing<br />
from discarded material – a phenomenon<br />
involving recycling, not to be confused with<br />
slum building – and reside there a few weeks<br />
before returning to their permanent homes.<br />
The idea of being able to transport a house on<br />
my back – but in a different sense from camping<br />
– inspires me to develop flexible systems,<br />
ideally using natural materials. Bamboo is predestined<br />
for such applications. It grows<br />
aro<strong>und</strong> the globe in a specific climate zone<br />
and is usually accessible to the general public,<br />
particularly so in India. It can be harvested after<br />
just three years, for example following<br />
earthquakes or flooding – which are frequent<br />
occurrences in India. On the other hand, a<br />
membrane produced with the simplest of<br />
means is ideal. But the people of India – and<br />
elsewhere in Asia, as well – tend to look down<br />
on bamboo and textiles in buildings. I hope to<br />
turn these attitudes aro<strong>und</strong> by developing a<br />
hightech structure that brings to mind a small<br />
spacecraft that has just landed on Earth.