Bildung macht reich - Stiftung Grone-Schule
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EDITORIAL<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
es war bemerkenswert, wie Heinrich Alt, Vorstandsmitglied<br />
der Bundesagentur für Arbeit,<br />
eines der Grund legenden Probleme der (Re)<br />
Integration von Problemgruppen in den Arbeitsmarkt<br />
benannte: Immer öfter em pfänden<br />
sie „<strong>Bildung</strong> als Bedrohung“.<br />
Er hat Recht. Das führt zu der Frage: Was<br />
ist also falsch gelaufen? Zum einem si cher lich,<br />
dass Menschen sich falsch einschät z ten und<br />
somit überschätzten, und zum anderen, dass<br />
sie sich unterschätzen und den Glau ben an<br />
ihre Fähigkeiten verloren haben. Beides mit<br />
der fatalen Folge der Niederlage, womöglich<br />
des mehrfachen eigenen Versa gens, das über<br />
die Resignation hinaus zur Verweigerung führt.<br />
Was aber muss getan werden, damit Bil dung<br />
als Chance begriffen werden kann?<br />
Auch hier gibt es sehr viele Antworten. Wesentlich<br />
scheint mir: Es darf keine pau schalen<br />
Lösungen für Qualifizie rung und Wei ter bildung<br />
geben – knapp daneben ist näm lich auch<br />
vorbei. Das Gebot der Zukunft ist die in dividuelle<br />
Lösung, sozusagen das Schneidern<br />
eines Maßanzugs für Lebens perspektive, wobei<br />
das Schnitt muster auch die Bedingungen<br />
des jeweiligen persönlichen Umfeldes mit einbeziehen<br />
muss.<br />
Dafür aber braucht es erstens Fachleute,<br />
die mit Engagement und Kompetenz und mit<br />
einem Blick für die Lösung, für den pragmatischen<br />
Erfolg ans Werk gehen. Deswegen ist<br />
es zweitens richtig, auf Qualität zu setzen und<br />
nicht auf Quantität. Und deswegen ist es drittens<br />
wichtig, heute die ArbeitsmarktAntworten<br />
für morgen zu entwickeln.<br />
Zugegeben, das ist ein bisschen wie dreidimensionales<br />
Schach. Doch wenn die Ge sellschaft,<br />
die Politik, die Verwaltung und nicht<br />
zuletzt die Weiterbildungs und Quali fizierungsträger<br />
ihrer Verantwortung gerecht werden<br />
wollen, müssen sie sich sorgfältig der Komplexität<br />
der Aufgabe stellen.<br />
Wir bei <strong>Grone</strong> haben dafür den Fokus einerseits<br />
auf ein ausführliches, durchdachtes<br />
Profiling und anderseits auf die modulare<br />
Qua lifikation gelegt: Persönliches Erkennen<br />
der eigenen Stärken und Schwächen, Stabilisie<br />
rung, schrittweises Vorgehen und verschiedene,<br />
wenn nötig immer wieder neue Bausteine,<br />
fügen sich zu einem soliden, belastbaren<br />
Konstrukt, das Erfolgserlebnisse und<br />
Vorankommen – auch in kleinen Schritten –<br />
ermöglicht. Wenn dann noch die Belohnung<br />
eines Jobs statt einer Alimentierung winkt,<br />
sind wir auf dem richtigen Weg. <strong>Grone</strong> will ihn<br />
gerne gehen, denn das ist unser Auftrag seit<br />
mehr als 100 Jahren.<br />
Ihr<br />
Wolfgang Prill<br />
Vorstand <strong>Stiftung</strong> <strong>Grone</strong>-<strong>Schule</strong><br />
„Rhetorik-Papst“ Lange: <strong>Bildung</strong> verkaufen!<br />
Hamburg. Marketing ist für Gerhard Lange in erster Linie Kommunikation.<br />
Und Kommunikation ist nach seiner Überzeugung in erster<br />
Linie Sprache. Womit der Gastredner beim <strong>Grone</strong> Jour Fixe<br />
am 16. April im Hamburger <strong>Grone</strong> <strong>Bildung</strong>szentrum,<br />
der Kölner RhetorikProfessor<br />
Gerhard Lange, bei seinem eigentlichen<br />
Thema war: „Mit Worten gewinnen<br />
– Reden, Verkaufen, Motivieren“,<br />
war der Vortrag überschrieben. Dabei<br />
unterhielt der brillante Redner Gerhard<br />
Lange seine Zuhörerinnen und Zuhörer<br />
so kurzweilig, dass ihnen die rund zwei<br />
Stunden Vortragsdauer zu keiner Zeit<br />
lang wurden.<br />
Gerhard Lange <strong>macht</strong>e gleich zu Beginn<br />
seiner Ausführungen deutlich, dass<br />
auch die Leistungen, die <strong>Grone</strong> auf dem<br />
<strong>Bildung</strong>ssektor erbringt, Produkte seien,<br />
die sich im Markt gegen Wettbewerber<br />
behaupten müssten. Es gehe letztlich um<br />
<strong>Bildung</strong>smarketing und daher müssten<br />
alle Mitarbeiter von <strong>Grone</strong>, besonders<br />
aber die Führungskräfte, die Produkte<br />
nicht nur vertreten, sondern auch an die Zielgruppen draußen wie<br />
etwa ARGEn, Institutionen, Unternehmen und potenzielle Kursteilnehmer<br />
„verkaufen“. Dabei, so der Jour FixeGast, könne die<br />
Rhetorik einen lohnenden Beitrag zum Erfolg beisteuern.<br />
Und dann nahm der Professor, den die Medien gerne als „deutschen<br />
RhetorikPapst“ beschreiben, die Zuhörerinnen und Zuhörer<br />
in der <strong>Grone</strong> Aula in HamburgHammerbrook mit auf eine spannende,<br />
lehr<strong>reich</strong>e und immer unterhaltsame Reise durch die Jahrtausende<br />
der Redekunst. Beginnend mit der Körpersprache als erstem<br />
von sieben Leistungskriterien der „strengen Disziplin der<br />
Rhetorik“ über die Verstärkung einer Argumentation durch ständige<br />
Wiederholung – „Cetero censeo“ – bis hin zum Tipp, part nerzentriert<br />
zu reden, den Gerhard Lange an einem Beispiel aus der<br />
<strong>Grone</strong>Welt deutlich <strong>macht</strong>e. Den Satz „Es entsteht eine signifikante<br />
positive Korrelation zwischen dem effektiven Lernzuwachs<br />
[fortsetzung von seite 1]<br />
Zu diesen Akteuren zählt Alt unverzichtbar auch Weiterbildungs<br />
und Qualifi zierungs unternehmen wie <strong>Grone</strong>: „Die Bun des agen tur<br />
setzt auf diese Zusam men arbeit, und <strong>Grone</strong> gehört zu unseren<br />
wich tigsten Liefe ranten.“ Ganz massiv werde die ba künftig priva te<br />
Ver mitt lungs ansätze – wie <strong>Grone</strong> sie anbietet – unterstützen: „Wir<br />
wollen wissen, ob sie das besser können als staatliche Insti tu ti o nen.“<br />
Dabei bezog sich Alt besonders auf die Ziel gruppen Migranten<br />
und auf Ju gend liche, die bereits länger vergeblich nach Ausbildung<br />
und Be schäftigung suchen. Als Beispiele für in no vative Instrumente<br />
nannte er Sommer camps für Haupt und Real schüler der Jahr gänge<br />
8 und 9. Mit Pilotprojekten zur Be rufs vor bereitung seien dort gute<br />
Erfahrungen ge<strong>macht</strong> worden. „Wir müssen jetzt handeln“, so Alt,<br />
„denn wer jetzt nicht in Aus bildung kommt, ist im nächsten Konjunk<br />
tur abschwung als erster arbeitslos.“<br />
Ein weiteres Au genmerk richtete Alt auf die Kombi nation verschiedener<br />
Maß nahmen. Bei spielhaft nannte er Kin der ta ges stätten,<br />
de ren bessere Aus stat tung auch Straub haar angema hnt hatte: „Wir<br />
haben zur Zeit 20.000 Er zieherinnen und Er zieher, die Grundsicherung<br />
beziehen. Mit mehr Kinder tagesstätten, die längere Öffnungs<br />
zeiten haben, können mehr Erzieher in Arbeit und aus der<br />
Grund sicherung kommen; gleichzeitig schaffen wir mehr Angebote,<br />
damit Eltern ihre Kinder in guter Ob hut wissen und Ar beits<br />
IMPRESSUM<br />
Eine Publikation des Unternehmensverbunds <strong>Stiftung</strong> <strong>Grone</strong><strong>Schule</strong><br />
HERAUSGEBER: <strong>Grone</strong> Service- und Verwaltungsgesellschaft mbH, Hamburg<br />
VERANTWORTLICH /REDAKTION: Meta Märtens, Tel. 040 23707-338,<br />
m.maertens@grone.de<br />
Jour Fixe-Vortrag zur Redekunst als Marketinginstrument<br />
Ausdrucksstark und inhaltsvoll: Prof. Dr. Gerhard Lange<br />
trägt seine Argumente mustergültig vor.<br />
(lz) und der Bearbeitungszeit (t)“ könne man einfacher und damit<br />
besser ausdrücken: „Wer länger lernt, lernt mehr“. Da hatte er im<br />
Publikum die Lacher auf seiner Seite, wobei mancher vielleicht an<br />
selbst produzierte Satzungetüme denken<br />
musste.<br />
Der Aufbau einer Rede, Atmung,<br />
Stim me und Sprechweise bis zu den<br />
Tech niken erfolg<strong>reich</strong>er Argumentation<br />
und letztlich dem Erfolgsgeheimnis des<br />
aufmerksamen Zuhörens – Gerhard Lange<br />
trug sein Thema eindrucksvoll und anschaulich<br />
anhand zahlloser historischer<br />
Beispiele und Zitate vor. Zugleich gab er<br />
seinen Zuhörern handfeste Tipps für die<br />
Praxis mit. Lange: „Wenn man jemanden<br />
abholen will, muss man dahin gehen,<br />
wo er steht. So kann man jemanden nur<br />
FOTO: PRIVAT<br />
überzeugen, wenn man seine Einwände<br />
und Vorbe halte kennt und an ihnen ansetzt.<br />
Nur wenn man die Signale der<br />
Zuhörer, des Kunden erkennt und zu<br />
deuten versteht, kann man marktgerecht<br />
reden.“<br />
Neben seinen insgesamt sieben Leis tungskriterien für die gute<br />
Rede und einer Reihe von Forderungen an einen Vortragenden, gab<br />
Professor Lange seinem Publikum noch drei Grundsätze guter<br />
Rhetorik mit auf den Weg: Erstens – Steh’ auf, damit man Dich sieht!<br />
Zweitens – Sprich deutlich, damit man Dich versteht! Drittens – Hör’<br />
bald auf, damit man Dich mag!<br />
Zumindest die letzte Regel widerlegte der Professor aller dings<br />
an diesem Jour FixeNachmittag selbst, denn sein Publi kum hätte<br />
ihm sicherlich gerne noch länger zugehört.<br />
Professor Dr. Dr. h.c. Gerhard Lange lehrt seit 1962 Angewandte<br />
Rhetorik an der Universität zu Köln. Daneben hält er seit über 25<br />
Jahren praxisorientierte Vorträge und Trainings bei Unternehmen<br />
und Institutionen. Auch ist er mit zahl<strong>reich</strong>en Veröffentlichungen<br />
hervorgetreten, darunter dem Buch „Rhetorik – Mit Worten gewinnen!“.<br />
angebote annehmen können. Und wir geben den Kin dern mehr<br />
Chancen auf frühe Bil dungs zugänge.“ Die beiden Referenten sprachen<br />
vor rund 160 Gästen bei einem Empfang, den <strong>Grone</strong> anlässlich<br />
des 60. Geburtstags von Vorstand Wolfgang Prill ausrichtete.<br />
[siehe auch seite 7]<br />
QUALIFIZIERUNG<br />
WEITERBILDUNG<br />
Zusammenarbeit im Interesse<br />
der Kunden<br />
VERMITTLUNG<br />
TRAINING<br />
QUALIFIZIERUNG<br />
WEITERBILDUNG<br />
TEXT: BKM – Hamburger Büro für Kommunikations- und Medienarbeit,<br />
www.hamburg-bkm.de<br />
GESTALTUNG/ SATZ: GRAFIKHANDLUNG.DE, Hamburg, www.grafikhandlung.de<br />
DRUCK: Waschek Druck GmbH, Hamburg, www.waschekdruck.de<br />
GRONE WISSEN, DAS SIE WEITERBRINGT | 2<br />
ILLUSTRATION: GRAFIKHANDLUNG.DE