22.02.2013 Aufrufe

NEWSLETTER Dezember 2012 - Mffv

NEWSLETTER Dezember 2012 - Mffv

NEWSLETTER Dezember 2012 - Mffv

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Außerdem brauchen wir Transparenzkriterien für Förderer und Anstalten.<br />

Andernorts in Europa sind sie längst üblich. Das bedeutet: Offenlegung<br />

der Auftragsvergabe mit öffentlichen Geldern, der Vergabe an Tochterunternehmen,<br />

der Rückzahlungsquoten bei den Förderern, der internen Kriterien<br />

jener Gremien, die über unsere Projekte entscheiden.<br />

Wir müssen grundsätzlich über Sinn und Zweck des deutschen Filmförderwesens<br />

diskutieren. Auch auf die Gefahr hin, dass die ein oder andere Förderung<br />

wegfällt. Das Solidarmodell FFA unter gesetzlicher Legitimation des FFG hat<br />

abgewirtschaftet. Es ist zu einer zinsfreien und risikolosen Hauptfinanzierung<br />

des mittelmäßigen und mittelgroßen deutschen Kinofilms verkommen –<br />

ein Selbstbedienungsladen der Verwerter.<br />

Die überregionale Filmförderung ist zwar per Gesetz zur Steigerung der Qualität<br />

und der wirtschaftlichen Basis des deutschen Films verpflichtet. Doch sie hat<br />

in 50 Jahren keinerlei Anstalten unternommen, ernsthafte Kriterien für die<br />

Bemessung der Qualität des deutschen Films zu entwickeln. Länderförderer sind<br />

sowieso meist eher dem wirtschaftlichen Effekt in ihrer Region als dem Film<br />

als wichtigem Kulturgut verbunden.<br />

Wir brauchen eine Trennung der Bereiche wirtschaftlicher Film – künstlerischer<br />

Film. Kommerziell geplante und kulturell innovativ entwickelte Filme sollten<br />

in den Förderungen wieder unterschiedlichen Kriterien zugeordnet werden. Das<br />

jetzige Fördersystem bedient sich des Dokumentarfilms und des innovativen<br />

fiktionalen Films ausschließlich als Alibi, z.B. bei der Notifizierung in Brüssel.<br />

Der Produzent, die Produzentin dieser Filme verkümmert dabei.<br />

Doch wir müssen auch uns selbst fragen: Sind wir Produzentinnen und Produzenten<br />

bereit, uns verstärkt einer Diskussion um kulturelle Erfolgskriterien<br />

zu stellen? Förderung kann nicht Daueralimentierung bedeuten. Was sind<br />

erfolgreiche, gesellschaftlich wichtige, kulturell innovative, künstlerisch<br />

aufregende Filme? Wie wird ihr Erfolg gemessen?<br />

Damit sind wir beim Kern: bei den Werten, bei unserer Vorstellung, was einen<br />

wichtigen, aufklärerischen, filmisch innovativen Dokumentar- oder Spielfilm<br />

ausmacht und bei dem berechtigten Anspruch, mit dieser Art der Arbeit das<br />

Überleben einer Firma, eines Produzenten, einer Produzentin zu sichern.<br />

Es ist lange verpönt gewesen, diesen umfassenden Anspruch gemeinsam zu<br />

artikulieren. Kinos, Verleihfirmen, Vertriebe, Produktionsfirmen und Fernsehmacher,<br />

die mehr sein wollen als Buchhalter, müssen sich dieser Frage nach den<br />

Inhalten, nach dem Anspruch an uns selber heute stellen, wenn sie film- und<br />

medienpolitisch für ihre Arbeit, ihre Filme, ihre Formate, einstehen wollen,<br />

wenn sie deren Existenz politisch sichern wollen.<br />

Unsere ersten Partner in der Filmpolitik sind daher die Politiker, die Vertreter<br />

der Öffentlichkeit. Und eben nicht mehr die Verwerter auf der einen Seite, die<br />

mit ihrer Selbstbedienungsmentalität und ihren Gerichtsprozessen die FFA<br />

unterhöhlt und letztlich zerstört haben. Oder die Quotenzähler bei den Sendern.<br />

Wir können diese Krise nur überwinden, wenn wir wieder politisch im umfassenderen<br />

Sinn – nicht nur im Lobby-Sinn – eine Diskussion und eine Öffentlichkeit<br />

suchen, die außer den ökonomischen Notwendigkeiten auch den künstlerischen<br />

und moralischen Visionen unserer Filme gerecht wird.<br />

Diese Visionen sind das Wichtigste. ó

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!